













Jake Bongiovi, Caitlin Clark, Sacha Naspini, Aya Nakamura, Oobah Butler, Alyssa Carson, Anna Sawai, Paul Mescal, Wawa Gatheru, Simon Porte Jaquemus
S.32 The Hype
Fashion, Beauty, Travel, Eat&Drink
S.48 The Hype Special
Salone del Mobile
S.56 Heat Wave
Photography: Verena Knemeyer
S.66
Provoke Me Baby, One More Time
Photography: Oliviero Toscani
Gut gekleidet gehtâs in die nĂ€chste Hitzewelle. S.56
Den Sommer auf einer entlegenen mexikanischen Halbinsel verbringen? Ja, bitte! S.42
Ob drinnen oder drauĂen â unser Special zur MailĂ€nder Möbelmesse zeigt dir, wie wir momentan sitzen und liegen. S.48
Zwischen Avantgarde und Coolness: Das Editorial von Jakob Kotzmuth S.116
Der Kollaboration zwischen Sun Yitian und Louis Vuitton entsprang das wohl verspielteste Parfum. S.80
FĂŒr immer zeitlos: Die Fotografien von Saul Leiter. S.94
S.80
Sun Yitian
S.94
Photography: Saul Leiter
S.108
Text: Ilija Trojanow
S.116
Photography: Jakob Kotzmuth
S.126
Yiqing Yin
Bei
ging es
COVER
Photography: Jakob Kotzmuth
Styling: Nathalie von Gordon
Art Direction, Hair & Make-up: Makeover Hamburg Model: Yang Jie, Munich Models
Shorts von JACQUEMUS. Blazer und Halskette von VICTORIA BECKHAM. GĂŒrtel von BOTTEGA VENETA. Ohrringe von JIL SANDER.
S.130
Photography: Olaf Heine
S.142
Patjo do Tijolo
S.152
Photography: Kasperi Kropsu
S.166
Photography: Ava Pivot
S.14
Impressum
S.16
Contributors
HERAUSGEBER
Stefan Berger â berger@faces.ch
Patrick Pierazzoli â pierazzoli@faces.ch
CHEFREDAKTEUR
Patrick Pierazzoli
VERLAGSLEITUNG
Stefan Berger
Stellvertretung: Mirco Ludolini
CREATIVE CONSULTANTS
Florian Ribisch
Alex Wiederin
REDAKTION
Michael Rechsteiner
Josefine ZĂŒrcher
Adrienne Meyer
GRAFIKLEITUNG
Bianca Ugas â grafik@faces.ch
DESIGN/LAYOUT
Lynn Zbinden
FACES, Bertastrasse 1, CH-8003 ZĂŒrich
AUTORINNEN
Adrienne Meyer, Michael Rechsteiner, Ilija Trojanow, Marina Warth, Josefine ZĂŒrcher
FOTOS & ILLUSTRATIONEN
Olaf Heine, Stefan Imielski, Verena Knemeyer, Jakob Kotzmuth, Kasperi Kropsu, Saul Leiter Foundation, Salva LĂłpez, Ava Pivot, Oliviero Toscani, pa picture alliance (dpa), Launchmetrics SpotlightSM
TYPEFACES
Synt (Dinamo)
Salt Lake (Florian Ribisch)
ANZEIGEN & KOOPERATIONEN DEUTSCHLAND & ĂSTERREICH
FACES Deutschland, StraĂburger StraĂe 6D, D-10405 Berlin
Julia Gelau, Managing Director Germany & Austria â julia@faces.ch; +49 (0) 30 552 02 383
ANZEIGEN & KOOPERATIONEN SCHWEIZ Mirco Ludolini, Sales Director â ludolini@faces.ch Monika BrĂ€ndli â monika.braendli@faces.ch
Pascal Konrad â pascal.konrad@faces.ch +41 (0) 43 322 05 37
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Helena Kawalec â helena@faces.ch; +33 (0) 6 62 53 72 00 ABONNEMENTSPREISE
FACES erscheint 8 Mal im Jahr. Einzelverkaufspreis EUR 10 ; Jahresabo EUR 68
© Copyright 2024 Fairlane Consulting GmbH
Der FACES-Schriftzug/-Stern sind eingetragene Markenzeichen der Fairlane Consulting GmbH und dĂŒrfen nicht ohne deren Zustimmung verwendet werden. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Verena Knemeyer
Wer ein Auge fĂŒr Fotografie hat, findet Ăsthetik ĂŒberall. So inszeniert Verena Knemeyer, die ihr Handwerk in Bielefeld und Melbourne erlernt hat, lĂ€ngst nicht nur Mode. Seit 2016 lichtet sie auf ihren Road Trips durch die USA jedes Rathaus ab, das ihr vor die Kamera gerĂ€t. Egal ob GebĂ€ude oder High Fashion, eines darf nie fehlen: AuthentizitĂ€t. Am liebsten mischt sie darum fĂŒr ihre Fashion Editorials das gestellte Studio-Setting mit den spontanen Momenten drauĂen.
Tough times donât last. Tough teams do.
Eva Maria Pilartz
Berlin, Kapstadt, Marrakesch, Köln â Eva Maria Pilartz hĂ€lt sich selten lange am selben Ort auf. Sie ist aber nicht etwa auf Weltreise, sondern ĂŒbt ihren Beruf als Hair and Make-up Artist leidenschaftlich gerne ĂŒberall auf der Welt aus. Am meisten gefĂ€llt ihr dabei die NĂ€he zu verschiedenen Menschen. Ob Fashion Editorial oder TV Show, sie möchte stets die individuelle Schönheit ihrer Models betonen.
Berlin ist ihre Heimat und die Welt ihr Zuhause: Als Stylistin reist Izabela Macoch so oft von A nach B, dass sie lÀngst mehr Meilen als Schuhe sammelt. Wenn die Berlinerin nicht gerade die coolsten Looks aus dem Hut zaubert, unterrichtet sie an der AMD Berlin, macht Yoga, meditiert oder geht so lange spazieren, bis ihr Bauch grummelt. Wohin es dann geht? Egal. Hauptsache, dort gibt es scharfes Essen.
Die gebĂŒrtige Bayerin lebt und arbeitet seit 25 Jahren in Hamburg, abgesehen von kleinen AusreiĂern nach Florenz, MĂŒnchen und Offenburg. Nach einem Master in Modedesign und einigen Jahren als Moderedakteurin entschied sich Nathalie, als FreelanceStylistin zu arbeiten. So kann sie ihre Leidenschaft fĂŒr Mode mit der Liebe zu Reisen und fremden Kulturen verbinden. Und wenn auch sie einmal nicht weiĂ, was anziehen, greift sie nach einem schneeweiĂen Hemd. Dieses bleibt trotz zwei Kindern ihr LieblingsstĂŒck.
Jakob Kotzmuth
Stillstehen ist gar nichts fĂŒr den österreichischen Fotografen Jakob Kotzmuth â auĂer natĂŒrlich, es steht gerade ein Model vor seiner Kamera. Vor drei Jahren tauschte er die Heimat gegen Hamburg, wo es ihn aber nie fĂŒr allzu lange hĂ€lt: FĂŒr verschiedene Projekte und Ausstellungen arbeitete er auch in London, Seoul, New York, Amsterdam, Berlin und Mallorca. Mode inszeniert er genauso leidenschaftlich wie er die Einzigartigkeit seiner Subjekte auf PortrĂ€ts festhĂ€lt.
Kasperi Kropsu
Vor einigen Jahren tauschte Kasperi das Skateboard gegen die Kamera. Seither geht der Finne nicht mehr ohne aus dem Haus ânicht einmal zum Supermarkt um die Ecke. Es gibt schlieĂlich in seiner Heimat Helsinki auch einiges einzufangen. Gut gekleidete Menschen, die fortschreitende Gentrifizierung oder verzerrte Spiegelungen zum Beispiel. Ein perfekter Tag besteht fĂŒr ihn deshalb aus ziellosem Umherspazieren. Und wenn ihm dann die nordische Tristesse doch einmal zu viel ist, zieht es ihn fĂŒr neue Inspiration nach Paris.
Ihr gutes Auge nutzt
Bianca nicht nur, um bei uns ein kreatives Layout nach dem anderen zu zaubern, sondern auch, um die besten SecondhandPieces schon von Weitem zu erspĂ€hen. Am Wochenende stöbert unsere neue Grafikleiterin nĂ€mlich am liebsten durch FlohmĂ€rkte, stets mit der Mission, ihre Vintage Designertaschensammlung um ein weiteres PrachtstĂŒck zu ergĂ€nzen. Nur im Sommer sucht man sie dort vergebens â dann weilt Bianca im heimischen Sardinien und genieĂt Sonne, Meer und reichlich Aperol Spritz. Welcome to the Team!
Itâs what you do right now that makes a difference.
Die zehnjĂ€hrige Ava Pivot hĂ€tte sich Clippings in der Wendy gewĂŒnscht, heute sind es Vogue, Elle oder FACES, die die Vita der Fotografin schmĂŒcken. Die Liebe zu Tieren sitzt der ehemaligen Profi-Reitern tief im Herzen, ĂŒber die Jahre hat letzteres jedoch auch derjenigen fĂŒr Fotografie Platz gemacht. Zudem schlĂ€gt Pivots Innerstes Stakkato fĂŒr ihre Zwillinge, ihre beiden Weimaraner und guten Kaffee, der die Deutsche selbst durchs chaotischste Durcheinander bringt
Time flies when youâre having fun: Schon ist ein Jahr vergangen, seit Adrienne bei uns ihr Redaktionspraktikum gestartet hat. In dieser Zeit hat sie sich fleiĂig die Finger fĂŒr Heft und Website wund getippt âund sich dabei mit Eiskaffee und Sushi bei Laune gehalten. Nun ist es Zeit fĂŒr den nĂ€chsten Schritt: einen Master in International Relations. Auch das wird ihr meisterhaft gelingen, da sind wir uns sicher.
Bald kann Lynn mehrsprachig ihre ansteckend gute Laune und lustigen Anekdoten aus dem Leben einer 17-JĂ€hrigen verbreiten: Nach ihrem Grafikpraktikum bei uns verbringt sie nĂ€mlich einen Monat in Nizza, um ihr Französisch aufzubessern. Danach wird sie den ganzen Sommer lang auf ihren Rollerblades den See entlang flitzen, bevor sie ab Herbst eine Lehre als Grafikerin beginnt. DafĂŒr wĂŒnschen wir alles Gute und viel Erfolg â wir wissen jetzt schon, dass sie das locker schaffen wird.
Ava PivotâYou give love a bad nameâ, sang Papa Jon. Doch seinen Sprössling kann der Bon-Jovi-Frontmann damit nicht gemeint haben. An der Seite seiner frisch angetrauten Gattin Millie Bobby Brown (Star der Netflix-Serie âStranger Thingsâ) zeigt sich Jake Bongiovi so romantisch wie die herzförmige Pralinenschachtel in einem Schwanentretboot. Das Traumpaar ist jetzt auch ein Berufsverband: Im Film âRockbottomâ gibt das Model sein SchauspieldebĂŒt als SĂ€nger einer Glamrockband. Hm, vielleicht hatte Dad fĂŒr die Rolle noch ein paar alte Haarspraydosen ĂŒbrig.
Es scheint, als könnten sich die USA in diesen Tagen nicht einmal mehr darauf einigen, welche Farbe Ketchup hat. Doch wenn Caitlin Clark zum Basketball greift, staunt das ganze Land. Dank ihr erzielte das NCAA Womenâs Championship Turnier die höchsten Einschaltquoten in seiner Geschichte â 18.9 Millionen Menschen verfolgten das Finale. Jetzt spielt die 22-JĂ€hrige in der Profiliga fĂŒr das Team Indiana Fever und bringt die Gegnerinnen ins Schwitzen. Sportliche Rekorde? Fast alle gebrochen. Werbedeals? 28 Millionen Dollar alleine mit Nike. Swish!
SommerlektĂŒre? Check!
Koffer fĂŒr den Strandurlaub schon gepackt? Scusi, der muss noch mal auf. Notfalls ein Paar Schuhe weniger mitnehmen. Denn Sacha Naspinis Roman âHinter verschlossenen TĂŒrenâ gehört mit rein. Nach âNivesâ (bitte auch mit auf die Reise bringen, vielleicht im HandgepĂ€ck) ist es das zweite Werk des Italieners, das jetzt in deutscher Sprache erscheint. Der Autor erzĂ€hlt Geschichten aus seinem Heimatland und ĂŒbersetzt sie in universelle SehnsĂŒchte. Und tut dies so elegant, gewitzt und skurril, dass selbst Fellini dafĂŒr ins BĂŒcherregal greifen wĂŒrde.
SACHA NASPINIWenn Idioten labern, muss Aya Nakamura umso lauter singen. Als bekannt wurde, dass Frankreichs erfolgreichster Popstar bei der olympischen Eröffnungszeremonie in Paris singt, meldeten sich tout de suite die dĂŒmmsten Stimmen zwischen Strasbourg und Biarritz. Zu wenig französisch sei die Diva, deren Eltern einst von Mali eingewandert sind. Aus der hitzigen Debatte â wahrscheinlich begleitet von hektischer Akkordeonmusik â hielt sich die Angesprochene souverĂ€n heraus. Doch mit ihrer Antwort wird sie am groĂen Tag gewiss den richtigen Ton treffen.
AYA NAKAMURAMeint es ernst, aber auf lustig.
Am königlichen Hof war es oft nur ein Hofnarr, der die unangenehmen Wahrheiten aussprechen durfte. Monarchie findet heute nur noch auf Gedenktellern statt. Doch in unserer Korpokratie treibt Oobah Butler Schabernack. Seine journalistischen Husarenritte fĂŒhren den EnglĂ€nder undercover ins Amazon-Logistikzentrum oder mit erfundenen Restaurants bis ganz nach oben in die TripAdvisor-Ranglisten. Nachdem seine alte Heimat Vice den Löffel abgegeben hat, schreibt der Bestsellerautor jetzt ebenso messerscharf weiter fĂŒr Institutionen wie den Guardian.
Wenn unsere Urenkelkinder eines Tages ihre Fahrradtour auf dem Mars machen, werden sie vielleicht an einer Statue von Alyssa Carson vorbeiradeln. Die 23-jĂ€hrige Astrobiologin bringt sich zurzeit in Stellung, als eine der ersten Menschen ihren FuĂ auf den roten Planeten zu setzen. Den Wunsch, nicht nach den Sternen zu greifen, sondern auf solchen zu landen, fasste die Amerikanerin im Alter von drei Jahren. Seither hakt sie die Bedingungen im NASAQualifikationsbogen ab und ist Inspiration fĂŒr junge Frauen, die in MINT-Berufen hoch hinaus wollen.
Im Osten nichts Neues? Von wegen.
Sie flĂŒchtet vor Godzilla und trĂ€gt einen Kimono. Doch Anna Sawai kreuzt in ihrer TV-Karriere nicht bloĂ Felder ab auf der kulturellen Klischee-Bingokarte. In âMonarch: Legacy of Monstersâ fĂŒhrt die Japanerin als Protagonistin durch ein Kaiju-Spektakel, das menschliche Konflikte ins Zentrum rĂŒckt. Und in âShĆgunâ brilliert die Schauspielerin als feudale Hofdame, die zwischen Ost und West vermittelt. Der Erfolg des ehemaligen J-Popstars steht fĂŒr ein neues Hollywood, das asiatische Traditionen zelebriert, ohne diese mit einem Gong anzukĂŒndigen.
GrĂŒner wirds nicht. Zuletzt waren es meist Schauspieler irischer Herkunft, die uns mit enigmatischen Performances vergessen lieĂen, dass noch Popcorn im Becher ist. Doch wĂ€hrend Cillian Murphy den Oscar gewinnt und Barry Keoghan nackt tanzend viral geht, muss Paul Mescal wie ein verborgener Schatz gefunden werden â noch. Den Jackpot-Typus sensibel-maskulin meistert er in Filmen wie âAftersunâ oder âAll of Us Strangersâ. Und als Sprecher in der Gucci-Doku âWho is Sabato de Sarno?â will man ihn sofort fĂŒr die nĂ€chste Partynacht befreunden.
