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INTERVIEW MELIS KARA & FLO SCHWARZKOPF

KREATIVITÄT HAT VIELE GESICHTER.

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ZWEI DAVON GEHÖREN ZU MELIS KARA UND FLORIAN SCHWARZKOPF. BEIDE LEBEN, LIEBEN UND ARBEITEN IN FRANKFURT UND HABEN UNS EIN PAAR FRAGEN BEANTWORTET.

WER SEID IHR UND WAS MACHT IHR?

FLO: Mein Name ist Florian Schwarzkopf, ich bin 30 Jahre alt und arbeite als Display Coordinator für Urban Outfitters. Kurz zu meinem Beruf als Display Coordinator - Ich bin für die Planung, Konzeptionierung und Umsetzung aller Möbelstücke und Umbaumaßnahmen im Store zuständig (Tische, Stühle, Wände etc.). In meiner Freizeit interessiere ich mich sehr für Kunst, Musik, Design. Musik mache ich seit meinem 15. Lebensjahr, jedoch befinde ich mich da gerade in einer „Ruhephase“, da ich mich mehr auf meinen Job konzentriere. Privat baue ich auch oft Interior Stuff, wie beispielsweise Stühle, Bänke, kleinere Elemente fürs Wohnen. MELIS: Hey, ich bin Melis Kara, 28 Jahre alt, studiere und wohne in Frankfurt am Main. Ich arbeite momentan in der Retail Fashion Branche, studiere nebenbei Musikwissenschaft und Philosophie, habe vorher mein Diplom in Audioproduktion absolviert und liebe es, mich in kreativen sowie geisteswissenschaftlichen Bereichen zu verlieren. Außerdem schreibe ich auch gerne selbst oder male und fotografiere.

WIE BESCHREIBT IHR EURE KUNST?

FLO: Ich würde meine „Kunst“ im Bereich Display als eher clean, kantig und minimalistisch beschreiben, da mich cleane Oberflächen und Möbelstücke sehr interessieren. MELIS: Es ist natürlich schwierig, meine Kunst objektiv zu beschreiben. Ich würde sie als einen wandelnden Prozess

beschreiben, der meine Ansichten, Gedanken, Träume widerspiegelt, in einer ganz abstrakten Art. Ein Prozess, den ich selbst noch nicht ganz analysiert habe und durchleben muss, wie das reale Leben da draußen auch. Die Kunst hilft mir Eindrücke, die ich bekomme zu verarbeiten, indem ich sie in Farben, Formen oder Gesichtern wiedergebe. Grundsätzlich würde ich sie auch als verträumt, aber manchmal auch direkt beschreiben.

WELCHEN EINFLUSS HAT FRANKFURT AUF EURE KREATIVITÄT UND WERKE?

FLO: Frankfurt hat als Stadt ehrlich gesagt keinen sonderlich großen Einfluss auf das, was

LINKE SEITE: ERSTEN BEIDEN BILDER: WERKE AUS HOLZ UND PLEXIGLAS VON FLO. UNTERES BILD: KUNSTWERK UND KATZE VON MELIS. RECHTE SEITE: SKIZZEN VON MELIS.

MELIS: Ich würde sagen, ich lasse mich von vielen Dingen, Orten, Menschen, Stilen inspirieren und ziehe mir daraus die Elemente, mit denen ich mich selbst identifizieren kann.

ich mache. Ich würde eher sagen der Flow des Ganzen inspiriert mich oft, bzw. das stetige Wachsen der Stadt. MELIS: Ich bin mit meiner Kunst „noch nicht viel rumgekommen“, kann dazu nur sagen, dass ich das Gefühl habe, dass Frankfurt generell schon eine wichtige Kunst-, Kultur-, Dichter- und Denkerstadt ist. Gerade philosophisch gesehen haben die „Frankfurter Schule“ und das kritische Denken in der Philosophie und Sozialforschung hier ihren Ursprung. Allerdings sehe ich auch, dass Subkulturen in Frankfurt am Main mehr zu kämpfen haben, da durch den Sitz der EZB und der Rolle Frankfurts als Finanzstadt eine große Kluft entsteht. Frankfurt hat so Vieles und Schönes zu bieten. Auf der einen Seite steht der Ruf dieser Stadt auf der Kippe, auf der anderen Seite verliert man teilweise den Überblick an neuen aufblühenden Ecken, mit süßen Cafés, Restaurants etc. Ich glaube, diese Dualität fasziniert mich.

