Viennale 19

FALTER

Nr. 42a/19

Viennale 19 Die besten Filme. Alle Termine

FOTO AUS DEM DOKUMENTARFILM „ SPACE DOGS“ VON ELSA KREMSER UND LEVIN PETER / R AUMZEITFILM

Filme von Céline Sciamma, Jessica Hausner, Ala Eddine Slim, PJ Harvey Specials Angela Schanelec, Partisanenkino, Louise & Jakob Fleck Filmlexikon Tipps und alle Termine von 24.10. bis 6.11.

Österreichische Post AG, WZ 02Z033405 W, Falter Zeitschriften GesmbH, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien

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Aquele Querido Mês de Agosto, Por tugiesischer Sommer, OmeU

A nna, Italienische Drogen-Cinéma vérité, OmeU

Capturing The Friedmans, Doku über Unschuldsvermutung und Sippenhaft , OF

Curling, Franko-kanadische Reminiszenz an Psycho, OmeU

El Sicario, Room 164, Ein mexikanischer Auftragskiller pack t aus, OmeU

Foreign Par ts, Gentrifizierungsdoku aus New York , OF

Half Nelson, Auf wühlendes Highschool Drama mit Ryan Gosling, OF

O Som Ao Redor, Kleinbürgerlichkeit und Kleinkriminalität , OmeU

Le Roi De l’Évasion, Schwuler Ver treter entdeck t seine Heterosexualität , OmeU

Hashoter, Polizeidrama um inner-israelischen Terror, OmeU

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De Jueves A Domingo, Familienurlaub mit Hindernissen, OmeU

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The Color Wheel, Facettenreicher Slacker/Nerd-Roadtrip, OF

Åter träffen, Experimentelles Klassentreffen in Schweden, OmeU

L’Inconnu du Lac, Schwules Cruising im hochsommerlichen Frankreich, OmeU

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Vorwort

Inhalt

Liebe Leserin, lieber Leser!

Hingehen, sitzen machen!

Filme von und über Frauen, eine Komödie und ein Trauerfall: Zum Programm der heurigen Viennale Auf der Suche nach etwas Wahrheit Die deutsche Schauspielerin und Filmemacherin Angela Schanelec im großen Werkporträt Wir pflanzen uns, und zwar fort Jessica Hausners Labor-Thriller „Little Joe“ beobachtet Glückstechniken in Farben, die sich beißen Etwas wird sichtbar Céline Sciamma und Karim Aïnouz bringen Frauenleben auf die Leinwand, mit unterschiedlichem Ergebnis Mädchen, Knarren, Frauenärzte Zur Wiederentdeckung: Die Filme des Regieehepaars Louise und Jakob Fleck aus den späten 1920ern Keine Heilige, keine Hure Rebecca Zlotowski im Interview über ihren furchtlosen Film „Une fille facile“ mit Zahia Dehar Die Grenzen des Kinos verschieben Für den tunesischen Filmer Ala Eddine Slim ist das Kino eine Schule des Sehens mit anderen Augen Per Nachtbus zur Menschenjagd Begegnung mit Kleber Mendonça Filho, Juliano Dornelles und ihrem durchgeknallten Film „Bacurau“ Timetable Alle Filme auf einen Blick: der Falter-Plan zur Viennale 2019 Angstschweiß und Bienenfleiß Doku-Rundblick: exotische Fantasien, das Leben in der Natur, die Frühzeit der sowjetischen Raumfahrt Der Hintertreppenkrieg O Partigiano! Die große Retrospektive erkundet Ästhetik, Legitimität und Folklore des Partisanenfilms Auf dem Kriegspfad Der Fotograf und Regisseur Seamus Murphy im Interview über PJ Harvey und „A Dog Called Money“ Lexikon Empfehlungen der Redaktion und Kurzbeschreibungen aller Filme der Viennale 19 von A–Z

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ilme bestehen immer aus dem Material der Welt und bieten daher eine Lesart der Welt, die persönlich sein kann, aber zunehmend frei von den Kompromissen anderer unmittelbarer Kommunikationsmittel ist. In den letzten Jahren hat das Autorenkino die geografischen Zusammenhänge erweitert und neue Spannungen unserer Welt ans Licht gebracht. Und die 57. Viennale spiegelt diese Trends wider: So finden sich Filme über Reisen, Flucht, Zukunftsvisionen, Beziehungen und Frieden. Denn in der Kombination von Licht und Dunkelheit, aus der das Kino besteht, finden die Geister der Erinnerung, der Geschichte und der Gesellschaft einen Platz auf der Leinwand. Und schließlich finden sich Filme, die uns mit der Natur verbinden und unsere animalische Seite hervorbringen. Auch die schlangenhafte.

Herzlich

FOTOS: VIENNALE, ÖSTERREICHISCHES FILMMUSEUM

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Eva Sangiorgi Direktorin Viennale

ie immer freue ich mich über die kompetente VorW schauarbeit des Teams um Michael Omasta. Wie immer freue ich mich über die gute Zusammenarbeit zwischen

Festival und Zeitschrift, beide in vielem gleich gestimmt und mit ähnlichen Interessen. Dem Falter-Publikum wünsche ich eine spannende und vergnügliche Viennale unter der Leitung von Eva Sangiorgi!

Herzlich Armin Thurnher Chefredakteur Falter

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Impressum Falter 42a/19 Herausgeber: Armin Thurnher Medieninhaber: Falter Zeitschriften GmbH, Marc-Aurel-Straße 9, 1010 Wien, T: 01/536 60-0, E: wienzeit@falter.at, www.falter.at Redaktion: Michael Omasta Herstellung: Falter Verlagsgesellschaft m.b.H.; Layout: Marion Großschädl, Andreas Rosenthal; Lektorat: Daniel Jokesch, Patrick Sabbagh; Geschäftsführung: Siegmar Schlager Druck: Passauer Neue Presse Druck GmbH, 94036 Passau DVR: 047 69 86. In Kooperation mit der VIENNALE. Alle Rechte, auch die der Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, vorbehalten. Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter ständig abrufbar.

Ticketinformationen Ticketverkauf ab 19. Oktober 2019, 10 Uhr An folgenden Viennale Kassen können Tickets erworben werden: — an den Vorverkaufsstellen — über die Viennale Website — per Telefon — in den Festivalkinos VORVERKAUFSSTELLEN 19. bis 24. Oktober, täglich 10 bis 20 Uhr

(Barzahlung, Bankomat oder Kreditkarte)

TICKETVERKAUF FÜR DIE RETROSPEKTIVE O PARTIGIANO! Pan-European Partisan Film

Mit Vorverkaufsbeginn am 19. Oktober sind Tickets für die gesamte Retrospektive O PARTIGIANO! (25. Oktober bis 4. Dezember) an allen Viennale Kassen sowie online und telefonisch erhältlich.

Es gelten die Preise der Viennale. Für Mitglieder des Filmmuseums gelten die Preise des Filmmuseums (nicht bei Onlinekauf).

Metro Kinokulturhaus Schottentor Gartenbaukino (24. Oktober, 10 bis 17 Uhr)

VIENNALE MERCHANDISING Publikationen und Artikel des Festivals sind an allen Viennale Vorverkaufsstellen und in den Kinos sowie online erhältlich:

ZUSÄTZLICHE EXPRESSKASSEN Für Käufe von bis zu 10 Tickets

Katalog Festival Katalog Retrospektive Textur #1 – Angela Schanelec V’19 Plakat V’19 Schlüsselband V’19 Rucksack von Tucano

19. und 20. Oktober, 10 bis 20 Uhr

(nur Expresskassen; nur Barzahlung) Stadtkino im Künstlerhaus

Für alle Kassen – mit Ausnahme der Expresskassen – werden bei großem Andrang Wartenummern ausgegeben.

TICKETS IM INTERNET 19. Oktober bis 6. November

(Bezahlung per Online-Banking oder Kreditkarte) viennale.at

TICKETS PER TELEFON 19. Oktober bis 6. November, täglich 10 bis 20 Uhr

(Bezahlung nur per Kreditkarte) 01/526 594 769

Per Telefon bzw. online gekaufte Tickets sind an allen Vorverkaufsstellen oder in den Viennale Kinos abzuholen. Ab 30 Minuten vor Beginn einer Vorstellung sind ausschließlich Tickets für diese Vorstellung erhältlich.

TICKETVERKAUF IN DEN FESTIVALKINOS 24. Oktober bis 6. November

Geöffnet ab einer Stunde vor Beginn der ersten bis zum Beginn der letzten Vorstellung (Barzahlung, Bankomat oder Kreditkarte)

Gartenbaukino Stadtkino im Künstlerhaus Urania Österreichisches Filmmuseum Metro Kinokulturhaus

Ab 30 Minuten vor Beginn einer Vorstellung sind ausschließlich Tickets für diese Vorstellung erhältlich.

RESTTICKETS BEI AUSVERKAUFTEN FILMEN 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn werden Wartenummern für Resttickets ausgegeben.

€ 15,— € 9,— € 9,— € 3,— € 3,— € 25,—

FREIE SITZPLATZWAHL Bei allen Vorstellungen der Viennale – mit Ausnahme der Galas – gilt freie Sitzplatzwahl.

TICKETPREISE

Ticketsystem von WWTS

Einzelticket Ab 10 Tickets Ab 20 Tickets

€ 9,50 € 9,— € 8,30

pro Ticket pro Ticket

ERMÄSSIGUNGEN erhältlich mit entsprechendem Nachweis Einzelticket Ab 10 Tickets Ab 20 Tickets

€ 9,— € 8,50 € 7,80

pro Ticket pro Ticket Kunden der

STUDENTS’ DAYTIME TICKET UM €6,50 Ermäßigte Tickets für Lehrlinge, Student*innen, Schüler*innen sowie Präsenz- und Zivildiener

Für alle Vorführungen vor 17.30 Uhr erhalten Student*innen, Schüler*innen, Lehrlinge sowie Präsenzund Zivildiener unter 27 Jahren – gegen Vorweis des entsprechenden Ausweises – ab 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn ermäßigte Tickets um 6,50 Euro an der Kinokassa.

Sollten für eine Vorstellung vor 17.30 Uhr nur noch Resttickets vorhanden sein, erhalten Student*innen, Schüler*innen, Lehrlinge sowie Präsenzund Zivildiener diese bei Verfügbarkeit ebenfalls zum ermäßigten Preis.

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Hingehen, sitzen machen!

Filme von und über Frauen, eine Komödie und ein Trauerfall: Zum Programm der heurigen Viennale VORSCHAU: MICHAEL OMASTA

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erfekt, nicht bewegen, nicht atmen! Sodann drückt Pedro auf den Auslöser und zählt von 101 aufwärts, 15 Sekunden lang. Der Fotograf ist nach Feuerland gekommen, um Hochzeitsfotos für einen Großgrundbesitzer anzufertigen. Allerdings ist der Bräutigam ständig unterwegs, also posiert seine Zukünftige, das kleine Mädchen Sara, noch allein vor dem Apparat. „Blanco en blanco“ heißt der Film des chilenisch-spanischen Regisseurs Théo Court. Doch nur der Schnee und das Brautkleid sind weiß wie die Unschuld; ansonsten herrscht in dieser Geschichte aus dem späten 19. Jahrhundert, die Kolonialismus und Kindesmissbrauch thematisiert, anhaltende Düsternis. Manches dabei erinnert an den heimischen Kinoerfolg „Das finstere Tal“, insbesondere die Figur des Fotografen, der hier tatsächlich seinem Handwerk nachgeht und die Brutalität des damaligen Lebens in bizarr schöne Bilder setzt: Männer mit Gewehren, Männer mit Fackeln, Männer mit Jagdhunden.

Stück angewandter Medienarchäologie. Immer wieder ist man verblüfft, wie viel im Fernsehen früher gepofelt wurde – Dohnal rauchte Dames –, und hingerissen, wie glaubwürdig sie als SPÖ-Politikerin sich in Szene zu setzen wusste.

Großaufnahmen dominieren den deut-

Annemarie Aufreiter in Sabine Derflingers bewegender Doku über „Die Dohnal“

Bizarr schöne Brutalität: Die junge Braut in „Blanco en blanco“ posiert für ein Foto

FOTOS: FILMDELIGHTS, VIENNALE

„Die Dohnal“ ist weit mehr als ein Por-

trät der 2010 viel zu früh verstorbenen ehemaligen Staatssekretärin und Frauenministerin. Der neue Film von Sabine Derflinger ist zudem aktuelle Bestandsaufnahme und gesellschaftspolitischer Leitfaden für die Zukunft.

Nicht nur viele einstige Weggefährtinnen kommen darin zu Wort, sondern auch heutige Aktivistinnen.

Beginnend mit Johanna Dohnals unrühmlicher vorzeitiger Ablösung im Frühjahr 1995 schreitet der Film dann einige Meilensteine in der Frauenpolitik ab, die sie gesetzt hat: vom Mutterschutz für Bäuerinnen über Karenzurlaub für Männer und die Einrichtung der ersten Frauenhäuser bis zur strafrechtlichen Gleichsetzung der Vergewaltigung in der Ehe mit jeder anderen. Zuletzt ist „Die Dohnal“ auch ein

Von zwei Freundinnen erzählt „Four-

teen“, der neue Film des früheren Kritikers Dan Sallitt. Mara ist die Solide, Jo die unstet Dahinlebende, die keinen Job und keinen Freund lange behält. Beide sind aus der Kleinstadt nach New York gekommen, halten zusammen, schlagen sich durch.

Mit den Jahren freilich wächst die Distanz zwischen ihnen, Jos private wie berufliche Krisen beginnen Mara zu nerven. Schuld an allem, erklärt Jo Mara einmal, seien die Männer, die, seit sie 14 war, sie immer so wissend angeschaut haben. Ein fantastisch gespielter Film, vom Stil her näher bei Maurice Pialat als bei Eric Rohmer, am Anfang komisch und zum Ende hin traurig, „ein Klagelied“, meint sein Regisseur.

Das tat auch Cecilia Mangini, eine Pionie-

rin des italienischen Dokumentarkinos. So brutal die Verhältnisse in den Fabriken waren, so elegant und beeindruckend wirken die Schwarzweißaufnahmen ihrer Filme. Der 1927 aus Apulien gebürtigen Kommunistin und Feministin ist bei der Viennale ein eigenes Special gewidmet. Ihre theoretischen Bezugspunkte waren Antonio Gramsci und Pier Paolo Pasolini, der auch Texte für mehrere Filme beisteuerte. Mitte der 1960er realisierte Mangini eines ihrer Hauptwerke: „Essere donne“ über den Wechsel in den Lebensverhältnissen von Frauen von der meist unbezahlten Landarbeit zur industriellen Billiglohnarbeit.

schen Kurzfilm „Ganze Tage zusammen“ von Luise Donschen. Hauptfigur ist ein Mädchen, das mit Erreichen der Pubertät nicht länger von Epilepsie geplagt wird und nun vielleicht auf ein Berufskolleg wechseln kann. Doch jetzt kommen erst mal die Ferien, die Klasse geht wandern, schwimmen, vertrödelt die letzten Tage gemeinsam.

Gedreht wurde der Film mit Unterstützung der Mamre-Patmos-Schule in Bielefeld, die sich Kindern mit besonderem Förderbedarf annimmt.

Freundschaft mit Schwierigkeiten: Mara und Jo in „Fourteen“ von Dan Sallitt

Sie erinnern sich noch an „One, Two, Three“, die Komödie von Billy Wilder? Da gibt es diesen schnell sprechenden, immer auf Hochtouren laufenden Coca-Cola-Manager, gespielt von James Cagney, der 1961 im gerade erst geteilten Berlin festsitzt. Das reale Vorbild für diese Figur war in der Filmbranche tätig, und zwar als Europachef – und später Präsident – des Hollywoodkonzerns United Artists, sein Name: Eric Pleskow.

Anfang Oktober, drei Wochen vor Beginn der Viennale, ist Eric im Alter von 95 Jahren in Connecticut verstorben. Während der letzten zwei Jahrzehnte war er als Präsident des Wiener Filmfestivals tätig, wirkte hinter den Kulissen und begeisterte das Publikum bei der Eröffnung mit seinen politisch so pointierten Grußworten.

In Erinnerung an Eric Pleskow wird „One, Two, Three“ heuer noch einmal gezeigt. Hingehen und, wie’s im Film heißt, sitzen machen!

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Auf der Suche nach etwas Wahrheit WERKPORTRÄT: MICHAEL PEKLER

Filmemacherin Angela Schanelec, Jahrgang 1962, gehört zur ersten Generation der „Berliner Schule“

„Mein langsames Leben“ heißt dieser 2001 Michael Pekler entstandene Film, in dem Angela Schanelec ist Filmkritiker in wie in allen ihren Filmen eine ganz beson- Wien und Koautor von dere Geschichte erzählt, mit der sie kon- Büchern über Ang Lee ventionelle Erwartungshaltungen bis in und Terrence Malick. einzelne Szenen hinein unterläuft. Vale- Er schreibt u.a. im rie verbringt den Sommer in Berlin, wäh- Schweizer Filmbulletin rend die Freundin für ein halbes Jahr nach und die TV-SerienRom zieht, um am Ende des Films wie- Seite des Falter

der heimzukehren. Doch hier schließt sich kein Kreis, bleibt der Ausgang offen. Valerie zieht um, lernt neue Leute kennen, muss zwischenzeitlich nach Süddeutschland zu ihrem Bruder, weil der Vater im Sterben liegt.

Es ist eine Aneinanderreihung von Tagen, Stunden, Augenblicken, die auf keinen Höhepunkt zusteuert. Angela Schanelec nennt das die „Lust an der Wirklichkeit, auf der Suche nach etwas Wahrheit“. Und sie hat recht. Das Leben hat keine Höhepunkte. Es liefert hauptsächlich Banalitäten, Anstrengungen, Stehsätze, Verpflichtungen. Das Spannende daran ist, dass das nicht weniger spannend ist. Nur dass man im Kino längst gewöhnt ist, sich etwas anderem auszusetzen als sich selbst.

Angela Schanelec, geboren 1962 in Aalen, Baden-Württemberg, gehört neben Christian Petzold und Thomas Arslan der ersten Generation der sogenannten Berliner Schule an, jener Gesinnungsgemeinschaft, die sich in den frühen 1990er-Jahren an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb) herausbildete. Es war ein Wendepunkt für die zu diesem Zeitpunkt von mittelmäßigem Mainstream und schlechten Komödien überflutete deutsche Filmlandschaft. Man wollte Filme drehen, die „über die Reflexion zum Gefühl kommen“, wie Petzold das nannte, und die das nachfolgende Kino von Ulrich Köhler, Maren Ade oder Valeska Grisebach maßgeblich prägen sollten. Sogar knapp 30 Jahre später kann man in diesen Filmen noch den Wunsch erkennen, nach der politischen Wende auch im Kino eine solche einzuläuten.

Plötzlich war nicht alles, aber sehr vieles anders. Es ging um eine neue Form von Realismus, man studierte die Franzosen der Nouvelle Vague, die Italiener des Neoverismo, das Kino des New Hollywood. Filmautoren wie Bresson, Antonioni und Monte Hellman. Interessant waren die Dinge, die sich vor der Haustüre abspielten, die Menschen, denen man begegnete, wenn man auf die Straße trat. In Schanelecs Debüt „Schöne gelbe Farbe“ (1991), entstanden ein Jahr nach Beginn ihres Filmregiestudiums, tastet die Kamera langsam eine Wohnzimmerwand ab, während eine Stimme feststellt: „Am einfachsten war es, wenn ich die Wohnung verließ.“ Angela Schanelecs Filme erfordern ein hohes Maß an Konzentration, weil sie selbst in jeder Einstellung konzentriert und äußerst präzise gestaltet sind. Es sind Filme, in denen häufig Frauen weniger eine Handlung in Gang setzen, als sich in ganz konkreten Situationen wiederfinden. Und zwar in Abhängigkeiten. Von Beziehungen, Männern, Familien, Kindern, kurzum den Verhältnissen. Schanelecs Filme stellen deshalb zuvorderst immer folgende Frage: Ist es überhaupt möglich, sich in der Gegenwart und in dieser Welt, in die man geworfen und die man sich womöglich gar nicht ausgesucht hat, von diesen Verhältnissen wieder zu lösen? Sich das Leben so zu gestalten, dass man wenigstens glaubt, es selbst gestalten zu können?

Keine der Figuren in Schanelecs Filmen be-

Die Filme und Termine der Monografie: Angela Schanelec finden Sie im Programmteil

sitzt eine Vorgeschichte, wie man sie im Kino erwarten würde. Doch Stück für Stück werden Bruchstücke aus der Vergangenheit freigelegt, wird Schicht um Schicht abgetragen – aber nie so weit, dass nicht eine große Unbekannte bliebe. Kein Geheimnis, denn geheimnisvoll in dramaturgischem Sinn sind weder Schanelecs Charaktere, noch deren Geschichten. Am Ende sind beide einfach nur wahr, weil es sie gibt.

In „Der traumhafte Weg“ (2017) etwa „begleitet“ man nicht, wie es so oft heißt, zwei Paare, sondern wird mit ihnen konfrontiert. Ein Brite und eine Deutsche lernen einander in den 1980er-Jahren in Griechenland kennen, sie verlieben sich ineinander, doch die Wege trennen sich. Undramatisch, unspektakulär. Der Mann muss zu seiner todkranken Mutter heimkehren – der Tod und das Abschiednehmen sind wiederkehrende Motive bei Schanelec –, die Frau geht zurück nach Berlin, wo 30 Jahre später eine Schauspielerin (Maren Eggert ist eine bevorzugte Darstellerin Schanelecs) ihren Mann verlässt: „Deine Liebe hilft mir nicht.“ Wie alle Filme stellt auch „Der traumhafte Weg“ mehr Fragen, als er Antworten gibt, und genau das zeichnet auf den ersten Blick die scheinbare Rätselhaftigkeit von Schanelecs Werk aus. Es sind verdichtete und brüchige Erzählungen zugleich, in denen aus einzelnen Szenen, Sätzen und Gesten mehr zu erfahren ist als durch eine

wie auch immer geschriebene Handlung.

Das macht ihre Filme zu einer Herausforderung, zu Arbeiten, auf die man sich erst einlassen muss.

In ihrem jüngsten, für diese Werkschau offensichtlich ausschlaggebenden Film „Ich war zuhause, aber“, mit dem Schanelec heuer erstmals im Wettbewerb bei der Berlinale vertreten war und den Regiepreis gewann, ist der zweite Teil des Titels der wichtige.

Maren Eggert spielt darin eine aus der Lebensbahn geworfene Mutter zweier Kinder, was man ihr jedoch nicht anmerkt, weil sie es sich nicht anmerken lassen möchte. Später erfährt man, dass Astrids Mann vor zwei Jahren gestorben ist. Gleich zu Beginn kehrt der Bub nach Hause zurück, er ist am Fuß verletzt, war wohl abgängig, vielleicht davongelaufen nach dem Tod des Vaters. „Jedes Urteil ist undenkbar und falsch“, sagt die

Mutter zu den im Konferenzzimmer versammelten Lehrern. Als sie sich ein Fahrrad kauft und damit nicht zufrieden ist, hat sie es „unter falschen Voraussetzungen“ erstanden. Alles ist falsch für sie, so auch die Inszenierung eines Regisseurs, dem sie zufällig begegnet. „Wenn ein Schauspieler spielt, dann ist das immer eine Lüge.

Weil er etwas tut, was er nicht wirklich tun muss.“ Das klingt so banal wie kleinlich, doch der Regisseur hat echte Sterbenskranke neben Tänzerinnen gefilmt, weshalb Astrid sich in Rage redet: „Die Lüge darf nicht auf die Wahrheit stoßen, weil sie alle lächerlich und klein macht.“ Dabei muss man an Schanelecs Episodenfilm „Orly“ (2010) denken, in dem sie mehrere Paare in die Menschenmenge des Pariser Flughafens eintauchen lässt. Ausschnitte aus dem Leben, aber keine Lebensgeschichten.

Angela Schanelec, ausgebildete Schauspielerin, die manchmal auch in ihren eigenen Filmen spielt, ist auf der Suche nach dieser Wahrheit: in den Bildern, mit für sie typischen langen Einstellungen, in den oft harten Schnitten. Aber auch im Spiel der Darsteller, das oft von jeder Sprachmelodie befreit anmutet. In „Ich war zuhause, aber“ sieht man wiederholt Schüler bei der Probe des „Hamlet“, nahezu regungslos rezitieren die Jugendlichen den Klassiker, den Schanelec als Shakespeare-Expertin auch übersetzt hat. In diesem Film steckt auch viel autobiografische Aufarbeitung.

Irgendwie könnte alles auch ganz anders sein. Jedenfalls wünschen sich das ständig alle, auch im Kino. „Was ist das für ein Auftrag, einsam und allein zu sein?“, möchte in einer erratischen und auch deshalb großartigen Szene in „Ich war zuhause, aber“ ein Mann von einer Frau wissen, als diese ihm erklärt, fortan einsam sein zu müssen. Doch sich der Welt zu erklären gehört zum Schwierigsten, das diese bereithält. Es ist in den Filmen Angela Schanelecs einer jener schmerzhaften Aufträge, die man sich nur selbst erteilt und genau deshalb annimmt.

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FOTO: PIFFL MEDIEN

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er im Kino etwas sieht, dem entgeht auch immer etwas. Nicht nur außerhalb des Kinosaals, sondern auch gewisse Dinge, die man auf der Leinwand nicht zu sehen bekommt.

Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Nehmen wir zum Beispiel eine junge Frau und ein Mädchen, die nebeneinander auf der Couch sitzen. Es ist Sommer und ihnen ein wenig langweilig. „Was willst du machen?“, fragt die Frau. „Musik hören. Den ,Erlkönig‘. Und du sollst dazu tanzen“, antwortet das Mädchen und lässt die Widerrede, dass „man darauf nicht tanzen könne“, nicht gelten. „Warum nicht?“ Eben. Also steht die Frau auf und schaltet die Musik ein, doch während Schuberts rasanter Ritt durch die Nacht erklingt, bleibt die Kamera starr auf das Mädchen gerichtet. Den „Erkönig“-Tanz muss man sich selbst vorstellen.

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Für ihren Film „Ich war zuhause, aber“ erhielt Angela Schanelec heuer den Silbernen Bären.

Die Viennale stellt die Filmemacherin und ihre bei uns wenig bekannten Arbeiten vor

Der zweite Teil des Filmtitels ist der wichtige: „Ich war zuhause, aber“, 2019

Schlafwandelnd Liebende: Miriam Jakob als Theres in „Der traumhafte Weg“, 2017

Ihr Debüt „Schöne gelbe Farbe“ drehte Schanelec 1991 an der Filmakademie Berlin

FOTOS: DEUTSCHE KINEMATHEK, STADTKINO WIEN, VIENNALE

Ursina Lardi, Andreas Patton, ein Sommer in Berlin: „Mein langsames Leben“, 2001

Schanelecs Episodenfilm „Orly“ (2010): Maren Eggert und Jirka Zett und ein beiläufiger Blick inmitten der Menschenmenge des Pariser Flughafens

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SPONSOREN UND PARTNER DER VIENNALE 2019 Förderer

Wir pflanzen uns, und zwar fort Smells Like Team Spirit: Jessica Hausners Labor-Thriller „Little Joe“ beobachtet Glückstechniken in Farben, die sich beißen KRITIK: DREHLI ROBNIK

Fachvertretung Wien Film­ und Musikwirtschaft

Hausners britisch-österreichiJ essica scher Wissenschaftsthriller „Little

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Joe“ titelt nach einer Blumenspezies, die von ihrem Zuchtlaborpersonal so getauft wurde. Als eine „Happy Plant“, deren Duft Glücksgefühle auslöst, hat Little Joe Marktpotenzial. Auch der Film weiß, was Genregartenpflegebegeisterte glücklich macht und jedenfalls Gefühle hervorruft: Unheils­ erwartung zumal. Motive von MadScientist-Horror und Bodysnatcherei („This isn’t my wife!“) in einem Beziehungsdrama: Einer Genetikerin (Emily Beecham, Schauspielpreis in Cannes) wird ihr Sohn fremd. Liegt das an der als steril designten Blume?

Wird ihr Reproduktionsdrang interspezifisch übergriffig?

Die Selbstzucht von Happy People ver-

läuft creepy, nicht gory; die Sterilität der Titelblume pflanzt sich in jener der Räume und Kadragen fort. Labor, Kantine, Büro, Wohnung sind von forciert unerdiger (eher nerdiger) Körperlichkeit. Da klingt ein anderer Sinn von Fortpflanzung an: Reproduktion von Kapital als Wissens- und Kulturtechnik. Und ein anderer Sinn von plant: Anlage, Betrieb. Im ominösen Fluidum ist plant people conspiracy kaum unterscheidbar von Motivationstalk, der Wissenschafts-Teamgeist implantiert. Die Bildführung schmiegt sich der Überwachungsvideoanlage in der Plantage an: langsam bewegen, alles sehen.

Hausners Filme beobachten stets sozi-

ale Glücksmaschinerien, die Fragen von Echtheit ebenso miterzeugen wie Peinlichkeit in Verhaltensroutinen (samt verhatschtem Schmäh: etwa wenn in „Little Joe“ Witzbolde uns und die Heldin pflanzen, indem sie so tun, als wären sie nicht sie selbst).

Das betrifft Inbrunsttechniken bürgerlicher Subjektivität in „Amour Fou“, Heilsinstitutionen und getanzte Felicità in „Lourdes“ oder Spuksymptome in der Alpinwellness von „Hotel“.

Aus letzterem Quasigeisterfilm weht ein Sirrton in Little Joes Beet herüber, während Flöten-, Trommel- und Gebellmusik uns ethnografisch kommt.

Im Geschehen ist ein Mehr als dieses selbst angelegt – durch Sound, Bildführung und Kolorit. Belehnten Hausners frühe Filme sinnig hier Bresson und dort „Suspiria“, so kreuzt ihr Labor nun späten Cronenberg mit der Buntheit designten Lebens in ­Jacques Tatis „Mon Oncle“.

Das musst du sehen! Das Aufgehen von Alltag im Programm verläuft lapidar, doch die Farben vermitteln: Es beißt und schlägt sich. Oranges Kabel auf rotem Kübel. Und erst die Kombi Türkis und Grün – es schreit!

F Gartenbau: Sa, 26.10., 19.30 Uhr So, 27.10., 12 Uhr (OmU)

Drehli Robnik ist Theorie-Dienstleister, Essayist und Edutainer zu Film, Pop, Politik

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FOTO: COOP99

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Mad-Scientist-Horror und Bodysnatcherei: Emily Beecham als Gentechnikerin

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Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão: Guida träumt von der Liebe, Eurídice von einer Karriere als Pianistin

Eröffnungsfilm Portrait de la jeune fille en feu Gartenbau: Do, 24.10., 19.30 + 23 Uhr Fr, 25.10., 12.30 Uhr (OmU)

A vida invisível de Eurídice Gusmão Metro/Historischer Saal: Di, 5.11., 16 Uhr Gartenbau: Mi, 6.11., 15.30 Uhr (OmenglU)

Etwas wird sichtbar Céline Sciamma und Karim Aïnouz bringen Frauenleben auf die Leinwand, mit unterschiedlichem Ergebnis BLICKWECHSEL: BARBARA SCHWEIZERHOF

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ine der vielen Antworten auf die Frage nach dem, was Frauen wollen, lautet schlicht: gesehen werden. Dieser Wunsch nach Sichtbarkeit ist keiner, an dessen Erfüllung sich mit Schönheitspflege und gefälligem Auftreten arbeiten ließe, wie es die patriarchale Ordnung so herablassend suggeriert. Vielmehr steckt darin die Sehnsucht nach Anerkennung und gesellschaftlicher Teilhabe, danach, in der Geschichte vorzukommen, zu zählen.

Das Zauberwort heißt heute Repräsentation und ist zunehmend ein Thema, sowohl was die Bewertung von einzelnen Filmen als auch die von Filmfestivals angeht, wo das „Auszählen“ nach Frauen-Männer-Minderheiten-Verteilung vor und hinter der Kamera mittlerweile zum Standard gehört. Aber als Zahlenwerk können die Statistiken wiederum nur frustrieren, weshalb es besonders guttut, dass mindestens zwei Filme der Viennale in diesem Jahr das weibliche Verlangen nach Sichtbarkeit ganz direkt und provokativ behandeln: Céline Sciammas „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ und Karim Aïnouz’„Das unsichtbare Leben der Eurídice Gusmão“.

FOTO: VIENNALE

Beide Filme haben ein historisches Set-

ting: Der französische spielt auf einer abgelegenen bretonischen Insel im 18. Jahrhundert, der brasilianische im Rio de Janeiro der 1950er- und 1960er-Jahre. Im Mittelpunkt beider Filme stehen Frauenbeziehungen: Im

„Porträt einer jungen Frau“ sind es die Malerin Marianne und ihr Model, die Grafentochter Héloïse, im „Unsichtbaren Leben“ die Schwestern Guida und Eurídice Gusmão. Und, vielleicht am wichtigsten, beide Filme reflektieren das Thema der Sichtbarkeit von Frauen unmittelbar in ihrer Handlung. Damit sind die Ähnlichkeiten aber auch schon wieder erschöpft, und nicht nur, weil den einen Film eine Frau, den anderen ein Mann gemacht hat.

Céline Sciamma hat sich mit „Water Li-

lies“, „Tomboy“ und „Bandes de filles“ bereits als „Frauenfilmerin“ etabliert. Bisher legte sie immer besonderen Wert darauf, die vibrierende, vitale Energie ihrer weiblichen Heldinnen herauszustellen; das historische Setting von „Porträt einer jungen Frau“ legt ihr in dieser Hinsicht zunächst ungewohnte Fesseln an. In einer der ersten Szenen muss die Malerin Marianne (Noémie Merlant) in all ihren Röcken und Unterröcken ins Wasser steigen, um mit ihren Malsachen heil auf der Insel ihrer Auftraggeberin zu landen. Die junge Frau kann schwimmen, stellt man als Zuschauer/-in fest, und fühlt sich dann doch wieder zuhause in einem Sciamma-Film.

Tatsächlich ist „Porträt einer jungen Frau“ kein Historienfilm im akademischen Sinne. Sciammas Ziel war es nicht, dem nachzugehen, was Frauen im ausgehenden 18. Jahrhundert wohl gefühlt und gedacht haben. Sie nutzt das Setting vielmehr um einer gewissen Reinheit willen: Wo anders

als in der imaginierten Situation einer abgeschiedenen Insel, auf der die Gesetze des Patriarchats zwar gelten, aber real nicht auf Schritt und Tritt erzwungen werden, lässt sich so gemächlich wie intensiv über Malerin und Model, über Sichtbarkeit und den weiblichen Blick nachdenken?

Marianne soll ein Porträt von Héloïse (Adèle Haenel) anfertigen. Das Porträt gehört zu einem Heiratsarrangement, in dem Héloïse selbst kein Sagen hatte. Verständlicherweise weigert sie sich, Modell zu sitzen. Marianne wendet zunächst ein paar Tücken an, verbirgt ihre wahre Identität und Absicht, aber heimlich gemalt kann das Bild nichts werden. Doch in Strandspaziergängen kommen die jungen Frauen sich näher, verlieben sich, und siehe da, mit den Augen einer Liebenden gemalt, wird auch das Porträt lebendig. Doch wird Héloïse sich „gesehen“ fühlen?

Sciamma packt weitere Frauenthemen wie Abtreibung in die Handlung, was den Film unnötig beschwert, auch sind die Dialoge in ihrem pseudohistorischen Duktus oft hölzern und im Übermaß erklärend. Am Ende ist es die energische Natürlichkeit der Darstellerinnen, die in Sciammas Anordnungsfilm das Drama einbringen und jenseits von Kostüm und Dekor den Sturm und Drang spürbar machen.

Karim Aïnouz’ Film „Das unsichtbare

Leben der Eurídice Gusmão“ nimmt schon mit seiner Verortung in den 1950ern Bezug auf eine andere Sor-

te Frauenfilm, das „woman’s picture“.

Der Plot klingt nach schwerem Melodram: Die Geschichte zweier Schwestern, die sich aus den Augen verlieren, während ihre Jugendträume sich im Nichts auflösen und ihre Leben in Bedeutungslosigkeit vergehen. Aïnouz aber haucht dem Genre völlig neues Leben ein. Nicht nur, weil es ihm gelingt, das Rio jener Jahre in sagenhaft glamouröser Sinnlichkeit zu zeigen.

Die Vorlage, einen Bestseller von Mar-

tha Batalha, verändert er erheblich, indem er die sich verzweigende Romanhandlung reduziert und ganz auf die Schwestern zuspitzt. Es geht um große Talente und große Sehnsüchte: Guida träumt von der Liebe, Eurídice von einer Pianistenkarriere. Sicher, die teils allmähliche, teils plötzliche Enttäuschung ihrer Hoffnungen klingt tragisch, aber Aïnouz begnügt sich nicht damit, das Tragische herauszustreichen: Mit rastloser Dramaturgie nimmt er die vielen Alltagsmomente der Frauenleben in den Blick, ihr Auf und Ab, das im Rückblick eben keine Heldenerzählung ergibt, sondern vom Verschwinden, von der Unsichtbarkeit handelt. „Das unsichtbare Leben“ ist damit ein ungleich bittererer Film als Sciammas „Porträt“, aber, wie soll man sagen, er sieht sie sehr viel deutlicher, die Unsichtbarkeit.

F Barbara Schweizerhof lebt als Filmkritikerin in Berlin und Frankfurt und ist Redakteurin der Zeitschrift epd-Film

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Schon die Titel wecken Erwartungen nach Sensation und Enthüllung, Sex und Gewalt: „Das Recht auf Liebe“, „Die Warschauer Zitadelle“ und „Mädchen am Kreuz“

Mädchen, Knarren, Frauenärzte WIEDER­ ENTDECKUNG: PHILIPP STIASNY

Das ist der Höhepunkt von „Mädchen am

Kreuz“ (1929), dem elften Film, den Louise und Jakob Fleck nach ihrem Weggang aus Österreich für die Produzentin Liddy Hegewald in Berlin drehen. Jahrzehntelang war die Leidensgeschichte einer missbrauchten Frau (gespielt von der zarten Evelyn Holt) nicht mehr auf der Leinwand zu sehen: Jetzt kehrt „Mädchen am Kreuz“ in einer französischen Verleihfassung wieder zurück – zusammen mit fünf weiteren Fleck-Filmen aus dieser Schaffensphase.