PAUL MESCALMutter Erde geht es schlecht. Doch immer mehr Töchter stehen am Krankenbett und kĂ€mpfen um ihre Genesung. So wie Wawa Gatheru. 2021 grĂŒndete die hochdekorierte AbgĂ€ngerin der amerikanischen Oxford UniversitĂ€t die Jugendbewegung Black Girl Environmentalist. Diese setzt sich zum Ziel, von UmweltschĂ€den besonders betroffene Women of Color verstĂ€rkt im Kampf gegen den Klimawandel einzubinden. Inzwischen lauscht nicht nur ein Millionen-Publikum auf Social Media, sondern auch Joe Bidens Regierung, die von der 25-JĂ€hrigen offiziell beraten wird.
DĂŒrfen wir hier einfach so die neue Privatadresse des Designers abdrucken? Wir riskieren es: Simon Porte Jacquemus, Wolke 7, Siebter Himmel. Im FrĂŒhling wurde er mit seinem Partner Marco Maestri Vater von Zwillingen. Gleichzeitig lancierte der Franzose seine erste Brautmoden-Kollektion und hatte danach noch genug WeiĂ ĂŒbrig, um Zendaya fĂŒr ihre âChallengersâ-Pressetour einzukleiden. Als ordenförmiger i-Punkt zum GlĂŒck wurde der Meister der Romantik schlieĂlich zum Ritter der KĂŒnste und Literatur ernannt, Frankreichs höchste kulturelle Ehrung.
Donât try to fit in when youâre born to stand out.
Man liebt sie oder man hasst sie, verschwinden tun sie nicht: Modetrends aus den Neunzigern. Unser liebstes StĂŒck gerade? Utility Pants! Sie kommen in allen Farben und Styles, eines darf aber nicht fehlen: Die unzĂ€hligen Taschen, in denen wir alles verstauen, was wir im Alltag so brauchen.
Auf Instagram postet die kanadische KĂŒnstlerin Gab Bois abstrakte Kunst, irgendwo zwischen Fiebertraum und Avantgarde. Oft im Mittelpunkt: Lebensmittel und die Natur. Mit dem Label CanapĂ©s verlĂ€sst die Kunst das Digitale und lĂ€sst sich auch im echten Leben tragen. Nach einer Tasche in Form eines Rhabarberblattes folgt in der FrĂŒhlingskollektion das wohl kreativste Paar High Heels: Mit tĂ€uschend echt aussehenden Clementinen unter den Fersen. Im leuchtendsten Orange ziehen wir alle Blicke auf uns â sofern wir GlĂŒck haben und eines der limitierten Paare ergattern können. CanapĂ©s, âClementine Heelsâ, Sandalen aus Leder, ca. 555.â (canapesss.com)
âEveryone looks cool in the â90s.â
Sydney Sweeney
PĂŒnktlich zur Hitzesaison kommt Lido, die neueste Kreation aus dem Hause Gucci. Bikinis, Taschen, Schuhe und Co. kommen im klassischen GucciLook daher, werden aber dank neonfarbener Details zu unseren liebsten Sommer-It-Pieces. Ob strohige Strandtaschen oder knallorange Badelatschen â das Outfit fĂŒr die nĂ€chste Poolparty ist gesetzt. gucci.com
Trend
Warum schöne UnterwÀsche tragen, wenn sie ja sowieso niemand sieht? Wer sich das schon öfter gefragt hat, freut sich bestimmt, dass auf den Laufstegen transparente Teile neue Trends setzen. Klar, alltagstauglich
sind die StĂŒcke nicht unbedingt. Und ein bisschen Mut braucht es auch, um sich in einen durchsichtigen Stoff zu hĂŒllen. Aber Mode macht doch genau dann am meisten SpaĂ, wenn sie die Grenzen austestet.
Wir alle lieben neue Sneaker â ĂŒber deren Herstellung wollen wir aber meist lieber nicht allzu viele Details erfahren. FĂŒr Leder sterben Tiere, und Kunstleder besteht oft aus Plastik. Eine
nachhaltige Alternative findet man bei The Rice Society. Die Sohlen ihrer Sneaker bestehen aus ReishĂŒlsen, also RestmĂŒll aus der Reisproduktion. Die KreativitĂ€t hört da noch nicht auf: Auch Mais, Baumwolle und
Kartoffeln kommen zum Einsatz. Folgende GrundsĂ€tze mĂŒssen bei The Rice Society eingehalten werden: Es soll nur Abfallmaterial verwendet werden, das Material muss aus Europa stammen und es muss
vegan sein. Das Ergebnis: Stylische Schuhe, die es locker mit der Konkurrenz aufnehmen können und in Sachen Nachhaltigkeit zuvorderst mitmischen. Da darf man sich schon mehr als ein Paar gönnen. thericesociety.com
Fragrance is a message, a scented slogan.
Goodbye, HaarbĂŒrste! Unsere Haare dĂŒrfen jetzt in alle Richtungen abstehen. Mit einer wilden MĂ€hne genieĂen wir den Sommer â und gönnen unserem Haar eine wohlverdiente Pause von GlĂ€tteisen und Co. Dass nach einem Sprung ins kĂŒhle Nass die Frisur sowieso nicht mehr perfekt sitzt, kommt diesem Trend gerade gelegen.
Wenn Bilder riechen könnten⊠Louis Vuittons hauseigener Parfumeur
Sugardaddy oder doch Workaholic? Nein, hier geht es nicht ums Swipen auf Tinder und Co. Die Qual der Wahl haben wir trotzdem und zwar aus fast einem Dutzend Duschgels von Fugazzi. Neben den umwerfenden DĂŒften und der Provitamin-B5-Formel, die unsere Haut geschmeidig macht, lieben wir vor allem die kreative Namensgebung: Thirsty, Nocologne und Angel Dust gehören ebenfalls zu unseren Favoriten. Fugazzi, Duschgel, 250 ml, ca. 34.â, fugazzifragrances.com
Louis Vuitton, âA Perfume Atlasâ, ca. 158.â, louisvuitton.com
Jacques Cavallier Belletrud zeigt in âA Perfume Atlasâ, wo auf der Welt die SchĂ€tze liegen, die einen Duft ausmachen. Von der Ernte ĂŒber die Destillation bis hin zum fertigen Duft wird hier kein Schritt ausgelassen. Eine Augenweide nicht nur fĂŒr Reiselieb-haberInnen, sondern auch fĂŒr alle, die sich schon immer fragten, wie aus Pflanzen hinreiĂende DĂŒfte werden.
Make-up Trend
Birne, Mango, Zedernholz, ein Schuss Kokos und Vanille und den Spirit der legendĂ€ren Paulaâs Boutique auf Ibiza: Fertig ist der perfekte Sommerduft. âCosmicâ heiĂt die neueste Kreation aus der Loewe-ParfĂŒmfamilie,
die in einem Flakon daherkommt, den man glatt mit einem Sonnenuntergang auf der Insel verwechseln könnte.Loewe, âPaulaâs Ibiza Cosmic Eau de Parfumâ, 50 ml, ca. 107.â, loewe.com
Rote Lippen waren gestern. Und normaler Lippenstift auch. Heute sind es grĂŒne Linien, die wir auf unsere Lippen auftragen. Oder jegliche andere Formen und Farben, auf die wir gerade Lust haben. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt â wir schminken uns ganz nach dem Credo âje exzentrischer, desto besserâ.
Der Hochsommer steht vor der TĂŒr und der SchweiĂ flieĂt jetzt schon. Die einen spritzen sich ein bisschen Wasser ins Gesicht zur Erfrischung. Andere bevorzugen Kaviar â man gönnt sich ja sonst nichts! Ja, richtig gelesen: Die Delikatesse liegt nicht nur hĂŒbsch angerichtet auf dem Teller eines MehrgĂ€ngers, sondern auch in der leuchtend blauen
Flasche des limitierten Feuchtigkeitssprays der âSkin Caviarâ-Linie von La Prairie. Also los, Augen schlieĂen, sich auf eine Luxusyacht trĂ€umen und lossprayen!
Als Kind trĂ€umten wir alle vom eigenen Baumhaus. Und seit wir vom Hotel Boca de Agua in Mexiko gehört haben, ist dieser Traum wieder neu entflammt. Auf der Halbinsel Yucatan, zwischen saftigem Dschungel und kristallklarer Lagune, gliedern sich die BaumhausĂ€hnlichen UnterkĂŒnfte in die Umgebung ein. Hier wird man eins mit der Natur. Diese soll aber trotz Luxusunterkunft möglichst in Ruhe gelassen werden: 90 Prozent der Umgebung gehört zu einem Schutz- und Regenerationsprogramm. Boca de Agua, Chetumal-Cancun KM 4.5, 77963 Bacalar, Q.R., Mexiko, bocadeagua.com
âI quit flying years ago. I donât want to die with tourists.â
Billy Bob Thornton
Ab nach Ibiza! Wer diesem Ruf nicht physisch folgen kann, dem schafft das Buch âIbiza Bohemiaâ Abhilfe. Dort wird der Spirit der Insel Seite fĂŒr Seite so lebhaft eingefangen, dass man sich mit ein bisschen Vorstellungskraft schon fast wie am Strand fĂŒhlt.
Und damit beim DurchblĂ€ttern das Kopfkino noch lebendiger flimmert, zĂŒnden wir die zum Buch passende Duftkerze an. Renu Kashyap, Maya Boyd, âIbiza Bohemiaâ, Assouline, ca. 102.â und âIbiza Bohemiaâ, Kerze, ca. 73.â, assouline.com
Dass Flugreisen nicht klimafreundlich sind, wissen wir alle. Campen in der Wildnis klingt da schon mehr nach Einklang mit der Natur. Campingund Outdoor-Equipment wird aber oft nicht fair und nachhaltig produziert. Eine Lösung haben die GrazerInnen Elisa Fuchs und Patrick Lenzbauer: In ihrem Online-Shop Ethicamper finden CampingenthusiastInnen alles, was sie fĂŒr ein Abenteuer im GrĂŒnen brauchen âaus fairer Produktion und nachhaltigen Materialien. Da das Paar selbst gerne in der Natur unterwegs ist, kann man seinen Tipps getrost vertrauen: Die beiden vergleichen und testen jedes Produkt selbst. Nur wenn sie ein Angebot ethisch und moralisch vertreten können, landet es auch in ihrem Online-Shop. Na dann: Ethicamper durchstöbern, Rucksack packen und los! ethicamper.com
Eigentlich wollen wir gar nicht wissen, wie grob unser GepĂ€ck gehandhabt wird, wĂ€hrend wir gemĂŒtlich im Flugzeug sitzen und Tomatensaft schlĂŒrfen. Dass man davon auch nichts sieht, dafĂŒr sorgen die Koffer von Crash Baggage: Die sind nĂ€mlich schon ordenttlich verbeult â und halten dank ihrer Schale aus Polycarbonat so einiges aus. Einen regelrechten Crush haben wir auf die knallgrĂŒne Version, die in Kollaboration mit MSGM entstanden ist. So erspĂ€hen wir unser Hab und Gut als Allererste in der GepĂ€ckausgabe. Crash Baggage x MSGM, âI Have a Crash on Youâ, Koffer aus Polycarbonat, ca. 440.â, crashbaggage.com
Diesen Sommer buchen wir ein Zimmer im Windsor. Nein, nicht bei der royalen Familie in England. Auf Ligurien befindet sich nĂ€mlich das Windsor Hotel, das es in Sachen Luxus und Komfort locker mit dem britischen Schloss aufnehmen kann. Zimmer mit Meeresblick, eine hoteleigene Bar und das historische Dorf Laigueglia gleich um die Ecke â da fĂŒhlt man sich auf jeden Fall königlich. Hotel Windsor, Piazza XXV Aprile, 817053 Laigueglia, Italien, thewindsor.it
Product
Zelten ist romantisch âwĂ€ren da nicht Ungeziefer, Schlamm und harter Untergrund. FĂŒr alle, die am liebsten das heimische Bett mit zum Outdoor-Abenteuer nehmen wĂŒrden, ist âThule Outsetâ das Richtige. Das Zelt fĂŒr die AnhĂ€ngerkupplung bringt die Reise vom Zeltlager-Feeling schon eher in Richtung Glamping.
Es lĂ€sst sich einfach montieren, hat eine weiche integrierte Matratze und bietet einen Panoramablick.Thule, âThule Outsetâ, Zelt fĂŒrAnhĂ€ngerkupplung, ca. 3'900.â , thule.com
A party without cake is just a meeting.
Japan kann mehr als Sushi, das ist klar. Die sĂŒssen Mochis sind lĂ€ngst auch bei uns ein Desserthit âbesonders an heiĂen Tagen. Am liebsten wĂŒhlen wir uns durchs Sortiment von Little Moons, wo es uns die drei Sorten Belgian Chocolate, Passionfruit Mango und Yuzu Lemon besonders angetan haben. Auch Peta wurde auf die drei veganen Kreationen aufmerksam und hat diese sogleich mit dem Peta Vegan Food Award ausgezeichnet. FĂŒr eine sĂŒĂe Erfrischung brauchtâs schlieĂlich kein Tierleid. littlemoons.com
âI really only drink water and coffee. Iâm not really a big juice person.â
Wir lieben ihn, unseren morgendlichen Kaffee. Manche von uns so sehr, dass sie ohne ihn kaum aus dem Bett kommen. Dass die magische Bohne leider oft unter weniger magischen UmstĂ€nden geerntet wird, hinterlĂ€sst aber einen noch bittereren Beigeschmack als der stĂ€rkste Espresso. Gut gibt es Unternehmen wie Tropical Mountains, das dafĂŒr sorgt, dass der Kaffeeanbau unter fairen Bedingungen geschieht. Seit 2012
wachsen an einem entlegenen Ort in Peru nicht nur feinste Kaffeebohnen, sondern das GrĂŒnderInnenPaar setzt sich auch fĂŒr die Entwicklung der Region ein, beispielsweise fĂŒr Schulen, ArbeitsplĂ€tze und befahrbare StraĂen. So genieĂen wir unseren morgendlichen Wachmacher ohne schlechtes Gewissen âund spazieren gleich ein paar Mal öfter zur Kaffeemaschine. tropicalmountains.com
Kaum hatte Chet Sharma seinen Doktortitel in Physik in der Tasche, realisierte er, dass er sich doch in der KĂŒche wohler fĂŒhlt als im Labor. Zum GlĂŒck! Denn mittlerweile ist er aus der Londoner Food-Szene nicht mehr wegzudenken. In seinem Restaurant Bibi gibt es indisches Essen in all seinen Facetten âund mit einem modernen Twist. Vorbei sind die Zeiten, in denen man nur das Curry vom Takeaway um die Ecke kannte. bibirestaurant.com
Wer drinnen die schönsten Designermöbel sammelt, aber drauĂen auf klapprigen PlastikstĂŒhlen sitzt, sollte sich schnellstens die neue Outdoorkollektion von Boffi De Padova anschauen. Die beiden Kollektionen âAfternoonsâ und âHonorĂ©â bieten alles, um den Garten oder die Terrasse in ein sonniges Freiluftwohnzimmer zu verwandeln. Dank innovativen Materialien wie wasserabweisenden Stoffen und schnelltrocknendem Polyurethanschaum hinterlĂ€sst auch das ein oder andere Sommergewitter keine Spuren. boffidepadova.com
Dream Team
Wie bringt man den gemĂŒtlichen Lieblingssessel, der etwas verstaubt und durchgesessen in der Ecke steht, in die Zukunft? Indem man Modedesigner Tiziano Guardini sowie Architekt und Designer Luigi Ciuffreda ans Werk lĂ€sst. FĂŒr B&B Italia haben die beiden Jungtalente âNarinariâ kreiert, der in unserem Wohnzimmer sofort zum neuen
Lieblingsplatz wird. Seine ungewöhnliche Form regt die Fantasie an und erinnert an geschickt gefaltetes Origami oder einen landenden Vogel â aber bestimmt nicht an den alten Fernsehsessel, den wir sogleich aus unserem Heim verbannen.