WELCHE ECKEN DER STADT INSPIRIEREN EUCH BESONDERS?

FLO: Es mag vielleicht komisch klingen, aber meine Lieblingsecke der Stadt ist tatsächlich die Area am Westbahnhof, da dort gefühlt Industrie auf Wohnen trifft und ich liebe den Anblick der hochgestellten S-Bahn-Station. Das gibt mir irgendwie einen besonderen Vibe, vor allem, wenn die Sonne langsam untergeht. MELIS: Schwierig zu sagen, da ich immer wieder auf der Suche nach neuen Ecken bin und da sehr schwanke. Manchmal liebe ich es, abgelegen von allem zu sein, irgendwo im Grünen die Natur zu genießen. Ich habe jahrelang in einem Vorort mit Nähe zum Feld, Wald, See gelebt, vorher in einer Kurstadt und das „City-Leben“ in Frankfurt ist einfach voll meins.

ORIENTIERT IHR EUCH AN BESTIMMTEN STILEN/EPOCHEN/ TRENDS?

FLO: Ich orientiere mich oft an allem was gerade um mich herum passiert. Menschen, mit denen ich gerade in Verbindung stehe oder Orte, an denen ich mich befinde. Eine große Orientierung bzw. Inspiration ist für mich mein Freund und Arbeitskollege Nick welcher selbst ein außerordentlich guter Designer und Handwerker ist. MELIS: Ich würde sagen, ich lasse mich von vielen Dingen, Orten, Menschen und Stilen inspirieren und ziehe mir daraus die Elemente, mit denen ich mich selbst identifizieren kann. Aber auch das wandelt sehr. Mal ist es ein bestimmter Stil, dann aber auch mal eine Ausstellung, die ich besucht habe, etc.

MIT WELCHEN MATERIALIEN ARBEITET IHR BESONDERS GERNE?

FLO: Meine favorisierten Materialien, mit denen ich gerne arbeite, sind Holz, vor allem Birke und auch gerne metallische Materialien. MELIS: Durch Flo’s Arbeit als Display Coordinator habe ich das Privileg, auf Resten

seiner Holzplatten malen zu dürfen und daher so nachhaltig wie möglich malen zu können. Ansonsten bin ich da auch sehr offen, aber am liebsten arbeite ich mit Spraydosen, Acryl und Holz.

ICH HABE VIELE FREUNDE UND BEKANNTE, DIE MEHRERE KREATIVE SÄULEN MITEINANDER KOMBINIEREN. BEI EUCH IST DAS ÄHNLICH. IHR ARBEITET BEIDE IN DER MODEBRANCHE UND SEID AUCH SONST ZIEMLICH DESIGNAFFIN - WARUM PASSEN FÜR EUCH MODE, DESIGN, KUNST UND MUSIK ZUSAMMEN?

FLO: Für mich passen Mode, Design, Kunst und Musik insofern zusammen, als dass alle Bereiche super viel Kreativität fordern und bei all dem keine wirklichen Grenzen gesetzt sind. Man kann sich frei ausleben und ausprobieren, egal in welchem der Bereiche und irgendwie funktioniert alles Hand in Hand sehr gut. Beispielsweise bei einer Fashionshow braucht man die Kollektion (Mode/Design), den Sound für die Show (Musik), die Location

LINKE SEITE: KUNSTWERK „LOCKED IN MY THOUGHTS “ AUF CANVAS. DIESE SEITE: ZUHAUSE BEI MELIS, KUNSTEWERKE AUF HOLZ UND CANVAS UND EIN FOTO VON MELIS. und ggf. ein Set-Up (Design). Schlussendlich würde ich das Zusammenspiel aller Elemente auch als Kunst bezeichnen. MELIS: Ich denke, weil diese Bereiche alle einen kreativen Denkprozess fordern/schaffen und die kunstschaffende Person Eindrücke, Emotionen, Interessen, Träume miteinfließen lässt. Die kognitive Fähigkeit ist das verbindende Element aller Bereiche.