Es beginnt als heiterer, von Sonne durchfluteter Berlin-Film mit bewegter Kamera, geht weiter als Melodram mit holzschnittartigen Figuren, ist aber bei alldem packend und effektvoll inszeniert.

Heute würde der Akt der Selbstjustiz vielleicht überleiten zu einem Gerichtsdrama, in dem männliche Gewalt und weibliche Scham zur Sprache kämen. Doch „Mädchen am Kreuz“ ist 90 Jahre alt – und war auch schon damals kein Manifest des Feminismus. Und so geht denn die Heldin ins Wasser, als müsse sie eine Schuld sühnen. Ihr mag die innere Wut und Kaltblütigkeit fehlen, die die Racheengel des amerikanischen Rape-and-Revenge-Films der 1970er antreibt – eine Schicksalsverwandte ist sie dennoch.

Von den 25 Filmen, die das Ehepaar Fleck zwischen 1926 und 1931 in Deutschland realisiert, entstehen allein 17 für die Firma von Liddy Hegewald. Die resolute Unternehmerin baute ab 1909 zunächst in Sachsen und Sachsen-Anhalt eine Kinoket-

te auf, betätigte sich ab 1916 als Produzentin und gründete später auch noch einen Filmverleih. Hegewald war damit eine Pionierin in der Film- und Kinobranche, durchaus vergleichbar mit Louise Fleck und ihrem verstorbenen ersten Ehemann Anton Kolm, die bis in die frühen 1920erJahre ja auch als unabhängige Produzenten aktiv waren. 1925 verlegt Hegewald ihren Firmensitz von Leipzig nach Berlin und übernimmt eine weitere Aufgabe: Sie wird – wie das Berliner Tageblatt anerkennend feststellt – „Europas erste und einzige Produktionsleiterin“.

Durch die Zusammenarbeit mit den Flecks erweitert sich die Palette von Hegewalds Filmen erheblich. Bis dahin hatte sie vor allem Detektivfilme hergestellt, nun bringt sie Literaturverfilmungen wie „Der Meineidbauer“ und „Der Pfarrer von Kirchfeld“ nach Ludwig Anzengruber, Wien-Filme und Adaptionen von aktuellen Operettenerfolgen wie „Der Orlow“ und „Der Zarewitsch“ heraus. Nicht zuletzt bedienen die Flecks mit Titeln wie „Frauenarzt Dr. Schäfer“ und „Das Recht auf Liebe“ die Mode der Problemfilme: Sie handeln von ungewollter Schwangerschaft, dem Abtreibungsverbot und unglücklichen Ehepaaren.

Die Flecks drehen bei Hegewald wie am Fließ-

Filmpioniere aus Österreich: Das Ehepaar Louise Kolm (1873–1950) und Jakob Julius Fleck (1883–1953) drehte Filme wie am Fließband und zeichnete dabei oft für Buch, Regie und Produktion verantwortlich

band. In ihren Filmen, die ohne große Budgets auskommen, spielen zwar bekannte Stars mit, doch für eine sorgfältige Stoffentwicklung, Dramaturgie und Inszenierung fehlt die Zeit, vielleicht auch das Talent.

Die oft spitzzüngige Berliner Filmkritik bemäkelt ein ums andere Mal den Zug ins Sentimentale und Rührselige, den Mangel an Originalität, Schauspielführung, Tempo und kompetenter Regie. Nach der Premiere von „Das Recht auf Liebe“ schreibt Fritz Olimsky in der Börsen-Zeitung: „Wie bei allen von dem Ehepaar Fleck inszenierten Filmen überwuchert die süßliche, lebensferne Auffassung in peinlicher (man könnte auch sagen kitschigster) Weise den inneren Gehalt der Geschehnisse, alles wird in eine fade, seimige Tunke getaucht und sogar die Tragik der Handlung ist noch von einem rosigen Schimmer umgeben.“

Gleichzeitig räumen die Kritiker ein, dass die Fleck-Filme bei einem Publikum ohne Kunstanspruch sehr beliebt sind – einem Publikum, das sie irgendwo außerhalb der Großstädte in der Provinz ansiedeln.

Statt von Hinterwäldlern ist von den „treuen Hegewäldlern“ die Rede, die der Firma zum Erfolg verhelfen. Und tatsächlich landen die Filme der Flecks zwischen 1927 und 1930 stets auf den Erfolgslisten der Branchenpresse.

Neben „Der Orlow“ ist auch „Frauenarzt Dr. Schäfer“ ein Kassenhit. Knapp heißt es dazu in der Berliner Volks-Zeitung: „Man darf ohne zu übertreiben sagen, daß dieser Film des Ehepaares Fleck der größte Schund ist, den es je zu sehen gab.“ Einerseits ist das Urteil vernichtend; andererseits macht es neugierig auf einen Film, der so vehement abgelehnt wird – und dessen Titel so diskret-indiskret sexuelle Offenbarungen verspricht.

Doch zurück zu „Mädchen am Kreuz“: Auch hier

weckt der Titel Erwartungen nach Sensation und Enthüllung, Sex und Gewalt. In religiösen Kreisen wirkte der Titel sicher auch etwas anstößig, weil er das Leid vergewaltigter Frauen mit der Passion Jesu verknüpfte. Das Ziel des Films: zwei Minuten Katharsis, 88 Minuten schöne Unterhaltung. „Rotgeweinte Augen, nasse Taschentücher – auch dieser Hegewald-Film hat seine Schuldigkeit getan“, bilanziert der Film-Kurier, während die B.Z. am Mittag sich über die allzu empfindsame Regie lustig macht. Bei den gefühlstriefenden Stellen müsse man im Kino laut lachen. Auch Lachen kann kathartisch sein.

Die Liquidation der Firma von Liddy Hegewald besiegelt 1931 das Ende der Filmarbeit von Louise und Jakob Fleck in Deutschland, des – so die Fachpresse – „fleißigen Schnellarbeiterpaars“. Hegewald übernahm sich bei der teuren Umstellung auf den Tonfilm, mehrere teure Projekte floppten. Als kostspielige Fehlentscheidung erwies sich die Investition in ein Nadelton-Verfahren, das sich auf dem Markt nicht durchsetzen konnte. In genau diese Phase des Übergangs fällt das Historien-

FOTOS: FILMARCHIV AUSTRIA

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a liegt er auf dem Bett, der Vergewaltiger, und lacht sein Opfer aus. Ihm gegenüber eine junge Frau, eigentlich ein Mädchen, gerade noch niedergedrückt, jetzt aufgebracht, empört. Genüsslich zieht der Mann an seiner Zigarette, als ihn plötzlich Angst ergreift, er sich erhebt und an die Wand presst. Da drückt sie ab.

Tödlich getroffen sackt er zusammen. Verwunderung über das, was sie gerade getan hat, spricht aus ihrem Blick, danach Entsetzen. Blond, keusch, engelgleich steht das Mädchen da, mit einem schweren Revolver in der Hand.

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Nach dem Drama „Der Meineidbauer“ und der Operette „Der Orlow“ bedienten die Flecks auch die Mode des Problemfilms: mit Hans Albers als „Frauenarzt Dr. Schäfer“

Erfolgreicher Schund: Die deutschen Filme des Wiener Regieehepaars Louise und Jakob Fleck aus den späten 1920ern sind interessanter als ihr Ruf drama „Die Warschauer Zitadelle“ (1930), das eine Episode aus dem polnischen Freiheitskampf gegen Russland im 19. Jahrhundert schildert. Die Wiener Tänzerin La Jana spielt eine verführerische Agentin – sie ist eine Augenweide. Bernard Homola komponierte dafür eine Musik, die synchron zur Projektion von Schallplatte ertönte und die nach der Premiere sehr gelobt wurde. Überliefert ist allerdings nur eine Stummfilmversion.

Nach ihrer Rückkehr nach Österreich 1933 reüssieren die Flecks auch im Tonfilm.

Doch die politischen Verhältnisse machen es ihnen schwer. Jakob Fleck wird als Jude diskriminiert und nach dem „Anschluss“ inhaftiert. Im Januar 1940 gelingt den Eheleuten die Ausreise nach China. Sie entgehen dem Holocaust im Exil, ein Schicksal, das sie mit zahlreichen ihrer früheren Mitarbeiter teilen. Liddy Hegewald blieb im nationalsozialistischen Deutschland,

Philipp Stiasny ist Mitarbeiter des Filmmuseums Potsdam und Redakteur der Zeitschrift Filmblatt Kinematografie „Der weibliche Blick“: Filme und Termine im Programmteil

durfte aber nicht mehr als Filmproduzentin arbeiten.

Der Filmkritiker Siegfried Kracauer, der nicht

unbedingt berühmt ist für seine Kalauer, bemerkte einmal über einen Film der Flecks, dass dieser „manchmal nicht recht vom Fleck“ käme. Nun können Filmarchiv Austria und Viennale, unterstützt mit neuer Livemusik, eventuell auch das Gegenteil beweisen.

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Die schöne Sofia (Zahia Dehar) ist stolz auf ihre Ausstrahlung. Durch sie lernt ihre Cousine Naima (Mina Farid) einen neuen Lifestyle kennen

Keine Heilige, keine Hure Rebecca Zlotowski hat mit „Une fille facile“ die männliche Fantasie von der Traumfrau an der Côte d’Azur mithilfe einer außergewöhnlichen Hauptdarstellerin feministisch zurückerobert

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INTERVIEW: JULIA PÜHRINGER, CANNES

Gartenbau: So, 27.10., 18.30 Uhr (OmU) Stadtkino im Künstlerhaus: Mo, 4.11., 23 Uhr (OmenglU)

dabei ist, kommt man sofort in den VIPBereich, gelegentlich auf eine Jacht zu den Superreichen. Sofia trägt wenig, dafür Luxuriöses. Auf ihre sexuelle Ausstrahlung ist sie stolz, Scham lässt sie sich von niemandem einreden. Vor lauter Aufregung vergisst Naima ihre Freundinnen und Freunde und glaubt, sie könnte hier einfach dazugehören.

Rebecca Zlotowskis „Une fille facile“ (deutsch: „Ein leichtes Mädchen“) ist von

beseelender Leichtigkeit, großer Komik und sieht haargenau hin. Er ist in jeder Minute hochpolitisch, dabei geht der Regisseurin vor allem um eins: Komplizinnenschaft.

Dass ihre Hauptdarstellerin in Frankreich in Fußballerkreisen für einen „Skandal“ sorgte, war ihr Inspiration, nicht Hemmschuh: „Das ist ein Paradox, unsere Geschichten von Moral sind voller Klischees, Urteilen und Ängsten, man fühlt sich be-

FOTOS: VIENNALE

aima (Mina Farid) ist 16 Jahre alt, lebt in Cannes vor mondäner Kulisse ihr ganz normales Schülerinnenleben mit einem lustigen Freundeskreis, vielen Clubbesuchen und einem Ferialjob in der High-End-Gastronomie, wo ihre Mutter tätig ist. Als ihre um ein paar Jahre ältere Cousine Sofia (Zahia Dehar) für eine Weile bei ihr wohnt, lernt sie einen neuen Lifestyle kennen. Wenn die schöne Sofia

„Unsere Geschichten von Moral sind voller Klischees“, sagt die französische Filmemacherin Rebecca Zlotowski und hält mit der Kamera dagegen

V I E N N A L E 1 9 F A L T E R droht von Kontrollverlust, Furchtlosigkeit und Sexualität. Ich habe einmal in einer Kritik gelesen, das Kino repariert die Welt.

Das machen wir mit diesem Film.“ Falter: „Une fille facile“ zeigt die altbe-

kannte Figur der sexuell anziehenden jungen Frau in ganz neuer Perspektive.

Rebecca Zlotowski: Früher hat da der männliche Blick dominiert. Ich selbst fühle durchaus auch eine Anziehung, die ist auch voller Begehren, aber nicht sexuell, weil ich straight bin. Natürlich ist der Film politisch, aber auf erotisierte Art. Ich finde, Kino muss mich leiten. Das Kino das ich immer am meisten geliebt habe, war ein sehr lustvolles Kino. Dem zolle ich damit auch Tribut. Filmen wie „Ich habe sie gut gekannt“ mit Stefania Sandrelli, „Das Mädchen mit dem leichten Gepäck“ mit Claudia Cardinale, „Le Mepris – Die Verachtung“, der ist so gut, daran habe ich viel denken müssen. Da wird ja auch nicht Brigitte Bardot verachtet, sie ist die, die verachtet. Doch es gibt so viele Filme, die diese Vorstellung vom Süden Frankreichs kolonialisiert haben, von der Riviera, mit ihren schönen Körpern!

Die sexuelle Macht von Frauen wird im Arthouse-Kino gern abgestraft …

Zlotowski: Ich wollte Sofia nicht als jemanden darstellen, der zutiefst verletzt ist.

Wieso müssen im Kino alle Frauen, die ihre Sexualität furchtlos ausleben, auch Opfer sein? Ich liebe Virginie Despentes, eine der spannendsten Autorinnen Frankreichs, sie redet von den „mal baises“ – also

quasi den „­ungefickten“, den Parias, den Marginalisierten.

Ich musste auch an „Breakfast at Tiffany’s“ denken – an das Buch, nicht den Film.

Zlotowski: In „Breakfast at Tiffany’s“ ist er ja ein männlicher Gigolo. Es ist sehr spannend, wie puritanisch das amerikanische Kino geworden ist, wenn man sich Filme aus den 1940ern wie „Manpower“ mit Marlene Dietrich anschaut, die keine Hure, aber auch keine Heilige ist, sondern halt auf zwei Männer steht, modern ist. Der Gigolo ist nach Richard Gere als „American Gigolo“ einfach verschwunden. Diese Archetypen wollte ich zurückholen und sie anders, nämlich fair, darstellen. Auch die Männer auf den Jachten haben mich interessiert.

Ist Ihre Hauptdarstellerin Zahia Dehar, die eine sehr bekannte „Backstory“ hat, auch ein Archetyp?

Zlotowski: Natürlich! Es war nicht leicht, sie zu besetzen, denn die Leute haben sich bedroht gefühlt. Wenn ich Leute sage, meine ich die Männer, die das Geld haben, die musste man überzeugen. Es gab die Angst, dass das Projekt nicht verstanden würde – und wenn Zahia nicht so gut, so interessant und elegant gewesen wäre, hätte es als das zynische Projekt einer neugierigen Intellektuellen wahrgenommen werden können. Zahia war im kreativen Prozess eine treibende Kraft, ich hätte diesen Film mit keiner anderen Darstellerin gemacht.

War es schwierig, diesen Stoff als Komödie zu pitchen?

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Wieso müssen im Kino alle Frauen, die ihre Sexualität furchtlos ausleben, auch Opfer sein?

REBECCA ZLOTOWSKI, FILMEMACHERIN

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Zlotowski: Das Schlimmste ist, dass ich keine Regisseurin wüsste, die eine sexuell so aggressive Frau zur Hauptfigur eines Films machen würde. Das kenne ich nur von Männern. Vielleicht im queeren Kino. Filmemacherinnen vermeiden diese Darstellung, dabei können wir diese Männerklischees heute neu in Besitz nehmen und uns lustig über sie machen.

Wie haben Sie die Kostüme ausgesucht? Sofia trägt ja nicht viel, aber es sieht sehr speziell aus.

Zlotowski: Manches ist von ihr. Wir hatten kein großes Budget und Zahia Dehar näht sich Kleider wie dieses eine durchsichtige Ding selbst. Ich kann mich erinnern, dass wir nach dem Dreh einmal schwimmen gegangen sind. Ich habe meinen Berg Kleidung an den Strand gelegt; sie hat ihr Kleid genommen und einen Stein, nicht größer als Ihr Diktafon, draufgelegt, damit es nicht weggeweht wird. Ich sagte: Verarschst du mich? So leicht war es.

Werden #MeToo und #TimesUp auch die Darstellung von Sexualität in Filmen beeinflussen?

Zlotowski: Für die Filmschaffenden wird sich vom Handwerk her nichts ändern, wie sie Männlichkeit oder Weiblichkeit gestalten, Julia Pühringer das können alle machen, wie sie wollen.

Das Einzige, das sich geändert hat, ist das ist Redakteurin des Bewusstsein. Das ist hochpolitisch. InkluFernsehmagazins Tele. Für sion gehört dazu, beim Casting. Ich selbst den Falter interviewt sie Filmstars und Regisseurinnen betrachte das als meine Pflicht. Gerade heute, in Zeiten von Fake News und Vertrauauf den Festivals von Berlin enskrise, brauchen wir neue Bilder.

F bis Cannes

IN

24 STUNDEN WIEN Das Stadtfernsehen im Kabelnetz von Magenta, Kabelplus, auf SimpliTV, A1 TV und in unserer Online-Mediathek auf W24.at

MO-FR 18:30 auf

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Die Grenzen des Kinos verschieben Der tunesische Filmemacher Ala Eddine Slim porträtiert Menschen, die nach einem anderen Leben an den Grenzen von territorialer Macht, Flucht, Verfolgung und innerem Rückzug suchen WÜRDIGUNG: RAMÓN REICHERT

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Für Filmemacher Ala Eddine Slim, 37, ist das Kino eine Schule des Sehens mit anderen Augen Die einzelnen Filme und Termine der Monografie: Ala Eddine Slim finden Sie im Programmteil

einem Flüchtlingslager nahe des Grenzübergangs Ras Jdir drehte, wird dieses Verschieben filmischer Grenzen spürbar, wenn Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Mitarbeiter internationaler NGOs und Vertreter der Presse auf engstem Raum ein modernes Babel mit Migrationshintergrund bilden. Sie alle stellen die neutrale und teilnahmslose Distanz des Dokumentarfilmers infrage und schaffen eine Provokation für das Kino, die von der Herausforderung des Zusammenlebens ausgeht.

The Last of Us Gleich sein erster abendfüllender Film „The Last of Us“ (im Original: „Akher wahed fina“), der die einsame Reise eines Migranten aus Subsahara-Afrika nach Euro-

pa beschreibt, wurde 2016 auf den Filmfestspielen in Venedig mit dem „Leone del futuro“ für den besten Debütfilm ausgezeichnet. Erzählt wird von einem Afrikaner, der versucht, die Grenzen seines Lebens zu verschieben. Er durchquert die Sahara nach Nordafrika und entwendet in einem Küstenort ein Boot, dessen Motor auf hoher See ausfällt. Als er dem Wind und den Wellen ausgesetzt ist, verliert der Mann sein ursprüngliches Ziel aus den Augen und verstrickt sich in eine imaginäre Reise, die ihm bald sinnvoller erscheint, als irgendwo in Europa anzukommen.

Mit der auf offener See verhandelten Selbstthematisierung zeigt der Regisseur nicht nur einen Einzelfall auf, sondern visioniert nomadische Lebensentwürfe unter Migrationsbedingungen. Er beweist, dass

FOTO: VIENNALE

er 1982 in Sousse, Tunesien, geborene Ala Eddine Slim hat in den letzten drei Jahren mit seinen Filmen für großes Aufsehen auf internationalen Filmfestivals gesorgt. Dies mag daran liegen, dass er mit jeder neuen Arbeit die Möglichkeiten des Kinos erweitern möchte. Werkgeschichtlich ist ein vielschichtiges Œuvre entstanden, das Dokumentarfilme, Spielfilme, Kurzfilme und Videoarbeiten umfasst. In jedem dieser Medienformate verschiebt er die Grenzen der medialen Formen des Darstellens und Erzählens im Film und bereichert sowohl formalästhetisch als auch inhaltlich das internationale Gegenwartskino.

Bereits im frühen Dokumentarfilm „Babylon“, den Slim gemeinsam mit Youssef Chebbi und Ismaël im Frühjahr 2012 in

„The Last of Us“ beschreibt den Weg eines Migranten aus Subsahara-Afrika nach Europa. In einem Küstenort entwendet er ein Boot, dessen Motor auf hoher See ausfällt

V I E N N A L E 1 9 F A L T E R Poesie und Politik keine Gegensätze sein müssen. Um die Einsamkeit der Figur im Bildraum zu verstärken, wurde „The Last of Us“ ohne Dialog gedreht.

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Ramón Reichert ist Kulturwissenschaftler und Medientheoretiker und lebt in Wien

Ein Parasit des Kinos In einem Interview mit Radio France International hat sich Ala Eddine Slim selbst einmal als einen „Parasiten des Kinos“ beschrieben, der darauf abzielt, herkömmliche Bildsujets des Kinos zu verwischen. Für ihn ist das Kino eine Schule des Sehens mit anderen Augen. Was ihn interessiert, ist das Erschaffen von enigmatischen Bildern und Tönen, die mit Sehgewohnheiten brechen, um neue Kinoerfahrungen zu ermöglichen.

Für ihn ist das Kino vor allem ein Schauplatz der Transformation. Er transformiert Themen wie Migration, Armut, Gewalt und Diskriminierung in poetisch-allegorische Bilderwelten, um eine neuartige Sensibilisierung für soziale Themen zu ermöglichen. Mit seinem ästhetischen Minimalismus verklärt er jedoch nicht das Politische ins Poetische, sondern schafft es, das Poetische und das Politische auf produktive Weise aufeinander zu beziehen. Sein Kino ist auch in einer anderen Hinsicht transformativ, weil es dem Filmemacher darum geht, jenseits der Stereotypen der Elends- und Mitleidsbilder Bildschöpfungen zu ermöglichen, die beim Betrachten neue affektive und mentale Energien freisetzen.

„Bacurau“ spielt in der nahen Zukunft, aber natürlich geht es um das Brasilien der Jetztzeit

Per Nachtbus zur Menschenjagd Die Regisseure Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles über ihren durchgeknallten Western-Scifi-Slasher-Politfilm „Bacurau“ FEATURE: JULIA PÜHRINGER, CANNES

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FOTOS: VIENNALE

Poetik des Widerstands Sein jüngster Film „Tlamess“ (2019), der beim Festival in Cannes für Aufsehen sorgte, erzählt die Geschichte eines Soldaten, der beim Tod seiner Mutter den Glauben an sein gewöhnliches Leben verliert und desertiert. Sein Alter Ego findet der Soldat in einer schwangeren Frau, die auch mit ihrem gewohnten Alltag und ihrer Geschlechterrolle bricht und ihren Mann verlässt.

Beide Figuren werden von Ala Eddine Slim in ein emanzipatorisch aufgeladenes Fluchtnarrativ verwoben, und im weiteren Verlauf des Films bieten sie eine sog­ artige Reibefläche für die Rollenerwartungen der Nebenfiguren, die als maßgebliche Repräsentanten der tunesischen Gegenwartsgesellschaft verstanden werden können. Diesen Figurenkonflikt erzählt er mit allegorischen Bildern und einer filmischen Hommage an Stanley Kubricks Filmwerk.

Neben Bezügen zu „Full Metal Jacket“ und „Clockwork Orange“ gibt es in mehreren Einstellungen eine direkte Referenz auf den schwarzen Monolithen aus „2001 – A Space Odyssey“, der als ein Medium der Transformation figuriert: „The wall, for me, is the door that takes you elsewhere. Behind the door, everything is revealed.“ Der Monolith erzählt pars pro toto Gesellschaftskritik mit poetischen Mitteln: Der Wald, die Wüste, die Höhle und die Schlange bilden allegorische Schwellen­ orte der Transformation. In ihrer unaufhörlichen Mobilität brechen die Figuren mit ihrem biografischen Schicksal. Nomadisch geworden fordern sie die dominante Gesellschaftsordnung heraus. Als Individualisten bleiben sie am Ende inkommensurabel für künftige Ordnungen, sie bleiben widerständig und markieren eine Utopie, die der Film nur andeuten kann.

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Ala Eddine Slim interessiert das Erschaffen enigmatischer Bilder und Töne, die mit Sehgewohnheiten brechen, um neue Kinoerfahrungen zu ermöglichen

s ist schwierig, den Wahnsinnsfilm „Bacurau“ zu beschreiben, ohne zu spoilern. Sagen wir so: Ein brasilianisches Dorf mit ziemlich sturschädeligen Einwohnerinnen und Einwohnern und einer Grundausstattung an Drogen wird in naher Zukunft von einer Gruppe blutrünstiger amerikanischer weißer Rassisten heimgesucht, die Unschönes vorhat.

Für den speziellen Look des Films hat sich Kleber Mendonça Filho 50 Jahre alte Objektive von Panavision besorgt und Juliano Dornelles als Co-Regisseur. Dennoch sei es von „Aquarius“, der Sônia-BragaOne-Woman-Show, mit der er 2016 Furore machte, gar kein großer Sprung zu „Bacurau“. Auch hier, findet Mendonça Filho, gehe es „um eine Invasion, wie letztlich in vielen klassischen Thrillern, von ‚Straw Dogs‘ bis ‚Assault on Precinct 13‘. Manche Filme von Henri-Georges Clouzot und Hitchcock handeln von jemandem, der drinnen ist und sich vor einem Eindringling zu schützen sucht, auch ‚Alien‘ ist ein gutes Beispiel dafür.“ Thriller und Horror sind nicht die einzigen

Genres, mit denen die beiden Regisseure hier mit viel Jux, Tollerei und Blutvergießen spielen. „Wir lieben das Genrekino. Unsere Generation ist wohl die erste Filmemachergeneration, die nicht damit aufgewachsen ist, Rossellini zu schauen und italienischen Neorealismus, der die großen brasilianischen Filme der 1960er-Jahre beeinflusst hat, das Cinema Novo. Sondern ich hatte das Glück, dass in den riesigen Filmpalästen, die ich in meiner Kindheit besuchte, Spielberg lief, Joe Dante und John Carpenter. Also ist es nur logisch, dass die Filme, die wir jetzt machen, zwar brasilianisch sind, aber vielleicht doch einen anderen Geschmack haben.“ Selbst sehen die beiden ihren Film am ehesten im Western-Genre verortet. Dafür gibt es in „Bacurau“ freilich Genre-untypisch viele Frauen und Menschen mit LGBT-Hintergrund. Und ja, Repräsentation ist dem Regieduo, laut Selbstdefinition „straighte weiße Männer“, wichtig.

„Wir wollen Brasilien abbilden“, sagt Juliano Dornelles. „Das ist ja die Ironie: Brasilien ist ungemein divers, und jetzt gibt es seit dem neuen Präsidenten ein völlig gegenteiliges offizielles Narrativ“, ergänzt Mendonça Filho. „Bacurau“ spielt in der nahen Zukunft, aber natürlich geht es auch um das Brasilien der Jetztzeit. Mendonça Filho sieht diese Diskrepanz entspannt. „Auch der erste ‚Mad Max‘ beginnt mit ‚in ein paar Jahren‘, und doch sieht alles aus wie 1979. Der Futurismus liegt eher in der Darstellung von extremen gewalttätigen gesellschaftlichen Entwicklungen. Genau das machen wir auch.“ Dabei neigt ja gerade Science-Fiction zum Konservativismus – zu beschränkt ist die Vorstellungskraft der Menschen. „Genau, da sollen dann die Gadgets das Erzählen von Zukunft übernehmen. Das hat uns erstens nicht interessiert und zweitens hätten wir auch kein Budget dafür gehabt“, sagt Mendonça Filho lachend. Es reichte immerhin, um ein paar Haifischzähne zu verstecken und so darauf hinzuweisen, dass auch der höchste Berg einmal Meeresgrund war – und wieder sein kann.

Dass die Regisseure eingefleischte Carpenter-Fans sind („JC steht für John Carpenter, nicht Jesus Christus“, so Juliano Dornelles), versteht sich von selbst. Und natürlich haben sie die Masterclass besucht, die der US-Kultregisseur in Cannes abgehalten hat. „Der größte Schock war, dass er ‚Die Fliege‘ von Cronenberg nicht mag“, sagt Mendonça Filho: „Mir blieb der Mund offen. Das ist einer meiner Lieblingsfilme.“ Gibt es Filme, die er selbst nicht leiden kann? „Ja, klar, viele. Ich war schließlich mal Filmkritiker. Nur so viel: Ich hasse Filme, die Leute mit den Augen der Industrie darstellen. Wo der Schwule der Lustige ist oder es keinen Sex gibt, weil’s schlecht fürs Geschäft ist.“ F Gartenbau: Di, 29.10., 20.30 Uhr Mi, 30.10., 23 Uhr (OmenglU)

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URANIA

13.30 16.00 18.30 21.00

15.30 Babylon

(Ala Eddine Slim, Ismael, Youssef Chebbi, TUN 2012, OF, 119 min)

21.30 Delphine et Carole, insoumuses (Callisto McNulty, F/CH 2019, OmenglU, 70 min)

12.30 AI (L. Martel, ARG/Ö 2019, englOF, 2 min)

15.30 L’Automne

(Slim, TUN 2007, OmenglU, 14 min) Akher wahed fina (Slim, TUN/QAT/VAE/LIB 2016, 95 min)

21.00 Tlamess

(Ala Eddine Slim, TUN/F 2019, OmenglU, 120 min)

12.00 Il traditore

(C. Sciamma, F 2019, OmU, 120 min)

(Marco Bellocchio, I/F/D/BRA 2019, OmU, 152 min)

A Dog Called Money

Ji yuan tai qi hao

Portrait de la jeune fille en feu

(Seamus Murphy, IRL/GB 2019, OmU, 92 min)

(Yonfan, HK/CHN 2019, OmenglU, 125 min)

Kurzfilmprogramm 1: Embracing All Around (73 min)

Una luna de hierro (Rodri-guez,

CHI/F 2017, OmenglU, 29 min)

two moons

Kurzfilmprogramm 2: Life and Then (OmenglU, 73 min)

21.00 Nunca subí el provincia

(James Benning, USA 2018, 42 min)

(Ignacio Agüero, CHI 2019, OmenglU, 92 min)

12.00 Little Joe

12.45 Marriage Story

(Jessica Hausner, Ö/GB/D 2019, OmU, 105 min)

(Noah Baumbach, USA 2019, OmU, 137 min)

Kurzfilmprogramm 3: Today, Yesterday and Tomorrow

Kurzfilmprogramm 4: Stones and Bombs

Kurzfilmprogramm 5: Rituals

Etre vivant et le savoir

21.30 Magiae Naturalis / Apanhar laranjas / Square Dance / A casa

Variety

Wasp Network

Yokogao

(OmenglU, 73 min)

(Alain Cavalier, F 2019, OmenglU, 82 min)

6.30 Marriage Story (Baumbach, USA 2019, OmU, 137 min)

13.00 Ne croyez surtout pas que je hurle (Frank Beauvais, F 2019, OmenglU, 75 min)

(OmenglU)

(Sílvia das Fadas, USA/P/Ö 20112018, OmenglU, 50 min)

(Olivier Assayas, BRA/F/E/B 2019, OmenglU, 123 min)

(OmenglU, 59 min)

(Bette Gordon, USA/BRD/GB 1983, OF, 97 min)

(Fukada Kôji, J/F 2019, OmenglU, 111 min)

(Terrence Malick, USA/D 2019, englOF, 173 min)

Viennale Walzer (ViennaleTabi no owari, sekai no Trailer 2004) (F/Ö 2004, OF, 2 min) hajimari (Kurosawa Kiyoshi, J/UZB/QAT 2019, Varda par Agnès (Agnès Varda,

Divino amor

Booksmart

F 2018, OmenglU, 119 min)

OmU, 120 min)

14.30 A Hidden Life

(Gabriel Mascaro, BRA/UY/CL/DK 2019, OmenglU, 100 min)

(Olivia Wilde, USA 2019, OmU, 102 min)

Booksmart

Das freiwillige Jahr

18.30 Une fille facile

Tommaso

Le jeune Ahmed

The Lighthouse

Jojo Rabbit

20.15 A Hidden Life

20.15 Little Joe

Knives and Skin

20.45 Ema

Bacurau

(Pablo Larraín, CHI 2019, OmenglU, 102 min)

(Kleber Mendonca Filho, Juliano Dornelles, BRA/F 2018, OmenglU, 132 min)

20.15 Zombi Child

20.15 Marriage Story

00.00 Le Daim

Répertoire des villes disparues

The Climb

Le jeune Ahmed

23.30 Om det oändliga

Bacurau

(Roy Andersson, SE/D/NOR 2019, OmU, 78 min)

(Kleber Mendonca Filho, Juliano Dornelles, BRA/F 2018, OmenglU, 132 min)

Lan xin da ju yuan

10.30 In Memoriam Eric Pleskow: One, Two, Three

Marseille

Nuestra voz de tierra, memoria y futuro

Widerstandsmomente

Bora – Geschichten eines Windes

Ralfs Farben

Nachmittag

Santiago

Trabalhar cansa

Ghost Tropic

Born in Flames

Vivre est une mort, et la mort elle aussi und vie

Voyager (ici et ailleurs)

Voyager (ici et ailleurs) 2

Parsi (Eduardo Williams, CH/ARG/

19.00 Mädchen am Kreuz

(Olivia Wilde, USA 2019, OmU, 102 min)

(Terrence Malick, USA/D 2019, englOF, 173 min)

(Quentin Dupieux, F 2019, OmU, 77 min)

Das Glück meiner Schwester

(Angela Schanelec, D 1995, OmenglU, 85 min)

(Ulrich Köhler, Henner Winckler, D 2019, 86 min)

(Jessica Hausner, Ö/GB/D 2019, OmU, 105 min)

(Denis Coté, CAN 2018, OmU, 97 min)

(Billy Wilder, USA 1961, OmU, 125 min)

Cabra marcado para morrer La Lecture comme (vinte anos depois) pélerinage (Eduardo Coutinho, Brasilien 1964/84, OmenglU, 119 min)

(Pierre Creton, F 2005–2009, OmenglU, 86 min)

Ganze Tage zusammen (Don-

16.30 Princesa morta do Jacuí

schen, D 2019, OmenglU, 23 min)

Mi piel, luminosa

(Pereda, Rodríguez, MEX/CAN 2019, OmenglU, 40 min)

(Marcela Ilha Bordin, BRA 2018, OmenglU, 17 min)

Ghost Strata

(Ben Rivers, GB 2019, OF, 45 min)

(Rebecca Zlotowski, F 2019, OmU, 90 min)

(Jennifer Reeder, USA 2019, OF, 111 min)

(Michael Angelo Covino, USA 2019, OmU, 94 min)

(Angela Schanelec, D/F 2003, OmenglU, 95 min)

(Angela Schanelec, D 2007, OmenglU, 97 min)

(Pierre Creton, F 2002–2016, OmenglU, 70 min)

Dans la ruche (qu’est-ce qu’une communauté?)