B&B Italia, âNarinariâ, Sessel, ca. 3â220.â, bebitalia.com
Manche lassen sich nur schwer zum Sport motivieren. Die richtige Playlist, das passende Outfit und doch schleppen wir uns nur halb begeistert ins Gym. Was bisher fehlte, ist AusrĂŒstung, die so stylish ist, dass wir unser Wohnzimmer sofort in ein Fitnessstudio umwandeln wollen. Die Bank mit Stauraum fĂŒr Hanteln von Technogym hat sich fĂŒr das 40-Jahre-JubilĂ€um einem Makeover unterzogen: 40 DesignerInnen durften sich austoben, um der Technogym Bench ihren ganz persönlichen Touch zu verleihen. An wilden Mustern, Farben und Texturen wurde nicht gespart. Ob Fransen, Leder oder Graffiti â man könnte glatt vergessen, dass es sich hier um Sportequipment und nicht um Kunst handelt. Am liebsten wollen wir sie alle sammeln. Und dann klappt es auch mit dem GymLifestyle. technogym.com
Kunstvoll
Bei komplett mit Teppich gepflasterten WohnrĂ€umen packt uns das nackte Grauen, bei kalten FĂŒĂen aber ebenso. Ein bisschen Wolle unter den Zehen muss also sein. Das Modell âKanjiâ von Rimadesio gefĂ€llt uns so gut, dass wir uns kaum trauen, es mit Möbeln zu verdecken. Also nichts wie Schuhe aus, Socken aus, hinlegen und an die Decke starren. rimadesio.it
Collection
Giorgio Armani wÀre gerne Regisseur geworden. Die Mode- und Designwelt ist jedoch froh, hat es ihn nicht hinter die Kamera verschlagen. Cineastisch ausleben konnte er sich an der MailÀnder Möbelmesse trotzdem. Denn dort
öffnete er die Tore zum Palazzo Orsini, dem historischen Hauptsitz von Armani. Ein Rundgang durch die RĂ€ume fĂŒhlt sich an wie eine filmische Reise in ferne LĂ€nder. âEchoes of the Worldâ nennt der Designer die
neue Armani/Casa Kollektion, die uns mitnimmt nach Japan, China, Marokko und in alle anderen LÀnder, die Armanis Inspirationsquelle zum Sprudeln bringen. armani.com
Vom venezianischen Palazzo ĂŒber ein Restaurant in Aspen bis zum Haus in Bel Air: Innenarchitekt Giampiero Tagliaferri hinterlĂ€sst in jedem Raum seine persönliche Handschrift. Seine beiden HeimatstĂ€dte Mailand und Los Angeles spiegeln sich im Design wider, denn gerne trifft klassische italienische Schönheit auf kalifornischen Modernismus. Man nehme dazu noch eine Prise Nostalgie und fertig ist âPattieâ, Tagliaferris Design fĂŒr Minotti. Schwungvolle Linien und die ĂŒppige Polsterung erinnern an die Siebzigerjahre â eine Zeit, die am diesjĂ€hrigen Salone del Mobile besonders oft als Inspirationsquelle diente. Minotti, âPattieâ, Sessel, ca. 7â120.â, minotti.com
Film ab: 90 Jahre Designgeschichte lassen sich besser in Bildern als mit Worten zusammenfassen.
JubilÀum
90 Jahre muss man feiern! Wie soll man sie aber literarisch zusammenfassen in einer zunehmend lesefaulen Welt? Indem man sich am Kino orientiert. Vor neun Dekaden grĂŒndeten Angelo und Giuseppina Molteni ihr Unternehmen. Das Buch âMolteni Mondo: An Italian Design Storyâ zelebriert die kreativen Jahrzehnte. Und soll beim DurchblĂ€ttern an einen Film erinnern,
der die lange Erfolgsgeschichte der Marke erzĂ€hlt Spencer Bailey âMolteni Mondo: An Italian Design Storyâ, Rizzoli New York, ca. 85.â, molteni.it
Bei KlappstĂŒhlen denkt erst einmal niemand an erstklassiges Design. Vielmehr sehen wir Festivals und CampingplĂ€tze vor unserem geistigen Auge. Flexform ĂŒberzeugt uns vom Gegenteil und macht die praktische OutdoorSitzgelegenheit zum Star des Wohnzimmers. Mit bequemem Leder und elegant geschwungenem Design kann der faltbare Stuhl mit jedem gemĂŒtlichen Sessel mithalten. So bringt man das Campingfeeling direkt in die eigenen vier WĂ€nde. Minus Hitze, MĂŒcken und Schlamm. DafĂŒr mit einer groĂen Portion Stil. flexform.it
Zeit fĂŒr ein WohnzimmerMakeover: Wir wollen alles rot. Und zwar in âRosso Ancoraâ, wie sich der Farbton nennt, der am Salone del Mobile fĂŒr Aufregung sorgte. Gucci hat nĂ€mlich fĂŒnf seiner legendĂ€ren Designs aus vergangenen Jahrzehnten in den knalligen Farbton
getaucht und fĂŒr die Gegenwart neu konzipiert. Die Kollektion âAncoraâ ehrt damit nicht nur zeitlose Designklassiker, sondern soll auch den Start der neuen Ăra mit Creative Director Sabato de Sarno markieren. gucci.com
Interiordesignfans, die ihre Inspiration am liebsten online suchen, wissen es lĂ€ngst: Das sogenannte âBig Lightâ hat ausgeknipst. Auf Social Media wurde es zum viralen Trend, grelles, ungemĂŒtliches Deckenlicht nicht mehr zu benutzen
und stattdessen das Wohnzimmer mit wĂ€rmeren, kleineren Lichtquellen zu fĂŒllen. Servomuto war an der MailĂ€nder Möbelmesse die richtige Anlaufstelle fĂŒr alle, die dem Lampentrend hoffnungslos verfallen sind. servomuto.it
âDesign is so simple. Thatâs why itâs so complicated.â
Paul Rand
Formvollendet
Wir verbringen durchschnittlich etwa neun Stunden am Tag sitzend. Aus gesundheitlicher Sicht ist das bedenklich. FĂŒr DesignliebhaberInnen jedoch ist es eine gute Ausrede, in genĂŒgend Sitzgelegenheiten zu investieren. Wenn es nach DesignerInnen geht, können diese immer wieder optimiert werden. Die Kollektion âIpanemaâ von Poliform ist nĂ€mlich um ein Modell reicher, das dank dĂŒnner Lederpolsterung und angepasster RĂŒckenlehne dazu verleitet, den Sitzdurchschnitt in die Höhe zu jagen. Auf zehn Stunden tĂ€gliches Sitzen sollten wir es so locker schaffen. poliform.it
Eklektisch (R)ETRO
Minimalismus war gestern. Ăppige Blumenmuster waren vorgestern, genauer gesagt in den Sechzigern und Siebzigern â und sind
jetzt wieder mit voller Pracht zurĂŒck. Zumindest bei Etro. Der Sessel âQuiltanaâ verzaubert uns mit einer gehörigen
Portion Vintage Charme. Die geschwungene Form verleiht dem RetrostĂŒck die nötige Prise ModernitĂ€t. etro.com
Anzug von SĂZANE. Schuhe von COPENHAGEN.
Der Provokateur selbst anno 1973: Das Jahr, in dem Oliviero Toscani mit einer Werbekampagne fĂŒr die italienische Marke Jesus Jeans erste Skandalluft schnupperte.
How much is too much?
Schwierig zu sagen, wenn man Oliviero Toscanis Fotografien fĂŒr Benetton anschaut, auf denen antirassistische Messages genauso Platz finden wie PortrĂ€ts von verurteilten Mördern.
Tod, SexualitĂ€t, Migration âder Meister der Provokation hat vor keinem Tabuthema Halt gemacht. Er war âwokeâ, bevor es zum umstrittenen Begriff wurde âund sammelte Kritik und Bewunderung gleichermaĂen.
Im Museum fĂŒr Gestaltung in ZĂŒrich ist nun die erste umfassende Retrospektive seines Schaffens zu sehen.
Text: Josefine ZĂŒrcher Fotos: Oliviero Toscani / Museum fĂŒr Gestaltung ZĂŒrich
Ist das noch Werbung? Die blutige Kleidung eines gefallenen Soldaten aus dem Bosnienkrieg, abgebildet auf einem Benetton-Plakat.
Ob bekannte Gesichter wie hier KĂŒnstler Keith Haring oder zufĂ€llig angetroffene Menschen auf der StraĂe: Toscani liebt PortrĂ€ts.
Die wohl skandaltrÀchtigste Benetton-Kampagne, die den öffentlichen Diskurs zum Thema Aids startete.
TĂ€glich öffnen wir Social Media und lassen uns vom Strudel des Scrollens verschlucken. Dort treffen wir zwischen der Selbstdarstellung und den inspirierenden Zitaten auch auf die Grausamkeiten, die in der Welt so passieren. Zu den hochglanzpolierten Selfies gesellen sich dann Bilder von Kriegstoten â und unser Gehirn muss alles in Sekundenschnelle irgendwo einordnen und verarbeiten. Selbst das akribische Kuratieren des eigenen Algorithmus schĂŒtzt nicht vor grotesken News. Einzelne besorgte Stimmen werfen ab und zu das Wort Desensibilisierung in die Runde, aber groĂ ist der Aufschrei nicht â oder wir sind alle sehr gut darin, die offensichtlichen MissstĂ€nde in die hinterste, dunkelste Ecke unserer GefĂŒhlswelt zu verbannen. Wenn uns Schlagzeilen und Schreckensbilder kaum mehr berĂŒhren, dann lĂ€sst uns auch ein Werbeplakat mit Schockmessage kalt, oder?
ZWISCHEN HEDONISMUS UND GESELLSCHAFTSKRITIK
Dass Werbung, die Modeindustrie und gesellschaftliche MissstĂ€nde einst ein Dream Team waren fĂŒr KĂŒnstlerInnen, die eine Reaktion vom Publikum wollen, bewies Oliviero Toscani wĂ€hrend Jahrzehnten. Er hat zusammengefĂŒhrt, was eigentlich nicht zusammengehört. Aber von vorn: 1961 startet Toscani an der Kunstgewerbeschule ZĂŒrich (heute ZĂŒrcher Hochschule der KĂŒnste) in der Fotoklasse. Noch als Student gewinnt er einen Wettbewerb und wird nach New York eingeflogen. Er arbeitet an ersten Modeshootings und taucht parallel in die StreetPhotography-Szene ein. Vor allem die Black Community und die wilde Partykultur haben es dem Italiener angetan: Er lichtet exzentrische PartygĂ€ngerInnen in den legendĂ€ren New Yorker Clubs Limelight und Studio 54 ab, portrĂ€tiert schwarze AmerikanerInnen. Und schlieĂt mit keinem geringeren als Andy Warhol Freundschaft, den er ebenfalls immer wieder vor seiner Kamera inszeniert. WĂ€hrend in den Medien heutzutage eifrig ĂŒber Rassismus, Wokeness und IdentitĂ€tspolitik gestritten wird, als wĂ€ren es brandneue Themen des 21. Jahrhunderts, hat Toscani stets einfach gehandelt. So ĂŒberzeugt er 1972 LâUomo Vogue, in einem Heft ausschlieĂlich People of Color abzubilden. Dies gelingt ihm, weil er sein Material zu spĂ€t einreicht und das Magazin so gar keine andere Wahl hat. Toscani war auf seine Art âwokeâ, bevor der Begriff totdiskutiert und jeglicher Bedeutung entleert wurde. Rassismus, Migration, GeschlechtsidentitĂ€t â die heiĂen Themen von heute haben Toscani immer interessiert. Sexuell befreite Menschen waren fĂŒr ihn ein beliebtes Sujet genauso wie Ausbeutung, Kinderarbeit und Krankheit. Hedonismus und Gesellschaftskritik gehen bei Toscani Hand in Hand.
1982 beginnt Toscanis Benetton-Ăra. Die AnfĂ€nge sind fast brav, denn immerhin ist die Benetton-Kleidung noch auf den Kampagnen zu sehen. Schnell kristallisiert
Provokation! Nacktheit! Und alle heiklen Themen von Rassismus bis hin zu Aids: Es gibt kaum etwas Kontroverses, das Oliviero Toscani in seiner Fotografie nicht thematisiert hat. Das Museum fĂŒr Gestaltung ZĂŒrich zeigt die erste umfassende Retrospektive seines Schaffens und bringtdenSkandalfotografen dorthin zurĂŒck, wo seine Reise ihren Lauf nahm: Der heute 82-JĂ€hrige war ab 1961 in der Fotoklasse der heutigen ZĂŒrcher Hochschule der KĂŒnste. Die Ausstellung beinhaltet ĂŒber 500 Bilder â von seinen AnfĂ€ngen in New York ĂŒber die provokanten Benetton-Kampagnen bis hin zu seinen zahlreichen PortrĂ€ts von Menschen aus aller Welt ist alles dabei.
Oliviero Toscani: Fotografie und Provokation, Museum fĂŒr Gestaltung ZĂŒrich
Ausstellungsstrasse 60, 8005 ZĂŒrich 12. April bis 15. September 2024 museum-gestaltung.ch
sich aber heraus, dass Toscani mit der Marke mehr will, als Mode zu bewerben. Ab 1989 ist auf den Benetton-Kampagnen gar keine Mode mehr zu sehen. Eine nackte schwarze Frau, die ein weiĂes Baby stillt, ein Priester und eine Nonne beim innigen Kuss: Provokation ist lĂ€ngst Toscanis zweiter Vorname. Seine Kampagnen sind ein Mittel, Themen an die Gesellschaft zu tragen, ĂŒber die sonst nicht berichtet wird. Immer weiter entfernen sich so die Mode und das Objekt von der Kamera. Die blutverschmierte Kleidung eines Gefallenen aus dem Bosnienkrieg, das magersĂŒchtige Model Isabelle Caro, das wenige Jahre nachdem das Foto aufgenommen wurde, verstarb, ausgebeutete Kinder bei der Arbeit: Ist das ĂŒberhaupt noch Werbung? Und wenn ja, wofĂŒr?
Da geht noch mehr, scheint Toscanis Devise zu sein. Dass niemand ĂŒber Aids spricht, verhandelt er in einem Benetton-Plakat, das einen sterbenden Aidskranken und seine Familie zeigt. Auch dafĂŒr hagelt es Kritik, doch letztendlich leistet Toscani einen bemerkenswerten Beitrag zur AufklĂ€rung ĂŒber Aids. Sein eigenes BenettonMagazin âColorsâ widmet dem Thema eine Ausgabe, und darin geht es nicht darum, zu schockieren, sondern die Menschen darĂŒber aufzuklĂ€ren, wie sie sich vor der Krankheit schĂŒtzen können.
BIS AN DIE GRENZE UND DARĂBER HINAUS
Aber darf man Menschen, die im Sterben liegen, auf einem Werbeplakat eines Modehauses abbilden? Oder arbeitende Kinder, die nicht einmal wissen, dass sie auf Plakaten in aller Welt zu sehen sind? Gibt es eine Grenze zwischen Werbung und Modefotografie, Kunst und gesellschaftlicher AufklĂ€rung? Bei Toscani nicht, und so wird ihm immer wieder vorgeworfen, gesellschaftliche Probleme und die Schicksale einzelner Menschen fĂŒr die Werbung zu instrumentalisieren. FĂŒr Toscani schien es nie Grenzen zu geben. FĂŒr Benetton schon. Nachdem Toscani im Jahr 2000 zum Tod verurteilte Insassen fĂŒr eine Kampagne fotografiert, trennt sich Luciano Benetton im Streit von ihm. Zu groĂ ist der Unmut der Angehörigen von Opfern, als dass Benetton die Kampagne noch irgendwie hĂ€tte rechtfertigen können. Doch auch hier lĂ€sst Toscani Grenzen verschwimmen, lichtet er doch auch Menschen ab, die fĂ€lschlicherweise verurteilt wurden, und somit tatsĂ€chlich eine Opfer- und nicht eine TĂ€terrolle einnehmen. Und trotzdem: Einen Mörder auf einem Plakat zu sehen, geht vielen einen Schritt zu weit.
Heute fragt man sich: Wo sind Toscanis NachfolgerInnen? Sind wir wirklich alle so desensibilisiert, dass Werbekampagnen ihre Skandalmagie verloren haben, oder hat sich einfach nie mehr jemand getraut â weder FotografInnen noch Brands â in den AbgrĂŒnden der Menschheit zu wĂŒhlen und dem Publikum das Groteske vor Augen zu halten? Was machen wir mit Bildern, die uns nicht zum Denken anregen, die uns kaltlassen? Wir vergessen sie. Und das ist das allerletzte, was man als KĂŒnstlerIn will.
