Fazit 112

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fazitmagazin.at

#112 Gespaltene Republik?

Nr. 112 3/2015 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Österreich zwischen Wurst und Gabalier.

Handel ist Wandel Fazitgespräch mit Spar-Geschäftsführer Christoph Holzer

FAZIT

Mai 2015

Präsident bei den Menschen

Essay von Maryam Laura Moazedi Notizen zu Grass

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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Fazit


Anmerkung für die Onlineversion Der Titel dieses Editorial ist – um sprachlich genau zu sein – nicht korrekt. Ausdrücken will er (also wollte ich), dass nur »Menschen, die einander verstehen auch ein Gefühl des Miteinander entwickeln können«. »Sich verstehen« meint aber »sich selbst« verstehen. (Was uns wahrscheinlich auch nicht immer gelingen kann.) Ich hoffe, Sie haben mich ausreichend verstanden und darf mich für den Fehler entschuldigen. Er ist mir zwar (ganz kurz!) vor Drucklegung noch aufgefallen, aber ich dachte, bei dem Thema passt so etwas sogar. CK


Editorial

Von Christian Klepej

M

an wird den Menschen in Nordafrika, die – oft vollkommen bar jeder eigenen Verantwortung übrigens! –, mit Kind und Kegel noch dazu, in Nußschalen nach Lampedusa übersetzen wollen, sagen müssen, dass dies keinen Sinn ergibt. Oder wir müssen damit beginnen, sie bei Ihnen und bei mir daheim einzuquartieren.« Genau ein Jahr ist es her, dass ich diesen Satz im Editorial der Ausgabe 102 geschrieben habe. Darf ich an diesen Satz heute noch erinnern? Darf ich ihn überhaupt noch denken? Eher nicht, wenn es etwa nach dem Journalisten Heribert Prantl (Süddeutsche vom 18. April) oder dem Autor Robert Menasse (Presse vom 22. April) geht, die sich beide geradezu übertrumpfen, wenn es um »Schuldzuweisungen« für die – zweifellos tragischen – Schicksale der Menschen geht, die auf dem Seeweg versuchen, in Europa ein besseres Leben zu haben. Beide haben jedenfalls den vermeintlich perfekten Schuldigen gefunden: Europa, also wir alle. Das fragwürdige Detail, das Menasse besonders erregt, nämlich nicht »die Eu-

Europa wird die Probleme der Welt nicht in Europa lösen können

ropäische Union«, sondern »die europäischen Nationalstaaten« seien schuld – er versteigt sich sogar dahin, man sollte jeden einzelnen europäischen Innenminister als Mörder denunzieren! – illustriert dabei lediglich das eher holprige Demokratieverständnis Menasses, der meint, dass wesentliche Gesetzgebungskompetenzen den »Nationalstaaten entzogen werden müssten«. Europa als Schuldigen in der (weltweiten) Flüchtlings- und Wanderungsthematik zu benennen ist kontraproduktiv und entspricht vor allem nicht den Tatsachen! Es befriedigt nur die allgegenwärtige Lust aller Linksliberalen, immer und überall einen Schuldigen zu suchen und jedes Opfer für ihr persönliches reines Gewissen zu instrumentalisieren. (Ganz abgesehen davon, dass, wenn es schon um »Schuld« geht, nicht auf alle afrikanischen wie nahöstlichen Regierungen und Gesellschaften vergessen werden kann!) Europa hat aber als starker und wohlhabender Kontinent natürlich besondere Verantwortung zu tragen. Und so gilt es, so schnell als möglich – also kurzfristig – die furchtbaren Zustände im Mittelmeer zu beenden und Mittel und Wege bereitzustellen, die Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren! Mittelfristig ist eine gemeinsame, aber eben von allen Mitgliedsstaaten der EU getragene, Asyl- und Migrationspolitik auf die Beine zu bringen, die Einwanderung in Europa zulässt, ohne dabei darauf zu vergessen, dass der am dichtesten besiedelte Kontinent der Welt schlicht und einfach nicht die Kapazitäten hat, alle Menschen aufzunehmen! Wer denkt, die Konflikte, das Leid, den Schrecken und die Probleme der Welt in Europa zu lösen, der wird in einem Europa aufwachen, das sich diese Probleme der Welt importiert hat. Und das dann diese Konflikte vor Ort auszutragen haben wird. Das Beispiel Australiens – das im Übrigen deutlich mehr an Platz für deutlich mehr an Zuwanderern hätte (diesen Hinweis kann ich mir nicht ersparen, er gilt auch noch immer für die USA und jedenfalls für Kanada) – erscheint mir dabei für Europa zumindest nachdenkenswert.

Am wichtigsten aber wird es sein, eine langfristige Lösung anzustreben. Und die muss eben darin begründet sein, dass es widersinnig ist, dass Menschen zu Aberhunderttausenden ihre Heimat verlassen und nach Europa wollen. Der Braindrain, also die Abwanderung von Intellektuellen, Künstlern und Facharbeitern, aus vielen (vor allem afrikanischen) Staaten ist ungeheuerlich. Und zerstört die Zukunft aller von ihnen verlassenen Mitbürger. (Etwa praktizieren im Vereinigten Königreich in absoluten Zahlen mehr Ärzte ghanesischer Herkunft als in Ghana selbst. Das ist gewiss kein wünschenswerter, sondern ein anzuprangernder Zustand!) Also wird man die Entwicklungshilfe (gerne auch Entwicklungszusammenarbeit, wie es neuerdings heißen soll) vollkommen überdenken und neu aufstellen müssen. In den letzten Jahrzehnten floss das Zigfache etwa der Mittel des Marshallplans (Europäisches Wiederaufbauprogramm nach dem Zweiten Weltkrieg) nach Afrika. Und es gibt bis heute – wohl bis auf Südafrika, das dafür gerade von schwerem innerafrikanischen Rassismuss gebeutelt wird – kaum eine funktionierende Demokratie dort. Unsere Menschlichkeit gebietet es uns, Menschen zu helfen! Die beste und im Grunde einzige wirksame Hilfe wird es dabei sein, sie darin zu unterstützen, sich selbst zu helfen. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT MAI 2015 /// 5


Inhalt Fazit Mai 2015 28

08

Fotos: Piero Pichleretto, Arlene Joobes, Enlarge, Marija Kanizaj, Jakob Montrasio

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Auf Sparkurs

Spar-Geschäftsführer Christoph Holzer erklärt im Fazitgespräch, warum der Österreicher nicht nur Geiz geil findet.

Der gespaltene Österreicher

Manchmal hat man das Gefühl, Österreich steht vor einer Spaltung seiner Gesellschaft. Doch eigentlich ist es ganz anders.

Zukunftsvisionen …

Laura Moazedi über den Einfluss der Gendergerechtigkeit auf die gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte.

Notizen zu Grass

Michael Bärnthaler über den Literaten mit Walrossbart und Pfeife. Seite 81

Ausgabe Mai 2015 XII. Jahrgang Nr. 112 (3/2015) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Promotion« oder »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 68 74

Rubriken Editorial 5 Politicks 16 Investor 38 Essentials 48 Offenlegung 60 Immobilien 66 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

In Seit elf Jahren leistet Fazit nun bereits Monat für Monat seinen Beitrag zur Meinungsvielfalt. Dabei halten wir uns nicht immer an gängige Konventionen. Wir versuchen, die Regeln des Qualitätsjournalismus zu befolgen und das gelingt uns zumindest nicht schlechter als den meisten Qualitätsblättern. Dass Journalismus nur objektiv sein kann, halten wir für einen Mythos, weil alles, was wir schreiben, immer auch unsere eigenen Erfahrungen und Einstellungen spiegelt. Sämtliche Umfragen verorten die Mehrzahl der Journalisten übrigens wesentlich weiter »links« als die restliche Gesellschaft. Viele Kollegen sehen sich als gesellschaftspolitische Avantgarde und vermeintlich progressiven Entwicklungen verpflichtet.

Bei uns Fazitschreibern ist das anders. Nur die Hälfte von uns sieht ihre politische Heimat im linken Lager. Das ist für ein unabhängiges deutschsprachiges Medium ziemlich einzigartig. Dennoch klappt der redaktionsinterne Diskurs. Er funktioniert, weil wir unsere unterschiedlichen Meinungen nicht durch ein Diktat politischer Korrektheit auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zusammenstutzen lassen. Gutes Lesen! -red-

Der Präsident

Seit 15 Jahren führt Christian Mandl die Landarbeiterkammer durch bewegte Zeiten. Mit der Bilanz kann er zufrieden sein.

IMPRESSUM

Große Amore in Bologna

Farbenfroh und geschichtsträchtig präsentiert sich die italienische Region Emilia-Romagna. Katharina Zimmermann hat sie besucht.

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

: ter ky a e Th rows troy Doblt Nes80 e spi Seite

Lektorat AdLiteram

Essentials

Die wichtigen Dinge der Design erin Ida Kreutzer

Seite 48

Druck Leykam, Neudörfl

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Arlene Joobes

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT MAI 2015 /// 7



Gespaltene Gesellschaft

Der gespaltene Österreicher Die Welt ist kompliziert, also wünscht man sich, mehr in Schwarz und Weiß denken zu können. Manchmal hat man dann das Gefühl, Österreich steht vor einer Spaltung seiner Gesellschaft. Dabei ist es ganz anders.

E

Illustration: Pedro el libre

igentlich sind solche Worte ja ein Gewinn. Als Andreas Gabalier Ende März bei den heurigen Amadeus Awards die Bühne betrat und diesen eher bedeutungslosen Preis für den besten Live-Act des Jahres einer noch bedeutungsloseren Veranstaltung entgegennahm, entschied er sich dafür, nicht nur zu danken. Also belanglos viel zu reden. Sondern auch etwas zu sagen. Man kann sich dieses Video zigmal online anschauen und zunächst gar nicht recht bemerken, ob denn etwas passiert ist. Aber ja, ist es. Es ging um einen Satz. Um Manderl und Weiberl. Und wie schwer es das Manderl heutzutage hätte, wenn es noch auf Weiberl stehen würde. Und dann wurde er beschimpft. Aus dem Publikum heraus. Und der Volks-Rock’n’Roller fühlte sich so unverstanden, dass er Toleranz einforderte. In den folgenden Tagen überschlugen sich Journalisten, Meinungsbilder und Hobbyschreiberlinge mit Kommentaren, die so schwarz und weiß waren, dass sie etwas plakativ gedacht eine Frage aufwarfen: Droht die erste Spaltung Österreichs seit dem Bürgerkrieg der Zwischenkriegsjahre, wo sich Christlich-Soziale und Konservative, Arbeiter und Sozialisten sowie Deutschnationale feindlich gegenüberstanden? Natürlich nicht. Wir haben ja auch viel größere Probleme auf dieser Welt, die im Mittelmeer, in Kärntner Banken oder auf hungernden Kontinenten zu finden sind. Aber sind wir dennoch ein Land zwischen Conchita Wurst und Andreas Gabalier? Liberales Selbstverständnis vs. Erhalter der traditionellen Normativität? Progressiv

vs. konservativ? Und wer war nun eigentlich intolerant? Der Progressive, weil er den Rückständigen nicht verstehen will, oder der Konservative, weil er um die traditionellen Werte seines Landes fürchtet? Und überhaupt: Ist Toleranz, also Duldung, das richtige Wort, und wäre es nicht richtiger, von Verständnis zu sprechen? Und zwar für beide Seiten?

Man darf ja wohl noch?

Denn die Frage ist doch viel mehr: Darf man einen Popstar mit traditionellen Werten, dem die gesellschaftliche Liberalisierung offensichtlich zu schnell geht, verurteilen? Und darf man eine Frau mit Bart noch komisch finden und sich klassische MannFrau-Trennung wünschen? Oder darf man sich einfach wünschen, dass politische Korrektheit nicht nur als sperriger Begriff vorherrscht? Der Ton macht jedenfalls die Musik. Und selbst rhetorische Fragen mit dem Wort »dürfen« sind schon wieder falsch. Es ist das Hauptargument von Meinungsbildern, die sich der akzeptierten öffentlichen, liberalen Meinung entgegenstellen: »Man darf ja wohl noch.« Ja, man darf. Aber es geht um mehr. Um Gleichheit. Um Horizonte. Um Vielfalt. Vor allem um Menschenrechte. Und auch um Freiheit oder Demokratie. (Wobei vor allem Letztere nicht mit »dürfen« verunglimpft werden darf.) Nicht einmal ein Schweizer wird heute mehr ernsthaft in Frage stellen, ob Frauen wählen gehen sollen. Kein Amerikaner wird in Frage stellen, was vor ein paar Jahrzehnten abnorm war: Dass auch dunkel-

Von Peter K. Wagner

FAZIT MAI 2015 /// 9


Gespaltene Gesellschaft

Interview mit Max Haller

»Die Menschen wollen sich weniger festlegen« Herr Haller, tut sich eine Schere auf in der österreichischen Gesellschaft zwischen Liberalen und Konservativen, wie das plakative Beispiel der Diskussion rund um Andreas Gabaliers Auftritt beim Amadeus-Award vermuten lässt? Nein, ich sehe das nicht unbedingt. Man muss unterscheiden zwischen dem, was Menschen sagen, und dem, was sie wirklich tun. Zum Beispiel sind alle gebildeten Schichten für die Integration der Ausländer, stecken ihre Kinder aber dennoch nicht in Schulen, in denen viele Migranten sind. Aber es gibt Menschen, die sich traditionelleren Werten verpflichtet fühlen, und andere, die liberaler denken. Also erleben wir einen Wertewandel? Der Wertewandel ist in diesem Zusammenhang irreführend. Es gibt nicht neue und alte Werte, sondern es verschiebt sich ein bisschen. Viele Studien zeigen, dass Pflichterfüllung, Gehorsam und Pünktlichkeit früher wichtig waren. Das ist heute nicht mehr der Fall. Es gibt mehr Autonomie, aber viele Werte sind dennoch weiter wichtig. Auch bei den Jungen, die sehr wohl sagen, dass sie treu sein wollen und eine Familie anstreben. Denn die Freizeit bringt nicht viel, wenn ich sie alleine verbringen muss. Wenn man es politisch betrachtet, wollen Menschen sich weniger festlegen und treten seltener Parteien oder Organisationen bei. Dieses klassische Schema der Arbeiterklasse, die sich der SPÖ und der Gewerkschaft anschließt, nimmt ab. Die Parteien rücken zusammen, die Programme sind nicht mehr so unterscheidbar. Die Sozialisten wollen nicht mehr verstaatlichen, die ÖVP ist bereit, die höheren Einkommen mehr zu versteuern.

Wie sehen Sie die Aufgabe der Politik in Diskussionen über gesellschaftliche Veränderungen? Wenn etablierte Parteien Ängste nicht thematisieren, entstehen sie erst. Es ist etwa ein Problem, dass die beiden großen Parteien in Österreich die Ausländerfrage immer weitestgehend totschweigen. Sie selbst verlieren dadurch Anhänger, weil Gruppen ausgegrenzt werden. Ich bin 10 /// FAZIT MAI 2015

Max Haller ist Soziologe an der Karl-FranzensUniversität in Graz. Ein Interview über Spaltungen, Werte und Toleranz. Südtiroler und in Italien haben die ChristDemokraten mit den Sozialisten bis in die 1980er die Regierung gebildet und die Kommunisten nicht in die Regierung genommen, die mit fast einem Drittel der Wähler sehr stark waren. Die Folge war, dass sich die Korruption ausgebreitet hat. Es gab einen Korruptionsskandal und die beiden Parteien gibt es heute nicht mehr. Die Gefahr besteht in Österreich auch. Es passiert bereits, dass SPÖ und ÖVP Stimmen verlieren, während die FPÖ immer stärker wird.

Das Lieblingsthema der FPÖ sind Ausländer. Wie sehen Sie den Umgang mit Migranten in der österreichischen Gesellschaft? Wir haben im Europavergleich einen hohen Ausländeranteil und trotzdem sind Ausländer im Großen und Ganzen gut integriert. Es gibt Umfragen, bei denen 90 Prozent sagen, dass sie sich wohl fühlen. In Deutschland und Frankreich, sogar in Schweden gab es Krawalle und Auseinandersetzungen mit Ausländern. Ich glaube, dass es in Kleinstaaten weniger harte Auseinandersetzungen gibt. Außerdem ist der gute Sozialstaat ein Grund dafür, und es gibt eine gewisse Tradition, dass man offen ist gegenüber Ausländern, nämlich aus der Monarchie mit dem Vielvölkerstaat heraus. Andererseits gibt es einen weiteren Grund dafür, dass Vorurteile auftauchen und politisch relevant werden: die gesamte wirtschaftliche Lage. Wenn man die Zuwanderung in den 60er- oder 70erJahren in Österreich betrachtet, war sie überhaupt kein Problem, sondern ganz im

Gegenteil sehr positiv. Die Wirtschaft ist gewachsen und es gab Vollbeschäftigung. Heute herrscht hohe Arbeitslosigkeit und das Thema wird zum Problem.

Ist es nicht einfach so, dass nicht jeder Mensch sofort jede Veränderung tolerieren kann? Es wird natürlich heute viel toleriert, was vor 30 Jahren noch nicht toleriert wurde. Eine Frau mit einem unehelichen Kind war früher stigmatisiert, heute bekommen die meisten jungen Paare Kinder vor der Ehe und es ist völlig akzeptiert. Politisch relevant wird es dann, wenn sich Gruppen zusammenschließen. PEGIDA ist noch eine lockere Bewegung, aber wenn eine Partei sich bestimmte Parolen zu eigen macht und ich mich dort zugehörig finde, verhärten sich Fronten. Das kann links und rechts sein. Dann könnte sich die Gesellschaft spalten. Vielleicht. Aber für die von Ihnen angesprochenen Phänomene in Österreich ist der Begriff der Spaltung zu hart. Eine gespaltene Gesellschaft ist eine, in der sich verschiedene Gruppen eher feindlich gegenüberstehen. Vorurteile, ja sogar Gewalt an der Tagesordnung stehen. So etwas gibt es derzeit in Libyen, vielleicht auch in Italien mit dem Norden gegen Süden. Bei den heutigen unterschiedlichen Werte verschiedener Gruppen müsste man eher von einer Vielfalt, einem Mosaik oder einem Nebeneinander sprechen.


Gespaltene Gesellschaft

häutige Landsleute mit ihnen im Bus sitzen. Wenn sich aber dann Andreas Gabalier als heterosexueller Mann verfolgt fühlt, muss man sich fragen, ob er das ernst meint. Weil es ein Rollentausch ist, den man nicht mehr tolerieren kann. Wenn Homosexuelle seit Jahrzehnten darum kämpfen, nicht als krank zu gelten, kann man sich nicht ernsthaft als Opfer sehen. Das hat nichts mit linker oder rechter Einstellung zu tun. Und was ist denn eigentlich normal? Es ist normal, dass Menschen mit Veränderungen Probleme haben. Und bei uns ändert sich gerade viel. Aber noch normaler ist, dass wir nicht auseinanderrücken, sondern eigentlich immer näher zusammen.

Der Graben zwischen Wurst und Gabalier

Denn es geht nicht nur um unterschiedliche Meinungen und Auffassungen, sondern noch mehr um Werte. Um Werteverfall oder Wertewandel. Und wenn es nicht der Ton ist, dann macht eben die Wortwahl den Unterschied: Ob man Werte eher hysterisch »verfallen« oder mehr unaufgeregt »im Wandel« sieht. Wir leben in einer Gesellschaft, in der alles verschwimmt. Die Norm ist nicht mehr, klar links oder richtig rechts zu sein. Jeder pflückt sich seine Werte raus. Manchmal hat man das Gefühl, die Masse sei eigentlich Mitte-Mitte und kurz vor der Wahl schweift man aus irgendeiner Kleinigkeit heraus in eine Richtung. Die Parteien nähern sich thematisch immer mehr an und es gibt eigentlich kein Schwarz und Weiß mehr (siehe auch Interview mit dem Soziologen Max Haller). Wahrscheinlich reden wir deshalb so lange über einen Graben zwischen Wurst und Gabalier, weil die Menschen sich auch nach einer einfacheren Diskussion sehnen. Denn es wäre doch viel weniger anstrengend, wenn es immer so wäre: Ich bin dafür oder dagegen. Aber einfach ist es eben nicht. Kein Genderdiskussion, keine Flüchtlingsdiskussion, Wirtschaftskrise oder Migrationswelle. Und doch ist eben wieder simpel. Und dafür muss man nur ein Beispiel bemühen: Wer nicht für uneingeschränkte Aufnahme von Asylwerber ist, ist lange kein Ausländerhasser. Nicht jeder PEGIDA-Anhänger ist ein Nazi und auch Josef Hader ist nicht FPÖParteimitglied, wenn für ihn der Wert der Gewaltfreiheit über allem steht und er deswegen erst unlängst sagt: »Ich bin gefragt worden, ob ich in Wien bei einer Aktion gegen den Akademikerball mitmachen möchte. Ich habe ›Nein‹ gesagt.« Auch hier auf diesem Papier muss ein Nein stehen. Nein, die österreichische

Gesellschaft ist nicht gespalten, der Österreicher selbst ist gespalten. Es gibt so viel Freiheit und Selbstbestimmung, dass man von einer »Beliebigkeitsgesellschaft« sprechen könnte wie einst Kardinal Christoph Schönborn. Jeder fügt für sich Werte zusammen und baut sich seine eigene Welt – und die meisten Menschen sogar nach bestem Wissen und Gewissen. Denn schaden soll diese Welt möglichst niemandem. Der amerikanische Soziologe David Riesmann beschrieb dieses Phänomen schon 1958 in »Die einsame Masse«. Nicht mehr die Verwirklichung allgemeiner Werte, sondern konfliktfreies Zusammenwirken steht im Zentrum.

Die Bootsfahrt

Nein, wir bekommen keinen neuen Bürgerkrieg in Österreich. Aber es regt sich etwas in der österreichischen Gesellschaft. Und man kann nicht nur viel reden wie diese Preisträger bei Galen und nichts dabei sagen. Man kann auch viel schreiben und nichts dabei sagen, außer: Alles ist in Bewegung. »Alles fließt und nichts bleibt – es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln«, sagt schon die Flusslehre von Heraklit. Am Ende des Tages fließen wir gefühlt in eine immer liberalere Welt. Und dürfen auf Flussfahrt nicht verurteilen – egal ob wir im schnelleren oder langsameren Boot sitzen. »Sobald ich andere verurteile, weil sie etwas anders machen als ich, bin ich ein Arschloch«, hat ein anderer Mann einmal gesagt. Kein Philosoph, aber ein Mensch, der gerne und berechtigt von einer »gültigen Stimme« spricht, die jeder Bürger hat: Es war Roland Düringer im Fazitgespräch unserer März-Ausgabe. In diesem Sinne: Danke für den Song Contest in Wien, Conchita. Danke für Volks-Rock’n’Roll, Andreas. Ist beides irgendwie ein Gewinn. Oder auch nicht. Eigentlich ist Tom Neuwirth ein gescheiterter Castingshow-Sänger, dessen gute Stimme gepaart mit einem Mittelklasse-Lied und einem besonders schrillen Auftritt uns einen Anflug von Patriotismus bescherte. Und gleichzeitig eben mittlerweile viele nervt. Aber irgendwann redet wahrscheinlich keiner mehr darüber. Denn er ist kein Künstler der Marke Udo Jürgens. Und Andreas Gabalier ist ein gescheiterter Jus-Student, der mit seiner etwas anderen Art der Volksmusik gerade modern ist. Ja, interessanterweise vielleicht sogar ein bisschen progressiv. Aber auch bei Weitem kein Künstler wie Hubert von Goisern. Aber auch das ist nur eine Meinung. Bitte um Toleranz. Oder besser: Verständnis. Auch hier schreibt nur einer dieser gespaltenen Österreicher.

FAZIT MAI 2015 /// 11


Kurz & News

Die TRIGOS-Jury hat getagt und in der BKS Bank Direktion Steiermark wurden die Einreichungen bewertet. Mit Spannung wird der Vergabe der begehrten CSR-Trophäen am 5. Mai entgegengefiebert. „Die Jury hat es sich nicht leicht gemacht. Die Qualität der Einreichungen ist durchschnittlich sehr hoch und viele zukunftsweisende Maßnahmen werden in den steirischen Unternehmen umgesetzt. Alle Einreicher können sich zu den Gewinnern zählen, aber ganz besonders möchte ich jenen Unternehmen gratulieren, die für den TRIGOS Steiermark 2015 nominiert wurden“, betont Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank.

Steuerspartage der AK

Einen weiteren Meilenstein erreichten die Steuerspartage der AK Steiermark. Insgesamt konnten heuer 4.567 Mitglieder beraten und rund 2,5 Millionen Euro von der Finanz zurückgeholt werden. „Dieses Service für unsere Mitglieder zahlt sich wirklich aus“, freut sich AK-Präsident Josef Pesserl über den Erfolg. Mehr als zwei Wochen waren zwei Teams mit 20 Steuerexperten in allen steirischen Bezirken unterwegs und gaben wertvolle Tipps für die Arbeitnehmerveranlagung, die oft hunderte Euro an Rückzahlung erbringt.

Fruchtbarer Boden wird verbaut Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher mahnt zum sorgsameren Umgang mit wertvollem Ackerland – die steirische Raumplanung ist gefordert, den dramatischen Bodenverlust zu bremsen. Die Steiermark ist beim Bodenverbrauch bundesweiter Spitzenreiter. In den vergangenen 20 Jahren gingen hier 20.000 Hektar wertvoller Ackerboden verloren, das ist die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche des Bezirks Voitsberg. „Geht die Vergeudung gleich rasant weiter, dann entspricht das der Nutzfläche des Bezirkes Hartberg-Fürstenfeld“, warnt Titschenbacher vor einer drohenden Gefährdung der Lebensmittelversorgung.

Rallye-Helden aus dem SOS-Kinderdorf

Die Aktion „Kinder brauchen Helden“ von Opel, Salis und Braunstein & dem SOS-Kinderdorf Stübing lud am 17. März zur Auftaktveranstaltung des Rallyetags für Kinder ins ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum Lang-Lebring. Es war schnell, laut und auf jeden Fall für alle Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis, das Kinder zu Helden werden ließ und den Erwachsenen kindliche Freude brachte. „Die Freude an der Geschwindigkeit und das Gefühl, Teil von etwas Besonderem zu sein, werden den Kindern noch lange Selbstbewusstsein, Vertrauen in sich selbst und pure Lebensfreude geben“, ist sich Mag. Philipp Gady, GF der Gady Gruppe, sicher.

Fotos: Konstantinus, AK / Graf, LK, Gady

TRIGOS Steiermark: Nominierte stehen fest

4. bis 7. Juni 2015: Erzbergrodeo

Erzbergrodeo

ler STG/R adspie

24. b is Narzi 31. Mai 2 ssenfe 0 st, Au 15: sseerla nd

Ennstal

Classic

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark

Pulsierend, stark, steirisch

18. Juli 15. bis Classic Ennsta l

2015:

Das Grüne Herz Österreichs pulsiert vor Begeisterung, wenn sich 2015 eine Top-Veranstaltung an die andere reiht: Im Ausseerland-Salzkammergut verzückt das größte Frühlings- und Blumenfest Österreichs, beim 21. Erzbergrodeo starten „richtige Männer“ mit ihren Enduros und beim Festival der Automobilgeschichte fegen echte Klassiker durch die schönsten Gegenden Österreichs. Die Steiermark – Herzklopfen in Weiß-Grün. Weitere Veranstaltungen unter www.events.steiermark.com Tourismusressort – www.tourismus-ressort.steiermark.at

Das Land Steiermark


Wirtschaft

n der regionalen Interessenvertretung geht es darum, die Anliegen und Forderungen der Grazer Wirtschaftstreibenden zu vertreten und durchzusetzen. Klingt einfach, ist aber komplex, denn Klein- und Mittelbetriebe haben schließlich ganz andere Bedürfnisse als Industriebetriebe. Dabei ist es wichtig, die Wünsche vor Ort zu hören: Im Rahmen ihrer Bezirkstour 2014 erhielt die WKO Graz von 148 Firmenchefs wertvolle Einblicke in ihre Unternehmen.

Die zentralen Aufgabenbereiche der WKO Regionalstelle Graz „Vertreten – Servicieren – Vernetzen“ bleiben auch in der neuen Periode aktuell, der Fokus auf die Interessenvertretung soll aber weiter verstärkt werden. Ein Dauerbrenner bleibt das Verkehrsthema. Aus Sicht der Regionalstelle braucht es ein Gesamtkonzept zur Mobilität, das gerade in Form eines Positionspapiers erarbeitet wird. Dabei soll auch der Individualverkehr seinen Platz finden. Es gilt, neue Ideen ins Spiel zu bringen, die die Stadt weiterbringen, aber nicht zu Lasten der Wirtschaft gehen.

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Innenstadt wieder attraktiver machen Ein Kernthema wird auch hinkünftig weiter die Aufwertung der innerstädtischen Wirtschaft sein. Dazu braucht es neue Impulse, um das Einkaufen in der City attraktiver zu machen, sowie die Unterstützung der Unternehmen bei neuen Herausforderungen.

WKO Regionalstelle Graz vertritt Unternehmer-Interessen

Konkrete Serviceleistungen und Vernetzung Interessenvertretung bei Baustellen-, Verkehrs- oder Gastgartenverhandlungen gehören zum tagtäglichen Geschäft der konkreten Servicedienstleistungen der Regionalstelle. Daneben vertritt man hier die Interessen der Arbeitgeber beim AMS und unterstützt bei Fragen zur Ausländerbeschäfti-

Foto: WKO

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gung. Die Regionalstelle dient als Plattform für die Vernetzung von Unternehmen. Eine fixe „Institution“ neben vielen weiteren Veranstaltungen ist das Wirtschaftsfrühstück, das an jedem ersten Dienstag im Monat im Café Paradiso bei Kastner & Öhler stattfindet.

