FACES SWITZERLAND, WINTER 20/21

Page 1

UNFUCK THE ECONOMY

01 2021 WINTER CHF 5.50

Aldon Smith Emma Corrin Kristen Welker Estanislao Fernรกndez Nikita Dragun Lee Perry Patti Smith

DREAM ...und Backstage bei Gucci.


2

Januar / Februar 2021



JAN/FEB 2021

People 10 23 24 24

Contributors Patti Smith Emma Corrin Nikita Dragun

25 26 27 27

Kristen Welker Lee Perry Estanislao Fernández Aldon Smith

OPEN YOUR EYES Patrick Pierazzoli, Chefredakteur

Wie kann unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten möglich sein? Wie kann es sein, dass unsere Weltgemeinschaft das größte Vermögen aller Zeiten angehäuft hat, aber die Hälfte davon gerade mal 26 Menschen gehört? Was, wenn alles doch nicht so geil ist, wie wir dachten? Nur 15 Prozent fühlen sich mit ihrem Unternehmen verbunden. Wir fucken mit unserem Wirtschaftssystem den Planeten ab, zerstören unser Klima, rotten bald eine Milliarde Tier- und Pflanzenarten aus, haben die größte Schere zwischen Arm und Reich, die man sich vorstellen kann, steuern aufgrund des vom Kapitalismus beförderten Rassismus und vieler anderer Diskriminierungen auf unvorstellbare Dimensionen sozialer Unruhen zu – und gerade mal 15 Prozent der Zahnräder dieses Systems sind happy dabei? „Unfuck The Economy“ von Waldemar Zeiler (mit Katharina Höftmann Ciobotaru) beschreibt nicht nur, wie kaputt unser System ist und wie es soweit kommen konnte, sondern zeigt auch Beispiele und Wege, wie es besser geht, und wie wir das Schlimmste vielleicht noch abwenden können. Ein wunderbares Buch voller Wissen und Inspiration (Waldemar Zeiler, „Unfuck The Economy“, Goldmann Verlag, ca. 22.– im Buchhandel oder direkt auf www.einhorn.my).

4

Januar / Februar 2021



JAN/FEB 2021

Style 12 14 16 18 20 22 30

The Look Beauty The Look Woman The Look Man Print is King Short Trip Gute Gründe Eat & Drink Shortcuts

31 32 34 66

Travel Shortcuts Beauty Shortcuts Fashion Shortcuts Insider: Janine Konietzke, Tiger of Sweden 102 Style-O-Meter 111 The Goods

KUNSTHANDEL Marina Warth, Leitende Redakteurin

Wir können uns beklagen. Über 2020, über Corona, das Zuhausesitzen, die ausgefallenen Weihnachtsmärkte, Menschen ohne Maske oder die fehlende Möglichkeit, den Frust beim gemeinsamen Stelldichein rauszutanzen. Lassen Sie es raus, den Schwermut, in vollen Zügen, laut und mit ausladenden Gesten. Fertig? Gut. Dann haben Sie jetzt Gehör für die Menschen, denen es in dieser Zeit ökonomisch an den Kragen geht. Und ja, das betrifft schnell auch diejenigen, die sich mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigen. Künstler, die sowieso von Luft und Liebe leben und der Freude, die ihnen ihre Werke bereiten. Sie sind nicht die einzigen, denen das Wasser bis zum Halse steht, natürlich nicht, aber wir beginnen jetzt mal bei denen, die uns Lifestyle-Freunden am nächsten stehen. Das St. Galler Kollektiv Haus zur Ameise unterstützt rund 80 Künstler, die unser Zuhause mit Prints, Vasen oder Karten verschönern und unsere Home-Office-Outfits mit Shirts pimpen, die man nicht in den einschlägigen Online-Shops bestellt. Supportyourlocalartist.ch ist die Seite, die ich Ihnen ans Herz legen will – weil Unterstützung im Kleinen beginnt und wir nun eigentlich genug gewettert haben.

6

Januar / Februar 2021


#MolteniGroup SOFA GREGOR— VINCENT VAN DUYSEN ABSTELLTISCHE HUBERT— VINCENT VAN DUYSEN ABSTELLTISCH ATTICO— NICOLA GALLIZIA ABSTELLTISCH PANNA COTTA— RON GILAD TEPPICH STRIPE— VINCENT VAN DUYSEN


JAN/FEB 2021

IMPRESSUM

Stories

Herausgeber Stefan Berger – berger@faces.ch Patrick Pierazzoli – pierazzoli@faces.ch

38

Editorial: An Tagen wie diesen 52 Backstage Diary: Gucci 70 Cool Host: Oliver Mansaray 74 Editorial: Studio Dayz Studio Daze 84 Story: Unfuck Arbeit 90 Editorial: Black and White all through the Night 130 Last Facts: 2021

Chefredakteur Patrick Pierazzoli

Creative Consultants Florian Ribisch Alex Wiederin

Redaktionsleitung Marina Warth – marina@faces.ch

Grafi kleitung Meret Ackermann – grafik@faces.ch Redaktion FACES Bertastrasse 1 CH-8003 Zürich Tel. +41 43 322 05 23 redaktion@faces.ch

SYMPTOMBEKÄMPFUNG

Redaktion Simona Bieri Lara Meroni

Marco Rüegg, Rüegg Redakteur

Emergency! Da schrillt während meines Birthday-Gatherings die Alarmsirene. Obwohl, Abstandsgebot, Versammlungsbeschränkung, alles covid-konform. Doch auf dem Gabentisch, wo Freunde (sie kennen mich anscheinend) vorwiegend Dinge mit Totenkopf-Dekor oder 40 Volumenprozent Alkohol deponierten, oder eben beidem, thront eine Buddel Espolón Blanco. „Tequila gleich Teufelszeug“, deklariert ein nach verheerenden Pubertätsabstürzen eingetrichtertes Mantra. Heuer allerdings taugt das schmackhafte, im mexikanischen Hochland aus zwanzig Stunden lang geköchelten Weber-Agaven destillierte Wässerchen (es hat den Kumpel gemäß www.drinks.ch etwa 40.– gekostet) als polyvalenter Allrounder. Desinfiziert, aktiviert, amüsiert und lindert in Beziehungskrisen blutende Herzen. Für einen Abend wenigstens. Und für später gibt es, wie wir heute wissen, Paracetamol.