OLIVIERO TOSCANI: FOTOGRAFIE UND PROVOKATIONIm Atelier von Sun Yitian wird das Massenprodukt zum Kunstobjekt. Und das Kunstobjekt ist jetzt zum Modeaccessoire vollendet worden. Die chinesische KĂŒnstlerin verrĂ€t uns, wie es zur Kollaboration mit Louis Vuitton gekommen ist â und erzĂ€hlt die vielleicht wahrhaftigste Underdog-Story der Modegeschichte.
Wir beginnen mit einem Happy End. Denn wenn Sun Yitian nach ihrem Lieblingsmotiv in der neuen Pre-Fall Womenâs Collection von Louis Vuitton gefragt wird, kommt eine Feel-Good-Story, fĂŒr die wir uns eigentlich die Filmrechte sichern sollten. Drei Jahre ist es her, als vor dem Atelier der KĂŒnstlerin ein Hundewelpe unter das Rad eines Trucks geriet. âEin Strassenhund, wie man sie ĂŒberall in den lĂ€ndlichen und urbanen Gebieten von China findetâ, berichtet Yitian. Sie befreite das Tier aus seiner misslichen Lage und wurde mit einer zarten Freundschaft belohnt: âSie wurde zur wichtigsten Begleiterin in meinem Leben. Die HĂŒndin kam jeden Tag in mein Atelier und begleitete mich beim Malen. In ihren Augen sah ich, dass sie jemanden braucht, der sich um sie kĂŒmmert.â Nicht nur sorgte sich Yitian fortan um ihre neue GefĂ€hrtin, sie verewigte ihren Hundeblick als GemĂ€lde fĂŒr die Bilderreihe âPeep Into Two Worlds With One Eyeâ. Diese dient jetzt Louis Vuitton als Grundmotiv fĂŒr ein neues Sortiment von Kleidern, LederAccessoires und Parfums. So brachte es diese traurig schauende Streunerin vom AutounglĂŒck zum Luxus-Gassi um die ganze Welt. âEinst hatte sie kein Zuhause. Als sie dann auf einer Louis-Vuitton-Tasche auftauchte, empfand ich das als magisches GefĂŒhlâ, freut sich Sun Yitian. Der transformativen Kraft von Kunst wurde sich die Chinesin im jungen Alter bewusst: âEinmal bin ich nach einem Mittagsschlaf im Kindergarten aufgewacht und habe eine Prinzessin fĂŒr meine KlassenkameradInnen gemalt. Mit einer Schere schnitt ich kleine LĂŒcken in den Rock der Figur und hielt das Bild gegen die Sonne. Der Rock schien zu leuchten und die KlassenkameradInnen waren völlig ĂŒberrascht und glĂŒcklichâ, erinnert sich Yitian. âIn diesem Moment war mein Interesse am Malen geweckt. Nach all den Jahren hat sich seit diesem Nachmittag im Kindergarten nichts geĂ€ndert. Jeden Tag, wenn ich aufwache, möchte ich malen und die Leute mit meinen Bildern glĂŒcklich machen.â Inspiration findet sie dort, wo andere nur Plunder wĂ€hnen. Knallfarbiges Plastikspielzeug, das von Fabriken in Massen herausgepumpt wird, inszeniert Yitian fotografisch als Stilleben und ĂŒbersetzt dieses mit Acrylfarbe auf die Leinwand. Was wir einst als Kind in den HĂ€nden hielten, tritt jetzt als ĂŒberlebensgroĂe Ikone in unser Bewusstsein zurĂŒck. Nicht lĂ€nger als unbeschwerter Zeitvertreib, sondern Symbol fĂŒr die Probleme unserer Welt: Massenproduktion, Ăberkonsum, Schnelllebigkeit. Doch durch die Sorgfalt und Grandezza, die Yitian ihren Motiven zuteil kommen lĂ€sst, werden diese negativen Etiketten abgerissen und das billige Banale verwan-
LOUIS VUITTON X SUN YITIAN: ANIMOGRAM
Louis Vuittons Pre-Fall Kollektion? Tierisch gut. Das Maison lanciert eine Auswahl seiner Klassiker neu mit den Designs von der chinesischen KĂŒnstlerin Sun Yitian. Taschen, Sneaker, Sandalen und diverse Accessoires werden so zur Spielwiese einer bonbonbunten Menagerie. Auch die von Nicolas GhesquiĂšre entworfene Ready-to-Wear-Linie aus Kleidern, MĂ€nteln, Pullovern und Röcken sorgt dafĂŒr, dass der Herbst garantiert nicht grau wird. Zudem schmĂŒcken die putzigen Kreaturen als LimitedEdition-AnhĂ€nger die Flakons der Signature Parfums âSpell On Youâ, âImaginationâ und âHeures dâAbsenceâ. Mit einer solchen Gute-Laune-Offensive fĂ€llt es doch gleich viel leichter, sich vom Sommer zu verabschieden. louisvuitton.com
delt sich in strahlendes Kunsthandwerk. Lange bevor Kens Mojo Dojo Casa House im vergangenen Kinosommer unsere Feuilletons beschĂ€ftigte, regten Yitians Malibu gebrĂ€unte Puppenköpfe im Museum zum Nachdenken an. Gegenwartskunst âMade in Chinaâ hat durch das Werk von Sun Yintian internationale Strahlkraft gewonnen. Ihre Bilder finden sich inzwischen in Museen und Kunstsammlungen Europas, Australiens und Amerikas. Und haben prominente Fans gewonnen â wie Louis Vuittons Artistic Director Nicolas GhesquiĂšre. Als im vergangenen Herbst Yitian in der Pariser Esther Schipper Galerie ausstellte, wurde sie vom Luxusmodehaus zu einer Zusammenarbeit eingeladen. âMir wurde eine Auslage von Stoffen gezeigt, die durch die Farben meiner Arbeiten inspiriert waren. Ebenso meine gedruckten Werke auf verschiedenen Materialien. Ich bewunderte die KreativitĂ€t und Effizienz der Marke und konnte vieles ĂŒber die exquisiten Produktionstechniken lernenâ, beschreibt Yitian das initiale Rendezvous.
Da sie die meiste Zeit in ihrem Atelier verbringe und dort ohnehin alle Kleider mit Farbe besudelt, legt Yitian bei ihrer persönlichen Kleiderwahl primĂ€r Wert auf Bequemlichkeit. Doch als Studentin schöner Dinge ist sie auch von Mode fasziniert. Ihre Designs nicht mehr nur an der Wand hĂ€ngen zu sehen, sondern in Bewegung auf dem Laufsteg bei der Premierenshow im Long Museum von Shanghai, war ein imposantes Erlebnis: âWenn die Musik spielt, kommt das Modell mit riesigen Tierprints auf dich zu, als ob dynamische GemĂ€lde im Rhythmus dir entgegenschreiten. Langsam verschwinden dabei die Tierbilder und es bleiben nur abstrakte Linien und Farben ĂŒbrig, die sich ineinander verschlingenâ, beschreibt Yitian die Erfahrung. âDurch die stĂ€ndige Rotation der Modelle verschwinden schlieĂlich sogar die Farben und alle EntwĂŒrfe werden zu einer Art Schwarz-WeiĂ, einer Art Leere. In diesem Moment entsteht ein Randbereich, der eigentlich menschenleer sein sollte. Aber er ist noch immer erfĂŒllt von TrommelschlĂ€gen, Licht, Ehrgeiz und Sehnsuchtâ, rundet sie den transzendentalen Moment ab. Vom Wegwerfspielzeug zum Kunstwerk zum Modeaccessoire haben die Motive von Sun Yintian einen faszinierenden Zyklus vollbracht. In jeder Instanz werden sie als Symbol mit einer neuen Bedeutung aufgeladen und auf andere Weise konsumiert. Verspielt und farbenfroh lösen sie jedoch in jeder Form beim Publikum ein spontanes GlĂŒck aus â ganz so, wie es damals nach einem MittagsschlĂ€fchen im Kindergarten angefangen hat.
Creative Direction: June TamĂł-Collin
Production: Snesha Bloom, Call List Production
Production Assistant: Désirée Myriam Gnaba
Styling: Lauren Isabel, Styling Assistant: Lisa Rogger
Hair & Make-up: Nina Tratavitto
Video: Santino Lanuzzo, Films for Real
Models: Alicia Johanna, Model-Management & Tereza Faltinova, Megamodel Agency
Studio: Nick Schreger, Light & Byte
Looks provided by: Globus, Fidelio, Maison Gassmann, Shop Nope, Gr8shop, Due Due, Issey Miyake
Uhr ist nicht gleich Uhr. Unter dem Motto â SEEK BEYONDâ ist Audemars Piguet unermĂŒdlich auf der Suche nach noch nie Dagewesenem. Jeder neue Zeitmesser soll mit innovativen Techniken, Design und Materialien ĂŒberraschen â und wir staunen immer wieder aufs Neue.
ROYAL OAK MINI FROSTED GOLD IN 18 KARAT GELBGOLD, ROSĂGOLD UND WEISSGOLD, 23 MM. Top von AXEL ARIGATO. Shorts von GANNI. Hose von ACNE STUDIOS.ROYAL OAK FROSTED GOLD AUTOMATIK IN 18 KARAT GELBGOLD UND WEISSGOLD, 34 MM.
links: Top von AXEL ARIGATO. Shorts von ASCENDO. Jeans von DIESEL. Schuhe von PEDRO MIRALLES (VINTAGE).
rechts: Top von GANNI. Jeans von DOLCE & GABBANA (VINTAGE). Jeansjacke von DOLCE & GABBANA (VINTAGE). Schuhe von GIANMARCO LORENZI (VINTAGE).
[RE]MASTER02 AUTOMATIK
LIMITIERTE EDITION VON
250 IN SANDGOLD, 41 MM.
Top von MARITHĂ + FRANĂOIS GIRBAUD (VINTAGE).
Als etwa DreiĂigjĂ€hriger streifte Saul Leiter mit seiner Kamera durch das New York der FĂŒnfzigerjahre âund hatte damals wohl nicht geahnt, dass er auch im nĂ€chsten Jahrhundert als einer der GröĂten seiner Kunst gilt. Eigentlich hĂ€tte er ja auch Rabbiner werden sollen. Er griff dann aber doch lieber zum Pinsel, wurde Maler und dann Fotograf und lieĂ die beiden Kunstformen verschmelzen wie kaum jemand zuvor.
WĂ€hrend andere die Welt noch gröĂtenteils in Schwarz-WeiĂ sahen, experimentierte Leiter lĂ€ngst mit Farben, die bei ihm irgendwie mehr leuchten als bei anderen KĂŒnstlerInnen. Er etablierte sich nicht nur als StraĂenfotograf, sondern setzte mit seinem unverkennbaren Stil auch neue MaĂstĂ€be in der Modefotografie. Leiters Bilder extrahieren die Essenz der FĂŒnfziger- und Sechzigerjahre, und trotzdem: MĂŒsste man Zeitlosigkeit definieren, sie wĂ€re ein Foto von Saul Leiter.
Fotos: © Saul Leiter Foundation
Links: Harlem, 1960: Eine meisterhafte Farbkomposition.
Rechts:
Wer ein Auge fĂŒrs Detail hat, fĂŒr den ist das Leben spannender.
Links: Ein bisschen Melancholie muss sein.
Rechts: Formen und Farben verschwimmen zur abstrakten Kunst: Man sieht, dass Leiter auch Maler war.
Anonym und doch fĂŒr immer festgehalten.
SAUL LEITER: THE CENTENNIAL RETROSPECTIVE StraĂenfotografie, Modefotografie, Malerei und Aktbilder âgut ein Jahrhundert nach der Geburt von Saul Leiter bietet dieses Buch einen Querschnitt durch seine gesamte Karriere. Dank bisher unveröffentlichtem Archiv-material und Texten von WegbegleiterInnen und Fachleuten kommt man dem enigmatischen KĂŒnstler auf 350 Seiten so nah wie noch nie.
Margit Erb, Michael Parillo, Adam Harrison Levy, Michael Greenberg, Asa Hiramatsu, Lou Stoppard, âSaul Leiter: The Centennial Retrospectiveâ, 340 Farb- und Schwarz-WeiĂFotografien, Thames & Hudson, ca. 66.â , thamesandhudson.com
Die wahren Abenteuer erlebt man nicht mit Rollkoffer. Das ist Fakt âund mit ein Grund dafĂŒr, genau abzuwĂ€gen, was da im Schlund des GepĂ€cks verschwindet, wĂ€hrend wir der Ferne entgegenfiebern wie Liebeskranke dem nĂ€chsten Kuss.
Text: Ilija Trojanow
âReisen wĂ€re so einfachâ, vertraut mir eine Ă€ltere Frau auf der Terrasse einer Safari-Lodge an, âwenn es nur nicht das viele GepĂ€ck gĂ€be.â Ich traue mich nicht, sie zu fragen, wieso sie denn so viel GepĂ€ck benötige. Bei zuverlĂ€ssig warmem Wetter und reichlich Gelegenheit, waschen zu lassen. Was fĂŒllt ihren Koffer derart, auĂer dem schwerwiegenden MissverstĂ€ndnis, auf Reisen den Alltag fortfĂŒhren zu mĂŒssen, auch hinsichtlich der Garderobe? Wenn es einen Ratschlag gibt, den man jedem Reisenden ins Notizbuch der guten Absichten hineinschreiben sollte, dann wĂ€re es folgender: je weniger GepĂ€ck, desto besser. Das gilt fast immer und ĂŒberall (Ausnahmen wĂ€ren Reisen in die Antarktis oder nach Spitzbergen). Wer leicht reist, dem fĂ€llt das Reisen leichter. Weniger Logistik, weniger Kopfschmerzen. Nicht nur, weil man weniger zu schleppen hat, sondern auch, weil man die materiellen Sorgen zu Hause lassen kann. Was, wenn das teure Hemd Spritzer abbekommt? Was, wenn das Goldarmband jene StraĂensdiebe anlockt, die angeblich ĂŒberall lauern? Was immer man mitnimmt, sollte man ohne groĂes Bedauern verlieren können. Die Angst um den eigenen Wohlstand ĂŒberwiegt meist die Freude am mitgeschleppten Komfort.
DAS PRIVILEG DES REISENS
In einer Zeit, in der sich manch einer Gedanken ĂŒber das rechte MaĂ des tĂ€glichen Konsums macht, eignet sich eine Reise aufs Beste, die eigenen asketischen Neigungen auf die Probe zu stellen. Provisorisch, auf Zeit. Wer die Bescheidung schwer ertrĂ€gt, kann ja schon wenige Wochen spĂ€ter in seinem begehbaren Schrank Trost suchen. Zumal wir heute in den allermeisten Regionen der Welt alles finden können, was wir benötigen, um in dem jeweiligen Land zurechtzukommen. Im GroĂen und Ganzen reisen ja Wohlhabendere zu Ărmeren und nicht umgekehrt. WĂ€hrend Slumtouren in Rio de Janeiro oder Soweto en vogue sind, gelingt es Slumbewohnern eher selten, durch die Villenviertel des Nordens zu schlendern. Insofern sollte jedem Reisenden bewusst sein, dass er oder sie eine wandelnde und gelegentlich schwitzende Verkörperung extremer sozialer Unterschiede ist und das, was ihm materiell selbstverstĂ€ndlich erscheint, anderswo Ausdruck unvorstellbaren Reichtums ist. Etwa die Armbanduhr von Maurice Lacroix, die einzige Uhr, die ich mir je gekauft habe (in Hongkong, wo es kilometerweit nur Uhren gibt, verpackt in den schillerndsten Farben des Sonderangebots). Ich hĂ€tte sie nie und nimmer
âWer mit wertvollen Objekten in die Regionen des Elends reist, erklĂ€rt sich einverstanden mit unfreiwilliger individueller Umverteilung.â
nach Marrakesch mitnehmen sollen. Nun bin ich uhrlos â aber leider nicht zeitunabhĂ€ngig â, und irgendwo in Marokko hat es eine unerwartete Sause gegeben. Wer mit wertvollen Objekten in die Regionen des Elends reist, erklĂ€rt sich einverstanden mit unfreiwilliger individueller Umverteilung. Wer dem Asketischen so gar nicht zugeneigt ist, kann sich dem Neuland einkaufend nĂ€hern. Was Hosen oder Socken betrifft, ist die kulturelle Differenz zwischen, sagen wir einmal, Deutschland und Spanien nicht derart groĂ, dass der Besuch eines iberischen Basars locken wĂŒrde. Wer aber nach Indien gelangt, sollte gleich zu Anfang eine Kurta Pajama erwerben â daher unser Wort âPyjamaâ â oder einen Lungi. Klimatisch viel angemessener als die bequemste Jeans, und der Kontakt mit Einheimischen ist im Nu hergestellt, schon beim Einkauf. Die Beratung, welches Oberteil dem Kunden am besten steht, welche Hose dazu passt, bringt einen unwillkĂŒrlich in physische NĂ€he zur Fremde. Die Hosen herunterlassen kann ungeheuer befreiend sein. Zumal man sich in fremder Kluft selbst anders erfĂ€hrt. Da die meisten MĂ€nner in Europa durchaus nachvollziehbar keinen Rock tragen mögen â Schotten natĂŒrlich ausgenommen â, können sie es in der Fremde versuchsweise wagen, Wickelröcke wie etwa einen Lungi oder einen Sarong in schillernden Farben zu tragen. Sie wĂŒrden erfahren, wie herrlich sich diese KleidungsstĂŒcke bei heiĂschwĂŒlen Temperaturen anfĂŒhlen. Da können die kĂŒrzesten Shorts nicht mithalten. Oder wie wĂ€re es mit einem Hemd, einer Bluse frisch vom Webstuhl, einer kostbar bestickten Weste â andere LĂ€nder, andere Stoffe. In einen Sari hineingeschlĂŒpft oder einen Stetson aufgesetzt, und schon fĂŒhlt man sich verĂ€ndert, dem Reiseland nĂ€her â das Spiel mit der IdentitĂ€t kann beginnen: Ich bin viele â oder aber unwohl, dann lĂ€sst man derartige stoffliche Anverwandlung in der Folge sein.