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Danach erhöhten wir das Tempo Wir sagen Ihnen, was die Zukunft bringen wird. 2. Juni 2015 http://sfg.at/zukunftstag

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Kurz & News

Rekordwert an Höchstnoten

Am 21. März wurde der Tag des Waldes gefeiert – Anlass genug, um eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt zu feiern und näher zu beleuchten. „Anders als Erdöl, Gold oder Erz ist der Wald eine Rohstoffquelle, die nachwächst und den nächsten Generationen Arbeitsplätze, auch außerhalb der Städte, ermöglicht“, erklärte der Obmann von proHolz Steiermark, Franz Titschenbacher, anlässlich des „Tages des Waldes“. Die Palette an Jobs rund ums Holz ist vielfältig – Förster, Holztechniker, Zimmerer, Papiertechniker, Logistiker, Tischler sowie Forschung, Möbel- und Fußbodenindustrie bieten zukunftsreiche Arbeitsplätze.

„Das Kürbisjahr 2014 war eines der schwierigsten Jahre. Die Ernteausfälle betrugen mindestens 50 Prozent. Die geernteten Kernqualitäten waren aber sehr gut“, betont Franz Labugger, Obmann der Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl. „Trotz der massiven Ernteeinbußen reichten mehr Produzenten als erwartet ihr Kürbiskernöl bei der Landesprämierung 2015 ein“, freut sich LK-Präsident Franz Titschenbacher mit den 362 ausgezeichneten Betrieben. An 55 Prozent der Betriebe – das ist ein neuer Rekord – vergab die Fachjury nach der sensorischen und chemischen Analyse die Höchstnote. Damit erzielen die Produzenten mit ihrem grünen Gold auch heuer wieder Höhenflüge.

Hypo-Vorstandsdirektor Bernhard Türk lud eine erlesene Gästeschar, um sich über die Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten zu informieren. „Wir erleben die unsichersten Zeiten seit 25 Jahren“, eröffnete Türk: „Instabilität und Unsicherheit werden die Eckpfeiler der neuen Normalität.“ Peter Brezinschek, Leiter Raiffeisen Research, gewährte den Gästen anschließend in seinen Ausführungen einen tiefen Einblick in die Mechanismen der Finanzwelt. Er beleuchtete die Risiken der Inflation durch die EZBPolitik sowie Prognosen auf die weitere Entwicklung und Tipps.

Im Jahr 2014 konnten in Österreich erneut TopSammelergebnisse erzielt werden. 233.700 Tonnen Altglas wurden gesammelt und von der Verpackungsglasindustrie zu neuen Glasverpackungen verarbeitet. Dazu Dr. Harald Hauke, GF der Austria Glas Recycling: „Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Optimierung des österreichischen Glasrecyclingsystems garantiert ökonomische wie ökologische Erfolge. Die Zusammenarbeit mit professionellen Partnern und das Engagement umweltbewusster Bürgerinnen und Bürger tragen unser Glassammelsystem.“

Hypo Premium Private Banking – Abend

Hohes Niveau bei Altglassammlung 2014

DER NEUE PEUGEOT 108 DESIGN YOUR LIFE 6 DESIGN-KITS FÜR DEINEN LOOK

CO2-Emission: 88 – 99 g / km, Gesamtverbrauch: 3,8 – 4,3 l /100 km. Symbolfotos.

DER NEUE PEUGEOT 108

www.peugeot.at

Fotos: LK/Kristoferitsch, mahey – Fotolia.com, ARTige Bilder – Hannes Loske, AGR

Tag des Waldes in der Grünen Mark


Fotos: Flughafen Graz, Saubermacher, Knapp AG, Foto Fischer

Kurz & News

Urlaubstrends 2015 – Spanien, Türkei und Griechenland

Saubermacher eröffnet erste Zero-Waste-Anlage

Die Sommermonate stehen vor der Tür und damit der oft lang ersehnte Urlaub. Insbesondere die Türkei und Spanien erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Dabei liegt besonders die spanische Insel Palma de Mallorca hoch im Trend. Evergreens bleiben Griechenland und die Kanarischen Inseln. Dies und mehr zeigt eine aktuelle Erhebung von Thomas Cook Austria. Österreichs zweitgrößter Reise-Veranstalter geht mit einem erweiterten Hotelangebot in die Sommersaison 2015. „Unsere Kunden wünschen sich vermehrt maßgeschneiderte Angebote, weshalb wir unser Angebot an Konzepthotels weiter stark ausbauen“, so Ioannis Afukatudis, Vorstand Thomas Cook Austria AG.

Nach intensiver Entwicklungsarbeit hat Saubermacher eine Hightech-Anlage für die Aufbereitung industrieller Abwässer in Betrieb genommen. Insgesamt wurden 6,5 Millionen Euro investiert. BM Andrä Rupprechter, LH Franz Voves und LR Johann Seitinger betätigten gemeinsam mit den Vorständen Dagmar Heiden-Gasteiner und Ralf Mittermayr sowie Mehrheitseigentümer Hans Roth den Startknopf für die aktuellste Innovation aus dem Hause Saubermacher. BM Andrä Rupprechter freut sich über Vorzeigeprojekte wie jenes von Saubermacher: „Diese Anlage ist ein Muster für den nachhaltigen Umgang mit unseren wertvollen Ressourcen.“

Großer Andrang beim „Tag der Vielfalt“ in der WKO Steiermark: Mehr als 300 Besucher folgten der Einladung des Migrationsbeirats der WKO. Publikumsmagnet war ORF-Korrespondent Karim El-Gawhary, der über Identität und die arabischen Krisenherde sprach. WKO-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg betonte die Verflechtung mit dem Ausland: „Jeder zweite Arbeitsplatz in der Steiermark hängt am Export.“ Sylvia Loibner, Vorsitzende des Migrationsbeirats in der WKO, bezifferte die Zahl der migrantischen Unternehmer in der Steiermark mit rund 12.000: „Bei der Willkommenskultur haben wir Akzente gesetzt.“

Am 16. April, dem bundesweiten Aktionstag der Logistik, besuchten über 80 HTL-Schüler die Zentrale von Knapp in Hart bei Graz. Beim Experten für Lagerautomation und Lagerlogistik-Software stand für die Schüler eine interaktive Erlebnistour am Programm. Dabei sahen Mädchen und Burschen, wie Logistikanlagen von der Planung über die Entwicklung bis zur Produktion entstehen. Experten-Talks über Innovationen sowie freifahrende Transportfahrzeuge begeisterten die wissbegierigen Schüler. Für viele Jugendliche war es der erste, aber sicher nicht der letzte Ausflug in die Welt der Logistik.

300 Besucher beim „Tag der Vielfalt“

Einfach.Möglich

Lust auf Logistik

Mit dem BAU- und WOHN.Geld der HYPO Steiermark wird vieles Einfach.Möglich. Kommen wir ins Gespräch.

Qualität, die zählt. www.hypobank.at


Wir müssen das Richtige populär machen, aber ohne Populismus. Hermann Schützenhöfer

mit jenem der Orthopädie zusammengefasst wird, für eine dringliche Landtagsanfrage und behauptet, der Abgang von sechs Ärzten würde die Personalsituation an den steirischen Spitälern dramatisch zuspitzen und die Patientensicherheit und sogar Menschenleben gefährden.

Fotos: Parlamentsdirektion/Foto Simonis, Frankl

FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek setzt auf „Antiasyl“ und „Antiislam“. Mit diesen Themen sind der FPÖ bei der Landtagswahl 20 Prozent zuzutrauen.

Trotz Wahlkampf – »Business as usual!« Nur mehr etwa ein Monat bis zur Landtagswahl am 31. Mai 2015 und von angespannter Wahlkampfstimmung ist immer noch nichts zu bemerken. Die beiden Reformspitzen Franz Voves und Hermann Schützenhöfer nehmen ihr Versprechen allem Anschein nach ernst, so lange wie möglich weiterarbeiten zu wollen, um den Wahlkampf als Zeit des erzwungenen Reformstillstands so kurz wie möglich zu halten. Und auch die Regierungsmitglieder von SPÖ und ÖVP arbeiten immer noch wie gewohnt weiter. Da muten die Versuche der Opposition, endlich ein wahlkampftaugliches Thema zu finden, mit dem sie die Öffentlichkeit aufrütteln können, beinahe schon verzweifelt an. Da lässt die FPÖ den Slogan »Neue Wohnungen statt Neue Moscheen« plakatieren, als ob das eine irgendetwas mit dem anderen zu tun hätte, und im Landtag nützt die Partei den Streit einiger Unfallchirurgen, die sich nicht damit abfinden wollen, dass ihr Fach zukünftig, wie sonst überall in Europa, auch in der Steiermark 16 /// FAZIT MAI 2015

Die FPÖ gewinnt zwar die Wahl, verliert aber dennoch an Einfluss Dass Spitalslandesrat Christopher Drexler im Landtag die Vorwürfe der Freiheitlichen souverän entkräften konnte, ändert jedoch nichts daran, dass der Wahlsieger mit der FPÖ wohl schon feststehen dürfte. Denn die Zustimmung zu den Reformpartnern ist zuletzt zwar angestiegen, dennoch gibt es zahlreiche Gründe, die vermuten lassen, dass viele Wähler auch bei dieser Landtagswahl einen Denkzettel an »die da oben« verteilen werden; an jene, die sie für ihre dumpfe Unzufriedenheit mit der steigenden Arbeitslosigkeit und ihrem drohenden persönlichen wirtschaftlichen Abstieg verantwortlich machen. Dazu kommt, dass die SPÖ die Arbeiter an die FPÖ bereits verloren hat. So machen etwa die Bewohner der ehemaligen Arbeiterquartiere in den Städten vor allem die SPÖ-Politik für die in ihrem Umfeld entstandenen Ausländergettos verantwortlich. Die freiheitlichen Strategen verstehen sich zudem meisterlich darauf, diesen Unmut in markige Slogans und Parolen zu fassen. Es bleibt daher abzuwarten, ob der Versuch von Landeshauptmann Franz Voves, die Integrationsunwilligkeit unter den Migranten zu thematisieren, ausreichen wird, um diese ehemalige SPÖ-Kernschicht bei der Landtagswahl zurückzuholen. Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer hat jedenfalls ausgeschlossen, im Zuge des Wahlkampfs irgendwen rechts überholen zu wollen. Je deftiger die FPÖ-Parolen werden, desto mehr Menschen fühlen sich jedoch von der freiheitlichen Kampagnenführung abgestoßen. Und obwohl sich die FPÖ am 31. Mai auf 20 Prozent verdoppeln dürfte, wird sie eine deutliche

Mehrheit für die Reformparteien SPÖ und ÖVP nicht verhindern können. Sie wird sogar an Macht einbüßen, weil sie durch die Proporzanschaffung ihren Sitz in der Landesregierung einbüßen wird.

Die besondere Bedeutung des Wahlkreis Graz/Graz Umgebung Dem Wahlkreis Graz/Graz Umgebung kommt für die kleineren Parteien eine außerordentliche Bedeutung zu. Nur in Graz haben etwa Grüne und Kommunisten oder auch die Neos die Chance, eines der begehrten Grundmandate zu erringen – in unserem Wahlsystem ist das die Voraussetzung dafür, um in ein Parlament einziehen zu können. Zum einen sprechen Grüne, Kommunisten aber auch Neos eher städtische Wählerschichten an. Zum anderen ist das Grundmandat überall sonst teurer als im Wahlkreis Graz/Graz Umgebung. Dort benötigt man nur etwa 6,7 Prozent der gültigen Stimmen für eines der 15 Grundmandate. Dem Wahlkreis Oststeiermark stehen aufgrund der geringeren Bevölkerungszahl nur 11 Grundmandate zu. Um eines davon zu erreichen, benötigt eine Partei daher 9,1 Prozent der Stimmen, für eines der 14 Grundmandate in der Obersteiermark sind es 7,2 Prozent. Und besonders hoch liegt die Latte im Wahlkreis Süd/Weststeiermark. Dort werden nur 8 Mandate vergeben, und wer eines davon will, braucht daher 12,5 Prozent. Das grüne Grundmandat in Graz und somit der Einzug in den Landtag sind so gut wie fix. Lambert Schönleitner und Sabine Jungwirth führen die Landesliste an, Spitzenkandidatin im Wahlkreis eins ist jedoch Sandra Krautwaschl, eine Gemeinderätin aus Eisbach-Rein, die durch den Versuch, mit ihrer Familie ein plastikfreies Leben zu führen, eine gewisse Bekanntheit erlangt hat. Krautwaschl punktet eher beim klassisch ökologisch motivierten Grünpublikum und weniger bei den Linken und den Realos. Bei KPÖ und Neos deuten die Umfragen drauf hin, dass es äußerst knapp werden


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

könnte. Während die KPÖ bereits eine massive Plakatwelle für Spitzenkandidatin Klaudia Klimt-Weithaler gestartet hat, wurden die Neos vom vorverlegten Wahltermin auf dem falschen Fuß erwischt. Inzwischen hat man sich dort jedoch gefangen. Mit Landessprecher Uwe Trummer übernimmt ein gut vernetzter ehemaliger ÖH-Funktionär die Spitzenkandidatur. Trummer war in den Neunziger Jahren Obmann der Aktionsgemeinschaft und hofft, mit liberalen Themen in Graz zu punkten. Er fischt vor allem im Teich der ÖVP und der Grünen. Den anderen Kleinparteien wie dem Team Stronach und den Piraten werden kaum Chancen auf einen nennenswerten Wahlerfolg oder gar auf den Einzug in den Landtag eingeräumt. Auch für den Erfolg der großen Partei ist Graz von entscheidender Bedeutung. Die SPÖ konnte den LH-Sessel im Jahr 2010 nur aufgrund ihres außerordentlichen Erfolges in Graz verteidigen. Die ÖVP hat hingegen sehr schlecht abgeschnitten und den Landeshauptmann um wenige Zehntelprozentpunkte verpasst. Bürgermeister Siegfried Nagl, sieht sich offenbar in der Verantwortung ein besseres Graz-Ergebnis für die Volkspartei zu erreichen. Das dürfte auch der Grund für die Plakatkampagne sein, mit der sich Nagl vor einigen Wochen an die Grazer Wähler gewandt hat. Auf die Reformpartnerschaft folgt die Zukunftspartnerschaft Sowohl Franz Voves als auch Hermann Schützenhöfer haben bereits bei Bekanntgabe ihrer Kandidaturen fixiert, dass sie nach der Wahl gemeinsam in einer »Zukunftspartnerschaft« weitermachen wollen. Beide haben angekündigt, das auch als Zweiter zu tun. Da aber sämtliche bisherigen Umfragen einen signifikanten Vorsprung für die SPÖ ausweisen, bleibt wahrscheinlich ohnedies alles beim Alten. Nach der für sie erfolgreichen Gemeinderatswahl traut man der ÖVP jedoch zu, den Abstand zur SPÖ sehr klein zu halten.

Sie bliebe damit auf Augenhöhe mit dem zukünftigen Regierungspartner und somit auch gleichberechtigt, was die Zahl der Regierungssitze angeht.

Voves als Einzelwahlkämpfer – Schützenhöfer als Teamplayer Die Ausgangslage als vermeintlicher Favorit ist vor allem für die SPÖ gefährlich. Dort hat man ein Motivationsproblem und befürchtet, dass die Funktionäre nur mit halbem Einsatz in das Rennen um den Landeshauptmann gehen. Den Funktionären versucht man daher ein Kopf-an-KopfRennen zwischen Voves und Schützenhöfer einzureden. Der Wahlkampf wird daher voll auf den mittlerweile routinierten Wahlkämpfer Franz Voves zugeschnitten. Franz Voves weiß, dass er sich nur auf sich selbst verlassen kann. Die Möglichkeit, seinen SPÖ-Regierungskollegen entscheidende Beiträge zum Wahlerfolg abzuverlangen, besteht kaum. Obwohl Bettina Vollath, Siegfried Schrittwieser und Michael Schickhofer in ihren Ressorts die Ziele der Reformpartnerschaft erfolgreich umgesetzt haben, spielen sie im Wahlkampf daher keine besondere Rolle. Bei sinkenden Budgets ist es für Politiker nun einmal schwierig, ihre Beliebtheit zu steigern. Voves soll sich daher mit der Gewerkschaft auf deren Unterstützung im Wahlkampf geeinigt haben. Ob einem solchen Geschäft auch personelle Zugeständnisse folgen, wird aber erst die Regierungsbildung im Juni zeigen. Ganz anders ist die Situation bei der ÖVP. Hermann Schützenhöfer weiß, dass er ohne die Bünde und deren Obmänner kaum Chancen auf einen Wahlerfolg hat. Dabei kann er auf eine erfahrene Regierungsmannschaft zählen. ÖAAB-Obmann Christopher Drexler hat im letzten Jahr im für die ÖVP so wichtigen Spitalsbereich die Kastanien aus dem Feuer geholt. Der Wirtschaftsbund erreichte unter Obmann Christian Buchmann und WK-Präsident Josef Herk bei der WK-Wahl 67 Prozent. Und aktuell lässt Christian Buchmann nichts unversucht, um den Unternehmern

Hermann Schützenhöfer und Franz Voves marschieren während des Wahlkampfs zwar getrennt, verfolgen jedoch dasselbe Ziel: die Fortführung der Reformpartnerschaft.

zu verdeutlichen, wie sehr auch sie von der steirischen Reformpolitik profitieren. Nach der verpatzten Steuerreform ist das zwar ein schwieriges, aber dennoch nicht aussichtsloses Unterfangen. Und mit Johann Seitinger ist auch der Bauernbund fest im ÖVP-Regierungsteam verankert. Seitinger ist bei »seinen Bauern« beliebt und hatte bisher kaum Probleme, die steirischen Landwirte im Lager der Volkspartei zu halten. Dass mit Manuela Khom und Lukas Schnitzer auch Frauenbewegung und Junge ÖVP im Landtag vertreten sein werden, entspricht Schützenhöfers Verständnis einer Volkspartei. Und wenn die Wahl in Graz einigermaßen gut für die ÖVP ausgeht, wird wohl auch Seniorenbundobmann Gregor Hammerl dem nächsten Landtag angehören.

FAZIT MAI 2015 /// 17


Recht haben Was es beim Hausbau zu beachten gilt

Wenn man ein Haus baut, muss man mit einer Vielzahl verschiedener Kosten rechnen, die auf einen zukommen. Ein Kostenfaktor, der immer anfällt, ist die Bauabgabe. Das Steiermärkische Baugesetz (Stmk BauG) schreibt in § 15 eine Bauabgabe vor, die anlässlich der Erteilung einer Baubewilligung oder der Genehmigung der Baufreistellung festzusetzen und einzuheben ist. Die Bauabgabe ist sowohl für die im Bauland als auch im Freiland gelegenen Grundstücke vorzuschreiben, aber nur bei solchen baulichen Anlagen, denen eine Gebäudeeigenschaft zukommt. Eine Befristung der Baubewilligung steht der Pflicht, eine Bauabgabe entrichten zu müssen nicht entgegen. Die Höhe dieser Abgabe hängt von der Fläche der Geschoße ab, die mit einem Einheitssatz von 8,72 Euro pro Quadratmeter multipliziert wird. Allerdings wird nur das Erdgeschoß zur Gänze berücksichtigt, bei allen anderen Geschoßen wird nur die halbe Fläche mit dem Fixbetrag multipliziert. Nach § 15 Abs 1 Stmk BauG haftet für die Bauabgabe samt Nebengebühren auf dem Grundstück bzw bei Superädifikaten oder bei Objekten nach dem Baurechtsgesetz auf den baulichen Anlagen ein gesetzliches Pfandrecht. Das heißt, im Falle der Zwangsversteigerung des Grundstückes oder der baulichen Anlage hat die Gemeinde nach den Bestimmungen der Exekutionsordnung (§ 216 Z 2 EO) ein Recht auf vorzugsweise Befriedigung ausstehender Bauabgabenbeträge. Vorsicht ist geboten, wenn der Grundeigentümer nicht auch gleichzeitig Bauwerber ist (also der Bauwerber auf fremdem Grund und Boden baut). Der Grundeigentümer, der gar nicht Bauwerber ist, kann für die mangelnde Zahlungsbereitschaft des Bauwerbers mit seinem Grund und Boden haften, da daran ein gesetzliches Pfandrecht besteht! Dagegen bestehen zwar verfassungsrechtliche Bedenken, die Regelung steht aber nach wie vor in Geltung. Die Vorschreibung der Bauabgabe entfällt bei der Wiedererrichtung von Gebäuden im selben Ausmaß, sofern bereits ein Aufschließungsbeitrag bzw eine Bauabgabe entrichtet wurde, und bei der Errichtung von Nebengebäuden. Unter Nebengebäuden versteht man einen eingeschoßigen, ebenerdigen Bau von untergeordneter Bedeutung mit einer Geschoßhöhe von maximal drei Metern, einer Firsthöhe von maximal fünf Metern und einer bebauten Fläche von maximal 40 Quadratmetern. Darüber hinaus sind Betriebsobjekte für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung privilegiert. Bei der Errichtung von derartigen Objekten sind für jene Geschoßflächen, die nicht dem Wohnen dienen, von der errechneten Bauabgabe nur 25 Prozent vorzuschreiben. n

Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

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„Ich will das Richtige für die Steiermark tun, weil nur das Zukunft hat!“ Mit diesen Worten trat VP-Chef Hermann Schützenhöfer kürzlich vor die steirische Presse. Denn ohne die Maßnahmen der Reformpartnerschaft wäre die Steiermark inzwischen mit zwölf statt fünf Milliarden Euro verschuldet und damit finanziell am Ende. Dass nach der letzten Landtagswahl der Weg der Vernunft eingeschlagen wurde, beruht wohl vor allem auf der Einsicht von Hermann Schützenhöfer, dass nicht nur der Erfolg beim nächsten Wahltag zählt.


Landtagswahlen Den wichtigsten Bereich seiner Reformagenda für die nächsten fünf Jahre umreißt Hermann Schützenhöfer mit folgenden Worten: „Wir dürfen keine Zeit verlieren, um die Steiermark auch wirtschaftlich wieder an die Spitze zu führen!“

Schützenhöfer:

Ich will eine enkeltaugliche Politik für die Steiermark VON JOHANNES TANDL

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er Wähler hat immer recht!“ lautet eine alte Politikerfloskel. Doch damit lässt sich vor allem jene populistische Politik begründen, die fast überall in Österreich mutige und nachhaltige Reformen verhindert. In den Augen von VP-Chef Hermann Schützenhöfer haben hingegen auch jene Menschen ein Recht auf Wohlstand und Erfolg, die noch gar nicht wählen dürfen oder noch gar nicht geboren sind. Und so haben sich die steirische SPÖ und die ÖVP dazu entschlossen, mit der Politik des Konsums zu Lasten kommender Generationen Schluss zu machen und mit ihrer Reformpartnerschaft neue Wege des Miteinanders beschritten.

Spielräume nützen, um die Steiermark auch wirtschaftlich an die Spitze zu bringen In den letzten fünf Jahren ist es den Reformpartnern gegen viel externen wie internen Widerstand gelungen, die Struktu-

ren der Steiermark neu zu ordnen und die finanzielle Schieflage des Landes zu korrigieren. Doch das reicht Schützenhöfer nicht. Nun will er das Land mit einem klar umrissenen Programm auf einen nachhaltigen Zukunftskurs bringen. Mit mutigen Reformen will er das Land fit für die Zukunft machen. Auf die Frage wie er die nächste Periode anlegen will, stellt er Folgendes klar: „Ich will das Richtige für die Steiermark tun, weil nur das Zukunft hat. Dabei will ich niemanden rechts überholen und schon gar niemanden links. Wir müssen stattdessen das Richtige populär machen – und das ohne Populismus!“ Zum „Richtigen“ gehört es für Schützenhöfer, die gewonnenen budgetären Spielräume dazu zu nützen, um die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft weiter zu verbessern und so nachhaltige Maßnahmen zur Bekämpfung der viel zu hohen Arbeitslosigkeit zu setzen. Was Forschung und Entwicklung (F&E) angeht, liegt die Steier-

mark derzeit mit einer F&E-Quote von 4,4 Prozent hinter Baden-Württemberg auf Rang zwei aller EU-Regionen. Und dem VP-Chef ist klar, dass der wichtigste Schatz des Landes das Wissen und die Qualifikationen der Menschen bilden. Der Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg liegt daher darin, die Bildung und Qualifikation der Menschen und die Innovationskraft der Unternehmen weiter zu stärken. Dazu will er unter anderem die Universitäten und die außeruniversitäre Forschungseinrichtungen noch besser mit den Unternehmen vernetzen und die F&E-Quote so auf fünf Prozent anheben. Einen weiteren Schwerpunkt will Schützenhöfer mit der Stärkung der Lebensräume auch außerhalb des Ballungsraumes Graz setzen. Die Rede ist von einem Regionalressort in der nächsten Landesregierung und Maßnahmen, mit denen Ansiedlungen in den Randregionen gezielt besser gefördert werden. FAZIT MAI 2015 /// 19


Landtagswahlen

»Ich lasse mich von niemand in einen Galopp treiben, indem ich Dinge verspreche, die ich danach nicht halten kann.«

Hermann Schützenhöfer

Auf die Reformpartnerschaft soll die Zukunftspartnerschaft folgen Doch was gut für die Zukunft des Landes ist, muss nicht gleichzeitig auch gut für eine Partei sein. „Franz Voves und ich haben die Blockademechanismen, mit denen nachhaltige Reformen anderswo verhindert werden, für die Steiermark gezielt außer Kraft gesetzt“, erklärt Schützenhöfer. Er meint damit das gezielte Abstechen jeglicher Reformvorschläge auf Bundesebene durch gezielte medienwirksame Maßnahmen durch den eigenen Regierungspartner. Dieser neue steirische Politikstil gehorcht einigen einfachen Spielregeln. Die erste Regel verbannt den Parteienstreit aus der Öffentlichkeit. Erst nachdem sich die Reformpartner geeinigt haben, werden die Medien – meist zwei, drei Tage vor dem ursprünglich angekündigten Termin – in einer gemeinsamen Pressekonferenz informiert. Die zweite Regel lautete, dass die Belastungen, die durch die Reformen verursacht werden, gleich auf SPÖ und ÖVP verteilt sein müssen. So belasteten etwa die Einschnitte im Sozialbereich vor allem die SPÖ-Klientel und die Nulllohnrunden im Landesdienst trafen wiederum die Klientel der ÖVP stärker. Diese Regeln haben gut funktioniert und beide Parteien sind sich darin einig, dass sie auf die Reformpartnerschaft nun eine Zukunftspartnerschaft folgen lassen müssen. Und weil der Regie-

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rungsproporz abgeschafft wurde, werden sich die beiden Parteien erstmals in einer Landesregierungskoalition zusammenfinden, die von jener Partei angeführt wird, die am 31. Mai die Nase vorne haben wird. Aus heutiger Sicht ist das wohl die SPÖ unter Landeshauptmann Franz Voves, aber die Steirische Volkspartei mit Hermann Schützenhöfer hat gerade erst bei der Gemeinderatswahl am 22. März bewiesen, dass mit ihr zu rechnen sein wird – ganz egal, wie gut oder schlecht die Ausgangslage ist. Auf die Frage, ob er Erster sein will, antwortet Schützenhöfer mit der von ihm mittlerweile angeeigneten Gelassenheit: „Mein Wahlziel sind 30 Prozent der Stimmen. Ich habe mich vom Ehrgeiz gelöst, unbedingt Erster sein zu müssen, um meine Ziele zu erreichen. Ich lasse mich von niemand in einen Galopp treiben, indem ich etwa Dinge verspreche, die ich danach nicht halten kann.“ Stattdessen werde er versuchen, sein Programm für die Steiermark umzusetzen. Schluss mit Tauschgeschäften zu Lasten der Steuerzahler Die Reformpartner stehen für die Abkehr vom etablierten Politikstil. Zwar war die steirische Landespolitik auch vor der Reformpartnerschaft meist konsensorientiert. Doch die gegenseitige Zustimmung war sehr oft das Ergebnis von teuren Tauschgeschäften, die zu Lasten des Steu-

erzahlers gingen. Wenn die steirischen Oppositionsparteien nun behaupten, die selbst ernannten Reformpartner würden nichts anderes tun, als jenen Karren aus dem Dreck zu holen, den sie zuvor selbst dorthin befördert hätten, stimmt das daher zum Teil. Aber wie in den anderen Bundesländern wäre auch in der Steiermark ein Weiterwursteln in den alten Strukturen der Klientel-Politik noch einige Jahre lang möglich gewesen. Doch das wollten weder Hermann Schützenhöfer noch Franz Voves. Und so ist der Landeshaushalt für 2015 erstmals seit Jahrzehnten wieder ausgeglichen. Ohne drastischen Politikwechsel würde die Neuverschuldung heuer etwa 1,7 Milliarden Euro betragen und die Gesamtschulden würden bei völlig irrwitzigen 12 Milliarden anstatt bei 5,1 Milliarden liegen. Die steirischen Steuerzahler können daher durchaus dafür dankbar sein, was die Reformpartner in den letzten fünf Jahren zuwege gebracht haben. Nur ein leistungsfähiger Staat kann sozial gerecht handeln Der Mut zu unpopulären Reformen wird vom Wähler in aller Regel bestraft. Um Schützenhöfers Motive für seine Kandidatur zu ergründen, muss man in seine Vergangenheit blicken. Hermann Schützenhöfer ist tief verwurzelt in der katholischen Soziallehre. Dazu


Landtagswahlen

kommen seine persönlichen Erfahrungen als Arbeiterkind. „Wer den Sozialstaat erhalten will, muss ihn immer wieder hinterfragen“, lautet eines der ihm zurechenbaren Zitate. Die wichtigste Staatsaufgabe ist für ihn daher zweifellos der soziale Ausgleich. Hermann Schützenhöfer hat nach seiner Einzelhandelskaufmannlehre trotz mancher – für einen ÖVP-Politiker – seltsam anmutender Ideen eine klassische Parteikarriere durchlaufen. So trat er als erster VP-Politiker bereits in den frühen Achtzigern für einen gerechten Mindestlohn, aber auch für die Gesamtschule ein. Er war zuerst Landessekretär und danach Landesobmann der Jungen ÖVP. In dieser Funktion entdeckte Franz Wegart sein politisches Talent. Schützenhöfer wurde ÖAAB-Landessekretär und später Landesobmann, er zog in den Landtag ein, wurde Klubobmann und gehört seit 1995 der Landesregierung an. Schützenhöfer weiß ganz genau, dass nur ein leistungsfähiger Staat seine sozialen Aufgaben erfüllen kann. Darum ist es für ihn unerlässlich, die staatlichen Strukturen schlank und effizient zu halten. Bei der Bekanntgabe ihrer Kandidatur haben sowohl Franz Voves als auch Hermann Schützenhöfer die Fortsetzung der Reformpartnerschaft in einer Zukunftspartnerschaft angekündigt. Auf der Agenda steht eine massive Aufgabenreform im Landesbereich, die zu weiteren Entlastungen im Landeshaushalt

und damit zu den notwendigen finanziellen Spielräumen führt, die auch wieder Ermessensausgaben ohne neue Schulden möglich machen. Obwohl Hermann Schützenhöfer bei der Landtagswahl die deutlich schlechtere Ausgangslage hat als Franz Voves, der seinen Landeshauptmannbonus ausspielen kann, ist die steirische ÖVP zuversichtlich. Die Partei hat schon bei der Gemeinderatswahl viel besser abgeschnitten, als ihr zugetraut wurde. Und obwohl Schützenhöfers Anhänger nicht erwarten, dass die ÖVP als Erster aus der Landtagswahl hervorgeht, rechnen sie doch fest damit, dass die Wahl ein klares Votum für die Reformpartner ergibt, bei dem sich SPÖ und ÖVP weiterhin auf Augenhöhe gegenüberstehen.

