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: KÜNSTLICHES FLEISCH

Den eigenen Lachs in der Küche drucken

Revo Foods, ein österreichisches Start-up, macht es vor: urbane Lebensmittelerzeugung ohne Töten von Tieren und Umweltbelastung

ORTRUN ANDREA VEICHTLBAUER

Um die Nahrungsmittelversorgung in Zukun zu gewährleisten, werden dazu unter anderem Makroalgen, Mangrovenquallen, Halophyten, Insekten, zellbasiertes In-vitro-Fleisch, aber auch durch 3-D-Druck hergestellte essbare Formen aus flüssigen oder halbfesten Lebensmittelmaterialien herangezogen.

So stellt das von Robin Simsa 2020 gegründete Wiener Start-up Revo Foods veganen „Lachs“ im 3-DBiodruckverfahren her. Simsa hat an der Wiener Universität für Bodenkultur, in Frankreich und Spanien studiert und in Schweden und den USA an „cultured meat“ geforscht. Nun druckt er „Lachs“ im 3-D-Drucker. Dieser basiert auf Extrusion, d. h., eine bewegliche Düse extrudiert eine essbare Masse in einem durch ein 3-DModell vorgegebenes Muster, um aus pflanzlichen Zutaten fischähnliche Texturen herzustellen.

Herr Simsa, wie würden Sie den Beitrag von Revo Foods für die Entwicklung einer nachhaltigen und krisenresilienten Gesellschaft beschreiben? Robin Simsa: Menschen lieben den Geschmack von Fleisch, was den Umstieg auf eine fleischlose Ernährung schwierig macht. Hier setzen Fleischalternativen an: Sie bieten Geschmack und Nährwert ohne das Gefühl, etwas zu vermissen. In unserem Fall ist besonders die Überfischung ein Thema, und wenn unsere Produkte dazu beitragen, dass weniger Fische aus dem Meer gefangen werden, dann haben wir unser Ziel erreicht.

Die persönlichen Hebel bedeuten für Konsument*innen weniger heizen, weniger fliegen, weniger tierische Produkte. Wie passt Ihr Produkt in einen klimafreundlichen Speiseplan? Simsa: Unsere Produkte sind deutlich klimafreundlicher als konventionelle Fischprodukte. Sie stoßen in der Produktion bis zu 75 Prozent weniger Treibhausgase aus, sparen bis zu fünfzig Prozent Energie und bis zu neunzig Prozent Frischwasser. Außerdem wird die Biodiversität im Wasser erhalten. Fleisch- und Fischalternativen sind in jeder Hinsicht nachhaltiger als tierische Produkte – daher auch ihr große Potenzial.

Aus was besteht der Revo-Lachs? Simsa: Der Revo-Lachs besteht vorrangig aus Erbsenproteinen, Algenextrakten und pflanzlichen Ölen. Damit erzielen wir auch einen hohen Omega-3- und Proteingehalt, selbstverständlich ohne Schadstoffe wie Quecksilber oder PCBs, die o in konventionellem Fisch enthalten sind. Da Menschen den Geschmack von Fisch

Robin Simsa produziert Lachs im 3-D-Drucker statt im Meer

lieben, ist es wichtig, genau diesen Geschmack auch in veganen Lebensmitteln anzubieten, um eine tierfreie Ernährung zu erleichtern. Das Essen ist kulturell geprägt, viele Rezepte basieren auf tierischen Produkten. Damit sich Menschen nicht an neue Ernährung gewöhnen müssen, sollen unsere Produkte genauso wie die tierischen Produkte in Rezepte eingearbeitet werden können.

Trägt das zum Schutz aquatischer Ökosysteme bei? Simsa: Definitiv. Die Meere machen über 70 Prozent der Erdoberfläche aus und sind auch für das Überleben der Menschen essenziell.