IN DER FERNE ZUM NEUEN ICH
Es hat seine guten GrĂŒnde, weshalb der Mensch im Urlaub dazu neigt, sich ein Ideal-Ich zusammenzuzimmern und dieses anderen zu prĂ€sentieren. Was wĂ€re geeigneter, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen, als die urmenschliche Interaktion des Handels? Man erfĂ€hrt nicht nur Wissenswertes ĂŒber das Objekt der Begierde, sondern auch einiges darĂŒber, wie sehr sich ein schlichter Einkauf in der Fremde von der Transaktion zu Hause unterscheiden kann. Haben Sie beim Kauf eines Puzzles im Laden eines bekannten oberschwĂ€bischen Spieleherstellers bei Milchkaffee eine geschlagene Stunde mit der VerkĂ€uferin beratschlagt, was Sie lieber nehmen sollten: Schloss Neuschwanstein birkenblattumrankt oder doch eher das niederlĂ€ndische GemĂ€lde, auf dem ein Schiff sturmumtost sinkt? In Ăgypten verbrachte ich, bei sĂŒĂem Pfefferminztee, der aufmerksam nachgegossen wurde, anderthalb Stunden mit der Wahl eines Backgammonbretts. Der Ladenbesitzer und ich fĂŒhrten in seinem abenddĂ€mmrigen
âDas GelĂ€ufige, das Bekannte stellt alle möglichen Behauptungen auf, gegen die wir uns reisend zur Wehr setzen können.â
GeschĂ€ft im Souk von Luxor einen verbalen Pas de deux auf, bei dem wir anfĂ€nglich nach guter alter Sitte so taten, als wĂ€ren wir an einem Kauf beziehungsweise Verkauf ĂŒberhaupt nicht interessiert. Wir unterhielten uns ĂŒber Politik (heikles Thema), Musik (aufschlussreich fĂŒr beide), Ă€gyptische Leckerbissen (sehr inspirierend fĂŒr meinen nĂ€chsten CafĂ©besuch), bis wir uns nach und nach den verschiedenen intarsierten Schönheiten widmeten, von denen sein GeschĂ€ft ĂŒberquoll. Nach zĂ€hen Verhandlungen, bei denen jeder von uns sein Gesicht zu wahren hatte, schieden wir voneinander, beide höchst zufrieden mit dem Ergebnis. In Kaschmir suchte ich einen groĂen und wegen der dortigen Unruhen völlig leeren Teppichladen gleich zweimal auf, weil ich so beeindruckt war, dass der VerkĂ€ufer mir beim ersten Mal unter tausend Kelims genau jenen vor den FĂŒĂen ausgerollt hatte, in den ich mich sofort verliebte. Ich war entschlossen, keinen Teppich zu kaufen, nicht zuletzt, weil ich zu dem Zeitpunkt keine Wohnung hatte. Ich wĂŒrde völlig falsch vorgehen, klĂ€rte mich der Mann geduldig auf, zuerst komme der Teppich, dann das Haus. Er umgarnte mich mit so vielen leichtfĂŒĂigen Komplimenten und Weisheiten, dass ich schlieĂlich entgegen meiner Absicht und obwohl ich seine Strategie durchschaute, den Teppich doch erwarb (er liegt meinem Schreibtisch zu FĂŒĂen). GlĂŒcklicherweise muss man solche Erwerbungen heutzutage nicht mit sich herumschleppen; jede anstĂ€ndige HĂ€ndlerIn in Asien wirft sofort den Köder aus, natĂŒrlich werde man den Schrank, Tisch, Paravent, Gartensessel und so weiter kostenfrei verschicken, egal wohinâŠ
REISEN BEDEUTET VERĂNDERUNG
âGepĂ€ckâ meint aber nicht nur den vertrauten, meist ĂŒberflĂŒssigen Inhalt der eigenen Koffer und Taschen, das kleine portable Heimatland gewissermaĂen, sondern im ĂŒbertragenen Sinne auch die mehr oder weniger stark ausgeprĂ€gten eigenen Vorurteile und Besserwissereien. Gerade diese sollten wir unterwegs in Gefahr bringen, je heftiger, desto besser! Das GelĂ€ufige, das Bekannte stellt alle möglichen Behauptungen auf, gegen die wir uns reisend zur Wehr setzen können. Im Alltag erhĂ€lt ein jeder von uns selten die Gelegenheit, oberflĂ€chlichen Einordnungen und Schubladen etwas Persönlicheres, Differenzierteres entgegenzusetzen. Wir kleiden uns in tradierte Vorurteile und schotten uns dadurch ab vor der Fremde, den Fremden. Wirft man diesen Ballast ab, wird man reichlich belohnt, es kommt zu einer Begegnung zwischen der Fremde und einem selbst, und man nĂ€hert sich dem eigentlichen Ziel einer Reise: der VerĂ€nderung. Wer so reist, begibt sich auf eine Suche im Schatten des Offensichtlichen. Im Unerwarteten können wir uns von dem PĂ€ckchen, das ein jeder von uns zu tragen hat, befreien. Wenn auch gelegentlich widerwillig. Nur weniges ist unentbehrlich. Der Pass natĂŒrlich â und nicht zu vergessen eine farbige Fotokopie des Passes, bevorzugt nicht zusammen mit
âIm Unerwarteten können wir uns von dem PĂ€ckchen, das ein jeder von uns zu tragen hat, befreien.â
dem Pass aufzubewahren â sowie ein Papierausdruck mit wichtigen Namen, Adressen und Telefonnummern. (Handys gehen kaputt oder verloren, gerade im wichtigen Moment versagt der Akku, und kein Stecker weit und breit.) Reiseerfahrene lernen ihre Passdaten auswendig, das erleichtert und beschleunigt das AusfĂŒllen lĂ€stiger Formulare ungemein. Verzichten wĂŒrde ich auch nicht auf eine Reiseapotheke, abgestimmt auf das jeweilige Land und die eigenen BedĂŒrfnisse. Denn bei aller Abenteuerlust und Offenheit: Mit Fieber und SchĂŒttelfrost sollte man sich nicht radebrechend um das passende Medikament bemĂŒhen mĂŒssen. Einige Teebeutel können auch nicht schaden, denn heiĂes Wasser bekommt man ĂŒberall, guten Tee hingegen selten (und nie auf FlĂŒgen). Zu erwĂ€hnen wĂ€ren auch gut eingelaufene Schuhe. Alles andere ist ĂŒberflĂŒssig, von einigen wenigen persönlichen Notwendigkeiten abgesehen. Bei mir gehört ein Notizbuch dazu und ein mir genehmer Kugelschreiber, um ein Reisetagebuch zu verfertigen. Was man schwarz auf weiĂ vor sich hat, kann man nicht nur getrost nach Hause tragen, sondern es prĂ€gt sich dem GedĂ€chtnis anders ein. Reflexionen ĂŒber Stadt/Land/ Menschen vertiefen das Gesehene und Erlebte. Schon James Howell, ein Waliser, der im 17. Jahrhundert ein frĂŒhes Reisehandbuch mit dem Titel âInstructions for Forraine Travellâ verfasste, war der Meinung: âDer Stift hinterlĂ€sst die tiefsten Furchen und befruchtet und bereichert die Erinnerung mehr als alles andere.â Wer gerne liest, wird gewiss das eine oder andere Buch einpacken oder auf seinen E-Reader laden, aber es empfiehlt sich, die ausgewĂ€hlte LektĂŒre vor Reiseantritt zu prĂŒfen. Schon manch einer ist in fernen Landen verzweifelt, weil der Urlaubsroman so gar nicht hielt, was der Werbetext auf dem Umschlag beziehungsweise im Internet versprach, und weit und breit kein Buchladen, der Alternativen geboten hĂ€tte. Auf einem Flug nach Neuseeland hatte ich einen dicken Science-Fiction-Schmöker eingepackt, weil ein Rezensent behauptet hatte, auf der langen Anreise nach Neuseeland habe er diesen Roman im doppelten Sinne âim Flug verschlungenâ. Leider kann man sich ĂŒber Geschmack nur streiten, das Buch war zĂ€h und langweilig, der Flug zog sich in die LĂ€nge.
VON UNTERHOSEN UND BH-SCHALEN
Mit wenig GepĂ€ck zu reisen, beschenkt einen mit der Erkenntnis, mit wie wenig man auskommen kann. In manchen FĂ€llen auch auskommen muss, denn bei langen Wanderungen wiegt jedes Paar Schuhe nach einigen Stunden doppelt, und man wĂŒnscht sich, man hĂ€tte die drei T-Shirts, die plötzlich mehr als ĂŒberflĂŒssig wirken, brav im heimischen Schrank hĂ€ngen lassen. Wenn Sie zu FuĂ durch die Savanne, die WĂŒste oder ĂŒber die Berge stapfen, ist Eitelkeit unangebracht. Aber das wissen Sie bestimmt schon selbst. Heerscharen von ReisebloggerInnen und ProfiweltenbummlerInnen bieten im Internet (oft nĂŒtzliche) Tipps an zum Thema: Wie packe ich den Koffer, die Wochen-
âDie meisten Koffer sind bei der RĂŒckreise gewichtiger als beim Reiseantritt.â
endtasche, den Rucksack am effizientesten. Da werden die LeerrĂ€ume in den Schuhen mit Socken vollgestopft, Unterhosen schmiegen sich in BH-Schalen, sĂ€mtliche KleidungsstĂŒcke, bis auf unhandliche Sakkos, werden gerollt, jede Ecke wird aufs Beste ausgenĂŒtzt. Bei Rucksackreisen wird jeder Gegenstand nicht nur auf sein Gewicht ĂŒberprĂŒft, sondern auch optimiert â jedes Gramm wiegt. Da werden ZahnbĂŒrsten abgesĂ€gt, bei Cremes die kleinsten Reisepackungen gewĂ€hlt, abbaubare Bioseife ersetzt das Duschgel, Damen nehmen Slipeinlagen mit (so lassen sich Unterhosen mehrere Tage lang einigermaĂen hygienisch tragen). Und Babypuder hilft nicht nur gegen das Wundreiben, sondern saugt auch SchweiĂ auf. Nicht nur an der Kleidung â Lycra-T-Shirts wiegen weniger als baumwollene â, an der FuĂbekleidung kann ebenfalls gespart werden: Ăbersteigt das Gewicht auf dem RĂŒcken nicht acht Kilogramm, sind Trailrunningoder halbhohe Light-Trekking-Schuhe völlig ausreichend. Ein Feldversuch mit US-Soldaten ergab, dass die Gewichtsersparnis beim Schuhwerk fĂŒnfmal so viel ausmacht wie eine Gewichtsersparnis auf dem RĂŒcken. FrĂŒher hingegen nahm die geĂŒbte GlobetrotterIn gerne den halben Hausstand mit (Wallis Simpson und der Duke of Windsor waren angeblich stets mit hundert GepĂ€ckstĂŒcken unterwegs). Man reiste mit mindestens einem Schrankkoffer, der sich im florentinischen Gucci-Museum zwar edel ausnimmt, aber auch mindestens zwei TrĂ€gerInnen erforderte â ein in Europa heute fast ausgestorbener Beruf. Auch die faltbare Badewanne, mit denen sich die feinen Herrschaften im 19. Jahrhundert belasteten, ist aus der Mode gekommen. Da man vor Ort keinesfalls mit britischem Landgutstandard rechnen konnte, denn die UnterkĂŒnfte in den Poststationen waren recht spartanisch, war man mit groĂem GepĂ€ck unterwegs: eigenes Bettzeug, Geschirr, Medizin, Kleidung, und wer gern jagte, nahm gleich auch noch seine Hundemeute mit.
AN ERINNERUNGEN NIPPEN
Die meisten Koffer sind bei der RĂŒckreise gewichtiger als beim Reiseantritt. Der Wunsch, ein Andenken an eine wunderbare Zeit zu erstehen, ist in uns allen fast ĂŒbermĂ€chtig. âSouvenirs, Souvenirsâ, sang schon Bill Ramsey, âkauft sie, Leute, kauft sie ein, denn sie sollen wie das Salz in der Lebenssuppe sein.â Ob Getöpfertes, handbestickte ungarische TaschentĂŒcher oder der klassische Hahn von Barcelos, den fast jede und jeder Portugalreisende ins heimische Dekor zu integrieren versucht und dabei ebenso scheitert wie jene, die mittels rotem Dalarna-Pferdchen ihrem Wohnzimmer einen skandinavisch schnörkellosen Touch Ă la Carl Larsson verpassen wollen. Wandteller, Schneegestöber mit Neuschwanstein, Tassen mit âGruĂ aus Bozenâ, winzige EiffeltĂŒrme â der heutzutage ĂŒberwiegend in Fernost produzierten ScheuĂlichkeiten gibt es inzwischen unendlich viele. Souvenirs sind Trostpreise. Das BedĂŒrfnis nach ihnen hĂ€ngt damit
âWer leicht reist, dem fĂ€llt das Reisen leichter.â
zusammen, dass Reisen erst daheim âausgewertetâ werden, die Ăbersetzung ins persönliche Erinnerungsarchiv somit nachtrĂ€glich erfolgt, nicht zuletzt im GesprĂ€ch mit FreundInnen und KollegInnen, bei einst ĂŒberaus beliebten Diaabenden, die inzwischen fast ausgestorben sind (dafĂŒr in groĂen Hallen mit Riesenleinwand von hoch professionellen Referenten prĂ€sentiert werden). Das DurchblĂ€ttern der Fotos, ob auf Papier oder digital, definiert im Nachhinein den Urlaub. Daher auch der Wunsch nach der unverzichtbaren UrlaubsbrĂ€une, selbst wenn sie nur wenige Wochen anhĂ€lt. Sie verkörpert die Sehnsucht, die Auszeit der Reise möge im Alltag nachklingen. Mitbringsel aus fernen Landen werden aufgrund Ă€hnlicher, meist unbewusster WĂŒnsche erworben. Die Souvenirs bilden durch ihre Anwesenheit ein Langzeitecho der viel zu kurzen und viel zu schnell verblassenden Reise. Einer meiner FreundInnen besitzt eine Schale, in der eine faszinierend vielfĂ€ltige Steinsammlung wohnt. Von jeder seiner Wanderungen durch alle möglichen Ecken Europas hat er sich ein Exemplar mitgebracht, und jedes birgt ganz persönliche Erinnerungen an Gipfel, Durststrecken, Begegnungen. Eine Bekannte kauft ĂŒberall wunderbare Stoffe, die in Deutschland nicht erhĂ€ltlich sind, schneidert sich die fantastischsten Röcke und prĂ€sentiert sich beim nĂ€chsten Wiedersehen in Lila-Petrol mit: âHeute trage ich Bhutan.â Im Zimmer neben meiner Bibliothek steht eine Mitgifttruhe aus dem westindischen Bhuj. Sie enthĂ€lt Weine aus aller Welt, auf Reisen aufgelesen und nach Hause geschleppt, weil ich mit dem Geschmack des Weins einen vergangenen Augenblick festzuhalten hoffe (was allerdings leider meist misslingt). Wenn ich eine dieser Flaschen öffne, nippe ich an meinen Erinnerungen, unternehme eine Kopfreise ganz im doppeldeutigen Sinn des Worts. Wenn die Weinflaschen alle ausgetrunken sind, ist die Truhe trĂŒgerisch leer, es also an der Zeit fĂŒr einen weiteren Aufbruch, um sie erneut zu fĂŒllen, und doch ist sie voll mit mir unbekannten SehnsĂŒchten und Hoffnungen, so wie sie einst vollgepackt war mit der wertvollen Mitgift fĂŒr die Lebens- und Ehereise. Heutzutage sollten wir am ehesten die Instrumente der digitalen Kommunikation zu Hause lassen. Wer mit seinem Smartphone reist (oder gar Tablet beziehungsweise Laptop mitschleppt), der verbringt viel zu viel Zeit damit, nach dem nĂ€chsten WLAN zu suchen und die heimischen Entwicklungen zu verfolgen. Der hat die TĂŒr zu seinem Alltag nicht wirklich zugemacht, der lĂ€dt alle möglichen Sorgen dazu ein, ihn nach Bali zu begleiten. Fasten ist eine uralte menschliche Kulturtechnik, die auch hinsichtlich des digitalen Wunders wirkt. Als ich vor Kurzem ohne elektronisches GerĂ€t nach Tunesien aufbrach, war ich schon nach drei Tagen so erholt, als hĂ€tte ich mich einer geistigen Kneippkur unterzogen. AuĂerdem war ich erstaunt, wie wenig Relevantes ich in den Nachrichten beziehungsweise auf den sozialen Medien verpasst hatte. Die Erde dreht sich ohne Pushnachrichten weiter. Und auch Informationen können schwer wiegen.