Hermann Schützenhöfer Geboren am 29. Februar 1952 in Edlitz in Niederösterreich, nach dem Hauptschulabschluss in Edlitz, Übersiedelung mit der Familie nach Kirchbach, 1970 Lehrabschluss als Kaufmann Politische Meilensteine 1970 Landessekretär der Jungen ÖVP 1976 Landesobmann der Jungen ÖVP 1978 Landessekretär des ÖAAB 1980 Schützenhöfer tritt als damals einziger VP-Politiker für die Gesamtschule ein 1984 Schützenhöfer fordert als erster VP-Politiker einen gerechten Mindestlohn 1990 ÖVP-Landtagsklubobmann 1995 ÖAAB-Landesobmann 2000 Schützenhöfer wird Mitglied der steirischen Landesregierung 2005 Schützenhöfer folgt auf Klasnic und wird Landeshauptmannstellvertreter und VP-Obmann 2010 Hermann Schützenhöfer und Franz Voves einigen sich auf die Reformpartnerschaft

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Foto: FPÖ/Fischer

Politik

Kurz & News

Revier & Wasser – Jagdmesse bei Kaiserwetter

FPÖ zeigt mehr G’spür für die Steirer

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ie Einheitspartei SPÖVP hat mit ihrer unsozialen und rücksichtslosen Politik des Drüberfahrens endgültig bewiesen, dass sie jedes G’spür für die Steirer verloren hat! Massenzuwanderung, Schuldenberg, Zwangsfusionen – das ist die traurige Bilanz von Voves und Schützenhöfer in unserer Heimat. Unser Konzept als FPÖ Steiermark ist klar: Im Gegensatz zu den rotschwarzen Drüberfahrern setzen wir auf Themen, die den Steirern schon lange unter den Nägeln brennen, aber von SPÖVP schlicht ignoriert werden: Schluss mit Asylchaos, Rekordverschuldung und Rekordarbeitslosigkeit! Stattdessen wollen wir leistbares Wohnen, Arbeitsplätze und Zukunftschancen schaffen! Kurz: Wir beweisen einfach mehr G’spür für die Steirer. Gemeinsam mit Ihrer Unterstützung wollen wir für eine bessere Zukunft unserer Heimat kämpfen – mit Ihrer Stimme für die FPÖ am 31. Mai bei der Landtagswahl! 22 /// FAZIT MAI 2015

Petrus hat es gut gemeint mit den Jägern, Fischern und Naturfreunden: Bei Traumwetter ging die 17. Auflage der Revier & Wasser auf der Messe Graz über die Bühne. Alle zwei Jahre begeistert die Jagdmesse das Publikum mit Neuheiten rund um Ansitz und Pirsch. Aussteller aus 15 Nationen zeigten die Trends in jagdlicher Ausrüstung und Bekleidung. Fachvorträge und Gespräche sorgten für einen regen Erfahrungsaustausch, wie Messe-CEO Armin Egger bilanziert: „Sehr erfreulich ist, dass durch die Jagdmesse über die steirischen Landesgrenzen hinaus zunehmend immer mehr internationales Publikum angesprochen wird.“

Bank Austria-Sozialpreis 2015

Der Bank Austria Sozialpreis prämiert österreichische Sozialprojekte aus allen Bundesländern – Bewerbungen sind noch bis 17. Mai 2015 möglich. Insgesamt werden dabei österreichweit 90.000 Euro Förderung an gemeinnützige Initiativen, Organisationen und Vereine vergeben. An der Ausschreibung können sich sowohl große Organisationen wie auch kleine, regionale Initiativen beteiligen. „Alle sozial engagierten Einrichtungen mit den Schwerpunkten ,Kinder und Jugendliche‘ sowie ,Integration und Migration‘ sind eingeladen, sich zu bewerben“, erklärt Bernd Meister. Detaillierte Informationen zum Bank Austria Sozialpreis unter: http://sozialpreis.bankaustria.at.

Die MCG als Impulsgeber für die regionale Wirtschaft

Die Messe Congress Graz (MCG) zählt zu den renommierten Aushängeschildern der österreichischen Eventlandschaft. Mit über 450 Veranstaltungen und 1,1 Million Besuchern pro Jahr ist sie zugleich ein wichtiger Impulsgeber für die Wirtschaft. Mit einer gesamten regionalen Wertschöpfung von rund 103 Mio. Euro, wie eine neue Studie von bmm zeigt. So erklärte Armin Egger, CEO der Messe Congress Graz, erfreut im Beisein von Bürgermeister Siegfried Nagl und Stadtrat Gerhard Rüsch zu den Ergebnissen: „Wie stark die MCG als Wirtschaftsfaktor ist, wird einem erst bewusst, wenn man über die Mauern der Locations hinaus auf die Bereiche Gastronomie, Nächtigung und Mobilität sieht.“

Feier zu 70 Jahren steirischer Sozialdemokratie Vor 70 Jahren wurde die österreichische Sozialdemokratie wiedergegründet. „Der europaweit beste Sozialstaat, ein gutes Bildungs- und Gesundheitssystem, der gesellschaftliche Zusammenhalt, all das wäre ohne die SPÖ nicht möglich gewesen“, so SPÖ-LGF Max Lercher zum runden Geburtstag. „Das 21. Jahrhundert bietet uns ganz neue Herausforderungen, aber auch neue Chancen.

Turkish Airlines am Flughafen Graz

Wenn im Juni die NonstopFlüge von Graz nach Istanbul starten, gibt es viele Gewinner. Die zeitsparenden Direktflüge und die zahlreichen Umsteigeverbindungen von Turkish Airlines in Istanbul bringen für Wirtschaft und Tourismus neue Chancen und Impulse. Yusuf Kurt, Turkish Airlines General Manager Österreich: „Nach Wien und Salzburg eröffnen wir in Österreich mit Graz die dritte Destination und führen unseren stetigen Wachstumskurs fort. Wir laden Sie alle herzlich ein, mit uns die Welt zu entdecken.“ LH-Stv. Hermann Schützenhöfer dazu: „Das Zusammentreffen von Orient und Okzident am Flughafen Graz eröffnet nicht nur dem heimischen Tourismus eine weitere Tür.“

Fotos: Holding Graz, Jorj Konstantinov, proHolz Steiermark / Dominik Stoppacher, Spar, Apostore, Wirtschaftsbund, mcg / Kanizaj, Foto Furgler, mcg / Wiesner, SPÖ Steiermark

NAbg. Mario Kunasek


Foto: Neuroth

Kurz im Gespräch mit Lukas Schinko Vorstandsvorsitzender der Neuroth AG

Foto: Fischer

Richard Peer schaffte es im Vorjahr mit seiner Agentur Peer-PR auf die Medianet-Shortlist der erfolgreichsten österreichischen PR-Agenturen.

Peer-PR im Aufschwung P

eer-PR schaffte den Durchbruch zu den erfolgreichsten PR-Agenturen der Steiermark. In der Medianet-Rankingweek 2014 – sie listet einmal jährlich die Top-Agenturen des Landes nach Umsatz, Kunden- und Mitarbeiteranzahl – hat man es als einzige steirische Agentur auf die österreichweite Shortlist in der Kategorie „PR-Agenturen“ geschafft. Dieser Erfolg sorgt auch 2015 für enormen Rückenwind, und konnten die bisherigen Kunden wie die Genussregion Österreich, die Stadt Graz oder der Steirische Fußballverband gehalten und neue Klienten wie die SFG, die Berufsfeuerwehr Graz oder der „Verein Sicher Leben“ in Graz dazugewonnen werden. Geschäftsführer Richard Peer zur Entwicklung: „Wir freuen uns natürlich über den Erfolg, wollen aber weiter investieren und auch langfristig Strukturen aufbauen. Mit unserem neuen Büro in der Grazer Herrengasse, neuen Online-Angeboten

und durch die gezielte Weiterbildung unserer Mitarbeiter stellen wir die Weichen für die nächsten Jahre und wollen unser Netzwerk im Süden Österreichs auch dementsprechend ausbauen. Vor allem bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter kommen uns die zahlreichen Studiengänge im Bereich der Kommunikation – FH Joanneum, Medienlehrgang der KarlFranzens-Universität etc. – zugute, weshalb wir auch ausschließlich Personen mit branchenspezifischer Ausbildung anstellen.“ Peer-PR wurde 2009 gegründet und hat sich auf integrierte Kommunikationskonzeption und Umsetzungen in den Bereichen Unternehmenskommunikation, Public Relations, Social Media Marketing und Kommunikation politischer bzw. öffentlicher Institutionen spezialisiert.

Vor Kurzem begingen Sie das 35-jährige Jubiläum des Standortes Graz. Wie haben Sie diesen Anlass gefeiert? Die Eröffnung unseres ersten HörakustikFachinstituts in Graz im Jahr 1980 war ein großer Meilenstein für unser Familienunternehmen, das damals von Wien in die Steiermark übersiedelt ist. Gebührend haben wir daher das 35-Jahr-Jubiläum mit unseren Mitarbeitern und treuen Wegbegleitern im Grazer „Haus des Hörens“ und im Kunsthaus gefeiert.

Was gibt es Neues in der Hörgeräteakustik? Der technologische Fortschritt ist enorm. Hörgeräte von heute sind so gut wie unsichtbar und spielen technisch alle Stücke. Die neueste Generation passt sich etwa in Millisekunden an die Hörsituation an – ohne Knopfdruck.

Was erwartet die Besucher in der NeurothErlebniswelt in Schwarzau? Mit mehr als 100 Jahren Erfahrung in der Hörakustik haben wir natürlich einiges zu erzählen und herzuzeigen. Die Besucher haben in Schwarzau – unserem europaweiten Technik- und Logistikcenter – die Möglichkeit, in die spannende Welt des Hörens einzutauchen. Die Entstehung eines Hörgeräts von A bis Z hautnah zu erleben ist ein akustisches und visuelles Erlebnis. In welchen europäischen Ländern planen Sie weitere Expansionen? Mittlerweile betreiben wir in Europa mehr als 230 Fachinstitute. Als führender österreichischer Hörakustikanbieter möchten wir unsere Position weiter stärken und nachhaltig wachsen – in allen sieben Ländern, in denen wir vertreten sind. Unser Fokus liegt auf Deutschland, wohin wir 2013 expandiert haben.

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Eibinger: Die Steiermark braucht einen erfolgreichen Grazer Zentralraum

Foto: Foto Fischer

VP-Klubobfrau Barbara Eibinger hat es nicht nur in ihrem Heimatbezirk GrazUmgebung an die Spitze der ÖVP-Liste für die Landtagswahl geschafft, sie führt hinter VP-Chef Hermann Schützenhöfer und den im Wahlkreis beheimateten VPRegierungsmitgliedern auch die Liste im größten steirischen Wahlkreis, Graz und Graz-Umgebung, an.

Barbara Eibinger setzt sich mit Hermann Schützenhöfer für nachhaltige Politik und die Region ein.

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ie 35-jährige Unternehmerin Barbara Eibinger wohnt in Seiersberg-Pirka und führt seit einem Jahr den Landtagsklub der Steirischen Volkspartei. Eibinger ist es in diesem Jahr gelungen, zahlreiche Akzente zu setzen und die Rolle des Landtags als wichtigen Reformmotor der Reformpartnerschaft zu stärken. Auf dem Nominierungsparteitag der ÖVP Graz-Umgebung machte Eibinger klar, dass sie sich mit aller Kraft einsetzen werde, um den von Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer eingeschlagenen Weg einer enkeltauglichen Politik weiter zu führen: „Mir war und ist es wichtig, eine nachhaltige Politik zu machen, welche

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das Land für die nächsten Jahrzehnte gut aufstellt und nicht bloß auf den nächsten Wahltermin schielt.“ Trotz ihrer umfangreichen Aufgaben als Klubobfrau setzt sich Eibinger als Regionalabgeordnete in ihrem Wahlkreis für die regionalen Anliegen ein, wie sie auch am Nominierungsparteitag betonte. „Für unseren starken Bezirk GrazUmgebung wünsche ich mir ein größeres Bildungsangebot. Außerdem brauchen wir ein besseres Mobilitätskonzept.“ Das enorme Wachstum des Zentralraumes Graz stellt auch die Landespolitik vor große Herausforderungen, so Eibinger: „Wir müssen die Region auch wirtschaftlich stärken. Denn in ökonomisch angespannten Zeiten kann der Arbeitsmarkt den Zuzug in unseren Zentralraum nur bewältigen, wenn wir für neue Betriebe die besten Rahmenbedingungen bieten.“ Graz steht, so Eibinger, nicht im Standortwettbewerb mit der restlichen Steiermark, sondern mit anderen österreichischen Ballungsräumen: „Die Steiermark wird nur mit einem Großraum Graz, der auch im internationalen Standortwettbewerb reüssieren kann, an der Spitze bleiben.“

Graz hat’s

Swiss hebt nun auch aus Graz ab Mit 29. März startete Swiss die Flugverbindung zwischen Graz und Zürich. Geflogen wird einmal täglich mit einer Fokker 100 von Partner Helvetic. Für die Fluggäste ab Flughafen Graz sind damit viele Umsteigeflüge im Netz der Swiss noch besser erreichbar. „Wir freuen uns, nun auch von Graz über Zürich Flüge anbieten zu können. Die Flugzeiten ermöglichen gute Anschlüsse nach Athen, Nizza, Rom und im Interkont-Bereich nach Delhi, Miami und New York“, informiert Birgit Reischl, SwissMarketing & Pricing Manager. „Die neue Flugverbindung der Swiss ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Flughafen Graz“, erklärt dazu Gerhard Widmann, GF des Flughafen Graz.

Saisonstart im Wiki Adventure Park

Seit Ende März heißt es wieder „Hereinspaziert“ im Wiki Adventure Park, dem schönsten Waldkletterseilgarten Österreichs. Wie in jeder Winterpause hat man an den bestehenden Parcours gefeilt: Diesmal wurde der dunkelrote Parcours um sieben Hindernisse erweitert. Auf einer Gesamtfläche von 8.000 Quadratmetern stehen nun sieben Parcours mit rund 90 Hindernissen zur Verfügung. Besonderes Highlight ist der schwarze Flying-Fox-Parcours, auf dem man sich nach dem Erklimmen in das „Gipfelbuch“ eintragen kann. Der Abstieg erfolgt über eine Fahrt mit dem Flying Fox, der für die vorangehenden Anstrengungen mit einer herrlichen Aussicht über den Leechwald belohnt.

Gerald Kogler zum MerkurGeneraldirektor ernannt

Mit Beschluss des Aufsichtsrates der Merkur Versicherung wurde mit Wirkung zum 1. April 2015 Gerald Kogler zum neuen Generaldirektor ernannt. Kogler ist seit Oktober 2009 Mitglied des Vorstandes und seit Jänner 2014 Vorsitzender des Vorstandes der Merkur Versicherung. Neben den Finanzen fallen die Bereiche Gesundheitsvorsorge, Lebensversicherung, Personal, Konzernmarketing, Recht und Auslandsbeteiligungen in seine Ressortverantwortung. Der Handelswissenschaftler hat umfangreiche berufliche Erfahrung im In- und Ausland bei KPMG Wien, London und Berlin, IBM sowie Ernst & Young gesammelt, bevor er zur Merkur Versicherung wechselte.

Fotos: A. Witek, Wiki, Merkur Versicherung AG / Manninger, Foto Fischer, FH JOANNEUM / Manfred Terler, WKO Graz, Ingenium

Politik


Foto: Holding Graz

Kurz im Gespräch mit Wolfgang Malik CEO der Holding Graz

Bank-Austria-Zukunftsgespräch zu Industrie 4.0

Business Charity Poker Night der WKO Graz

Die Veranstaltung in der Alten Universität drehte sich rund um Maßnahmen, um Österreich – und der Region Steiermark im Speziellen – als einen führenden Forschungs- und Entwicklungsstandort zu stärken. Unter den Referenten befanden sich Karin Schaupp und Alexandra PichlerJessenko sowie der Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin aus München zum Thema Innovation. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion, u.a. mit WKO-Vizepräsident Jürgen Roth und Bernd Meister (Bank Austria), wurde über die Bedeutung nationaler Innovationssysteme ebenso gesprochen wie über den gesellschaftlichen Auftrag von etablierten Forschungsinstitutionen sowie die Rolle der freien Wirtschaft.

Ihr Glück im Spiel versuchten am 14. April im Casino Graz rund 50 Persönlichkeiten aus der Grazer Wirtschaft, die an der dritten Auflage der „Business Charity Poker Night“ der WKO Regionalstelle Graz teilnahmen. WKO-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg, WB-Direktor Kurt Egger und GR Philipp Hofer netzwerkten eifrig während des entspannten Spiels zum guten Zweck, der 3.200 Euro für die Krebshilfe Steiermark erbrachte. Manfred Dorner (BEKO Engineering & Informatik) ging nach drei Stunden als Sieger vom Tisch. „Die wahren Gewinner des Abends sind jene Menschen, denen das Leben nicht so gute Karten verteilt hat“, erklärt Sabine Wendlinger-Slanina, Obfrau der Grazer WK Regionalstelle.

FH Joanneum erhält Forschungsflugzeug

Durch eine Kooperation mit dem oststeirischen Bedarfsflugunternehmen AviatX wurde dem Institut Luftfahrt / Aviation der FH Joanneum ein Forschungsflugzeug zur Verfügung gestellt, das auch in der Lehre für mehr Praxisbezug im Aviation Training eingesetzt werden soll. Das Ultraleicht-Flugzeug C42 des Herstellers Comco Ikarus wurde am 14. März 2015 beim Open House der FH Joanneum Graz ausgestellt und offiziell übergeben. „Die Ikarus C42 komplettiert die am Institut Luftfahrt bereits vorhandenen Möglichkeiten in idealer Weise“, meint Ing. Andreas Hinze, der am Institut für den Bereich Aviation Training zuständig ist.

Sponsionsfeier der OTH Regensburg in Graz

Am 9. April wurden die ersten Grazer Absolventen der OTH Regensburg im Festsaal der BHAK Grazbachgasse geehrt. Die traditionsreiche Handelsakademie im Herzen von Graz ist langjähriger Partner und dient als Studienstandort. Die Studierenden werden in Österreich von Lehrkräften aus Regensburg unterrichtet. „Ich bin überzeugt, dass wir mit den berufsbegleitenden BWLBachelorstudiengängen ein Zeichen für Transparenz und Engagement zur Weiterbildung setzen“, so Ingenium-Education-GF Stefan Friedrich.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Konzernergebnis der Holding Graz für das Jahr 2014? Im Geschäftsjahr 2014 konnte der Konzern Holding Graz seinen Umsatz aus dem Vorjahr von 210,5 Mio. auf 212,2 Mio. Euro steigern. Auch das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit des Konzerns unter Berücksichtigung von Sonderfaktoren, die im Sinne des Hauses Graz über die Holding abgewickelt wurden, konnte im Vergleich zum veranschlagten Budget um rund 9,5 Mio. Euro verbessert werden.

Wie wirken sich die Investitionen der Holding für Graz aus? Insgesamt wurden seit der strukturellen Neuausrichtung der Holding Graz in den vier Jahren über den Konzern rund 300 Mio. Euro – mit der Energie Graz noch weitere 100 Mio. Euro – allein in Graz investiert. Trotz der engen budgetären Vorgaben wird der Konzern sein investives Niveau halten und bis 2017 weitere 205 Mio. Euro für Projekte in sämtlichen Bereichen des Unternehmens umsetzen. Mit einer Million Euro in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs oder der kommunalen Infrastruktur werden im Großraum Graz rund 20 zusätzliche Arbeitsplätze abgesichert oder geschaffen, was somit bei den budgetierten 205 Mio. Euro bis 2017 etwas mehr als 4.000 Jobs bedeutet.

Rechnen Sie durch die Jahresticketangebote mit neuen Kunden für die Graz Linien? Die Jahreskarte Graz um 228 Euro ist seit dem Verkaufsbeginn ein echter Verkaufsschlager. Wir werden dadurch sicher neue Kunden gewinnen, welche von Wochen- oder Monatskarten auf Jahreskarten umsteigen. Aber auch das Jobticket für Unternehmen hat sich 2014 noch besser entwickelt und es konnten weitere renommierte Unternehmen als Kunden gewonnen werden

FAZIT MAI 2015 /// 25


Innovation

ril 2015. Zudem förderte sie die Softwareentwicklung mit einem Zuschuss aus der ProInnovation grammschiene „Ideen!Reich“. Das Inari Software OG sitzt im N4 Innovationszentrum Graz, das insbesondere für Jungunternehmen gedacht ist, die in den Bereichen Technologie, Creative Industries und wirtschaftsnahe Dienstleistungen Personalverrechnung ist etwas für Profis. Wer sich im Dickicht von Arbeitsundsind. Ihre Produkte und tätig Sozialversicherungsrecht, Dienstgeberbeiträgen, Zulagen, Pauschalen, Steuern und müssen innovatiLeistungen vendie Charakter besitzen. Zwei dergleichen nicht völlig verirren will, braucht eine helfende Hand. Aber auch Stockwerke mit insgesamt 25 Profis in diesem Gebiet brauchen Unterstützung – Erfolgs!Duo gibt sie ihnen. mietgeförderten Büros inklusive und Infrastruktur densind individuellestehen Beratung für das Unternehmen, in dem ich damals Service Stärken.“ Ihr umfassendes Wissen angestellt war“, erzählt Birgit Oswald. unsere innovativen Jungunternehmen auch zugute, Das ging aber nur bis zu einem gewissen in Personalfragen zur Verfügung.kam Infosihr zum Zentplante, diewww.n-4.at erste Mitarbeiterin einGrad. „Irgendwann wurde der Wunsch als sie rum unter:

Fotos: SFG

Raus aus dem Dschungel seitens des Unternehmens immer größer, zustellen. „Da habe ich genau gerechnet, dass ich wieder an meinen Arbeitsplatz ob sich das wohl ausgeht. Aufgrund der nach Graz komme.“ Verständlich, war vielen Termine und Fristen, die ich einInari Software OGes aber ohnehatte, schaffte ich sie dort doch 12 Jahre lang als Leiterin zuhalten Gründungsjahr: 2013 hat Oswald alleine.“ Inzwischen der Personalverrechnung einer großen hin nicht abseits der Archäologie gibt es eineMitarbeiteranzahl: 3 aufgenommen zweite Mitarbeiterin Steuerberatungskanzlei tätig. Die Süddie sie Graz, gerade ausbildet. 4Alle drei steirerin wollte ihre beiden Söhne für nichtdas hat, A-8020 Einsatzmöglichkeiten Nikolaiplatz sind übrigens Mütter und demalleine lassen. Also machte sie sichN4 alsan- Damen im Innovationszentrum www.inari-software.com Personalverrechnerin im südwestsässige Unternehmen. Etwa in entsprechend wird bei Sibit Rücksicht steirischender Wernersdorf selbstständig. Forstwirtschaft. Aber das auf das Familienleben genommen. Birgit Und das mit so großem Erfolg, dass sie Oswald und ihr Team – drei Damen ist eine andere Geschichte. bald Hilfe brauchte – und mit Erfolgs!Duo als Wegweiser aus dem PersonalverDieDas von der Inari Software rechnungsdschungel. auch bekam. Förderungsprogramm OG (benannt nach einem finder Steirischen Wirtschaftsförderung nischen See bzw. einer japaSFG fördert Jungunternehmen bei der Ausstattung des Arbeitsplatzes für den nischen Göttin) entwickelte Innovative steirische ersten Mitarbeiter. Oswald die nahm SoftwareBirgit ermöglicht digiUnternehmen: diese Hilfe tale an und engagierte ihre erste Dokumentation, ArchivieEine Serie der Steirischen Mitarbeiterin. „Alsund Personalverrechnerin rung Auswertung von Wirtschaftsförderung SFG ist man verpflichtet, sich permanent Funddaten bei archäologiund Stefan Krausler, einem weiterzubilden“, erklärt sie die Herausschen beinahe in weiteren Software-Entwickler, forderungen ihrerGrabungen Tätigkeit. „Laufende Echtzeit weltweitVormitInari Software. Änderungen in den und gesetzlichen tels internetfähigem Medium Mit dem von ihnen entwickelschriften zwingen einen dazu. Damit (Tablet, Smartphone, ten Programm können vor sindOrt viele vor allem Laptop, kleine und mittlere fachlich und Entwicklungsressourcenetc.). Weitere sämtliche Funde mittelsUnternehmen intermäßig überfordert. lagernGeovisuasie die schritte Deshalb in Richtung netfähigem Medium dokumenPersonalverrechnung aus.“ lisierung (Darstellung auf digitiert, archiviert und zur wei-

Geschichte digital aufbereitet

Genauso wichtig wie die Grabung ist in der Archäologie die Dokumentation der Funde. Ein junges Softwareunternehmen aus Graz läutet hier gerade eine echte Revolution ein.

D

Foto: Schiffer

etaillierte Beschreibung jedes Fundes mit allen Merkmalen auf Zettel, danach Eingabe der unzähligen Daten in Rechner, die mit verschiedenen Programmen laufen und Daten nicht exportieren können. So sah die umständliche taler Landkarte) und Forensik Dokumentation von archäoteren Bearbeitung exportiert Mehr als nur brutto und netto sind in Arbeit. Die Steirische logischen Funden bisher aus. werden. So haben alle MitglieIhr Unternehmen nannte sie Sibit: Service, unterDas müsste leichter und besder des Teams sofort Zugriff individuelleWirtschaftsförderung Beratung, individuelles stützte inari GmbH mit ser gehen, dachte sich Nadja auf alle Informationen. Im Aus Training. den die Anfangsbuchstaben Mit Hilfe der SFG konnte Birgit Oswald der InternationalisierungsförDebenjak. Die computeraffine Einsatz ist das System bereits dieser Wörter setzt sich der Firmenbereitszusamzwei Mitarbeiterinnen einstellen. name zusammen. der ist Programm: derungUnd Welt!Markt bei einem Archäologin gründete in Helsinki und Wien, weitere dem Kunden mehr bieten, in Siena imalsApmen mit ihrem Sohn Michael Projekte weltweit folgen.„Man AuchmussMesseauftritt nur vom Brutto zum Netto zu rechnen. chuld“ an ihrer Karriere als Unter- Ich mache nicht nur die PersonalverIdeen!reich – die Förderung für Innovationen KMU rechnung, sondern berate meine Kunden nehmerin sind eigentlich ihre in Söhne auch in der Personalplanung und schule Tobias und KMU Simon. „Innurder Karenz des Damit immer mehr steirische nicht die Grenzen Machbaren, sondern auch die Grenzen arbeitete ich teilweise von zu Hause aus die Mitarbeiter der Personalabteilungen.

S

des Denkbaren überschreiten, werden neue Ideen und Innovationsmaßnahmen für kleinste, kleine und mittlere Unternehmen besonders gefördert: Im Rahmen der Förderungsaktion „Ideen!Reich“ Informationen zu Förderungsmöglichkeiten gibt es bis zu 50 % Zuschuss für Wirtschaftsförderung die Entwicklung und Umsetzung neuer innovationsfreudige Ideen. Infos: Steirische WirtDie Steirische SFG unterstützt Unterschaftsförderungnehmen in der Steiermark bei Forschung und Entwicklung und ihrem Wachstum, damit diese neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfolgreich am Markt SFG, Nikolaiplatz 2, 8020 Graz, Tel. 0316/7093-0, http://sfg.at/ideenreich etablieren können.

22 /// FAZIT JÄNNER 2014 26 /// FAZIT MAI 2015

Steirische Wirtschaftsförderung

Nikolaiplatz 2 8020 Graz +43 316 70 93-0 http://sfg.at


Foto: Mathias Mosbacher

Wirtschaft

v.l.n.r.: Stolz auf die Zertifizierung: Leitbetriebe-Austria-Key-Account-Managerin Petra Valentin, ITS-Prok. Matthias Mayr, GF Leitbetriebe Austria Mag. Monica Rintersbacher, ITS-GF René Bernsteiner, ITS-Prok. Katrin Bernsteiner und Bernhard Liebmann, Bürgermeister von Laßnitzhöhe.

ITS ins Netzwerk der Leitbetriebe Austria aufgenommen Mit dem Medizintechnikunternehmen ITS ergänzt seit April ein weiterer „Hidden Champion“ das Netzwerk der renommierten Vereinigung der Leitbetriebe Austria. Das steirische Unternehmen ITS mit Sitz in Autal bei Graz erzeugt seit rund 18 Jahren unfallchirurgische Implantate und Instrumente.

A

ls Leitbetrieb Österreichs qualifiziert sich ein Unternehmen unter anderem durch eine signifikant stärkere Orientierung an Werten wie gesellschaftlicher Verantwortung, hohem Produktnutzen und umweltbewusstem Verhalten – allesamt Faktoren, die auch bei ITS einen besonders hohen Stellenwert haben. Das Zertifikat für ITS wurde von Geschäftsführer René Bernsteiner, Prokuristin Katrin Bernsteiner und Prokurist Matthias Mayr entgegengenommen. Nach der offiziellen Zertifikatsverleihung ist das steirische Unternehmen ITS somit das jüngste Mitglied im Netzwerk der Leitbetriebe Austria. „Es freut uns ganz besonders und wir sind sehr

stolz darauf, dass wir als jüngstes Mitglied dieses Netzwerkes ausgezeichnet wurden“, so Prokuristin Katrin Bernsteiner, Geschäftsführer René Bernsteiner sowie Prokurist Matthias Mayr nach der Verleihung der Urkunde.

