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Glauben
Weihnachten – das Fest, das perfekt sein sollte
Die Adventszeit und vor allem das Weihnachtsfest im Kreis der Familie sollen bitte perfekt sein, harmonisch, friedlich, ruhig und frei von Sorgen. Einmal im Jahr muss das doch reibungslos gelingen, oder nicht?
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Die Realität ist aber oft eine andere und in der Familie erleben wir das Gegenteil dessen, was wir uns wünschen und Stress, Hektik, Streitigkeiten sind an der Tagesordnung. Anstatt Freude macht sich Traurigkeit breit und wir stehen dann unter dem Tannenbaum und weinen fast, wenn „Oh du fröhliche“ gesungen wird.
Das ist eine Erfahrung, die ganz viele Menschen und Familien machen. Die heile Welt bleibt auch am Weihnachtsfest draußen. Aber was kann man dagegen schon tun? Ich bitte Sie, sich in solchen Situationen die Heilige Familie vor Augen zu führen. Auch bei Maria, Josef und Jesus war nämlich überhaupt nicht alles perfekt im Familienleben. Von Anfang an war das Leben der drei sehr turbulent: Maria wurde unerwartet schwanger- aber nicht von ihrem Verlobten, Josef hat mit sich gerungen, ob er sie und das Kind trotzdem annehmen kann und auch die Umstände der Geburt Jesu waren nicht gerade einfach. Gleich nach der Geburt musste die Heilige Familie die Flucht vor Herodes ergreifen. Ganz viele Gefühle, die hier wohl zusammengekommen sind: Angst, Sorge, Kummer, Enttäuschung - wie auch bei uns so oft und gerne eben in der Weihnachtszeit. Und so dürfen wir sicher sein, dass Weihnachten nicht mustergültig sein muss, es muss authentisch sein und alle Gefühle und Krisen haben auch und gerade dann einen Platz. Weil einer geboren wurde, der uns kennt und annimmt, wie wir sind. Weil einer geboren wurde, der um die Schwierigkeiten in Familien weiß und diese sieht. Weil einer geboren wurde, der sagt: „Gebt nicht auf!“ Und dieser Eine, der erinnert uns auch daran, dass nach Krisen wieder die Sonne scheint, dass nach dem Tod die Auferstehung kommt und dass Weihnachten nicht nur im Dezember stattfindet. Die Heilige Familie macht es vor: Sie hat Vertrauen ineinander und in Gott. Und sie zeigt uns, dass es sich lohnt, an Familie zu arbeiten, Gott miteinzubeziehen, Werte zu leben und manchmal nicht alles ganz zu eng zu sehen, sondern auch mal ein Schulterzucken, ein Lächeln, ein „Es-wird-wieder-besser“ zuzulassen. Authentische Weihnachten in Ihren Familien mit Zuversicht im Herzen, das wünsche ich Ihnen sehr!
Manuela Unterthiner, Jahrgang 1979, lebt mit ihrem Mann in Klerant bei Brixen, ist Religionslehrerin an der Mittelschule und dort als systemisch-lösungsorientierte Beraterin auch im Zentrum für Information und Beratung tätig. In ihrer Pfarrei arbeitet sie als Pfarrgemeinderatsmitglied und als Wortgottes- und Begräbnisleiterin. Seit Herbst 2021 ist Manuela Unterthiner die erste Laiin als geistliche Assistentin im KFS.