ICH KANN MIR VORSTELLEN, DASS KUNST ODER DAS ERSCHAFFEN VON DINGEN PER SE EINE KONSTANTE SEIN KANN, GERADE WENN DIE WELT, DURCH KRISEN, KRIEGE ODER PANDEMIEN, INS WANKEN GERÄT.

DIESE SEITE: WÄNDE, DIE FLO SELST FÜR SEINE ARBEIT ANGEFERTIGT HAT UND UNTEN DARUNTER FLO IN ACTION. RECHTE SEITE: WERKE VON MELIS.

FLO: Kreatives Schaffen hat für mich eine sehr große Bedeutung, da ich es als Möglichkeit sehe, dem Alltag zu entfliehen.

WELCHE BEDEUTUNG HAT KREATIVES SCHAFFEN FÜR EUCH?

FLO: Kreatives Schaffen hat für mich eine sehr große Bedeutung, da ich es als Möglichkeit sehe, dem Alltag zu entfliehen. MELIS: Für einen kurzen Moment der Realität entkommen zu können. Manchmal ist es ein einfaches Verarbeiten erlebter Ereignisse, manchmal auch nur ein Ausprobieren neuer Techniken. Aber im Grunde ist es Self Care. Stundenlanges beschäftigen mit sich selbst, mit den Farben, mit der Leinwand und den Gedanken, die ich währenddessen habe.

WORAUS SCHÖPFT IHR HOFFNUNG, WENN IHR AN DIE ZUKUNFT DENKT?

FLO: Ufffff. diese Frage ist wirklich sehr schwer für mich zu beantworten, da gerade so viel auf der Welt passiert und ich manchmal das Gefühl habe, es wird bald alles zusammenbrechen. Jedoch denke ich immer, dass die freien, kreativen Dinge einen großen Impact auf unsere Welt haben und daran halte ich mich fest. MELIS: In den letzten Jahren hatte ich gefühlt Null Hoffnung. Egal, ob es Krankheiten, Kriege, Krisen oder der Rassismus in Deutschland sind. Ich dachte, es kann alles nur noch schlimmer werden. Vielleicht wird es das auch, das wissen wir nicht. Aber ich lerne jeden Tag neu, dass wir uns mehr auf die Ereignisse im Hier und Jetzt konzentrieren sollten. Kein Überdenken mehr an das, was in der Zukunft passieren könnte. Nicht, dass ich wegschauen möchte, aber ich habe gemerkt, dass ich da manchmal viel zu weit denke und mir das nicht guttut.

WAS WÜRDET IHR SOFORT ÄNDERN, WENN IHR KÖNNTET?

FLO: Offenes Denken aller Menschen, keine Ich-Gesellschaft mehr. MELIS: Oh je, die Liste ist lang, aber ich würde damit anfangen, dass wir uns alle gegenseitig mehr unterstützen und nicht mehr in dieser Ellenbogengesellschaft leben. Viel öfter offen miteinander reden. Systematischen Rassismus beenden, soziale Ungerechtigkeiten und sonst alles andere Negative auf der Welt. Mehr Rücksicht auf die Umwelt und die Tiere.

DANKE FÜR DAS SCHÖNE GESPRÄCH UND EURE ZEIT!

Virginia Müller

Wenn ihr mehr von Melis und Flo sehen wollt, schaut mal auf ihren Instagram Kanälen vorbei: @karaelis__ & @r__ian__

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