Hidden Champion als Vorbild „Die I.T.S. GmbH ist geradezu ein Musterbeispiel für einen österreichischen Hidden Champion, ein Nischenplayer, der sich fernab der Öffentlichkeit durch eine große Innovationsstärke und herausragende Leistung profiliert“, erklärt Mag. Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin der Leitbetriebe Austria. Dieses Audit gilt für zwei Jahre, danach er-

folgt die Zertifizierung wieder aufs Neue. Es ist ein Versprechen, dass ITS weiterhin den Leitbild-Charakter für andere Unternehmen und für das Unternehmertum Österreichs leben wird. „Deshalb sind wir stolz, ein weiteres Unikat der österreichischen Unternehmerlandschaft in unserem Netzwerk begrüßen zu dürfen.“ Langjährige Erfahrung in Medizintechnik Die Firma ITS, mit Sitz in Autal bei Graz entwickelt und produziert seit über 18 Jahren unfallchirurgische Implantate und Instrumente mit höchstem Qualitätsanspruch. Ausserdem vertreibt man mit der zweiten Firma Spectromed

eine breite Palette von Produkten für die Orthopädie sowie chirurgische Instrumente, Geräte, Prothesen und Spezialimplantate. Daher betont die Firmenleitung mit Stolz: „ITS und die Menschen, die dahinter stehen, arbeiten daran, die Vision von zunehmend schonungsvolleren Behandlungsmethoden Wirklichkeit werden zu lassen. In enger Abstimmung mit renommierten Ärzten werden unfallchirurgische Implantate und Instrumente entwickelt, die alle eine gemeinsame Philosophie verbindet.“

FAZIT MAI 2015 /// 27


Fazitgespr채ch

Sparkurs

Von Johannes Tandl und Peter K. Wagner Fotos: Arlene Joobes

Spar-Gesch채ftsf체hrer Christoph Holzer 체ber aggressive Preise und den Supermarkt als Kommunikationsknotenpunkt.


Fazit Mai 2015 /// 29



Fazitgespräch

Christoph Holzer hat einen dichten Terminkalender. Gleich in der Nähe der Redaktion treffen wir ihn zum Fazitgespräch, im Hof des Universalmuseum Joanneum. Eine Stunde hat er sich für uns Zeit genommen. Durch die Fenster des Innenhofs sieht man alte Gemälde und lange Gänge. Das Licht fällt von mehreren Seiten ein. Ein ruhige, idyllische Stimmung – weit weg vom hektischen Handelsalltag, denkt man sich.

Christoph Holzer kommt mit einem Motorradhelm unter dem Arm, weil er seine innerstädtischen Termine gerne mit der Vespa wahrnimmt, und blickt nach der Begrüßung um sich. »Den Hof kenne ich. Da sind im Winter immer Stände des Weihnachtsmarkts zu finden«, weiß der Geschäftsführer von Spar-Steiermark und Südburgenland. Märkte und Handel scheinen ihm immer allgegenwärtig. Der 46-jährige Grazer verbrachte seine komplette berufliche Laufbahn bei Österreichs größtem privatem Arbeitgeber und hat die Veränderungen der Lebensmittelhandelsbranche seit Mitte der 1990er live miterlebt. Eine Karriere im Zeichen der Tanne und des Konsumenten.

Fazit Mai 2015 /// 31


Fazitgespräch

Herr Holzer, der Name Spar kommt aus dem Niederländischen und ist Akronym eines Mottos, das auf Deutsch so viel heißt wie »Durch einträchtiges Zusammenwirken profitieren alle gleichermaßen«. Gilt dieser Satz heute noch? Dieses Motto stammt übrigens von Adriaan van Well. Er hatte 1932 die erste Spar-Organisation in Holland gegründet. Die Idee war, dass sich selbstständige Kaufleute und Großhändler zusammenschließen und unter einem Namen arbeiten. Und diese Idee wurde in Österreich begeistert aufgegriffen. Wir sind inzwischen ein Unternehmen mit 1.500 Geschäften in ganz Österreich, 750 davon sind selbstständige Kaufleute. Das Motto stimmt also immer noch. Ob der Satz oder die Tanne zuerst da war, weiß man nicht. Denn »De Spar« heißt auf Holländisch nichts anderes als »die Tanne«. Aber es passt auch die Tanne heute noch, weil wir weiterhin ein wachsender Baum sind. Aus dieser Idee ist die internationale Spar-Organisation entstanden. Die internationale Spar-Welt wird inzwischen aus über 30 Ländern gebildet. So gibt es inzwischen auch Märkte in China. Überall sind es selbstständige Unternehmen, die nicht Teil eines multinationalen Konzerns sind. Die Ausrichtung der Sparmärkte ist von Land zu Land unterschiedlich. In England gibt es hauptsächlich kleinflächige Supermärkte, in China sehr große. Spar erzielt jedoch nirgends auf der Welt einen so hohen Umsatz wie in Österreich – 2014 waren es 5,9 Milliarden Euro. Warum ist Spar bei uns so stark? Die unterschiedliche Ausrichtung in den verschiedenen Ländern hängt damit zusammen, woher die regionalen Unternehmen ursprünglich kommen und wie sie sich aufgestellt haben. Wir in Österreich sind aus einem bestehenden Unternehmen entstanden. In Tirol oder Pinzgau begann es etwa mit kleinen Kaufleuten. Anfang der 70er-Jahre kam es in Österreich dann zum ZusammenSpar in Östereich Spar-Österreich wurde 1954 gegründet und unterhält heute 2.900 Standorte in Österreich und fünf Nachbarländern, an denen 73.000 Menschen beschäftigt werden. Der Gesamtumsatz des Handelsunternehmens betrug im Jahr 2014 über zwölf Milliarden Euro. Allein in Österreich setzte Spar davon 5,2 Milliarden Euro um und beschäftigt derzeit etwa 36.000 Menschen, was die Supermarktkette zum größten privaten österreichischen Arbeitgeber macht.

32 /// FAZIT MAI 2015

Der Aktionspreis ist ein österreichisches Phänomen. Christoph Holzer

schluss zur Spar-AG. Es wurde schon damals eine Filialisierung betrieben und dadurch wuchs der Markt bei uns schneller als in anderen Ländern.

Spar investiert viel in neue Filialen. Sind diese Investitionen dafür verantwortlich, dass wir in Österreich so hohe Lebensmittelpreise haben? Wir sind das drittteuerste EU-Land. Das stimmt nicht. Das Einkaufsverhalten der Konsumenten ist lediglich anders. Wenn man Deutschland und Österreich vergleicht, was die Arbeiterkammer immer wieder macht, dann ist Deutschland ein Land, wo ganz stark auf Kurantpreis (Anm.: Normalpreis) gekauft wird. Der Aktionspreis ist ein österreichisches Phänomen. Wenn man dann alles zusammenrechnet, sind wir auf dem nahezu identen Preisniveau wie unsere nördlichen Nachbarn. Der Unterschied liegt im Bereich von maximal zwei Prozent.

Die Konsumentenschützer behaupten immer wieder, dass es in Österreich eine viel höhere Marktkonzentration gibt als in Deutschland und dass auch das für die Preise verantwortlich ist. Noch einmal: Die Preise stimmen nicht. Ein seriöser Preisvergleich über Warenkörbe hat ergeben, dass die Preisunterschiede nicht existieren, und der zweite Punkt ist, dass wir als österreichisches Unternehmen mit Anbietern konfrontiert sind, die weit über die österreichischen Grenzen hinaus tätig sind. Internationale Lieferanten definieren für gewisse Länder gewisse Einkaufspreise. Das Thema Preis führt uns zur Kartellverurteilung gegen Spar aus dem vergangenen Herbst. Drei Millionen Euro betrug die Strafe wegen Preisabsprachen mit Molkereiwaren-Lieferanten. Warum bekämpft Spar dieses Urteil so massiv, anstatt dass man Gras über diese unangenehme Sache wachsen lässt?



Fazitgespräch Dieses Urteil hat keinerlei Klarheit gebracht, was in einer Beziehung zum Lieferanten gemacht werden darf und was nicht. Wenn ich mit einem Produzenten eine Aktion bespreche, ist es für diesen Anbieter sehr wichtig, dass er weiß, ob sie scharf, mit einem aggressiven Preis, kalkuliert ist. Dadurch weiß er ungefähr, wie hoch unser Bedarf sein wird und welche Mengen er für uns produzieren muss. Sonst kann er die erforderliche Menge ja nicht zur Verfügung stellen. Was jedoch das Gericht gesehen hat, war eine Preismoderation. Ein spannender Begriff, den ich als Rechtsbegriff nicht kenne. Es ist für uns und für die gesamte Branche also noch keine ausreichende Rechtssicherheit vorhanden, daher haben wir Rekurs eingelegt. Dieses ganze Kartellverfahren zeigt nur, dass es eine vollkommene Unklarheit gibt. Eine Behörde hat nun einen Verhaltenskatalog erarbeitet, den man jedoch hinterfragen muss. Was soll dieser Katalog genau sein? Etwa ein Gesetz? Das Ganze hat keine Rechtsqualität und die Rechtslage in Österreich ist sehr ungenau. Wir haben ganz sicher nicht zu Lasten des Konsumenten gehandelt. Die Marktmacht ist von den Herstellern Richtung Handel gewandert. Auch wenn es Marken gibt, auf die man nicht verzichten kann. Nein. Die Marktmacht des Handels existiert, wenn überhaupt, bestenfalls gegenüber ein paar untergeordneten Produzenten. Internationale Produzenten haben keine Marktmacht an den Handel verloren. Der österreichische Markt ist im europäischen Konzert sehr klein. Ein Unternehmen wie Spar kann es sich auch gar nicht leisten, etwa Coca-Cola auszulisten. Und das gilt auch für die meisten Marken von Procter & Gamble, Ferrero oder Nest-

lé. Der Konsument darf sich zu Recht erwarten, dass er diese Produkte bei uns findet.

Laut dem Marktforscher Nielsen und GfK ist Rewe in Österreich der Branchenprimus mit 35 Prozent. Spar liegt mit 30 Prozent dicht dahinter, Hofer liegt bei knapp 20 Prozent. Das klingt doch stark nach Marktkonzentration. Die es aber so gar nicht gibt. Die Segmentierung ist weit größer. Dank Lidl, MPREIS in Tirol, Sutterlüty in Vorarlberg, Kastner in Niederösterreich oder der C+C-Pfeifer-Gruppe gibt es überall eine Reihe weiterer gut aufgestellter Anbieter. Warum kommen andere weltweit agierende Unternehmen wie Carrefour oder Tesco nicht in unser Land? Weil sie sehen, wie intensiv der Wettbewerb ist.

Spar hat verschiedene Marktarten, aber keinen Diskonter – so wie es etwa Rewe mit Penny probiert. Ist das ein Nachteil? Nein. Wieso soll das ein Nachteil sein? Wir sehen uns als so genannter Vollsortimenter und als Nahversorger und nicht als Diskonter. Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken. Als Angebot für diejenigen, die supergünstig einkaufen wollen, haben wir die Linie S-Budget. »Geiz ist geil« fällt einem dazu ein. Ist das ein österreichisches Phänomen? Ich würde es so sagen: Der österreichische Konsument ist nach wie vor sehr auf Regionalität bedacht. Die »Bio-Entwicklung«

1.800 Euro im Jahr. Die kann ich mir sparen. Elke S., BA Studentin (24), Graz rauchfrei seit einem Jahr

Rauchen passt nicht mehr zu mir. Ihnen? u z d n U

© Ulla Sladek_www.ullasladek.at

Im Auftrag von:

Hilfe beim Aufhören:

Rauchfrei Telefon 0800 810 013


Fazitgespräch wurde ganz stark geprägt von den Eigenmarken von Rewe und uns. Durch diese Historie bildet »Bio« in Österreich ein weitaus stärkeres Segment als in anderen Ländern. Das Bewusstsein für nachhaltig produzierte Lebensmittle ist wesentlich größer. Man darf den österreichischen Konsumenten also sicher nicht auf »Geiz ist geil« reduzieren.

In Bad Blumau gibt es mit Unterstützung von Spar ein Glashausgroßprojekt der Firma Frutura. Dagegen laufen unter anderem die Landwirtschaftskammer sowie die Grünen Sturm, weil man befürchtet, Spar möchte selbst zum Produzenten werden. Ist das der Plan? Das ist ein blanker Unsinn. Weil nicht wir dieses Gewächshaus bauen, sondern drei Bauern, die nach wie vor ihre Bauernhöfe in der Region haben. Der Hintergrund ist ganz simpel die Idee der Vollversorgung. In Österreich hat man beispielsweise etwa drei Monate im Jahr Tomaten. Es wird ganz viel in Glashäusern oder in Tunnels produziert, die mit Gas beheizt werden müssen. Die Bauern wollen in Blumau nun die vorhandene geothermische Energie nutzen. Das bringt nicht nur gewaltige Einsparungen im CO2-Bereich, sondern auch frischere und bessere Ware auf unsere Tische. Unsere Kunden wollen nämlich das gesamte Jahr Tomaten und Paprika haben. Entweder man verweigert ihnen das oder man bietet die bestmögliche Ware. Ich bin ein überzeugter Verfechter dieses Projekts. Wir können unseren Kunden frischeres, reifer geerntetes Gemüse bieten. Es werden Arbeitsplätze geschaffen und kein einziger heimischer Bauer wird dadurch gefährdet.

„Feiern Sie mit mir den 1. Mai.“

STEIERMARK

Franz Voves

Tag der Arbeit 1. Mai Graz

Hauptplatz ab 9:30

Tag der Freude 3The Makemakes 3 Marc Pircher 3 Francine Jordi 3 Charly Brunner & Simone 3 Die Edlseer > Eisenbahner Musikverein Graz > Postmusik Graz > Musikverein der Graz Linien > Großes Kinderfest der Kinderfreunde Steiermark > Popvox > Steiermark-Chor > Tanzshow des ATG Graz > Harmonika-Vizeweltmeister Martin Harling > Funcorner mit Kletterturm > Street-Soccer > Kart-Simulatoren Alle Infos: www.stmk.spoe.at


Christoph Holzer wurde am 21. Februar 1966

in Graz geboren. Er ist Geschäftsführer von SparSteiermark und Südburgenland. Der Magister der Rechtswissenschaften unterbrach sein

Studium für eine Erwachsenenlehre als Maschi-

nenbauschlosser und wollte ursprünglich in der Industrie Fuß fassen. Nach seinem Gerichtsjahr in Graz begann er allerdings als Trainee in die

Spar-Zentrale in St. Pölten. Er war fünf Jahre als

Geschäftsführer von Spar Tirol in Wörgl tätig, ehe er vor drei Jahren nach Graz wechselte. Holzer ist verheiratet und hat ein Kind.


Fazitgespräch

Vor einigen Jahren war es noch unschick, preiswert einzukaufen, doch die Zeiten haben sich geändert. Christoph Holzer

Wie geht man bei Spar mit dem Thema Onlinehandel um? Irgendwann wird er auch im Lebensmittelbereich wichtig werden. Der Onlinehandel für Lebensmittel liegt in England bereits bei acht Prozent Marktanteil. In Österreich wird man noch lange nicht dort sein, weil es eine hohe Flächendichte an Geschäften gibt – auch weil die Urbanisierung rapide voranschreitet. Die große Herausforderung ist, zu wissen, was der Konsument will. Ist es Hauszustellung? Oder ist es die Zustellung ins Büro? Wir glauben, er will alles. Und wir müssen ihm alles anbieten.

Vor allem für ältere Leute könnte Internetbestellung ein Thema werden. Zum Beispiel. Wobei wir unsere Verpflichtung eigentlich darin sehen, den Pensionisten die Möglichkeit zu bieten, so lange wie möglich bei uns in den Geschäften einkaufen zu können. Für viele Pensionisten ist der tägliche Einkauf die wichtigste Kommunikationsmöglichkeit. Viele kaufen sogar mehrmals täglich ein. Gerade im ländlichen Bereich, wo es den Gasthof oder die Post nicht mehr gibt. Man erfährt durch den Besuch bei Spar, was im Ort passiert. Spar ist auch der größte Einkaufszentrenbetreiber Österreichs. Ein steirischer Politiker hat unlängst gesagt: »Wir werden es noch erleben, dass in Seiersberg statt dem Shoppingcenter wieder eine Schottergrube zu finden sein wird.« Das mag überspitzt ausgedrückt

sein, aber auch viele Experten glauben, dass der Onlinehandel zu einem Einkaufszentrumsterben führen könnte, wenn die Sonntagsöffnung nicht bald durchgesetzt wird. Glauben Sie das auch? Den Sonntagseinkauf im Bereich Lebensmittel gibt es. Er ist stärker, als man möchte, weil sich die Lebensgewohnheiten der Menschen verändert haben. Ob es wirklich notwendig ist, noch mehr Angebot zu haben, möchte ich bezweifeln. Auch beim Einkaufszentrum muss ich einschränken: Touristen sehen etwa nicht ein, warum sie am Sonntag in Graz weder ein Handelsangebot noch gastronomische Angebote vorfinden – wobei die beiden Bereiche natürlich unmittelbar miteinander zusammenhängen. Die Menschen wollen auch im Allgemeinen am Wochenende einkaufen – das ist ein großes Argument für Onlineshopping. Es ist bekannt, dass diese Einkaufsart ganz stark am Abend nach der Arbeit oder am Wochenende genutzt wird. Je weniger Öffnungszeit, desto mehr Onlineshopping? Kann Spar darauf reagieren? Handel ist Wandel. Wir sind nah am Kunden und wissen zur rechten Zeit, welches Angebot wir machen müssen. Und über Onlineangebote denken wir selbstverständlich nach. Doch die Kunden werden nicht darauf verzichten wollen, im stationären Handel einzukaufen. Davon bin ich überzeugt. Herr Holzer, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT MAI 2015 /// 37


Steuerboard

Helmenstein liefert Beweise für die „Reformdividende“

Mag. Alexander Hofer

Nach den Vorstellungen (Berechnungen?) der Regierung sollen durch die beabsichtigte Verpflichtung zur Verwendung von Registrierkassen 900 Mio Euro mehr in die öffentlichen Kassen gespült werden. Im Gefolge dessen soll auch eine Belegerteilungspflicht kommen, wie wir sie z. B. aus Italien kennen. Betriebe bis zu einem jährlichen Nettoumsatz von 15.000 Euro sollen von der Registrierkassenpflicht ausgenommen bleiben. Die bereits bestehende Kalte-Hände-Regelung (z. B. Eisverkäufer oder Maronistand) bleibt auch bestehen, soll jedoch mit 30.000 Euro Nettoumsatz begrenzt werden. Unternehmer wie Tierärzte oder mobile Masseure können ihre mobil erzielten Umsätze zunächst händisch mittels Paragon aufzeichnen, bevor sie diese mit der Registrierkasse erfassen. Manipulationen im Zusammenhang mit Registrierkassen(software) stehen am strafrechtlichen Prüfstand. Ob es zu all dem kommt oder nicht: Im Visier der Betrugsbekämpfung sind Sie in jedem Fall gut beraten, noch mehr Augenmerk auf korrekte Grundaufzeichnungen zu legen. Nachlässigkeiten oder gar Fehlern wird noch mehr Bedeutung beizumessen sein, meint Ihr

IV-Chefökonom Christian Helmenstein zeigte, dass Reformen zur staatlichen Effizienzsteigerung eine Reformdividende in Form eines höheren Wachstums abwerfen.

E

in effizienter Staat und ein solide finanziertes Sozialsystemen sind wesentliche Voraussetzungen für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und eine niedrige Arbeitslosigkeit. Der Chefökonom der Industriellenvereinigung, Christian Helmenstein, legte beim Raiffeisenkonjunkturgespräch dar, dass es diese Reformdividende gibt. Länder, die früh-

Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at

zeitig harte Reformschritte setzten, idem sie Wachstumshemmnisse wie staatliche Ineffizienz bekämpften, konnten die Krise viel früher hinter sich lassen als jene Staaten, in denen Reformen nur zaudernd oder gar nicht in Angriff genommen wurden. Helmenstein kreierte für jene Länder, die unmittelbar nach Ausbruch der Krise mit den Reformen begannen, den Begriff „Early Reformers“. Er bezieht sich dabei auf Litauen, Lettland, Estland und Irland, legte anhand der Eurostat-Zahlen dar, dass frühzeitige, harte Reformen die Stagnationszeit verkürzen und zur schnelleren Rückkehr in die Wachstumsphase beitragen. Ein großes Problem sieht Helmenstein darin, dass sich Österreich konjunkturell von Deutschland abgekoppelt habe. Als Gründe führt er die fehlenden Investitionen in Österreich sowie die abnehmende Verlässlichkeit Österreichs als Wirtschaftsstandort an. Die Wirtschaftsexperte sieht im Rückgang ausländischen Investitionen in Österreich einen zusätzlichen Beweis für seine Argumentation.

TTIP nützt vor allem kleinen Einkommen

D

Alexander Hofer

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Foto: Raiffeisen

Was bringt die beabsichtigte Registrierkassenpflicht?

em Freihandelsabkommen „Transatlantic Trade and Investment Partnership“ (TTIP) wird in keinem anderen EUStaat mit so viel Ablehnung begegnet wie in Österreich. Dabei sind die Befürworter davon überzeugt, dass ein Freihandelsabkommen mit den USA die Preise vieler Güter kräftig sinken lassen würde. Unbestritten ist nämlich, dass Freihandel und Globalisierung die verlässlichsten Verbündeten der Armen sind. Seit 1990 wurde so weltweit eine Milliarde Menschen 38 /// FAZIT MAI 2015

aus der bittersten Armut geführt. Auch in der EU käme ein – gut verhandeltes – TTIP-Abkommen vor allem den Beziehern niedriger Einkommen zugute. Denn Zölle und vor allem die sogenannten nicht-tarifären Handelshemmnisse schlagen sich in zu hohen Produktpreisen nieder.


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Foto: Raiffeisen

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RLB Generaldirektor Martin Schaller fürchtet Standortnachteile durch die Überregulierung des Bankensektors.

RLB-General Martin Schaller wettert gegen Banken-Überregulierung RLB-Generaldirektor Martin Schaller nützte die Anwesenheit der versammelten Elite der steirischen Wirtschaft beim diesjährigen Raiffeisen-Konjunkturgespräch, um auf die volkswirtschaftliche Bedeutung von Raiffeisen für die Steiermark hinzuweisen.

S

challer forderte dazu auf, die Banken differenziert nach ihrem Beitrag für die Gesellschaft und ihrer Qualität zu beurteilen und nicht sämtliche Institute und Geschäftsmodelle über einen Kamm zu scheren. „Täglich kommen 24.000 Kunden in unsere steirischen Bankstellen, für die wir konkreten Nutzen bieten“, so Schaller. So werden von Raiffeisen in der Steiermark täglich 850 neue Kredite vergeben. Das sei ein erheblicher Beitrag zur Gesamtwertschöpfung des Landes. Raiffeisen zahlt in der Steiermark jährlich 233 Millionen Euro an Steuern und sichert mit 7.000 Arbeitsplätzen

jeden 73. Job im Land. Schaller sieht den Bankenbereich gefährlich überreguliert: „Bei uns arbeiten mittlerweile mehr Menschen in der Abwicklung und Kontrolle als in der Kundenbetreuung. Dies ist weder für ein Wachstum noch für Kunden gut, weil künftig nicht alles durch Effizienzmaßnahmen abgefangen werden kann.“ Vor allem die Bankensteuer ist Schaller ein Dorn im Auge. Diese ist zehn Mal so hoch wie in Deutschland und führt langfristig zu einem echten Wettbewerbsnachteil für die österreichischen Banken. FAZIT MAI 2015 /// 39

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261 steirische

Landesgesetze

771 Verordnungen Stand: 21. April 2015


Foto: ESA

Foto: Red-Bull-Stratos

Forschung

Die Sentinel-Satelliten liefern im Rahmen des Erdbeobachtungsprogrammes der ESA wertvolle Erkenntnisse über unseren Planeten und dessen Zukunft.

Eines der Highlights der Sonderausstellung Faszination Raumfahrt: Die Original-Kapsel von Red Bull Stratos.

Start von der Grazer Messe in den Weltraum B

ei der Weltraum-Sonderausstellung der Grazer Frühjahrsmesse werden Raumfahrtechnologien und ihr Nutzen für die Menschen auf rund 1.000 m2 Ausstellungsfläche präsentiert. Daneben finden zahlreiche Fachveranstaltungen sowie ein Ausbildungs- und Karriereforum statt. Der Anlass dieser Schau ist der Vorsitz Österreichs im Rat der Europäischen Weltraumagentur ESA. Gemeinsam mit der ESA, den Universitäten, den FHs und der Joanneum Research sowie zahlreichen Unternehmen aus dem Bereich der Raumfahrtindustrie rückt ein Wissenschaftsbereich in den Brennpunkt, in dem Österreich und insbesondere die Steiermark herausragende wissenschaftliche Leistungen einbringen. Weltraummissionen made in Austria Ein besonderes Highlight gelang der ESA sowie dem Grazer Institut für Weltraumforschung der ÖAW im November 2014. Die Premiere der Landung einer Sonde auf einem Kometen durch „Rosetta“ liefert neue Erkenntnisse zum Ursprung unseres

Auf der Grazer Frühjahrsmesse werden von 30. April bis 4. Mai die Themen Weltraumforschung und Raumfahrt präsentiert. Mit dem Projekt Space Technology 2015 will das Wissenschaftsressort des Landes Steiermark Öffentlichkeit, Wissenschaft und Wirtschaft ansprechen. Sonnensystems. Ein Modell der Sonde sowie Aufnahmen des Kometen sind ein Teil der Ausstellung „Faszination Raumfahrt“. Ein Schwerpunkt der Ausstellung sind Weltraum-Missionen, die für die Erforschung der Zukunft unseres Planeten und für wirtschaftliche Anwendungen von Bedeutung sind. Mit „Copernikus“ sind zahlreiche Satelliten zur Erforschung und Vermessung der Erdoberfläche, der Klimaentwicklung und der Umweltbeobachtung im Einsatz. Dazu werden die neuesten und zukünftigen Technologien der Satellitenkommunikation präsentiert.

Abenteuer Forschung hautnah erleben Mit besonderen Resultaten, aber auch mit tollen Besuchererlebnissen lassen die Experten der Forschungsgesellschaft Joanneum Research aufhorchen. So wird nicht nur ein funktionsfähiges technisches Modell des ersten europäischen Mars Rovers vorgeführt, der mit hier in Graz entwickelten Augen (Stereometrie-Kameras) 3D-Aufnahmen des Mars in Echtzeit liefert, sondern die Besucher können auch virtuelle 3D-Flüge über die Erdoberfläche erleben. Fachbesucher werden sich für die Forschungsarbeit im hochfrequenten QVBand interessieren und können in einem ESA-Messbus die Technologie der Signalmessung unter die Lupe nehmen. Weitere Highlights für die Besucher sind die Red-Bull-Stratos-Ausstellung mit der Original-Kapsel und dem Sprunganzug von Felix Baumgartner sowie technische 1:1-Modelle der Ausstiegsanzüge von Apollo 11 und Apollo 17 und dem Moon Rover aus dem US-Mondprogramm. FAZIT MAI 2015 /// 41


Kurz & News

Foto: Energie Steiermark

Erfolgreiche Jahresbilanz der Energie Steiermark 2014

Mehr G’SPÜR für die STEIRER s e z r a w h en d n Rotsc e e b n e r h a f r e Drüb

Im April legte die Energie Steiermark ihre Jahresbilanz für 2014 vor: Der Operative Gewinn (EBIT) lag im Geschäftsjahr 2014 bei 61,6 Mio. Euro (2013: 62,2 Mio.) das Ergebnis vor Steuern bei 73,8 Mio. Euro (2013: 33,0 Mio. Euro). An die Eigentümer wird für 2014 eine Dividende in der Höhe von insgesamt 45,7 Mio. Euro (2013: 43 Mio. Euro) ausgeschüttet. Die Eigenkapitalquote liegt weiterhin deutlich über dem Branchen-Schnitt – nämlich bei 47 Prozent. „Wir haben früher als andere die Umbrüche in der Branche erkannt und deshalb gehören wir heute zu den ganz wenigen Unternehmen, die nicht defensiv agieren müssen und auf eine solide Stabilität bei Bonität, Gewinn und Dividende verweisen können. Nur so war es uns möglich, die Preise für unsere Kunden zu senken“, kommentieren die Vorstände Christian Purrer und Olaf Kieser die Jahresbilanz 2014 der Energie Steiermark.

mkunasek.at


Foto: Gruber Reisen

Kurz im Gespräch mit Michael Schlögl Geschäftsführer von Gruber Reisen

Foto: Generali Gruppe Österreich/APA-Fotoservice/Schedl

Welche sind im laufenden Jahr die bevorzugten Reiseziele der Steirer? Am beliebtesten sind heuer die Destinationen Griechenland, Kroatien und Italien. Wieder stark im Kommen sind Spanien und Ägypten. Ein Tipp für den Frühsommer (Mai/Juni) ist Montenegro mit Direktflug ab/bis Graz.

Generali CEO Peter Thirring (li.) und CFO Klaus Wallner sind mit der Bilanz 2014 äußerst zufrieden.

Generali Gruppe Österreich 2014 mit Rekordergebnis D

as Prämienaufkommen der operativen Erst-Versicherungsgesellschaften, neben der Generali Versicherung auch die BAWAG P.S.K. Versicherung und die Europäische Reiseversicherung, erhöhte sich um 6,2 % auf 2.706,5 Mio. Euro. Damit gelang der Generali eine Steigerung des Marktanteils von 15,2 auf 15,6 %. Generali CEO Peter Thirring erklärte auf der Bilanz-PK zufrieden: „Die Generali Gruppe Österreich hat in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld ihre Ziele erreicht und sowohl die Prämien als auch das Ergebnis deutlich und vor allem nachhaltig gesteigert.“ Generali CFO Klaus Wallner ergänzte: „Die Generali führte 2014 ihren finanziellen Erfolgskurs konsequent fort. In den drei Kernthemen Mobilität, Besitz

und Person konnten wir eine profitable Bestandssteigerung und sehr gute technische Ergebnisse erzielen. Das Finanzergebnis war trotz der verschlechterten Kapitalmarktsituation im Plan, wodurch insgesamt der EGT-Rekordwert erstmals die 200-Millionen-Euro-Grenze deutlich übertraf. Diese erfolgreiche Geschäftsentwicklung sowie unsere finanzielle Stärke geben unseren Kunden, Partnern sowie Mitarbeitern und Aktionären Sicherheit und eine langfristige Perspektive.“ Die Generali Gruppe Österreich will daher im laufenden Jahr 2015 trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ihren Erfolgskurs konsequent fortführen und ihre Marktposition weiter ausbauen.