Design/Layout Irena Srdanović Michèle Stähli

Autoren Marco Rüegg, Marina Warth, Waldemar Zeiler Fotos & Illustrationen Christoph Musiol, Juanita Romero, Peter Schreiber, pa picture alliance (dpa), IMAXtree Verlag Fairlane Consulting GmbH Bertastrasse 1 CH-8003 Zürich

Anzeigen Schweiz und international Tel. +41 43 322 05 37 Mirco Ludolini – ludolini@faces.ch Alisa Schmid – schmid@faces.ch

Anzeigen & Kooperationen Deutschland FACES Deutschland Straßburger Straße 6D D-10405 Berlin Tel. (0)30 552 02 383 Director: Julia Gelau – julia@faces.ch Abonnementspreise FACES erscheint 10 Mal im Jahr. Einzelverkaufspreis CHF 5.50 / € 3.90 Jahresabo CHF 55.– / € 39.–

© Copyright 2021 Fairlane Consulting GmbH Der FACES-Schriftzug/-Stern sind eingetragene Markenzeichen der Fairlane Consulting GmbH und dürfen nicht ohne deren Zustimmung verwendet werden. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

UNFUCK THE ECONOMY

01 2021 WINTER CHF 5.50

Aldon Smith Emma Corrin Kristen Welker Estanislao Fernández Nikita Dragun Lee Perry Patti Smith

DREAM ...und Backstage bei Gucci.

COVER

Photography: Juanita Romero Styling: Adelaida Cue Bär Hair & Make-up: Katharina Nitzpon Model: Pau Bertolini Produktion: Snesha Bloom Kleid von Odeeh. Bluse von Paul Smith. Mantel und Schuhe von Versace. Ohrringe von &Other Stories.

8

Januar / Februar 2021


DIE ALL ZWECK WAFFE. ENK H C S GE CHEINE GUTSr in 150 Shtso!ps

n ba Einlรถsd Restaura un ellen: t s e b e h onlinp tivoli.c i p o sh


CONTRIBUTORS

Normalerweise jettet Julia Gelau so oft zwischen Berlin und Zürich hin und her, dass das Meilenkonto unserer Executive Director Germany fetter ist als die dickste Weihnachtsgans. Nicht so 2020, wo wir Julia über Zoom, Skype und Co. zuprosten müssen. Die 34-Jährige macht das Beste draus und herzt ihre Mika dafür umso stärker – einen Rehpinscher mit Persönlichkeit und einem eigenen Instagram-Kanal. Nicht umsonst hört Julia FACESintern auf den Spitznamen „Machine Gun“, schließlich gibt die Berlinerin auch in harzigen Zeiten Vollgas. Deshalb umso lauter und um jede Distanz zu überwinden: Vielen Dank für deinen Einsatz, liebe Julia. Peter Schreiber ist keiner, der schnell die Nerven verliert. Aus Sandstürmen und Schneeböen geht er hervor wie Ironman aus dem Kugelhagel und lächelt selbst die angespannteste Situation einfach weg. Kein Wunder, platzt die Agenda des Fotografen aus allen Nähten. Wir waren schlau und erwischten den Münchner früh genug – irgendwo beim Jetten zwischen New York, Mailand und Miami –, dass Schreiber Zeit für uns hatte. Das Ergebnis ist unsere Modestrecke „Studio Dayz“, die Sie auf Seite 74 bewundern können.

Wenn sie einen treibt, die Leidenschaft, dann gibt es kein Entkommen. Und so verschreibt sich Christoph Musiol nach dem Studium der Malerei und Fotografie ganz der Welt von Mode und Beauty. Sein gutes Auge und die Fähigkeit, das Natürliche authentisch und ehrlich einzufangen, beweist er nicht zuletzt in unserer Strecke „Black and White all through the Night“ (Seite 90), deren Portraitaufnahmen den Produkten den Rahmen geben, die neben den Menschen die Mode ausmachen.

Snesha Bloom weiß genau, wie der Hase läuft. In Sachen Organisation macht der Blondine keiner was vor, und genau das ist der Grund, weshalb nicht nur wir sie so gerne für Mode- und Beauty-Produktionen engagieren. So ist zum Beispiel die Strecke „An Tagen wie diesen“ entstanden, die sie auf Seite 38 sehen. Snesha kann allerdings noch mehr, schminkt Alessandra Ambrosio, Glenn Close oder Andrew Garfield für den Roten Teppich oder für Werbe-Shootings und schaut als führender Make-up-Artist auch an Fashion Weeks zum Rechten.

Wo andere nur Unspektakuläres vermuten, sieht Juanita Romero das Besondere. Eine gute Eigenschaft für eine Kreative wie die gebürtige Kolumbianerin, die ihr Zuhause mittlerweile im hohen Norden gefunden hat. Von Hamburg aus reist Romero mit ihrem Mann im Campervan oder beruflich für Shootings um die Welt, wenn Brands wie Puma, Breitling, Hublot oder Stars wie Adriana Lima oder Cara Delevingne ihre Hilfe brauchen. Für FACES hat Juanita Romero unser aktuelles Cover fotografiert und dazu das Editorial „An Tagen wie diesen“ realisiert (Seite 38). 10