Longa noite

Liberté

Les Animaux (que donc je suis)

21.30 Blanco en blanco

(Pierre Creton, F 2011–2017, OmenglU, 98 min)

(Théo Court, E/CHI/F/D 2019, OmenglU, 100 min)

O prisioneiro da grade de ferro (auto-retratos)

Proust – Maniquerville

(Pierre Creton, F 1994–2019, OmenglU, 99 min)

(Albert Serra, F/P/E/D 2019, OmenglU, 132 min)

O jardim das espumas

(Luiz Rosemberg Filho, BRA 1970, OmenglU, 107 min)

(Eloy Enciso, E 2019, OmenglU, 90 min)

(Paulo Sacramento, BRA 2003, OmenglU, 123 min)

(Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck, D 1929, OmU, 87 min)

(Pierre Creton, F 2009, OmenglU, 83 min)

(Abel Ferrara, I/GB/USA/GR 2019, OmU, 116 min)

(Jean-Pierre und Luc Dardenne, B/F 2019, OmenglU, 84 min)

(Marta Rodriguez, Jorge Silva, COL 1981, OmenglU, 108 min)

(Joao Moreira Salles, BRA 2007, OmenglU, 80 min)

(Jean-Pierre und Luc Dardenne, B/F 2019, OmenglU, 84 min)

(Jo Schmeiser, Ö 2019, OmenglU, 98 min)

(Marco Dutra, Juliana Rojas, BRA 2011, OmenglU, 99 min)

(Robert Eggers, CAN/USA 2019, OmU, 110 min)

(Bertrand Bonello, F 2019, OmU, 103 min)

(Bernhard Pötscher, Ö 2019, OmenglU, 88 min)

(Bas Devos, B 2019, OmenglU, 85 min)

(Taika Waititi, USA/D 2019, OmU, 108 min)

(Noah Baumbach, USA 2019, OmU, 137 min)

(Lou Ye, CHN 2019, OmenglU, 127 min)

(Lukas Marxt, Ö/D 2019, OmenglU, 74 min)

(Lizzie Borden, USA 1977–82, OmU, 90 min)

(Pierre Creton, Vincent Barré, F 2006–2014, OmenglU, 77 min)

Sete anos em maio (Uchôa,

Raposa (Leonor Noivo, P 2019, OmenglU, 40 min) Accession (Hassan, Tufenkian, USA 2018, OF, 49 min)

19.00 Frauenarzt Dr. Schäfer

19.00 Das Recht auf Liebe

19.00 Die Warschauer Zitadelle

19.00 Der Orlow

21.15 African Mirror

La mafia non è più quella di una volta

21.15 Serpentário

(Carlos Conceicao, ANG/P 2019, OmenglU, 85 min)

MS Slavic 7

(Franco Maresco, I 2019, OmenglU, 105 min)

Jovens infelizes ou um homem que grita nao é um urso que danca (Mendonca,

Akher wahed fina (Slim,

Nunca subí el provincia

(Pierre Creton, Vincent Barré, F 2005–2007, OmenglU, 95 min)

(Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck, D 1928, OmU, 92 min)

(Mischa Hedinger, CH 2019, OmenglU, 84 min)

Aopcao ou as rosas da estrada

(Ozualdo Ribeiro Candelas, BRA 1981, OmenglU, 87 min)

(Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck, D 1929, OmU, 74 min)

GUB 2019, OmenglU, 23 min)

BRA/ARG 2019, OmenglU, 42 min)

(Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck, D 1930, OmU, 91 min)

TUN/QAT/VAE/LIB 2016, 95 min)

(Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck, D 1927, OmU, 85 min)

(Sofia Bohdanowicz, Deragh Campbell, CAN 2018, OF, 64 min)

BRA 2015, OmenglU, 127 min)

The Stadium (Ala Eddine Slim,

TUN 2010, OmenglU, 24 min)

(Ignacio Agüero, CHI 2019, OmenglU, 92 min)

Rio, Zona Norte

Serras da desordem

La vida en común

ABC da greve

Era uma vez Brasília

20.45 Sol alegria

Cemetery

12.00 Tlamess

14.00 Krabi, 2562

14.30 Surematu

Wilcox

Moi dumki tikhi

(Antonio Lukich, UA 2019, OmenglU, 100 min)

Las facultades

A vizinhanca do tigre

(Denis Côté, CAN 2019, OF, 66 min)

Blanco en blanco

15.30 Nhà cây

15.15 A volta ao mundo quando tinhas 30 anos

La deuda

Répertoire des villes disparues

Chao

And Then We Danced

Widerstandsmomente

Bora – Geschichten eines Windes

Ralfs Farben

Jeanne

The Plagiarists

La Gomera

(Corneliu Porumboiu, RO/F/D 2019, OmU, 98 min)

Nan fang che zhan de ju hui

Cemetery

(Peter Parlow, USA 2019, OF, 76 min)

23.15 Hail Satan?

13.00 Tommaso

Vendrá la muerte y tendrá tus ojos

Tato mamyn brat

Wet Season

(Nelson Pereira dos Santos, BRA 1957, OmenglU, 84 min)

(Andrea Tonacci, BRA 2006, OmenglU, 135 min)

(Ala Eddine Slim, TUN/F 2019, OmenglU, 120 min)

(Ben Rivers, Anocha Suwichakornpong, GB/THA 2019, OmenglU, 93 min)

15.00 Knives and Skin

16.15 La vida en común

(Jennifer Reeder, USA 2019, OF, 111 min)

(Ezequiel Yanco, ARG/F 2019, OmenglU, 70 min)

Nona. Si me mojan yo los quemo

Lan xin da ju yuan

Space Dogs

Dylda

(Camila José Donoso, CL/BRA/F/KR 2018, OmenglU, 83 min)

(Elsa Kremser, Levin Peter, Ö/D 2019, OmU, 91 min)

(Lou Ye, CHN 2019, OmenglU, 127 min)

(Kantemir Balagov, RUS 2019, OmenglU, 137 min)

Marianne & Leonard: Words of Love

23.15 Midnight Family

(Nick Broomfield, GB 2019, OmU, 102 min)

(Luke Lorentzen, MEX/USA 2019, OmenglU, 81 min)

Evge

143 rue du désert

(Nariman Aliev, UKR 2019, OmenglU, 96 min)

(Hassen Ferhani, ALG/F/QAT 2019, OmenglU, 100 min)

(Ezequiel Yanco, ARG/F 2019, OmenglU, 70 min)

(Ksenia Okhapkina, EST/LV 2019, OmenglU, 60 min)

15.45 Das freiwillige Jahr (Ulrich Köhler, Henner Winckler, D 2019, OmenglU, 86 min)

Así habló el cambista

(Federico Veiroj, UY/ARG 2019, OmenglU, 97 min)

Man you

(Zhu Xin, CN 2018, OmenglU, 94 min)

(Abel Ferrara, I/GB/USA/GR 2019, OmU, 116 min)

Carelia, internacional con Monumento

The Plagiarists

Space Dogs

(Peter Parlow, USA 2019, OF, 76 min)

(Elsa Kremser, Levin Peter, Ö/D 2019, OmenglU, 91 min)

Un film dramatique

Liberté

Krabi, 2562

(Andrés Duque, E/RUS 2019, OmenglU, 90 min)

(Éric Baudelaire, F 2019, OmenglU, 114 min)

21.30 Longa noite

(Eloy Enciso, E 2019, OmenglU, 90 min)

(Albert Serra, F/P/E/D 2019, OmenglU, 132 min)

(Ben Rivers, Anocha Suwichakornpong, GB/THA 2019, OmenglU, 93 min)

21.30 A Dog Called Money

Ne croyez surtout pas que je hurle

(Seamus Murphy, IRL/GB 2019, OmU, 92 min)

(Frank Beauvais, F 2019, OmenglU, 75 min)

(Leon Hirszman, BRA 1979/90, OmenglU, 84 min)

(Théo Court, E/CHI/F/D 2019, OmenglU, 100 min)

Ghost Tropic

(Bas Devos, B 2019, OmenglU, 85 min)

(Jo Schmeiser, Ö 2019, 98 min)

(José Luis Torres Leiva, CHI/ARG/D 2019, OmenglU, 93 min)

(Anthony Chen, SGP/TW 2019, OmenglU, 103 min)

La Miséricorde de la jungle (Joel Karekezi, B/F 2019, OmenglU, 91 min)

Moi dumki tikhi

(Antonio Lukich, UA 2019, OmenglU, 100 min)

(Adirley Queirós, BRA/P 2017, OmenglU, 98 min)

(Truong Minh Quy, SGP/VIE/D/F/ CHN 2019, OmenglU, 84 min)

(Denis Coté, CAN 2018, OmenglU, 97 min)

(Bernhard Pötscher, Ö 2019, OmU, 88 min)

(Diao Yinan, CN/F 2019, OmenglU, 113 min)

(Tavinho Teixeira, Mariah Teixeira, BRA 2018, OmenglU, 90 min)

(Eloísa Solaas, ARG 2019, OmenglU, 77 min)

(Aya Koretzky, P 2018, OmenglU, 110 min)

(Camila Freitas, BRA 2019, OmenglU, 110 min)

(Lukas Marxt, Ö/D 2019, OmenglU, 74 min)

(Carlos Casas, F/GB/PL/UZB 2019, OmenglU, 85 min)

(Carlos Casas, F/GB/PL/UZB 2019, OmenglU, 85 min)

(Affonso Uchoa, BRA 2014, OmenglU, 96 min)

(Gustavo Fontán, ARG 2019, OmenglU, 74 min)

(Levan Akin, GE/SE 2019, OmU, 105 min)

(Bruno Dumont, F 2019, OmenglU, 138 min)

(Penny Lane, USA 2019, OF, 95 min)

Dans la ruche (qu’est-ce qu’une communauté?)

Les Animaux (que donc je suis)

A volta ao mundo quando tinhas 30 anos

African Mirror

Luciérnagas

La deuda

Caterina (Dan Sallitt, USA 2019, OmenglU, 17 min)

Chun nuan hua kai

(Vadym Ilkov, UA 2018, OmenglU, 76 min)

(Aya Koretzky, P 2018, OmenglU, 110 min)

(Gustavo Fontán, ARG 2019, OmenglU, 74 min)

Wilcox

(Denis Côté, CAN 2019, OF, 66 min)

(Pierre Creton, F 1994–2019, OmenglU, 99 min)

(Mischa Hedinger, CH 2019, OmenglU, 84 min)

Fourteen

(Dan Sallitt, USA 2019, OF, 94 min)

21.15 Así habló el cambista (Federico Veiroj, UY/ARG 2019, OmenglU, 97 min)

(Pierre Creton, F 2011–2017, OmenglU, 98 min)

(Bani Khoshnoudi, MEX/GR/DO 2018, OmenglU, 85 min)

(Ivan Markovic, Wu Linfeng, D/CN/SRB 2019, OmenglU, 60 min)

Na li (Yang Zhengfan, CHN/F 2018, OmenglU, 11 min)

Wan mei xian zai shi (Shengze, USA/HK 2019, OmenglU, 124 min)

ERÖFFNUNG 24.10., 19.30 & 23.00 UHR GARTENBAUKINO

Jojo Rabbit

(Xiaoshuai, CN 2019, OmU, 175 min)

Das Glück meiner Schwester

21.00 Ich war zuhause, aber

21.00 Mein langsames Leben

Tabi no owari, sekai no hajimari

12.00 Vitalina Varela

6.30 Booksmart (Olivia Wilde, USA 2019, OmU, 102 min) 13.00 Le Daim (Quentin Dupieux, F 2019, OmU, 77 min)

A Rainy Day in New York

15.30 Monos

A vida invisível de Eurídice Gusmão

Marseille

(Peter Brook, F/I 1960, OmenglU, 91 min)

(Angela Schanelec, D/F 2003, OmenglU, 95 min)

Der traumhafte Weg

(Angela Schanelec, D 2016, OmenglU, 86 min)

10.00 Medena zemja (Kotevska, Stefanov, MK 2019, OmU, 86 min)

(Angela Schanelec, D/SRB 2019, OmenglU, 105 min)

(Franco Maresco, I 2019, OmenglU, 105 min)

(Angela Schanelec, D 2001, OmenglU, 84 min)

(Taika Waititi, USA/D 2019, OmU, 108 min)

12.30 Synonymes (Lapid,

Überraschungsfilm

15.00 State Funeral

18.30 A Rainy Day in New York

Wasp Network

(Olivier Assayas, BRA/F/E/B 2019, OmenglU, 123 min)

The Climb

(Woody Allen, USA 2019, OmU, 92 min)

And Then We Danced

Madame Sata

(Akin, GE/SE 2019, OmU, 105 min)

(Karim Ainouz, BRA 2002, OmenglU, 105 min)

Die Dohnal

Synonymes

(Sabine Derflinger, Ö 2019, 105 min)

La mafia non è più quella di una volta

Moderato cantabile

(Nadav Lapid, F/IL/D 2019, OmU, 123 min)

F/IL/D 2019, OmenglU, 123 min)

(Pedro Costa, P 2019, OmenglU, 124 min)

(Sergei Loznitsa, NL/LIT 2019, OmenglU, 135 min)

(Alejandro Landes, CO/ARG/NL/DK/SE/D/ UY/USA 2019, OmU, 102 min)

(Michael Angelo Covino, USA 2019, OmU, 94 min)

(Angela Schanelec, D 1995, OmenglU, 85 min)

(Kurosawa Kiyoshi, J/UZB/QAT 2019, OmU, 120 min)

(Woody Allen, USA 2019, OmU, 92 min)

(Karim Ainouz, BRA/D 2019, OmenglU, 139 min)

19.00 Martin Eden

(Pietro Marcello, I/F/D 2019, OmU, 129 min)

20.45 Ich war zuhause, aber

20.45 Kiz kardesler

(Emin Alper, TR/D/NL/GR 2019, OmU, 107 min)

21.00 La Gomera

It Must Be Heaven

Atlantique

(Angela Schanelec, D/SRB 2019, 105 min)

23.30 Zombi Child

23.15 Ema

Amazing Grace

Hatsukoi

The Lighthouse

Martin Eden

Variety

Programm 1

Orly

Programm 3

Surematu

Robolove

Oroslan

Ich bin den Sommer über in Berlin geblieben + Kurzfilme

Lord of the Flies

Plätze in den Städten

Dieser Film ist ein Geschenk

(Anja Salomonowitz, Ö 2019, OmenglU, 72 min)

A Portuguesa

(Angela Schanelec, D 1998, OmU, 120 min)

Programm 2

Die Dohnal

16.15 Príncipe de paz

A vida invisível de Eurídice Gusmão

16.30 Vendrá la muerte y tendrá tus ojos

(Bertrand Bonello, F 2019, OmenglU, 103 min)

(Bette Gordon, USA/BRD/GB 1983, OF, 97 min)

(Matjaz Ivanisin, SLO/CZ 2019, OmenglU, 71 min)

16.30 Der Meineidbauer (Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck, D 1926, OmU, 88 min)

(Pablo Larraín, CHI 2019, OmenglU, 102 min)

(Cecilia Mangini, I 1960–2018, OmenglU, 70 min)

(Angela Schanelec, D 1991–2014, OmenglU, 83 min)

(Cecilia Mangini, I 1961–2019, OmenglU, 58 min)

(Corneliu Porumboiu, RO/F/D 2019, OmU, 98 min)

(Alan Elliott, Sydney Pollack, USA 1972/2019, OmU, 89 min)

(Angela Schanelec, D/F 2010, OmenglU, 84 min)

(Peter Brook, GB 1963, OF, 90 min)

(Sabine Derflinger, Ö 2019, OmenglU, 105 min)

(Elia Suleiman, F/QAT/CAN/D/TR 2019, OmU, 97 min)

(Takashi Miike, J/GB 2019, OmenglU, 108 min)

(Cecilia Mangini, I 1959–1974, OmenglU, 74 min)

(Clemente Castor, MEX 2019, OmenglU, 84 min)

(Ksenia Okhapkina, EST/LV 2019, OmenglU, 60 min)

(Karim Ainouz, BRA/D 2019, OmenglU, 139 min)

(Pietro Marcello, I/F/D 2019, OmU, 129 min)

(Maria Arlamovsky, Ö 2019, OmenglU, 79 min)

(Rita Azevedo Gomes, P 2019, OmenglU, 136 min)

(José Luis Torres Leiva, CHI/ARG/D 2019, OmenglU, 93 min)

No m’estimis

Nhà cây

18.45 Programm 3

Programm 4 – La torta in cielo

19.00 Holy Days (Narimane Mari, ALG/F 2019, 40 min) L’ultimu sognu (Reboulleau, F 2019, OmenglU, 33 min)

Seus ossos e seus olhos

Programm 1

Those That, at a Distance, Resemble Another

Travailler (le territoire)

21.30 Zumiriki

Xurmalar Yetişən Vaxt

(Oskar Alegria, E 2019, OmenglU, 122 min)

(Hilal Baydarov, Ö/AZE 2019, OmenglU, 119 min)

Hail Satan?

(Luis Minarro, E/MEX 2018, OmenglU, 83 min)

(Cecilia Mangini, I 1960–2018, OmenglU, 70 min)

(Truong Minh Quy, SGP/VIE/D/F/CHN 2019, OmenglU, 84 min)

(Jessica Sarah Rinland, GB/ARG/E 2019, OmenglU, 67 min)

(Cecilia Mangini, I 1959–1974, OmenglU, 74 min)

(Pierre Creton, F 2002–2004, OmenglU, 121 min)

(Cecilia Mangini, Lino Del Fra, I 1973, OmenglU, 101 min)

(Caetano Gotardo, BRA 2019, OmenglU, 119 min)

(Penny Lane, USA 2019, OF, 95 min)

17.30 Na li (Yang Zhengfan, CHN/F 2018, OmenglU, 11 min) Wan mei xian zai shi (Shengze, USA/HK 2019, OmenglU, 124 min)

Magiae Naturalis / Apanhar laranjas / Square Dance / A casa

Control Plan (Cláudia Nunes / Ricarfo Alves Júnior / Juliana Antunes, BRA 2010–2018, OmenglU, 71 min)

17.00 The Mahabarata

La ciudad oculta

(Sílvia das Fadas, USA/P/Ö 2011–2018, OmenglU, 50 min)

(Peter Brook, F/GB 1990, englOF, 171 min)

(Victor Moreno, E/F/D 2017, OmenglU, 80 min)

Parsi (Eduardo Williams, CH/ARG/GUB

Leuchtturm des Chaos

L’Île aux oiseaux

No m’estimis

Zumiriki

(Oskar Alegria, E 2019, OmenglU, 122 min)

(Mouramateus, Pires, BRA 2017, OmenglU, 22 min) Nova Dubai (Gustavo Vinagre, BRA 2014, OmenglU, 53 min)

14.00 Di jiu tian chang

Ji yuan tai qi hao

2019, OmenglU, 23 min)

Sete anos em maio (Uchôa,

(Manfred Blank, Wolf-Eckart Bühler, BRD 1983, OmU, 114 min)

Caterina (Dan Sallitt, USA 2019, OmenglU, 17 min)

12.00 Olanda

BRA/ARG 2019, OmenglU, 42 min)

Fourteen

(Bernd Schoch, D/RO 2019, OmenglU, 154 min)

Giraffe

Evge

(Dan Sallitt, USA 2019, OF, 94 min)

(Anna Sofie Hartmann, D/DK 2019, OmenglU, 87 min)

A vizinhanca do tigre

(Affonso Uchoa, BRA 2014, OmenglU, 96 min)

(Nariman Aliev, UKR 2019, OmenglU, 96 min)

Meetings with Remarkable Men

Number Zero / Permanências /

(Sergio Da Costa, Maya Kosa, CH 2019, OmenglU, 60 min)

Divino amor

(Gabriel Mascaro, BRA/UY/CL/DK 2019, OmenglU, 100 min)

15.00 Chun nuan hua kai

(Ivan Markovic, Wu Linfeng, D/CN/SRB 2019, OmenglU, 60 min)

17.00 Atlantis

(Peter Brook, GB 1979/2016, OF, 90 min)

(Valentyn Vasyanovych, UA 2019, OmenglU, 108 min)

21.00 Dieser Film ist ein Geschenk

20.00 State Funeral

(Anja Salomonowitz, Ö 2019, 72 min)

(Sergei Loznitsa, NL/LIT 2019, OmenglU, 135 min)

Les Enfants d’Isadora

Hatsukoi

Monos

(Takashi Miike, J/GB 2019, OmenglU, 108 min)

(Alejandro Landes, CO/ARG/NL/DK/SE/D/UY/USA 2019, OmenglU, 102 min)

Serpentário

11.00 Ang Hupa

Kiz kardesler

Luciérnagas

(Bani Khoshnoudi, MEX/GR/DO 2018, OmenglU, 85 min)

(Luis Minarro, E/MEX 2018, OmenglU, 83 min)

Technoboss

(João Nicolau, P/F 2019, OmenglU, 112 min)

(Wang Xiaoshuai, CN 2019, OmU, 175 min)

Xurmalar Yetişən Vaxt

(Hilal Baydarov, Ö/AZE 2019, OmenglU, 119 min)

(Yonfan, HK/CHN 2019, OmenglU, 125 min)

Marianne & Leonard: Words of Love

(Alain Cavalier, F 2019, OmenglU, 82 min)

(Nick Broomfield, GB 2019, OmU, 102 min)

Viennale Walzer (Viennale-Trailer 2004) (F/Ö 2004, OF, 2 min) Varda par Agnès (Agnès Varda,

Om det oändliga

Atlantique

Por el dinero

Robolove

Il traditore

(Alejo Moguillansky, ARG 2019, OmenglU, 80 min)

13.00 15.30 18.00

23.00 11.00 13.30 16.00 18.30 21.00 18.00

Vando vulgo vedita

16.00 Etre vivant et le savoir

F 2018, OmenglU, 119 min)

18.30

20.30

(Mati Diop, F/SN/B 2019, OmenglU, 107 min)

(Robert Eggers, CAN/USA 2019, OmU, 110 min)

16.00

(Roy Andersson, SE/D/NOR 2019, OmenglU, 78 min)

(Maria Arlamovsky, Ö 2019, OmU, 79 min)

(Mati Diop, F/SN/B 2019, OmenglU, 107 min)

(Marco Bellocchio, I/F/D/BRA 2019, OmU, 152 min)

20.30 13.00 15.30 18.00 20.30

Une fille facile

O que arde

Those That, at a Distance, Resemble Another

MS Slavic 7

Por el dinero

13.00 Medena zemja

16.30 L’Île aux oiseaux

Les Enfants d’Isadora

La ciudad oculta

It Must Be Heaven

15.00 Dylda

Technoboss

Oroslan

Giraffe

Amazing Grace

A Portuguesa

Jeanne

(Bruno Dumont, F 2019, OmenglU, 138 min)

18.30

Olanda

O que arde

Midnight Family

Atlantis

21.30 Nan fang che zhan de ju hui

21.15 Yokogao

21.00

(Damien Manivel, F/KOR 2019, OmenglU, 84 min)

(Carlos Conceicao, ANG/P 2019, OmenglU, 85 min)

(Emin Alper, TR/D/NL/GR 2019, OmenglU, 107 min)

(João Nicolau, P/F 2019, OmenglU, 112 min)

(Bernd Schoch, D/RO 2019, OmU, 154 min)

(Lav Diaz, PH 2019, OmenglU, 278 min)

(Sergio Da Costa, Maya Kosa, CH 2019, OmenglU, 60 min)

(Matjaz Ivanisin, SLO/CZ 2019, OmenglU, 71 min)

(Oliver Laxe, E/F/LUX 2019, OmenglU, 85 min)

(Jessica Sarah Rinland, GB/ARG/E 2019, OmenglU, 67 min)

(Damien Manivel, F/KOR 2019, OmenglU, 84 min)

(Anna Sofie Hartmann, D/DK 2019, OmenglU, 87 min)

(Luke Lorentzen, MEX/USA 2019, OmenglU, 81 min)

(Rebecca Zlotowski, F 2019, OmenglU, 90 min)

(Sofia Bohdanowicz, Deragh Campbell, CAN 2018, OF, 64 min)

(Victor Moreno, E/F/D 2017, OmenglU, 80 min)

(Alan Elliott, Sydney Pollack, USA 1972/2019, OmU, 89 min)

(Valentyn Vasyanovych, UA 2019, OmenglU, 108 min)

23.00

(Oliver Laxe, E/F/LUX 2019, OmenglU, 85 min)

(Alejo Moguillansky, ARG 2019, OmenglU, 80 min)

(Elia Suleiman, F/QAT/CAN/D/TR 2019, OmU, 97 min)

(Rita Azevedo Gomes, P 2019, OmenglU, 136 min)

(Diao Yinan, CN/F 2019, OmenglU, 113 min)

FILMMUSEUM

12.00 Di jiu tian chang

(Silvía das Fadas, P/D/Ö 2019, 60 min)

(Pedro Costa, P 2019, OmenglU, 124 min)

MI, 6.11.

GARTENBAUKINO

Vitalina Varela

DI, 5.11.

METRO

21.30 Cinema Live! Luz, alarao, fulgor – augúrios para …

(OmenglU, 75 min)

(Angela Schanelec, D 2007, OmenglU, 97 min)

MO, 4.11.

OF Originalfassung OmU Originalfassung mit deutschen Untertiteln OmenglU Originalfassung mit englischen Untertiteln englOF englische Originalfassung

HISTORISCHER SAAL

Nachmittag

(Céline Sciamma, F 2019, OmU, 120 min)

METRO

Kurzfilmprogramm 6: Power and Pressure

SO, 3.11.

Portrait de la jeune fille en feu

PLESKOW-SAAL

SA, 2.11.

englOF, 2 min)

STADTKINO

FR, 1.11.

Der Viennale-Trailer 2019: AI (Lucrecia Martel, ARG/Ö 2019,

IM KÜNSTLERHAUS

falter.at/viennale

Features Shorts Kinematografie: Cecilia Mangini, Der weibliche Blick, Peter Brook Brasilien entflammt!

Monografie: Ala Eddine Slim, Silvia das Fadas, Pierre Creton Angela Schanelec Historiografie: News from the Archive

(Tamara Kotevska, Ljubomir Stefanov, MK 2019, OmenglU, 86 min)

(Kantemir Balagov, RUS 2019, OmenglU, 137 min)

(Fukada Kôji, J/F 2019, OmenglU, 111 min)

13.30 16.00

URANIA

Alle Termine, alle Kinos auf einen Blick

O PARTIGIANO!

Paneuropäischer Partisanenfilm RETROSPEKTIVE 25. OKTOBER BIS 4. DEZEMBER 11.30 Uhr

18.30 Uhr

Ne okreći se, sine / Dreh dich nicht um, mein Sohn

Fr 25.10.

(Branko Bauer, YU 1956, OmenglU, 112 min)

Slavnyi malyi / Ein guter Junge

Sa 26.10.

(Boris Barnet, UdSSR 1942, OmenglU, 67 min)

Raduga / Regenbogen Trenutki odlocitve / Entscheidung am Fluss (František Čáp, YU 1955, OmenglU, 99 min)

Mo 28.10.

Kapitán Dabac / Oberst Dabac Le quattro giornate di Napoli / Die vier Tage von Neapel (Nanni Loy, I 1962, OmenglU, 120 min)

Mi 30.10.

Balada o trobenti in oblaku / Die Ballade von einer Trompete und einer Wolke (France Štiglic, YU 1961, OmenglU, 80 min)

Do 31.10.

Kozara

Fr 1.11.

(Veljko Bulajić, YU 1962, OmenglU, 124 min)

Sovist’ / Gewissen Kad cujes zvona / Wenn die Glocken läuten

So 3.11.

(Antun Vrdoljak, YU 1969, OmenglU, 92 min)

Hajka / Menschenjagd

Mo 4.11.

(Živojin Pavlović, YU 1977, OmenglU, 104 min)

Diverzanti / Männer in Nacht und Flammen

Di 5.11.

(Hajrudin Krvavac, YU 1967, OmenglU, 81 min)

Corbari

Do 7.11.

Kartenvorverkauf

So 10.10.

Vorverkauf ab 19. Oktober, tägl. ab 10 Uhr

Kartenverkauf Retrospektive An den Vorverkaufskassen und im Filmmuseum (die Kasse öffnet eine Stunde vor der ersten Vorstellung)

Mo 11.11.

Mi 13.11.

Fr 15.11.

Sa 16.11.

So 17.11.

Mo 18.11.

Mi 20.11.

Sa 23.11.

OF Originalfassung englOF englische Originalfassung OmU Originalfassung mit deutschen Untertiteln OmenglU Originalfassung mit englischen Untertiteln

So 24.11.

Mo 25.11.

Mi 27.11.

TICKETS: TEL. 01/526 594 769 ODER WWW.VIENNALE.AT

(Bodil Ipsen, Lau Lauritzen, DK 1945, OmenglU, 85 min)

21.00 Muzi bez krídel / Männer ohne Flügel (František Čáp, CSSR 1946, OmenglU, 76 min)

Gli sbandati / Die Verirrten (Francesco Maselli, I 1955, OmenglU, 102 min)

21.00 Ni liv / Soweit die Kräfte reichen (Arne Skouen, NOR 1957, OmenglU, 81 min)

Valter brani Sarajevo / Einer ist Sarajevo (Hajrudin Krvavac, YU 1972, OmenglU, 133 min)

21.00 Dolina miru / Tal des Friedens (France Štiglic, YU 1956, OmenglU, 89 min)

Ouranos / Glorreicher Himmel (Takis Kanellopoulos, GR 1962, OmenglU, 87 min)

21.15 Blekitny krzyz / Das blaue Kreuz (Munk, PL 1955, OmenglU, 55 min)

Zvony pre bosých / Glocken für die Barfüßigen (Stanislav Barabáš, CSSR 1965, OmenglU, 96 min)

Proverka na dorogah / Straßenkontrolle (Aleksey German, UdSSR 1971, OmenglU, 96 min)

Makedonski del od peklot / Mazedonische Hölle (Vatroslav Mimica, YU 1971, OmenglU, 102 min)

21.00 Sutjeska / Die fünfte Offensive – Kesselschlacht an der Sutjeska (Stipe Delić, YU 1973, englOF, 130 min)

Mi 6.11.

(Valentino Orsini, I 1970, OmenglU, 90 min)

Für Käufe bis zu 10 Tickets STADTKINO IM KÜNSTLERHAUS: 19. und 20. Oktober, 10 bis 20 Uhr, nur Barzahlung (1., Akademiestraße 13)

De rØde enge / Rote Wiesen

Sa 2.11.

(Vladimir Denisenko, UdSSR 1968, OmenglU, 75 min)

Zusätzliche Expresskassen

(Costa-Gavras, F/I 1967, OmenglU, 110 min)

Di 29.10.

(Pal’o Bielik, CZ 1959, OmenglU, 99 min)

19. bis 24. Oktober, täglich 10 bis 20 Uhr METRO KINOKULTURHAUS SCHOTTENTOR GARTENBAUKINO

19.00 1 homme de trop / Ein Mann zuviel

So 27.10.

(Mark Donskoy, UdSSR 1944, OmenglU, 93 min)

Do 28.11.

Fr 29.11.

Sa 30.11.

So 1.12.

Mo 2.12.

Mi 4.12.

20.30 Uhr

Sekretar’ raykoma / Der Bezirkssekretär

La Bataille du rail / Schienenschlacht

(Ivan Pyryev, UdSSR 1942, OmenglU, 91 min)

(René Clément, F 1946, OmenglU, 85 min)

’O sole mio

Molodaya gvardiya / Die junge Garde

(Giacomo Gentilomo, I 1946, OmenglU, 90 min)

(Sergey Gerasimov, UdSSR 1948, OmenglU, 189 min)

Kanal / Der Kanal

Akcja pod Arsenalem / Operation Arsenal

(Andrzej Wajda, PL 1957, OmenglU, 91 min)

(Jan Lomnicki, PL 1978, OmenglU, 91 min)

Atentát / Das Attentat

Hajka / Menschenjagd

(Jiří Sequens, CSSR 1965, OmenglU, 100 min)

(Živojin Pavlović, YU 1977, OmenglU, 104 min)

Cherez kladbishche / Durch den Friedhof

Idi i smotri / Komm und sieh

(Viktor Turov, UdSSR 1964, OmenglU, 79 min)

(Elem Klimov, UdSSR 1985, OmU, 142 min)

U gori raste zelen bor / Am Berg wächst eine grüne Fichte

Roma, città aperta / Rom, offene Stadt

(Antun Vrdoljak, YU 1971, OmenglU, 94 min)

(Roberto Rossellini, I 1946, OmU, 102 min)

Ne okreći se, sine / Dreh dich nicht um, mein Sohn

Bitka na Neretvi / Die Schlacht an der Neretva

(Branko Bauer, YU 1956, OmenglU, 112 min)

(Veljko Bulajić, YU/I/BRD 1969, OmenglU, 166 min)

Slavnyi malyi / Ein guter Junge

De rØde enge / Rote Wiesen

(Boris Barnet, UdSSR 1942, OmenglU, 67 min)

(Bodil Ipsen, Lau Lauritzen, DK 1945, OmenglU, 85 min)

Trenutki odlocitve / Entscheidung am Fluss

Gli sbandati / Die Verirrten

(František Čáp, YU 1955, OmenglU, 99 min)

(Francesco Maselli, I 1955, OmenglU, 102 min)

Balada o trobenti in oblaku / Die Ballade von einer Trompete und einer Wolke

Dolina miru / Tal des Friedens

(France Štiglic, YU 1961, OmenglU, 80 min)

(France Štiglic, YU 1956, OmenglU, 89 min)

Kozara

20.45 Ouranos / Glorreicher Himmel

(Veljko Bulajić, YU 1962, OmenglU, 124 min)

(Takis Kanellopoulos, GR 1962, OmenglU, 87 min)

Diverzanti / Männer in Nacht und Flammen

Makedonski del od peklot / Mazedonische Hölle

(Hajrudin Krvavac, YU 1967, OmenglU, 81 min)

(Vatroslav Mimica, YU 1971, OmenglU, 102 min)

Corbari (Valentino Orsini, I 1970, OmenglU, 90 min)

Sutjeska / Die fünfte Offensive – Kesselschlacht an der Sutjeska (Stipe Delić, YU 1973, englOF, 130 min)

Zvony pre bosých / Glocken für die Barfüßigen

Proverka na dorogah / Straßenkontrolle

(Stanislav Barabáš, CSSR 1965, OmenglU, 96 min)

(Aleksey German, UdSSR 1971, OmenglU, 96 min)

18.00 Valter brani Sarajevo / Einer ist Sarajevo

Bitka na Neretvi / Die Schlacht an der Neretva

(Hajrudin Krvavac, YU 1972, OmenglU, 133 min)

(Veljko Bulajić, YU/I/BRD 1969, OmenglU, 166 min)

Sovist’ / Gewissen (Vladimir Denisenko, UdSSR 1968, OmenglU, 75 min)

Blekitny krzyz / Das blaue Kreuz (Munk, PL 1955, OmenglU, 55 min) Nusja dhe shtetrrethimi / Die Braut und die Ausgangssperre (Kristaq Mitro, Ibrahim Mucaj, ALB 1978, OmenglU, 52 min)

Kad cujes zvona / Wenn die Glocken läuten

U gori raste zelen bor / Am Berg wächst eine grüne Fichte

(Antun Vrdoljak, YU 1969, OmenglU, 92 min)

(Antun Vrdoljak, YU 1971, OmenglU, 94 min)

Roma, città aperta / Rom, offene Stadt

Idi i smotri / Komm und sieh

(Roberto Rossellini, I 1946, OmU, 102 min)

(Elem Klimov, UdSSR 1985, OmU, 142 min)

Am Galgen hängt die Liebe

Nasvidenje v naslednji vojni / Auf Wiedersehen im nächsten Krieg (Živojin Pavlović, YU 1980, OmenglU, 115 min)

(Edwin Zbonek, BRD 1960, 93 min)

V I E N N A L E 1 9 F A L T E R

19

Hatidze, eine der letzten Wildbienenimkerinnen Europas, lässt nach alter Tradition die Hälfte des Honigs dem Bienenvolk

African Mirror Metro/Historischer Saal: Mo, 28.10., 21.15 Uhr Urania: Mi, 30.10., 16 Uhr (OmenglU) Honeyland/ Medena zemja Gartenbau: So, 3.11., 10 Uhr (OmU) Urania: Mi, 6.11., 13 Uhr (OmenglU) Space Dogs Stadtkino im Künstlerhaus: Fr, 25.10., 20.30 Uhr (OmU) Urania: So, 27.10., 16 Uhr (OmenglU)

Angstschweiß und Bienenfleiß Drei neue Dokus verhandeln Exotismus, das Leben in der Natur und die Frühzeit der sowjetischen Raumfahrt RUNDSCHAU: MARTIN NGUYEN

D

er exotische Blick auf das Fremde ist seit jeher eine be­ liebte Spielart des Dokumen­ tarischen. Der Schweizer Reiselite­ rat René Gardi (1909–2000) erklärte über Jahrzehnte den Zuhausegeblie­ benen in Büchern, Fernsehsendungen und Filmen den afrikanischen Konti­ nent. Dabei hob er unverhohlen das Bild des schönen nackten Wilden her­ vor, der in seiner angeblichen heilen Welt nur Freude und Unschuld kann­ te. Eine innere Freiheit, die die west­ liche Welt verlernt hätte.

FOTO: VIENNALE

Seinem Landsmann Mischa Hedinger

fiel nach Gardis Tod dessen persön­ liches Archiv in die Hände. Im Film­ essay „African Mirror“ montiert He­ dinger ausschließlich Bild-, Ton- und Textdokumente neu zusammen. Ohne zusätzlichen Kommentar, aber nicht ohne Intention treten dabei imma­ nente Widersprüche und Konflik­ te des Archivmaterials heraus. Gar­ dis imaginiertes Bild Afrikas war eine Ansammlung von Wünschen, Sehn­ süchten und naiven Fantasien. Da­ bei ließ er sich auch widerstands­ los von Imperialisten und Kolonis­ ten vereinnahmen, aufkeimende Kri­ tik an seiner kolonialen Sicht wurde beiseitegeschoben.

Die Neukonfiguration des Mate­ rials entlarvt etwa Mitglieder eines Stammes als engagierte Darsteller;

stillgelegte Schmiedeöfen werden da schon einmal für das von Moderni­ tät bereinigte Bild Gardis wieder an­ geworfen. Gardi war sich seiner Wi­ dersprüchlichkeit selbst nicht bewusst. „Manchmal wünschte ich, wir Schwei­ zer hätten auch irgendeine Kolonie in den Tropen“, beklagte Gardi die Zu­ schauerrolle der Eidgenossen. Hedin­ gers kluger Filmessay stellt letztlich auch die Frage, wie weit sich der pro­ blembehaftete Blick Europas auf Af­ rika seitdem gewandelt hat.

Ein reizvolles Sujet ist das Exotische

auch in Tamara Kotevskas und Ljubo­ mir Stefanovs Cinema-verité-Porträt einer der letzten weiblichen Wildbie­ nenimkerinnen Europas. In der Ein­ gangssequenz von „Honeyland“ folgt die Kamera der Imkerin Hatidze in senfgelber Bluse über bedrohlich stei­ le Hänge mazedonischer Bergrücken hin zu einer Felsspalte. Hinter einer summenden Steinplatte verborgen lebt dort ein Bienenvolk, dessen Wa­ ben sie nachhaltig erntet. „Die Hälfte für uns, die Hälfte für euch“, erinnert sie sich selbst an die seit Generatio­ nen erprobte Tradition.

Hatidze lebt mit ihrer bettlägerigen Mutter in einem abgelegenen Berg­ dorf. Ohne Elektrizität, ohne fließen­ des Wasser. Das karge, aber einträchti­ ge Leben mit der Natur wird jäh durch die Ankunft der Familie Sam und ih­ rer nachziehenden Herde Rinder und ihrer Horde Kinder unterbrochen. Aus

anfänglicher Nachbarschaftshilfe wird bald handfester Streit. Um das kar­ ge Einkommen der Familie zu ver­ bessern, steigt Rinderbauer Hussein selbst ins Honiggeschäft ein.

Ein unerbittlicher Kampf um die Güter beginnt. Angetrieben von einem gierigen Abnehmer beutet der Patri­ arch Hussein sein Bienenvolk rück­ sichtslos aus. So lange, bis dieses be­ ginnt, Hatidzes Honig zu fressen. Mit Maß reicht es für alle, mit Gier für keinen. Die Kamera bleibt dabei stets nah an Hatidze, lauscht den Gesprä­ chen der Mutter und folgt den sehn­ süchtigen Blicken Hatidzes in die Fer­ ne, während die Verzweiflung über die rücksichtslosen Nachbarn stetig wächst. Dem Film gelingt eine intime Beobachtung eines Mikrokosmos, die als Parabel über die selbstzerstöreri­ sche Ausbeutung der Natur durch den Menschen mehr denn je aktuell ist.

Das Verhältnis von Mensch und Na­

tur findet sich auch im faszinieren­ den österreichischen Dokumentarfilm „Space Dogs“ von Elsa Kremser und Levin Peter wieder. Als die bemannte Raumfahrt noch in den Kinderschu­ hen steckte, war der Entdeckerdrang groß, die Angst vor den Gefahren des Kosmos jedoch größer.

Während die Amerikaner Schim­ pansen ins Weltall schossen, wurden sowjetische Wissenschaftler in den Straßen Moskaus fündig. Laika, eine vierbeinige Streunerin, wurde dazu

auserkoren, die erste „Kosmonautin“ zu werden. Ohne Rückfahrticket. Ei­ ner Legende zufolge streift der Geist der Hündin immer noch ruhelos he­ rum. Dieses märchenhafte Narrativ setzt das Regieduo kunstvoll mit tie­ fer Erzählerstimme und hüfthoher Ki­ nematografie in das heutige Moskau und folgt den Nachfahren Laikas aus Hundeperspektive. Der naturalistische Blick auf die Conditio canis ist natür­ lich vor allem ein Blick auf den Men­ schen selbst.