GEBRAUCHSANWEISUNG FĂRSÂ REISEN
Reisen hat viele Gesichter â und die bekanntesten davon dreht Ilija Trojanow in seinem Buch âGebrauchsanweisung fĂŒrs Reisenâ zum Licht. So schreibt erÂ ĂŒber GepĂ€ck genauso fröhlich wie ĂŒber die Unnötigkeit von Souvenirs, ĂŒber das Reisen als Eremit und in der Gruppe, ĂŒber Proviant und Durststrecken und ĂŒber Zimmer mit und ohne Aussicht. Sein Werk ist etwas fĂŒr alle, deren Puls in die Höhe prescht, sobald Flug, Zug oder auch nur das Hotel um die Ecke gebucht sind und es daran geht, Rucksack oder Koffer fĂŒrs groĂe Abenteuer bereit zu machen.
Ilija Trojanow, âGebrauchsanweisung fĂŒrs Reisen. Auch Reisen will gelernt sein.â, Piper, ca. 15.â, piper.de
Assistance:
Photography: Jakob Kotzmuth Styling: Nathalie von Gordon Hair & Make-up: Makeover Hamburg Art Direction: Makeover Hamburg Director: Martin Gruja, TSG Julian HĂŒslerEine Modedesignerin und ein Meisterparfumeur gehen in eine Uhrenfabrik. Die Pointe dieses Szenarios ist die Konzeptuhr âĂgĂ©rie â The Pleats of Timeâ. Entstanden ist das auĂergewöhnliche Bijou in Zusammenarbeit von Yiqing Yin und Dominique Ropion fĂŒr das Traditionshaus Vacheron Constantin.
Text: Michael Rechsteiner â Fotos: Vacheron Constantin
âWir mĂŒssen bereit sein, uns eine Zeit lang zu verlieren, um zu entdecken, was wir noch nicht wissen.â â Yiqing Yin
Ein Modetrend verschwindet so schnell wie er gekommen ist. Ein Parfumduft verflĂŒchtigt sich in Windeseile. Sie sind die Opfer der Zeit. Aber auch deren Zeugen. Wahre MeisterInnen ihres Fachs hebeln die ZahnrĂ€der der VergĂ€nglichkeit aus und schenken der Welt Kreationen, die ĂŒberdauern. Wie ein Kleid, das nicht nur ĂŒber den flĂŒchtigen Launen des Publikums schwebt, sondern auch neue Generationen inspiriert. Oder ein Geruch, der uns nach Jahren wieder lebhaft in einen Moment zurĂŒckversetzt, bevor er in unserer Erinnerung verdunstet. Zeit lĂ€sst sich nicht aufhalten. Aber manchmal, mit ganz viel Können, lĂ€sst sie sich einfangen. FĂŒr eine solche Aufgabe hat sich die Schweizer Uhrenmanufaktur Vacheron Constantin an zwei Ausnahmetalente gewendet, Haute Couture Designerin Yiqing Yin und Meisterparfumeur Dominique Ropion. Ihre Expertisen sind verschmolzen in der Konzeptuhr âĂgĂ©rie â The Pleats of Timeâ. Als weltweit erstes Modell dieser Art setzt der Zeitmesser bei Bewegungen des Handgelenks nach Zufallsprinzip einen Duft frei. Dem innovativen Konzept gibt Yiqing Yin eine exorbitante Gestalt. Die Chinesin nennt inzwischen Paris ihre Heimat, wurde 2015 als eines der jĂŒngsten Mitglieder ĂŒberhaupt in die Chambre Syndicale de la Haute Couture aufgenommen und ist seit vier Jahren mit Vacheron Constantin verbunden. Als Teil der âOne of Not Manyâ-Kampagne reprĂ€sentiert die Haute CouturiĂšre eine Modellreihe fĂŒr Damen namens âĂgĂ©rieâ â und ergĂ€nzt diese nun durch eine eigene Kreation. âIch wollte meine intuitive KreativitĂ€t in die streng geregelte Welt der Haute Horlogerie einflieĂen lassen und eine Uhr erschaffen, welche die Zeit freisetzt und sie in ein Objekt der Emotion verwandeltâ, so Yin. Damit betrat die Modeschöpferin persönlich kreatives Neuland, fand sich in diesem aber schnell zurecht: âAls Haute Couture Designerin war ich mit den beispiellosen technischen Regularien der Uhrmacherei konfrontiert und suchte nach einem BerĂŒhrungspunkt mit meinem kĂŒnstlerischen Prozess, der in einer sich stĂ€ndig bewegenden visuellen ErzĂ€hlung im Dialog mit flexiblen Formen wurzelt.â
So offenbaren sich bei genauer Betrachtung die Gemeinsamkeiten im Handwerk von Haute Horlogerie und Haute Couture â speziell jener von Yiqing Yin, die von flieĂenden Formen und harmonischen Texturen geprĂ€gt ist: âDie Vereinfachung des Zifferblatts bringt das Wesentliche zum Vorschein, eine Schwingung, die durch das Faltenmuster sowohl auf der Uhr als auch auf dem Kleid verkörpert wird â wodurch ein Raum zum Atmen und der Geschmeidigkeit entsteht, der ein enormes Potenzial birgt.â Damit sich dieser Blickfang auch einatmen lĂ€sst, wurde eine KoryphĂ€e ihres Fachs eingeladen. Dominique Ropion war bereits an der Entwicklung von Yiqing Yins Duftkleid âMinima Naturaliaâ beteiligt, das 2021 im französischen Pavillon der Weltausstellung in Dubai zu sehen war. Doch auch fĂŒr den mit allen Wassern gewaschene âoder vielmehr mit allen DĂŒften vertraute â Meisterparfumeur war die neue Aufgabe keine alltĂ€gliche: âDie Ăbertragung von Zeit in Duftnoten ist eine Herausforderung, die ich ebenso spannend wie komplex fand. Ich arbeite seit 2010 mit Yiqing zusammen und bin mit ihrer Detailversessenheit vertraut, die der meinen Ă€hnlich ist. Gemeinsam haben wir Dutzende von Rohstoffen gerochen
MOON PHASEâ
Zwar ohne Parfum ausgestattet, doch nicht weniger dufte ist die zweite Uhr der Kollektion. Yiqing Yins kĂŒnstlerische Vision setzt sich in der âĂgĂ©rie Moon Phaseâ fort und auch bei der Coloration legte die Designerin groĂen Wert auf âfeminine, flĂŒchtige Farbtöne wie die zarte Verkörperung von TagtrĂ€umenâ. Neben dem RosĂ©gold und den Diamanten ist es insbesondere das Perlmuttzifferblatt, das den Blick auch dann magisch anzieht, wenn er sich nicht nach der Uhrzeit erkundigt. Die âĂgĂ©rie Moon Phaseâ hat drei auswechselbare ArmbĂ€nder und ist limitiert auf 100 Exemplare. âĂgĂ©rie Moon Phaseâ, ca. 43â000.â
und getestet, um die Zeit in einem Duft zu erfassen.â Das fertige Aroma â ein chamĂ€leonartiges Bouquet unter anderem mit Noten von Galbanum, Lavendel, YlangYlang, Orangen und Zitronen â wurde in Nanokapseln abgefĂŒllt. Diese befinden sich in den einzelnen Bestandteilen des Armbands und versprĂŒhen das Parfum je nach Reibung mit dem Handgelenk. Dadurch wird die âĂgĂ©rie â The Pleats of Timeâ nicht bloĂ ein Stunden- und Minutenapparat, der uns von einem Termin zum nĂ€chsten scheucht. Sondern eine Zeitmaschine, die im Alltag immer wieder unverhofft unsere Sinne betört und uns vielleicht auf vergangene Augenblicke zurĂŒckbesinnen lĂ€sst. Wie die ZitrusbĂ€ume wĂ€hrend den SpaziergĂ€ngen im letzten Urlaub. Oder jener Strohblumenstrauss auf dem KĂŒchentisch vom vergangenen Winter.
Parallel zur Uhr kreierte Yiqing Yin ein dazu korrespondierendes Haute-Couture-Kleid und rundete damit Ă€sthetisch das Gesamtwerk ab. Der Dress aus Satin und Seidenchiffon fĂŒhrt das wellenartige Spiel der âĂgĂ©rie â The Pleats of Timeâ fort. FĂŒr die schillernde FĂ€rbung wandte die KĂŒnstlerin neue, umweltschonende Prozesse an. So ergab sich durch das Projekt die Möglichkeit fĂŒr Yin, ihre kĂŒnstlerischen und handwerklichen Horizonte zu erweitern: âDas Experimentieren war schon immer eine Konstante in meinem kreativen Ansatz, ein Leitprinzip. In meiner Arbeit versuche ich, Begegnungen zwischen verschiedenen Welten zu provozieren und Kollisionen zwischen verschiedenen Ausdrucksformen zu schaffenâ, verrĂ€t die Designerin. In den vergangenen Jahren haben sie ihre Pfade oft ins Terrain abseits der Modewelt gefĂŒhrt. Mit dem Bildhauer Bastien CarrĂ© kombinierte Yiqing Yin Schattierungen und Materialien zu einem Kleid. Sie entwarf das BĂŒhnenbild fĂŒr eine Ballett-Version von âTristian und Isoldeâ. Und designte das KostĂŒm fĂŒr Hauptdarstellerin Marion Cotillard im preisgekrönten Drama âAnnetteâ. Yins Werke kleiden nicht nur Mannequins oder flieĂen ĂŒber den Laufsteg, sondern glĂ€nzen in Museen fĂŒr Völkerkunde und Kunstgalerien rund um den Globus. âIch mag es, mit Menschen aus Dimensionen zu arbeiten, die ich nicht beherrsche, und ich betrachte das Design â vor allem in der Haute Couture â als ein Labor, in dem ich etablierte Techniken in Frage stelle. Ich betrachte Wissen und Know-how als Werkzeuge, die fehlgeleitet werden können.â
Und wer sich verirrt, landet an Orten, an denen man noch nicht war. GlĂŒcklicherweise auch an solchen, von denen man bislang nicht wusste, sie ĂŒberhaupt finden zu wollen. âĂgĂ©rie â The Pleats of Timeâ ist eine solche Neuentdeckung, deren Konzept spannende Möglichkeiten eröffnet. Wird ihre wohlduftende Funktion bald ebenso zur Ausstattung einer Uhr gehören wie die Datumsanzeige oder ein Tourbillon? Die Zeit, was sonst, wird es zeigen. FĂŒr Yiqing Yin hat sich das Experiment gelohnt: âIch bin davon ĂŒberzeugt, dass der SchlĂŒssel zur KreativitĂ€t darin liegt, Risiken einzugehen und bereit zu sein, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten, um eine stĂ€ndige Neuerung zu ermöglichen. Wir mĂŒssen bereit sein, uns eine Zeit lang zu verlieren, um zu entdecken, was wir noch nicht wissen.â Ein weiser und beruhigender Ratschlag fĂŒr alle, die fĂŒrchten, ihnen laufe die Zeit davon auf dem Weg zur Selbsterkenntnis.
Karneval, knallige Farben, Lebensfreude â das ist
Brasilien. Nicht nur, dachte sich Fotograf und Regisseur Olaf Heine und entschied sich, in seinem Bildband Brasilien in Schwarz-WeiĂ festzuhalten.
An Emotionen haben die Fotografien nichts eingebĂŒĂt.
Abseits der stereotypen ĂŒbersĂ€ttigten Darstellung fĂ€ngt Heine Formen in Architektur, Landschaft und Körpern ein. Seinem Brasilien wohnt inmitten der Lebhaftigkeit eine bittersĂŒĂe Melancholie bei.
Brasilien einmal anders: Keine bunten Karnevalszenen fĂŒllen dieses Buch, sondern Schwarz-WeiĂ-Fotografien, die die Seele des Landes ebenso authentisch einfangen.
Olaf Heine garantiert mit seinem Blick auf Brasilien Fernweh nach SĂŒdamerika.
Olaf Heine, âBrazilâ, 150 Schwarz-WeiĂ-Fotografien, teNeues, ca. 78.â, teneues.com
GlĂŒckseligkeit kann man nicht kaufen. Gut, denn die gibtâs im Hotel PĂĄtio do Tijolo in Lissabon zum ZimmerschlĂŒssel mit dazu.
Die Geschwister Juan und Natalia Tubella sind per Zufall auf dieses GebĂ€ude gestoĂen, das frĂŒher einer Schreinerei Unterschlupf bot. Der Blick auf die zinnoberfarbenen DĂ€cher der Stadt, den Fluss Tejo und die Ponte 25 de Abril lĂ€sst keine Sekunde Zweifel daran, in Lissabon seinen ganz persönlichen Happy Place gefunden zu haben.
Interview: Marina Warth â Fotos: Salva LĂłpezMinimalismus und Verspieltheit geben sich hier die Hand.
Hier frĂŒhstĂŒckt man gerne die eine oder andere Stunde lĂ€nger.
âEIN GUTES HOTEL ERFĂLLT DIE ERWARTUNGEN, DIE ES VERKAUFT, ABER EIN HERVORRAGENDES HOTEL GEHT DARĂBER HINAUS, INDEM ES AUTHENTIZITĂT BIETET.â
FACES: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?
Natalia Tubella: Die Reise zur Hotellerie war ein ziemliches Abenteuer! (lacht) Mitten in Bairro Alto im Herzen von Lissabon stieĂen mein Bruder Juan und ich eines Tages auf dieses wunderschöne alte GebĂ€ude, das mich sofort in seinen Bann zog. Erst dachten wir darĂŒber nach, es zu renovieren und einzelne Wohnungen an TouristInnen zu vermieten. Je mehr wir uns aber auf das GebĂ€ude einlieĂen, desto mehr wurde uns klar, was wir hier vor uns hatten. Aus dem ehemaligen âCasa das Janelas com Vistaâ wurde also ein GĂ€stehaus und aus uns damit Hoteliers.
F: Wie beschreiben Sie das PĂĄtio do Tijolo in einem Satz?
NT: Als eine Oase im Herzen von Bairro Alto.