Januar / Februar 2021



1 Alessandro, „Urban Denim“, Nagellack mit kurze Trocknungszeit, ca. 15.– (bei Douglas) 2 Serge Lutens, „Ambre Sultan“, arabischer Duft. 50 ml, ca. 130.– 3 Aromatherapy Associates, „Revive Body Brush“, Körperbürste aus weichen Borsten, ca. 34.– 4 Charlotte Tilbury, Luxury Palette in „The Rebel“, Lidschatten-Palette, ca. 58.– 5 Act+Acre, „Moisture Balancing Conditioner“, Conditioner, frei von Silikonen, Parabenen, Sulfaten und Gluten. 296 ml, ca. 25.– 6 Artdeco, „Eye Designer Applicator“, gefederter Applikator, ca. 19.– 7 Lavera, Eyebrow Styling Gel in „Hazel Blonde“, Augenbrauen-Gel, ca. 7.– 8 Isabel Marant, „Rica Belt“, verzierter Ledergürtel, ca. 248.– 9 Fine, Creme-Deodorant in „Vetiver Geranium“, mit holzig-herbem Duft. 50 g, ca. 44.– 10 Nuxe, „Honey Lipbalm“, HonigLippenbalsam. 15 ml, ca. 16.– (bei Manor) 11 ILIA Beauty, „Liquid Light - Astrid“, Serum-Highlighter in Roségold, ca. 48.– (curantus.de)

NOCH SCHÖNER

Raw

Im schnellen Galopp treibt sie ihr Pferd über die schneebedeckten Hügel. Der Atem kristallisiert in der eisigen Luft, das lange Haar vom Winde verweht und die Wangen schon ganz gerötet vor Kälte: Dank sorgfältiger Vorbereitung vor dem Ausritt spürt sie davon kaum etwas. Pflegender Haarconditioner, fixierendes Augenbrauengel und reparierender Lippenbalsam schützen sie selbst in den windigsten Höhen und lassen sie selbstbewusst auf den steilen Hang des mächtigen Berges zusteuern. Der frisch gefallene Schnee knirscht unter den schweren Hufen des Pferdes und durchbricht die dumpfe Stille der noch unberührten Strecke. Oben angelangt, schwingt sie sich lässig vom Sattel und lässt ihren Blick voller Sehnsucht über die verschneite Winterlandschaft schweifen.

Hailee Steinfeld steht der Look der ungezähmten Reiterin.

12

1

Mit viel Kajal und Mascara schickt Max Mara seine Models auf den Laufsteg.

6 Buschige Brauen und wildes Haar bei Palm Angels.

2

3

5 4 11

9

7 8

10 Januar / Februar 2021


ANZEIGE Mehr denn je schätzen wir die gemeinsame Zeit mit unseren Liebsten. Das Fest der Liebe bietet den perfekten Anlass, sie mit einer besonderen Aufmerksamkeit zu überraschen. Entdecke persönliche Geschenkideen aus der neuen Pandora Weihnachtskollektion!

Momente

Für glanzvolle

STYLING-TIPP

Unsere Ringe lassen sich wunderbar kombinieren. Ringe ab CHF 59.–

FUNKELN IM SET Glitzernde Eisblumen erinnern an die ersten Schneeflocken, die in dieser kalten Jahreszeit vom Himmel fallen. Ob an der Kette oder an den Ohren, es gibt viele Wege zu funkeln. Set für CHF 125.–*

Verschenke wunderschöne Pandora Charms in schimmernden Blautönen aus Pandora Rose oder Sterling-Silber und individualisiere Dein Geschenk. Charms ab CHF 59.– Armband mit T-Verschluss CHF 89.– *Enthält eine Kette (399230C01-45) und ein Paar Ohrringe (299239C01) in Sterling-Silber. Keine freie Auswahl innerhalb des Preissegments. Angebot ist nicht mit anderen Aktionen oder Rabatten kombinierbar. Gültig vom 29. Oktober 2020 bis 06. Januar 2021. Solange der Vorrat reicht.

Shop anytime on pandora.net

© 2020 Pandora Schweiz AG | Brenden 39 | 9050 Appenzell

WINTERLICHE ELEGANZ


D A S G E F Ä L LT U N S A N I H R

2

Barock’n’roll Eine Zeit, in der alles märchenhaft erscheint: Mit schimmerndem Brokat-Stoff und Schuhen, die wir aus Aschenputtel kennen, verzaubert sie den ganzen Ballsaal. Sie gleitet mit einer Eleganz die Stufen hinunter, dass man meinen könnte, sie schwebe. Ihre Haare sind zu einem aufwändigen Zopf geflochten und mit Perlen und Diamanten verziert. Nur eine einzelne Haarsträhne fällt ihr ins Gesicht. Diese streicht sie mit ihrer mit Ringen verzierten Hand hinter ihr Ohr. Als sie unten ankommt, beginnt die klassische Musik, und vereinzelte Gäste begeben sich auf die Tanzfläche. Bevor sie es ihnen gleich tut, richtet sie ihren edlen Mundschutz und desinfiziert gründlich die Hände. Mit genügend Abstand und einer Prise Selbstverantwortung kann der Maskenball beginnen!

1

3

4 5

6

7

Claire Foy mimt im Netflix-Hit „The Crown“ die britische Königin Elisabeth II.

Paco Rabanne

8

Zimmermann

9

10 11 14

1 Atelier Swarovski, „Penélope Cruz Icons of Film Pearl“, vergoldete Ohrringe mit Kristallperle, ca. 299.– 2 Moschino, doppelreihiger Blazer aus Viskose, ca. 1'177.– 3 Radà, Halskette mit Schmuckanhänger aus Messing metall mit antikem Gold-Finish, ristall-Straßsteinen, Glassteinen und natürliche, echte Süßwasserperlen, ca. 224.– 4 Alice+Olivia, „Gloriane“, Skinny-Hose aus Polyester, ca. 351.– 5 Thomas Sabo, Ring aus 925 Sterlingsilber mit Gelbgold-Vergoldung, ca. 155.– 6 Cartier, „Mini Baignoire“, Uhr aus 18ktRoségold mit 42 Diamanten, ca. 17'600.– 7 Ganni, Kragen aus Baumwolle-Poplin, ca. 59.– 8 Etro, Bluse aus laminierter Seide, ca. 1'074.– 9 Vanina, Mini-Tasche mit Perlen aus Kunstharz, ca. 326.– 10 Ebba, Haarreif aus Polyester, ca. 14.– 11 Sophia Webster, „Ritzy“, Mules aus Leder, ca. 497.–