Mit Archivbildern der sowjetischen

Raumfahrtbehörde zieht das Regieduo eine historische Ebene ein. Geschärft durch aktuelle Tontechnik ertragen dort vierbeinige Streuner fragwürdi­ ge Tests und physische Belastungs­ proben. Sie sind filmisch so montiert, als würden die heutigen Straßenhun­ de von kollektiven Erinnerungen ge­ plagt. Wenn die Pfoten eines träumen­ den Hundes zucken, dann nur durch vom Atmosphärendruck induzierten Angstschweiß. „Space Dogs“ nähert sich doku­ mentarisch-essayistisch in Form ei­ ner originären Fabel dem Kapitel der brutal inhuman-animalischen Zweckverbindung an. Missbrauch und ­postumes Heldentum – was für ein Hundeleben!

F Martin Nguyen ist Filmemacher und arbeitet in der Programmredaktion der Falter:Woche

20

F A L T E R V I E N N A L E 1 9

Der Hintertreppenkrieg A

ls Costa-Gavras „Ein Mann zuviel“ drehte, musste er oft an seinen Vater denken. Die Berglandschaft des Massif central, in der sein Film entstand, unterschied sich gar nicht so sehr von der des Peloponnes, wo sein Vater Widerstand gegen die deutschen Besatzer leistete. In Kindertagen hatte er sich ihn noch als Einzelkämpfer vorgestellt; später begriff er, dass er als Partisan im Verbund mit Gleichgesinnten stand.

Bei der Arbeit am Film wurde dem Regisseur aber auch bewusst, dass es nicht nur eine Résistance in Frankreich gab: Die einzelnen Zellen agierten aus durchaus unterschiedlichen Beweggründen. „Ein Mann zuviel“ (1967), der am Beginn der diesjährigen Viennale-Retrospektive läuft, feiert zwar den Mut von Freischärlern, die keine Profis im Kämpfen sind. Aber ihre Geschlossenheit ist brüchig, die Tragfähigkeit ihrer Moral steht in Zweifel. Der Partisanenfilm handelt, wenn er ehrlich ist, von Widersprüchen und Ungewissheit.

Mein Vater gehörte ebenfalls der Kriegsge-

Die große Retrospektive von Film­museum und Viennale erkundet Ästhetik, Legitimität und Folklore des Partisanenfilms F I L M­­ GESCHICHTE: GERHARD MIDDING

Den Schwerpunkt bildet jedoch Jugoslawi-

en, was auch insofern gerechtfertigt ist, da Partisanenkampf die hauptsächliche Strategie der Volksbefreiungsarmee war. Der Freischärlerfilm wird zum bestimmenden, identitätsstiftenden und erfolgreichsten Genre dieser Kinematografie. „Dreh dich nicht um, mein Sohn“ von Branko Bauer legt 1956 einen Grundstein dieser Tradition, die sich Ende der 1960er-Jahre zusehends internationalisiert. In „Sutjeska“ spielt Richard Burton 1974 Tito als fürsorglichen Heerführer, der seine Soldaten noch beim Namen kennt und sich weder auf die Sowjetunion noch auf die Westmächte verlassen kann. „Wenn dieser Krieg vorüber ist“, räsoniert er, „werden wir keinem etwas schuldig sein.“ Verschiedene Entwicklungsphasen dieses Genres werden im Filmmuseum kenntlich.

Die ersten Filme entstehen aus unmittelbarer Zeugenschaft, auf die ideologische Brüche und Revisionen folgen. Der verzweifelte Kampf gegen die Achsenmächte ist mit der Hoffnung auf eine bessere Welt und jeweils nationale Erneuerung verknüpft. Ita-

Gerhard Midding, freier Filmkritiker und Übersetzer in Berlin, schreibt u.a. für Berliner Zeitung, Die Welt, epd-Film und für das Feuilleton des Falter

FOTOS: ÖS T. FIL M MUSEUM , SLOV ENSK A K INOT EK A

neration an, wenngleich auf der gegnerischen Seite. An der Ostfront hatte er die Unberechenbarkeit der russischen Partisanen fürchten gelernt, im Straßenkampf wie in den Wäldern. Seine Lieblingsgeschichte handelte allerdings davon, wie er einmal von ihnen verschont wurde: Er bat in einem Bauernhaus um Brot und Milch für seine Einheit und entdeckte erst beim Hinausgehen, dass hinter dem Ofen Bewaffnete lauerten – die ihn ziehen ließen, weil er höflich gefragt hatte. Das alte Feindbild steckte ihm dennoch in den Knochen.

Wenn er Jahrzehnte später Schädlinge im Garten bekämpfte (wobei er auf Mittel zurückgriff, die in Deutschland nicht zugelassen waren, wohl aber in östlichen Nachbarländern), schimpfte er seine Widersacher gern Partisanen.

In der restaurativen BRD stand er mit dieser Haltung nicht allein. Filme über ihren Kampf wurden der Hetze bezichtigt; obgleich viele durch Schnitte und Synchronisation entschärft waren. „Vier Tage in ­Neapel“ von Nanni Loy rief 1962 wegen der Schilderung von Wehrmachtsver-

brechen diplomatische Konflikte mit Italien hervor; die Freiwillige Selbstkontrolle musste mehrfach tagen, bis sie ihn nach einem Jahr endlich freigab.

Die Retrospektive „O Partigiano!“ leistet filmhistorische Grundlagenarbeit, indem sie ein paneuropäisches Panorama dieses Subgenres entfaltet. Wie es immer wieder im Filmmuseum der Fall ist, erweitert sie beherzt den Kanon. Neben einem ausgewiesenen Klassiker wie Rossellinis „Rom, offene Stadt“ läuft der weithin vergessene „O sole mio“ von Giacomo Gentilomo, der unmittelbar nach Kriegsende den Aufstand von Neapel thematisiert. Der Kampf sowjetischer Freischärler ist nicht nur mit Elem Klimows verstörendem „Komm und sieh“ repräsentiert; Boris Barnets bedingungslos lyrischer Film „Ein guter Junge“ offenbart eine unerwartet komödiantische, gleichwohl heroische Facette. Immerhin ein bundesdeutscher Beitrag findet sich in der Auswahl („Am Galgen hängt die Liebe“ von 1960); „Rote Wiesen“ wirft 1945 ein Schlaglicht auf den dänischen Widerstand, das zwischen Melodram und Schauplatzrealismus schillert.

Das Partisanenkino hat auch einen schwermütigen Zug: „Auf Wiedersehen im nächsten Krieg“ (1980), „Ein Mann zuviel“ (1967), „Die Braut und die Ausgangssperre“ (1978)

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lien nimmt eine Sonderrolle ein, denn die Resistenza kämpft, etwa in Franco Masellis exzellentem Debütfilm „Die Verirrten“, nicht allein gegen die deutschen Invasoren, sondern auch das vorherige, faschistische Italien.

Das Genre hat den Kinovorteil der Überschaubarkeit. In jugoslawischen Filmen werden zwar zuweilen auch Gesamtstrategien und entscheidende Schlachten in den Blick genommen. Aber meist stehen kleine Verbände im Zentrum, die mit leichter Bewaffnung, aber festen Strukturen kämpfen.

Wir sind gezwungen, seufzt Hardy Krüger als deutscher General in „Die Schlacht an der Neretva“, einen Hintertreppenkrieg zu führen. Es gehört zur Folklore des Genres, dass den irregulären Truppen auch Frauen

angehören, was den Drehbüchern sentimentale und erotische Möglichkeiten eröffnet, die dem Kriegsfilm sonst verwehrt bleiben.

Die Gattung entbehrt nicht einer ruppigen Romantik, woran der Titel der Filmreihe anknüpft: „O Partigiano!“ geht auf eine Zeile des Lieds „Bella Ciao“ zurück, das vergangenes Jahr zu einem unverhofften Sommerhit in Europa avancierte.

Die Axt spielt 1961 eine Hauptrolle in „Die Ballade von einer Trompete und einer Wolke“ von France Štiglic

Insgeheim besitzt das Partisanenkino einen

Retrospektive von 25.10. bis 4.12. im Österreichischen Filmmuseum. Die einzelnen Filme und Termine finden Sie im Programmteil

schwermütigen Zug. Es erzählt davon, wie einem das eigene Land fremd wird. Die vertraute Umgebung ist verheert, dörfliche und städtische Gemeinschaften sind zerstört.

Die Heimat muss mit einem Mal strategisch definiert werden. Die Kämpfer sind, wie be-

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reits der brillante Auftakt von Wajdas „Kanal“ klarstellt, auf sich gestellt, Todgeweihte.

Nicht weniger aufschlussreich ist also, was viele Filme aus politischen Gründen nicht oder allenfalls im Ansatz zeigen konnten. Die Resistenza wurde von den Westalliierten nicht anerkannt, weil die Amerikaner sie für kommunistisch unterwandert hielten. Im Gegenzug bleibt die Sowjetarmee in „Kanal“ unsichtbar. Den verzweifelten Blick auf das andere Ufer der Weichsel wird das polnische Publikum 1957 aber gewiss in aller Tragweite verstanden haben.

Dort lagen während des Warschauer Aufstandes bereits sowjetische Truppen, doch Stalin zog es vor, die Heimatarmee ausbluten zu lassen.

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F A L T E R V I E N N A L E 1 9 Nervosität loszuwerden. Aber von ­wegen Gefahr: Ausgeraubt wurde ich im ­Viertel Anacostia in Washington, da hat mein Schädel etwas abbekommen und ich musste ins Krankenhaus – in den USA war ich am meisten gefährdet.

Wie sind Sie mit den Leuten dort ins Gespräch gekommen?

Murphy: Das war eine lustige Geschichte, alle meinten, man darf da nicht hinfahren, nicht einmal bei einer roten Ampel stehenbleiben, weil es so gefährlich ist in Anacostia. Das habe ich schon überall auf der ganzen Welt zu hören gekriegt, also sagte ich: Nehmen wir den Zug und gehen wir die Hauptstraße entlang, da sind normale Leute unterwegs und schauen wir. Wir sind herumgelaufen, sind zu einem Friseur rein, haben uns nett unterhalten, dann waren wir in der Pizzeria von einem Türken, der hat uns rumgeführt und dann haben wir diese Kids getroffen, die gerade Karten spielten, und er so: Die Frau ist echt interessant, die ist lesbisch, aber das scheint den Typen völlig egal zu sein, denn sie ist die Anführerin .... so haben wir diese Gruppe gefunden. Wir sind über Whatsapp noch heute in Kontakt.

Auf dem Kriegspfad Die Sängerin PJ Harvey und der Kriegsfotograf Seamus Murphy, der auch Regie führt, reisen gemeinsam durch den Kosovo, besuchen Kabul und Washington, D.C.

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ie entsteht ein Album? Wohl nur selten so: Die Künstlerin PJ Harvey reist mit einem ­Fotografen durch Orte, die von Konflikten geprägt sind. Er führt sie herum und filmt dabei, sie macht Notizen, man beobachtet Land und Leute, interagiert. Dazwischen: ­Szenen von den Aufnahmen für das Album. Der dazugehörige Film heißt „A Dog Called Money“, die Künstlerin selbst bleibt ein Enigma.

Falter: Muss man Poet sein, um einen Film über eine Poetin zu machen?

Seamus Murphy: Schon möglich. Ich mag langsame, lange Einstellungen. Sowohl ­Pollys Motto als auch meines ist: „Sei nicht zu verdammt offensichtlich.“ Mir fällt es schwer, offensichtlich zu sein, dabei habe ich für Mainstreammedien wie die New York Times, Newsweek oder den Guardian gearbeitet. Die haben solche Fotos nie veröffentlicht, gemacht habe ich sie trotzdem.

Hier war der Kontext ein anderer. Als ich von Afghanistan zurückgekommen bin, hab ich ihre Gedichte gelesen, aus denen spä-

INTERVIEW: JULIA PÜHRINGER, BERLIN

ter Songs wurden. Wie „The Orange Monkey“. Was ich so sehr mochte an unserer Zusammenarbeit, war, von einem Ort überrascht zu werden, den ich bereits ziemlich gut kannte. Sie war in der Lage, etwas ganz anderes darin zu sehen.

Stand die Form des Films von Anfang an fest?

Murphy: Es war nicht einfach, den Film finanziert zu bekommen, auch, weil ich ihn nicht gut beschreiben konnte. Also: PJ Harvey ist dabei, aber nein, ich werde sie nicht interviewen, und nein, es wird kein ­Biopic.

Es wird eine Untersuchung des kreativen Prozesses …

Gartenbau: Fr, 25.10., 15.30 Uhr Urania: Sa, 26.10., 21.30 Uhr (OmU)

Hatten Sie beim Dreh je das Gefühl, in Gefahr zu sein?

Murphy: Natürlich kann man in Orten in Afghanistan, wo gekämpft wird, in Gefahr geraten. In Kabul ist die größte Angst, im Verkehr zu stecken, und dann kommt ein Selbstmordattentäter. Ich habe deshalb früher immer viel im Auto gefilmt, um meine

Wie haben die Leute auf PJ Harvey reagiert? Wurde sie erkannt?

Murphy: Nein, sie hat das sehr geliebt. Immerhin hat sie ein Management, seit sie 21 Jahre alt ist. In Washington war das besonders lustig, da hat uns ein Freund von einem Freund rumgeführt, der hat nicht gewusst, wer sie war. Erst als er ins Büro zurückkam, hat ihm jemand erzählt, dass PJ Harvey in der Stadt gesehen wurde, und gemeint: Sag, warst du nicht mit jemandem unterwegs, die Polly heißt?

Sie ist ja als Star schwer fassbar, gibt keine Interviews…

Murphy: Sie ist ein wandelnder ­Widerspruch, aber ich denke, im Grunde will sie nur ihre Arbeit machen. Sie arbeitet hart, ist sehr bestimmt, steht bald auf, man bekommt um sechs Uhr morgens schon Nachrichten von ihr. Sie gibt keine Interviews, weil sie nichts erklären will. Der Film will auch nichts erklären, aber man kann ihn sich auch anschauen, wenn man keine Ahnung von PJ Harvey hat.

Sind Sie jetzt Fan? Murphy: Ja klar! Sofort nachdem sie mir das Demotape von „Let England Shake“ gegeben hatte, nur sie und die Gitarre. Da war sie noch nie in einem Kriegsgebiet, aber sie hat die Orte auf eine so persönliche Art beschrieben, wie ich das nie zuvor gehört hatte. Bei „Hanging in the Wire“ ist man echt dabei im Niemandsland und weiß nicht, ob man mit dem nächsten Schritt auf eine Landmine tritt. Sie versteht das alles. F

FOTO: VIENNALE

„Sie stellte Fragen und machte Notizen“, sagt Filmer Murphy über PJ Harvey: „Polly wollte eine Dichter-Reporterin sein“

Ist es anders, mit einer Künstlerin zu arbeiten als mit Journalisten?

Murphy: Nicht wirklich. Polly wollte eine Dichter-Reporterin sein. Sie stellte Fragen und machte Notizen, es war derselbe Job, auch bei mir. Wir sind in billigen Hotels abgestiegen, wenn man einen Flieger verpasst, nimmt man den Nachtzug, so Dinge, die man halt macht, um die Geschichte heimzubringen, um zur Wahrheit vorzudringen.

Wir haben wie Journalisten gearbeitet, nur dass kein Journalismus draus wurde.

VIENNALE ZENTRALE

SA, 2. 11., 18.30 • Gespräch Im Rahmen des Viennale APERITIVO ★

ANGELA SCHANELEC Gespräch mit der außergewöhnlichen Filmmacherin Angela Schanelec, die Einblick in ihre Arbeitsprozesse gibt.

BAR · EVENTS · DISKUSSIONEN täglich von 20 Uhr bis 4 Uhr früh KUNSTHALLE WIEN im MuseumsQuartier 1070 Wien, Museumsplatz 1 (U2, U3 Volkstheater / U2 Museumsquartier) Freier Eintritt bei allen Veranstaltungen und Konzerten!

DO, 24. 10., ab 22 Uhr • Viennale Eröffnungsparty

DI, 29. 10., ab 22 Uhr • Live / Party

MONTOYA MIT FABIO FLACCO (LIVE) / OBERST & BUCHNER / ANDAKA

VIPRA (LIVE) / VATILEAKS / FOREVER TRAXX

Kolumbianische Klänge – von indigenen Gesängen über Salsa und Cumbia – mit einer gehörigen Portion Elektronik, live begleitet von Percussionist Fabio Flacco.

Liveperformance vom italienischen Kollektiv Vipra, das sich mit dem Konzept der Zeitlosigkeit auseinandersetzt, sowie DJs Vatileaks und Forever Traxx.

In Kooperation mit

FR, 25. 10., ab 22 Uhr • Eröffnungsparty: O partigiano!

KOMPLEKS / SCIENTIST Eröffnungsparty der Retrospektive! Mit dabei die exjugoslawischen Edits von DJ Kompleks sowie DJ Scientist, Spezialist für Disco und Rock aus Osteuropa.

In Kooperation mit

SA, 26. 10., 18–20 Uhr • Get together Im Rahmen des Viennale APERITIVO ★

APERITIVO KICK­OFF Der Aperitivo ermöglicht in entspannter Atmosphäre mit Gästen der Viennale ins Gespräch zu kommen und bei Snacks und Drinks zu plaudern.

SA, 26. 10., ab 22 Uhr • Live / Party

FM4 CLUB: LULU SCHMIDT (LIVE) / KRISTIAN DAVIDEK / FUZL Lulu Schmidt pendelt bei ihren schrillen Live-Performances zwischen Avantgarde-Pop, experimentellen Momenten klassischer Kunst, Noise, Trip-Hop und Rap. In Kooperation mit

SO, 27. 10., 18–20 Uhr • Get together Im Rahmen des Viennale APERITIVO ★

UKRAINIAN CINEMA APERITIVO Aperitivo im Zeichen des bilateralen Kulturjahres Österreich/Ukraine mit Filmemacher*innen und Vertreter*innen der ukrainischen Kulturszene.

In Kooperation mit

SO, 27. 10., 20 Uhr • Live / Party

LUKE FOWLER (LIVE) / DJ MOE Der Filmemacher und Musiker Luke Fowler hat neben zwei Filmen seinen Synthesizer im Gepäck, mit dem er kollaborative Sounddesigns auf analoger Basis erprobt.

MI, 30. 10., ab 20 Uhr • Live / Party

ATZUR (LIVE) / BLACK PALMS ORCHESTRA (LIVE) / MONSTERHEART DJ­SET Werkschau des Wiener Label Seayou Records mit Christian Fuchs’ Black Palms Orchestra, AustroPop vom Duo ATZUR und einem DJ-Set der OneWoman-Band Monsterheart.

DO, 31. 10., ab 22 Uhr • Party

GARTEN EDEN: HAUSGEMACHT Zu Halloween verführt das Hausgemacht Kollektiv das Publikum, in einen Garten zu pilgern, wo man dem Rhythmus, dem Tanz und der Ausgelassenheit frönt: Techno, TechHouse und Minimal at its best.

FR, 1. 11., ab 22 Uhr • Party

DENGUE DENGUE DENGUE (LIVE) / AL TROPICAL / D.B.H

SO, 3. 11., 19.30 Uhr • Diskussion Im Rahmen des Viennale APERITIVO ★

DROHENDE KONFLIKTE UND NAHENDE KRIEGE Es diskutieren ATLANTIS-Regisseur Valentyn Vasyanovych, Reinhard Krumm (FriedrichEbert-Stiftung), die Journalistin Stephanie Liechtenstein und Kulturwissenschaftler Walter Ötsch, moderiert von Renata Schmidtkunz.

In Kooperation mit

SO, 3. 11., 21.30 Uhr • Live / Party

ANT ANTIC (LIVE) / BELLY DANCE SERVICE Koett aka Ant Antic schafft mit seinem eindringlichen Mix aus Ambient, elektronischer Tanzmusik und kontemporärem R&B locker den Spagat zwischen Popund Clubmusik.

Dank an

ZION FLEX (LIVE) & DJ YOMOMMA

Dengue Dengue Dengue versprüht seine mit Tropical Bass aufgefetteten traditionellen Sounds inklusive bunter Visuals, Masken und Live-Percussion.

Disorder ist der Wiener Club für Techno, Trance und Industrial – Hauptsache düster, laut und schnell. Rave on … mit den DJs Insecurity, Zero, Ric49, Ernst August Graefe und Diamond.

FR, 8. 11., ab 20 Uhr • Vʼ19 Afterparty II

JOHANN SEBASTIAN BASS (LIVE) GASSEN AUS ZUCKER & JOURNEY TO TARAB: ZUCKERREISE

Abschiedskonzert von Johann Sebastian Bass mit Special Guests Ankathie Koi, Pænda, Maraskino und Gewürztraminer

MO, 4. 11., 18.30 Uhr • Diskussion Im Rahmen des Viennale APERITIVO ★

ÜBERLEBEN IM SPANISCHEN KINO Luis Miñarro (NO M’ESTIMIS), Oskar Alegria (ZUMIRIKI) und Victor Moreno (LA CIUDAD OCULTA) diskutieren ihre unterschiedlichen Ansätze und Arbeitsweisen im unabhängigen spanischen Kino. Moderation: Eva Sangiorgi.

In Kooperation mit

DIE VIENNALE APERITIVI ★ 18–20 UHR Auch in diesem Jahr lädt die Viennale an ausgewählten Tagen zum Aperitivo in die Viennale Zentrale – wo Kinofans, Filmemacher*innen und Branchengäste bei Drinks und Snacks in entspannter Atmosphäre ins Gespräch kommen können.

Free Viennale-Drink von / Snacks von

MO, 4. 11., 21 Uhr • Live / Party

JOZEF VAN WISSEM (LIVE) / ALASKA AL Musikalisch bewegt sich Jozef Van Wissem zwischen Avantgarde, Barock und New-Wave und entführt mit seiner Laute auf eine melancholische Reise.

DI, 5. 11., ab 21 Uhr • Party

DER STANDARD SCHENKT HAPPY HOURS MIT RAUCH BIO RHABARBER Während des Festivals erhalten Sie zwischen 20 und 21 Uhr gegen Vorweis eines ViennaleTickets eine Flasche Franz Josef Rauch Bio Rhabarber gespritzt in der Viennale Zentrale.

DJ NOMAD DJ Nomad hat sich auf tropische Klänge sowie afrikanischen Soul, Funk und Disco spezialisiert und lässt die transkulturelle Tanzmusik hochleben.

MI, 6. 11., ab 22 Uhr • Viennale Abschlussparty

AFRICAINE 808 (LIVE) / FAUNA (LIVE) / MISONICA / THERESE TERROR

MO, 28. 10., ab 21 Uhr • Live / Party

Dynamisches DJ/MC-Duo, das souligen Gesang genauso draufhat wie tighte Raps und dabei auch noch eine Message rüberbringt.

Das queere Clubformat MALEFIZ ist mittlerweile ein Fixstarter im ViennalePartyreigen. Da dürfen die DJs Hertzbube und J’aime Julien auf keinen Fall fehlen.

KINO­DENKEN: FILMKRITIK UND IHRE HERAUSFORDERUNGEN

Naturweine von

DISORDER: FAST & NICE

MALEFIZ

FR, 1. 11., 16–20 Uhr • Round Table

Es diskutieren Andrey Arnold (A), Francisco Ferreira (P), Andrei Gorzo (RO), Victor Güimares (BR), Patrick Holzapfel (A), Frederick Jaeger (D), Dana Linssen (NL), Nicolas Rapold (USA), Lucía Salas (AR), Marcos Uzal (F). Moderation: Roger Koza (AR)

DO, 7. 11., ab 22 Uhr • Vʼ19 Afterparty

SA, 2. 11., ab 22 Uhr • Party

BERTRAND BONELLO

In Kooperation mit

Erstmalig wird es in diesem Jahr nach offiziellem Festivalende ein feierndes Nachglühen in der Viennale Zentrale geben:

In Kooperation mit

DO, 31. 10., 19 Uhr • Gespräch

In diesem Gespräch gibt der Franzose Einblick in seine Arbeit, die in einem frischen Dialog mit dem aktuellen Weltgeschehen steht.

VIENNALE AFTERPARTYS

Africaine 808 produziert elektronische Tanzmusik als zeitgeistige Melange mit polyrhythmischen Beats und Grooves. Ein experimentierfreudiges LiveSet der Wiener Produzentin Fauna – verfeinert mit Einflüssen aus Hip-Hop und Bass Music – rundet den Abend ab.

Dank an

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VIENNALE 19 Features 143 rue du désert / 143 Sahara Street (ALG/F/ QAT 2019) R: Hassen Ferhani. 100 min. In Malikas kleinem Laden an der Route nationale 1, die durch den algerischen Teil der Sahara führt, machen Reisende und Fernfahrer Station. Ferhani porträtiert die resolute Café-Besitzerin, beobachtet ihre Gäste beim Kaffeetrinken, Essen und Rauchen und hört ihren Unterhaltungen zu: über die Situation im Land, religiösen Fanatismus, Politik, wirtschaftliche Krisen und Privates. Urania: Sa 26.10., 13.30 (OmenglU) Accession (USA 2018) R: Tamer Hassan, Armand Yervant Tufenkian. 49 min. Zur Zeit der Sklavenplantagen wurde in den USA nach indigenem Saatgut aus dem noch unerschlossenen Westen gesucht.

Im Mittelpunkt der Doku stehen die im Voice-over vorgelesenen Briefe der sogenannten Seed Savers, Samensammler und -erhalter, die den per Post verschickten Paketen beilagen. Gefilmt an 13 Orten, wurden die Eindrücke auf 13 unterschiedliche, von einer flirrenden Patina geprägte 16-mm-Filmemulsionen gebannt. Metro: Do 31.10., 16.00 (OF) African Mirror (CH 2019) R: Mischa Hedinger. 84 min.

Der Schweizer Reiseliterat René Gardi (1909–2000) erklärte mit seinen Filmen und Fotobänden über Jahrzehnte hinweg den afrikanischen Kontinent als heile Welt. Hedingers kluger Filmessay basiert ausschließlich auf der Neukonfiguration des Bild-, Ton- und Textarchivs Gardis und entlarvt dessen Afrikabild als koloniale Imagination. Letztlich stellt sich auch die Frage, wie sehr sich der problematische Blick Europas auf Afrika seitdem überhaupt gewandelt hat. Metro: Mo 28.10., 21.15 + Urania: Mi 30.10., 16.00 (OmenglU) A Hidden Life / Ein verborgenes Leben (USA/D 2019) R: Terrence Malick D: August Diehl, Valerie Pachner, Michael Nyqvist, Matthias Schoenaerts, Jürgen Prochnow. 173 min. Hollywood trifft österreichische Geschichte: Der Bauernsohn Franz Jägerstätter verweigerte im Zweiten Weltkrieg den Kriegsdienst und wurde von den Nazis hingerichtet. Garniert ist dessen Lebensgeschichte mit Malick’schen Dialogfetzen – eine atmosphärische Elegie. Gartenbau: Fr 25.10., 20.15 + So 27.10., 14.30 (englOF) Amazing Grace / Amazing Grace (USA 1972/2019) R: Alan Elliott, Sydney Pollack. 89 min. 1972 steht Aretha Franklin auf dem Zenit ihrer Karriere. Da kehrt die Queen of Soul zu ihren musikalischen Anfängen zurück und spielt mit einem Chor ein Live-GospelAlbum ein. Eine Sternstunde der Musikgeschichte und ein legendärer, zu Tränen rührender Film – lange verschollen, jetzt wiederentdeckt. Gartenbau: So 3.11., 23.00 + Urania: Mo 4.11., 18.30 (OmU) And Then We Danced (GE/SE 2019) R: Levan Akin D: Levan Gelbakhiani, Bachi Valishvili, Ana Javakhishvili.

105 min. Intensives Drama um einen Tänzer im Georgischen Nationalensemble: Merab kämpft um seine Karriere, hat es mit seiner unterdrückten Homosexualität und seinen zu femininen Bewegungen jedoch schwer in dem von einem beinahe militaristischen Stil geprägten, erzkonservativen Umfeld. Mit Irakli tritt ein Konkurrent und möglicher Liebhaber in Merabs Leben, was einen tiefen Konflikt in dem jungen Mann auslöst. Stadtkino im Künstlerhaus: Do 31.10., 18.00 + Gartenbau: Fr 1.11., 15.30 (OmU) Ang Hupa / The Halt (PH 2019) R: Lav Diaz D: Piolo Pascual, Joel Lamangan, Shaina Magdayao. 278 min.

Diaz’ neues, wie stets politisches Werk ist im Jahr 2034 angesiedelt und zeigt ein Manila unter dem sadistischen Präsidenten Nirvano Navarro. In einer durch Vulkanausbrüche verdüsterten Welt und in Schwarz-Weiß begleitet der Film das Schicksal verschiedener Figuren: darunter ein Widerstandskämpfer, eine traumatisierte Sexarbeiterin und zwei lesbische Soldatinnen. Urania: Sa 2.11., 11.00 (OmenglU) A Portuguesa / The Portuguese Woman (P 2019) R: Rita Azevedo Gomes D: Clara Riedenstein, Marcello Urgeghe, Ingrid Caven. 136 min. Nach ihrer Hochzeit mit Herrn von Ketten zieht die namenlose Protagonistin von ihrer Heimat in ein Schloss nach Italien. Ihr Ehemann widmet sich sofort wieder dem Kriegsdienst und bleibt elf Jahre lang fort. Zum Walther-von-derVogelweide-Soundtrack begleitet das mittelalterliche Drama die Wartejahre seiner Heldin – nach Robert Musils gleichnamiger Geschichte. Urania: Di 5.11., 18.30 + Metro: Mi 6.11., 13.30 (OmenglU) Así habló el cambista / The Moneychanger (UY/ ARG 2019) R: Federico Veiroj D: Daniel Hendler, Dolores Fonzi, Luis Machín. 97 min. Tragikomische, bitterböse

Chronik eines Geldwechsler-Daseins von den 1950ern bis in die 1970er-Jahre. Humberto Bause wäscht mit seiner Firma Geld für Politiker, Kriminelle und Landräuber. Ein Leben in Luxus, aber ohne Moral, täuscht nicht über die wachsende Einsamkeit des Antihelden aus Montevideo hinweg. Stadtkino im Künstlerhaus: So 27.10., 18.00 + Urania: Mi 30.10., 21.15 (OmenglU) Atlantique (F/SN/B 2019) R: Mati Diop D: Mama Bineta Sane, Amadou Mbow, Ibrahima Traore. 107 min. Die junge Senegalesin Ada soll den wohlhabenden Omar heiraten, doch gehört ihr Herz dem mittellosen Souleiman. Letzterer beschließt, die Flucht nach Europa zu wagen, und gilt bald als verschollen und tot. Ada aber erhält rätselhafte Zeichen, die auf eine Rückkehr Souleimans hindeuten, wenn auch in anderer Gestalt. Das Langfilmdebüt von Diop verbindet Flüchtlingskrise, Geistererzählung und Geschlechterbilder im Senegal.

Gartenbau: Di 5.11., 20.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 6.11., 18.00 (OmenglU) Atlantis (UA 2019) R: Valentyn Vasyanovych D: Andriy Rymaruk, Liudmyla Bileka. 108 min. Nach einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Russland ist die Ukraine im Jahr 2025 zerstört. Ein ehemaliger Soldat schließt sich einer Operation an, die die Toten von den Schlachtfeldern birgt. Stadtkino im Künstlerhaus: So 3.11., 17.00 + Urania: Mo 4.11., 21.00 (OmenglU) A vida invisível de Eurídice Gusmão / The Invisible Life of Eurídice Gusmao (BRA/D 2019) R: Karim Ainouz D: Carol Duarte, Fernanda Montenegro, Gregório Duvivier. 139 min. Die mit viel Zeit und Atmosphäre erzählte Geschichte zweier Schwestern im patriarchalen Rio de Janeiro der 1950er-Jahre: Von ihrem rücksichtslosen Vater getrennt, gerät die eine in Armut, während die andere heiratet und – von ihrer Familie mit Unverständnis betrachtet – eine Karriere als Musikerin verfolgt. Ein Leben lang versuchen Eurídice und Guida, einander wiederzufinden. Metro: Di 5.11., 16.00 + Gartenbau: Mi 6.11., 15.30 (OmenglU) A volta ao mundo quando tinhas 30 anos / Around the World When You Were My Age (P 2018) R: Aya Koretzky. 110 min. Die Regisseurin Koretzky rekonstruiert in ihrem Langfilmdebüt eine Weltreise, die ihr Vater, Jiro Koretzky, 1969 im Alter von 30 Jahren unternommen hat. Zu Fotos, die die Welt vor einem halben Jahrhundert zeigen – die Reise führte Jiro nach Japan, in die Sowjetunion, nach Skandinavien, durch Europa, in den Mittleren und Nahen Osten und in die USA – montiert die Filmemacherin aktuelle Aufnahmen des alten Herren in seinem Garten; im Voice-over sind Auszüge aus Jiros Reisetagebüchern zu hören. Ein Dokumentarfilm über das Reisen, aber auch über das Verhältnis des Menschen zur Welt und zur Natur. Urania: Di 29.10., 16.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 30.10., 15.15 (OmenglU) Bacurau (BRA/F 2018) R: Kleber Mendonca Filho, Juliano Dornelles D: Sonia Braga, Bárbara Colen, Thomás Aquino, Udo Kier. 132 min. Western-Elemente treffen in diesem Spielfilm auf Versatzstücke der ScienceFiction und des Horrors, um die Spannungen zwischen den Klassen und Ethnien, die der Kolonialismus hinterlassen hat, im Brasilien der Gegenwart abzubilden.

Dafür gab’s in Cannes den Preis der Jury. Gartenbau: Mi 30.10., 23.00 + Di 29.10., 20.30 (OmenglU) Blanco en blanco / White on White (E/CHI/F/D 2019) R: Théo Court D: Alfredo Castro, Esther Vega, Lola Rubio.

100 min. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert kommt der Fotograf Pedro auf das Anwesen des Gutsbesitzers Mr. Porter im winterlichen Feuerland, um dessen zukünftige, blutjunge Braut zu porträtieren. Hier wird er in das grauenvolle Vorhaben seines Auftraggebers verwickelt: die systematische Ausrottung des indigenen Volkes der Selk’nam. Halb Landschaftsstudie, halb historisches Drama, erzählt Courts Film auch von der Geschichte der frühen Fotografie und der versteckten Gewalt des Kinos. Metro: So 27.10., 21.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 28.10., 15.30 (OmenglU) Booksmart (USA 2019) R: Olivia Wilde D: Kaitlyn Dever, Beanie Feldstein, Jessica Williams, Jason Sudeikis.

102 min. Nur gestrebert und nicht gefeiert: Kurz vor dem Abschluss der Highschool realisieren zwei beste Freundinnen, dass sie zu wenig gelebt haben. In einer Nacht versuchen sie vier Jahre Partyleben nachzuholen. Das Langfilmdebüt der Schauspielerin Olivia Wilde, eine „total beknackte, turbogeile feministische Supersause“ (Dr. Robnik). Gartenbau: Di 5.11., 6.30 + Fr 25.10., 18.00 + Do 31.10., 15.30 (OmU) Bora – Geschichten eines Windes (Ö 2019) R: Bernhard Pötscher. 88 min. Bora heißt ein Wind an der adriatischen Küste, der bis zur Orkanstärke anwachsen

kann. Eine Naturgewalt, die das Leben der Menschen in der Region nachhaltig bestimmt. Pötscher folgt der Bora und ihren Geschichten, deren Stärke wie der Wind mal stärker, mal schwächer ist. Unterlegt mit dem einnehmend wabernden Score von Otto Lechner.

Stadtkino im Künstlerhaus: Di 29.10., 20.30 (OmU) + Metro: Mi 30.10., 11.00 (OmenglU) Carelia, internacional con Monumento / Karelia, International with Monument (E/RUS 2019) R: Andrés Duque. 90 min. Duque porträtiert eine schamanistische Hippiefamilie in der russischen Teilrepublik Karelien: Der Vater ist als Wünschelrutengänger und Historiker tätig, die fünf Kinder wachsen im Waldidyll auf. Darüber schwebt die Erinnerung an die Toten aus den stalinistischen Gulags, die im Waldboden vergraben wurden. Voll bildmächtiger Details ist „Carelia“ der erste Teil eines geplanten Filmduos aus dem finnisch-russischen Grenzgebiet. Urania: Fr 25.10., 16.00 (OmenglU) Cemetery (F/GB/PL/UZB 2019) R: Carlos Casas. 85 min.

Casas experimentelles Werk beschäftigt sich mit Erinnerung, Kolonialismus, Religion und Tradition. In drei Segmente geteilt, beginnt er mit der Reise eines alten Elefanten und seines Führers zu einem mythischen Elefantenfriedhof. Eine Gruppe von Wilderern folgt den beiden in den Dschungel und kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben, während der Film im inhaltlichen und formalen Sinn ins Unbekannte vorstößt: Im letzten Teil wird er zu einer wahrhaften Sinfonie der Geräusche und dunklen Bilder, zu einem audiovisuellen Abenteuer. Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 30.10., 23.00 + Metro, Pleskow Saal: Do 31.10., 20.30 (OmenglU) Chun nuan hua kai / From Tomorrow on, I Will (D/ CN/SRB 2019) R: Ivan Markovic, Wu Linfeng D: Li Chuan, Wang Luying, Wei Ruguang. 60 min. Peking wächst, und mit der Stadt die Zahl jener, die vom Aufstieg aus der Armut träumen. Li, der nachts arbeitet und untertags schläft, teilt sich eine Kellerwohnung mit einem anderen Mann, dessen Arbeits- und Lebensrhythmus umgekehrt verläuft. Eine Erzählung über Einsamkeit und den implodierenden Neoliberalismus aus dem Halbdunkel der Souterrains. Urania: Do 31.10., 18.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: So 3.11., 15.00 (OmenglU) The Climb (USA 2019) R: Michael Angelo Covino D: Michael Angelo Covino, Kyle Marvin, Gayle Rankin, Judith Godrèche. 94 min. Mike und Kyle sind beste Freunde, bis Mike mit Kyles Verlobter schläft. Diese Buddy-Komödie der etwas anderen Art verfolgt die Beziehung der beiden Männer über mehrere Jahre.