Inwiefern hat sich der Geschmack gewandelt und sind die Konsumenten kostenbewusster geworden? Die Reisedauer hat in den letzten Jahren abgenommen und Kurzreisen liegen voll im Trend. Dafür wird aber mehrmals pro Jahr Urlaub gemacht. Die Preissensibilität hat eher abgenommen, man legt Wert auf Qualität.

Wellness und Gesundheit werden immer wichtiger, spiegelt sich das auch in den Angeboten wider? Gruber hat ein breites Angebot an Wellnessreisen, welches für das Jahr 2015 noch weiter ausgebaut wurde. Der neue Katalog ist ab April buchbar. Mit dem Gruber-eigenen Bretanide Sport- & Wellness Resort haben wir eine Top-Hotelanlage auf der Insel Brač, wo Wellness und Gesundheitsbewusstsein eine große Rolle spielen. Die Entspannung beginnt bereits bei der Anreise. Die Air Croatia ist dabei seit vielen Jahren unser verlässlicher Partner. Kulturreisen liegen stark im Trend – ebenfalls ein Wachstumsmarkt? Wir legen durch die immer größere Nachfrage auf diesem Gebiet großen Wert auf den Ausbau unseres Angebotes an qualitativ hochwertigen Kultur- & Rundreisenprogrammen mit guten Anreisemöglichkeiten ab/bis Graz.

FAZIT MAI 2015 /// 43


Foto: WKO Steiermark, Gewerbe und Handwerk

Wirtschaft

Kämpfen gemeinsam für die steirischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe: Spartenobmann Hermann Talowski (Mitte) mit Ing. Johann Hackl (li.) und BM DI Alexander Pongratz (re.)

Angriff auf den Mittelstand Die Pläne der Bundesregierung in Sachen Steuerreform bringen nicht nur Erleichterungen. Unternehmen könnten sich einige neue Hürden in den Weg stellen. Das will man in der neu konstituierten Sparte Gewerbe und Handwerk nicht unwidersprochen hinnehmen. Herr Talowski, Sie machen gegen die Steuerreform mobil – warum? Talowski: Wir machen nicht gegen die Reform an sich mobil, wir weisen darauf hin, dass es einige Punkte gibt, die negative Auswirkungen auf die Unternehmerinnen und Unternehmer in diesem Land haben. Unter dem Schlagwort „Einnahmensicherungsmaßnahmen“ werden einige Dinge auf uns zukommen, die wir in dieser Form ablehnen, etwa die Registrierkassenpflicht. Dazu kommen noch einige andere Regelungen, die Unternehmer an den Rand der Kriminalität bringen. Um nur ein Beispiel zu geben: Wenn etwa der Senior-Chef im Betrieb ein bisschen aushilft und nicht angemeldet ist, dann wird das in Zukunft unter Strafe stehen. Oder das Bonus-Malus-System 44 /// FAZIT MAI 2015

bei der Beschäftigung von älteren Dienstnehmern. Wir haben da eine klare Meinung: Wer Mitarbeiter beschäftigt, kann nicht in ein „Malus“ rutschen, egal wie alt die Mitarbeiter sind! Alles in allem ist das ein Angriff auf den Mittelstand: Wer etwas leistet, wird bestraft – das werden wir sicher nicht hinnehmen! Hackl: Dazu kommen noch konjunkturelle Aussichten, die alles andere als rosig sind. Wir wissen aus jüngsten Umfragen, dass 75 % der Betriebe im heurigen Jahr durch extreme Preiskonkurrenz in ihrer Arbeit beeinträchtigt sind. 22 % leiden am Fachkräftemangel und 9 % haben große Schwierigkeiten dabei, geeignete Lehrlinge zu finden. Anders gesagt: Die Stimmung in den Betrieben ist schlecht. Und eines muss man auch sagen: Das

ist nicht das viel zitierte Jammern auf hohem Niveau! Es geht mittlerweile an die Substanz. Denn die Betriebe sind zunehmend ausgeblutet. Gerade im Gewerbe und Handwerk, das ja auch in schwierigen Zeiten die Beschäftigung halten möchte, geht den Unternehmen schlicht und einfach die Luft aus!

Qualifizierung bleibt ein heißes Thema. Wie bereitet sich das Gewerbe auf den Wettkampf der Qualifikationen vor? Pongratz: Wir müssen das stärken, was bereits jetzt gut und erfolgreich läuft. Jahr für Jahr freuen wir uns über die Leistungen unsere Nachwuchsfachkräfte bei internationalen Bewerben. Das ist ein Resultat unserer Ausbildung! Und was wird jetzt getan? Der Zugang zu Gewerben

wird zunehmend vereinfacht, die Ausbildungen werden dadurch sukzessive ausgedünnt. Übrig bleibt dann maximal durchschnittliche Qualität. Davon hat niemand etwas: die Unternehmen nicht, der Wirtschaftsstandort nicht und die Konsumenten erst recht nicht. Für die Konsumenten gibt es übrigens auch bei der Steuerreform Nachteile, etwa durch die Erhöhung der Immobilienertragsteuer, die die Bautätigkeit hemmen wird. Immerhin ist es aber vor Kurzem gelungen, dass Vereinfachungen im Steiermärkischen Baugesetz beschlossen wurden. Noch ein Wort zum Thema Steuerreform: Was mir dabei besonders sauer aufstößt, ist die Bankkontenöffnung. Das ist eine Vorverurteilung der Unternehmer, die eigentlich komplett untragbar ist!


Mobilität

Praktisch, leicht und sparsam: Peugeot 308 SW W

Und wenn 556 Liter Ladevolumen nicht ausreichen sollten, lässt sich zusätzlich ein 57 Liter großes Staufach im Souterrain nutzen. Weil der SW dank einer neuen Plattform gegenüber dem Vorgängermodell um bis zu 140 Kilo abgespeckt hat, ist er laut Peugeot nicht nur der leichteste Kombi in der Klasse, sondern auch einer der sparsamsten.

Fünf Motorisierungen Zu seiner Motorisierung gehören fünf Triebwerke mit 73 kW/99 PS bis 110 kW/150 PS. Mit den drei neuen BlueHDiDiesel- und den zwei Dreizylinder-Benzinmotoren 1.2 e-THP PureTech offeriert Peugeot die sparsamsten Antriebe, die die Marke jemals hatte.

Fotos: Peugeot

er im Kompaktklassesegment erfolgreich bestehen will, muss auch einen Kombi im Programm haben. Dem trägt auch Peugeot mit seinem neuen 308 SW Rechnung – nun mit verlängertem Fond und Steilheck. Das Platzangebot auf der Rückbank ist dank des größeren Radstands (plus elf Zentimeter) spürbar besser als beim Schrägheckmodell. Dank der größeren Türen und der nach hinten gerückten Sitzbank kann man auch leichter einsteigen. Dazu profitiert die Kopffreiheit von der neuen Dachlinie. Der Kofferraum ist riesig. Dank großer Heckklappenöffnung und niedriger Ladekante lassen sich die 556 Liter problemlos ausnutzen.

Peugeot 308 SW 1.2 e-THP

Hubraum: 1.199 cm³ Leist.: 96 kW bei 5500 U/min. Drehm.: 230 Nm-1750 U/min. Verbrauch komb.: 5 l/100 km CO2-Emission: 115 g/km Schadstoffeinstufung: Euro 6 Beschl. (0-100 km/h): 12,6 s Höchstgeschw.: 199 km/h

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Kurz & News

Ägypten-Ausstellung in Leoben besuchen und gewinnen!

Mit dem „Tag der Arbeitgeber“ am 30. April setzt die WKO Steiermark ein starkes Zeichen für noch mehr Unternehmertum. „Unsere Betriebe leisten tagtäglich Hervorragendes und sichern damit Wachstum und Wohlstand für unser Land – dafür wollen wir uns gerade am Tag der Arbeitgeber bedanken“, betont die Führungsspitze der WKO Steiermark geschlossen. Josef Herk, Benedikt Bittmann, Jürgen Roth sowie Karl-Heinz Dernoscheg und Peter Hochegger nehmen diesen „besonderen Tag“ zum Anlass, um unter dem Motto „Wirtschaft legt Zeugnis ab – Wirtschaft stellt Zeugnis aus“ Bilanz zu ziehen. Und zwar in Form einer neuen Standortstudie, die das Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung gemeinsam mit dem WIFO und dem Joanneum Research ausgearbeitet hat. Diese bildet gleichsam Grundlage für die interessenpolitische Arbeit der kommenden Jahre. „Wir werden der künftigen Landesregierung ein daraus abgeleitetes Maßnahmenpaket empfehlen“, so das Präsidium.

6B47 schafft mit „Alpha Tower“ günstige Wohnungen in Graz

Das ehemalige Studentenheim „Hafnerriegel“ wurde von 6B47 Real Estate dem zeitgemäßen Wohnanspruch angepasst. GR Peter PifflPerčević und 6B47-Vorstand Sebastian Nitsch eröffneten im April den „Alpha Tower“. Als einer der wenigen Wohntürme ist er eine Landmark für die steirische Landeshauptstadt. Der Tower beherbergt 77 State-of-the Art Wohneinheiten zu leistbaren Preisen. Dank Förderungen können Mietpreise von 5,00 Euro pro m2 garantiert werden. Auf 20 Stockwerken verteilen sich Wohnformen in verschiedenen Größen sowie in den obersten Stockwerken Penthouses mit Terrassen. 75 Prozent der Wohnungen sind bereits vergeben.

25. Apr. – 1. Nov. KUNSTHALLE LEOBEN

46 /// FAZIT MAI 2015

© Kastner & Partner! GmbH | 8700 Leoben

© the state hermitage museum, st. petersburg

www.aegypten2015-leoben.at

RLB Steiermark eröffnet Bankstelle am Gadollaplatz Die Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark hat mit einem Tag der offenen Tür die Bankstelle Gadollaplatz in Graz eröffnet. Damit wurde die Übersiedelung der Bankstelle Moserhofgasse erfolgreich abgeschlossen. Die Bankstelle im Erdgeschoß des neuen Styria Media Center bietet in diesem wachsenden Stadtteil zeitgemäße Bankservices. „Auch in Zeiten des digitalen Bankgeschäfts behält die persönliche Beratung hohe Bedeutung. 40.000 Kundengespräche im Jahr 2014 in unseren RLB-Bankstellen bestätigen dies“, erklärt GDir Martin Schaller. Das Beratungsteam wurde auf sechs Betreuerinnen und Betreuer aufgestockt.

Fotos: Stuhlhofer/Wolf, Stadt Leoben, Helmut Lunghammer / 6B47 Real Estate Investors AG, LK, RLB Steiermark, Lederer,

„Tag der Arbeitgeber“ der WKO Steiermark

Jeder Besucher der ÄgyptenAusstellung in Leoben erhält mit der Eintrittskarte einen Teilnahmecoupon für das attraktive Gewinnspiel. Die „Gewinnbox“ ist in die Pyramide am Hauptplatz integriert, die unübersehbar auf die Ägypten-Ausstellung in der Kunsthalle verweist. Daneben wird der Hauptpreis, ein flotter Skoda Fabia vom Autohaus Laimer aus St. Peter Freienstein, platziert werden. Warum ein Auto als Hauptpreis, erklärt Citymanager Anton Hirschmann: „Vor zwei Jahren war die Begeisterung groß. Wir haben uns deshalb bewusst wieder für so einen attraktiven Hauptpreis entschieden, um einen entsprechend hohen Anreiz zu schaffen.“


Politik

Gegen die Flut an Plastikmüll startet die Bezirkskammer Graz und Umgebung die Aktion „Plastikfreie Bauernmärkte“. Ziel des Projektes ist der Ersatz der Plastiksäcke durch umweltfreundliche, zu 100 Prozent biologisch abbaubare Biobags aus Kartoffelstärke. „Uns geht es darum, als Landwirtschaft selbst, ein starkes Signal für mehr Nachhaltigkeit in Handel und Konsum zu setzten. Wir wollen mit unserer Aktion alle Bauernmärkte motivieren, diesen perfekt geeigneten Ersatz zu verwenden“, so Kammerobmannn Josef Herzog. Positive Rückmeldungen bestätigen Umfragen, wonach mehr als 70 Prozent der Österreicher ein Verbot von Plastiksäcken befürworten.

Foto: Gallhofer

Plastikfreie Bauernmärkte in Graz und Umgebung „Viel erreicht, noch viel vor“, haben die 30 engagierten Köpfe der SPÖ für Graz und Graz-Umgebung

SPÖ Steiermark schafft die Öffnung Sozialdemokratie wählt KandidatInnen-Team für Graz & GU – mit vielen neuen Gesichtern

V Tourismusexperten in der Therme Bad Waltersdorf Die Oststeiermark ist immer eine Reise wert – auch für Tourismusexperten. Im Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf traf sich am 23. und 24. April das „Who is Who“ der österreichischen Reisebürobranche. Heilthermen-GF Gernot Deutsch und Steiermark Tourismus-GF Erich Neuhold begrüßten rund 120 Brancheninsider. Unter dem Motto „Chancen für die Reisebüros“ wurde ein umfangreiches Kongressprogramm geboten – oststeirisches Abendessen von Quellenhotel-Küchenchef Rene Leitgeb auf Einladung von Steiermark Tourismus inklusive. Unter den Referenten ist unter anderem der Bestseller-Autor Markus Hengstschläger.

Logistikzentrum der Superlative in China

SSI Schäfer wird für die Suning Commerce Group, eines der größten privaten Einzelhandelsunternehmen Chinas mit 180.000 Mitarbeitern, am Hauptsitz des Konzerns in Nanjing ein hoch automatisiertes E-Commerce-Logistikzentrum ausrüsten und die Inbetriebnahmephase vor Ort unterstützen. Beide Partner haben dazu ein Konzept erarbeitet, das schnelle Auftragsdurchlaufzeiten bei hoher Produktivität ermöglichen soll. Mit diesem Projekt baut SSI Schäfer seine Marktpräsenz in China weiter aus und hat neben der Niederlassung in Shanghai nun auch eine eigene Niederlassung in Nanjing aufgebaut.

iel erreicht, noch viel vor“ – das war das Motto der SPÖ-Wahlkreiskonferenz für Graz und Graz-Umgebung in der zweiten Aprilwoche. Mehr als 200 Delegierte aus dem steirischen Zentralraum waren nach Werndorf gekommen, um gemeinsam die KandidatInnen für die Landtagswahl am 31. Mai zu wählen. Die angekündigte Öffnung der SPÖ kam dabei nicht zu kurz: Mit frischen Gesichtern wie Dr. Oliver Wieser (GU) wird unsere Region in Zukunft im Landtag vertreten sein. Außerdem sind Tuntenball-Organisatorin Martina Weixler und der Chef des Grazer Musikvereins, Dr. Michael Nemeth, auf aussichtsreichen SPÖ-Listenplätzen. Frische Gesichter, neuer Schwung – die Parteiöffnung der SPÖ Steiermark scheint geglückt! „Mut zum Fortschritt – das haben die Reformpartner in den vergangenen fünf Jahren bewiesen. Durch viele not-

wendige und richtige Reformen wurde die Grundlage für eine Steiermark mit Zukunft geschaffen“, erklärte SPÖLandesparteivorsitzender LH Franz Voves in seiner Rede, „Nun gilt es, Heimat für Jung und Alt in der Region zu erhalten.“ Die Wahlwerbung wolle man auf maximal drei bis vier Wochen beschränken, um den Steirerinnen und Steirern einen nervenaufreibenden Wahlkampf zu ersparen. „Diese Zeit soll vor allem ein Wettbewerb der besseren Ideen für die Steiermark sein“, so Voves. Mit 98 Prozent wurde der Grazer Hannes Schwarz zum SPÖ-Spitzenkandidaten der Region gewählt. „Wir wollen in Bildung und Verkehr im Zentralraum investieren – Graz und GU müssen das starke Zentrum einer lebendigen Steiermark sein!“, so der frisch gewählte Spitzenkandidat.

FAZIT MAI 2015 /// 47


Fotos: Katharina Zimmermann, Lisa Pieter

Essentials Ida Kreutzer

Von Katharina Zimmermann

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enn es um »DIY« (»Do it yourself«) geht, ist Ida Kreutzer eine gute Anlaufstelle in Graz. Seit mittlerweile vier Jahren betreibt sie das Label »Made by Ida«. Nun ist sie auch im ORF zu sehen, und zwar in der Sendung »Heute leben«. Fazit zeigt sie, welche Utensilien sie täglich im Gebrauch hat.

Für das Essentialsfoto hat die gebürtige Gleisdorferin Ida Kreutzer ihre große Zuschneidematte ausgebreitet. Und zwar auf ihrem Arbeitstisch auf dem Balkon. Das selbstheilende Material schont den hölzernen Tisch und die Karostruktur hilft beim exakten Ausschneiden. Wo wir auch schon bei der ganz speziell geformten Schere wären, diese hat die Designerin im »Skandinavian Design Store« gekauft: »Ich sammle Scheren und diese hat die Eigenschaft, super gut zu schneiden«, sagt Kreutzer. Auch das Quilt-Lineal mit den gelben Markierungen hilft beim Ausschneiden von Stoffen, für Ida Kreutzer ist es unentbehrlich. Doch mit einem Lineal ist es noch lange nicht getan. Vor allem, wenn man Möbel selbst bauen möchte, so wie es Ida Kreutzer bereits in der ORF Sendung »Heute leben« gezeigt hat. Die

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»Leica Digilux 3« begleitet die Designerin schon länger, als es »Made by Ida« gibt. »Ich habe sie 2008 gekauft. Für Produktfotografie genauso wie für die Porträtreihen, die ich in unregelmäßigen Abständen fotografiere. Mittlerweile verwende ich aber immer öfter mein Smartphone zum Fotografieren.« Im Studio mit Blick auf die Herz-Jesu-Kirche läuft die meiste Zeit Musik. Diese kommt aus dem Plattenspieler, den Ida Kreutzer von ihren Eltern übernommen hat. Sogar der Schalter eines Plattenspielers hat sie auf ihrem Unterarm tätowiert. »Die Platten borge ich mir oft von Freunden aus. ‚Ella and Louis‘ erinnert mich an meinen letzten Winter, da habe ich sie auf und ab gehört. Ich mag das Aufstehen und Plattenumdrehen während der Arbeit.« Auch der Moleskinekalender begleitet Kreutzer durch das (Geschäfts-)Jahr. »Ich kaufe seit sieben Jahren immer den gleichen, schwarzen Kalender. Dort kommen alle Termine und wichtige Notizen rein. So kann ich nachvollziehen, was ich wann gemacht habe. Der Sticker ‚Duzz Down San’ ist das Logo von dem Label, bei dem mein

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bester Freund arbeitet. Ich fahre öfter mit, wenn er auflegt«, erzählt Ida Kreutzer. Die Stoffe sind von der finnischen Marke Marimekko, wo sie teilzeit beschäftigt ist. Darunter mischen sich auch Drucke von »Skinny Laminx«, einer Stoffdesignerin aus Südafrika. »Für meine Taschen verwende ich widerstandsfähige Möbelbezugsstoffe«, spricht Kreutzer. Der Farbfächer ist bei Kundenterminen für Spezialanfertigungen immer dabei, denn es gibt unterschiedlichere Auffassungen von »zitronengelb«, als man auf den ersten Blick erwarten könnte. Das Stemmeisen stammt aus der Werkzeugsammlung ihres Großvaters und die gummierten Klammern helfen bei Erzeugnissen wie »Buch-Clutches« (Taschen aus alten Büchern) oder beim Kleben von Leder, der Leatherman hält alles aus und liegt super in der Hand. »Das ist mein Notfalltool. Ich will und kann es nicht verlieren, es ist qualitativ einfach so super«, sagt sie. n Ida Kreutzer hat vor vier Jahren das Label »Made by Ida“ gegründet und schreibt mit Anne Schubert den Blog »Our Creative Chaos«. madebyida.com


Essay von Maryam Laura Moazedi

Zukunftsvisionen, kulturelle Phasenverschiebung, Vielfalt und eine Hommage an Star Trek »Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.«

Ein Streifzug durch die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte und eine Übersicht, welche Rolle dabei Gendergerechtigkeit spielt.

Intro zur Fernsehserie »Raumschiff Enterprise«, USA 1966–1969

D

Technologischer Fortschritt war ein wesentlicher Bestandteil von Star Trek. Und er blieb nicht nur in dieser Science-Fiction-Fernsehwelt, sondern inspirierte die reale Welt. Es heißt, der Tricorder des Schiffsarztes McCoy wäre in Form der Kernspintomographie Realität geworden, die Bordcomputer, aus denen Musik abgerufen wird sollen die Vorlage für den »Ipod« sein, der Kommunikator wird als Vorgänger des Mobiltelefons bezeichnet, Nestlé soll bei der Entwicklung eines 3D-Druckers zur Produktion maßgeschneiderter Nahrung im Enterprise-Replikator Inspiration gefunden haben, das Massachusetts Institute of Technology (MIT) führt Experimente durch, deren Konzepte aus Star-TrekFolgen stammen, an Schulen dienen einzelne Drehbuchsequenzen als Motivatoren in naturwissenschaftlichen Fächern und der erste NASA-Spaceshuttle Orbiter wurde nach der Enterprise benannt. Star Trek trieb technologischen Fortschritt an. Neben einer viel interessanteren Dimension. Technologische Entwicklung ist telegen, spannend, regt die Phantasie an und gibt vermutlich im Allgemeinen weniger Anlass, anzuecken und unangenehm zu werden. Da tut sich kulturelle Entwicklung schon deutlich schwerer. Nach William Ogburns Theorie der kulturellen Phasenverschiebung aus den 1920er-Jahren erfolgt technischer Fortschritt in unserer modernen Industriegesellschaft rasch während der Fortschritt der immateriellen Kultur, soll heißen Werte und Normen, mit dem Tempo des technischen Fortschritts nicht mithalten kann. Zwar entwickeln wir auch unsere Denkweisen weiter, allerdings wesentlich langsamer als wir die Technik entwickeln. In diesen zeitlichen Asymmetrien

Foto: Paperwalker

ie Zukunft aus der Sicht der Vergangenheit, aufgezeichnet von einer legendären Serie aus den 1960er-Jahren: »Star Trek« (Raumschiff Enterprise). Das Morgen wird definiert durch Technologie, einem beinahe standardisierten Symbol für Zukunft. Technologischer Fortschritt bildet auch abseits von Science Fiction eine nahezu reflexartige erste Assoziation mit der Zukunft. Vorstellungen manifestieren sich beispielsweise in Konzepten zur Mobilität, Kommunikation oder Stadt der Zukunft in erster Linie durch Technik: schwebend, fliegend, drahtlos, schwerelos, endlos, höher, weiter, leichter, schneller, Staunen. Bei Star Trek symbolisieren Warpantrieb, Beamen, Phaser, Tricorder und Holodeck den fortgeschrittenen Entwicklungsstand der Menschheit. Neben einer viel interessanteren Dimension.

Mag. Maryam Laura Moazedi ist Diversity-Managerin und Leiterin der Human-Resources-Abteilung der Legero Schuhfabrik GesmbH sowie Universitätslektorin am Institut für Wirtschaftspädagogik der Grazer Karl-Franzens-Universität.

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Zukunftsvisionen … und eine Hommage an Star Trek

sieht Ogburn den Grund für soziale Probleme und Konflikte. Anders bei Star Trek. Deren progressive Denkweise beschränkt sich nicht auf technologisches Know-How. Ganz im Gegenteil. Was diese Serie so besonders macht, ist die soziale Weitsicht. Captain James T. Kirk, Erster Offizier und Wissenschaftsoffizier Mr Spock, Kommunikationsoffizierin Lieutenant Nyota Uhura, Schiffsarzt Leonard McCoy, Chefingenieur Montgomery Scott sowie die Steuermänner Hikaru Sulu und Pavel Chekov; die Besatzung des Raumschiffs Enterprise von der »Vereinten Föderation der Planeten« erkundet den Weltraum. Das heterogene Team ist der Recruitingtraum aller Diversitybeauftragten; US-Amerikanerinnen und Amerikaner, ein zur Zeit des Kalten Krieges üblichen stereotypen Darstellungen widersprechender Russe, ein Asiate, eine Frau, nicht irgendeine Frau, eine schwarze Frau. Star Trek war seiner Zeit voraus und vielleicht ist das mit Grund, warum das Kultpotenzial spät erkannt wurde. NBC stellte die Serie nach nur drei Staffeln ein, erst als Paramount Studios die Rechte erwarben und die Serie wieder ausstrahlten, wurde sie international zum Erfolg und erlangte Kultstatus. »Number One«

Roddenberry skizzierte damals ein Frauenbild, das noch völlig unvorstellbar und utopisch war, selbst für eine Erzählung, die Anno 2200 spielte.

Gene Roddenberry, überzeugter Humanist und Pazifist, schuf mit Star Trek ein Universum, das von seiner Weltanschauung geprägt war. Schon sein erster Pilotfilm aus dem Jahr 1964 trägt seine progressive Handschrift. Das streng hierarchische System mit Captain Christopher Pike (dem Vorgänger von Kirk) an der Spitze sah eine Frau als erste Offizierin vor, »Number One«. Number One war keine Dekoration, sie wurde als eine aktive Rolle geschrieben. Ihr Vermögen, rational zu denken wurde hervorgehoben, was insbesondere von Interesse ist, wenn man bedenkt, dass das dichotomisierende Klischee der emotional gesteuerten, irrationalen Frau als Gegenpart zum rationalen Mann bis heute überlebt hat … wenngleich mittlerweile in abgeschwächter Form. Roddenberry skizzierte damals ein Frauenbild, das noch völlig unvorstellbar und utopisch war, selbst für eine Erzählung, die Anno 2200 spielte. Er zeichnete damit ein Bild, das überforderte. Dem Sender NBC war eine Frau als erste Offizierin ein zu großer Schritt und er drängte Roddenberry, sie herauszuschreiben, weil das Publikum noch nicht so weit sei, eine Frau in dieser Rolle zu akzeptieren. Zudem ergab die Ausstrahlung vor einem Testpublikum zwar im Großen und Ganzen positive Reaktionen, an Number One wurde allerdings vergleichsweise mehr Kritik geübt. Roddenberry war vor allem von den Reaktionen der Frauen enttäuscht, die Ausdruck fanden in »Was glaubt sie, wer sie ist?«

Im zweiten Pilotfilm, ein Jahr darauf, übernahm Spock ihre Funktion, in einer neuen Konstellation mit Captain James Tiberius »Jim« Kirk, der Captain Pike abgelöst hatte. Faszinierend war die rührende Sorge des Senders, was man im ersten Pilotfilm dem Publikum zutrauen könne. Sie bezog sich nicht auf die Darstellung der Einwohner des Planeten Talos IV, den Talosianern mit riesigen Köpfen, weil sie intellektuell sozusagen weiterentwickelt sind, sich deswegen auch nicht verbal verständigen, sondern nur mehr telepathisch kommunizieren. Die Sorge bezog sich auch nicht auf das Raumschiff, das Beamen, Laserwaffen, die Möglichkeit, Illusionen hervorzurufen, die alles wahr zu machen scheinen und das Vermögen, physische Schmerzen durch telepathische Kräfte zu verursachen. Grüne Tänzerinnen vom Planeten Orion schienen ebenso kein Grund zur Sorge zu sein, was dem Publikum zumutbar ist. Eine Frau als Erste Offizierin war zu viel an Science Fiction.

50 /// FAZIT MAI 2015

Auf die »Original Series« mit Captain Kirk in den 60er-Jahren folgte in den späten 80ern bis Mitte der 90er-Jahre »The Next Generation« mit Captain Picard, Anfang bis Ende der 90er »Deep Space Nine« mit dem schwarzen Benjamin Lafayette Sisko und Mitte der 90er bis Anfang des 21. Jahrhunderts »Voyager« mit Captain Kathryn Janeway. Mitte der Neunzigerjahre war anscheinend für das Publikum die Zeit auch kulturell reif für den ersten weiblichen Captain.


Essay von Maryam Laura Moazedi

Das G-Wort Und damit sind wir eigentlich schon mittendrin, im missverstandenen, geächteten, emotional und politisch aufgeladenen, instrumentalisierten, sagen- und mythenumwobenen, als »Wahn« lächerlich und mundtot gemachten Thema Gender. Gender bezieht sich, etwas verkürzt dargestellt, auf soziokulturelle Aspekte der Geschlechtlichkeit, auf die Konstruktion und Inszenierung des sozialen Geschlechts. Es leugnet nicht die Existenz des biologischen Geschlechts. Es ersetzt dieses auch nicht, wie gerne um geistreiche Pointen bemüht polemisiert wird. Es stellt auch keine drohende Konkurrenz dazu dar und nimmt niemandem das biologische Geschlecht weg. Es relativiert. Und es steht in Wechselwirkung damit. Gender ist das Produkt von sozialen Zuschreibungen, von Rollenerwartungen und deren normierenden und stereotypisierenden Wirkungen in Organisationen und Regelsystemen, das Produkt von Einflüssen aus dem direkten Umfeld und Medien. Gender ist ein dynamischer Begriff und spiegelt die Gesellschaft im zeitlichen Wandel wieder. Gender wirkt, wenn Wissenschaftlerinnen, wie etwa die Kernphysikerin Lise Meitner, zu Beginn des 20. Jahrhunderts keinen Zugang zu Labors hatten und beispielsweise das damalige Kaiser-Wilhelm-Institut durch einen Hintereingang betreten mussten. Keine biologischen Merkmale der Frau waren dafür verantwortlich, dass der Haupteingang inkompatibel mit der weiblichen Physis gewesen wäre. Es war das damals vorherrschende Frauenbild, das mit einer Teilnahme an Naturwissenschaften nicht vereinbar war. Gender wirkt, wenn heute die Kosmonautin Yelana Olegovna Serova bei einer Pressekonferenz gefragt wird, wie sie ihr Haar auf der Internationalen Raumstation in Form hält, während ihren männlichen Kollegen nur fachliche Fragen gestellt werden. Frauen haben nicht kollektiv die Herzeigbarkeit ihrer Frisur als größtes Problem in ihrer DNA verankert. Das Umfeld kommuniziert vielmehr, dass Frau in keiner Lebenslage ihre Optik vernachlässigen darf, ob auf der Internationalen Raumstation oder beim Verzehr von Pizza, Burger oder Schokolade. Und will man Darstellungen in Werbeeinschaltungen glauben, so hat sie beim Essen stets im Hinterkopf, ob sie auch lasziv genug in den Burger beißt.