Januar / Februar 2021



D A S G E F Ä L LT U N S A N I H M

Rocketman Seine Beine sind träge, und sein Atem ist schwer. Nur noch wenige Schritte trennen ihn vom Ziel. Der Wind kennt kein Erbarmen – ohne seine Mütze wären seine Ohren vermutlich längst eingefroren. Angestrengt blickt er durch die Skibrille und sucht nach dem Ende. Seine Boots und die wasserdichte Hose ermöglichen ihm, sich durch die weiße Masse zu kämpfen. Ein Sonnenstrahl durchbricht die dichte Wolkendecke und schenkt ihm ein wenig Licht. Jetzt sieht er sie ganz klar: die Spitze. Mit letzter Kraft robbt er auf sein Ziel zu, bis er über den Wolken steht. Den schweren Rucksack wirft er zu Boden, öffnet ihn mit seinen von Handschuhen geschützten Händen und kramt drauflos. Voller Ehrfurcht steckt er sie in den Boden: Die Flagge tanzt im Wind, und er hat es tatsächlich geschafft.

1

Giorgio Armani

Craig Green

2

3 9 4 Zum ersten Mal in der Geschichte reisen private Astronauten auf die ISS: die Crew Dragon von Elon Musks SpaceX.

8

5 6

7 16

1 Casio, „G-Shock“, Analoguhr aus Resin, ca. 198.– 2 Moncler, Strickmütze mit Logo-Patch aus Schurwolle, ca. 364.– 3 Toni Sailer, „Dane“, Handschuhe aus Leder und Polyester, ca. 193.– 4 Casablanca, halbhohe Hose mit geradem Bein aus Schurwolle, ca. 602.– 5 Rick Owens Drkshdw, Stiefel mit Plateausohle aus Leder, ca. 543.– 6 Giorgio Armani, „Neve“, Rucksack aus Nylon, ca. 1'890.– 7 Spektrum, „Sylarna“, Schutzbrille aus Kunststoff mit photochromatischen Scheiben, ca. 269.– 8 Burberry, rekonstruierte Sportjacke aus Polyamid, Polyurethan und Silikon, ca. 3'190.– 9 Nero Tie Style, „Nasa“, Socken aus Baumwolle, ca. 2.–

Januar / Februar 2021



PIK PRINT IS KING Text: Marina Warth

Frei Schnauze Braucht es Comedians, um sich den Bauch zu halten? Eigentlich nicht. Joab Nist sammelt für seinen Blog www.notesofberlin.com nämlich all jene Notizen und Zettel, Sprüche und Anweisungen, die er 18

oder seine Followers so auf Berlins Straßen finden. Und die sind mindestens so lustig wie die Programme von Dave Chappelle, Ricky Gervais und Chris Rock gemeinsam. Vielleicht,

weil die deutsche Sprache einfach so viele Möglichkeiten bietet, dank anders gesetzter Kommata oder falsch geschriebener Wörter Spaß zu kreieren. Oder weil konservativer Stunk einfach lustig ist.

So bringen Flugblätter, Hinweise oder Notizen an die Nachbarn monatlich Nists Community zum Schmunzeln. Rund 50'000 Zettelchen hat Joab Nist zusammengetragen – die besten davon finden sich

nun im eigenen Buch. Joab Nist & Oliver Seltmann, „Notes of Berlin. Das Buch.“, Seltmann Publishers, gebunden, 176 Seiten, ca. 19.– (www. seltmannpublishers.com) Januar / Februar 2021


Lebenslanger Rabatt:

58% bei Neuabschluss von Wingo Swiss*

Auf mobilezone.ch oder in 120 mobilezone Shops *Gültig vom 01.12. bis 19.12.2020 bei Neuabschluss von Wingo Swiss (CHF 24.–/Mt. statt 58.-/Mt.) für 24 Monate. Der Rabatt von CHF 24.– wird monatlich auf der Rechnung gutgeschrieben. Alle Details auf mobilezone.ch.

WIN GO SWI SS


Besuch wert, befindet sich die Caffè Bar Sattler, Die beste Pizza Berns gibt’s in der deren SandPizzeria da Nino. wiches der optimale Start einer abendlichen Bar-Tour sind. Ob Sommer oder Winter: Auf dem Vorplatz der Turnhalle ist immer was los. Die Sprossenwand erinnert an die Vergangenheit, die Ateliers zahlreicher Kreativer an die Gegenwart, in der die ehemalige Turnhalle zum Kulturzentrum Progr gehört. Den Abend lässt man bei einem Glas Hochprozentigem im Kornhauskeller ausklingen.

SHORT TRIP Text: Marina Warth

JETZT SIND WIR IN...

Bern Lange im Schatten von Zürich, Genf und Co. erkämpft sich Bern gerade einen Platz ganz vorne an der Sonne. Die Schweizer Hauptstadt ist unaufgeregt charmant und braucht keinen Hipster-Sticker, um sich gegen andere Metropolen zu beweisen. Klein und süß, überschaubar und doch überraschend, erfrischend einfach wie ein Glas Apfelsaft und dennoch so aufregend wie ein doppelter Espresso: Das ist Bern. Höchstens für Stockholm würde Ilaria Longo ihre Heimat verlassen, deren Anblick vom Gurten am allerschönsten ist. Dies ein Tipp, den sie uns diesen Monat gibt, weitere folgen auf dieser Seite. 20

Bern: ruhig und gemütlich.

Shopping

Das Quartier Länggass. Schöne Blumen von Melanie JeanRichard.

Bei Affspace gibt’s was zu sehen.

Wohnen

Hostels sind keineswegs Billig-Unterkünfte für saufende Großgruppen. Die minimalstisch eingerichtete Jugendherberge Bern verfügt nämlich auch über Zimmer für zwei und liegt direkt an der Aare. Im Quartier Länggass findet sich das Casita, Berns kleinstes Hotel mit hübscher Terrasse und tollen Designermöbeln. Wer lieber sein eigenes Reich will, der steigt in den möblierten Wohnungen von Visionapartments ab.