Einer aggressiv und rücksichtslos, der andere passiv und fügsam, scheinen sie einander zu ergänzen und zu brauchen. Als Drehbuchautoren und Hauptdarsteller treten Michael Angelo Covino und Kyle Marvin in Erscheinung, die auch im wirklichen Leben beste Freunde sind. Gartenbau: So 27.10., 23.00 + Di 5.11., 18.00 (OmU) Delphine et Carole, insoumuses / Delphine and Carole (F/CH 2019) R: Callisto McNulty. 70 min.

Als die Schweizer Regisseurin Carole Roussopoulos (1945–2009) und die französische Schauspielerin Delphine Seyrig (1932–1990) einander im Zuge eines Workshops begegneten, war dies der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit. Sie mündete in die Gründung des Videokollektivs „Les Insoumuses“ und des „Archivs Simone de Beauvoir“. McNulty setzt diesen Protagonistinnen des feministischen (Video-) Aktivismus in Frankreich ein liebevolles Denkmal.

Filmmuseum: Fr 25.10., 21.30 (OmenglU) Dieser Film ist ein Geschenk (Ö 2019) R: Anja Salomonowitz. 72 min. Der in Wien lebende Schweizer Daniel Spoerri ist einer der wichtigsten Vertreter der Objektkunst und gilt als Erfinder der Eat-Art. Seine Assemblage-Bilder – plastische Collagen – fertigt er mit Material, das er auf Flohmärkten findet. Salomonowitz porträtiert den 89-jährigen Künstler, lässt aber auch Aspekte ihres eigenen Lebens, wie die Trauer um ihren verstorbenen Vater, einfließen und berührt so Fragen der jüdischen Identität. Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 2.11., 21.00 + Metro: Di 5.11., 13.30 (OmenglU) Di jiu tian chang / So Long, My Son (CN 2019) R: Wang Xiaoshuai D: Wang Jingchun, Yong Mei, Ai Liya, Qi Xi, Wang Yuan. 175 min. Anhand des Schicksals zweier Familien umspannt dieser epische Spielfilm einen Zeitraum von fast 40 Jahren. Zwei befreundete Ehepaare, die anfangs Seite an Seite in Einzimmerwohnungen leben, entfremden sich durch ein Unglück.

Im Alltagsleben und einer Erzählung über Verlust und Trauer spiegeln sich mehrere Dekaden der chinesischen Geschichte, von den frühen 1980er-Jahren

TEXTE: MICHAEL OMASTA SABINA ZEITHAMMER

bis heute. Gartenbau: Fr 1.11., 12.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Di 5.11., 14.00 (OmU) Divino amor / Divine Love (BRA/UY/CL/DK 2019) R: Gabriel Mascaro D: Dira Paes, Julio Machado, Teca Pereira, Emilio de Melo. 100 min. Brasilien in der nahen Zukunft. Eine neue Religion ersetzt mit ihren Festen längst den Karneval. Die fromme Joana geht ganz in den neuen Werten auf, nur die erwünschte Schwangerschaft will sich nicht einstellen – ein Zeichen? Mascaro nimmt die wachsende Bedeutung von evangelikalen Bewegungen im heutigen Brasilien – etwa für die Präsidentenwahl 2018 – zum Anlass, um vom Dräuen eines neuen Totalitarismus zu erzählen.

Gartenbau: Mi 30.10., 15.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: So 3.11., 13.00 (OmenglU) A Dog Called Money (IRL/GB 2019) R: Seamus Murphy. 92 min. Zur Vorbereitung ihres Albums „The Hope Six Demolition Project“ reiste PJ Harvey in den Kosovo, nach Afghanistan und in die Armenviertel von Washington, D.C. Die Studioaufnahmen fanden in einer öffentlichen Installation in London vor Publikum statt. Regisseur Seamus Murphy gewährt faszinierende Einblicke in die Arbeit einer der spannendsten Musikerinnen der Gegenwart. Gartenbau: Fr 25.10., 15.30 + Urania: Sa 26.10., 21.30 (OmU) Die Dohnal (Ö 2019) R: Sabine Derflinger. 105 min.

Porträt einer Ikone der österreichischen Frauenbewegung. Johanna Dohnal (1939–2010) war eine Feministin und Politikerin – von 1990 bis 1994 auch erste Bundesministerin für Frauenangelegenheiten –, die zahlreiche bedeutende Initiativen zur Umsetzung brachte: von der strafrechtlichen Verfolgung der Vergewaltigung in der Ehe über die Gründung des ersten Frauenhauses bis zur Anrechnung von Karenzzeiten für die Pension. Gartenbau: Fr 1.11., 18.00 + Metro: So 3.11., 16.00 (OmenglU) Dylda / Beanpole (RUS 2019) R: Kantemir Balagov D: Konstantin Balakirev, Andrey Bykov, Olga Dragunova.

137 min. Iya, eine hochgewachsene junge Frau, die von allen „Bohnenstange“ gerufen wird, versorgt in Leningrad kurz nach dem Zweiten Weltkrieg schwer verwundete Soldaten. Mit der Soldatin Masha kehrt ihre einzige Freundin in die Stadt zurück, während Iyas eigene Erlebnisse von der Front als posttraumatische Belastungsstörung unter der Oberfläche brodeln. Ein karger Film über nicht verheilte Wunden, inspiriert von einem Werk der weißrussischen Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch. Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 26.10., 20.30 + Urania: Mi 6.11., 15.00 (OmenglU) Ema (CHI 2019) R: Pablo Larraín D: Maria Di Girolamo, Gael García Bernal, Santiago Cabrera. 102 min. Der Choreograf Gastón und die von Feuer faszinierte Tänzerin Ema haben sich einem nonkonformistischen Lebensstil verschrieben. Doch als sie den fünfjährigen Buben, den sie adoptiert haben, nach einem Unfall ins Waisenhaus zurückgeben, erkennt Ema, dass dies für sie zu weit geht. Ein visuell extravaganter und sexuell intensiver Film über die Rebellion gegen traditionelle familiäre Bindungen und ihre Neuerfindung in ungewöhnlichen Konstellationen. Gartenbau: Mo 28.10., 20.45 + Sa 2.11., 23.15 (OmenglU) Les Enfants d’Isadora (F/KOR 2019) R: Damien Manivel D: Agathe Bonitzer, Manon Carpentier, Marika Rizzi. 84 min. Nach dem Unfalltod ihrer beiden Kinder im Jahr 1913 schuf die Choreografin und Tänzerin Isadora Duncan, die als Begründerin des modernen Tanzes gilt, das Solo „The Mother“. Ein Jahrhundert später beschäftigen sich vier sehr unterschiedliche Tänzerinnen mit diesem künstlerischen Erbe. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 1.11., 23.00 + Urania: So 3.11., 16.00 (OmenglU) Etre vivant et le savoir / Living and Knowing You’re Alive (F 2019) R: Alain Cavalier. 82 min. Die Schriftstellerin und Drehbuchautorin Emmanuèle Bernheim und der Filmemacher Alain Cavalier sind seit 30 Jahren befreundet. Gemeinsam wollen sie einen autobiografischen Roman Bernheims verfilmen. Cavalier möchte darin ihren Vater spielen, der über sein Lebensende selbst bestimmen wollte. Doch eines Morgens ruft die an Krebs erkrankte Autorin den Regisseur an: Der Filmdreh müsse verschoben werden, eine Operation sei notwendig. „Ein wunderschöner Versuch über das Festhalten und das Loslassen“ (Michael Pekler). Filmmuseum: Di 29.10., 18.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 4.11., 16.00 (OmenglU) Evge / Homeward (UKR 2019) R: Nariman Aliev D: Akhtem Seitablayev, Remzi Bilyalov, Dariya Barihashvili.

96 min. Ein Vater und sein Sohn aus dem Volk der Krim-Tataren transportieren den Leichnam des Erstgeborenen, der in den kriegerischen Auseinander-

V I E N N A L E 1 9 F A L T E R Alle Termine, Film für Film, vom 24. Oktober bis zum 6. November setzungen in der Ukraine ums Leben gekommen ist, von Kiew in ihre Heimat. Alievs düsteres, schlichtes Familiendrama und Roadmovie blickt auf ein Osteuropa, das sich in eine Unsicherheitszone verwandelt hat.

Urania: Fr 25.10., 13.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 2.11., 15.30 (OmenglU) Un film dramatique (F 2019) R: Éric Baudelaire.

114 min. Einblicke in das Leben von Schülerinnen und Schülern in Seine-Saint-Denis, einer Banlieue im Norden von Paris: Regisseur Baudelaire hat den Film vier Jahre lang mit den jungen Menschen erarbeitet, die ihn großteils selbst gestaltet haben.

Sie reflektieren über ihre Herkunft und Umgebung, über Vorurteile, Freundschaft, Politik, die Zukunft und das Filmemachen in Zeiten von YouTube und Selfies.

Ihre Ideen zeitigen neue hybride Formen zwischen Dokumentation, Spielfilm und Autobiografie. Urania: Fr 25.10., 18.30 (OmenglU) Fourteen (USA 2019) R: Dan Sallitt D: Tallie Medel, Norma Kuhling, Lorelei Romani, Dylan McCormick.

94 min. Die Geschichte zweier Frauen und ihrer Lebensfreundschaft, die langsam verblasst. Die jungen New Yorkerinnen Jo und Mara kennen sich seit ihrer Kindheit und strampeln sich als verunsicherte Millennials im wackeligen Berufs- und Liebesleben ab.

Doch Jos Probleme reichen tiefer: Ist eine psychische Krankheit, ein Kindheitstrauma, Drogenmissbrauch oder ihr Hang zu den falschen Männern der Grund dafür? Jo meint, dass alles begann, als sie 14 Jahre alt war ... Urania: Mi 30.10., 18.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 1.11., 13.00 (OF) Das freiwillige Jahr (D 2019) R: Ulrich Köhler, Henner Winckler D: Sebastian Rudolph, Stefan Stern, Maj-Britte Klenke, Thomas Schubert. 86 min. Ein deutscher Landarzt und seine Tochter blicken dem freiwilligen sozialen Jahr der jungen Frau in Afrika entgegen. Das heißt, eigentlich bloß der Vater. Jette möchte lieber daheim bleiben und die Beziehung zu ihrem Freund Mario ausbauen. Ein genau beobachtetes Beziehungsdrama über elterliche Projektionen, unbewusste Übergriffe und Unentschlossenheit sowie eine nervöse Komödie am Rande zur Farce. Gartenbau: Sa 26.10., 18.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: So 27.10., 15.45 (OmenglU) Ghost Strata (GB 2019) R: Ben Rivers. 45 min. Der Titel dieses in zwölf Abschnitte eingeteilten filmischen Tagebuchs bezieht sich auf die Schichten von Sedimentgestein, die darauf hinweisen, wie dessen Umgebung – der Platz, den der Betrachter einnimmt – einst beschaffen war. Halb reflexiver Experimentalfilm über das Phänomen Zeit und die Erdgeschichte, halb Reisebericht über Rivers Unterwegssein im Jahr 2018, präsentiert sich der Kurzfilm als spielerische Abfolge ganz unterschiedlicher Fragmente. Metro: Sa 26.10., 16.30 (OF) Ghost Tropic (B 2019) R: Bas Devos D: Saadia Bentaieb, Nora Dari, Maaike Neuville, Stefan Gota. 85 min.

Khadija, eine Reinigungskraft in Brüssel, schläft eines Abends im Zug nach Hause ein und landet am anderen Ende der Stadt. Die Frau im Hidschab macht sich auf eine Reise durch die dunklen Straßen, durch eine Welt, in der alle Geschöpfe der Nacht zusammenzuhalten scheinen. Die Einsamkeit und Trauer, die sie in dem ihr fremden Land begleiten, kann Khadija trotzdem nicht abstreifen. Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 28.10., 18.00 + Metro: Mi 30.10., 13.30 (OmenglU)

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OF Originalfassung OmU Originalfassung mit deutschen Untertiteln OmenglU Originalfassung mit englischen Untertiteln englOF englische Originalfassung

Giraffe (D/DK 2019) R: Anna Sofie Hartmann D: Lisa Loven Kongsli, Jakub Gierszal, Maren Eggert. 87 min. Die Ethnografin Darla dokumentiert im Zuge eines Tunnelbauprojekts zwischen der dänischen Ostseeinsel Lolland und Deutschland, was demnächst verschwinden wird: In der Hafenstadt Rodbyhavn fotografiert sie Häuser, die dem Bauvorhaben weichen sollen, und interviewt die Anwohner. Dabei begegnet sie Lucek, einem jungen polnischen Bauarbeiter, der zusammen mit seinen Kollegen um den Lohn geprellt wird. Hartmanns Spielfilmdebüt steht dem Essayfilm oft näher als dem Drama. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 1.11., 15.30 + Urania: So 3.11., 18.30 (OmenglU) Hail Satan? (USA 2019) R: Penny Lane. 95 min. Die Organisation Satanic Temple hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2013 zu einem Sammelbecken für Atheisten, Goths und LGBTQ-Aktivisten entwickelt. Gemeinsam tritt diese gewaltfreie Bürgerrechtsbewegung gegen die evangelikale Dominanz in der US-Öffentlichkeit auf und demonstriert u. a. für das Recht auf Abtreibung. Lane hat die Bewegung und ihre Aktivitäten mit der Kamera begleitet. Stadtkino im Künstlerhaus: Do 31.10., 23.15 + Metro: Mi 6.11., 21.00 (OF) Hatsukoi / First Love (J/GB 2019) R: Takashi Miike D: Sakurako Konishi, Masataka Kubota, Jun Murakami. 108 min. Ein junger Boxer und eine Prostituierte finden sich inmitten eines Yakuza-Bandenkriegs wieder.

Was als klassischer japanischer Thriller beginnt, wird zunehmend witziger und verrückter, aber bleibt stets mit großartigen Action-Szenen bestückt. Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 2.11., 23.00 + Gartenbau: Mo 4.11., 23.00 (OmenglU) L'Île aux oiseaux / Bird Island (CH 2019) R: Sergio Da Costa, Maya Kosa. 60 min. Einstündiger Exkurs in die Welt einer Vogelpflegestation in Genf, deren Mitarbeiter/-innen bedächtig, aber mit Hingabe ihre täglichen ornithologischen Aufgaben erfüllen.

Alles tagebuchartig kommentiert durch den in Ausbildung stehenden Antonin, der über Gefühle und Gedanken fabuliert. Zwischen Fiktion und Nonfiktion verschwimmendes Porträt im 4:3-Format. Urania: Sa 2.11., 16.30 + Metro, Pleskow Saal: So 3.11., 20.30 (OmenglU) Il traditore / The Traitor (I/F/D/BRA 2019) R: Marco Bellocchio D: Pierfrancesco Favino, Fausto Russo Alesi, Maria Fernanda Candido. 152 min. Biografisches Drama rund um Tommaso Buscetta: 1928 in Palermo geboren, war er Mitglied der sizilianischen Cosa Nostra, bevor er in den 1980er-Jahren zum wichtigsten Kronzeugen in geschichtsträchtigen Gerichtsprozessen wurde. Diese führten zur Verhaftung und Verurteilung von hunderten Mafiosi. Ein Werk zwischen Gerichtsdrama und dem Blick auf die Bestialität der Mafia, weit entfernt von naiv-coolen Gangsterfilmen. Gartenbau: Sa 26.10., 12.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 6.11., 20.30 (OmU) It Must Be Heaven (F/QAT/CAN/D/TR 2019) R: Elia Suleiman D: Gael García Bernal, Ali Suliman, Kwasi Songui, Elia Suleiman. 97 min. Auf einer Reise durch mehrere Städte, darunter Paris und New York, versammelt Suleiman, der sich wie immer selbst spielt, als stiller Beobachter zahlreiche Merkwürdigkeiten. Zumeist weisen diese unerwartete Parallelen zu seinem Heimatland Palästina auf. Die Poesie des Absurden, serviert mit staubtrockenem Humor. Gartenbau: Mo 4.11., 20.30 + Urania: Di 5.11., 16.00 (OmU)

Jeanne (F 2019) R: Bruno Dumont D: Lise LeplatPrudhomme, Fabien Fenet, Jean-Francois Causeret. 138 min. Fortsetzung des schwer erträglichen Musicals „Jeannette, l’enfance de Jeanne d’Arc“ aus dem Jahr 2017, diesmal mit Schwerpunkt auf dem gesprochenen Wort. Im Zentrum steht der Gerichtsprozess mit all seinen leeren Phrasen und der hässlichen Fratze der Macht. Dazu sind Chansons zu hören. Dreyer, schau obe! Stadtkino im Künstlerhaus: Do 31.10., 20.30 + Urania: Mi 6.11., 18.30 (OmenglU) Ji yuan tai qi hao / No. 7 Cherry Lane (HK/CHN 2019) R: Yonfan. 125 min. Hongkong im Jahr 1967: Studierende protestieren gegen den Kolonialismus, und der junge Nachhilfelehrer Ziming verliebt sich in die schöne Mutter seiner Schülerin Meiling, Mrs. Yu. Zusammen schauen sie alte französische Filme, während sich auch zwischen Meiling und Ziming eine erotische Faszination anbahnt. Ein traditioneller Animationsfilm für Erwachsene voll Zärtlichkeit und Nostalgie. Gartenbau: Sa 26.10., 15.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 6.11., 13.00 (OmenglU) Jojo Rabbit (USA/D 2019) R: Taika Waititi D: Roman Griffin Davis, Thomasin McKenzie, Taika Waititi, Scarlett Johansson. 108 min. Der zehnjährige Johannes „Jojo“ Betzler ist überzeugter Nazi, so sehr, dass sogar Hitler immer mit am Tisch sitzt. Dass jener (gespielt von Regisseur Waititi selbst) nur imaginär vorhanden ist, scheint Jojo nicht zu stören. Ein Schock ist es aber, als er entdeckt, dass seine Mutter sich im Widerstand engagiert und ein jüdisches Mädchen versteckt hat.

In den Worten des Regisseurs eine „Anti-Hass-Satire“.

Gartenbau: Sa 2.11., 13.00 + Do 31.10., 18.00 (OmU) Kiz kardesler / A Tale of Three Sisters (TR/D/NL/ GR 2019) R: Emin Alper D: Cemre Ebuzziya, Ece Yüksel, Helin Kandemir. 107 min. Dichtes, vielschichtiges Drama um Familie, Gesellschaft, Macht und Schuld: Ein verwitweter Mann schickt seine drei Töchter in die Stadt, um ihre Chancen zu verbessern. Doch alle drei kehren, aus verschiedenen Gründen, in das anatolische Dorf zurück. Was soll nun aus ihnen werden?

Urania: Fr 1.11., 16.00 (OmenglU) + Gartenbau: Sa 2.11., 20.45 (OmU) Knives and Skin (USA 2019) R: Jennifer Reeder D: Kate Arrington, Marika Engelhardt, Tim Hopper. 111 min. In einer Kleinstadt irgendwo in Kentucky verschwindet die 14-jährige Carolyn. Ihre Freunde und Eltern, andere Erwachsene, ihre Lehrer und die Polizei müssen mit dem Ereignis umgehen. Reeder präsentiert ein Stück Punk-Cinema, surrealistisch, bunt, queer und mit einem Thema im Zentrum, das viel zu selten die Kinoleinwand erobert: die weibliche Adoleszenz aus weiblicher Perspektive. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 25.10., 15.00 + Gartenbau: So 27.10., 20.30 (OF) Krabi, 2562 (GB/THA 2019) R: Ben Rivers, Anocha Suwichakornpong D: Siraphun Wattanajinda, Arak Amornsupasiri, Primrin Puarat. 93 min. Im buddhistischen Kalender ist das Jahr 2019 das Jahr 2562.

Das Regieduo nimmt also die gegenwärtige Lage in Krabi, einer touristisch hochbeliebten Provinz im Südwesten Thailands, in den Blick: Spielszenen und Alltagsbeobachtungen, Aufnahmen aus Stadt und Land, Spezifisches und Allgemeines, Historisches und Mythisches fließen dabei ineinander. Ein verspieltes, manchmal komisches Werk rund um Kultur und Tradition, Erinnerung, Oral History und nicht zuletzt

das Kino. Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 26.10., 14.00 + Urania: So 27.10., 18.30 (OmenglU) La ciudad oculta / The Hidden City (E/F/D 2017) R: Victor Moreno. 80 min. Ein Dokumentarfilm über die verborgenen Orte der modernen Großstadt, in diesem Fall Madrids: Moreno begleitet Arbeiter in Schutzanzügen ins Innere einer Autobahnbrücke, eines U-Bahn-Tunnels, eines Abwasserkanals. Mal in klaustrophobischer Enge, mal in hallender Weite entsteht eine audiovisuelle Sinfonie. Urania: Mo 4.11., 16.00 + Metro, Pleskow Saal: Di 5.11., 18.00 (OmenglU) La deuda / The Debt (ARG 2019) R: Gustavo Fontán D: Belén Blanco, Marcelo Subiotto, Leonor Manso. 74 min.

Monica hat eine Nacht Zeit, um jene hohe Summe an Geld zurückzugeben, die sie unterschlagen hat. Bei Freunden, Verwandten und Bekannten borgt sie sich den Betrag zusammen und zahlt dafür jeden Preis.

Urania: Di 29.10., 18.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Do 31.10., 15.30 (OmenglU) La Gomera / The Whistlers (RO/F/D 2019) R: Corneliu Porumboiu D: Vlad Ivanov, Catrinel Marlon, Rodica Lazar. 98 min. Hommage an den Film noir: Der Polizist Cristi, der gleich von zwei Seiten zur Kooperation erpresst wird – von einem Verbrecherring ebenso wie von seinen Vorgesetzten –, soll auf der kanarischen Insel La Gomera eine Sprache erlernen, die nicht auf Wörtern, sondern auf Pfeiflauten beruht. Nicht nur trägt sie sich über Berghänge fort, auch zwischen den Gebäuden von Bukarest wäre sie als Geheimcode äußerst nützlich. Es dauert nicht lang, bis mit Gilda (!) eine Femme fatale auftaucht – und alles wendungsreich zum Teufel geht. Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 28.10., 23.00 + Gartenbau: So 3.11., 21.00 (OmU) La mafia non è più quella di una volta / The Mafia Is Not What It Used to Be (I 2019) R: Franco Maresco D: Letizia Battaglia, Ciccio Mira, Matteo Mannino.

105 min. 1992 wurden die beiden Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino in Palermo ermordet.

Maresco sucht in Sizilien nach dem Gedenken an die beiden Kämpfer gegen die Mafia – und wird schwer enttäuscht. Wechselnd zwischen Satire, Groteske, Tragödie und Kritik zeigt seine dokumentarische Studie unschöne Wahrheiten über Italiens Politiker und eine Gesellschaft, die wegschaut. Metro: Di 29.10., 21.00 + Filmmuseum: Di 5.11., 16.00 (OmenglU) La Miséricorde de la jungle / The Mercy of the Jungle (B/F 2019) R: Joel Karekezi D: Marc Zinga, Stéphane Bak, Ibrahim Ahmed, Nirere Shanel. 91 min. Im Zweiten Kongokrieg werden zwei ruandische Soldaten im Dschungel ausgesetzt. Der erfahrene Offizier und der junge Infanterist kämpfen ums Überleben und gegen die Malaria – und schließen eine unerwartete Freundschaft, die es ihnen ermöglicht, sich ihre traumatischsten Erfahrungen anzuvertrauen. Das zweite Werk des jungen ruandischen Regisseurs Karekezi, dessen Vater im Genozid von 1994 ums Leben kam.

Urania: Mo 28.10., 18.30 (OmenglU) Lan xin da ju yuan / Saturday Fiction (CHN 2019) R: Lou Ye D: Gong Li, Mark Chao, Joe Odagiri, Pascal Greggory. 127 min. Die berühmte Schauspielerin Jean Yu kehrt 1941 aus dem Exil ins von Japan besetzte Shanghai zurück, um im Stück „Saturday Night“ mitzuspielen. In Wahrheit soll sie jedoch Informationen besorgen, die den Alliierten Kriegsvorteile verschaffen. Historisches Spionagedrama in Schwarz-

FOTOS: VIENNALE

Viennale im Bild

Der Abschlussfilm der Viennale,„Martin Eden“, verlegt Jack Londons Bildungsroman ins Neapel der 1960er

Subversiver Höhepunkt von Brasilien entflammt!

Ozualdo R. Candelas’ „Aopcao ou as rosas da estrada“

Der Theatermagier Peter Brook verfilmte 1990 das längste Epos der Welt, das indische „Mahabharata“

F A L T E R V I E N N A L E 1 9

Features Thema Ukraine

Die Dystopie nach dem Krieg: „Atlantis“

Bizarr schöne Bilder und die mühsame Kleinarbeit des Leichenbergens

o oft die Ukraine in den ­Nachrichten ­vorkommt, so wenig S weiß man doch über sie. Während

sich Fakten auf Wikipedia nachlesen lassen, liefert Valentyn Vasyanovychs „Atlantis“ etwas viel Wichtigeres: die Möglichkeit, einem Lebensgefühl, einer atmosphärischen Identität nachzuspüren. Vasyanovych lässt seinen Film in naher Zukunft spielen. 2025, nach dem Krieg mit Russland, heißt es zu Beginn, und was dann kommt, sind Bilder aus einem zerstörten Land. Zwei ehemalige ­Soldaten bei Schießübungen, ein Hochofen, der gerade erst wieder in Betrieb genommen wird, und vor allem die mühsame Kleinarbeit des Leichenbergens und Spurensicherns: die Szenen, oft in einer langen, statischen Einstellung gefilmt, geben „Atlantis“ eine fast theaterhafte Struktur mit einzelnen Akten, die erst mit der Zeit einen zusammenhängenden erzählerischen Faden enthüllen. Gleichzeitig sind sie mit so viel visueller Raffinesse aufgebaut und in die weite Landschaft gebettet, dass man jeden Gedanken an Theater sofort wieder vergisst.

Vasyanovych, der unter anderem bei Myroslav Slaboshpytskyis „The Tribe“ die Kamera führte, findet im alltäglichen Horror seiner imaginierten Nachkriegszeit Bilder von ­bizarrer Schönheit: ein Bad, dass der Exsoldat in der Schaufel eines Baggers nimmt, oder ein zärtliches Zusammenrücken, aufgenommen mit einer Wärmekamera. Aber die Erinnerung an das Kriegstrauma ist nie weit, in Form der Getöteten, die beim Ausgraben erlittene Misshandlungen offenbaren, in Form von Umweltschäden, die die einst fruchtbare Landschaft in Ödland verwandeln. Die Dystopie ist sowohl Warnung als auch Ausdruck eines dunkelromantischen Heimatgefühls.

BARBAR A SCHWEIZERHOF

Stadtkino im Künstlerhaus: So, 3.11., 17 Uhr Urania: Mo, 4.11., 21 Uhr (OmenglU)

Weiß mit leisen Anklängen an die Nouvelle Vague und einer groß aufspielenden Gong Li. Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 26.10., 18.00 + Gartenbau: Do 31.10., 23.00 (OmenglU) Las facultades / The Faculties (ARG 2019) R: Eloísa Solaas. 77 min. Der Universitätsabschluss ist in Argentinien mit den mündlichen Prüfungen vor häufig strengen Professoren eine nervenaufreibende Angelegenheit. An öffentlichen Universitäten beobachtet Regisseurin Solaas ein Dutzend Prüflinge und Prüfungssituationen und deckt dabei sehr unterschiedliche Fächer ab. Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 30.10., 13.00 (OmenglU) Le Daim / Deerskin (F 2019) R: Quentin Dupieux D: Jean Dujardin, Adèle Haenel, Albert Delpy, Pierre Gommé. 77 min. George, der gerade von seiner Frau verlassen wurde, kauft sich für 8000 Euro eine Jacke aus Hirschleder, um endlich wieder cool zu sein.

Da geschieht es, dass er sich in seine Jacke verliebt.

Gemeinsam erleben sie alle möglichen Situationen, während George inbrünstige Gespräche mit ihr führt.

Und weil es zur Jacke eine Videokamera dazugab, betätigt er sich auch gleich als Filmemacher. Eine schwarze Komödie in speziellem, äh, Gewand. Gartenbau: Di 5.11., 13.00 + Fr 25.10., 24.00 (OmU) Le jeune Ahmed / Young Ahmed (B/F 2019) R: Jean-Pierre und Luc Dardenne D: Idir Ben Addi, Olivier Bonnaud, Myriem Akheddiou. 84 min. Der 13-jährige Ahmed wird durch den Kontakt mit einem Imam zum Fundamentalisten. Zunächst beschimpft er seine Schwester und Mutter aufgrund ihres „unreinen“ Verhaltens, doch schon bald plant er weit schlimmere Dinge. Die Dardenne-Brüder nehmen das Publikum mit auf eine Fahrt in den Abgrund, während der es allein mit der Obsession und den Handlungen des Protagonisten auskommen muss. Gartenbau: Mo 28.10., 23.00 + Di 29.10., 18.00 (OmenglU) Liberté (F/P/E/D 2019) R: Albert Serra D: Helmut Berger, Marc Susini, Iliana Zabeth, Laura Poulvet. 132 min.

Der neueste Streich des Katalanen Serra („Der Tod von Ludwig XIV.“) rückt sexuelle Fantasien und Perversionen einiger Libertins des späten 18. Jahrhundert ins (halbdunkle) Bild. Im Wald versammelt, kämpft so mancher Lusterfüllte mit seinem für die Orgie nicht geeigneten Körper. Metro: Fr 25.10., 21.00 + Urania: Sa 26.10., 18.30 (OmenglU) The Lighthouse (CAN/USA 2019) R: Robert Eggers D: Willem Dafoe, Robert Pattinson, Valeriia Karaman. 110 min. Schwarz-weißer Genremix, angesiedelt auf einer ausgesetzten Leuchtturminsel in den 1890er-Jahren.

Thomas, ein alter Seebär mit der Persönlichkeit von Ahab, und Ephraim, ein junger Anfänger, teilen sich eine Schicht, während Misstrauen und Wahnsinn um sich greifen. Dafoe und Pattinson, ein antiquiertes Englisch auf den Lippen, teilen sich dieses halluzinatorische Horrordrama im Sturm, doch auch eine gute Portion Humor, Geister und Meerjungfrauen sind dabei. Gartenbau: Mi 30.10., 18.00 + Di 5.11., 23.00 (OmU) Little Joe (Ö/GB/D 2019) R: Jessica Hausner D: Emily Beecham, Ben Whishaw, Kerry Fox, Kit Connor. 105 min. Pflanzen machen glücklich! Ganz besonders Little Joe, eine genmanipulierte Pflanzenart, die eigens zu diesem Zweck gezüchtet wurde. Die Biologin Alice bemerkt im Zusammenhang mit dem Gewächs jedoch eher bedenkliche Auswirkungen in ihrem Umfeld: Ihr Sohn kehrt sich zunehmend von ihr ab. Welche Rolle spielt Little Joe dabei? In ihrem ersten e­ nglischsprachigen Werk bewegt sich Hausner zwischen Psychothriller, Science-Fiction und Horror, gespickt mit tiefschwarzem Humor. Gartenbau: Sa 26.10., 20.15 + So 27.10., 12.00 (OmU) Longa noite / Endless Night (E 2019) R: Eloy Enciso D: Misha Bies Golas, Nuria Lestegás, Manuel Pozas, Verónica Quintela. 90 min. Der Spanische Bürgerkrieg, der auf den Militärputsch Francos 1936 folgte, ist in Spanien ein großteils verdrängtes Kapitel der Geschichte.

Während der Film einem ehemaligen Kämpfer folgt, der auf dem Weg in ein ihm fremd gewordenes Zuhause ist, sprechen Laienschauspieler/-innen Originaltexte von Zeitzeugen, Künstlern, Politikern und ehemaligen politischen Gefangenen. Urania: Fr 25.10., 21.30 + Metro: Sa 26.10., 18.30 (OmenglU) Luciérnagas / Fireflies (MEX/GR/DO 2018) R: Bani Khoshnoudi D: Arash Marandi, Edwarda Gurrola, Luis Alberti. 85 min. Ramin, ein homosexueller Iraner, ist aufgrund der Repressionen in seiner Heimat geflohen und in Veracruz, Mexiko, gelandet. Mittel- und arbeitslos stürzt er in eine tiefe Krise und kann erst langsam in seinem neuen Leben Fuß fassen. Das Schicksal eines Flüchtlings als differenzierte Charakterstudie. Urania: Do 31.10., 16.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 1.11., 20.30 (OmenglU) Man you / Vanishing Days (CN 2018) R: Zhu Xin D: Jiang Li, Huang Jing, Chen Yan, Li Xiaoxin. 94 min.

Besuch der fernen Tante: Statt einen Aufsatz für die Schule zu schreiben, hört die 14-jährige Senlin lieber den Geschichten ihrer Verwandten zu, die kürzlich angereist ist. Ob diese wahre Anekdoten aus dem Leben der Tante oder reine Erfindung sind, bleibt in den heißen Sommertagen in Hangzhou offen – und die

Grenzen zwischen Realität und Fantasie beginnen zu verschwimmen. Stadtkino im Künstlerhaus: So 27.10., 20.30 (OmenglU) Marianne & Leonard: Words of Love (GB 2019) R: Nick Broomfield. 102 min. Schön bis tragisch: die Liebesgeschichte zwischen Leonard Cohen und seiner norwegischen Muse Marianne Ihlen. So long Marianne! Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 6.11., 15.30 + Fr 25.10., 23.00 (OmU) Marriage Story (USA 2019) R: Noah Baumbach D: Scarlett Johansson, Adam Driver, Laura Dern, Alan Alda, Ray Liotta. 137 min. Die Ehe von Nicole und Charlie ist gescheitert. Mithilfe eines Mediators versuchen sie die Scheidung gütlich zu regeln, vor allem für ihren gemeinsamen Sohn. Nachdem Nicole zu ihrer Mutter gezogen ist, beginnt ein Ringen um Geld, Besuchszeiten und alles, was schiefgelaufen ist. Baumbach schuf mit seinem prominent besetzten Werk eine Mischung aus Drama und Komödie, inspiriert u.a. von Ingmar Bergman und Woody Allen. Gartenbau: Di 29.10., 6.30 + Mo 28.10., 12.45 + Do 31.10., 20.15 (OmU) Martin Eden (I/F/D 2019) R: Pietro Marcello D: Luca Marinelli, Carlo Cecchi, Jessica Cressy. 129 min. Martin Eden stammt aus einfachsten Verhältnissen. Er sehnt sich nach Bildung, Anerkennung und Ausdruckskraft, noch mehr, als er sich in eine junge Frau aus gutem Hause verliebt. So erzieht er sich selbst zum streitbaren Intellektuellen und Schriftsteller. Marcello verlegt Jack Londons gleichnamigen autobiografischen Roman (1909) ins Neapel der späten 1960er-Jahre und ergänzt die Spielszenen mit Archivaufnahmen.

Abschlussfilm der Viennale. Gartenbau: Mi 6.11., 19.00, 23.00 (OmU) Medena zemja / Honeyland (MK 2019) R: Tamara Kotevska, Ljubomir Stefanov. 86 min. Hatidze, eine der letzten Wildbienenimkerinnen Europas, erntet nach generationenerprobter Tradition den Honig ihrer Bienenvölker: „Die Hälfte für uns, die Hälfte für euch“. Doch das Leben im Einklang mit der Natur wird jäh durch die Ankunft rücksichtsloser Nachbarn unterbrochen und die fragile Balance gestört. Öko-Parabel über die selbstzerstörerische Ausbeutung der Natur durch den Menschen in Form einer „Cinéma vérité“Beobachtung. Ein Festivalhit. Gartenbau: So 3.11., 10.00 (OmU) + Urania: Mi 6.11., 13.00 (OmenglU) Midnight Family (MEX/USA 2019) R: Luke Lorentzen.

81 min. Es klingt unglaublich, ist aber tatsächlich eine Konsequenz des völlig dysfunktionalen Gesundheitssystems in Mexiko-Stadt: Ohne Ausbildung oder Lizenz macht sich Familie Ochoa nachts in ihrer rostigen Laienambulanz auf den Weg durch die Stadt, um als Erste an Unfallorten zu sein und den Verunglückten gegen Geld zu helfen. Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 26.10., 23.15 + Urania: So 3.11., 21.00 (OmenglU) Moi dumki tikhi / My Thoughts Are Silent (UA 2019) R: Antonio Lukich. 100 min. Der junge ukrainische Tonmeister Vadim erhält den Auftrag, für ein kanadisches Computerspiel Tierlaute einzufangen.

Mit seinem riesigen Mikrofon und seiner Mutter reist der über zwei Meter große Mann nach Uschgorod. „Ein lakonisches Roadmovie mit leisen Anklängen an den frühen Jim Jarmusch und viel Situationskomik“ (Michael Pekler). Urania: Mo 28.10., 21.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Di 29.10., 13.00 (OmenglU) Monos (CO/ARG/NL/DK/SE/D/UY/USA 2019) R: Alejandro Landes D: Julianne Nicholson, Moisés Arias, Sofía Buenaventura. 102 min. Im Wald hoch oben in den Bergen von Kolumbien bewacht die aus Jugendlichen zusammengesetzte paramilitärische Einheit „Monos“ eine US-amerikanische Geisel. In einem Umfeld, dass mit wilden Kamerabewegungen und eigentümlichem Ton eine gespenstische Note erhält, kommt es, inspiriert von „Der Herr der Fliegen“, zum Zerfall der Gruppe, die an ihrer Aufgabe scheitern muss.

Stadtkino im Künstlerhaus: So 3.11., 23.00 (OmenglU) + Gartenbau: Di 5.11., 15.30 (OmU) MS Slavic 7 (CAN 2018) R: Sofia Bohdanowicz, Deragh Campbell D: Deragh Campbell, Mariusz Sibiga, Elizabeth Rucker. 64 min. Archivarbeit als Detektivgeschichte: Regisseurin Campbell schlüpft in die Rolle von Audrey, die sich als Nachlassverwalterin durch den Briefwechsel ihrer jüdischen Großmutter, Zofia Bohdanowiczowa, mit dem polnischen Schriftsteller Józef Wittlin gräbt. Die Komödie mit speziellem Tonfall beruht auf der Familiengeschichte der Regisseurin Bohdanowicz.