F: So ein Hotel aufzubauen und sich das Konzept dazu zu ĂŒberlegen, ist kein einfaches Unterfangen. Können Sie uns mehr zum Prozess erzĂ€hlen, der schlieĂlich zur Eröffnung des PĂĄtio do Tijolo gefĂŒhrt hat?
NT: Direkt hinter unserem ersten Hotel entdeckten wir diesen weiteren Standort, der uns perfekt fĂŒr ein Boutique-Hotel vorkam. Unserem Konzept, das wir bereits im âCasa das Janelas com Vistaâ beherzigen, blieben wir treu: Wir wollten eine gemĂŒtliche und zugleich fĂŒr Lissabon authentische AtmosphĂ€re schaffen, in der sich unsere GĂ€ste wie zuhause fĂŒhlen sollten. Anstatt hunderte Zimmer gibt es bei uns nur ein paar wenige, was wiederum zum authentischen LebensgefĂŒhl beitrĂ€gt. Das PĂĄtio do Tijolo hat Charakter und fĂŒgt sich zudem sehr gut ins Stadtbild ein. Wir möchten, dass sich unsere GĂ€ste entspannen und gleichzeitig in die Stadt eintauchen können, und ich glaube, das ist uns gelungen.
F: Aus welchen drei GrĂŒnden sollten wir unbedingt ein Zimmer bei Ihnen buchen?
NT: Es ist uns wichtig, einen sehr persönlichen Service anzubieten, weil wir daran glauben, dass genau dieser unerlĂ€sslich ist, um den GĂ€sten ein unvergessliches Erlebnis liefern zu können. Unsere Mitarbeitenden sind unser wichtigstes und wertvollstes Kapital. Die Architektur unseres GebĂ€udes ist einzigartig und zieht jede und jeden sofort in seinen Bann. Wir legten groĂen Wert auf eine Symbiose mit der Nachbarschaft und ein harmonisches Zusammenspiel mit den natĂŒrlichen Elementen der stĂ€dtischen Landschaft. Unser minimalistisches Design mit dem gewissen Etwas ermöglicht
es, zu entspannen und durchzuatmen. Der Blick auf die Stadt und den Fluss ist das SahnehÀubchen unserer Zimmer und wird von unseren GÀsten oft als lebendes GemÀlde beschrieben, das die Schönheit Lissabons zeigt.
F: Was macht Ihren Alltag in einem Hotel so besonders, und welche Aspekte nerven Sie?
NT: Dass wir GĂ€ste aus der ganzen Welt empfangen dĂŒrfen, gibt uns die Möglichkeit, als lokale BotschafterInnen fĂŒr Lissabon zu fungieren und damit den kulturellen Austasch zu fördern. Wir sind stolz darauf, dass wir unsere lebendige Kultur, unsere Geschichte und die Möglichkeiten, die die Stadt bietet, mit unseren GĂ€sten teilen dĂŒrfen. Jeden Tag geben wir uns die gröĂte MĂŒhe und scheuen auch nicht die Extra-Meile, um unseren GĂ€sten stets hervorragende Leistungen zu bieten. Dabei ist uns klar, dass es auch mal vorkommen kann, dass Erwartungen nicht erfĂŒllt werden, und solche Momente sind sehr enttĂ€uschend. Doch wir nutzen auch solche Erfahrungen dazu, um besser zu werden und zu wachsen.
F: Womit mĂŒssen sich Hoteliers herumschlagen, woran andere Menschen nicht einmal einen Gedanken verschwenden mĂŒssen?
NT: Unsere obersten PrioritĂ€ten sind der Kundenservice und das Ăbertreffen der Erwartungen unserer GĂ€ste. Das ist ein hohes MaĂ an Verantwortung und verlangt nach akribischer Aufmerksamkeit fĂŒr Details und stĂ€ndiger Nachbereitung, um all jenen einen hervorragenden Aufenthalt zu garantieren, die bei uns ĂŒbernachten. DarĂŒber hinaus möchten wir unsere GĂ€ste nahtlos in die Nachbarschaft und die lokale Szene integrieren und ihnen ein GefĂŒhl der Zugehörigkeit vermitteln, wĂ€hrend sie bei uns wohnen.
F: WorĂŒber machen Sie sich zu viele Sorgen?
NT: Der Klimawandel ist aufgrund seiner schĂ€dlichen Auswirkungen auf die Welt ein groĂes Problem. Als nachhaltiges Hotel sind wir uns bewusst, wie wichtig es ist, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Durch die EinfĂŒhrung umweltfreundlicher Praktiken und die Verpflichtung, unseren CO2-FuĂabdruck zu verringern, wollen wir einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten und unsere Auswirkungen auf den Klimawandel minimieren.
F: Sie fĂŒhren zahlreiche Mitarbeitende. Wie beschreiben Sie sich selbst als Chefin?
Dass das Wohl ihrer GĂ€ste Natalia und Juan Tubella am Herzen liegt, beweisen die Geschwister, die ursprĂŒnglich aus Barcelona stammen, mit jedem Detail ihres neu eröffneten Hotels PĂĄtio do Tijolo in Lissabon. Wo frĂŒher Holz gesĂ€gt und geschreinert wurde, befindet sich heute diese Oase, auf die die portugiesische Sonne immer ein paar extra Strahlen wirft. Im Innenhof wachsen ĂŒppige Pflanzen um die Wette, wĂ€hrend der clever platzierte Sichtbeton ein modernes WohngefĂŒhl erschafft. 24 Zimmer sorgen in den drei Kategorien Superior, Standard und Family mit Aussicht, Balkon und Gartenzugang dafĂŒr, dass sich die GĂ€ste hier pudelwohl fĂŒhlen. Den Fluss Tejo im Blick und das wuselige Viertel Bairro Alto zu FĂŒĂen, stehen alle Zeichen auf GrĂŒn, damit einem unvergesslichen Aufenthalt in Lissabon nichts im Weg steht. patiodotijolo.com
GlĂŒcksgriff: Per Zufall ist
Tubella auf das GebĂ€ude des heutigen PĂĄtio do Tijolo gestoĂen.
Das hÀlt
Natalia Tubella vonâŠ
KREUZFAHRTSCHIFFEN:
âŠsind eine Invasion. Sie belasten die Umwelt und fĂŒhren zu nicht nachhaltigen Tourismuspraktiken.
BUFFETS:
Zum FrĂŒhstĂŒck bevorzuge ich ein Buffet mit frischen, hochwertigen Produkten, wĂ€hrend ich zum Abendessen lieber Ă la Carte esse.
ALL-INCLUSIVE:
Schrecklich. Ich mag dieses Konzept nicht, weil es das lokale Wirtschaftswachstum erstickt. Es gibt keine authentische lokale Erfahrung. All-Inclusive löscht die IdentitĂ€t der gesamten Umgebung aus â Menschen, Ort und sogar die GĂ€ste.
TRINKGELD: Wenn der Service auĂergewöhnlich ist, sehr gerne, aber wenn es obligatorisch ist, verliert das Trinkgeld seinen Sinn.
HUNDEN IM RESTAURANT UND IM HOTEL: Ich finde das groĂartig, aber es kommt darauf an, ob der Ort die Voraussetzungen hat, um hundefreundlich zu sein oder nicht.
KINDERN IM RESTAURANT UND IM HOTEL: Niedlich.
ANIMATEURINNEN: Zu einer guten musikalischen Unterhaltung sage ich nicht nein.
DRESSCODES: Ein bisschen altmodisch.
TRIPADVISOR: Wir schÀtzen die Demokratie, die sie mit sich bringt, und wie sie uns hilft, uns an hohe Standards zu halten und uns tÀglich zu verbessern.
ONLINE TRAVEL AGENCIES: GroĂartig, weil sie ein System bieten, mit dem man alle UnterkĂŒnfte und Optionen an einem Ort und von ĂŒberall aus abrufen kann.
NACHHALTIGKEIT: Ich tue mein Bestes, um einen grĂŒnen Lebensstil zu leben und ihn mit anderen zu teilen. Im Hotel versuchen wir zum Beispiel, den GĂ€sten die Botschaft zu vermitteln, dass es keine zweite Erde gibt.
FACHKRAEFTEMANGEL: Wir brauchen die besten FachkrĂ€fte, die mit uns und nicht nur fĂŒr uns arbeiten. Wenn wir ihnen Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie sich in ihren Rollen auszeichnen können, und wenn wir sicherstellen, dass sie sich wertgeschĂ€tzt fĂŒhlen, dann sind das entscheidende Voraussetzungen dafĂŒr, dass sie gerne in unserem Unternehmen bleiben und das Wachstum fördern.
âES SIND DIE MENSCHLICHEN VERBINDUNGEN, DIE DAS HOTELGEWERBE UNGLAUBLICH
LOHNEND UND BESONDERS MACHEN.â
NT: Ich verkörpere einen fĂŒrsorglichen FĂŒhrungsstil, und es ist mir enorm wichtig, dass es allen Teammitgliedern gut geht, weil sie eine ganz entscheidende Rolle bei der Zufriedenheit unserer GĂ€ste spielen. Als FĂŒhrungskraft ist es entscheidend, mit gutem Beispiel voranzugehen und Engagement zu zeigen. Unsere Mitarbeitenden sind keine bloĂen Zahlen, sondern Individuen mit individuellen StĂ€rken und Kompetenzen. Es ist ihre menschliche Seite, die sie ausmacht, und obwohl jeder Mensch anders sein mag, haben wir alle ein gemeinsames Ziel: unseren GĂ€sten ein erstklassiges Erlebnis zu bieten.
F: Woran erkennt man eine gute GastgeberIn?
NT: Eine gute GastgeberIn ist jemand, der PositivitĂ€t ausstrahlt und sich aufrichtig um seine GĂ€ste kĂŒmmert. Solche Menschen sorgen dafĂŒr, dass die Erwartungen der GĂ€ste nicht nur erfĂŒllt, sondern ĂŒbertroffen werden, und bemĂŒhen sich, deren WĂŒnsche und Vorlieben zu erfĂŒllen. Der Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung eines Erlebnisses, das den Vorstellungen des Gastes entspricht und ihm das GefĂŒhl gibt, dass er geschĂ€tzt wird.
F: Welche GĂ€ste bereiten Ihnen die gröĂte Freude?
NT: GĂ€ste, die sich auf unser Konzept einlassen, eine Verbindung zu uns aufbauen und wirklich an einer Interaktion interessiert sind. Solche GĂ€ste beteiligen sich aktiv an dem Erlebnis, das wir bieten, haben SpaĂ dabei, sich auszudrĂŒcken, eigene Erfahrungen zu sammeln und diese mitzuteilen. Damit tragen sie zu einer dynamischen und anregenden AtmosphĂ€re bei.
F: Wie schaffen es GĂ€ste, Sie auf die Palme zu bringen?
NT: Es kann eine Herausforderung sein, wenn GĂ€ste unser Konzept nicht ganz verstehen und Bedenken wegen kleinerer Probleme Ă€uĂern. Wir sind uns jedoch darĂŒber im Klaren, dass es unmöglich ist, jede und jeden Einzelnen zufrieden zu stellen, und betonen, wie wichtig es ist, Menschen zu gewinnen, die mit unserer Vision ĂŒbereinstimmen.
F: Was erwarten Sie von Ihrem Hotel?
NT: Ich stelle mir vor, dass das PĂĄtio do Tijolo ein einzigartiges und unverwechselbares Hotel wird, das Anklang findet und positiv aufgenommen wird. Ich hoffe, dass sich die GĂ€ste auĂerordentlich wohl fĂŒhlen und das Hotel als ihr zweites Zuhause betrachten. Angesichts der fantastischen Bewertungen und RĂŒckmeldungen,
die wir in den vergangenen Monaten erhalten haben, können wir mit Sicherheit sagen, dass wir unsere ursprĂŒnglichen Erwartungen ĂŒbertreffen.
F: Das Leben als Hotelier hÀlt jeden Tag spannende Geschichten bereit. Welche Situation oder Begegnung ist Ihnen besonders im GedÀchtnis geblieben?
NT: Ich bin der festen Ăberzeugung, dass das schönste GefĂŒhl fĂŒr einen Hotelier die Treue seiner GĂ€ste ist. In unserem frĂŒheren GĂ€stehaus begrĂŒĂten wir jedes Jahr ein warmherziges und freundliches Paar, das sich von einfachen GĂ€sten zu besonderen FreundInnen entwickelte. Das ganze Jahr ĂŒber tauschten wir E-Mails und Geschenke aus und unterhielten uns bei jedem ihrer Besuche ausfĂŒhrlich. Sie haben bereits in unserem neuen Hotel ĂŒbernachtet, und natĂŒrlich hat es ihnen gefallen! Solche menschlichen Verbindungen sind es, die das Hotelgewerbe unglaublich lohnend und besonders machen.
F: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst auswĂ€rts ĂŒbernachten?
NT: Wenn ich alleine reise, möchte ich eine Unterkunft finden, die Ă€sthetisch ansprechend ist, auch wenn Luxus keine zwingende Voraussetzung ist. Am wichtigsten ist mir eine AtmosphĂ€re, in der sich Alltagserfahrungen widerspiegeln und die ein GefĂŒhl der Ausgeglichenheit vermittelt. AuthentizitĂ€t ist der SchlĂŒssel zu meiner Suche, egal, ob es sich um eine rustikale HolzhĂŒtte auf dem Land oder ein modernes Hotel in einer belebten Stadt handelt. Vor allem aber steht fĂŒr mich der Komfort an erster Stelle.
F: Was macht den Unterschied zwischen einem guten und einem groĂartigen Hotel?
NT: Ein gutes Hotel erfĂŒllt die Erwartungen, die es verkauft, aber ein hervorragendes Hotel geht darĂŒber hinaus, indem es AuthentizitĂ€t bietet.
F: Wenn Sie nicht im Hotel ĂŒbernachten, wo schlafen Sie dann?
NT: Mein eigenes Bett ist ein bewegliches Ziel! Ich bin so etwas wie eine Nomadin, die stÀndig unterwegs ist, neue Orte erkundet und jeden Tag ein anderes Bett entdeckt. Manchmal in einer Weltstadt, ein anderes Mal auf dem Lande. Man könnte sagen, ich bin auf der stÀndigen Suche nach dem perfekten Schlaf und erkunde ein kuscheliges Bett nach dem anderen! (lacht)
Tristesse Ă la Helsinki, elegante Schuhe, verworrene Perspektiven: Willkommen in der Welt des 30-jĂ€hrigen finnischen Fotografen Kasperi Kropsu. Fast zehn Jahre reiste er als gesponserter Skateboarder um die Welt, bis ihm ein verknackster Knöchel einen Strich durch die Rechnung machte. Statt durch die StraĂen zu rollen, fing Kropsu an, seine Heimat auf langen SpaziergĂ€ngen durch die Kameralinse zu beobachten. Ganz im Sinne der StraĂenfotografie-GröĂen der FĂŒnfzigerjahre dokumentiert er unsere Gesellschaft und fĂ€ngt die Schönheit alltĂ€glicher Momente digital und analog ein.
Drinnen eine warme Umarmung, drauĂen kalter Schneematsch.
Die StraĂe dampft, den Velofahrer scheints nicht zu stören.
Diese Frau war wohl bei der prÀzisesten FriseurIn der Welt.
Was gibt es Zeitloseres als ein
Ob Helsinki oder Paris, wo Kasperi Kropsu mit seiner Kamera durch die StraĂen schlendert, entstehen nostalgiegetrĂ€nkte Fotos, die sich keiner bestimmten Zeit zuordnen lassen. Warum es in Paris einfacher ist zu fotografieren, wie er seine Hass-Liebe mit Instagram handhabt und was er von FotografInnen hĂ€lt, die KI benutzen, erzĂ€hlt er im Interview.
Interview: Josefine ZĂŒrcher
FACES: Was ist die Kamera deiner Wahl?
Kasperi Kropsu: Ich benutze eine Fujifilm XT-4 und ein iPhone.
F: Ein iPhone! HeiĂt das, dass dir die AusrĂŒstung weniger wichtig ist, und es vor allem darauf ankommt, ein gutes Auge fĂŒr das Bild zu haben?