Essen

Bern ist nicht New York, und so konzentriert sich Little Italy in der Schweizer Hauptstadt

nicht auf ein Viertel, sondern in einem Restaurant. In der Pizzeria da Nino schwingen italienische Pizzaioli den Teig und belegen diesen mit Mascarpone, Speck oder Trüffel-Creme, zu dem man ein Moretti oder ein Berner Bier genießt. Im Apfelgold schlemmt man leckere Kuchen, genießt eine Tasse Kaffee und schmökert im caféeigenen Bücherregal. Wer abseits von Cappuccino und Co. mal was Neues ausprobieren will, der holt sich eine der Kreationen der Baristas des Jusq’a. Neben der ersten Filiale der Gelateria di Berna, ihrerseits kein Geheimtipp, aber jederzeit einen

Die Berner haben Stil – das merkt man am Angebot des SecondhandShops The New New, wo Teile von Acne, Cos oder &other Stories auf neue Besitzer warten. Maison Clomes hat online begonnen – und seit diesem Jahr auch ein eigenes Geschäft mit Kleidung, Schmuck, Beauty oder InterieurTeilen in der Berner Altstadt. Eine Vase von Linck steht auf jedem Berner Wunschzettel. Shop und Studio sind neu im Berner Marzili-Quartier zu finden, wo Besucher die saisonalen Ausstellungen bewundern. Im Geschäft von Melanie JeanRichard an der Münstergasse werden Blumen zu Kunst, von der man hofft, sie möge für immer bleiben. Bei Lola tun wir was für die Umwelt und kaufen BioProdukte ohne Verpackung. Der neue Ableger im Mattenhof-Quartier lockt zusätzlich mit den schönen Trockenblumen von Mira.

Entertainment Keine Ahnung von

Architektur? Macht nichts, der Affspace bringt zeitgenössische Architektur auch denen nahe, die mit den Schlagwörtern Bauhaus oder Gothik nichts anfangen können. Bis zum 28. Januar gibt’s zudem Fotografien aus dem Buchprojekt „A PostGlobalized Style Book“ zu sehen, einer Zusammenarbeit zwischen Modedesignerin Sandra Lemp und Grafikdesigner Jörg Kühni.

Quartiere

Im Uni-Quartier Länggass gibt’s die coolsten Cafés, im Breitenrain die besten Bars und Restaurants und rund um die Brauerei Barbière die schönsten Spots, um das heimisch Gebraute zu genießen.

Must do

Spazieren! Im Herbst auf dem Gurten zwischen den verfärbten Laubbäumen, im Winter in der Altstadt unter den Lauben und sowieso samstags über den Markt an der Münstergasse.

Events

Paul Klee. Rebell und Genießer 15.01. bis 30.05. Wenn es draußen kalt ist und stürmt, genießen wir drinnen Kunst und Kultur.

Ilaria Longo

ist Projekteiterin Kommunikation & Förderung, Berner Design Stiftung. liebt Vermicelles. hasst Sexismus.

Alle Adressen gibt’s auf faces.ch Januar / Februar 2021


«WIR FREUEN UNS AUF SIE!» waldhaus-flims.ch


GG GUTE GRÜNDE…

...für und gegen Kaffee

Text: Marco Rüegg

FÜR

GEGEN

1.

1.

Allein das Aroma in der Küche, wenn die Bialetti auf dem Herd blubbert! Und wenn Amore in Morgenrock und hocherotischer Gestik das behutsam abgetragene Schäumchen vom Löffel lutscht – da schmelzen wir dahin wie der Zucker in der Tasse.

Mundgeruch. Morgendliche Kaffeeküsse schmecken, als würde man ein Jauchefass auslecken.

2.

Starbucks’ wucherpreisige Milchsuppen und ziemlich alles, was Autobahnraststätten, Bahnhofbuffets oder Pausenautomaten ausschenken.

2.

Die Killerszene, wenn Iggy Pop in der ZombieSplattersatire „The Dead don’t Die“ ein Diner überfällt (neben etlichen anderen Jim-JarmuschMomenten).

3.

Kapseln! Da kann Clooney noch so charmant croonern. Sowie der TrashTerror mit Tonnen von To-Go-Bechern, in denen die pendelnde Working Class ihren vormittäglichen Treibstoff transportiert.

3.

Jeder Barista dies- und jenseits des Stiefels, der an seinem Tresen EspressoItalianità kultiviert.

4.

Die Bohnen dafür stammen nicht aus dem Hinterhof. Sondern meist aus Brasilien, wo Bolsonaros Spezis den Urwald abschlachten und die BilliglohnPlantagenarbeiter ausbeuten.

4.

Um das Heft, in dem Sie blättern, zu konzipieren, texten, layouten... Wir würden dreimal so lange brauchen ohne Koffein!

5.

Überhaupt, versiegt das schwarze Gold, müsste die Zivilisation mindestens einen Gang zurückschalten. Ob das schlimm wäre, ist eine andere Frage... 22

5.

Schwarz, mit oder ohne Zucker, Hafer-, Mandel- oder gar laktosefreie Milch oder doch die 0815-Variante?

Die Ernte landet beispielsweise in Finnland, Spitzenreiter punkto Pro-Kopf-Konsum, 16 CO2-intensive Flugstunden entfernt. Januar / Februar 2021


A true renaissance woman. Jesse Smith, Tochter

Forever the queen of cool. Michael Stipe, R.E.M.

I love her. We were at a very small party on a boat, and I totally fanned out. I told her that I loved her, and wasn’t cool at all.

PATTI SMITH

Emily Ratajkowski

She tells great jokes and has a great capacity to charm an audience. Geoff Dyer

The high priestess of punk-poetry. Rock & Roll Hall of Fame

Patti Smith isn’t like the rest of us. Jaan Uhelszki

Patti Smith is a huge icon of mine. I love her tomboy aesthetic. Even now, in her old age, she still rocks flats and wears things that are quite brave with long grey hair. Alexa Chung

Patti is fierce, authentic, complex. She is a poet, in everything she does. Lynn Goldsmith

I quickly realized that Patti was somebody very special. Steven Sebring

Dearest Patti, you are my drug of choice. Bono

Blondie haben Patti immer geliebt. Debbie Harry

My icon is Patti Smith, so the more rips, the more punk, the more comfortable I feel.