Metro: Do 31.10., 21.00 + Urania: Mo 4.11., 13.30 (OF) Nan fang che zhan de ju hui / The Wild Goose Lake (CN/F 2019) R: Diao Yinan D: Hu Ge, Gwei Lun Mei, Liao Fan. 113 min. Neo-Noir aus China: Zhou, der einen Polizisten getötet hat und gejagt wird, will eine Prostituierte dazu bringen, ihn auszuliefern und das Geld an seine Frau zu übermitteln. Wird Gwei seinem Wunsch nachkommen oder steht sie auf Zhous Seite? Atmosphärisch glänzt dazu der nasse Asphalt und leuchten die bunten Neonröhren. Stadtkino im Künstlerhaus: Di 29.10., 23.00 + Urania: Di 5.11., 21.30 (OmenglU) Ne croyez surtout pas que je hurle / Just Don’t Think I’ll Scream (F 2019) R: Frank Beauvais. 75 min.

Das Found-Footage-Tagebuch eines Mannes, der in Filmen nach Hilfe sucht: Beauvais kombiniert die intime Erzählung einer Trennung mit Ausschnitten aus

hunderten Filmen, die er während dieser Phase der Trauer und Isolation allein in seinem Haus gesehen hat. Ein Werk, das auch den modernen Umgang mit Bildern und Informationen und deren Übermaß aufgreift. Urania: So 27.10., 21.00 + Gartenbau: Di 29.10., 13.00 (OmenglU) Nhà cây / The Tree House (SGP/VIE/D/F/CHN 2019) R: Truong Minh Quy. 84 min. Wenn das Volk der Ruc, eine Minderheit im vietnamesischen Bergland, aus Höhlen und Baumhäusern in „echte“ Häuser umzieht und beginnt, Reis zu kultivieren, vollzieht es eine Entwicklung von 1000 Jahren in kurzer Zeit – einen Zivilisationssprung. Truong Minh Quy verwebt in seinem ethnografisch-reflexiven Dokumentarfilm Einblicke in das Land und seine Bevölkerung mit der fiktionalen Sequenz einer Marsreise: Die Ungleichzeitigkeit verschiedener Lebensentwürfe und das Gefühl von Heimatlosigkeit spiegeln sich am besten in spielerischer Verfremdung. Stadtkino im Künstlerhaus: Di 29.10., 15.30 + Metro: Sa 2.11., 18.30 (OmenglU) No m’estimis / Love Me Not (E/MEX 2018) R: Luis Minarro D: Ingrid García-Jonsson, Oliver Laxe, Francesc Orella. 83 min. Ein mysteriöser Mann namens Yokanaan, vielleicht ein Prophet, vielleicht ein Terrorist, wird in einer Wüstenlandschaft im Mittleren Osten in einem kleinen Militärlager gefangengehalten. Die Soldatin Salome, Tochter des Kommandeurs Antipas, verliebt sich in ihn. Biblische Bezüge und politische Seitenhiebe – Yokanaan trägt dieselben orangen Uniformen wie die Insassen US-amerikanischer Gefangenenlager – mischen sich in diesem allegorischen Werk mit Themen wie Zivilisation, Grausamkeit und Gender. Metro: Fr 1.11., 18.30 + Metro, Pleskow Saal: Mo 4.11., 20.30 (OmenglU) Nona. Si me mojan yo los quemo / Nona. If They Soak Me, I’ll Burn Them (CL/BRA/F/KR 2018) R: Camila José Donoso D: Josefina Ramirez, Paula Dinamarca, María Fernanda Reyes. 83 min. Nachdem die 66-jährige Nona einen Molotowcocktail auf den Truck ihres Exgeliebten geworfen hat, beginnt sie ein neues Leben in einer chilenischen Kleinstadt. Doch auch dort breiten sich plötzlich mysteriöse Brände aus, die ganze Wälder und zahlreiche Häuser verschlingen, Nonas Heim aber unberührt lassen. Als Mix verschiedener Filmformate präsentiert Regisseurin Donoso ein Werk zwischen Realität und Fiktion, eine differenzierte Charakterstudie ihrer Großmutter. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 25.10., 18.00 (OmenglU) Nunca subí el provincia / I Never Climbed the Provincia (CHI 2019) R: Ignacio Agüero. 92 min. Der chilenische Dokumentarist Agüero macht sich auf eine Spurensuche durch seine unmittelbare Nachbarschaft: Noch kann man die Anden am Horizont erblicken, doch bald wird alles zugeschüttet und zugebaut sein.

In seinem erratischen, intimen Essayfilm lässt er zu Erzählungen alter Männer Archivbilder aus PinochetZeiten aufblitzen. Filmmuseum: Mo 28.10., 21.00 + Metro, Pleskow Saal: Do 31.10., 18.00 (OmenglU) Olanda (D/RO 2019) R: Bernd Schoch. 154 min. In den Wäldern der rumänischen Karpaten hat sich ein Zeltlager gebildet. Es ist die vorübergehende Heimat von Pilzsammlern, die hier im Sommer täglich ab drei Uhr Früh einem anstrengenden Job nachgehen. So haben es bereits ihre Vorfahren getan, allerdings unter weit weniger globalisierten Bedingungen. Urania: Fr 1.11., 21.00 (OmU) + Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 2.11., 12.00 (OmenglU) Om det oändliga / About Endlessness (SE/D/NOR 2019) R: Roy Andersson D: Bengt Bergius, Amanda Davies, Tatiana Delaunay, Karin Engman. 78 min. Nach „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ (2014) reiht Andersson erneut kurze Sequenzen und lebende Tableaus aneinander, die absurd, komisch oder albtraumhaft sind, Banales oder Historisches zum Inhalt haben: Ein Mann trifft einen Schulfreund auf der Straße und kränkt sich, dass jener ihn nicht gegrüßt hat. Ein Priester, der vom Glauben abgefallen ist, träumt von seiner Kreuzigung. Soldaten marschieren zu einem Gefangenenlager. Gartenbau: Di 29.10., 23.30 (OmU) + Stadtkino im Künstlerhaus: Di 5.11., 18.00 (OmenglU) One, Two, Three (USA 1961) R: Billy Wilder D: James Cagney, Horst Buchholz, Liselotte Pulver, Hanns Lothar, Leon Askin. 125 min. Vor dem Hintergrund des Mauerbaus versucht ein Repräsentant von Coca-Cola in Berlin, den Russen sein Produkt zu verkaufen, während er das Töchterl seines Chefs von der Heirat mit einem Kommunisten abzuhalten versucht. Wilder brach mit „One, Two, Three“ gleich mehrere Geschwindigkeitsrekorde: Schneller als Cagney konnte niemand sprechen, schneller als Buchholz sich kein Ostberliner in einen Kapitalisten verwandeln – und schneller wurde noch nie ein Film von der Wirklichkeit überholt.

– Screening in memoriam Eric Pleskow, der Pate stand für die Figur des ständig auf Hochtouren laufenden Konzernmanagers. Metro: Sa 26.10., 10.30 (OmU) O que arde / Fire Will Come (E/F/LUX 2019) R: Oliver Laxe D: Amador Arias, Benedicta Sánchez, Inazio Abrao. 85 min. Nachdem Amador seine Haftstrafe wegen Brandstiftung abgesessen hat, kehrt er in seine Heimatstadt im Hinterland von Galicien zurück,

FOTOS: VIENNALE

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FOTOS: VIENNALE

V I E N N A L E 1 9 F A L T E R um mit seiner Mutter auf dem kleinen Hof zu leben.

Mensch und Natur spielen sich aufeinander ein, doch unter der Oberfläche bahnt sich eine Katastrophe an. Eine Parabel über Einsamkeit und Wut, Schönheit und Schrecken, besetzt mit Laiendarstellern. Urania: Sa 2.11., 21.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Di 5.11., 23.00 (OmenglU) Oroslan (SLO/CZ 2019) R: Matjaž Ivanišin D: Margit Gyecsek, Dejan Spasić, Milivoj Miki Roš. 71 min. Das Essen auf Rädern wird ausgeliefert, doch vor Oroslans Haus bleibt es hängen: Der alte Mann ist nicht mehr.

Verwandte, Bekannte und die Nachbarin erzählen von ihren Erinnerungen an ihn in der ungarischen Provinz, wo man slowenisch spricht, postsozialistische Kneipen stehen und dicker Nebel über der Landschaft liegt.

Sie adressieren die Kamera direkt, doch was wie ein Dokumentarfilm anmutet, ist ein meditatives Drama in 16 mm. Metro: Fr 1.11., 13.30 + Urania: Sa 2.11., 18.30 (OmenglU) The Plagiarists (USA 2019) R: Peter Parlow D: William Michael Payne, Lucy Kaminsky, Eamon Monaghan.

76 min. Ein junges Hipsterpaar, sie angehende Schrifstellerin, er Filmemacher, strandet mit dem Auto auf einer winterlichen Landstraße und wird vom Afroamerikaner Clip in sein Haus eingeladen. Monate später taucht die Begegnung in einem Buch des norwegischen Schriftstellers Karl Ove Knausgård auf. Wer plagiiert hier wen?, lautet die große Frage in dieser postmodernen Satire rund um die Themen Ehrlichkeit, Autorenschaft, Erinnerung, Beziehungen, Ethnien und Gender. Urania: Sa 26.10., 16.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: So 27.10., 23.00 (OF) Por el dinero / For the Money (ARG 2019) R: Alejo Moguillansky D: Alejo Moguillansky, Luciana Acuna, Matthieu Perpoint. 80 min. Moguillanskys Kunstsatire beginnt mit mehreren Leichen. Eine französelnde Stimme verspricht zu erzählen, wie es in der argentinischen Truppe aus Schauspielern, Tänzern, Musikern und Filmemachern, zu der jene als Lebende gehörten, so weit kommen konnte. Das Stück, das die Truppe auf ihrer Tour aufführt, handelt passenderweise vom Überleben, allerdings dem ökonomischen im Kapitalismus. Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 4.11., 20.30 + Urania: Di 5.11., 13.30 (OmenglU) Portrait de la jeune fille en feu / Porträt einer jungen Frau in Flammen (F 2019) R: Céline Sciamma D: Noémie Merlant, Adèle Haenel, Valeria Golino. 120 min. Auf einer bretonischen Insel soll die Pariser Malerin Marianne im Jahr 1770 ein Gemälde von Héloise anfertigen, die gerade eine Klosterschule für adelige Mädchen verlassen hat und in Kürze verheiratet werden soll. Doch die junge Frau weigert sich, Modell zu sitzen, um gegen die von ihrer Mutter arrangierte Ehe zu protestieren. Bald entdecken Marianne und Héloise ein spezielles Interesse füreinander. Eröffnungsfilm der Viennale. Gartenbau: Do 24.10., 19.30, 23.00 + Fr 25.10., 12.30 (OmU) Príncipe de paz / Prince of Peace (MEX 2019) R: Clemente Castor D: Daniel Ruíz, Mario Hernández, Aurora Chavero. 84 min. Das Geheimnis der Adoleszenz als visuelle Studie: Beginnend mit der medizinischen Vermessung des Körpers eines jungen Mannes entwickelt sich ein assoziativer Bilderstrom. Ein Prophet taucht auf, während sich das Drama zwischen Fantastischem und Realem, dem Totenkult Santa Muerte und jugendlicher Lebensgier einpendelt. Metro: Mo 4.11., 16.15 (OmenglU) A Rainy Day in New York (USA 2019) R: Woody Allen D: Timothée Chalamet, Elle Fanning, Jude Law, Selena Gomez, Diego Luna, Liev Schreiber. 92 min. Gatsby und Ashleigh planen ein romantisches Wochenende in New York, doch im Zuge eines Interviews mit dem Regisseur Roland Pollard geht Ashleigh in einer Reihe unvorhergesehener Situationen verloren. Gatsby wandert derweil allein durch das regennasse New York und macht seinerseits einige Begegnungen. Allens Neuling mit sehr junger Besetzung, diesmal nostalgisch, romantisch und – wie immer – melancholisch.

Gartenbau: So 3.11., 18.30 + Mi 6.11., 13.00 (OmU) Ralfs Farben (Ö/D 2019) R: Lukas Marxt. 74 min.

Versuch der Annäherung an den Geist eines Schizophrenen als experimentelles Porträt aus fantastisch fotografierten Landschaften Lanzarotes, die wie eine verlassene Planetenoberfläche aussehen. Darunter in der Tonspur das spiralförmig verlaufende Denken eines Mannes, der scheinbar logikbefreit über eine Neuordnung des Lebens in einer „Halbphantasy“ belehrt. Schräg, immersiv, ein bissl lang. Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 30.10., 20.30 + Metro: Do 31.10., 11.00 (OmenglU) Répertoire des villes disparues / Ghost Town Anthology (CAN 2018) R: Denis Coté D: Robert Naylor, Josée Deschenes, Jean-Michel Anctil. 97 min. In einem 215-Seelen-Ort in Kanada kommt ein junger Mann durch einen (möglicherweise selbst herbeigeführten) Autounfall ums Leben. Seine Mutter und sein Bruder sind starr vor Schmerz, während das winterliche Städtchen von unheimlichen Vorgängen heimgesucht wird: Unbekannte Menschen stehen auf den Feldern, die Toten scheinen zurückzukehren. Ein Gruselfilm über Trauer, Angst, Rückständigkeit und kollektive Trauma-

ta. Gartenbau: Sa 26.10., 23.00 (OmU) + Stadtkino im Künstlerhaus: Di 29.10., 18.00 (OmenglU) Robolove (Ö 2019) R: Maria Arlamovsky. 79 min.

Ein Blick auf Herstellung und Betrieb von höchst menschenähnlichen sozialen Robotern. Neben philosophischen Fragen nach dem Wert und der Würde des Humanen im Zeitalter immer neuer technischer Möglichkeiten beleuchtet die Regisseurin auch das komische Potenzial, das sich aus der Begegnung von Mensch und Maschine ergibt. Stadtkino im Künstlerhaus: Di 5.11., 20.30 (OmU) + Metro: Mi 6.11., 11.00 (OmenglU) Serpentário (ANG/P 2019) R: Carlos Conceicao D: Joao Arrais, Carlos Conceicao. 85 min. In seinem hypnotischen Langfilmdebüt verwebt Conceicao das Thema der Reise und die Suche nach seiner Mutter und seinen Wurzeln zu einem elegischen Filmtext aus persönlichen, kolonialen und mythologischen Geschichten.

Angesiedelt ist er in entlegenen Regionen von Angola, das die Familie des Filmemachers einst in Richtung Portugal verließ. Metro: Mi 30.10., 21.15 + Urania: Fr 1.11., 13.30 (OmenglU) Sete anos em maio / Seven Years in May (BRA/ARG 2019) R: Affonso Uchôa. 42 min. In seinem kurzen Dokumentarfilm beschäftigt sich Uchôa mit staatlicher Repression, Armut und Korruption in Brasilien – anhand einer persönlichen Beziehung: An einem Lagerfeuer sitzend, lässt er seinen Freund Rafael dos Santos von dessen traumatischem Erlebnis mit der Polizei erzählen. Die Nacht vor sieben Jahren änderte das Leben des unschuldigen Mannes für immer. Eine tief desillusionierte Stimme in einem Kino des Zulassens und Zuhörens. Metro: Mi 30.10., 16.00 + Metro, Pleskow Saal: Fr 1.11., 20.30 (OmenglU) Seus ossos e seus olhos / Your Bones and Your Eyes (BRA 2019) R: Caetano Gotardo D: Caetano Gotardo, Malu Galli, Vinicius Meloni, Carlos Escher. 119 min. Ein schwuler Regisseur (gespielt von Regisseur Gotardo selbst) trifft in São Paulo eine Reihe von Menschen, führt mit ihnen lange Konversationen oder teilt sexuelle Begegnungen. Das Dazwischen und Nebensächliche ist die Essenz dieses streng komponierten Werks zwischen Realität und Fiktion, das sich der Magie des Alltäglichen widmet. Metro: Mi 6.11., 18.30 (OmenglU) Space Dogs (Ö/D 2019) R: Elsa Kremser, Levin Peter.

91 min. Der faszinierende Doku-Filmessay folgt der mythischen Erzählung Laikas, des ersten Lebewesens im Kosmos: Einer Legende zufolge streift der Geist der Hündin bis heute ruhelos in den Straßen Moskaus umher. Das Regieduo rahmt seine naturalistische Beobachtung der zotteligen Nachfahren aus Hundeperspektive als kosmischen Kollektivschmerz, der sich mit ungesehenem Archivmaterial sowjetischer Raumfahrt zu einer modernen Anklage menschlicher Natur vereint. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 25.10., 20.30 (OmU) + Urania: So 27.10., 16.00 (OmenglU) State Funeral (NL/LIT 2019) R: Sergei Loznitsa. 135 min. Der Tod des kommunistischen Diktators Josef Stalin im Jahr 1953 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der Sowjetunion und einen Höhepunkt in deren Hang zum Zeremoniellen. Loznitsa montiert Archivmaterial rund um das Begräbnis zu einem großen Panorama. Auf der sorgfältig bearbeiteten Tonspur mischen sich offiziellen Verlautbarungen mit dem Gemurmel der Menge. Stadtkino im Künstlerhaus: So 3.11., 20.00 + Gartenbau: Mo 4.11., 15.00 (OmenglU) Surematu / Immortal (EST/LV 2019) R: Ksenia Okhapkina. 60 min. Ein dokumentarischer Blick auf die russische Halbinsel Kola und ihre ehemaligen Gulag-Städte: Die Sowjetzeit und ihr Glaube ans Vaterland scheinen hier wie unter einer Glasglocke erhalten geblieben zu sein. Zwischen atmosphärischen Winteraufnahmen und kunstvoll montierten Innenansichten bauen junge Mitglieder von Putins „Jugendarmee“ ihre Gewehre zusammen, während die Mädchen im klassischen Ballett gedrillt werden.

Stadtkino im Künstlerhaus: So 27.10., 14.30 + Metro: Di 5.11., 11.00 (OmenglU) Synonymes (F/IL/D 2019) R: Nadav Lapid D: Tom Mercier, Quentin Dolmaire, Louise Chevilotte. 123 min. Ein traumatisierter israelischer Soldat will seine Identität hinter sich lassen und wandert nach Paris aus. All seines Besitzes beraubt, erfriert er in einer leeren, ungeheizten Wohnung beinahe. Emile und Carolin, das Pärchen aus der Nachbarwohnung in Yoavs Alter, finden ihn gerade noch rechtzeitig. In oft grotesken Episoden zeigt Lapid die Versuche des jungen Exilanten, sich ein neues Leben als Franzose aufzubauen. Gartenbau: Sa 2.11., 18.00 (OmU) + So 3.11., 12.30 (OmenglU) Tabi no owari, sekai no hajimari / To the Ends of the Earth (J/UZB/QAT 2019) R: Kurosawa Kiyoshi D: Atsuko Maeda, Ryo Kase, Shota Sometani. 120 min.

Yoko, eine junge japanische TV-Journalistin, reist nach Usbekistan, um Eindrücke für ein Reisemagazin zu sammeln: Sie besucht einen Fischer, berichtet über Feste und ihre Erfahrungen mit den lokalen Spezialitäten. In Kiyoshis lakonischem Drama geht es aber zuallererst um das, was diese Reise in jedem Moment

begleitet: das Fremdsein in der Fremde, Liebeskummer und Einsamkeit. Gartenbau: Di 29.10., 15.30 + Filmmuseum: Mi 6.11., 18.30 (OmU) Tato mamyn brat / My Father Is My Mother’s Brother (UA 2018) R: Vadym Ilkov. 76 min. Tolik, ein Künst­ler der ukrai­ni­schen Underground-Szene, zieht sei­ne Nich­te Kat­ya groß, ein eigen­sin­niges Kind, das ihn Papa nennt. Ihre Mut­t er Anya steht im Mit­t el­ punkt des Films, treibt jedoch zugleich, wie zu einem Leben am Ran­de ver­ur­teilt, zwi­schen Ein­sam­keit und Auf­ent­hal­ten in der Psych­ia­trie. Bil­dungs­ro­man und Künst­ler­por­trät zugleich, fängt der Film die zer­brech­ li­che Schön­heit einer Vater-Tochter-Beziehung in all dem ein, was sie uni­ver­sell macht. Urania: Di 29.10., 13.30 (OmenglU) Technoboss (P/F 2019) R: Joao Nicolau D: Miguel Lobo Antunes, Luísa Cruz, Américo Silva, Sandro Faleiro.

112 min. Luis Rovisco ist in seinen 60ern, geschieden und beruflich viel mit dem Auto unterwegs, um Sicherheitssysteme zu installieren. Zum Klang des Radios singt er dabei kraftvoll mit. Zwar verwirrt ihn so manche moderne technische Entwicklung, doch gelingt es ihm, seine alte Liebe Lucinda erneut für sich zu entflammen. Eine Mischung aus Roadmovie und Musical, angesiedelt an der Grenze zum Absurden mit gesellschaftskritischen Untertönen. Urania: Fr 1.11., 18.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 4.11., 13.00 (OmenglU) Those That, at a Distance, Resemble Another (GB/ ARG/E 2019) R: Jessica Sarah Rinland. 67 min. Konservierung, Restaurierung, Rekonstruktion: „To prevent the death of an object“, heißt es an einer Stelle. Wer sich da wo mit welcher Arbeit dem Tod entgegenstellt, verraten erst die Endcredits. Metro: Sa 2.11., 21.00 + Urania: So 3.11., 13.30 (OmenglU) Tommaso (I/GB/USA/GR 2019) R: Abel Ferrara D: Cristina Chiriac, Willem Dafoe, Anna Ferrara. 116 min.

Der Amerikaner Tommaso lebt mit seiner mehr als 30 Jahre jüngeren Frau Nikki und ihrer gemeinsamen Tochter Deedee in Rom. Tommaso lernt Italienisch, unterrichtet Schauspieler, schreibt an einem Drehbuch und besucht ab und zu ein Treffen der Anonymen Alkoholiker. Seine Beziehung scheint belastet, er selbst als Prototyp des modernen Sinnsuchers. Einmal nimmt er sich buchstäblich das Herz aus der Brust: „Das ist alles, was ich habe.“ Urania: So 27.10., 13.00 + Gartenbau: Mo 28.10., 18.00 (OmU) two moons (USA 2018) R: James Benning. 42 min. Gedreht am 21. und 22. November 2018, der Mond geht auf über Valencia, Kalifornien. „Man sieht zweimal das gleiche“, bemerkt Avantgarde-Dokumentarist Benning dazu. „Aber es ist nicht dasselbe.“ Filmmuseum: So 27.10., 18.30 Une fille facile / Ein leichtes Mädchen (F 2019) R: Rebecca Zlotowski D: Mina Farid, Zahia Dehar, Benoit Magimel, Nuno Lopes. 90 min. An der sommerlichen Côte d’Azur treffen zwei junge Frauen aus ärmlichen Verhältnissen zwei deutlich ältere Männer mit viel Geld. Es kommt zu hochpreisigen gemeinsamen Unternehmungen, im Zuge derer unterschiedliche Ansichten von Weiblichkeit und Käuflichkeit aufeinanderprallen. Verpackt in ein leichtfüßiges Comingof-Age-Drama hinterfragt Regisseurin Zlotowski Vorurteile und Erwartungen. Gartenbau: So 27.10., 18.30 (OmU) + Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 4.11., 23.00 (OmenglU) Varda par Agnès (F 2018) R: Agnès Varda. 119 min.

Das Vermächtnis der im März 90-jährig verstorbenen Filmemacherin und Fotografin Agnès Varda: eine Vorlesung in Form einer unterhaltsamen Regie-Masterclass, die Visualisierung eines gleichnamigen Buches aus dem Jahr 1994. – Vorfilm: „Viennale Walzer“, der Trailer von Varda zur Viennale 2004. Gartenbau: Mo 28.10., 15.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 4.11., 18.00 (OmenglU) Vendrá la muerte y tendrá tus ojos / Death Will Come and Shall Have Your Eyes (CHI/ARG/D 2019) R: José Luis Torres Leiva D: Amparo Noguera, Julieta Figueroa, Nona Fernández. 93 min. Ana und María sind seit Jahrzehnten ein Paar. Als María tödlich erkrankt, ziehen sie sich in eine Hütte im Wald zurück, um die ihnen verbleibende gemeinsame Zeit hier zu verbringen. Gesprochen wird nicht viel, aber umso intensiver fängt Kameramann Christian Soto die Gesten, Blicke und Berührungen ein, in denen Liebe und Abschied gleichermaßen liegen. Urania: Mo 28.10., 13.30 + Metro: Mi 6.11., 16.30 (OmenglU) La vida en común (ARG/F 2019) R: Ezequiel Yanco D: Uriel Alcaraz, Isaías Barroso, Ángel Baigorria, Brian Llambia. 70 min. Dokumentarisches mit fiktiven Einschüben, gedreht in einem entlegenen Dorf in der Pampa im Norden Argentiniens: „Yanco, ein studierter Historiker, filmt die dortige Welt aus der Sicht heranwachsender Kinder und Jugendlicher, die sich in dieser archaisch anmutenden Umgebung zwischen Hightech und uralten Mythen um Pumas und Jäger zurechtfinden müssen.“ (Andreas Ungerböck) Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 26.10., 16.15 + Metro, Pleskow Saal: So 27.10., 20.30 (OmenglU) Vitalina Varela (P 2019) R: Pedro Costa D: Vitalina Varela, Ventura, Manuel Tavares Almeida. 124 min. Jahre-

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Features Cosa Nostra

Unter Hyänen: Marco Bellocchios „Il traditore“

Kronzeuge „Don Masino“ Buscetta verrät seine Familie und packt aus

uch wenn er von der ehemaligen Familie nun als solcher beA zeichnet wird: Tommaso „Don Masi-

no“ Buscetta will kein Verräter sein.

Das ist ihm wichtig, und er betont es im Laufe dieses Films mehrere Male.

Es ist eine Frage der Selbstwahrnehmung. Denn was man in den Augen der anderen ist, hängt als Mafioso davon ab, welchen Ehrencodex man vertritt. Die Cosa Nostra haben diejenigen verraten, so Buscetta, die in das Heroingeschäft eingestiegen sind. Die damit jenen blutigen Krieg zwischen den sizilianischen Familien losgetreten haben, der hunderte Tote forderte. Deshalb packt er nun, nachdem er die Omertà gebrochen und mit Richter Giovanni Falcone einen Pakt geschlossen hat, als Kronzeuge vor Gericht aus.

Buscetta war die Schlüsselfigur in den Mammutprozessen gegen die Mafia in den 1980ern. Mit „Il ­traditore“ hat Altmeister Marco Bellocchio seine Biografie jetzt verfilmt und damit heuer in Cannes einen außergewöhnlichen und sehr italienischen Mafia-Film vorgelegt. Bis auf wenige Rückblenden chronologisch erzählt, rollt Bellocchio in zweieinhalb Stunden die Geschichte Buscettas auf, für den Pierfrancesco Favino mit seinem ausbalancierten Spiel keine Sympathie aufkommen lässt. „Il traditore“ ist kein konventionelles Biopic über Aufstieg und Fall, sondern erzählt unpathetisch und stellenweise brutal direkt ein Stück italienische Zeitgeschichte und damit Gesellschaftspolitik. Und wenn im beinahe dokumentarisch anmutenden, längeren Mittelteil die angeklagten Mafiosi im Gerichtssaal wie Tiere aus ihren Käfigen geifern und brüllen, ist das irgendwie auch komisch. Die echten Hyänen, man sieht sie später tatsächlich.

MICHAEL PEK LER

Gartenbau: Sa, 26.10., 12 Uhr + Stadtkino im Künstlerhaus: Mi, 6.11., 20.30 Uhr (OmU)

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Features Deutscher Autorenfilm

Zehrendes Gezerre: „Das freiwillige Jahr“

Nicht gemeinschaftsfähig: Übervater Urs, Jette und Exfreund Mario

elbstgefälliges Arschloch!“, so wird S Urs nicht nur einmal bezeichnet.

Wer es dem deutschen Dorfarzt nicht

ins Gesicht sagt, denkt es wohl. Dem alleinerziehenden Vater ist’s egal, hat er doch nur das Ziel vor Augen, seine Tochter Jette in ihr Freiwilliges Sozialjahr in Costa Rica zu verabschieden.

Die 19-Jährige kämpft mit Liebeswirren: Just auf dem Weg zum Flughafen meldet sich Mario (Thomas Schubert), ihr Exfreund aus der Nachbarschaft. Ihre Lust, abzureisen, schwindet rapide.

Ulrich Köhler und Henner Winckler beschäftigen sich in „Das freiwillige Jahr“ mit dem Individuum in Familie und Gesellschaft. Großteils im Inneren eines Autos angesiedelt, zeichnet das kammerspielartige und doch temporeiche Werk den modernen Menschen als wenig gemeinschaftsfähig.

Der schwarzen Komödie steht es dabei näher als dem Sozialdrama: Jette (Maj-Britt Klenke), die nicht mehr oder noch nicht weiß, was sie mit ihrer Zukunft anfangen will, und Übervater Urs (Sebastian Rudolph) verwickeln sich in ein verbissenes Gezerre. Bis zum Rand der Karikatur verstockt ist der Kontrollsüchtige, dessen Verhalten an allen Fronten nichts als Chaos erzeugt.

An einer psychologischen Durchleuchtung der Figuren hat das Regieduo allerdings kein Interesse: Warum Urs so darauf drängt, dass Jette ihr Sozialjahr antritt, bleibt offen. Es ist dem Publikum überlassen, die von sozialen Ängsten und Projektionen zwischen den Generationen unterfütterte Geschichte auszuschmücken und sich darin zu spiegeln. Der Abspann fasst es in Pop: „I made space in my life for you. Are you in it?“ SABINA ZEITHAMMER

Gartenbau: Sa, 26.10., 18 Uhr Stadtkino im Künstlerhaus: So, 27.10., 15.45 Uhr (OmenglU)

lang hat Vitalina auf ihr Flugticket von den Kapverden nach Lissabon gewartet. Als sie ankommt, ist ihr dort illegal lebender Ehemann seit drei Tagen tot. In den verwahrlosten Vororten sucht sie nach Spuren seines Lebens. Sein herzzerreißendes Porträt einer Frau, die sich gegen die Tragik des Lebens stemmt, hat Pedro Costa nach der ungemein präsenten Hauptdarstellerin benannt, die auch am Drehbuch mitgeschrieben hat.

Filmmuseum: Sa 2.11., 18.30 + Gartenbau: Mo 4.11., 12.00 (OmenglU) Wan mei xian zai shi / Present. Perfect. (USA/HK 2019) R: Zhu Shengze. 124 min. Found-Footage-Film, der Einblick gibt in die bizarre Welt chinesischer Livestream-Hosts. Urania: Do 31.10., 21.00 + Metro, Pleskow Saal: Fr 1.11., 17.30 (OmenglU) Wasp Network (BRA/F/E/B 2019) R: Olivier Assayas D: Penélope Cruz, Édgar Ramírez, Gael García Bernal.

123 min. Kuba in den 1990er-Jahren. Der Pilot René González verlässt eines Tages seine Familie, um in Miami ein neues Leben anzufangen. Er schließt sich einer Organisation von Überläufern an, die das CastroRegime stürzen wollen. In Wahrheit aber ist er Teil eines Netzwerks, das Kuba mit geheimen Informationen versorgt. In seinem komplexen Spionagethriller nach wahren historischen Begebenheiten – er basiert auf dem Roman „Last Soldiers of the Cold War“ von Fernando Morais – deckt Assayas nach und nach die Tätigkeiten seiner Figuren auf, während der Fokus auf deren Privatleben liegt. Gartenbau: Mo 4.11., 18.00 + Mi 30.10., 13.00 (OmenglU) Wet Season (SGP/TW 2019) R: Anthony Chen D: Yeo Yann Yann, Christopher Lee, Koh Jia Ler. 103 min. Angesiedelt in der Hurrikan-Saison in Singapur mit ihren sintflutartigen Regenfällen, wird die Liebesgeschichte einer Lehrerin mit Eheproblemen und unerfülltem Kinderwunsch und eines Schülers erzählt. Chen, spezialisiert auf präzise beobachtete Beziehungsschwierigkeiten, lässt die Handlung in einer Szenerie aus gedeckten Farben und karger Eleganz ganz langsam zur Entfaltung kommen und schließlich eine große, von hoffnungslosem Begehren geprägte Intensität erreichen. Urania: Mo 28.10., 16.00 (OmenglU) Widerstandsmomente (Ö 2019) R: Jo Schmeiser. 98 min. Die Aktivistin und Filmemacherin Jo Schmeiser geht anhand unterschiedlicher Frauenporträts der Frage nach, wie widerständige Momente – in Ausnahmesituationen wie im Alltag – zu einer politischen Lebenshaltung werden. Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 28.10., 20.30 + Metro: Di 29.10., 11.00 (OmenglU) Wilcox (CAN 2019) R: Denis Côté D: Guillaume Tremblay. 66 min. Die Geschichte von einem, der sich von der Gesellschaft abkehrt und ein Aussteigerleben anstrebt. Benannt nach seiner Hauptfigur, folgt Côtés Film diesem Prozess ohne Sprache und psychologische Hintergründe. Nur Bilder und Musik erzählen von Einsamkeit, Abenteuer und Freiheit als Existenzgrundlage. Am Anfang und am Ende listet das Drama Namen realer Personen auf, die es Wilcox gleichgetan haben.

Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 28.10., 13.00 + Urania: Di 29.10., 21.00 (OF) Xurmalar Yetişen Vaxt / When the Persimmons Grew (Ö/AZE 2019) R: Hilal Baydarov. 119 min. Eine filmische Seelenlandschaft: Während der Kaki-Ernte philosophiert eine Mutter mit ihrem Sohn über die Früchte des Lebens – über das, was wirklich zählt. Go for it! Metro: Di 5.11., 21.00 + Metro, Pleskow Saal: Mi 6.11., 18.00 (OmenglU) Yokogao / A Girl Missing (J/F 2019) R: Fukada Kôji D: Tsutsui Mariko, Ichikawa Mikako, Ikematsu Sosuke.

111 min. Die Filme von Fukada Kôji drehen sich um die Figur des Fremden, der in ein soziales Gefüge eindringt und damit dessen Diskrepanzen offenbar macht. Die Protagonistin seines neuen Films ist allerdings keine Fremde mehr: Als Pflegerin der angeschlagenen Großmutter ist Ichiko längst in die Familie Oisho aufgenommen worden. Da wird eine der beiden jungen Enkeltöchter entführt. Zwar kehrt sie wohlbehalten zurück, doch wird Ichikos Verbindung zum Entführer zu einem Skandal. Misstrauen greift um sich und macht Ichiko langsam zu einer Fremden. Gartenbau: Do 31.10., 13.00 + Urania: Mi 6.11., 21.15 (OmenglU) Zombi Child (F 2019) R: Bertrand Bonello D: Adilé David, Wislanda Louimat, Katiana Milfort, Louise Labèque. 103 min. Eine etwas andere Art von ZombieFilm: Zwischen Haiti zu Beginn der 1960er-Jahre und einem Mädchengymnasium im heutigen Paris spielt sich diese fantastisch angehauchte Geschichte ab.

Dort wird ein Mann durch eine Voodoo-Attacke zum versklavten Zombie, hier versucht seine verwaiste Enkelin Anschluss an ihre Mitschülerinnen zu finden.

Kunst und Kitsch sind die Pole, in deren Mitte sich der Film einpendelt, stets verdunkelt vom langen Schatten des Kolonialismus. Gartenbau: Mi 30.10., 20.15 (OmU) + Fr 1.11., 23.30 (OmenglU) Zumiriki (E 2019) R: Oskar Alegria. 122 min. You can’t go home anymore. Doch als Erbe einer in den Fluten eines Stausees untergegangenen Flussbank unternimmt Oskar Alegria den radikalpoetischen Selbstversuch, in die erinnerte Kindheit einzutauchen.

Metro: Mo 4.11., 21.30 + Metro, Pleskow Saal: Di 5.11., 20.30 (OmenglU)

Shorts AI (Viennale-Trailer 2019) (ARG/Ö 2019) R: Lucrecia Martel. 2 min. Anamnese eines Schizophrenen an der UCLA anno 1961, mit Software à la Gesichtserkennung bis zur Kenntlichkeit verpixelt. Gartenbau: Do 24.10., 19.30, 23.00 + Fr 25.10., 12.30 (englOF) Caterina (USA 2019) R: Dan Sallitt D: Augustina Munoz.

17 min. À la Eric Rohmer: das beredte Porträt einer jungen Argentinierin namens Caterina in den Vereinigten Staaten. Urania: Mi 30.10., 18.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 1.11., 13.00 (OmenglU) Ganze Tage zusammen (D 2019) R: Luise Donschen D: Miriam Stoney, André Lechelt, Colin Brand, Benjamin Alpmann. 23 min. Eine junge Frau verliert ihre Epilepsie. Die letzten Tage vor den Ferien brechen an, die sie wie zuvor mit ihren Freunden an der Schule verbringt.

Sie soll Abschied nehmen, von ihrer Krankheit wie auch von dem vertrauten gemeinsamen Ort. Schließlich der letzte Schulausflug: ein Picknick, Versteckspiel, ein Fluss. Metro: Fr 25.10., 16.00 (OmenglU) Holy Days (ALG/F 2019) R: Narimane Mari D: Michael Haas, Saadi Ikhlefhoum. 40 min. Maris Meditation über Gesichter, Griffe, Gesten, über Blicke, Berührungen und Begehren spielt nicht zufällig schon im Titel auf das frühe Kino an. Dies ist kein stummer Film, ganz im Gegenteil, doch seine Sprache ist ausschließlich eine der Gefühlsbewegungen. (Roman Scheiber) Metro: Di 5.11., 19.00 Kurzfilmprogramm 1: Embracing All Around 73 min. Neue kurze Arbeiten von Gastón Solnicki: „Circumplector“ (ARG 2019), Annie MacDonell: „Book Of Hours“ (CAN 2019), Philipp Fleischmann: „Austrian Pavilion“ (Ö 2019), Luke Fowler: „Cézanne“ (GB/F 2019) und „Mum’s Cards“ (GB 2018), Katharina Kastner: „Villa Empain“ (B/F/Ö/D 2019) und Ryan Ferko: „Hrvoji, Look at You from the Tower“ (CAN/SRB/ HR/SLO 2019). Filmmuseum: So 27.10., 16.00 Kurzfilmprogramm 2: Life and Then 73 min.