KK: Ein gutes Auge ist definitiv das Wichtigste. Bis zu einem gewissen Grad kann neues Equipment inspirieren oder zum Experimentieren anregen, aber eine neue Kamera kann die Fotos nicht fĂŒr mich machen. Ich liebe das Zitat von Henri Cartier-Bresson: âEs ist eine Illusion, dass Fotos mit der Kamera gemacht werden. Sie werden mit dem Auge, dem Herzen und dem Kopf gemacht.â
F: Seit wann begeisterst du dich fĂŒr die Fotografie?
KK: Meine frĂŒhesten Erinnerungen an die Fotografie als Kunstform starten ca. 2001. Da habe ich angefangen, Skateboard-Magazine zu kaufen. Es gab dieses kleine finnische Skateboard-Magazin Numero, und auch Thrasher und TransWorld aus den USA mochte ich gerne. SpĂ€ter habe ich dann audiovisuelle Kommunikation studiert, weil ich gerne Skatevideos schnitt. 2018 verknackste ich mir beim Skateboarden den Knöchel. Da habe ich mir eine Digitalkamera gekauft und angefangen zu fotografieren.
F: Deinen Stil kann man vor allem der StraĂenfotografie zuordnen. War das von Anfang an dein liebstes Genre?
KK: Anfangs machte ich vor allem Fotos von meinen FreundInnen. Dann stolperte ich auf Instagram ĂŒber einige alte Schwarz-WeiĂ-Fotos von Henri CartierBresson. Das war ein richtiger Aha-Moment, alles hat sich fĂŒr mich verĂ€ndert. Ich ging nach drauĂen, machte einen Spaziergang mit meiner Kamera â und war sofort Feuer und Flamme.
F: Welche anderen StraĂenfotografInnen inspirieren dich am meisten?
KK: Die Werke von Saul Leiter haben meine Sicht auf die Welt grundlegend verĂ€ndert. Kurz darauf entdeckte ich Ernst Haas, der wahrscheinlich den gröĂten Einfluss auf mich hatte. Diese beiden sind die wichtigsten, aber es gibt noch viele mehr: Vivian Maier, AndrĂ© KertĂ©sz, Joel Meyerowitz, Gordon Parks, Frank Horvat, Fred Herzog. Die meisten meiner HeldInnen sind lĂ€ngst verstorben.
F: Kannst du einen perfekten Fotografie-Tag beschreiben? Wo und wie lange bist du unterwegs?
KK: Es gibt selten einen perfekten Tag zum Fotografieren, aber ideal ist, wenn man ohne Zeitplan umherstreifen kann: Ein bisschen spazieren, Kaffee trinken, mit FreundInnen oder Fremden plaudern⊠seines eigenen GlĂŒckes Schmied sein, wie man so schön sagt. Ich könnte ĂŒberall auf der Welt sein und wĂ€re glĂŒcklich, wenn ich den Tag genau so verbringen wĂŒrde.
F: Hast du die Kamera immer dabei oder brauchst du manchmal eine kreative Pause?
KK: Ich habe sie tatsĂ€chlich immer dabei, sogar, wenn ich nur kurz zum Supermarkt gehe. Ich bin einfach zu besessen. Die einzigen Pausen, die ich mache, sind dann, wenn ich die Wohnung nicht verlasse. Wenn ich die Kamera zuhause lieĂe und dann ĂŒber den schönsten Moment meines Lebens stolpern wĂŒrde und diesen nicht festhalten könnte â ich glaube, ich könnte mir nie verzeihen (lacht).
F: Es gibt immer wieder Diskussionen, ob StraĂenfotografie unethisch ist. Was denkst du dazu?
KK: Wenn man herumlĂ€uft und denkt: âHeute werde ich einen Haufen Leute ausbeuten, um ein bisschen fame zu bekommenâ, dann geht man falsch an die Sache heran. Ich bin nicht da drauĂen, um Menschen zu belĂ€stigen. Mir geht es nur darum, das Leben durch den Sucher zu betrachten und zu erleben. Darin sehe ich nichts Unmoralisches. Menschen stehen in meinen Bildern ohnehin selten im Vordergrund. Sie sind eher Teil eines gröĂeren Ensembles aus Farbe, Form, Silhouette. AuĂerdem denke ich, dass Fotos von echten Situationen und Emotionen in diesen kĂŒnstlichen Zeiten, in denen wir leben, wichtiger sind denn je. Sie dokumentieren unsere Geschichte, ob es einem gefĂ€llt oder nicht.
F: Hast du eher positive oder negative Erfahrungen mit Menschen, die du auf der StraĂe fotografierst?
KK: Meistens positive. Es bemerkt selten ĂŒberhaupt jemand, dass ich ein Foto von ihm gemacht habe. Nur einmal rief ein Typ so etwas wie âIhr Fotografen seid der Abschaum der Menschheitâ, nachdem ich ihn fotografiert hatte. Eine Entschuldigung wollte er nicht. Naja, life goes on!
F: Was sollen die BetrachterInnen fĂŒhlen, wenn sie deine Fotos anschauen?
KK: Sie sollen einen Hauch von einfacheren Zeiten spĂŒren, die schon lange vorbei sind, aber immer noch irgendwie in kleinen Partikeln prĂ€sent sind.
F: Ist StraĂenfotografie ein einsames Unterfangen? Oder wĂŒrdest du auch mit anderen FotografInnen losziehen?
Kasperi Kropsu wuchs in Oulu im Norden Finnlands auf. 2015 zog es ihn in die Hauptstadt, wo er bis heute lebt. Vor dem Fotografieren galt seine Leidenschaft dem Skateboarden, das er wegen einer Verletzung aufgab. Statt die Fotos in Skatemagazinen zu bewundern, nahm er die Kamera selbst in die Hand und begann, das Leben in Helsinki zu dokumentieren. kasperikropsu.com
KK: Die besten Fotos entstehen meistens, wenn man alleine und konzentriert ist. FreundInnen können einen ablenken. Abgesehen davon hat man mit dem Smartphone schon genug Ablenkung. Ich vernetze mich aber sonst gerne mit anderen FotografInnen, gehe mit ihnen Kaffee trinken und unterhalte mich ĂŒber unsere Arbeit.
F: Du lebst in Helsinki, hast aber letztes Jahr eine Zeit in Paris verbracht. Wie unterscheiden sich die beiden GroĂstĂ€dte hinsichtlich der StraĂenfotografie?
KK: Helsinki ist heutzutage so grau. Die Schaufenster sind modern und minimalistisch, die Autos farblos. An den StraĂenecken stehen Elektroroller. Das Image einiger der erfolgreichsten finnischen Marken besteht darin, farbenfroh und fröhlich zu sein, doch davon sieht man an den Fassaden der LĂ€den nichts mehr. Das ist aber nicht nur ein Problem in Helsinki, sondern ĂŒberall auf der Welt. Gute Fotos werden so immer seltener. Man
muss auch einiges weglassen, um die Fotos zeitlos wirken zu lassen. Es braucht ganz schön Geduld, dafĂŒr durch die StraĂen zu streifen. Aber ich finde es trotzdem wichtig, seine Heimat zu dokumentieren. Wie schwierig es in Helsinki ist, gute Fotos zu machen, wurde mir aber erst in Paris bewusst. Es ist unglaublich, wie viel einfacher das Fotografieren dort ist. So viele Farben und Formen, Menschen, die sich so kleiden, dass man sie auf seinen Fotos festhalten möchte! Es war toll, endlich die Bilder machen zu können, von denen ich schon immer getrĂ€umt habe. Das Fotografieren in Helsinki fĂŒhlt sich manchmal beinahe unmöglich an. Das ist frustrierend, denn Helsinki war in den Achtzigerjahren so schön. Mittlerweile wurden die meisten Farben abgewaschen und die schönen Neonschilder abmontiert â da ist kaum mehr etwas, das das Auge ablenken kann. Paris ist ein Beispiel dafĂŒr, wie man die Geschichte seiner Stadt wertschĂ€tzen und erhalten kann, das war einfach wunderschön.
F: Was ist nebst Paris deine Traumdestination fĂŒr StraĂenfotografie?
KK: Kuba! Und New York natĂŒrlich... Aber eigentlich trĂ€ume ich die ganze Zeit davon, wieder nach Paris zu gehen.
F: StraĂenfotografie kann den sozialen Wandel dokumentieren. Hast du VerĂ€nderungen in der finnischen Gesellschaft festgestellt, die du in deinen Fotografien dokumentiert hast?
KK: Unsere Gesellschaft ist mittlerweile ziemlich langweilig zum Fotografieren. Wir sind so isoliert wie noch nie, es passiert nichts Aufregendes auf der StraĂe. Die Menschen ertrinken in ihren Handys, den sozialen Medien oder in Videospielen und kommen nur selten aus ihren Wohnungen heraus. Und nebenan tobt der Krieg. Irgendwie spĂŒrt man einfach, dass eine Spannung in der Luft liegt.
F: Gibt es bestimmte Stadtviertel und Gegenden in Helsinki, die dich immer wieder anziehen?
KK: Kallio, meine Heimatregion. In Finnland gibt es den sogenannten âKaurismĂ€ki-Vibeâ, Orte und Stimmungen, die den Filmen von Aki KaurismĂ€ki Ă€hneln. Und Kallio hat die stĂ€rksten âKaurismĂ€ki-Vibesâ. Manchmal denke ich, ich lebe in seinen Filmen, wenn ich hier herumlaufe und herumhĂ€nge. Und in Gegenden wie Töölö und Eira liebe ich die wunderschöne alte Jugendstilarchitektur.
F: Möchtest du dich auch einmal an andere Arten der Fotografie heranwagen?
KK: Seit ich die Arbeiten von Saul Leiter, William Klein, Tony Vaccaro und Frank Horvat gesehen habe, ist Modefotografie ein Traum von mir. Sie waren so kreativ, haben ihre eigene Ăsthetik stark inkorporiert und so im Grunde einen ganz neuen Stil der Modefotografie erfunden.
F: KĂŒnstliche Intelligenz ist ein groĂes Thema, gerade in der Kunst und der Fotografie. Was hĂ€ltst du davon?
âWie schwierig es in Helsinki ist, gute Fotos zu machen, wurde mir erst in Paris bewusst.â
KK: Ich finde sie schrecklich. KI ist das Schlimmste und UnnatĂŒrlichste ĂŒberhaupt. Ein Computer stiehlt die Kunst von einem Menschen und verwandelt sie in bedeutungslose und seelenlose Bilder. Da steckt null Menschlichkeit drin. Ich hoffe, es ist nur ein Trend, der schnell wieder verschwindet.
F: Was denkst du von FotografInnen, die KI verwenden?
KK: Ganz ehrlich? Sie sind faul und haben kein echtes Talent. Solche Fotografien haben ja nichts mehr mit der Welt zu tun, in der wir leben. Je weiter wir uns von der RealitÀt entfernen, desto schlimmer wird alles.
F: Wird KI also die kreativen Branchen ruinieren?
KK: Ich glaube, das BedĂŒrfnis nach echten menschlichen Verbindungen wird immer da sein â ein Verlangen nach BerĂŒhrungen und Emotionen, die kein Computer erzeugen kann.
F: Ebenfalls kaum wegzudenken in unserer Zeit sind die sozialen Medien. Was hĂ€ltst du von diesen? Sind Instagram und Co. gute Tools, um als KĂŒnstlerIn zu wachsen, oder findest du es schwierig, dich abzuheben und ein Publikum zu finden?
KK: Die sozialen Medien sind schlecht fĂŒr unsere mentale Gesundheit. Wenn man stĂ€ndig die Highlights anderer Leute sieht und sich mit ihnen vergleicht, vergisst man, fĂŒr sich selbst zu leben. Ich vermisse die Zeit, in der sie uns noch nicht komplett vereinnahmt haben. Aber ohne Instagram hĂ€tte ich wahrscheinlich keine Karriere als Fotograf. Trotzdem ist es schwierig, aus der Masse herauszustechen, wenn die eigene Arbeit nicht wirklich einzigartig und auĂergewöhnlich ist. Auf dem Handy habe ich Instagram mittlerweile deinstalliert. Es ist ein Zwiespalt: Ich brauche es, um als Fotograf zu arbeiten, aber das Leben ist so viel besser ohne.
F: Wo sprudelt deine Inspirationsquelle?
KK: In den FĂŒnfziger- bis Neunzigerjahren. Alle Fotos und Filme aus dieser Zeit inspirieren mich.
F: Was tust du, um eine kreative Blockade zu ĂŒberwinden?
KK: Ich sehe mir viele Filme an und blĂ€ttere in FotobĂŒchern. Von beidem habe ich eine Sammlung. Und in 99 Prozent der FĂ€lle hilft ein Spaziergang.
F: Farbe oder SchwarzweiĂ?
KK: Meine Augen sehen immer zuerst die Farbe, wenn ich durch die StraĂen schlendere. Aber Schwarz-WeiĂ ist gut fĂŒr Momente, in denen Farben eher ablenken, und es funktioniert auch besser bei hartem Licht.
F: Analog oder digital?
KK: Digital wegen der Bequemlichkeit, analog wegen der Ăsthetik. Ende letzten Jahres habe ich komplett auf digital umgestellt. Ich liebe es aber, die Welt durch die Glaslinse statt durch den Bildschirm zu sehen.
F: Welche Ziele hast du fĂŒr deine kreative Zukunft?
KK: Wenn ich fĂŒr den Rest meines Lebens an verschiedenen kreativen Projekten Teil sein könnte, reisen, fotografieren, Ausstellungen und FotobĂŒcher machen könnte, wĂ€re das ein Traum.
Unterhose von OFF WHITE. Rock von RITUAL UNIONS.
Shirt von DOLCE & GABBANA.
Schuhe von STELLA MCCARTNEY.
Ohrringe von SAINT LAURENT. Ringe von MIES NOBIS.
Unterhose und Shirt von DOLCE & GABBANA.
Schleier von RITUAL UNIONS. Ohrringe von GIVENCHY.
Body von GUCCI. Shoulderpiece von RITUAL UNIONS. Ohrringe von SASKIA DIEZ.
38Â MMâ LAUNCH, MAILAND
Text: Michael Rechsteiner Fotos: Omega
Mit einem Reiseticket nach Mailand sollte man immer einen Koffer mehr mitbringen und beim Packen eine Stunde lĂ€nger vor dem Kleiderschrank nachdenken. Immerhin geht es in die vielleicht bestangezogene Stadt der Welt. Und weil guter Stil nicht am Stoffsaum endet, lud Omegas PrĂ€sident und CEO Raynald Aeschlimann zur Lancierung der neuen âSpeedmaster 38 mmâUhren in die Modemetropole. Das Vorzeigemodell der Schweizer Manufaktur begleitete bereits Astronauten ins Weltall. Diesmal waren es aber die Stars, die zu Omega flogen. Naomie Harris, Barry Keoghan, Alessandra Ambrosio und weitere hochkarĂ€tige GĂ€ste strahlten mit den hochkarĂ€tigen Uhren â52 Diamanten zieren die LĂŒnette der acht neuen Speedmaster-Versionen âum die Wette. Kein Wunder, nahm SĂ€nger Marco Mengoni an diesem Abend seine Sonnenbrille nicht ab.
Highlight: Gegen den Glanz der Speedmaster kam selbst Jonathan Baileys Brosche nicht an. Fazit: Die Zeit verging im Flug â und in Style.
39,24
âHast du ein Zelt, gehört dir die Welt â, lautet ein altes Sprichwort, das wir soeben erfunden haben. Ein StĂŒck Stoff mit einer Stange aufgespannt und voilĂ : Heim sĂŒĂes Heim, egal wo auf dem Globus wir sind. Doch auch so was muss man sich erst leisten können. Das Online-Portal camping.info hat Europas CampingplĂ€tze preislich verglichen. Mit durchschnittlich 39,24 Euro pro Nacht ist Italien der teuerste Zeltparkplatz auf dem Kontinent, gefolgt von der Schweiz und Kroatien. Am gĂŒnstigsten campiert es sich in Albanien mit 13,52 Euro.
Das Luxury Camp von Union Lido, Italiens FĂŒnf-Sterne-Campingplatz bei Venedig, hat womöglich den Durchschnittspreis hoch gedrĂŒckt. Dort lĂ€sst es sich in aufgeprotzten Caravans nĂ€chtigen, die schnell mal ĂŒber 700 Euro pro Nacht kosten. Inklusive Privatstrand, Zimmerservice und Concierge. Wir wollen schlieĂlich auch in freier Natur nicht komplett verwildern.