6,42 Kilogramm geballte Power Queen of Cool oder Godmother of Punk, egal, wie man Patti Smith auch betitelt, die über 70-Jährige bleibt die coolste Socke, die der New Yorker Untergrund hervorgebracht hat. Lynn Goldsmith, Fotografin und Smith-Freundin, dokumentiert die Karriere der Punk-Legende mittels Hunderter unveröffentlichter Fotos. Lynn Goldsmith, „Patti Smith. Before Easter After“, Hardcover in einer Schlagkassette, XL-Edition von 1’300 Exemplaren, 6,42 kg, 296 Seiten, Taschen, ca. 800.–

Troian Bellisario

I love a lot of the New York bands, but Patti Smith stands out. James Iha

I was pretty taken with Patti Smith, she was my heroine. Gavin Rossdale

A lot of girls have started since Patti’s started, but Patti’s still the best. Bob Dylan

She was walking the street aimlessly, feeling depressed, and when she realized that she was near my studio, she called to ask if it was fine to come up. It felt natural to take her picture. Annie Leibovitz

She was so kind and sweet. She has this luminous beauty. She’s like an angel, and she took my hand and I just felt so shy. It was magical. Florence Welch

23


HVH

EMMA CORRIN

N I K I TA D R A G U N

Real fantasy Text: Marina Warth

Selbst Barbie erblasst beim Face-to-FaceBattle mit Nikita Dragun, deren Highlighter stärker strahlt als ihr eigenes Zahnpasta-Lächeln. Dass sie auch anders kann, ungeschminkt und mit Bart, macht die YouTuberin doppelt sympathisch.

© P I C T U R E A L L I A N C E / D PA / H U B E R T B O E S L

Okay, im Vergleich zu Beauty-Queen Kylie Jenner mit 200 Millionen Instagram-Followern sind deren 8.6 Millionen fast schon Peanuts. Nikita Dragun hat also noch AufholPotential. Wobei: In Sachen Authentizität könnte sich der Jenner-Sprössling

She can! „The Crown“ rückt der royalen Gegenwart näher, die Frage brennt wie Habanero-Chili unter den Nägeln der Community: Wer spielt Lady Di? Die Antwort ist eine mittlere Sensation – und der Auftritt von Emma Corrin erst recht. Alle Höschen in diese Kiste, BHs in jene, dorthin die Boxershorts… Im Frühjahr 2018 füllt Emma Corrin für einen Retailer in London Unterwäsche in Kartonboxen. Ein Jahr zuvor gab sie ihr Filmdebüt, eine nationale Kleinproduktion. Und jetzt plötzlich: Leadrolle in der Netflix-Riesenkiste „The Crown“, welche die Historie der britischen Königsfamilie aufrollt. Der abrupte Sprung ins 24

Rampenlicht passt zu ihrer Figur: Diana Spencer, wie sie im Schnellgang von der Mittelklasse-Misses zur Königin der Herzen mutiert. Nur: Kann die Corrin das? Eine 25-jährige Newcomerin, kaum drei Jahre im Geschäft und an Erfahrung – das Epix-BatmanPrequel „Pennyworth“ steht einsam im Palmarès – ordentlich schmal auf der zierlichen Brust? Sie kann. Mit Ausrufezeichen. Schon die ersten Folgen der

vierten Staffel pulverisieren sämtliche Zweifel und rechtfertigen, warum Corrin beim Casting vom Fleck weg den Zuschlag erhält. Allein die äußerliche Ähnlichkeit, doch vor allem überzeugt die Authentizität, mit der die Südengländerin Dianas Zerrissenheit mimt, das Auf und Ab, den Betrug, das Familienglück, Depressionen, Essstörungen, Triumphzüge, Intrigen und Schlamm-

schlachten. Dafür geht Corrin selbst an die Grenze: Bei Dreharbeiten in Spanien landet die Asthmatikerin im Spital, Sauerstoffmangel nach einer Poolszene im kalten Wasser. Da in der fünften „Crown“-Staffel dann die ältere Elizabeth Debicki den Diana-Part übernimmt, ist Corrins frei für neue Herausforderungen. Dass diese im Verpacken von Unterhosen bestehen, ist eher unwahrscheinlich.

©PICTURE ALLIANCE / PHOTOSHOT

Text: Marco Rüegg


Januar / Februar 2021

KRISTEN WELKER

Die mit dem Tornado tanzt Vor ihr kuscht sogar Donald Trump: Kristen Welker ist NBCs Frau an der Front in Washington. Massen von TV-Zuschauern schätzen die differenzierte Haltung der dunkelhäutigen Lady im Weißen Haus – wo der Sender ja gerade öfters hinschaltet. Text: Marco Rüegg

Pandemie, Präsidentschaftswahlen – ein aufbrausender Herbst fegt über die US-Medienlandschaft. Kristen Welker, für Millionen Amerikaner quasi der Anker im publizistischen Sturm, erinnert er daran, wie sie als Kind in den Nachrichten Hurricanes sah, und wie Daddy zu ihr sagte: „Wenn du Journalistin werden willst, musst du genau da hin: ins Auge des Sturms.“ Missstände aufdecken ist Leitmotiv der 44-jährigen Woman

of Color, die bereits als Knirps für die Schülerzeitung textet. Ihre Eltern heiraten 1967, Mischehen sind da in den USA erst seit drei Jahren legal. Als Welkers Hometown Philadelphia aber im September im Rahmen der Rassenunruhen in Flammen aufgeht, schaut sie aus der Ferne zu. Aus Washington D.C., wo sie für NBC als Korrespondentin berichtet. Seit bald einer Dekade, sie begleitete den ObamaTross, die Kampagne Hillary Clinton, gewann

kürzlich den Journalistenpreis der Washington Women in Journalism. Am 22. Oktober 2020 nun der Ritterschlag: Die HarvardAbsolventin (Master in Geschichte) moderiert als erst zweite Afro-Amerikanerin überhaupt die finale TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten. Donald Trump ist Joe Biden in der vorangegangenen übers Maul gefahren wie ein Bulldozer mit defektem Autopilot, doch Welker behält das Steuer in der Hand. Im Anschluss

zollen ihr Anhänger beider Kandidaten öffentlich Tribut. Welchen Stellenwert der Job in ihrem Leben einnimmt, zeigt folgende Episode: Beim zweiten Date mit Marketingdirektor John Hughes (das erste Rendezvous hatten Freunde arrangiert) lässt sie ihn wegen einer Breaking News stundenlang hängen. Endlich angekommen, übergibt er ihr ein während der Wartezeit kreiertes White-HouseKreuzworträtsel. Das Paar ist seit 2017 verheiratet.