Programm mit „Vever (for Barbara)“ von Deborah Stratman (Guatemala/USA 2019), „Makeshift (for Mekas“ von Jem Cohen (USA 2019), „The Tree“ von Henry Hills (Ö/USA 2019), „Sol negro“ von Maureen Fazendeiro (P/F 2019), „Maman Maman Maman“ von Lucia Margarita Bauer (D 2019). Filmmuseum: Mo 28.10., 16.00 (OmenglU) Kurzfilmprogramm 3: Today, Yesterday and Tomorrow 73 min. Programm mit „Quello che verrà è solo una promessa“ von Flatform (I/NL/NZL 2019), „Cães que ladram aos pássaros“ von Leonor Teles (P 2019), „Past Perfect“ von Jorge Jácome (P 2019) und „Thorax“ von Siegfried A. Fruhauf (Ö 2019). Filmmuseum: Di 29.10., 16.00 (OmenglU) Kurzfilmprogramm 4: Stones and Bombs Filmmuseum: Mi 30.10., 16.00 (OmenglU) Kurzfilmprogramm 5: Rituals 59 min. Avantgardefilm-Programm mit Arbeiten von Billy Roisz und Dieter Kovačič: „Aquamarine“ und „Surge“ (Ö 2019), Billy Roisz: „Styx“ (Ö 2019), Ben Russell: „Color-Blind“ (F/D 2019), Josef Dabernig: „Heavy Metal Detox“ (Ö 2019).

Filmmuseum: Do 31.10., 16.00 (OmenglU) Kurzfilmprogramm 6: Power and Pressure 75 min. Gezeigt werden neue Arbeiten von Friedl vom Gröller: „l’ avenir? de F.v.G.?“ und „Hochzeit im Paradeis“ (Ö 2018), Astrid Ofner: „Die Strände / Les plages“ (Ö 2019), Chloë Sevigny: „White Echo“ (USA 2018), Manuel Abramovich: „Blue Boy“ (ARG/D 2019), Yorgos Lanthimos: „Nimic“ (D/GB/USA 2019), Yuri Ancarani: „San Vittore“ (I/CH 2018). Filmmuseum: Fr 1.11., 16.00 (OmenglU) L’ultimu sognu / Last Dream in Petra Bianca (F 2019) R: Lisa Reboulleau. 33 min. Was hat es auf sich mit dem korsischen Schäfer, der Tag und Nacht mit seinem Hund im Wald herumstreift? Er hält einen Monolog, derweil die eigentliche Hauptfigur unsichtbar bleibt: eine Jägerin mit einer besonderen Gabe, die ihr über Generationen weitergegeben wurde. (Roman Scheiber) Metro: Di 5.11., 19.00 (OmenglU) Mi piel, luminosa / My Skin, Luminous (MEX/CAN 2019) R: Nicolás Pereda, Gabino Rodríguez D: Teresa Sánchez, Mario Bellatin. 40 min. Eine Volksschule, irgendwo in der mexikanischen Provinz, der Alltag der Schulgemeinschaft wird aus einer gewissen Distanz betrachtet: Doch immer mehr erratisch dunkle Elemente mischen sich in das realitätsnah wirkende Porträt: Metro: Fr 25.10., 16.00 (OmenglU) Na li / Down There (CHN/F 2018) R: Yang Zhengfan D: Angel Anqi Gu, Wang Songhua. 11 min. À la „Fenster zum Hof“: Die gellenden Schreie einer Frau, die offenbar in Gefahr ist, dringen durch die Nacht – wie werden die anderen Bewohner des Hauses drauf reagieren?

Urania: Do 31.10., 21.00 + Metro, Pleskow Saal: Fr 1.11., 17.30 (OmenglU) Parsi (CH/ARG/GUB 2019) R: Eduardo Williams D: .

23 min. Ein filmisches Gedicht mit Ivandro Cá, Cris Gomes, Djibril Baldé, Leandro Pereira und anderen Mitgliedern der Queer Community von Guinea-Bissau.

Metro: Mi 30.10., 16.00 + Metro, Pleskow Saal: Fr 1.11., 20.30 (OmenglU) Princesa morta do Jacuí / Dead Princess of Jacuí (BRA 2018) R: Marcela Ilha Bordin. 17 min.

Somnambuler Sound, eine sanfte Off-Stimme und ein seltsamer Archäologenprotagonist, der eher wie ein Bienenzüchter aussieht, erkunden die von der Natur zurückeroberte, einst prächtige Stadt „Die Prinzessin von Jacuí“. (Roman Scheiber) Metro: Sa 26.10., 16.30 (OmenglU) Raposa / Reynard (P 2019) R: Leonor Noivo D: Patrícia Guerreiro. 40 min. Die Regisseurin Noivo und die Schauspielerin Patrícia Guerreiro teilen seit Jahren ein Geheimnis: Sie erschufen eine Figur namens Marta, um einen Film über „Magersucht“ zu machen. Metro: Do 31.10., 16.00 (OmenglU) Una luna de hierro / A Moon Made of Iron (CHI/F 2017) R: Francisco Rodriguez D: Carmen Godoi, Onoria Jimenez, Winston Alarcón. 29 min. Vier chinesische Arbeiter, deren Leichen 2016 nördlich der Magellanstraße aufgefunden wurden, geben Rätsel auf. Der chilenische Filmer Rodriguez hat ihrem Schicksal diese hypnotische Fabel gewidmet. Filmmuseum: So 27.10., 18.30 (OmenglU) Viennale-Trailer 2001: Elvis + Wien & Mozart (USA 2001) R: Jonas Mekas. 2 min. Wenn wir in „Elvis“ den King, vermittelt über eine Stakkatomontage, zu den Klängen von Johann Strauß’ populärem Walzer „G’schichten aus dem Wienerwald“ tanzen sehen, dann wird eine spezifisch wienerische Traditionslinie der Populärkultur mit einer spezifisch amerikanischen kurzgeschlossen. Filmmuseum: Mo 28.10., 16.00 (OF) Viennale Walzer (Viennale-Trailer 2004) (F/Ö 2004) R: Agnès Varda. 2 min. Ein täuschend einfacher Essay zum Verhältnis von Kino und Welt in anderthalb Minuten. Und wie Jonas Mekas im Trailer zur Viennale 01 zitiert Varda good old Strauß: „Ah nein, nicht die Wiener Walzer ...“ Gartenbau: Mo 28.10., 15.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 4.11., 18.00 (OF)

Brasilien entflammt!

ABC da greve / ABC of a Strike (BRA 1979/90) R: Leon Hirszman. 84 min. Dokument einer historisch wichtigen Bewegung in der ABC-Region, dem industriellen Umland von São Paulo, bei der sich 1979 der spätere Präsident Lula da Silva als charismatischer Anführer hervortat. Heute sitzt er aufgrund fragwürdiger Korruptionsvorwürfe im Gefängnis. Metro, Pleskow Saal: Mo 28.10., 20.30 (OmenglU) Aopcao ou as rosas da estrada / The Option or The Roses on the Highway (BRA 1981) R: Ozualdo Ribeiro Candelas D: Carmen Angélica, Alan Fontaine, Cristina Gondinho, Carmen Ortega. 87 min. Landarbeiterinnen ziehen in die Stadt. Doch statt dem Elend zu entgehen, müssen sie sich mit Dieben und Verrückten herumschlagen und sich schließlich prostituieren.

Mitreißendes Cinema marginal! Metro, Pleskow Saal: Mo 28.10., 18.00 (OmenglU) A vizinhanca do tigre / The Hidden Tiger (BRA 2014) R: Affonso Uchoa D: Aristides de Sousa, Mauricio Chagas, Wederson Patrício. 96 min. Am schmalen Grat zwischen Dokument und Fiktion: In seinem Langfilmdebüt begleitet Uchoa den Alltag einer Gruppe von Jugendlichen aus Nacional, einem ärmlichen Viertel der Stadt Contagem im Bundesstaat Minas Gerais.

Stadtkino im Künstlerhaus: Do 31.10., 13.00 + Fr 1.11., 18.00 (OmenglU) Cabra marcado para morrer (vinte anos depois) / Ein Mann, zum Sterben bestimmt (Brasilien 1964/84) R: Eduardo Coutinho. 119 min. 1964 begann Eduardo Coutinho mit den Dreharbeiten zu einem Spielfilm über João Pedro Teixeira, einem zwei Jahre vorher ermordeten Bauernführer, der wegen des Militärputsches aber nie fertiggestellt wurde. 20 Jahre danach begab sich der Regisseur auf die Suche nach den Angehörigen des Mordopfers und wob aus Interviews und Szenen des geplanten Filmes ein eindrucksvolles Porträt politischer Repression in Brasilien. Metro: Fr 25.10., 13.30 (OmenglU) Chao / Landless (BRA 2019) R: Camila Freitas. 110 min. Bereits seit Ende der 1970er-Jahre setzt sich das Movimento Dos Trabalhadores Rurais Sem Terra, die Bewegung der Landarbeiter ohne Boden, für eine radikale Agrarreform ein. Während sie unter dem Präsidenten Lula einen legalen Status erhielt, wurde sie kürzlich vom neuen Staatschef Bolsonaro zu einer terroristischen Vereinigung erklärt. Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 30.10., 18.00 (OmenglU) Era uma vez Brasília / Once There Was Brasilia (BRA/P 2017) R: Adirley Queirós D: Wellington Abreu, Andreia Vieira, Franklin Ferreira. 98 min. Ein intergalaktischer Agent soll auf den Planeten Erde des Jahres 1960 reisen, um am Eröffnungstag der neuen Hauptstadt Brasília den Präsidenten zu töten. Irrtümlich landet er 2016, im Jahr des Amtsenthebungsverfahrens gegen Präsidentin Dilma Rousseff. Metro, Pleskow Saal: Di 29.10., 20.30 (OmenglU) Jovens infelizes ou um homem que grita nao é um urso que danca / Young and Miserable or A Man Screaming Is Not a Dancing Bear (BRA 2015) R: Thiago B. Mendonca D: Alex Rocha, Camila Urbano, Cel Oliveira, Clairssa Moser. 127 min. Ein Manifest aus theatralischen und musikalischen Darbietungen,

FOTOS: VIENNALE

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FOTO: SIXPACKFILM

V I E N N A L E 1 9 F A L T E R filmischen Fragmenten, orgiastischen Szenen oder Performances im öffentlichen Raum. Damit möchte eine Künstlergruppe – inspiriert von Pasolinis Essay „Die unglücklichen Jugendlichen“ und der surrealistischen Dichtung Aimé Cesaires – revolutionäres Bewusstsein schaffen. Metro, Pleskow Saal: Di 29.10., 18.00 (OmenglU) Madame Sata (BRA 2002) R: Karim Ainouz D: Lazaro Ramos, Marcelia Cartaxo, Flavio Bauraqui. 105 min. Auf einer realen Lebensgeschichte fußende Filmbiografie eines Außenseiters aus dem Rio de Janeiro der 1930er: Francisco dos Santos ist arm, schwarz und homosexuell, doch trotz dieser dreifachen Stigmatisierung gelingt es ihm, Karriere als Transvestit in Nachtclubs zu machen. Gartenbau: Sa 2.11., 15.30 (OmenglU) Nova Dubai (BRA 2014) R: Gustavo Vinagre. 53 min.

Exhibitionismus als performativer Protest gegen „Nova Dubai“, ein Großbauprojekt für Superreiche in São Paulo. Pornoterror à la Bruce La Bruce, wie Filmemacher und Hauptdarsteller Vinagre sagt. Metro, Pleskow Saal: Mi 6.11., 20.30 (OmenglU) Number Zero / Permanências / Control Plan (BRA 2010–2018) R: Cláudia Nunes / Ricarfo Alves Júnior / Juliana Antunes. 71 min. Zwei dokumentierende Arbeiten: „Número zero“, das Resultat eines Videoworkshops, das Cláudia Nunes in den 1990ern mit Straßenkids abhielt, und „Permanências“, eine minimalistische Erkundung enger Räume und ihrer Bewohner durch Ricardo Alves Júnior. Zuletzt „Plano Controle“ von Juliana Antunes: Eine gewisse Marcela möchte unter dem Eindruck von Präsidentin Rousseffs Amtsenthebung das Land verlassen, wird statt nach New York aber ins Armenviertel Nova York gebeamt.

Metro, Pleskow Saal: So 3.11., 18.00 (OmenglU) O jardim das espumas / The Garden of Foams (BRA 1970) R: Luiz Rosemberg Filho D: Sonia Andrade, Alvim Barbosa, Roberto de Cleto. 107 min. Ein bizarres Meisterwerk des Cinema marginal, das lange als verloren galt: Es soll ein Wirtschaftsabkommen zwischen einem reichen Planeten und einer verarmten Diktatur beschlossen werden, dann jedoch kommt es zur Revolution und der fremde Botschafter wird von leicht geschürzten Rebellen entführt und gefoltert. Metro, Pleskow Saal: Fr 25.10., 18.00 (OmenglU) O prisioneiro da grade de ferro (auto-retratos) / The Prisoner of the Iron Bars (Self-Portraits) (BRA 2003) R: Paulo Sacramento. 123 min. Kurz vor der Schließung von Carandiru in São Paulo, der größten Haftanstalt Südamerikas, stattete Filmemacher Sacramento einige Gefangene mit Kameras aus, auf dass sie selbst ihr Leben in dem hoffnungslos überfüllten Gefängnis dokumentieren. Metro, Pleskow Saal: Sa 26.10., 18.00 (OmenglU) Rio, Zona Norte / Rio, Northern Zone (BRA 1957) R: Nelson Pereira dos Santos D: Grande Otelo, Malu Maia, Jece Valadao, Maria Petar. 84 min. Espírito da Luz Soares, ein Musiker aus einer Favela der nördlichen Zone von Rio de Janeiro, wird Opfer zweier skrupelloser Gesellen, die ihm Radioauftritte und einen Plattenvertrag versprechen. Ein früher Meilenstein des Cinema Novo. Metro, Pleskow Saal: Fr 25.10., 20.30 (OmenglU) Santiago (BRA 2007) R: João Moreira Salles. 80 min.

Titelheld ist der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 80-jährige Butler Santiago, der jahrzehntelang im Dienst der Familie des Regisseurs stand. Während des Rohschnitts stellte Salles das Projekt zurück und fand erst 15 Jahre einen Zugang, um den Film zu vollenden.

Ergebnis ist das Porträt eines weit gereisten, hochgebildeten Mannes, ein selbstreflexives Werk über das Filmemachen und die brasilianische Klassengesellschaft. Metro: Mo 28.10., 13.30 (OmenglU) Serras da desordem / The Hills of Disorder (BRA 2006) R: Andrea Tonacci. 135 min. Auf dokumentarisch-fiktionale Weise erzählt Andrea Tonacci von Carapirú, einem Awá-Guajá-Indio, dessen Stamm Ende der 1970er-Jahre von Bauern und Holzfällern massakriert wurde. Nach jahrelanger Flucht kehrt er in seine Heimat zurück. Metro, Pleskow Saal: Sa 26.10., 20.30 (OmenglU) Sol alegria (BRA 2018) R: Tavinho Teixeira, Mariah Teixeira D: Maria Teixeira, Tavinho Teixeira, Mauro Soares, Anita Medeiros. 90 min. Eine exzentrische Familie kämpft unter dem Decknamen „Sol alegria“ (Sonne Heiterkeit) gegen die Militärjunta. Unterstützt werden sie dabei von militanten Nonnen, die im Dschungel eine Cannabis-Plantage betreiben. Metro, Pleskow Saal: Mi 30.10., 20.45 (OmenglU) Trabalhar cansa / Hard Labor (BRA 2011) R: Marco Dutra, Juliana Rojas D: Helene Albergaria, Marat Descartes, Naloana Lima. 99 min. Cross-over aus Neorealismus und Kubricks „The Shining“: Die Hausfrau Helena aus São Paulo macht sich selbstständig und eröffnet eine Greißlerei. Schon bald mehren sich Anzeichen nahenden Unheils, aus dem Boden quillt Abwasser voller Gewürm, Lebensmittel beginnen zu bluten.

Metro: Di 29.10., 13.30 (OmenglU) Vando vulgo vedita / Vando aka Vedita (BRA 2017) R: Leonardo Mouramateus, Andréia Pires D: Bruno Pessoa, Dann Campos, Bira Felipe. 22 min. Eine jugendliche Clique erzählt von Vando, der in den Straßen des Barra do Ceará, einem Viertel Fortalezas,

verschwunden ist. Metro, Pleskow Saal: Mi 6.11., 20.30 (OmenglU)

Der weibliche Blick Frauenarzt Dr. Schäfer (D 1928) R: Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck D: Iván Petrovich, Leopold Kramer, Evelyn Holt, Hans Albers, Agnes Petersen. 92 min. Der Titelheld Schäfer (Petrovich) vertritt die Ansicht, dass Abtreibung unter gewissen Umständen legitim ist.

Unter den erbittertsten Gegnern dieses Gesetzes ist der konservative Dr. Hansen – der zugleich Vater seiner (heimlichen) Verlobten Evelyne ist, die prompt an einen Wüstling gerät. – Livemusik: Wien Diesel (Vorfilm: „Typen und Szenen aus dem Wiener Volksleben“, Ö 1911) Metro: Mo 28.10., 19.00 (OmU) Mädchen am Kreuz / Scham (D 1929) R: Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck D: Evelyn Holt, Ernst Verebes, Fritz Odemar, Valerie Boothby, Wolfgang Zilzer. 87 min. Die Geschichte der Studentin Mary beginnt als heiterer, von Sonne durchfluteter Berlin-Film mit bewegter Kamera, läuft über ins Melodram mit holzschnittartigen Figuren und mündet in eine Tragödie. – Livemusik: Inou Ki Endo! (Vorfilme: „Das Gänsehäufel“, Ö 1912, und „Louise“, Ö 2019) Metro: So 27.10., 19.00 (OmU) Der Meineidbauer (D 1926) R: Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck D: Arthur Ranzenhofer, Eduard von Winterstein, Elisabeth Markus, Alfred Gerasch. 88 min. Ein Meineid verändert das Leben einer Magd und ihrer Tochter Vroni dramatisch. Verfilmung des Volksstücks von Ludwig Anzengruber, der erste Film des Regieehepaars Fleck für die Berliner Produktionsfirma von Liddy Hegewald. – Livemusik: Elaine Loebenstein (Vorfilm: „Österreichische Alpenbahnen. Eine Fahrt nach Mariazell“, Ö 1911) Metro: Fr 1.11., 16.30 (OmU) Der Orlow (D 1927) R: Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck D: Iván Petrovich, Vivian Gibson, Bruno Kastner, Evi Eva, Georg Alexander. 85 min. Die Geschichte vom Großfürsten, der als Flugzeugmonteur sein Dasein fristet, obwohl er der Besitzer eines wertvollen Diamanten, des Orlow, ist, und den die Liebe zu einer russischen Tänzerin dazu bringt, seine Persönlichkeit zu enthüllen. „Mit den in Verruf gekommenen Operettenfilmen hat dieses Werk wahrhaftig nichts gemein“ (Die Stunde, 1928). – Livemusik: Heidi Fial (Vorfilm: „Leichenbegängnis Albert Baron Rothschild“, Ö 1911) Metro: Do 31.10., 19.00 (OmU) Das Recht auf Liebe / Sexualnot (D 1929) R: Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck D: Henry Stuart, Hermine Sterler, Evelyn Holt, Igo Sym, Georgia Lind. 74 min.

Der Fabrikant Erwin heiratet, obgleich er durch eine Kriegsverletzung „eheunfähig“ geworden ist. Wohl hat er feiner Braut Mitteilung davon gemacht, doch sie hat die Tragweite dieser Tatsache nicht recht erkannt.

Als der richtige Dritte auftaucht, muss der Gatte die Kraft zum Verzicht aufbringen und in der Arbeit Befriedigung suchen. – Livemusik: Gischt (Vorfilm: „Ein Tag aus dem Familienleben des Erzherzog Leopold Salvator“, Ö 1913) Metro: Di 29.10., 19.00 (OmU) Die Warschauer Zitadelle (D 1930) R: Jakob Fleck, Louise Kolm-Fleck D: Michael Varkonyi, La Jana, Adam Brodzisz, Harry Hardt, Ferdinand Hart. 91 min. Ein revolutionärer Student verliebt sich in die schöne Geheimagentin, die ihn beschatten soll. Als er erfährt, wer sie ist, kehrt er zu seiner ersten Liebe, der Nichte des Ortskommandanten, zurück. Die Spionin aber liebt Boris Gorski wirklich und rettet ihn vor der Hinrichtung, indem sie den wahren Dieb eines Geheimplanes entlarvt. Dennoch wird das Liebespaar, subversiver Umtriebe wegen, am Ende nach Sibirien verbannt. – Livemusik: Rojin Sharafi (Vorfilm: „Österreich-Deutsche Motorbootfahrt auf der Elbe“, Ö 1911) Metro: Mi 30.10., 19.00 (OmU)

Angela Schanelec Das Glück meiner Schwester (D 1995) R: Angela Schanelec D: Anna Bolk, Wolfgang Michael, Angela Schanelec, Michael Maertens. 85 min. Ein Mann zwischen zwei Frauen: Christian, ein freischaffender Fotograf, und Ariane, die in einer Gärtnerei arbeitet, sind ein Paar. Nun hat sich Christian aber in Isabel, Arianes Halbschwester, verliebt. Ein Freund rät ihm, eine Münze zu werfen. Liebesverhältnisse in ihrer bangen Alltäglichkeit. Metro: Fr 25.10., 11.00 + Filmmuseum: Mi 6.11., 16.00 (OmenglU) Ich bin den Sommer über in Berlin geblieben + Kurzfilme (D 1991–2014) R: Angela Schanelec D: Isabel Karajan, Tobias Lenel, Angela Schanelec. 83 min.

Nadine ist auf der Suche nach einem Verleger für ihre Erzählung vom Mord an einem Exfreund. Der Verleger fordert mehr „Willen, sich verständlich zu machen“.

So weit, so selbstreflexiv also Schanelecs erste längere Arbeit. Davor werden drei gleichfalls während ihres Studiums an der dffb entstandene Kurzfilme gezeigt: „Schöne gelbe Farbe“ (1991), „Prag, März 92“ (1992), „Weit entfernt“ (1992) sowie „Princip Text“, ihr Beitrag zu „Les Points de Sarajevo“ (2014), einem Omnibusfilm zum 100-Jahr-Jubiläum des Attentats. Metro: Sa 2.11., 13.30 (OmenglU)

Ich war zuhause, aber (D/SRB 2019) R: Angela Schanelec D: Maren Eggert, Jakob Lassalle, Clara Möller, Franz Rogowski, Lilith Stangenberg. 105 min. Vor zwei Jahren hat Astrid ihren Mann, haben ihre beiden Kinder den Vater verloren. Eine neue Angst, aber auch neue Daseinslust hallen durch den Film, der über uns langsam sein filigranes Dach errichtet, aus feinen, verzweigten Szenen und Fragen: Was ist mein Auftrag im Leben? (Robert Weixlbaumer) Gartenbau: Fr 1.11., 20.45 + Filmmuseum: Mo 4.11., 21.00 (OmenglU) Marseille (D/F 2003) R: Angela Schanelec D: Maren Eggert, Emily Atef, Alexis Loret, Eva Lageder, Elisabeth Beyer, Devid Striesow. 95 min. Sophie, eine junge Fotografin, tauscht ihre Wohnung mit einer Studentin in Marseille. Sie überlässt sich der Stadt, sie ist allein, sie fotografiert und ihr bisheriges Leben scheint mehr und mehr unmöglich. Schanelec setzt sich mit ihrem unvorhersehbaren Drehbuch über eingefahrene Stilmittel des Erzählkinos hinweg und es gelingt ihr, mit schlichten Mitteln eine unglaubliche Dichte zu erzeugen. Metro: So 27.10., 11.00 + Filmmuseum: Mo 4.11., 16.00 (OmenglU) Mein langsames Leben (D 2001) R: Angela Schanelec D: Ursina Lardi, Andreas Patton, Anne Tismer, Devid Striesow. 84 min. Zwei Frauen, Freundinnen, sitzen in einem Café. Sophie wird für ein halbes Jahr nach Rom gehen. Valerie bleibt in Berlin. Von ihr erzählt dieser Film. Schanelec spiegelt die Wirklichkeit auf eine distanzierte, gleichwohl realistische Art, wie man das sonst nur aus französischen Filmen kennt. Filmmuseum: Di 5.11., 21.00 (OmenglU) Nachmittag (D 2007) R: Angela Schanelec D: Jirka Zett, Miriam Horwitz, Angela Schanelec. 97 min. Eine konzentrierte Auseinandersetzung mit Tschechows „Die Möwe“, mit der Schanelec 15 Jahre vorher Abschied von der Bühne nahm: ein Film, „der ganz der Sprache und den gehemmten Leidenschaften seiner Figuren an jenem brandenburgischen Sommernachmittag vertraut“ (Robert Weixlbaumer). Metro: So 27.10., 13.30 + Filmmuseum: Sa 2.11., 16.00 (OmenglU) Orly (D/F 2010) R: Angela Schanelec D: Natacha Régnier, Bruno Todeschini, Maren Eggert, Emile Berling, Mireille Perrier. 84 min. Zwei Stunden am Flughafen Paris Orly. Eine junge Frau auf dem Weg nach Hause zu ihrem Mann, verliebt sich in einen Fremden. Eine Mutter begleitet ihren Sohn zur Beerdigung des Vaters.

Ein junges Paar auf seiner ersten Reise verliert sich aus den Augen. Eine Frau wagt erst in der Anonymität der Öffentlichkeit, den Abschiedsbrief ihres Mannes zu lesen. Sie alle warten auf ihren Flug. Schanelec hat gedreht, ohne den Betrieb in Orly zu unterbrechen, die Fiktion geht in den Alltag des Flughafens ein. Metro: So 3.11., 11.00 (OmenglU) Plätze in den Städten (D 1998) R: Angela Schanelec D: Sophie Aigner, Katie Eckerfeld, Vincent Branchet, Katharina Wackernagel. 120 min. Momentaufnahmen aus dem Leben einer Schülerin: Mimmi (überzeugend: Sophie Aigner) in der Klasse, auf der Straße, im Schwimmbad. Zuerst in Berlin, dann in Paris, später erneut in Berlin, schließlich nochmal in Paris. Mit ihren Eltern, mit Freundinnen und mit Liebhabern, sogar schwanger, doch wirklich nah kommt man ihr dennoch nicht. Schanelecs zweiter Langfilm, eine Übung in Minimalismus. Metro: Mo 4.11., 13.30 (OmU) Der traumhafte Weg (D 2016) R: Angela Schanelec D: Miriam Jakob, Thorbjörn Björnsson, Maren Eggert. 86 min. Auf den ersten Blick erzählt Angela Schanelec hier von zwei Paaren, die auseinandergehen. Dabei allerdings fügt sie unterschiedliche Zeiten, Orte und Personen in einer losen Szenenfolge zu einem poetischen Film zusammen, das viele Fragen unbeantwortet lässt.

Filmmuseum: So 3.11., 21.00 (OmenglU)

Cecilia Mangini Programm 1 (I 1960–2018) R: Cecilia Mangini. 70 min. Auftakt mit zwei aktuellen Filmen, die Mangini, Jahrgang 1927, eine Pionierin des italienischen Dokumentarfilms, zusammen mit Paolo Pisanelli realisierte: „Le Vietnam sera libre“ (2018) und „Un viaggio a Lipari“ (2017), danach drei Arbeiten zu Texten von Pier Paolo Pasolini: „Ignoti alla città“ (1960), „Stendalì (suonano ancora)“ (1960) und „La canta delle marane“ (1962). Metro: Sa 2.11., 11.00 + Fr 1.11., 21.00 (OmenglU) Programm 2 (I 1961–2019) R: Cecilia Mangini.

58 min. Filme über das Leben junger Leute an den Rändern der Gesellschaft, über die Kluft zwischen Arm und Reich, über Frauenarbeit und die Elendsmigration aus den süditalienischen Regionen in den industrialisierten Norden: „Facce“ (2019, gem. m. Paolo Pisanelli), „Divino amore“ (I 1961), „Felice natale“ (1964), „Tommaso“ (1965), „Sardegna“ (1965) und „La passione del grano“ (1963, gem. m. Lino Del Fra).

Metro: Sa 2.11., 16.00 (OmenglU) Programm 3 (I 1959–1974) R: Cecilia Mangini. 74 min. Das politische Kino nach Mangini verschafft marginalisierten Schichten der Gesellschaft nachdrücklich Gehör: den Arbeiterinnen, den Modernisierungsverlierern oder den jungen Aktivist/-innen, die Träumen

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Shorts Literarische Miniatur

Eine menschliche Stimme: Astrid Ofners „Strände“

Text von Marguerite Duras zu Bildern aus einem Super-8-Urlaubsfilm

orin besteht der Zauber dieW ses Kurzfilms, dessen Erinnerungsbilder uns einen Badestrand

und das offene Meer zeigen? In der innig bewegten Sprache von sanfter Gehobenheit, der die Stimme von Sylvie Rohrer Ausdruck verleiht. Dinge des Herzens: ein Wissen, das aus dem Schmerz und der Liebe stammt, werden vom ersten Augenblick an mit einer Vehemenz vorgetragen, die uns glauben lässt, einem Streitgespräch beizuwohnen. Ursprünglich war das auch so, denn der gesprochene Text des Films geht auf ein Interview zurück, das Marguerite Duras vor ungefähr 30 Jahren gab.

Hierin liegt das Geheimnis der Form dieses Films: Entferntes so nahe zu bringen, als wäre man darin, ohne dass die Anmutung, es mit Literatur zu tun zu haben, fehlen würde. Alles ist sehr warm und lebendig gesprochen, im Ton der Duras, der mit Liebe und Kenntnis gewahrt ist. Zuhörend werden wir Zeuge davon, wie unsere Gegenwart auf das Vergangene, die Worte der Duras, einwirkt. In dieser Hinsicht ist die Zeit ein Ganzes, denn ebenso wirkt das Vergangene mit an der Zukunft. Indessen ist „Die Strände“ kein Kommentar zum DurasText, vielmehr erfindet ihn Astrid Ofner neu: Die Aura der gesprochenen Sprache teilt sich uns mit.

Worum kreist die Gedankenwelt der Person, die da spricht? Um die gesellschaftliche Prägung des Verhältnisses von Mann und Frau. Sympathisch und leidend zugleich, kommt mir diese Aufbegehrende vor wie jemand, der in einer besonderen, doch komfortablen Hölle weilt. In der Verflochtenheit von Altem und Neuem zeigt sich, wie langsam und asynchron ­emanzipatorische Entwicklungen sich vollziehen. Das Theatralische des Textes, die Bewegtheit und das Pathos, mit denen er vorgetragen wird, übersteigen den Realismus weit und geleiten zur eigentlichen musikalischen Dimension ­dieser filmischen­ Miniatur.

PE TER NAU „Die Strände“ / „Les Plages“ läuft im Kurzfilmprogramm 6 – Filmmuseum: Fr, 1.11., 16 Uhr (OmenglU)

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F A L T E R V I E N N A L E 1 9

von Liebe und Revolution nachhängen. Programm mit „Maria e i giorni“ (1959), „Essere donne“ (1965), „V&V“ (1969, gem. m. Lina Del Fra), „La briglia sul collo“ (1974), „La scelta“ (1967). Metro: Mo 4.11., 11.00 + So 3.11., 18.45 (OmenglU) Programm 4 – La torta in cielo (I 1973) R: Cecilia Mangini, Lino Del Fra D: Paolo Villagio, Didi Perego, Umberto D’Orsi. 101 min. Ein mysteriöses, tortenähnliches Flugobjekt versetzt die Einwohner des römischen Vororts Trullo in Angst und Schrecken. Während die Kinder imstande sind, das riesige Flugobjekt am Himmel als echte Torte zu identifizieren, fühlen die Erwachsenen sich durch das ihnen Unbekannte bedroht.

Allegorie nach einem Roman von Gianni Rodari, die von Freiheit (resp. deren Einschränkung) in Anbetracht von Kriegsängsten und nuklearem Wettrüsten erzählt.

Metro: Mo 4.11., 18.30 (OmenglU)

Silvia das Fadas Cinema Live! – Luz, alarao, fulgor – augúrios para um enquadramento nao-hierárquico e venturoso (P/D/Ö 2019) R: Silvía das Fadas. 60 min. „Ausgangspunkt war ein Schwarzweißfoto aus der Region Alentejo, das Ruinen der dort 1917 von António Gonçalves Correia gegründeten anarchistischen ‚Kommune des Lichts‘ zeigte – der wiederum knapp zehn Jahre später eine ‚Kommune des Blitzes‘ folgen sollte. Aus den Resten dieser Sozialutopien will ‚Light, Blaze, Fulgor‘ eine radikale neue Bewegung und Bewegtbildidee erstehen lassen.“ (Roman Scheiber) Doppelprojektion! Filmmuseum: Fr 1.11., 21.30 Magiae Naturalis / Apanhar laranjas / Square Dance / A casa (USA/P/Ö 2011–2018) R: Sílvia das Fadas. 50 min. Sílvia das Fadas aus Coimbra, Portugal, ist Filmemacherin, Forscherin und Lehrerin. Seit ihrem Studium an der Cinemateca Portuguesa und dem California Institute of the Arts lotet sie die Möglichkeiten analogen 16-mm-Filmmaterials aus (und manchmal sind die Titel länger als die Filme selber): Programm mit „Magiae Naturalis“ (USA 2011), „Apanhar laranajas“ (USA 2012), „Square Dance, Los Angeles County, California, 2013“ (USA 2013), „A casa, a verdadeira e a seguinte, ainda está por fazer“ (P/USA/Ö 2015–2018).

Filmmuseum: Mi 30.10., 21.30 + Metro, Pleskow Saal: Sa 2.11., 18.00 (OmenglU)

Peter Brook Lord of the Flies (GB 1963) R: Peter Brook D: James Aubrey, Tom Chapin, Hugh Edwards, roger Elwin. 90 min. Adaption des Romans von William Golding: Nach dem Absturz eines Flugzeugs errichten englische Schulkinder auf einer tropischen Insel (gedreht wurde auf Puerto Rico) ein totalitäres Gesellschaftssystem, wo fortan das Recht des Stärkeren herrscht. Schwarzweiß, ein Klassiker. Metro: So 3.11., 13.30 (OF) The Mahabarata (F/GB 1990) R: Peter Brook D: Erika Alexander, Maurice Bénichou, Amba Bihler, Ciarán Hinds. 171 min. Ein so nüchternes wie bildmächtiges Heldenspektakel über die rivalisierenden Königsgeschlechter der Pandavas und der Kauravas, um Macht und Politik, Liebe und Verrat. Grundlage des ursprünglich als Dreiteiler fürs Fernsehen gedrehten Films war Brooks legendäre neunstündige Bühneninszenierung dieses indischen Epos. Metro, Pleskow Saal: Mo 4.11., 17.00 (englOF) Meetings with Remarkable Men (GB 1979/2016) R: Peter Brook D: Dragan Maksimovic, Terence Stamp, Athol Fugard, Warren Mitchell. 90 min. Gedankenschwerer, stiller Film: Die Wanderschaft und Suche nach Selbsterkenntnis des jungen Mystikers Gurdjieff (1866–1949), die ihn zu den verschollen geglaubten Lehren eines geheimnisvollen Ordens führt. Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 2.11., 18.00 (OF) Moderato cantabile (F/I 1960) R: Peter Brook D: Jeanne Moreau, Jean-Paul Belmondo, Pascale de Boysson. 91 min. Ein Mord bringt Leben ins Dasein der vereinsamten Fabrikantengattin Anna. Gemeinsam mit einem Fremden, den sie bei ihrer Rückkehr an den Tatort trifft, versucht sie das Schicksal des Mörders sowie des Ermordeten zu rekonstruieren. Drehbuch von Marguerite Duras (nach ihrem Roman gleichen Titels). Filmmuseum: So 3.11., 16.00 (OmenglU)

Ala Eddine Slim Akher wahed fina / The Last of Us (TUN/QAT/VAE/LIB 2016) R: Ala Eddine Slim D: Jawher Soudani, Fathi Akkari, Jihed Fourti. 95 min. Ein junger Mann durchquert die Sahara, um nach Europa zu gelangen. Kein übliches Flüchtlingsdrama, sondern eine metaphysische Reise beschreibt dieser Film, der gänzlich ohne Dialoge auskommt. Filmmuseum: Sa 26.10., 15.30 + Metro, Pleskow Saal: Mi 30.10., 18.00 Babylon (TUN 2012) R: Ala Eddine Slim, Ismael, Youssef Chebbi. 119 min. Szenen aus einem improvisierten Flüchtlingslager, in dem 2012 im Zuge der Libyschen Revolution über eine Million Menschen in Tunesien

eine Zuflucht fanden. Es herrscht babylonisches Sprachengewirr im Lager, der Film findet sein Auslangen ohne Untertitel. Filmmuseum: Fr 25.10., 15.30 (OF) L’Automne / The Fall (TUN 2007) R: Ala Eddine Slim.

14 min. Der erste professionell hergestellte Kurzfilm des tunesischen Filmemachers begleitet eine Gruppe von Menschen, die auf illegalem Weg versuchen, in ein europäisches Land zu gelangen. Filmmuseum: Sa 26.10., 15.30 (OmenglU) The Stadium (TUN 2010) R: Ala Eddine Slim D: Fathi Akkari, Mustapha Koudhai. 24 min. Ein alter Mann und ein Hund streifen nachts durch eine Stadt; im Radio wird von Ausschreitungen nach einem verlorenen Fußballspiel berichtet. Metro, Pleskow Saal: Mi 30.10., 18.00 (OmenglU) Tlamess (TUN/F 2019) R: Ala Eddine Slim D: Abdullah Miniawy, Souhir Ben Amara, Khaled Ben Aissa. 120 min.