Gender wirkt, wenn Vegetarier belächelt werden, weil ihre Ernährungsweise unmännlich ist und archaisch anmutende riesige Mengen Fleisch als ein Zeichen für wahre Männlichkeit gelten. Gender wirkt, wenn wir leblosen Objekten in Abhängigkeit ihres Artikels, also grammatikalischen Geschlechts, ein biologisches Geschlecht und dessen stereotypen Attribute zusprechen, wenn beispielsweise in einer Untersuchung »die« Brücke im Deutschen als schön, elegant, zerbrechlich, hübsch und schlank beschrieben wird, während »der« Brücke im Spanischen (el puente) als groß, gefährlich, stark, lang und kräftig gilt. Gender wirkt, wenn Frauen ungeeignet für die Luftfahrt sind und gleiches für Männer in der Krankenpflege oder Kindergärtnerei gilt. Gender wirkt, wenn Frauen keine Hosen und Männer kein Rosa tragen dürfen. Gender wirkt, wenn große Orchester ihren Frauenanteil automatisch anheben, indem sie »blind auditions« einführen, bei denen das Geschlecht der BewerberInnen verborgen bleibt und somit nicht ablenkt. Gender wirkt, wenn selbst Musikinstrumente mit einem Geschlecht verbunden und diese Verbindungen forciert werden, durch die zerbrechliche Frau an der zarten Harfe, den robusten Mann an der kräftigen Posaune. Gender wirkt, wenn Frauen mit einer deutlichen zeitlichen Verzögerung das Wahlrecht zugesprochen wird. Gender wirkt, wenn Studierende ihr Lehrpersonal in Abhängigkeit von deren Geschlecht anders beurteilen, gleiches Verhalten bei Männern als brilliant und lustig bezeichnen, bei Frauen als herrschsüchtig und aggressiv. Gender wirkt, wenn Frauen erst seit 1972 am Boston Marathon teilnehmen können, weil man bis dahin an der Weisheit festhielt, sie seien physiologisch ungeeignet für Marathonstrecken. Als Katherine Switzer 1967 teilnahm, gab es eine Rangelei, weil der Renndirektor Jock Semple sie, eine Frau, entdeckte und ihr die Startnummer entreißen wollte. Switzer lief dennoch die gesamte Strecke; 29 Jahre später wurde ihre Teilnahme

Gender wirkt, wenn Frauen ungeeignet für die Luftfahrt sind und gleiches für Männer in der Krankenpflege oder Kindergärtnerei gilt.

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Zukunftsvisionen … und eine Hommage an Star Trek

Wird rein maskulin formuliert, so denkt man primär an männliche Repräsentanten, so das zusammenfassende Fazit, das »Mitmeinen« der Frauen funktioniert nicht automatisch.

rückwirkend offiziell anerkannt. 1963 lief Merry Lepper inoffiziell eine Marathonstrecke trotz der damaligen Beschränkung von 880 Meter für Frauen, zum eigenen Schutz, versteht sich, die Sorge um die Gesundheit von Frauen galt - allen Ernstes - deren Ovarien, die bei einer längeren Strecke Schaden nehmen würden. Ein medizinischer Grund wurde auch Jahrzehnte zuvor vorgeschoben, als Frauen das Radfahren untersagt war. Rad fahrende Frauen würden das »Fahrradgesicht«-Syndrom entwickeln und schwarze Augenringe bekommen, so die Warnung von Ärzten. Und überhaupt wären Rad fahrende Frauen ein hässlicher Anblick.

Gender wirkt auch auf sprachlicher Ebene. Geschlechtsneutrale und inklusive Formulierungen evozieren andere Assoziationen als das generische Maskulinum, auch wenn letzteres mit der Gedankenblase versehen ist, sich Frauen und Töchter dazu zu denken und dem Schutz der Sprache dienen soll, die ja automatisch durch »das Gendern« verhunzt wird. Empirische Studien in den unterschiedlichsten Sprachen zeigen eindeutige Zusammenhänge. Wird rein maskulin formuliert, so denkt man primär an männliche Repräsentanten, so das zusammenfassende Fazit, das »Mitmeinen« der Frauen funktioniert nicht automatisch. Auch hier übernimmt Star Trek eine Vorreiterrolle. Hieß das Intro bei Captain Kirk in den 1960er-Jahren noch »Dies sind die Abenteuer des neuen Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen«, wurde es bei Captain Picard in den 1980er-Jahren modernisiert und verzichtete auf die »400 Mann«: »Der Weltraum – unendliche Weiten. Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Dies sind die Abenteuer des neuen Raumschiffs Enterprise, das viele Lichtjahre von der Erde entfernt unterwegs ist, um fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Die Enterprise dringt dabei in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.« Der vorgelagerte Schritt kam aus dem englischsprachigen Original. Sprach Kirks Stimme noch aus dem Off: »Space: the final frontier. These are the voyages of the starship Enterprise. Its five-year mission: to explore strange new worlds, to seek out new life and new civilizations, to boldly go where no man has gone before«, transformierte Captain Picard »to boldly go where no man has gone before« zu »to boldly go where no one has gone before«. Die Liste der Beispiele aus den unterschiedlichsten Jahrzehnten ließe sich mühelos fortsetzen. Sie tauchen in verschiedenen Bereichen auf und haben in Wechselwirkung mit Zeit und Kultur andere Ausprägungen. Aber sie sind noch da, zum Teil vielleicht subtiler, oft einfach anders. Gender wirkt, wenn Mitte der Sechzigerjahre eine Frau als Darstellerin der Ersten Offizierin eines Raumschiffs nicht anerkannt wird, weil sie eine Frau ist und nicht aus individuellen Gründen. Stereotypen

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Und irgendwann kommt die Botschaft, das vermeintliche Wissen um die eigene Unfähigkeit an. Stereotypen wirken auf beide, stereotypisierende und stereotypisierte Menschen. Ist man ihnen lange genug ausgesetzt, bekommt man lange genug mitgeteilt, wie man denn sei, was man könne, was man dürfe und solle weil man beispielsweise eine Frau ist, können diese stereotypen Vorstellungen verinnerlicht werden, kann die Internalisierung zur Selbststereotypisierung führen. Stellvertretend für eine Vielzahl an Untersuchungen sei hier kurz eine zu den Wirkungen der sogenannten »Bedrohung durch Geschlechterstereotype« dargestellt. Einer Gruppe von Studentinnen naturwissenschaftlicher Studienrichtungen wurde vor der Bearbeitung von Aufgaben mitgeteilt, dass es geschlechtsbedingte Unterschiede gäbe und Männer besser bei den Aufgaben abschneiden würden. Einer zweiten Gruppe wurde gesagt, dass es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede gäbe (diese Gruppe wurde durch diese Information für die Thematik sensibilisiert und daran erinnert, dass sie Frauen sind) und einer dritten Gruppe wurde nichts dergleichen gesagt. Ergebnisse zeigten klare Tendenzen und Abstufungen. Am schlechtesten schnitt jene Gruppe ab, der Unterschiede mitgeteilt wurden, mittel-


Essay von Maryam Laura Moazedi

mäßig jene, der gesagt wurde, es würde keine Unterschiede geben und am besten jene, deren Genderkategorie erst gar nicht wach gerüttelt bzw. aktiviert wurde. Wir verhalten uns nach den uns suggerierten Stereotypen, ganz nach dem Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung.

Stereotypisierungen sind allerdings keine »Gendersache«. Sie wirken überall, wo Kategorien geschaffen werden. Die Mechanismen sind ähnlich bis ident. Das Alter, zum Beispiel, ist eine Dimension, die hartnäckig mit einseitigen, negativen Stereotypen und Vorurteilen bar evidenzbasierter Ansätze verbunden wird und zu einer höchst problematischen und besorgniserregenden Altersdiskriminierung führt. Das Besondere ist, Negativassoziationen mit Alter werden geschaffen lange bevor der Mensch in das betreffende Alter gekommen ist. Wir erlernen sie noch in jungen Jahren, Jahrzehnte bevor sie uns betreffen könnten. Diese zeitliche Vorlagerung verleiht ihnen eine zusätzliche Akzeptabilität. Ist der Mensch dann »betreffend alt«, ist er auch schon mit allen einschränkenden Vorurteilen gegen sich selbst ausgestattet und bestens darauf vorbereitet, möglichst schlecht zu altern. Auch dazu gibt es eine Vielzahl von Untersuchungen, die diese Ergebnisse bestätigen. In einer dieser Studien wurden einer Gruppe älterer Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen eines vorgeschobenen Sprachexperiments neutrale Wörter vorgegeben, die zu bearbeiten waren während einer zweiten Gruppe Wörter vorgegeben wurden, die an Altersstereotypen erinnern. Am Ende wurde – ohne Wissen der TeilnehmerInnen – die Zeit gemessen, die die Personen bis zum Ausgang brauchten. Jene, die mit stereotypen Stimuli gearbeitet hatten, waren langsamer und brauchten länger – ganz dem Klischeebild des alten, langsamen Menschen entsprechend. Das Aktivieren negativer Altersstereotype wirkt sich nicht nur auf das Tempo aus, sondern beispielsweise auch auf Handschrift und kardiovaskuläre Reaktivität. Altersstereotype haben einen größeren Effekt auf Gesundheit und sogar Lebenserwartung als Cholesterinwerte oder der systolische Blutdruck. Negative Altersbilder, wenn internalisiert, verkürzen die Lebenserwartung im Durchschnitt um 7,5 Jahre (Cholesterin und systolischer Blutdruck werden mit einer durchschnittlichen Verkürzung von vier Jahren verbunden). Und da können wir noch so oft lesen, dass es immer mehr ältere Menschen gibt, dass diese älteren Menschen zudem immer älter werden, dass das Thema uns alle betrifft, dass man heutzutage anders altert als früher, dass Alter einseitig defizitär behandelt wird und es noch andere Seiten gibt. Wir halten fest an den Stereotypen, die uns Lebensqualität und Jahre kosten.

Das Alter, zum Beispiel, ist eine Dimension, die hartnäckig mit einseitigen, negativen Stereotypen und Vorurteilen bar evidenzbasierter Ansätze verbunden wird und zu einer höchst problematischen und besorgniserregenden Altersdiskriminierung führt.

Die Dimensionen lassen sich austauschen, die Mechanismen bleiben gleich. So geht auch internalisierte Homonegativität mit Krankheitssymptomen, geringerem Selbstwert, Selbststigmatisierung und einer mangelhaften sozialen Integration einher.

Ein letztes Beispiel für internalisierte Vorurteile sei noch erwähnt, gleich anhand einer Untersuchung aus dem Jahr 1939, die bis heute unzählige Male repliziert wurde. Schwarzen US-amerikanischen Kindern wurden eine schwarze und eine weiße Puppe mit den Fragen vorgelegt, welche Puppe schöner wäre, welche hässlich, welche aussehen würde wie sie selbst und mit welcher sie lieber spielen würden. Eine klare Mehrheit zog die weiße Puppe vor und empfand sie als schöner. Während man in der damaligen Zeit die Ergebnisse auf Segregation und den vorherrschenden ungeniert offenen Rassismus zurückführen konnte, zeigen auch Ergebnisse neuerer Studien ähnliche Tendenzen. Dies ist auch mit ein Grund, warum eng definierte Schönheitsideale kritisiert werden, die nur eine bestimmte Gruppe von Menschen repräsentieren, warum in den 1970er-Jahren die Bewegung »Black is beautiful« ihren Aufschwung hatte und warum Vielfalt sichtbar gemacht werden muss. Wer nicht sichtbar ist, ist im Alltag nicht existent, wird »exotisch«, »anders«. Stereotypen haben viele Vorzüge. Sie sind reduziert, … somit leicht zu verstehen, zeigen extreme, karikaturenähnliche Ausprägungen, … sind somit leicht zu verstehen, werden verallgemeinert, bedürfen also keiner differenzierten Betrachtungsweise und sind da-

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Zukunftsvisionen … und eine Hommage an Star Trek

Auch psychodynamisch zeigen Stereotypen Wirkung, werden sie dazu genutzt, die eigene Gruppe aufzuwerten und »die Anderen« zum Sündenbock zu machen.

durch … leicht zu verstehen. Klischeevorstellungen halten sich zudem hartnäckig über lange Zeit hinweg, werden nach dem soziokulturellen Ansatz durch persönliche Mitteilungen oder Massenmedien erlernt und kulturell tradiert, verbreitet, ohne Überprüfung übernommen und zur Grundlage für die Rechtfertigung bestehender Verhältnisse erklärt. Stereotypen basieren nach dem kognitiven Ansatz auf erlernten Kategorien, die zu Zuschreibungen und Verallgemeinerungen führen, Akzeptanz oder Ablehnung der Mitglieder einer Kategorie rechtfertigen. Diese reduzierten Bilder sind vor allem im kulturellen Kontext zu verstehen, sind mit gesellschaftlichen und ideologischen Systemen dicht verwoben, in denen sie entstehen und verstärkt werden. Der Psychologe und u.a. Vorurteilsforscher Gordon Allport sieht in Stereotypen kulturabhängige Traditionen. Und Merkmale einer Tradition sind bei Stereotypen tatsächlich auszumachen. Auch psychodynamisch zeigen Stereotypen Wirkung, werden sie dazu genutzt, die eigene Gruppe aufzuwerten und »die Anderen« zum Sündenbock zu machen. Die Zugehörigkeit zur Eigengruppe macht die Eigengruppe übrigens meist fast automatisch zur überlegeneren. Schon interessant, dass jeder von uns besser ist. Stereotypen befinden sich im Dunstkreis von Vorurteilen und Diskriminierung. Denn kommt zur kognitiven Komponente, dem Stereotyp, eine affektive hinzu, also ein Gefühl, so erleben wir die Geburt eines Vorurteils. Und handelt man in einem dritten Schritt im Sinne des Vorurteils, das heißt, lebt man dieses Gefühl aus, so spricht man von Diskriminierung.

Auch wenn Stereotypen meist mit einer negativen Einstellung verbunden werden, ist diese Richtung nicht zwingend vorgegeben. Nach Susan Fiskes Stereotypeninhaltsmodell werden sie auf zwei Dimensionen beschrieben, der Kompetenzdimension und der Wärmedimension, womit eine Zuordnung zu vier Feldern möglich wird (kompetent und warm, nicht kompetent und warm, kompetent und nicht warm, nicht kompetent und nicht warm), die wiederum jeweils mit den Gefühlen Neid, Mitleid, Ekel und Stolz assoziiert werden. Die Kompetenzdimension bezieht sich auf die Leistungsfähigkeit und den Status der kategorisierten Individuen, die Wärmedimension darauf, wie sehr Repräsentanten der Kategorie als sympathisch und unbedrohlich erlebt werden. Allein diese beiden Dimensionen erklären einen Großteil gängiger Klischees: der kompetente, pünktliche, beneidete aber letztendlich unsympathische Deutsche (die zuverlässige, präzise, deutsche Perfektion ist ein in Autowerbungen strapaziertes Positivstereotyp), die nette, nicht leistungsfähige ältere Dame, auf die man mit einem freundlichen Lächeln mitleidig herabsieht, der nicht leistungsorientierte und unsympathische Obdachlose, mit dem Abscheu verbunden wird. Besonders spannend ist das vierte Feld, das schlichtweg ein Ideal beschreibt, nämlich sowohl kompetent als auch sympathisch zu sein. Dieses Feld ist interessanterweise primär für die eigene Kategorie reserviert, wird mit »Heimat« befüllt begleitet von dem Gefühl Stolz. Ich – im übertragenen Sinne, versteht sich – bilde somit mit meiner zugehörigen Gruppe das Ideal. Lieutenant Uhura

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Galt das Geschlecht in dem ersten Star-Trek-Pilotfilm Mitte der Sechzigerjahre als Barriere, wenn es weiblich war, war Hautfarbe sicherlich keine mindere Barriere, wenn sie dunkel war. Roddenberry setzte ein doppeltes Zeichen indem er eine Rolle in der Intersektion Geschlecht-Ethnizität besetzte: eine schwarze Frau. Nichelle Nichols spielte während der gesamten »Original Series« von 1966 bis 1969 Kommunikationsoffizierin Lieutenant Nyota Uhura. Ein wahres Verständnis für die Bedeutung dieses Schrittes ist nur unter Berücksichtigung der damals herrschenden Gesellschaftsrealität möglich. In den 1960er-Jahren bestimmte Segregation den Alltag in den USA. Restaurants, Cafes, Kinos, Schwimmbäder, Schulen, Universitäten, Kirchen, Zoos, Themenparks, öffentliche Verkehrsmittel und Bibliotheken waren nach Hautfarbe getrennt, der Ku-Klux-Klan war allgegenwärtig.


Essay von Maryam Laura Moazedi

Mit der Sichtbarkeit lief es dementsprechend. Schwarze Schauspielerinnen spielten überwiegend die stereotype »Mammy«, eine freundliche, übergewichtige Magd, die ihre Lebensaufgabe darin sieht, sich um die Kinder anderer zu kümmern. Diese Rolle hielt sich über Jahrzehnte. Hattie McDaniel, etwa, spielte Scarlett O‘Haras »Mammy« in »Vom Winde verweht«. Sie bekam dafür sogar als erste schwarze Amerikanerin den Academy Award. Nur zur Premiere war sie nicht zugelassen, wegen der »Rassen«-Trennungsgesetze. Thelma »Butterfly« McQueen war eine weitere Schauspielerin, die nicht nur in »Vom Winde verweht« (deren Premiere sie ebenso nicht besuchen durfte) die stereotype Magd spielte. Diese Rolle setzte sich bei ihr in der gesamten Karriere fort. Beah Richards, u.a. zweifache Emmy-Award-Gewinnerin, spielte fast ausschließlich entweder Mägde oder ältere Frauen, wie etwa 1967 die Mutter des damals sechs Jahre jüngeren Sidney Poitier in »Rate wer zum Essen kommt«. Als 1968 die weiße britische Sängerin Petula Clark bei einem gemeinsamen TV-Auftritt mit Harry Belafonte beim Singen seinen Arm berührte, gerieten Sender und Sponsor in Panik, letzterer bestand darauf, die Szene herauszuschneiden. Der Produzent und Regisseur weigerte sich dem nachzukommen. 1968 war auch das Jahr, in dem Star Trek erneut Filmgeschichte schrieb, mit einem Kuss zwischen Lieutenant Uhura und Captain Kirk. Sender in den Südstaaten drohten, Star Trek nicht auszustrahlen.

Gene Roddenberry setzte in einem von Apartheid dominierten Umfeld ein klares Zeichen, als er 1966 die Kommunikationsoffizierin Lt. Uhura mit Nichelle Nichols besetzte. Uhura war von einer stereotypen »Mammy« weit entfernt; sie war ein wertvoller und selbstverständlicher Bestandteil der Besatzung. Wie groß die Diskrepanz zwischen der kulturellen Entwicklung außerhalb des Filmsets und der kulturellen Entwicklung in Roddenberrys Kosmos war wird deutlich wenn man bedenkt, dass Nichols während der Dreharbeiten das Studiogelände wegen ihrer Hautfarbe durch einen eigenen Eingang betreten musste. Am Filmset angelangt wurde sie wieder auf Augenhöhe mit allen anderen behandelt. Hierarchische Trennungen nach dem Kriterium Hautfarbe verbunden mit einer klaren Kommunikation der Über- und Unterlegenheit waren 1966 Alltag. 1966 bedeutete, dass schwarze US-Amerikanerinnen und Amerikaner seit gerade einem Jahr wählen durften. 1966 bedeutete beispielsweise auch, dass Schwarze und Weiße im US-Bundessstaat Virginia per Gesetz nicht einander heiraten durften. Das wurde erst im darauf folgenden Jahr aufgehoben, mit der aufsehenerregenden Klage von Mildred und Richard Loving, die für ihre »kriminelle« Eheschließung mit einem Jahr Gefängnisstrafe rechnen mussten. Es ist im Übrigen genau dieser Fall, der oft im übertragenen Sinn für die heutige Diskussion der Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare herangezogen wird, wenn davon die Rede ist, dass jeder Mensch das Recht hat, den Menschen zu lieben, den er liebt. Raumschiff Enterprise zeigte die Zukunft auf, selbst die US-amerikanische Luft- und Raumfahrtbehörde folgte ihren Spuren. In seinem Buch »Inventing the American Astronaut« schildert Matthew H. Hersch das Ungleichgewicht zwischen den frühen Rekrutierungsverfahren der NASA und der US-amerikanischen Bevölkerung. Mit dem Aufkommen der Bürgerrechtsbewegungen in den 1960er-Jahren stieg die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und sie warf der NASA vor, Astronauten würden nicht die Heterogenität der US-amerikanischen Bevölkerung repräsentieren. Der öffentliche Druck stieg, Mitte der 70er-Jahre stellte sich die NASA dieser Aufgabe und versprach, Barrieren abzubauen. Dieses Ziel wurde dann auch verfolgt, auf unkonventionelle und beeindruckende Art und Weise: Nichelle Nichols wurde als Beraterin für eine ausgewogene Rekrutierung herangezogen. Mit Erfolg. Durch Nichols öffneten sich Türen für heute prominente Frauen und Schwarze, wie etwa der am MIT promovierte Ronald McNair, der 1978 zur NASA kam (und ein Jahrzehnt darauf tragischerweise eines der Opfer des Space-Shuttle-Challenger-Unglücks wurde). Der gleiche Ronald McNair durfte 1959 als neunjähriges Kind in einer Bibliothek in South Carolina keine Bücher ausleihen, der Zutritt war Schwarzen nicht gestattet und die Bibliothekarin rief beim Anblick des hartnäckig auf seine Bücher bestehenden Kindes die Polizei. Er wuchs mit klaren Botschaften auf, was er aufgrund

Nichelle Nichols wurde als Beraterin für eine ausgewogene Rekrutierung herangezogen. Mit Erfolg.

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Zukunftsvisionen … und eine Hommage an Star Trek

seiner Hautfarbe dürfe, könne und vor allem nicht dürfe und nicht könne. Relativ kurze Zeit darauf sah McNair als Teenager die Fernsehserie Star Trek mit Lieutenant Uhura als Besatzungsmitglied eines Raumschiffes. Er sah darin das Aufbrechen von künstlich auferlegten Grenzen, beschloss, ein Teil des Aufbruchs zu werden und wurde Astronaut. Die Darstellung von Lt. Uhura in Form von Nichelle Nichols war eine Inspiration für viele Menschen. Sie machte sie sichtbar. Hikaru Sulu

Für Homophobiker gibt es übrigens zynische Nachrichten. Mehreren empirischen Untersuchungen zufolge gehen ihre extremen Reaktionen darauf zurück, dass sie eine latente gleichgeschlechtliche Anziehung, die ihnen Angst macht, mit Gewalt überspielen.

Das asiatische Besatzungsmitglied Hikaru Sulu, wurde von dem japanischstämmigen US-Amerikaner George Takei dargestellt, der durch Star Trek erstmals eine Rolle bekam, die nicht dem damals üblichen flachen asiatischen Klischeebösewicht entsprach. Das Leben des Schauspielers selbst war von Anbeginn mehrdimensional davon geprägt was es bedeutete, Vorurteilen ausgeliefert zu sein. Aufgrund seiner japanischen Abstammung wurde der in Los Angeles geborene Takei mit seiner gesamten Familie in den 1940er-Jahren für ein paar Jahre in ein Internierungslager gesperrt. 2005 hatte er mit 68 Jahren sein Coming-out und machte öffentlich, dass er seit 18 Jahren mit einem Mann zusammenlebte, den er dann 2008 heiratete. Nichelle Nichols und Walter Koenig (alias Pavel Chekov) waren übrigens seine Trauzeugen.

Homophobe Reaktionen, oft verbunden mit Gewalt, sind ein Grund, warum jemand jahrzehntelang einen wesentlichen Teil seiner Identität verbirgt und nicht öffentlich sagen kann, dass er seinen Partner liebt. Wer sich nicht outet lässt sich auf ein erdrückendes Versteckspiel ein. Wer sich outet lässt sich auf unkontrollierbare Reaktionen ein. Gerade jüngeren Menschen fällt das Outing schwer, Mobbing und Gewalt an Schulen kann ihnen das Leben zur Hölle machen. Gewalt und Hass können sie das Leben kosten. In den USA wurde in diesem Zusammenhang der Begriff »Hate crime« eingeführt. Diese Hasskriminalität zeichnet sich dadurch aus, dass an Menschen nicht aus individuellen Gründen Verbrechen verübt werden, sondern weil sie einer bestimmten Kategorie zugeordnet werden, wie etwa »Homosexueller«, »Mensch mit Behinderung«, »dunkle Hautfarbe«, »andere Religion«. Es ist erschütternd und unfassbar, dass die Begegnung mit Homosexualität Menschen dermaßen irritiert, dass sie mit Gewalt reagieren. Statistiken zur Ermordung Angehöriger sexueller Minderheiten sind alarmierend, Amnesty International warnt regelmäßig. Für Homophobiker gibt es übrigens zynische Nachrichten. Mehreren empirischen Untersuchungen zufolge gehen ihre extremen Reaktionen darauf zurück, dass sie eine latente gleichgeschlechtliche Anziehung, die ihnen Angst macht, mit Gewalt überspielen. Diversität am Beispiel Star Trek Das komplexe und wunderschöne Thema Diversität innerhalb von Umfanggrenzen eines Magazinbeitrages anhand von Star Trek zu erklären bringt mit sich, dass viele Aspekte nicht einmal gestreift werden können. Da wäre Leonard Nimoy, der sich für »seinen« Spock von jüdischen Ritualen inspirieren ließ, mit denen er aufgewachsen war, der sich Zeit seines Lebens für Verbindendes zwischen Kulturen einsetzte. Da wäre noch vieles mehr.

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Gemeinsam ist den Dimensionen, dass Alter, Geschlecht, Behinderung, Ethnizität, Religion und sexuelle Orientierung Kategorien sind, die mit einer erhöhten Vulnerabilität assoziiert werden. Es ist kein Zufall, dass diese Bereiche auch gesetzlichen Schutz finden, sind sie stärker Diskriminierungen, z.B. am Arbeitsplatz, ausgesetzt. Mobbing, Gewaltverbrechen, Stereotypen, Vorurteile, Angst, Panik, Hetze, Feindbilder, Stigma und erhöhte Suizidraten sind weitere häufige Gemeinsamkeiten wenngleich in unterschiedlichen Ausprägungen und Intensitäten. Gemeinsam ist den Kategorien auch, dass wir sie brau-


Essay von Maryam Laura Moazedi

chen um uns selbst zu definieren. Wir sind von ihnen abhängig, denn wir können unsere eigene Kategorie nur schaffen, indem wir eine andere zur Abgrenzung erschaffen. Und diese Abgrenzung scheint zur Ausgrenzung zu verleiten. Angehörige unterschiedlicher Minderheiten sind keine plötzliche Erfindung, die gab es schon immer. Sie haben jetzt nur mehr Stimme, sind sichtbarer. Und darauf reagieren wir mit Angst. Vielleicht sollte man in Zukunft versuchen den Fokus der Problemstellung nicht so sehr auf diese »exotischen« Menschen zu legen, die »anders« sind, sondern auf die pathologischen Reaktionsmuster im Umgang mit ihnen. Gene Roddenberry war ein Visionär, der das Fernsehen als ein Medium zur Unterhaltung sah, aber auch als eines zur Inspiration. Für ihn war die Enterprise eine Metapher für unseren Planeten Erde und das Zusammenleben in Vielfalt. Offenheit und Wertschätzung werden die Zukunft einer kulturell entwickelten Gesellschaft prägen. Es geht gar nicht anders. Es dauert nur … wegen der kulturellen Phasenverschiebung. n

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Fazit feiert elf Jahre…

Fotos: Marija Kanizaj

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n der Needle des Grazer Kunsthauses beging Fazit kürzlich sein elftes Geburtstagsfest. Und zahlreiche Kunden und Freunde von Fazit aus Wirtschaft, Politik und Kultur nutzten die Gelegenheit, um den Herausgebern Christian Klepej, Johannes Tandl und Horst Futterer zum für die Medienwelt beinahe biblischen Alter ihres Magazins zu gratulieren. Unter den Gästen waren auch der Präsident der Landarbeiterkammer Christian Mandl, die Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Maria Pein, der Grazer Nationalratsabgeordnete Bernd Schönegger und der Landtagsabgeordnete Bernhard Ederer. Auch Bank-Austria-Chef Bernd Meister, der Vorstandsdirektor der neuen Volksbank Steiermark-Mitte, Johann Muhri, Bit-Geschäftsführer Manfred Brandner, der Geschäftsführer der Kleinen Zeitung, Thomas Spann, die Autohändler Ulfried Hainzl und Bernhard Kalcher sowie Gerald Gollenz, der Chef der Immobilienwirtschaft in der Wirtschaftskammer, feierten genauso mit Fazit wie der Kunsthaus-Hausherr und Intendant des Universalmuseums Joanneum, Peter Pakesch. Die Grand Dame des Hörgeräteherstellers Neuroth, Waltraud Schinko-Neuroth, ließ auf der Fazit-Feier das eigene „30 Jahre Neuroth in der Steiermark“-Jubiläum mit den wichtigsten Mitarbeitern und Vertrauten ausklingen. Neuroth präsentierte in der Needle eine Ausstellung über die Geschichte der Hörhilfen. Die Gratulanten wünschten Fazit – wohl auch aus Eigennutz – noch viele weitere erfolgreiche Jubiläen, denn das jährliche Fazit-Fest zählt längst zu den kultigsten Business- und Network-Events des Steirischen Wirtschaftslebens. n

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Offenlegung fazitmagazin.at

#110

FAZIT

November 2014

Unternehmensgegenstand Der Betrieb einer Werbeagentur sowie die Herausgabe von periodisch erscheinenden Druckwerken, insbesondere des Magazins »Fazit« sowie des angeschlossenen Internetportals unter »www.fazitmagazin.at«. Grundlegende Richtung »Fazit« ist ein von politischen Parteien und Interessenvertretungen sowie anderen öffentlichen Einrichtungen unabhängiges Magazin. Wir berichten über hauptsächlich wirtschaftliche, aber auch politische, gesellschaftspolitische und kulturelle Themen mit starkem Österreich- und Europabezug. Einen Schwerpunkt unserer Berichterstattung legen wir dabei auf die Bundesländer Burgenland, Kärnten und die Steiermark sowie das südliche Niederösterreich. Wir fühlen uns dem Gedanken eines europäischen Einigungsprozesses auf Basis gleichberechtigter Völker, den Menschenrechten, der Aufklärung sowie insbesondere der christlich-jüdischen Tradition Europas verpflichtet. »Fazit« tritt für Religionsfreiheit und für die Freiheit jedes einzelnen Menschen, keiner Religion anzugehören, ein. Die Würde des Menschen ist unantastbar. »Fazit« erscheint monatlich – zehnmal im Jahr – in einer Auflage von mindestens 25000 Stück. Ein Großteil der Auflage wird direkt an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Kultur verschickt. Darüber hinaus wird Fazit über den ausgesuchten Fachhandel im Burgenland, in Kärnten und in der Steiermark vertrieben. »Fazit« wird in der Europäischen Union gedruckt.