©PICTURE ALLIANCE / KEVIN DIETSCH / POOL VIA CNP / MEDIA PUNCH

eine ordentliche Scheibe abschneiden von der belgischen YouTuberin. Drei Millionen Klicks zählt Draguns Coming-out, als sie sich 2015 öffentlich als Transgender outet. Tränen rollen dabei über das perfekt geschminkte Gesicht – Mascara und Eyeliner wasserfest, schließlich läuft ja die Kamera. Nikita wird als Nicholas in Belgien geboren, die Mutter Mexikanerin, der Vater Vietnamese. Schminkt sich Mama im Bad, schaut der Kleine fasziniert dabei zu, wie Pinsel und Puder Mutters Gesicht berühren und aus der unscheinbaren Frau das Selbstbewusstsein rauskitzeln. Dann der Umzug, das Ziel: Virginia, USA. Hier besucht Nicholas das College, besorgt sich einen gefälschten Ausweis und nennt sich fortan Nicole. Doch da ist immer noch das Haar und anderes, was ihren Körper zur Zwangsjacke macht. Schminke hilft, sie gibt Kontrolle und Zuflucht. Sie schafft die Person, die Nicole sein will: Nikita. Und die lacht ihr plötzlich vom Screen in der Uni entgegen, als sie in L.A. BWL studiert und Kommilitonen das Thema Influencer behandeln. Sie sitzt da, in der hinteren Reihe, ohne Make-up und mit Pferdeschwanz. „Das war mein Hannah-Montana-Moment!“ Nie macht sie einen Hehl um ihre Vergangenheit, zeigt auf YouTube ihre Geschlechtsumwandlung, ihre Silikonbrüste, die in Bandagen gelegte Nase. Sie will ein Vorbild sein für Transmenschen und für alle, die anders sind. Als Model verdient sie gut, WerbeDeals spülen Zaster in die Kasse, aber Nikita Dragun greift höher. 2019 lanciert sie Dragun Beauty, ihre eigene Kosmetiklinie. Und die läuft so gut, dass sich der Jenners bestes Pferd mit ihrer KylieBeauty wohl gehörig in Acht nehmen sollte.

25


©PICTURE ALLIANCE / PHOTOSHOT

LEE PERRY

Crazy as fuck Dass hinter der Visage dieses bekifften Alten tatsächlich der Mann steckt, dem Bob Marley und Paul McCartney ihre größten Platten zu verdanken haben, mutet fast so irre an wie das Goldzahn-Lachen Lee Perrys. Text: Marina Warth

Viele Genies sind dem Wahnsinn verfallen. Van Gogh zum Beispiel oder Nietzsche, John Nash oder Elon Musk – und Lee Perry, ohne dessen Zutun die heutige Musik eine andere wäre. Perry wird in Jamaika groß, jobbt als Kid als Dominospieler, Tänzer und Hilfsarbeiter, spart jeden Batzen, den er kriegt, denn wie jeder seiner Landsleute träumt er den großen Traum von der Musik. Und er schafft’s, gründet seine Black Ark, ein Studio, 26

mindestens so legendär wie Warhols Factory und so sagenumwoben wie die Büros von Google. Die Arche wird zum Reggae-Mekka: Bob Marley schaut auf einen Schwatz vorbei, zieht an Perrys Joint, singt und lässt Lee Perry seine Arbeit tun. Der ist weit mehr als ein Produzent. Das Mischpult ist seine Leinwand, bunt und anders und neu, sodass man ihn bald den „Salvador Dalì des Dub“ nennt. Dub, psychedelisches

Gedudel, eine Kombination von Tönen und Klängen, eine Collage aus Melodien, Stimmen und Echos, die den Grundstein legt für jeden, der sich heute an elektronischer Musik versucht. Für diese Leistung kriegt Perry den Grammy, ein Umstand, den keiner für möglich hält, der den Jamaikaner wahrhaftig trifft. Gegen böse Dämonen bindet er sich madendurchfressenes Fleisch auf den Kopf, betet zu Bananen oder verbreitet die Kunde, zur

Errettung der Erde vom Planeten Sirius gekommen zu sein. In Jamaika stört das keinen, in der alten Heimat ist er ein Star. In der neuen? Ein Verrückter. Denn heute lebt der 84-Jährige im Schweizerischen Einsiedeln. Krasser ginge der Kontrast nicht, wenn Perry goldbezahnt mit rot gefärbtem Haar und in buntester Kleidung durch die gepflasterte Altstadt zieht. Vieles in seinem Leben mutet an wie ein schlechter Witz – auch dass nach der Black

Ark ebenfalls Perrys Schweizer Atelier in Flammen aufgeht. Doch wie kommt ein bunter Vogel wie er überhaupt an einen Ort, an dem selbst für verrückt gehalten wird, wer im Dorfbus laut telefoniert? Die Antwort passt zu diesem Märchen, in dem jede Szene erneut für Staunen sorgt: Der Grund ist die Liebe zu einer ehemaligen Zürcher Domina. Weniger exzentrisch wäre für Perry auch zu vorhersehbar gewesen.

