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Familien-Ratgeber
Familien-Ratgeber Pausenknopf: Durchatmen - Konflikte vermeiden
Oft verliere ich im Alltagsstress wegen Kleinigkeiten die Geduld und gerate in schlimme Konflikte mit meinem 5-jährigen Sohn. Letzthin machte er sich alleine bettfertig. Als ich ins Badezimmer kam, lagen dort seine Kleider auf dem Boden verstreut. Müde wie ich war, bin ich sehr wütend geworden und habe laut mit ihm geschimpft. Erst als ich in sein Zimmer kam, bemerkte ich, dass er mir eine Freude machen wollte und für uns beide eine schöne Kuschelecke zum Vorlesen eingerichtet hatte. Zur gereizten Stimmung im Moment kam danach noch mein schlechtes Gewissen, weil ich mal wieder überreagiert hatte.
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Während Kinder die Gabe besitzen, im Moment zu leben und sich voll und ganz einer Sache zu widmen, sind Erwachsene oft mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigt. Besonders wenn Eltern müde sind oder vielen Anforderungen gerecht werden müssen, prallen diese beiden „Lebensarten“ aufeinander und können starke Gefühlsreaktionen auslösen. Vielleicht hilft es Ihnen, folgendes Experiment auszuprobieren, sobald Sie die ersten Anzeichen von Ärger (über die im Bad verstreuten Kleidungsstücke), Enttäuschung/Verletzung (dass Ihr Anliegen nicht ernst genommen wurde) oder Stress (weil Sie wissen,
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was Sie noch alles zu tun haben) wahrnehmen. Stellen Sie sich vor, Sie könnten kurz die Szene einfrieren: Wie wenn Sie auf eine Pausetaste drücken würden. Atmen Sie 2-3x tief durch und versuchen Sie, die Szene aus der Vogelperspektive zu betrachten. Sie werden Ihren Ärger, Ihre Enttäuschung oder Ihre Angespanntheit wahrnehmen. Sie werden aber auch merken, dass Ihr Sohn sich alleine umgezogen und etwas in seinem Zimmer vorbereitet hat. Gleichzeitig ist es Ihnen wahrscheinlich wichtig, dass Ihr Sohn Ihr Anliegen (die Schmutzwäsche in den Wäschekorb zu legen) ernst nimmt und danach handelt. Schließlich könnten Sie sich bewusst machen, dass Kinder sehr selten unsere Anweisungen mit böser Absicht missachten, sondern meist anderen Dingen mehr Bedeutung geben, ohne uns dabei bewusst verletzen zu wollen. Wenn es Ihnen gelingt, den Pausenknopf zu drücken und einen anderen Blickwinkel einzunehmen, werden Sie merken, welch positive Wirkung die damit einhergehende Veränderung Ihrer Haltung auf den Ausgang der aktuellen Situation hat. Es wird Ihnen gelingen, Ihre Überraschung und Freude zu zeigen. Es wird Ihrem Sohn dann auch leichter fallen, Ihr Anliegen ernst zu nehmen, sodass Sie beide den Abend angenehm ausklingen lassen können.
Katharina Swoboda akademische Heilpädagogin und ausgebildete Grundschullehrerin, Erziehungsberatung, langjährige Erfahrung in der freiberuflichen Förderung, Begleitung und Beratung von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, Schul- und Lernproblemen und deren Familien sowie pädagog. Fachkräften, zert. FamilienTeam©-Trainerin, zert. ich schaff´s © - Coach