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im Portra Destillerie Bauer Hank Essay von Rainer reis Abenteuer am Polark

mehr. Aus dem

März 2015

Vom Kohlenhänd

ler zum Konze rn Essay von Günte r Riegler Die Steiermark lesend bereis en Wirtschaft und

mehr. Aus dem

Süden.

P.b.b. 04Z03548 7

M

Wirtschaft und

it

Oktober 2014

Der Alpengasthof im Portrait

Per Rad durch Istrien Essay von Harald Mahrer

Wirtschaft und mehr. Aus

dem Süden.

A-8010 Graz Graz Verlagspos tamt

Der letzte Wirt

Fazitgespräch mit Günther Huber

Erscheinungsort

FAZIT

mt Graz Verlagsposta

04Z035487 M A-8010 Graz P.b.b.

Fazitgespräch mit Kathrin Nachbaur

sort EURO 4,50 Erscheinung Nr. 107 8/2014

Nr. 106 7/2014 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz

P.b.b. 04Z035487 M

Franks strahlender Schatten

Medieninhaber, Eigentümer & Verleger Klepej & Tandl OG in 8010 Graz, Kalchberggasse 1/II www.ktundp.com, office@ktundp.com Geschäftsführung: Christian Klepej & Mag. Johannes Tandl

FAZIT

Hilfe ohne Entwicklung Das Versagen dere Entwicklungshilf

Erscheinungsort & Redaktionssitz Graz, Steiermark

© 2015 by Klepej & Tandl OG, Graz, A.R.v.

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Wandern fürs Wachstum

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

fazitmagazin.at

fazitmagazin.at

#106

Nr. 110 1/2015 EURO 4,50

des Magazins »Fazit« vom 24. April 2015 gemäß § 25 Mediengesetz.

Der hausgema chte Verschleiß

Wie die geplant Wegwerfgesel e Obsoleszenz die lschaft fördert

Der Einsteiger

Fazitgespräch mit Roland Dürin ger

Süden.


‌ Meinungsvielfalt

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Politik

Foto: SPÖ-Landtagsklub/Chris Zenz

Kurz & News

Intensives Wirtschaftserlebnis für High-Potentials

Für die Kärntner Hypo müssen wir alle bluten: danke FPÖ! Für das Milliarden-Desaster rund um die Hypo Alpe Adria in Kärnten müssen wir alle bluten – da kann man nur zynisch sagen: danke FPÖ“, wettert der steirische Klubobmann Hannes Schwarz gegen die Freiheitlichen: „Die von den Blauen verursachte Hypo-Pleite in Kärnten kostet jede Steirerin und jeden Steirer mehr als 2.000 Euro!“

B

isher sind in das von den Freiheitlichen verursachte „Hypo-Fass“ an die 5,5 Milliarden Euro geflossen, laut Expertenmeinung könnten es insgesamt bis zu 19 Milliarden Euro (!) werden. SPÖKlubobmann Hannes Schwarz rechnet vor, was man mit dieser Summe alles hätte machen können, um eine Vorstellung von der Dimension des ganzen Desasters zu bekommen: „Zweimal den SemmeringBasistunnel und zweimal die Koralmbahn bauen!“ Aber wegen des von den Kärntner Blauen angerichteten Chaos fehlen die finanziellen Mittel in vielen wichtigen Zukunftsbereichen wie etwa Bildung, Wohnbau oder Forschung und Entwicklung! „Deshalb sollten die FPÖ-Funktionäre

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jetzt im Wahlkampf den Mund nicht zu voll nehmen und sich besser jeden Tag bei allen Österreicherinnen und Österreichern entschuldigen“, erklärt Schwarz. Das „wahre Gesicht der FPÖ“ zeige sich leider immer erst im Nachhinein, so Schwarz: „Wenn die Freiheitlichen irgendwo politische Verantwortung haben – wie etwa jahrelang in Kärnten – dann bleiben letztlich nur Chaos, unsinnige Prestige-Paläste (Fußballstadion, WörtherseeBühne usw.), riesige Finanzlöcher und Gerichtsprozesse ohne Ende!“ Deshalb müsse unbedingt verhindert werden, dass die FPÖ in der Steiermark jemals das Sagen hat, betont Schwarz.

Strahlende SteiermarkFrühling-Bilanz in Wien

Wechselhaftestes Frühlingswetter, aber strahlende Gesichter auf der Bilanz nach vier Tagen: So prägnant lässt sich der 19. Steiermark-Frühling von Steiermark Tourismus in Wien von 16. bis 19. April zusammenfassen. Ein großes Kompliment an die steirischen Gastgeber, die beim Steiermark-Frühling zwischen 130 und 150.000 Gäste betreut und die Wetterlagen so toll gemeistert haben“, freut sich LH-Stv. Hermann Schützenhöfer. „Das Thema Picknick passt genau, um den Frühling in Wien einzuläuten und die Vorfreude auf den Steiermark-Urlaub zu wecken“, zeigt sich Steiermark Tourismus-GF Erich Neuhold begeistert über den diesjährigen Auftritt.

Loslegen mit der Gründermesse 2015

Die Gründermesse im Messecongress Graz am 25. April gab potentiellen Jungunternehmern wieder nützliches Rüstzeug für den Start ins neue Leben mit. Kompakt an nur einem Tag bot sie Hilfestellung und Informationen. Von 9 bis 18 Uhr hatten potentielle Gründer an diesem Tag Gelegenheit, sich Inputs und Hard Facts zu verschaffen. Wirtschaftskammer Steiermark, Institutionen, Behörden, Finanz- und Rechtsprofis sowie B2B-Dienstleister informierten die Interessierten. Darüber hinaus beleuchten zahlreiche Vorträge das Thema und machten Mut, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Infos: www.gruendermessegraz.at

Fotos: Steiermark Tourismus/Jürgen Hammerschmid, MCG/Wiesner, CIS / Ulrike Rauch

„FPÖ steht für Chaos, Finanzlöcher und unzählige Gerichtsprozesse“: Steirischer SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz.

Das Erfolgsprojekt „Erlebniswelt Wirtschaft“ feiert sein 5-Jahr-Jubiläum und die Bilanz kann sich sehen lassen: 45 Unternehmen sind Teil des von LR Christian Buchmann initiierten Leitprojektes. Sie geben Interessierten die Möglichkeit, in Produktionsprozesse einzutauchen, Traditionen und modernste Fertigungen live zu erleben. „Sie konnten interessante Berufsfelder bei Erlebnistouren hautnah kennenlernen und die Unternehmen konnten sich ihren potenziellen künftigen Arbeitnehmern präsentieren – eine Win-Win-Situation für High-Potentials und Recruiting-Abteilungen“, betonte Buchmann, der bei KNAPP in Hart bei Graz die Erlebnistour eröffnen konnte.


Foto: Foto Furgler bzw. lk Steiermark

Kurz im Gespräch mit

Foto: Christian Jungwirth, bigshot.at

Holding-Graz-ServicesVorstand Wolfgang Messner, Graz-Linien-Vorstandsdirektorin Barbara Muhr und Vorstandsvorsitzender Wolfgang Malik (v.l.n.r.) freuen sich über die aktuelle Jahresbilanz.

Bilanz 2014 – Erfolgsjahr für den Konzern Holding Graz Die ambitionierten Ziele wurden erreicht – die Holding Graz schließt das Geschäftsjahr 2014 positiv ab: gesteigerte Umsatzerlöse auf 212,2 Mio. Euro, davon rund 57 Mio. Euro an Investitionen in die öffentliche Infrastruktur.

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as Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) konnte um rund 9,5 Mio. Euro verbessert werden. Auch im Einzelabschluss der Holding Graz wurde das Geschäftsjahr mit einem EGT ohne Sonderfaktoren um mehr als 1,4 Mio. Euro besser als im Wirtschaftsjahr 2013 abgeschlossen. „Die Investitionen der Holding in die Infrastrukturprojekte der Stadt bedeuten nicht nur mehr Service- und Kundenorientierung, sondern sind auch ein wichtiger Jobmotor für den Großraum Graz“, betont CEO Wolfgang Malik. „Insbesondere die Optimierungen, die in der Sparte Services umgesetzt wurden, zeigen äußerst positive Wirkung und beweisen, dass wir für die kommunalen Aufgaben nun bestens aufgestellt ist“, zeigt sich Vor-

standsdirektor Wolfgang Messner bezüglich der Synergieeffekte sehr zufrieden. Die einzelnen Unternehmensbereiche haben ihre Umsatz- und Betriebsergebnisse im vergangenen Jahr optimiert: Bei den Holding Graz Linien ist man über das Geschäftsjahr 2014 sehr erfreut. „Mit 107 Mio. Fahrgästen haben wir so viele Passagiere wie nie zuvor befördert. Das zeigt, dass das Zusammenspiel aus der laufenden Modernisierung des Fuhrparks und attraktive Ticketangebote auf fruchtbaren Boden fallen“, so Vorstandsdirektorin Barbara Muhr. Betriebswirtschaftlich schlägt sich dies in gesteigerten Umsatzerlösen von € 43,6 Mio. auf € 46,2 Mio. im Jahr 2014 nieder.

Wolfgang Mazelle Obstbaudirektor der Landwirtschaftskammer Steiermark

Worum geht es bei Landesbewertung SaftMost-Edelbrand ? In dieser Landesbewertung werden die besten Produkte der Steiermark in den Bereichen Saft, Most und Edelbrand anonymisiert von einer professionellen Verkostungsjury „erkostet“. Dadurch erhalten die Betriebe eine Rückmeldung über die Güte ihrer Produkte, und zum anderen wollen wir auf die hervorragende Qualität der Spezialitäten aufmerksam machen. Wie schwierig ist es, bei den hohen Qualitätsstandards die Besten zu küren? Das ist eine echte Herausforderung! Die Garanten sind gut geschulte Verkoster, die über 800 Proben verkosten.

Welche Innovationen gibt es bei Saft, Most und Edelbrand, welche Produkte liegen im Trend? Im Mostbereich ist der „Cider“ – eine erfrischende Köstlichkeit aus Saft und Most – bereits ein etabliertes Trend-Produkt, bei den Säften gibt es interessante Mischsäfte, auch mit raffinierten Kräuterzusätzen. Ganz neu sind Produkte aus rotfleischigen Äpfeln. Bei den Edelbränden bieten holzfassgelagerte Produkte harmonische Genüsse, auch Edelbrände aus neuen Obstarten wie z. B. Aronia sind zunehmend begehrt. Wie sieht es mit der Betriebsnachfolge bei den Herstellern aus? Die bäuerliche Obstverarbeitung ist und bleibt eine Nischenproduktion – mit ihrer neuen Professionalität und einer Spezialisierung ist es vielen Betrieben gelungen, sich ein zweites Standbein zu schaffen.

FAZIT MAI 2015 /// 63


Foto: Roemer-Pelizaeus Museum, Hildesheim

Foto: Staatliche Eremitage, St.Petersburg

Kultur

Statue von Königin Kleopatra

Das alte Ägypten regiert die Kunsthalle Leoben

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ie Welt Kleopatras kommt zu Besuch – bis 1. November 2015 residieren drei glanzvolle Jahrhunderte ägyptischer Geschichte in der Kunsthalle Leoben. Über 200 Exponate aus Europa und den USA gewähren einen spannenden Einblick die Zeit von Alexander dem Großen bis zur legendären Kleopatra. Die Kunsthalle Leoben setzt mit dieser Ägyptenausstellung die Zusammenarbeit mit den Reiss-EngelhornMuseen in Mannheim fort. Den Beginn machte 2010 ein „Ausstellungs-Tausch“, als das Mannheimer Museum die Skythen-Ausstellung von Leoben übernommen hat und die Ausstellung „Alexander der Große“ aus Mannheim in Leoben gezeigt wurde, später folgten „Die Rückkehr der Götter“ (2011) und „Faszination Schädel“ (2013). Wertvolle Leihgaben aus aller Welt Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung in der Kunsthalle Leoben verweist Kurator 64 /// FAZIT MAI 2015

Wilfried Seipel auf die herausragenden Leihgaben aus internationalen Museen: „Die Vielfalt des künstlerischen Schaffens, welche die Lebensart des ptolemäischen und römischen Ägypten widerspiegelt, wird durch zahlreiche Leihgaben aus den bedeutendsten Sammlungen internationaler Museen, wie dem Pariser Louvre, der Eremitage in St. Petersburg oder der Ägyptischen Sammlung in Berlin u. a. vergegenwärtigt. Einen Höhepunkt stellt der wertvolle Papyrus „Buch vom Fayum“ aus der Walters Art Gallery in Baltimore dar.

Entdeckungsreise ins alte Ägypten Die Leiterin der Kunsthalle Leoben, Susanne LeitnerBöchzelt, ergänzt: „Über 200 Objekte, darunter Statuen, Reliefs, Inschriften und Papyri, erlauben eine spannende Entdeckungsreise durch Kunst, Kultur und Religion dieser glanzvollen Zeit. Ein besonderer Höhepunkt kündet eine Statue der Königin Kleopatra

Bronzekopf eines ptolemäischen Pharao (3. Jh. v. Chr.) VII. (Eremitage in St. Petersburg) von der Schönheit der letzten Herrscherin Ägyptens.“ Ausstellungsarchitekt Mag. Arno Grünberger hat auch diese Epoche Ägyptens gekonnt in Szene gesetzt. So unternimmt der Besucher nicht nur eine Reise durch die Vielfalt dieser drei Jahrhunderte ägyptischer Geschichte, sondern er durchlebt angesichts der gelungenen Inszenierung auch eine ganze Palette an Gefühlswelten. „Uns war es ganz wesentlich, die Ausstellung frühzeitig im Bewusstsein der regionalen Bevölkerung zu verankern bzw. diese über verschiedenste Aktivitäten einzubinden.“, verweist der Kulturmanager der Stadt Leoben, Gerhard Samberger, auf einen wesentlichen Aspekt.

Wirtschaftlicher Faktor für die Region Für Bürgermeister Kurt Wallner findet mit der diesjährigen Ausstellung eine Erfolgsgeschichte ihre Fortsetzung: „Mit der Ausstellungsserie in der Kunsthalle Leoben haben

wir längst Anerkennung beim kulturinteressierten Publikum gefunden; und dies über die Grenzen Österreichs hinaus. Dass die Ausstellungen inzwischen ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor für die Stadt und die Region geworden sind, steht außer Zweifel. „Ägypten. Die letzten Pharaonen. Von Alexander dem Großen bis Kleopatra“ bietet spannende Inhalte, die sicherlich quer durch alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen auf großes Interesse stoßen werden.“

Ägypten.

Die letzten Pharaonen. Von Alexander dem Großen bis Kleopatra Kunsthalle Leoben, Kirchgasse 6 25. April – 1. November 2015 täglich geöffnet von 9.00 – 18.00 Uhr www.aegypten2015-leoben.at


Wirtschaft

Die steirischen Landessieger 2015: Saft, Most und Edelbrand Die besten Produkte aus den Früchten der Steiermark wurden Ende März in Pöllauberg gekürt. Unter den zahlreichen prämierten Preisträgern sind auch heuer wieder alle Regionen der Steiermark vertreten.

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Faire Selektion der besten Qualität Der Weg zum Sieg ist ein langer. Im ersten Schritt wird das Produkt von zwei Schnellkostern in seiner Qualität grob kategorisiert. „Die Verkostung erfolgte durch geschulte und ausgebildete Verkoster“, erklärt der Obstbaudirektor der steirischen Landwirtschaftskammer Wolfgang Mazelle. Die Fachjury verkostete das Produkt zu Beginn der Wertung in einer Einzelverkostung. Im Anschluss daran wurde ein Gruppenurteil gebildet. Die Verkostung der eingereichten Proben erfolgt dabei nach einem ausgetüftelten 20-Punkte-Schema. Es können jeweils fünf Punkte für Geruch/Sauberkeit, Frucht/ Typizität, Geschmack/Sauber-

Obstbaudirektor Wolfgang Mazelle (li.) und die steirischen Sorten- und Landessieger präsentieren voll Stolz ihre Plaketten.

Foto: Franz Suppan

ie Verkostung der besten steirischen Säfte, Moste und Edelbrände ist jedes Jahr ein großes Ereignis für die steirischen Obstverarbeitungsbetriebe. 200 Betriebe reichten in Summe 884 Säfte, Moste und Edelbrände zur Prämierung ein. Wie gewohnt wurden die 37 Sortensieger und in weiterer Folge aus deren Kreis die 14 Landessieger von einer Fach-Jury ermittelt. Alle Produkte mit einer Bewertung von 19 bzw. 20 Punkten kamen ins Finale. Bei der direkten Verkostung in den jeweiligen Kategorien wurden 37 Sortensieger (27 Betriebe) ermittelt. Aus diesen Sortensiegern wurden die 14 Landessieger gekürt, die am 27. März in der Naturparkarena Pöllauberg präsentiert wurden.

keit und die Harmonie des Produktes vergeben werden. Dazu werden „Doppelproben“ zusätzlich ins Rennen geschickt und ein weiteres Mal bewertet. Bei Abweichungen wird eine Oberjury eingesetzt, die das Produkt ebenfalls verkostet und sich ein Urteil bildet. Hoftafel und Auszeichnung für die Besten 180 ausgezeichnete Betriebe dürfen ab sofort auf ihren Flaschen eine der vier runden Plaketten „Ausgezeichnet bei der Landesbewertung 2015“, „Gold bei der Landesbewertung 2015“, „Sortensieger 2015“ oder im Falle der Prämierung als Landessieger am 27. März die Plakette „Landessieger 2015“ führen. Die Betriebe erhalten die Hoftafel „Ausgezeichneter steirischer Obstverarbeitungsbetrieb 2015“ in den Landesfarben Grün/Weiß und bei einer Bewertung in Gold eine Auszeichnungsmedaille. Betriebe, die einen Sortensieger erringen konnten, erhalten seit dem Jahr 2014 die Hoftafel in Gold, Landessieger werden noch-

mals durch eine kreisrunde Hoftafel „Landessieger 2015“ ausgezeichnet.

Die Sorten- und Landessieger 2015:

Alois u. Johanna Kaufmann aus Raabau Martin Mausser aus Hitzendorf Köglerhof Krispel aus Markt Hartmannsdorf Obstbau Watzlawek aus Hatzendorf Christandl Johannes aus Unterweissenbach Kollerhof Lieleg aus Leutschach Obstbau Macher aus Leska/Weiz Most Brunner aus Ilz Fauster Manfred aus Graz-Mariatrost Josef Nestelberger aus Riegersburg E. u. W. Plankenhofer aus Selzthal Stangl Michaela aus Edelsbach Familie Tschrepl aus Thal-Haslau

Schuster’s Edelbrände aus St. Stefan im R. Hirtner Gusti u. Hubert aus St. Lorenzen im Mzt. Gerald Hochstrasser aus Mooskirchen Pirker GmbH aus Mariazell Destillerie Zweiger aus Moßkirchen Dandler Wolfgang aus Gaishorn Familie Lammer aus Oberaich Semlitsch Naturprodukte aus Klöch Carmen Hermann-Krauss aus Schwanberg Krenn Roswitha u. Josef aus Feldbach Fuchs Franz u. Waltraud aus Ebersdorf Höfer Harald aus Heimschuh Schlagbauer Karl-Heinz aus Pölllau Familie Thünauer aus St. Johann im S. FAZIT MAI 2015 /// 65


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Bauen & Wohnen

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Foto: Norman Radon

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Mag. Alexander Gratzer Leiter der Abteilung Gesundheit/Pflege

Ob plötzlich oder dauerhaft – wer Angehörige pflegt, ist mit vielen Fragen konfrontiert. „TagGratzer der Mag.Beim Alexander der Pflege Leiter - HilfeAlexander für Abteilung pflegende Mag. Gratzer Gesundheit/Pflege Leiter der Angehörige“ amAbteilung 20. Mai (15 bisGesundheit/Pflege 20 Uhr) im Grazer Kammersaal gibt es Hilfe, Ob plötzlich oder dauerhaft Infos und Tipps rund um die Ob plötzlich oder –Bewältigung wer Angehörige pflegt, des dauerhaft Pflegeall–ist wer Angehörige pflegt, mit vielen Fragen kontags und der Pflege. ist mit vielen Fragen frontiert. Beim „Tag konder frontiert. Beim „Tag der Pflege - Hilfe für pflegende »Pflege Tag -der HilfePflege für Angehörige“ ampflegende 20.« Mai Angehörige“ amim20. Mai (15 bis 20 Uhr) Grazer An einzelnen Ständen in(15 bis 20 Uhr) imesGrazer Kammersaal gibt Hilfe, formieren zahlreiche InstiKammersaal gibt esum Hilfe, Infos und Tipps rund die tutionen, vondes der ArbeiterInfos und Tipps rund um die Bewältigung Pflegeallkammer, über das SozialBewältigung des Pflegealltags und der Pflege. ministerium und Interestags und der Pflege. sensgemeinschaften bis zu »Anbietern Tag dermobiler Pflege « Dienste. »InTag Pflege« einerder Aktivitäten-Ecke An einzelnen Ständen ingeben ExpertInnen praktiAn informieren scheeinzelnen Tippszahlreiche zurStänden PflegeInstiund formieren zahlreiche Institutionen, von der Arbeiterzur Handhabung von Hilfstutionen, von kammer, überder dasArbeiterSozialmitteln. Wichtige Aspekte kammer, über das ministerium und Intereszum Thema Pflege, Sozialvon fiministerium und Interessensgemeinschaften bisbis zu nanzieller Unterstützung sensgemeinschaften bis zu Anbietern mobiler Dienste. zu Kurzzeitpflege oder PfleAnbietern mobiler Dienste. In einer Aktivitäten-Ecke gekarenz, werden in KurzIn einerExpertInnen Aktivitäten-Ecke geben praktireferaten aufgezeigt. Das geben ExpertInnen praktische Tipps und Hauptreferatzur umPflege 18.30 Uhr sche Tipps zur Pflege und zur Handhabung von Hilfsvon Mag. Dr. Erwin Horst zur Handhabung von Hilfsmitteln. Wichtige Aspekte Pilgram beschäftigt sich mitteln. Wichtige Aspekte zum Thema Pflege, von fimit den Herausforderungen zum Thema Pflege, von finanzieller Unterstützung bis und Grenzerfahrungen für nanzieller Unterstützung bis zu Kurzzeitpflege oder Pflepflegende Angehörige im zu Kurzzeitpflege Pflegekarenz, in KurzAlltag. Allewerden Infos oder auf www. gekarenz, werden in Kurzreferaten aufgezeigt. Das akstmk.at. referaten aufgezeigt. Hauptreferat um 18.30 Das Uhr Hauptreferat 18.30 Uhr von Mag. Dr.um Erwin Horst . von Mag.beschäftigt Dr. Erwin Horst Pilgram sich Pilgram beschäftigt sich mit den Herausforderungen mit Herausforderungen undden Grenzerfahrungen für und Grenzerfahrungen pflegende Angehörige für im pflegende Angehörige im Alltag. Alle 05 Infos7799-0 auf www. Telefon: Alltag. Alle Infos auf www. akstmk.at. akstmk.at.

Der Life Cycle Tower in Dornbirn ist ein echtes Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen.

Gebäude mit Zukunft: Bauen mit Holz G

roßen Ansturm gab es bei der Dialogrunde „Gebäude mit Zukunft“, die von proHolz Steiermark und der Energieagentur Steiermark veranstaltet wurde. Über 150 Teilnehmer überzeugten sich davon, dass nachhaltig geplante Gebäude umweltfreundlich und kostengünstiger sind. Selten sind sich Experten aus verschiedenen Bereichen so einig, doch bei der Dialogrunde im Rahmen der proHolz Akademie kamen sie zu dem eindrucksvollen Ergebnis: Lebenszykluskosten von Gebäuden schon bei der Planung von Bauvorhaben zu berücksichtigen, rentiert sich nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Geldtasche. „Durch Öko-Innovationen können wir energie- und ressourceneffizienter

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bauen“, bestätigt DI Christina Ipser von der Donau Universität Krems.

Leuchtturmprojekte fördern Für Öko-Innovationen braucht es Leuchtturmprojekte, die zeigen, dass sich die theoretischen Überlegungen in der Praxis bewähren. Eines der Vorzeigeprojekte ist der erste Life Cycle Tower (LCT) in Dornbirn. Ein achtgeschoßiger Holzbau, der die Grenzen neudefiniert und zukunftsweisende Dimensionen im Bereich des Holzbaus aufzeigt. Mittlerweile hat sich der mehrgeschoßige Holzbau etabliert, auch bei ambitionierten Projekten, die noch vor wenigen Jahren technisch nicht realisierbar gewesen wären.

Holzbau und Innovation als Chance für die Zukunft Der LCT bestätigt, dass der nachwachsende Rohstoff Holz nicht nur im Hinblick auf die Lebenszykluskosten ein Baustoff für die Zukunft ist. Der Life Cycle Tower ist voll recycelbar und kann sowohl in Passivhaus- als auch im Niedrigenergie- oder Plusenergiestandard gebaut werden. Außerdem konnte durch die modulare Systembauweise Bauzeit und somit auch Baukosten gering gehalten werden. „Auch in der Steiermark haben wir im Holzbereich nicht nur die Ressourcen, sondern auch das Know-how, solche Innovationsschritte zu setzen“, hebt Doris Stiksl, GF von proHolz Steiermark, hervor.


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FAZIT MAI 2015 /// 67



Fazitportrait

Feine Kammer Von Sepp Schiffer Fotos: Marija Kanizaj

Seit 15 Jahren leitet Christian Mandl als Präsident die Geschicke der Landarbeiterkammer, der kleinen, aber feinen Vertretung der in

Land- und Forstwirtschaft Beschäftigten. Mandl sieht seine Aufgabe in der Arbeit mit den Menschen vor Ort – sodass traditionelle Berufe in Bildung, Innovation und Gesellschaft mit der Zeit gehen.

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Fazitportrait »Kunst & Kammer« präsentiert regelmäßig Kunstwerke in der Landarbeiterkammer, wie diese beiden Skulpturen von Diana Schwarzenberg. Jahr 1928, gab es in Österreich noch über eine Million Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft, die durch die arbeitsintensive Bewirtschaftung von Hand für die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen erforderlich waren. Durch den rapiden Mechanisierungsprozess, der in der Nachkriegszeit einsetzte, hat sich diese Zahl heute auf ein Zehntel davon reduziert. Dafür sind allerdings die Anforderungen an die technische Ausbildung und das Know-how der Arbeitnehmer enorm gestiegen. Heute vertritt die LAK durch neue Entwicklungen in der Land- und Forstwirtschaft über 12.000 Personen, die in den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern tätig sind.