Revo Foods ist ein Beispiel für urbane Nahrungsmittelproduktion. Wie wird die Transformation in diesem Bereich weitergehen? Fischdrucken in Geräten für den innerstädtischen Hausgebrauch? Simsa: In Zukun ist der 3-D-FoodPrinter für den Hausgebrauch vorstellbar ähnlich wie eine Mikrowelle oder ein Backofen. Man kau einige Grundzutaten, und der Drucker produziert daraus in kürzester Zeit eine warme Speise. Im Idealfall kann so jeder ohne viel Aufwand eine wohlschmeckende und gesunde Mahlzeit erhalten. Auch hat man eine große Flexibilität bei der Auswahl von Gerichten.

Wird es gelingen, künftige Generationen mit ausreichend gesunden Nahrungsmitteln zu versorgen? Simsa: Von tierischen Lebensmitteln wegzukommen würde einen riesigen Beitrag zu einer nachhaltigen Ernährung leisten, daher ist ein Fokus darauf erforderlich. Wir können definitiv auch zukün ige Generationen ernähren. Unsere und auch andere Firmen wollen dazu einen großen Beitrag leisten.

: BODENEROSION

Dürre, Regen und die Ernte im Südsudan

Durch Abholzen der Wälder gibt es in Trockenphasen kaum mehr Wasserreserven im Boden. Und Starkregen schwemmt das Saatgut weg

LISA SCHÖTTEL

„Die lange Regenzeit im Südsudan dauert normalerweise von März bis Juli. Heuer kam es hier bereits im März zu drei starken Regengüssen. Die Bauern begannen mit der Aussaat, doch in weiterer Folge blieb der Regen aus und das Saatgut vertrocknete“, erzählt Matthias Fettback, technischer Berater für Ernährungssicherung der Caritas Österreich im Südsudan.

Die Regenzeiten verschieben sich, trockene Böden und Kurzzeitdürren verhindern das Auflaufen des Saatguts, und sobald es aufgelaufen ist, wird es durch Überflutungen wieder weggeschwemmt. Bernhard Freyer, Leiter des Instituts für Ökologischen Anbau an der BOKU Wien: „Durch die Abholzung der Wälder gibt es in den Trockenphasen kaum mehr Wasserreserven im Boden. Bei Starkregen ist der Boden wiederum nicht in der Lage, das Wasser aufzunehmen.“ Hauptursache dieser geringen Speicherfähigkeit der Böden sei das Fehlen der nährenden Humusschicht: „Das ist vor allem auf die Abholzung der Wälder zurückzuführen. In man-

Bernhard Freyer, BOKU Wien

chen Regionen liegt der Waldanteil bei nur mehr drei Prozent. Das hat verheerende Auswirkungen auf die Landwirtscha .“

Der Lateritboden wird außerdem von der Sonne so stark aufgeheizt, dass heißer Wind nach oben steigt und die Wolkendecke auseinanderreißt. „Das erzeugt Wolkenlöcher. Der Regen fällt nicht mehr flächendeckend“, erklärt Matthias Fettback. Wie ein Turbo für diese Wolkenlöcher wirken Buschbrände. „Früher haben diese Brände nichts ausgemacht, weil die Regenwälder noch feucht und dicht waren. “

Um die Bevölkerung vor möglichen Ernteausfällen zu schützen, erstellte der Tropenlandwirt aktuelle landwirtscha liche Kalender mit integrierten Frühwarnsystemen. „Dabei ist es wichtig, auch traditionelle Frühwarnsysteme wie die Beobachtung von Grundwasserspiegel und Pegelständen miteinzubeziehen.“

Die Ausweitung des Ackerbaus durch integrierte Tierhaltung sei für die Bevölkerung des Südsudans lebensnotwendig geworden. Freyer plädiert für eine rasche Transformation hin zur Ökolandscha , um durch den Einsatz von humusnährenden Methoden die Nutzfläche zu regenerieren. Hier muss allerdings schnell gehandelt werden, denn, so Freyer: „Viele Böden sind schon jetzt irreversibel zerstört.“

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