Ein in der tunesischen Wüste gegen irgendwelche Terroristen kämpfender Soldat desertiert. Auf der Flucht vor der Militärpolizei entführt er eine junge Frau, die von ihrem reichen Mann schwanger, aber darüber offenbar nicht sehr glücklich ist. Gemeinsam leben die Verfemten in einer Art Bunker im Wald. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 25.10., 12.00 + Filmmuseum: Sa 26.10., 21.00 (OmenglU)

Pierre Creton Dans la ruche (qu’est-ce qu’une communauté?) / In the Hive (What Is a Community?) (F 1994–2019) R: Pierre Creton D: . 99 min. Zum Auftakt „Le Vicinal“, Cretons kurzer Debütfilm, zum Ausklang „Un dieu à la peau douce“, der wie eine nachträgliche Auskoppelung aus dem zutiefst politischen Hauptfilm anmutet: „Le bel été“ (2019) beschwört eine Atmosphäre aktiven Wohlwollens, wenn sich nach Auflösung des „Dschungels“ von Calais eine Hilfsorganisation in Cretons normannischer Heimat einiger junger Flüchtlinge aus Afrika annimmt. Metro: Fr 25.10., 18.30 + Urania: Mi 30.10., 13.30 (OmenglU) La Lecture comme pélerinage / Reading as a Pilgrimage (F 2005–2009) R: Pierre Creton. 86 min.

Die französische Schauspielerin Françoise Lebrun liest in „Les Vrilles de la vigne“ (2007) den gleichnamigen Text von Colette, in „Le Voyage à Vézeöay“ (2005), einem Besuch des Filmemachers und zweier Freunde am Grab von Georges Bataille, spricht sie den Off-Kommentar. Im Meisterwerk „Le Paysage pour témoin“ (2009) begleitet Creton den deutsch-französischen Schriftsteller Georges-Arthur Goldschmidt zu den Orten und Familien, wo dieser als Kind Zuflucht vor den Nazis fand. Metro: Sa 26.10., 13.30 (OmenglU) Les Animaux (que donc je suis) / The Animals (That Therefore I Am) (F 2011–2017) R: Pierre Creton D: Ghislaine Paul-Cavallier, Vincent Barré, Pierre Creton.

98 min. Vorfilm: „Coté jardin“ (2011), Hauptfilm: „Va, Toto!“ (2017): die leicht verschrobene Geschichte eines Wildschweins namens Toto, das in BréautéBeuzeville als Haustier aufwächst. Entzückend! Metro: Sa 26.10., 21.00 + Urania: Do 31.10., 13.30 (OmenglU) Proust – Maniquerville (F 2009) R: Pierre Creton.

83 min. Die Lesungen der Schauspielerin Françoise Lebrun („La Maman et la putain“) in einem Altersheim in Manquierville nimmt Creton zum Anlass für eine eigensinnige Studie von Gesichtern und Stimmungen.

Gelesen wird, kein Zufall, auch aus Prousts „Suche nach der verlorenen Zeit“. Metro, Pleskow Saal: So 27.10., 18.00 (OmenglU) Travailler (le territoire) / Working (The Territory) (F 2002–2004) R: Pierre Creton. 121 min. Vorfilm: „Une saison“, ein Interviewessay. Hauptfilm: „Secteur 545“, ein schwarzweißes Stück Cinéma verité, in dem Pierre Creton, vormals Imker und „peseur“, der die Produktion der Milchkühe messen muss, „ein lebendiges, ungemein facettenreiches Bild vom Landleben in der Normandie zeichnet“ (Gerhard Midding). Metro: So 3.11., 21.00 (OmenglU) Vivre est une mort, et la mort elle aussi und vie / Living Is a Death, and Death Is also a Life (F 2002– 2016) R: Pierre Creton. 70 min. „La Vie après la mort“ (2002) zeigt Szenen aus dem Alltag des Filmemachers mit seinem Gefährten Jean Lambert. „L’Heure du Berger“ (2008) ist eine assoziative Montage aus Found Footage und neuen Aufnahmen des Zusammenlebens auf dem Land: „Simon at the Crack of Dawn“ (2016) ist eine Hommage an den Bäcker gleichen Namens, dessen Arbeitstag mitten in der Nacht beginnt. Metro: So 27.10., 16.00 (OmenglU) Voyager (ici et ailleurs) / Traveling (Here and Elsewhere) (F 2005–2007) R: Pierre Creton, Vincent Barré. 95 min. Drei halbstündige Filme, die auf Reisen entstanden: „Détour suivi de Jovan from Foula“ (2005) auf den Shetlands, „L’Arc d’Iris, souvenir d’un jardin“ (2006) im Spiti-Tal des Himalaya und „Mètis“ (2007) im Studio des Bildhauers und Filmemachers Barré, der mit dem Künstler Richard Deacon plaudert. Metro: Mo 28.10., 16.00 (OmenglU) Voyager (ici et ailleurs) 2 / Traveling (Here and Elsewhere) 2 (F 2006–2014) R: Pierre Creton, Vincent Barré. 77 min. Die Frage nach dem Platz des Menschen

in der Landschaft rührt an die Grundlagen von Cretons filmischem Schaffen. Für „Paysage imposé“ (2006) kehrte er ein Jahr lang in die Landwirtschaftsschule von Yvetot zurück. In „Petit traité de la marche en plaine“ (2014) begleitet er Vincent Barré auf einer Wanderung durch die Gegend rund um Vattetot-surmer, im Gepäck die Schriften des Dichters Gustave Roud. Metro: Di 29.10., 16.00 (OmenglU)

News from the Archive Born in Flames (USA 1977–82) R: Lizzie Borden D: Honey, Adele Bertei, Jeanne Satterfield, Eric Bogosian, Kathryn Bigelow. 90 min. Ein dokumentarischer Science-Fiction-Film, der zehn Jahre nach der sozialdemokratischen Revolution in den Vereinigten Staaten spielt, in deren Zuge sogar die Frauenbewegung zu ihrem Recht gekommen ist! Kultfilm. (Digital restauriert) Metro: Do 31.10., 13.30 (OmU) Leuchtturm des Chaos (BRD 1983) R: Manfred Blank, Wolf-Eckart Bühler D: . 114 min. Anfang der 1980er spürte der Filmkritiker Wolf-Eckart Bühler den US-Schauspieler Sterling Hayden auf einem Flussboot in Frankreich auf und verbrachte ein paar Tage mit ihm. Daraus entstanden zwei sehr unterschiedliche Arbeiten, der experimentelle Spielfilm „Der Havarist“ (leider nicht am Programm!) und die Doku „Leuchtturm des Chaos“ (1983), worin der alte Star quasi eine Lebensbeichte ablegt. (Digital restauriert) Metro, Pleskow Saal: Sa 2.11., 20.30 (OmU) Nuestra voz de tierra, memoria y futuro / Our Voice of Earth, Memory and Future (COL 1981) R: Marta Rodriguez, Jorge Silva. 108 min. Die Bauern der Region Coconuco in Kolumbien sind Zeugen ihrer Geschichte in einem dicht verwobenen Flechtwerk von Zeichen: die Furchen der Landschaft, die Rücken der Tiere, die Gesten der Monumente, die Mythen und Masken der Menschen und der Atem, der die Instrumente zum Klingen bringt. (Digital restauriert) Metro: Mo 28.10., 11.00 (OmenglU) Variety (USA/BRD/GB 1983) R: Bette Gordon D: Sandy McLeod, Will Patton, Nan Goldin, Luis Guzmán. 97 min.

Die Kartenverkäuferin in einem Pornokino beginnt sich für einen ihrer Stammkunden zu interessieren, als sie in diesem einen Mafiaboss zu erkennen glaubt.

Eine gefährliche Liebschaft nimmt ihren Lauf. Neo noir, Drehbuch: Kathy Acker, Musik: John Lurie. Filmmuseum: Do 31.10., 18.30 + Metro: Fr 1.11., 11.00 (OF)

Retro: O Partigiano!

1 homme de trop / Ein Mann zuviel (F/I 1967) R: Costa-Gavras D: Charles Vanel, Bruno Cremer, JeanClaude Brialy, Michel Piccoli, Gérard Blain. 110 min.

Ein paar Widerstandskämpfer verhelfen zwölf zum Tode Verurteilten zur Flucht. Mit ihnen entkommt ein Unbekannter, eventuell ein deutscher Spion? Die Ungewissheit spaltet die Gruppe und führt zur Katastrophe. Einer der ersten Filme, der sich Themen wie Kollaboration und Résistance im besetzten Frankreich annahm. Filmmuseum: Fr 25.10., 19.00 (OmenglU) Akcja pod Arsenalem / Operation Arsenal (PL 1978) R: Jan Lomnicki D: Ryszard Gajewski, Mirosław Konarowski, Cezary Morawski. 91 min.

Geschildert wird der gleichermaßen spektakuläre wie erfolgreiche Versuch der Pfadfinderbewegung „Szare Szeregi“ (Graue Reihen), ihre Symbolfigur Jan Bytnar und 25 Mitgefangene 1943 aus der Gestapohaft zu befreien. Ein straffes, antipsychologisches Actiondrama.

Filmmuseum: Mo 11.11., 20.30 (OmenglU) Am Galgen hängt die Liebe (BRD 1960) R: Edwin Zbonek D: Carl Wery, Annie Rosar, Bert Fortell, Marisa Mell, Sieghardt Rupp, Michael Janisch, Guido Wieland.

93 min. Ein altes Ehepaar verbirgt während der griechischen Partisanenkämpfe 1944 in Not befindliche Menschen beider Seiten und geht zusammen in den Tod. Ein bemerkenswerter Film, der sich nicht scheut, neben der Darstellung aktiver Humanität auch schwierige Gewissensfragen anzuschneiden. Filmmuseum: Mi 4.12., 18.30 Atentát / Das Attentat (CSSR 1965) R: Jirí Sequens D: Radoslav Brzobohatý, Rudolf Jelínek, Luděk Munzar.

100 min. In schönstem Breitwandformat rekonstruiert Sequens’ Film das Attentat auf Reinhard Heydrich, einen der Architekten des Holocausts, im Juni 1942.

Die tapferen Widerstandskämpfer sind hier nicht bloß Helden, sondern auch Menschen mit echten Ängsten.

– Einführung: Michal Bregant. Filmmuseum: Mi 13.11., 18.30 (OmenglU) Balada o trobenti in oblaku / Die Ballade von einer Trompete und einer Wolke (YU 1961) R: France Stiglic D: Lojze Potokar, Angelca Hlebce, Marija Lojk. 80 min. Am Heiligen Abend 1943 kommt ein Todeskommando auf der Suche nach verwundeten Partisanen, die sich angeblich oben in den schneebedeckten Bergen verstecken, zu einer abgelegenen Hütte. Als die NS-Kollaborateure abziehen, nimmt der alte Bauer seine Axt und folgt den Verrätern, ehe diese die hilflosen Partisanen finden. „Eine minimalistische Prämisse in düster-poetischem, expressionistischem

Stil, voll grimmiger Realität und noch grimmigeren Halluzinationen.“ (J.M.) Filmmuseum: Do 31.10., 11.30 + Sa 23.11., 18.30 (OmenglU) Bitka na Neretvi / Die Schlacht an der Neretva (YU/I/BRD 1969) R: Veljko Bulajic D: Yul Brynner, Sergej Bondarčuk, Curd Jürgens, Franco Nero, Hardy Krüger, Orson Welles. 166 min. „Einer der berühmtesten – definitiv der teuerste – aller jugoslawischen Partisanenfilme. Ende 1942 gab Hitler den direkten Befehl, den Widerstand im besetzten Jugoslawien zu zerschlagen. In den Hügeln und Wäldern Bosniens stießen insgesamt 150.000 Soldaten auf 20.000 Partisanen, von denen bereits ein Viertel aus früheren Schlachten verwundet oder krank war. In der ‚Schlacht um die Verwundeten‘ verloren die Partisanen über 10.000 Männer, schafften es aber dank eines gerissenen Manövers von Marschall Josip Broz Tito, alle Verwundeten zu retten.“ (Jurij Meden) Filmmuseum: Fr 29.11., 20.30 + So 17.11., 20.30 (OmenglU) Blekitny krzyz / Das blaue Kreuz (PL 1955) R: Andrzej Munk D: Gustaw Holoubek, Stanislaw GasienicaByrcyn, Ludwik Ziemblic. 55 min. Dokumentarisches Reenactment eines historischen Ereignisses: Im Februar 1945 überquerten Männer des Blauen Kreuzes (eine Art polnische Bergrettung) die Berge der Hohen Tatra, um eine Gruppe von verwundeten Partisanen aus der besetzten Slowakei nach Hause zu holen. Etliche der Darsteller im Film waren ehemalige Teilnehmer dieser Expedition. Filmmuseum: Sa 30.11., 20.30 + Sa 2.11., 21.15 (OmenglU) Cherez kladbishche / Durch den Friedhof (UdSSR 1964) R: Viktor Turov D: Vladimir Belokurov, Vladimir Emelyanov, Vladimir Martynov. 79 min. „Der aus Weißrussland stammende Autor Viktor Turov verbrachte seine Kindheit in einem Konzentrationslager, während sein Vater, ein Partisan, im Kampf starb. Sein Spielfilmdebüt ist bestimmt von Turovs Zorn, seinem leidenschaftlichen Aufruf zu den Waffen und zugleich tiefem Humanismus, die einer tief empfundenen moralischen Haltung entstammen. Die Handlung ist denkbar einfach: Als sich die deutsche Armee Stalingrad nähert, sehen weißrussische Partisanen dies als Chance, deren Versorgungslinie anzugreifen.“ (Jurij Meden) Filmmuseum: Fr 15.11., 18.30 (OmenglU) Corbari (I 1970) R: Valentino Orsini D: Giuliano Gemma, Tina Aumont, Antonio Piovanelli. 90 min. Im September 1943, unmittelbar nach dem Waffenstillstand von Cassibile, mit dem Italien sein Bündnis mit dem Deutschen Reich löste, woraufhin die Wehrmacht das Land systematisch okkupierte, schloss sich der 20-jährige Sirio (Silvio) Corbari aus der EmiliaRomagna dem Widerstand gegen die Besatzer an und gründete sein eigenes Bataillon, das als Corbari-Bande berühmt wurde. Filmmuseum: Mi 6.11., 11.30 + Mi 27.11., 18.30 (OmenglU) De rode enge / Rote Wiesen (DK 1945) R: Bodil Ipsen, Lau Lauritzen D: Poul Reichhardt, Per Buckhøj, Gyrd Lofqvist. 85 min. Basierend auf einem Roman des berühmten Widerstandskämpfers Ole Valdemar Juul erzählt dieses Sabotagedrama von einer eingeschworenen Guerillatruppe: von ihrer Liebe, von Hass, Verdacht, Flucht, Folter und Tod. Filmmuseum: Mo 18.11., 20.30 + Sa 26.10., 18.30 (OmenglU) Diverzanti / Männer in Nacht und Flammen (YU 1967) R: Hajrudin Krvavac D: Bata Živojinović, Rade Marković, Husein Čokić. 81 min. „Hajrudin Krvavac ist der einzige (bosnische) Filmemacher, dessen Werk ausschließlich aus Partisanenfilmen besteht.

Gleichzeitig ist er, als wohl populärster jugoslawischer Partisanenregisseur, zugleich Autor von höchst unterhaltsamen, schamlos ahistorischen und actiongeladenen Filmen, die leicht als die Partisanenversion eines Spaghettiwesterns durchgehen könnten. ‚Diverzanti‘, der erste seiner vier Kultfilme, die bis heute in ganz ExJugoslawien verehrt werden, erzählt mit ausreichend Suspense von einem Selbstmordkommando, wobei Krvavac auf eine Mischung von Action, Komödie und Tragödie setzt.“ (Jurij Meden) Filmmuseum: Mo 25.11., 18.30 + Di 5.11., 11.30 (OmenglU) Dolina miru / Tal des Friedens (YU 1956) R: France Štiglic D: Evelyne Wohlfeiler, Tugo Štiglic, John Kitzmiller. 89 min. Marko, ein slowenischer Junge, und Lotti, ein deutsches Mädchen, die ihre Eltern bei einem Luftangriff verloren haben, werden aus ihrer Heimatstadt evakuiert: Gemeinsam träumen sie sich fort, in das sagenumwobene Tal des Friedens. Filmmuseum: Do 31.10., 21.00 + Sa 23.11., 20.30 (OmenglU) Gli sbandati / Die Verirrten (I 1955) R: Francesco Maselli D: Lucia Bosè, Jean-Pierre Mocky, Isa Miranda, Antonio de Teffe, Leonardo Botta. 102 min. Masellis Spielfilmdebüt greift ein brisantes Thema auf: die Kollaboration der italienischen Oberschicht mit den Deutschen. „Während der Reichtum damit beschäftigt ist, sich mit der bevorstehenden Niederlage des Faschismus zu arrangieren, ist die Unsicherheit der Jugend durch drei Protagonisten verkörpert: den Idealisten, den Faschisten und den feigen Unentschiedenen.“ (J.M.) Filmmuseum: Mi 20.11., 20.30 + Mo 28.10., 18.30 (OmenglU) Hajka / Menschenjagd (YU 1977) R: Zivojin Pavlović D: Rade Šerbedžija, Pavle Vuisić, Boro Begović. 104

FOTOS: VIENNALE

V I E N N A L E 1 9 F A L T E R min. „Eine versprengte Gruppe von Partisanen flieht vor italienischen Besatzern in die montenegrinischen Berge. Anstatt Krieg und Revolution zu verherrlichen, zeigt Pavlović nur Selbstzweifel und Ernüchterung; ein scheinbar aktives Kollektiv als Schar meist passiver oder opportunistischer Individuen.“ (J.M.) – Einführung (am 13.11.): Andrej Sprah. Filmmuseum: Mo 4.11., 11.30 + Mi 13.11., 20.30 (OmenglU) Idi i smotri / Komm und sieh (UdSSR 1985) R: Elem Klimov D: Aleksej Kravcenko, Olga Mironova, Vladas Bagdonas, Lubomiras Laucevicius. 142 min. Die tragische Geschichte einer zerstörten Jugend, erzählt anhand eines Zwölfjährigen in Belorussland 1943. Ein gewaltiger, hyperrealistischer Film. Am Ende, wenn kurz der Ton auszusetzen scheint, weiß man definitiv, ein Meisterwerk des Kinos gesehen zu haben. Filmmuseum: Mo 2.12., 20.30 + Fr 15.11., 20.30 (OmU) Kad cujes zvona / Wenn die Glocken läuten (YU 1969) R: Antun Vrdoljak D: Boris Buzančić, Pavle Vuisić, Boris Dvornik. 92 min. Zwei Dörfer kämpfen gegeneinander: das eine liegt auf der Partisanenseite, mit leuchtenden roten Sternen, während das andere die Ustascha unterstützt. Ein düsterer und zugleich poetisch-realistischer Film über das Menschsein im Krieg. In den 1990ern wechselte der Kroate Vrdoljak vom Film in die Politik und war Best Buddy des Kriegsverbrechers Tudjman. Filmmuseum: So 1.12., 18.30 + So 3.11., 11.30 (OmenglU) Kanal / Der Kanal (PL 1957) R: Andrzej Wajda D: Wienczyslaw Glinski, Tadeusz Janczar, Teresa Izewska.

91 min. Der Warschauer Aufstand 1944: polnische Widerstandskämpfer auf der Flucht durch das Kanalisationssystem der Stadt. Während des Kriegs gehörte Wajda selbst der „Armia Krajowa“ an, der nationalen Untergrundarmee, die ob ihrer kaum verhohlenen antisemitischen Politik später freilich selbst ins Zwielicht geriet. Filmmuseum: Mo 11.11., 18.30 (OmenglU) Kapitán Dabac / Oberst Dabac (CZ 1959) R: Pal’o Bielik D: Ladislav Chudík, Elo Romancík, Hilda Augustovicová. 99 min. „Der Slowakische Nationalaufstand im Sommer 1944 hatte die Befreiung der besetzten Gebiete und den Sturz des Marionettenregimes von Diktator Jozef Tiso zum Ziel. Dabač, Offizier der slowakischen Armee, muss erkennen, dass er auf der falschen Seite kämpft und flieht in die Wälder, wo er sich dem antifaschistischen Widerstand anschließt.“ (J.M.) – Einführung: Rastislav Steranka. Filmmuseum: Di 29.10., 11.30 (OmenglU) Kozara (YU 1962) R: Veljko Bulajic D: Olivera Marković, Milena Dravić, Bata Živojinović. 124 min. Schilderung der berüchtigten Kozara-Offensive, bei der 3000 Partisanen, eingekesselt am Berg Kozara, gegen eine Übermacht von knapp 40.000 Deutschen und seine Verbündeten (Ustascha, Tschetniks) kämpften. „Bulajić beweist hervorragendes Gespür für die Inszenierung der Masse, aus der er mehrere Einzelschicksale hervortreten lässt. Denkwürdig der ‚Spartacus‘Moment mit dem Schlachtruf Milena Dravićs: ‚Ich bin eine Kommunistin!‘“ (J.M.) Filmmuseum: So 24.11., 18.30 + Fr 1.11., 11.30 (OmenglU) La Bataille du rail / Schienenschlacht (F 1946) R: René Clément D: Marcel Barnaut, Jean Clarieux, Jean Daurand. 85 min. Der unter Verwendung von Dokumentarfilmmaterialien inszenierte Widerstandstandskampf der französischen Eisenbahner gegen die Nazis. „Seltsamerweise geht, von der filmischen Konzeption her, es bruchlos von diesem Film zu den späteren des Krimiroutiniers Clément“ (Frieda Grafe). Filmmuseum: Do 7.11., 20.30 (OmenglU) Le quattro giornate di Napoli / Die vier Tage von Neapel (I 1962) R: Nanni Loy D: Regina Bianchi, Aldo Giuffrè, Léa Massari, Jean Sorel, Gian Maria Volontè.

120 min. 27. September 1943: Das Volk von Neapel erhebt sich gegen die Faschisten – innert vier Tagen befreit sich die Stadt selbst, aber der Preis ist hoch. „Nanni Loy erzählt keine bloßen Einzelschicksale, sondern komponiert aus einer Fülle von Details ein freskogleiches Mosaik, einen polyphonen Gesang (gern am Rande zur Kakophonie), ein Chordrama, in dem Komödie und Tragödie, Satyrspiel, Lehrstück und Boulevard fließend ineinander übergehen.“ (Olaf Möller) Filmmuseum: Mi 30.10., 11.30 (OmenglU) Makedonski del od peklot / Mazedonische Hölle (YU 1971) R: Vatroslav Mimica D: Darko Damevski, Pavle Vuisić, Fabijan Šovagović, Milena Dravić. 102 min.

Basierend auf realen Geschehnissen, die sich Anfang 1943 ereigneten und Gräueltaten der bulgarischfaschistischen Besatzung in Mazedonien aufzeigen: „Dorfbewohner verstecken einen Partisanen, worauf die Faschisten drohen, 25 willkürlich ausgewählte Bewohner hinzurichten. Trotz aller Folterungen und der Erkenntnis, dass sie nicht in der Lage sein werden, dem sicheren Tod zu entkommen, widersetzten sich die Einheimischen mit großem Stolz.“ (J.M.) – Einführung (am 5.11.): Vladimir Angelov. Filmmuseum: Di 5.11., 18.30 + Mo 25.11., 20.30 (OmenglU) Molodaya gvardiya / Die junge Garde (UdSSR 1948) R: Sergey Gerasimov D: Vladimir Ivanov, Inna Makarova, Sergej Gurzo. 189 min. „‚Molodaya gvardiya‘ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Alexander Fadeyev und dessen Partisanenerfahrung, die bis zur

Februarrevolution 1917 und dem anschließenden Bürgerkrieg zurückreicht. Erzählt wird die Geschichte von Komsomol-Jugendlichen in der ukrainischen Bergarbeiterstadt Krasnodon, die als ‚Junge Garde‘ den Widerstand gegen die deutschen Besatzer aufnehmen.“ (J.M.) Filmmuseum: So 10.11., 20.30 (OmenglU) Muzi bez krídel / Männer ohne Flügel (CSSR 1946) R: Frantisek Cap D: Gustav Nezval, Ladislav Herbert Struna, Jaroslav Zrotal. 76 min. Schauplatz ist der Flughafen Ruzyně, die Hauptakteure sind die Arbeiter Petr und dessen junger Neffe Jirka, der aus Lidice fliehen konnte – jenem Dorf, das 1942 von den Nazis nach dem Attentat auf den Reichsprotektor Heydrich ausgelöscht wurde. – Einführung: Marie Baresová.

Filmmuseum: So 27.10., 21.00 (OmenglU) Nasvidenje v naslednji vojni / Auf Wiedersehen im nächsten Krieg (YU 1980) R: Zivojin Pavlovic D: Hans Christian Blech, Metod Pevec, Boris Juh. 115 min.

Bei einem Stierkampf begegnen einander in Spanien zwei ehemalige Feinde wieder: ein Slowene und ein Deutscher, die sich im Krieg vermutlich als Partisan und Wehrmachtssoldat gegenüberstanden. Filmmuseum: Mi 4.12., 20.30 (OmenglU) Ne okreci se, sine / Dreh dich nicht um, mein Sohn (YU 1956) R: Branko Bauer D: Bert Sotlar, Lila Anders, Zlatko Lukman, Mladen Hanzlovsky. 112 min.

Ein aus einem KZ-Transport entflohener Partisan entführt seinen neunjährigen Sohn aus dem Internat und kämpft um das Vertrauen seines durch die faschistische Erziehung fehlgeleiteten Kindes. Packendes, mitunter beklemmendes Drama. Zu den Produzenten gehörte u.a. der junge Branko Lustig. Filmmuseum: So 17.11., 18.30 + Fr 25.10., 11.30 (OmenglU) Ni liv / Soweit die Kräfte reichen (NOR 1957) R: Arne Skouen D: Jack Fjeldstad, Henny Moan, Alf Malland, Joachim Holst-Jensen. 81 min. Die historisch verbürgte Überlebensgeschichte des norwegischen Patrioten Jan Baalsrud, der zwei Monate lang auf der Flucht vor der deutschen Besatzung ist. Ständig von der Verhaftung bedroht, versucht er, durch Eis und Schnee, Sturm und Lawinen die schwedische Grenze zu erreichen. – Einführung: Stephen Howarth. Filmmuseum: Di 29.10., 21.00 (OmenglU) Nusja dhe shtetrrethimi / Die Braut und die Ausgangssperre (ALB 1978) R: Kristaq Mitro, Ibrahim Mucaj D: Rajmonda Bulku, Llazi Serbo,Thimi Filipi.

52 min. „Nach der Ermordung eines faschistischen Beamten versucht eine junge Partisanin aus ihrer Heimatstadt zu entkommen. Als die Deutschen Hausdurchsuchungen durchführen, schmuggelt sich die Frau in eine Hochzeitsgesellschaft ein – und zwar als Braut. Mucaj und Mitro arbeiteten gemeinsam an zehn Filmen, dieser zählt zu ihren besten. Die auf das Nötigste reduzierten, Schwarzweiß gehaltenen Bilder erinnern gar an Bressons ‚Un condamné à mort s’est échappé‘.“ (J.M.) – In Anwesenheit von Regisseur Kristaq Mitro und Drehbuchautorin Elena Kadare!

Filmmuseum: Sa 30.11., 20.30 (OmenglU) ’O sole mio (I 1946) R: Giacomo Gentilomo D: Tito Gobbi, Adriana Benetti, Vera Carmi, Ernesto Almirante.

90 min. Giovanni, von den Alliierten nach Neapel geschleust, um Kontakte zum Widerstand zu knüpfen, tut dies als Sänger und Hörspielsprecher bei Radio Napoli. Eine kühne Komödie. Filmmuseum: So 10.11., 18.30 (OmenglU) Ouranos / Glorreicher Himmel (GR 1962) R: Takis Kanellopoulos D: Aimilía Píttafaídon, Georgítsis Tákis Emmanouil, Eléni Zafeiríou. 87 min. „Eine bewaffnete Einheit griechischer Soldaten zieht im Herbst 1940 in den Kampf gegen die Italiener. Und wie Partisanen sind sie in der Unterzahl, erschöpft, hungrig und auf die Hilfe der Zivilbevölkerung angewiesen. Das Debüt von Tákīs Kanellópoulos ist ein Film von fast jenseitiger Schönheit. Ein Film, in dem Gedanken eins werden mit Worten, die Landschaft eins wird mit jenen Menschen, die sie verteidigen.“ (Jurij Meden) Filmmuseum: So 24.11., 20.45 + Fr 1.11., 18.30 (OmenglU) Proverka na dorogah / Straßenkontrolle (UdSSR 1971) R: Aleksey German D: Rolan Bikov, Vladimir Zamanskiy, Oleg Borisov. 96 min. Basierend auf einer Geschichte seines Vaters Yuriy, erzählt der Film von einem Offizier der Roten Armee, der zum Nazi-Kollaborateur wird, um schließlich zum Partisanen zu werden. Können ihm die Kameraden seine Vergangenheit verzeihen? Filmmuseum: Mo 4.11., 18.30 + Do 28.11., 20.30 (OmenglU) Raduga / Regenbogen (UdSSR 1944) R: Mark Donskoy D: Natalija Uzhviy, Elena Tyapkina. 93 min.

Die brutalen Ereignisse in einem ukrainischen Dorf, dessen widerständiger Geist nicht gebrochen werden kann: „Die Besatzer erniedrigen, töten, foltern und erschießen die Zivilisten, aber die sowjetischen Herzen und Gedanken bleiben rot. Die ehemalige Partisanin Olga ist schwanger in das Dorf zurückgekehrt, nur um hier das ultimative Opfer zu erbringen.“ (J.M.) Filmmuseum: So 27.10., 11.30 (OmenglU) Roma, città aperta / Rom, offene Stadt (I 1946) R: Roberto Rossellini D: Marcello Pagliero, Aldo Fabrizi, Anna Magnani. 102 min. Eines der Schlüsselwerke des Nachkriegskinos – und zwar nicht allein des italienischen! –, drei Tage im März des Jahres 1944: „Das

Leben selbst beginnt wieder sich auf die Leinwand zu ergießen, und nicht durch kunstvolle Beleuchtungen eingefangener Schein von ihm. Das Leben einfacher Menschen, die gegen ihren Willen in tragische Ereignisse verwickelt sind.“ (Jean Desternes) Filmmuseum: Mo 2.12., 18.30 + Sa 16.11., 20.30 (OmU) Sekretar’ raykoma / Der Bezirkssekretär (UdSSR 1942) R: Ivan Pyryev D: Vasiliy Vanin, Mikhail Astangov, Marina Ladinina. 91 min. „Inszeniert vom StalinPreisträger und ‚Volkskünstler der UdSSR‘, Ivan Pyryev, sollte ‚Der Bezirkssekretär‘ zeigen, wie sich eine lokale Partisanentruppe abmüht, die Aufgabe der Roten Armee zu übernehmen, wenn diese gezwungen ist, sich für kurze Zeit neu zu formieren. Und tatsächlich kann den titelgebenden Sekretär, Stepan Gavrilovich Kochet, in dieser Situation nichts davon abhalten, eine solche Einheit aufzustellen und seinen privaten Guerillakrieg gegen die Nazis zu beginnen.“ (Jurij Meden) Filmmuseum: Do 7.11., 18.30 (OmenglU) Slavnyi malyi / Ein guter Junge (UdSSR 1942) R: Boris Barnet D: Ekaterina Sipavina, Viktor Dobrovolskiy, Evgeniy Grigorev. 67 min. „Kein Kriegsfilm im eigentlichen Sinn, auch kein heroisches Drama, sondern eine Musicalkomödie mit einer unbeschwerten Liebesgeschichte. Ein französischer Pilot wird von Partisanen gerettet, schließt sich ihnen an und verliebt sich in ein Mädchen.“ (J.M.) Filmmuseum: Sa 26.10., 11.30 + Mo 18.11., 18.30 (OmenglU) Sovist’ / Gewissen (UdSSR 1968) R: Vladimir Denisenko D: Anatolìj Sokolovskiy, Valentina Grishokìna. 75 min. Zwei junge Partisanen werden gesucht: Stellen sie sich nicht, töten die Deutschen sämtliche Einwohner aus ihrem Dorf. „Dieses Dilemma ist das einzige, alles beherrschende Motiv des Films. Denisenko treibt es mit einem Sturm expressionistischer Bilder voran, mit avantgardistischen Klanglandschaften und einer rasenden Montage, die den schwer aushaltbaren inneren Konflikt der Partisanen zum Ausdruck bringen.

Entstanden als Experiment mit Denisenkos Schülern an der Kiewer Filmhochschule, war das Ergebnis zu dunkel, zu existenzialistisch für einen Kinoeinsatz.

Nach der Perestroika veröffentlicht, gilt ‚Sovist‘ heute als ukrainischer Filmklassiker.“ (Jurij Meden) Filmmuseum: Sa 30.11., 18.30 + Sa 2.11., 11.30 (OmenglU) Sutjeska / Die fünfte Offensive – Kesselschlacht an der Sutjeska (YU 1973) R: Stipe Delic D: Richard Burton, Irene Papas, Ljuba Tadic, Bert Sotlar, Anton Diffring. 130 min. Nationalistisch gefärbtes Schlachtengemälde über den Kampf der von Tito befehligten Partisanen gegen die Wehrmacht anno 1943. Bei der Besetzung – Mister Burton als Marschall Tito! – kann nicht einmal das Score von Mikis Theodorakis mehr etwas ausrichten. Filmmuseum: Mi 6.11., 21.00 + Mi 27.11., 20.30 (englOF) Trenutki odlocitve / Entscheidung am Fluss (YU 1955) R: Frantisek Cap D: Stane Sever, Julija Starceva, Stane Potokar, Franek Trefalt. 99 min. Nach der Flucht aus der Tschechoslowakei über die BRD nach Jugoslawien, wo er die romantische Komödie „Vesna“ (1953) drehte, wandte sich František Čap dem dunkelsten Kapitel des Zweiten Weltkriegs in Jugoslawien zu: In einer slowenischen Widerstandsgruppe begegnet ein Mann 1944 in Ljubljana dem Mörder seines Sohnes. – Einführung (am 20.11.): Peter Stankovic. Filmmuseum: Mo 28.10., 11.30 + Mi 20.11., 18.30 (OmenglU) U gori raste zelen bor / Am Berg wächst eine grüne Fichte (YU 1971) R: Antun Vrdoljak D: Boris Dvornik, Ivica Vidović, Boris Buzančić. 94 min. Partisanen erobern einen Stützpunkt der Ustascha: Bis auf den aus Zagreb kommenden Politkommissar, der für ideologische Ordnung sorgen soll, ist hier jeder Partisan nur ein Bauer, der sein Haus verteidigt. Filmmuseum: So 1.12., 20.30 + Sa 16.11., 18.30 (OmenglU) Valter brani Sarajevo / Einer ist Sarajevo (YU 1972) R: Hajrudin Krvavac D: Bata Živojinović, Ljubiša Sa mardžić, Rade Marković. 133 min. „Offiziell dem 30.

Jahrestag der Revolution und dem Heroismus der Bevölkerung von Sarajevo gewidmet, erlangte der Film anlässlich der Belagerung der Stadt während des Jugoslawienkriegs in den 1990ern neue Symbolkraft.

Wiederholt versuchen die deutschen Besatzer, den mysteriösen Valter, Anführer des lokalen Widerstands, zu fangen. Als die Deutschen sich schließlich zurückziehen, tun sie dies in der berühmtesten Szene der jugoslawischen Filmgeschichte: Auf einem Hügel über Sarajevo zeigt ein deutscher Kommandant auf die multikulturelle Stadt und verkündet: ‚Sehen Sie diese Stadt? Das ist Walter!‘“ (Jurij Meden) Filmmuseum: Mi 30.10., 18.30 + Fr 29.11., 18.00 (OmenglU) Zvony pre bosých / Glocken für die Barfüßigen (CSSR 1965) R: Stanislav Barabás D: Ewa Krzyzewská, Ivan Rajniak, Vlado Müller, Axel Dietrich. 96 min. „Zurückhaltend erzählte Winterballade über zwei einsame, ängstliche Kämpfer, die unbeabsichtigt einen deutschen Soldaten gefangen nehmen und später einer hoffnungslos verzweifelten Frau begegnen. Im tief verschneiten Gebirge, in einer kleinen Holzhütte verbarrikadiert, hat dieses ungewöhnliche Quartett nur eines vor Augen: überleben.“ (M.J.) – Einführung (am 3.11.): Rastislav Steranka. Filmmuseum: Do 28.11., 18.30 + So 3.11., 18.30 (OmenglU)

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Features Protestkultur

Hoch die transhistorischintersektionale Solidarität!

Immer wieder Widerstand: gegen Nazis 1940 und Demokratieabbau 2019

omente verbinden sich zur Bewegung – oder zeigen, dass Teile M voneinander isoliert sind. Jo Schmei-

sers Geschichtsarchäologie-Doku ­„Widerstandsmomente“ hält beides in Balance. Das Konzeptkontinuum ­Widerstand setzt Aktivistinnen in antirassistischen Initiativen im heutigen Wien und Linz in Beziehung zu Frauen, die ihre Untergrundarbeit gegen das NS-Regime mit Lagerhaft oder dem Leben bezahlten.

Dass Protest gegen Deportation, Ausgrenzung oder Entrechtung einer arbeitenden Klasse, die zunehmend migrantisch ist, in Konnex, gar Tradition steht mit – als Kommunistinnen gedenkrituell marginalisierten – Widerständlerinnen, ist eine Behauptung. Notwendig eine Behauptung, und zwar eine notwendige. Aus ihr resultieren Fragen zur Verknüpfbarkeit, die den Film ausmachen. Zooms auf die Augen der meist jungen Frauen, die in die Kamera sprechen, markieren „Sicht der Dinge“; von da aus entfalten sich (Nicht-)Beziehungen.

Entschlossenheitspathos und impliziter Alarmismus, der Naziherrschaft zum Demokratieabbau 2019 in Verhältnisse setzt – wann sonst Alarm schlagen? –, sind balanciert mit Montagen, die Abstand und Abwesenheit vermitteln, zumal in Sachen Klasse: Ton- und Schriftdokumente künden vom Sichorganisieren 1940, im Bild eine heute vollautomatisierte Fabrik; Brief vom Todesurteil 1943, dazu Putzkräfte im Audimax, die abgehen, ehe die Kopfarbeitskolonne eintritt.

Und doch: „Gsieberln“, Kassiber, bezeugen Solidarität in der Haft, der Film denkt immer rührender, und ein Aufruf von 1941 klingt ins Heute des Zwölfstundentags herüber: Senkt eure Leistung noch mehr! D R . R O B N I K Metro/Historischer Saal: Di, 29.10., 11 Uhr (OmenglU)

Um diesen Platz musst du nicht kämpfen.

Ohne lange Bindung. Ohne versteckte Kosten.

Stream dich frei.

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