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Fotos Skulpturen: Schwarzenberg

ie Interessenvertretung und die Arbeit mit den Menschen war von Anfang an seine Berufung – schon als der gebürtige Obersteirer nach der Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister 1969 seine Tätigkeit an der Schule Alt-Grottenhof aufnahm. Als Sohn einer kinderreichen Bergbauernfamilie aus Karchau bei St. Lambrecht war Christian Mandl schon recht früh bewusst, dass er seine berufliche Erfüllung abseits des elterlichen Betriebes suchen musste. Die harten Bedingungen des bergbäuerlichen Lebens haben ihn auf seinem weiteren Weg geprägt, wie er mit einer Prise Humor anklingen lässt: »Der Hof meiner Eltern ist so hoch gelegen, dass wir, wenn wir zum Edelweißpflücken gehen wollten, stets talwärts absteigen mussten.« Und ein weiterer Punkt hat sich als entscheidend herauskristallisiert, in seinen Erfahrungen als Schüler und später Lehrender – Bildung ist der wichtigste Schlüssel zum Erfolg im Leben, und so ist das Motto, das ihn bis heute begleitet: »Wer sich nicht ständig weiterentwickelt, bleibt nicht nur stehen, sondern fällt zurück.«

Ein Blick zurück in die Geschichte Das Bewusstsein für die Wurzeln der beruflichen Interessenvertretung ist auch in der modernen Serviceeinrichtung präsent, erklärt Mandl. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich nicht nur die gesamte Gesellschaft stark verändert, sondern auch die Realität der Arbeitswelt der Landwirtschaft, deren romantisch gefärbtes Bild heute den Konsumenten nur noch in Werbesendungen und in den seichteren TV-Serien vermittelt wird. Es war ein langer Weg zu einer selbstbewussten Wahrung der Interessen: Noch im 19. Jahrhundert hatten die ländlichen Dienstboten nur wenige Rechte und selbst die körperliche Züchtigung durch den Bauern war bis 1867 offiziell erlaubt. Erst in der Zwischenkriegszeit entstanden christlich-soziale Landarbeiterbünde, aus denen sich im Lauf der Zeit Fachgewerkschaften als berufsständische Vertretungen entwickelten, unter anderem unter tatkräftiger Mitwirkung des späteren Landeshauptmanns Josef Krainer senior. Damals, im 70 /// FAZIT MAI 2015

Die große Kammerreform Als Christian Mandl nach rund zwei Jahrzehnten Engagement in der Landarbeiterkammer, der er seit 1983 in der Vollversammlung angehörte, im Juli 1999 zum Vizepräsidenten gewählt wurde, war ihm kaum bewusst, welche Herausforderungen noch auf ihn zukommen sollten. Der amtierende Präsident Alfred Wahl starb im April 2000 nach einer schweren Erkrankung im Alter von nur 58 Jahren und hinterließ die Aufgabe einer umfassenden Kammerreform seinem Nachfolger, zu dem Christian Mandl kurze Zeit darauf gewählt wurde. Als eines der ersten öffentlichen Organe verfolgte man die Vision einer umfassenden Strukturreform, erklärt Mandl: »Des Besondere an der Reform war, dass sie von innen heraus und freiwillig erfolgte, deswegen war sie auch so erfolgreich.« Das Ziel war es, so Mandl, »wegzukommen von einem überbordenden Funktionärssystem und sich hin zu einer schlanken und zeitgemäßen Serviceeinrichtung zu entwickeln, die für ihre Mitglieder umfassend da ist«. Funktionärspensionen wurden abgeschafft, dafür konnte mit dem Budget die regionale Betreuung vor Ort durch fachkundige Mitarbeiter, die auch regelmäßig die Betriebe für Beratungen aufsuchen, für die Mitglieder ausgebaut werden. Ein Blick in die hellen und modern gestalteten Büroräume

Ing. Christian Mandl wurde am 14. Oktober 1949 in Karchau bei St. Lambrecht als Sohn

einer Bergbauernfamilie geboren. Nach einer Landwirtschaftslehre am elterlichen Betrieb

war er seit 1969 Leiter des Versuchs- und Aus-

bildungsbetriebes und Lehrer an der Fachschule Alt-Grottenhof in Graz. In der Landarbeiterkammer ist Mandl seit 1983 aktiv, seit Mai 2000 ist er Präsident der Kammer. Im Jahr 2007 wurde er zum Vorsitzenden des Österreichischen Landarbeiterkammertages gewählt.


Fazitportrait

in der Grazer Raubergasse beweist heute, dass das ambitionierte Vorhaben gelungen ist. Mit einem Minimum an Personal und Bürokratie, von dem andere Kammern nur träumen können, gewährleisten zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter den Ägiden des Präsidenten eine umfassende Betreuung der Mitglieder und die Wahrung ihrer rechtlichen Interessen. Daneben sorgen zahlreiche Publikationen und die Kammerzeitschrift sowie eine ansprechend gestaltete Internetpräsenz für eine umfassende Information der Arbeitnehmer in Land- und Forstwirtschaft. Und das ist nicht die einzige Berufsgruppe: Daneben gib es ein breites Spektrum an hoch spezialisierten Berufen, die von der LAK vertreten werden, erklärt Mandl mit sichtlichem Stolz: »Neben den traditionellen Berufen wie Land- oder Forstfacharbeiter zählen zu unseren Mitgliedern heute unter anderem Förster, Berufsjäger, Beschäftigte in Gartenfachbetrieben, Lagerhäusern, kleineren Molkereien und Genossenschaften, das Personal der landwirtschaftlichen Schulen und Forschungseinrichtungen und viele weitere.«

Modern gestalteter Rahmen Der Gedanke der Offenheit und der Dienstleistung sollte aber auch nach außen entsprechend dargestellt werden, erzählt Mandl. Die Reform war deshalb von baulichen Maßnahmen begleitet, die durch den jungen, damals noch wenig bekannten Architekten Harald Saiko aus Graz geplant und umgesetzt wurden. Das Kammeramtsgebäude in der Grazer Innenstadt wurde dabei auch in der Innenausstattung einer grundlegenden Umgestaltung unterworfen. Die Idee einer »gläsernen Landarbeiterkammer« wurde damit umgesetzt. Der Eingangsbereich und der Empfang wurden großzügig in grün getöntem Glas gestaltet. Das Konzept mit offenen Räumen, vielen hellen Holzelementen und einer freien Stiege beeindruckte die Auftraggeber, berichtet Mandl: »Das war notwendig, allein schon weil dringender Handlungsbedarf für eine Renovierung gegeben war. In den winzigen und abgewohnten Büros fanden sich unter anderem noch Einrichtungsgegenstände aus den 1950er Jahren. Die Förderungen wurden beispielsweise in einem Raum abgewickelt, der mit fünf verschiedenen Möbelstücken ausgestattet war, aus jeder ‚Epoche‘ eines, was im Hinblick auf den Parteienverkehr keinen besonders guten Eindruck hinterließ. Da die Räumlichkeiten früher Wohneinheiten gewesen waren, arbeiteten auch einige Mitarbeiter in Durchgangszimmern, was meist sehr unangenehm war.«

Im Dienst der Gemeinschaft Der Präsident selbst legt jährlich rund 50.000 Kilometer – »im eigenen Auto und ohne Chauffeur«, wie er hervorhebt – in der Steiermark zurück, um jederzeit möglichst nah bei den Mitgliedern und ihren Anliegen zu sein. Die Aufgaben als Interessenvertretung sind sehr vielfältig: Rechtliche Beratung, Ausbildung und FAZIT MAI 2015 /// 71


Foto: Landarbeiterkammer


Fazitportrait

Wer sich nicht ständig weiterentwickelt, bleibt nicht nur stehen, sondern fällt zurück. Christian Mandl

Schulungen, Förderungen und Darlehen für Wohnraum sowie Wettbewerbe, Gemeinschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit sind nur einige der wichtigen Felder, die für die Vertretungsarbeit wichtig sind. Die Bedeutung der Rechtsberatung zeigt sich jährlich in Form von hunderten Fällen, in denen die LAK in arbeits- und sozialrechtlichen Fragen die Mitglieder vertritt, auch in so spektakulären Fällen wie jenem des von seinem Arbeitgeber jahrzehntelang ausgebeuteten Knechts Max, der vor einigen Jahren durch die Medien ging. In der Mehrzahl werden die Verfahren mit Hilfe der Kammersekretäre und einer erfahrenen Kammerjuristin jedoch einvernehmlich und außergerichtlich geschlichtet. Eine große Bedeutung hat für Mandl auch die Förderung des Gemeinschaftsgedankens: »Wie in jedem Jahr veranstalten wir auch heuer wieder einen unserer stets gut besuchten Gemeinschaftstage für unsere Mitglieder und deren Familien. Diesmal geht es auf die oststeirische Riegersburg, um dort bei Ritterspielen und Greifvogelschau in vergangene Zeiten einzutauchen.« Zur Öffentlichkeitsarbeit zählen auch Events wie das »Waldfest« im Juni in der Grazer Innenstadt oder Wettbewerbe wie die Bundesmeisterschaft der Forstarbeit am 29. August am Grazer Hauptplatz. Dort werden Motorsägeathleten wie der österreichische Juniorenweltmeister Mathias Morgenstern ihr hohes technisches Können beweisen.

Bildung macht fit für die Zukunft Der Bildungsbereich liegt Christian Mandl ganz besonders am Herzen, nicht nur weil er selbst lange Jahre als Lehrkraft an einer landwirtschaftlichen Schule tätig war, sondern weil er weiß, dass insbesondere Ausbildung und Weiterqualifikation die entscheidenden Elemente für den Erhalt von Arbeitsplätzen sowie von besseren Karrieremöglichkeiten sind. »Neben der fachlichen Ausbildung ist es auch wichtig, die Begeisterung der jungen Menschen für den gewählten Beruf zu fördern«, betont Mandl. Dieses Motiv gilt auch für die Auszeichnungen, mit denen ambitionierte Lehrlinge für ihre herausragenden Leistungen belohnt werden. Daneben wird intensiv am Ausbau des Angebotes von Aus- und Weiterbildung seitens der Landarbeiterkammer selbst gearbeitet. Mit dem Bildungsverein INA, der seine Tätigkeit im Jahr 2008 aufgenommen hat, bietet man in Kooperation mit anderen Bildungseinrichtungen ein breites Programm an Kursen und Weiterbildungen an. Für die Zukunft fühlt man sich mit den bestehenden Angeboten bestens gerüstet, dennoch ist es ständige Weiterentwicklung, die in wirtschaftlich nicht ganz einfachen Zeiten den bleibenden Erfolg garantiert, resümiert der Präsident. Dass er das Steuerrad an einen Nachfolger abgeben wird, ist absehbar – was für ihn dabei zählt, ist seine Kammer weiterhin auf dem richtigen Kurs zu wissen. n

Seit 1950 Die Steiermärkische Landarbeiterkammer wurde 1950 als Vertretung für Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft gegründet. Seit den 1960er Jahren gab es bedingt durch Mechanisierung in der Landwirtschaft einen steten Rückgang an Mitgliedern. Der Trend hat sich im vergangenen Jahrzehnt durch die Aufnahme neuer Berufsgruppen jedoch umgekehrt, sodass die LAK heute als Interessenvertretung und Servicestelle für rund 12.000 Arbeitnehmer in der Steiermark wirkt.

Steiermärkische Landarbeiterkammer 8010 Graz, Raubergasse 20 Telefon 0316 8325070 lak-stmk.at

FAZIT MAI 2015 /// 73


Fazitreise

74 /// Fazit Mai 2015


GroĂ&#x;e Amore in Bologna

Eine Reise in die Emilia-Romagna



Fazitreise

Die edle Ebene des Po, die Partyriviera von Rimini und die

verschachtelten Arkadengänge der Uroma der Universitätsstädte,

Bologna, setzen sich vor dem Auge des durch die Emilia-Romagna Reisenden langsam zu einem Mosaik zusammen. Farbenfroh und geschmackvoll, gehaltvoll und geschichtsträchtig.

Der Streifzug durch diese Gegend ist also kurz und knapp mit einem Wort zusammenzufassen: bezaubernd.

Text und Fotos von Katharina Zimmermann

B

lutrote Kirschen, riesenhafte Käselaibe, taufrischer Feldsalat, freche Radieschen und charmanter Parmaschinken sind die Versuchungen, die dem Marktbesucher das Wasser im Mund zusammenrinnen lassen. Der Markt in der Via Vecchia muss mit allen Sinnen erkundet werden. Bologna wird von ihren Einwohnern nicht zu Unrecht »la grassa« (»die Fette«) genannt, denn sie liegt inmitten der Emilia-Romagna, die Heimat so vieler erfolgreicher Italienprodukte ist. Der Aceto Balsamico, der Parmesan, Parmaschinken, Mortadella und nicht zuletzt Tortellini und Lasagne stammen von hier und schmecken natürlich auch vor Ort am besten. Und am »Mercato di Mezzo« treffen sie alle zusammen in einem riesigen kulinarischen Feuerwerk.

Für den Bauch und das Köpfchen Der Laden »Vecchia Malga« ist nur einer von vielen Delikatessengeschäften mit historischem Flair, die sich in der Via Pescheria Vecchie aneinanderreihen. Der Name der Straße erinnert daran, dass inmitten des historischen Herzens der Stadt früher viel Platz für Handwerker wie Fleischer, Fischhändler, Barbiere, Maler oder Goldschmiede war. Heute findet man diese Läden auch noch vereinzelt. Doch die Hauptrolle spielt eindeutig der Genuss. Dabei ist Bologna eigentlich für etwas ganz anderes bekannt: die Univer-

sität, die hier im 11. Jahrhundert, als eine der ersten in Europa, eingerichtet wurde und für den akuten Platzmangel verantwortlich war, der in der mittelalterlichen Stadt schnell herrschte. Denn beinahe aus der ganzen Welt strömten Studenten der Rechtswissenschaften nach Bologna. Damit man diese unterbringen konnte, wurden Arkadengänge errichtet. So ist man in der Stadt als Fußgänger meist komplett regengeschützt, denn die Gehwege wurden damals überdacht und so konnten weitere Zimmer auf allen Stockwerken angebaut werden. Methusalem der Gasthäuser In der »Osteria del Sole« unweit vom Markt fühlt man sich schließlich in diese vergangene Zeit zurückversetzt. Von außen wirkt sie komplett reduziert und versteckt, doch betritt man sie, ist die Hölle los. Kartenspielende Studenten mischen sich zwischen italienische Familien und in der Mitte steht ein italienischer Dandy mit Schauzer und Hut, wie ihn Oscar Wilde beschreiben würde. Die bereits seit 1456 bestehende »Osteria del Sole« ist ein kurioses Sammelsurium: Hinter dem Tresen hängt ein Bild der Heiligen Maria gleich über einer Pappmachébüsten, die mal mehr, mal weniger realistisch aussehen. Hier trinkt man einen Sangiovese-Wein – einerseits, weil man ihn hier in der Emilia Romagna einmal getrunken haben muss, und andererseits, weil

Kartenspielende Studenten mischen sich zwischen italienische Familien und in der Mitte steht ein italienischer Dandy mit Schauzer und Hut, wie ihn Oscar Wilde beschreiben würde.

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Fazitreise

er durch seinen fruchtigen Geschmack einfach perfekt zum eben Eingekauften passt. Denn Regel ist hier so simpel wie schön: Getränke werden gekauft, Essbares mitgebracht und am Tisch ausgebreitet. Einfach köstlich!

An der Römerstraße Warum die Emilia-Romagna einen so wohlklingenden Doppelnamen trägt, hängt mit der ständigen Uneinigkeit zusammen, die in Italien seit dem Römischen Reich herrschte. Erst 1861 wurde Italien geeint. Und somit auch die Emilia im Landesinneren und die Romagna am Meer. Auch heute erkennt man diese späte Zusammenführung noch immer in der Lebensweise der Menschen. Und zwar in der Kulinarik: Richtung Meer bevorzugt man Schafsfleisch und -käse sowie Olivenöl und im Landesinneren geizt man nicht mit Butter, Schlag und Schweinefleisch. Die Emilia ist übrigens nach der Römerstraße Via Emilia benannt, auf der etwa alle 20 Kilometer eine Siedlung entstand. Fahrradhauptstadt Italiens Große Automarken wie Lamborghini oder Ferrari stammen zwar aus der Emilia-Romagna, die Bewohner der Städte allerdings setzen auf zwei Räder: Vespas und wunderschön gepflegte, teils antike Räder begegnen einem in Ferrara nicht nur an jeder Ecke, sondern noch fünfzig Mal dazwischen. Wie bei eigentlich allem nähern sich die Ferranesen auch dem Thema Radfahren mit einer unglaublichen Stilsicherheit, so erblickt man Sattel der feinen englischen Marke »Brooks« genauso wie feine Ledertaschen und natürlich schöne Menschen auf stilvollen Vintagefahrrädern. Das ist nur eine der vielen Beobachtungen, die man bei einem Aperitivo auf der Piazza Trento e Trieste machen kann. Wie in fast keiner anderen Stadt der Welt kann man in Ferrara die zwei Welten Mittelalter und Renaissance aneinanderklatschen sehen, denn ab dem Wasserschloss Castello Estense sind die Straßen breiter und

die Renaissancepaläste stehen in Reih und Glied im Gegensatz zu der verwinkelten Altstadt.

Ungeschliffener Diamant Ein weiteres Renaissancejuwel ist das in Seen eingehüllte Mantua, das zwar schon in der Lombardei liegt, dennoch in einer Tour mit den großen Städten der Emilia Romagna-besucht werden kann. Das Gute an Mantua: Die meisten Touristen lassen es komplett aus. Somit hat man ungetrübte Italo-Atmosphäre, sobald man über die Brücke in die Stadt fährt und die Piazzas Sordello, Broletto, delle Erbe und Mantegna durchspaziert. Bei der Überquerung des Fluss Mincio hat man auch einen der schönsten Blicke auf die grazile Silhouette der Stadt. Doch nicht nur fürs Lebensgefühl tut Mantua richtig gut, die Adelsfamilia Gonzaga hat dafür gesorgt, dass auch das Kulturprogramm nicht zu kurz kommt. Über 300 Jahre lang herrschte diese Familie über die ganze Region und ihrem Faible für Kunst hat man zu verdanken, dass große Namen wie Romano, Rubens oder Tizian in Mantua gearbeitet haben. 500 Zimmer zählt der Palazzo Ducale, der im Prinzip die ganze Altstadt dominiert. Erklärtes Highlight sind die Fresken in der »Camera degli Sposi« von Andrea Mantegna. Wer Fresken mag, sollte auch zum Palazzo Te vor den Stadttoren fahren. Dieses ehemalige für Federico II. erbaute Lustschloss hat hier einiges zu bieten: Einerseits den Kampf der Titanen mit einem Blitze werfenden Zeus und andererseits die Liebesgeschichte von Amor und Psyche. Jetzt fragt sich der aufmerksame Leser bestimmt, warum Mantua denn nicht Fixpunkt einer jeden Reise nach Mittelitalien ist? Dies ist ganz einfach erklärt. Die Stadt hat lang die Liste des höchsten Pro-Kopf-Einkommens in ganz Italien angeführt. Es war einfach nicht wichtig, den Tourismus anzukurbeln, da Mantua mit Trikotstoffen und Strümpfen gutes Geld machte und die Mantoveser sich dafür einen Ferrari nach dem anderen kaufen konnten. Jetzt wird ihnen das scheinbar zu langweilig. n

Karte: knowital.com

Weitere Informationen Eine gute Übersicht aller Reisemöglichkeiten in die Emilia-Romagna bietet die Webseite emiliaromagnaturismo.com

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Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.

Polonius an Prinz Hamlet aus Hamlet von William Shakespeare

Alleingang mit Musik

Wolfgang Dobrowsky mal vier

Nestroy ist immer gut. Wie gut sich sein Stück »Frühere Verhältnisse« für die aktuellen Verhältnisse adaptieren lässt und wie man ein Vierpersonenstück alleine bewältigt, beweist aktuell eine Steinbauer-Dobrowsky-Produktion im Atelier Jungwirth. Von Katharina Kocher-Lichem

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Nestroys Frühere Verhältnisse ein Alleingang mit Musik Atelier Jungwirth Opernring 12, 8010 Graz Termine im April und Mai, Beginnzeit jeweils 19.30 Uhr Karten im ZKB, Abendkassa und telefonisch unter 0676 3378065 steinbauer-dobrowsky.info Fotos: Herbert Schranz

ohann Nestroy, der 1862 in Graz gestorben ist, war Opernsänger, Schauspieler und Stückeschreiber – kurz ein Vollblutbühnenmensch. Wie Wolfgang Dobrowsky, der zwar kein Opernsänger ist, aber Vollblutschauspieler und auch Stückeschreiber, wenn auch nicht ganz in dem Sinn wie Nestroy. Dobrowsky hat seinen eigenen Nestroy geschaffen, hat den Einakter »Frühere Verhältnisse« – eines der letzten Stücke von Nestroy – für sich zurechtgeschrieben und vierteilt sich nun an vierzehn Abenden im zum Bühnenraum adaptierten Atelier Jungwirth. Er spielt alle vier Figuren des Stücks selbst, switcht zwischen den Rollen in immenser Geschwindigkeit und hat für jeden Charakter einen eigenen Jargon. Der Holzhändler, Herr von Scheitermann, kann seine ungarische Herkunft nicht leugnen, Josephine, seine Frau und ein Professorentöchterl näselt weinerlich dahin, Hausknecht Anton Muffl kommt im Falco‘schen Schnöselwienerisch daher und Peppi Amsel, die Köchin, ist wie man bei uns so schön sagt »a gscherte« Steirerin. Der zurechtgeschnitzte Nestroytext ist mit vielen aktuellen Bezügen aufgemixt und wird dem bei der Premiere zahlreich erschienenen Publikum quasi als Probe, bei der der Regisseur das Stück einmal so spielt, wie es perfekt wäre, präsentiert. Kein Schauspieler kann etwas falsch machen, der Regisseur ist sich sozusagen

selbst der beste Interpret. Und das wäre er auch wirklich, wäre Wolfgang Dobrowsky bei der Premiere nicht so nervös gewesen und hätte es zwischendurch nicht an Wortdeutlichkeit gemangelt. Dem Tempo und so mancher Jargonformulierungsfalle hat er den einen oder anderen Wortwitz geopfert, der beim Publikum einfach nicht mehr angekommen und überhört worden ist. Dass das Atelier Jungwirth ein perfektes Fotostudio, aber eben kein Bühnenraum ist, macht die Situation nicht einfacher. Das Akustikthema belastet auch die Musikdarbietung von Reinhard Ziegerhofer, der das Stück insgesamt und die Couplets insbesondere musikdramatisch mit Kontrabass, Gitarre akustisch und elektrisch begleitet und teilweise auch selbst singt. Dorothee Steinbauer führt Regie, hält das Werk zusammen und schafft den runden Bogen. Im Großen und Ganzen kann man das Experiment als gelungen und sehr unterhaltsam betrachten, ein neuer Ort wird dem interessierten Theaterpublikum zugänglich gemacht, der Erfolg des Premierenabends macht die folgenden Aufführungen sicher entspannter. Die Zeitlosigkeit Nestroys so virtuos von einem Schauspieler vorgeführt zu bekommen, macht den Abend einzigartig und ist in jedem Fall den Besuch wert. n


Alles Kultur

Notizen zu Günter Grass Von Michael Bärnthaler

A

ls ich auf Twitter, wo sonst, vom Ableben des Nobelpreisträgers erfuhr, war meine erste Reaktion: »Krass.« Das ist natürlich ein billiges Wortspiel. Es sterben aber auch so viele Menschen. Berühmte, wichtige Menschen, mit denen wir aufgewachsen sind. Eine Epoche geht zu Ende. Nachkriegsdeutschland ist, eigentlich ja schon länger, nicht mehr Nachkriegsdeutschland. Und so weiter. Günter Grass war für mich persönlich nie ein besonders wichtiger Autor. Vor Kurzem haben wir über seine politische Lyrik gelacht. Er war aber, daran gibt es gar keinen Zweifel, ein sehr bedeutender und prägender Autor in jenem Nachkriegsdeutschland, das sich mit seiner Nazivergangenheit herumzuschlagen hatte, das lange Zeit geteilt war in die seltsamen Entitäten BRD und DDR und dessen Transformation in ein stolzeres wie freieres Land man sich nur wünschen kann. Günter Grass, der Typ mit Walrossbart und Pfeife, der Intellektuelle, der Großschriftsteller, das Gewissen der Nation

– eine Institution. Später auch eine gebrochene Institution, als bekannt wurde, was nicht erwähnt werden muss, da es bekannt ist … Geredet wird vom Tod des Intellektuellen und so weiter. Keine Vaterfiguren mehr, keine alten weißen Männer, die noch in ihrem Engagement für die SPD irgendwie Nazi bleiben, blutsmäßig gebunden an unendliche Schuld, nämlich die Schuld, summa summarum – trotz jener Niederlage eines anderen Deutschland – zu den Gewinnern zu gehören. Die Schuld auch, frei zu sprechen, an die argumentierende Rede zu glauben und sich nicht bei jeder Gelegenheit bei Frauen und anderen Minderheiten zu entschuldigen … Aber ich schweife ab. Günter Grass war also zweifellos nicht nur ein Schriftsteller und Gewinner irgendwelcher Literaturpreise, sondern auch ein nationales Symbol. Es wird in Zukunft vielleicht keine nationalen Symbole mehr geben. Das wäre auch heteronormativ. Und so weiter. Ich vermisse jedenfalls etwas, wenn ich an Günter Grass denke, auch wenn seine Romane – unterhaltsam und gut geschrieben, sich der Themen

der Zeit annehmend – nie zu meiner bevorzugten Lektüre zählten. Vielleicht ist jetzt auch der Zeitpunkt, wieder Grass zu lesen … Früh kanonisiert, Schullektüre, Deutschlehrerlektüre, deshalb irgendwie unsexy; aber ich halte meine Meinung diesbezüglich gar nicht für besonders relevant oder mitteilenswert. Wir werden Günter Grass und Typen wie ihn, wie man so schön sagt, jedenfalls vermissen. Denn was hätten ein Poetryslammer oder ein Absolvent irgendeines Sprachkunstlehrgangs oder dergleichen zu den Fragen der Zeit zu sagen? Könnten sie beispielsweise auf das Reizwort der Islamisierung überhaupt anders als reflexhaft abwehrend reagieren? Sind sie überhaupt an etwas anderem interessiert als an den eigenen Befindlichkeiten und banalen Prosaquälereien ihrer unmittelbaren Konkurrenten um Fördergelder? Ich bin ein bisschen gemein. Ich bin unfair. Es gibt ja immer noch diesen Bärnthaler und ein paar andere Leute … Und ein Totalverriss der Gegenwart wäre so peinlich wie jeder Totalverriss. Aber hey, Günter!, wir vermissen Dich. n FAZIT MAI 2015 /// 81

Foto: Christoph Müller-Girod/cmg.me

Der deutsche Schriftsteller Günter Grass ist gestorben. Wenn Sie einen Nachruf lesen möchten, geben Sie »Günter Grass« in die Suchmaschine Ihrer Wahl – also Google – ein und bedienen sich am Buffet. Wobei, auch dieser Text ist eine Art Nachruf.


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

Ö

sterreich zählt zu den Ländern mit den höchsten Steuern der Welt. Die Lohn- und Einkommensteuerzahler geben monatlich – inklusive aller Abgaben – etwa 70 Prozent ihrer Einkünfte an den Staat ab. Die durchschnittliche Abgabenquote – da sind auch jene Personen hineingerechnet, die mangels Einkommen keine Steuern zahlen – liegt bei unglaublichen 43 Prozent! Und trotzdem hat unser Gemeinwesen viel zu wenig Geld – etwa für das Gesundheitsund das Bildungswesen, für das Bundesheer und für die Polizei. Doch obwohl der Staat jährlich mehr Geld ausgibt und die Steuereinnahmen sprudeln, zerbröseln nicht nur unsere Brücken und Straßen, auch die Staatsschulden steigen weiter. Unsere staatlichen Institutionen haben sich zu wahren Geldvernichtungsmaschinen entwickelt, die ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten sind, die Bürger mit weiteren vermeintlichen Errungenschaften zu beglücken. Die Verkonsumierung unserer Steuern wird dann

Ohne Reformpartnerschaft hätte die Steiermark sieben Milliarden mehr Schulden!

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als »sozialer Fortschritt« bezeichnet. Und auch wenn sich die Sozialpartner auf etwas einigen, kommt fast immer der Steuerzahler zum Handkuss. Noch bleiben einige Tage, bevor der steirische Landtagswahlkampf in seine heiße Phase tritt. Und noch darf man es bemerkenswert finden, was die zwei Alphatiere Franz Voves und Hermann Schützenhöfer bei der Sanierung des Haushalts erreicht haben. Aus heutiger Sicht hat sich das Land durch die beiden nämlich bereits sieben Milliarden Euro erspart. Das ist jener Betrag, um den die steirischen Landesschulden ohne das Eingreifen der Reformpartner angestiegen wären. Die steirischen Reformpartner haben erkannt, dass sie diesem Wahnsinn einen Riegel vorschieben müssen, wenn sie die Steiermark zukunftsfit machen wollen. Denn ohne Strukturreformen wären diese sieben Milliarden Euro, die zwischen 2010 und 2015 vom Land nicht ausgegeben wurden, ganz einfach verpufft. Einen generationsübergreifenden, nachhaltigen Nutzen hätte dieser gewaltige Betrag kaum gestiftet. Natürlich wissen Franz Voves und Hermann Schützenhöfer ganz genau, dass man mit einem ausgeglichenen Budget und mit Sparen keine Freunde gewinnt. Der Widerstand der Betroffenen war dennoch maßlos überzogen. Dass etwa die Behindertenorganisationen nicht einmal davor zurückschreckten, die Schwächsten unserer Gesellschaft, die von ihnen betreuten Behinderten, in völlig unbegründete Existenzängste zu treiben, ist unverzeihlich. Eigentlich hätten alle steirischen Steuerzahler gegen diese Form der Proteste auf die Straße gehen müssen, um den Reformpartnern den Rücken zu stärken! Auch bei den Protesten gegen die Gemeindereform oder die Spitalsreform bestimmte ausschließlich der Standort den Standpunkt. Dabei ist es doch völlig egal, wo ein Gemeindeamt steht. Es kommt nur darauf an, was den Bürgern als Gegenleistung für Steuern und Abgaben geboten wird. Und auch bei den Spitälern sind die Fallzahlen entscheidend dafür, ob die Aufrechterhaltung einer Abteilung Sinn ergibt oder nicht.

Aus völlig falsch verstandener Solidarität halten viele Leistungsträger aber nach wie vor zu jenen Besitzstandswahrern, die glauben, ein Recht darauf zu haben, der öffentlichen Hand ohne entsprechende Gegenleistung auf der Tasche zu liegen. Die völlig unbegründete Angst vor dem Kaputtsparen – dieses Wort tauchte übrigens zum ersten Mal bei den linken Protesten gegen die schwarzblaue Bundesregierung unter Wolfgang Schüssel auf – geht immer noch um und könnte dazu führen, dass die Reformpartner bei der Landtagswahl abgestraft werden. Dabei fehlt ein Bundeskanzler Wolfgang Schüssel auf Bundesebene an allen Ecken und Enden – auf Landesebene haben wir Franz Voves und Hermann Schützenhöfer. Während die Arbeiter also gut beraten wären, auf Wahlexperimente zu verzichten, sollten sich auch die wirtschaftlich Orientierten darauf besinnen, was sie an der Reformpartnerschaft mit Hermann Schützenhöfer haben. Er ist nicht nur ein Garant dafür, dass die ÖVP auf Reformkurs bleibt. Er weiß auch ganz genau, wofür er die Reformdividende, die das Land durch den Sparkurs erwirtschaftet, verwenden will: Schützenhöfer will in Forschung und Entwicklung und in die Bildung investieren, damit die Steiermark wirtschaftlich an die europäische Spitze gelangt. Außerdem will er der drohenden Abwanderung aus den Randregionen entgegenwirken – mit einem Regionalbonus bei Landesförderungen und einem eigenen Regionallandesrat. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 26. MAI 2015!


QGI.CC

Was wäre der Tag der Arbeit ohne Arbeit-

66.000 steirische Unternehmerinnen und Unternehmer schaffen 360.000 Arbeitsplätze. Und wünschen Ihnen einen schönen 1. Mai!


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