Januar / Februar 2021


E S TA N I S L A O F E R N Á N D E Z

ALDON SMITH

Rainbow Warrior

All-in-Aldon

Text: Marco Rüegg

die Community feiert auf virtuellen Dancefloors, wo Dyhzy regelmäßig DJ-Sets streamt. Selbstverständlich in Vollmontur. Andererseits: Seit einem Jahr präsidiert Estanislaos Papa Alberto Fernández das Land, das 2010 als erstes in Südamerika die Homo-Ehe legalisierte. Der Staatschef steht eisern hinter seinem Sohn – während schon im Wahlkampf rechte Hater Estanislaos Profile torpedieren und nebenan in Brasilien ein Macho der erzkonservativen Schule den Regenwald abholzt. Das birgt Konfliktpotential. Tatsächlich zettelt Bolsonaro-Sprössling Eduardo jüngst einen Twitter-Krieg mit Dyhzy an, kommentiert den Auftritt als Porno-Pokémon mit einem Selbstportrait im Rambo-Style, inklusive Maschinengewehr. Der Konter aus Buenos Aires: rotes Herzchen und Regenbogen-Emoji. ©_DYHZY

Wir achten darauf, dass sich in unseren Heldengeschichten Weiblein und Männlein die Waage halten, zumal quantitativ. In diesem Fall wird es komplizierter: Geschlechtertechnisches Schubladendenken findet im Kosmos von Dyhzy nicht statt: Strapse, Superhelden-Kostüme, StringBikinis, Masken, Muskeln, Make-up – Stereotypen verschmieren wie Eyeliner im Sommerregen. Im bürgerlichen Leben stinknormaler Versicherungsberater frönt Argentiniens Drag-Prince Estanislao Fernández unter seinem Pseudonym dem Crossdressing, dem Cosplay und dem Einsatz für die Rechte der LGBTQ-Szene. Aktuell explodieren die Follower-Zahlen des 25-jährigen Grafikstudenten. Das liegt einerseits daran, dass wegen SARSCoV-2 die argentinischen Cabarets zwangspausieren,

Januar / Februar 2021

© P I C T U R E A L L I A N C E / C O N T R A C O S TA T I M E S / K A R L M O N D O N

Joe Biden bringt Schäferhunde nach Washington, Argentiniens Staatschef dagegen zählt einen Paradiesvogel zur Familie: Sohn Estanislao Fernández, DragIkone, Gallionsfigur der LGBTQ-Bewegung – und Zielscheibe des Patriarchats.

Text: Marco Rüegg

Am Pokertisch des Lebens kriegt ab und zu jemand die Arschkarte. Manche trumpfen am Ende dennoch auf. NFL-Profi Aldon Smith steht ein halbes Jahrzehnt im Abseits und kehrt schließlich zurück, als ihn keiner mehr auf der Karte hat. Und wie. Im März 2020 wettet niemand einen Cent auf Aldon Smith. Fast fünf Jahre hat das einst hoch gehandelte FootballTalent keinen Fuß auf einen NFL-Rasen gesetzt. Dann unterschreibt der 31-Jährige bei den Dallas Cowboys einen Proof-itContract. Sprich, alles oder nichts, ohne Leistung kein Lohn. Und wer rechnet schon ernsthaft damit, dass Smith noch einmal einschlägt? Klar: 2011, in seiner ersten Saison in San Francisco, stellt der flinke Defenseman Bestmarken auf, in der zweiten erreicht er mit den Kaliforniern den

Super Bowl. Aber bald wendet das Blatt: Unfall mit Schnaps und Cannabis intus, ein erster Entzug. Kaum zurück, suspendiert ihn die Liga wegen Alkoholmissbrauchs. Danach abermals ein Unfall im Suff, diesmal plus Fahrerflucht. San Francisco schiebt sein schwarzes Schaf ab, über die Bay nach Oakland. Nach läppischen neun Partien die erneute Sperre, Grund: häusliche Gewalt. Zu viel, selbst fürs Bad-Boy-Team der Raiders. Game over, arbeitslos, die Karriere in Trümmern, Absturz komplett. Smith sitzt 90 Tage im Knast, verbringt

Nächte unter Autos, bis zur erneuten Verhaftung wegen DUI. Im Rahmen eines Sozialprogramms trainiert er mit ausrangierten GIs. Da endlich geht ihm auf, wie leichtfertig er seine Chance verspielt. Smith schuftet aufs Comeback hin, gambelt im Frühling den Deal mit den Cowboys aus. Und siehe da: Reihenweise nagelt die Nummer 58 die Quarterbacks auf die Matte. Er sprüht vor Aggressivität, hat zehn Kilo an Masse zugelegt, dazu die mentale Stärke. Smith ist einer der Gewinner der Saison – lange, bevor diese überhaupt zu Ende ist. 27


EOI

ERIK SCHOLZ

Strolch

EYES ON INFLUENCERS

© T O N YA M AT Y U

MARIA ASTOR AKA MASHA SEDGWICK

Sweet Smile @masha Aus Berlin schmettert Maria Astor aka Masha Sedgwick ihre Sprüche in die weite Welt. Die Influencerin hält ihre Followers mit ihrem Podcast auf dem Laufenden, in dem sie von Barfußschuhen bis deutschem Brot über alles spricht, was sie gerade bewegt. Hat sie Zeit, erfreut sie sich süßer Tiervideos oder backt Blumenkohl, zwei Dinge, nach denen sie mindestens so süchtig ist wie ihre Followers nach ihrem nächsten Post. Was beschäftigt dich gerade am meisten? Der perfekte Zeitpunkt zum Kinderkriegen. Ich 28

weiß, den gibt es nicht, deswegen beschäftigt er mich so, denn natürlich versuche ich ihn trotzdem zu finden. Was magst du nicht? Spülen. Selbst die Spülmaschine auszuräumen empfinde ich als große Belastung. Und toxische Männlichkeit. Die ist sogar noch nerviger. Wie lange feilst du an einem Foto, bevor du es auf Instagram veröffentlichst? Ewig. Jedenfalls länger als die meisten, leider. Ich bin da einfach zu perfektionistisch, denn allein die Produktion ist schon enorm aufwändig bei mir. In welchen Momenten wünschst du dir mehr

Anonymität? In der Sauna. Aber gut, dass man dort jetzt auch Maske tragen muss. Da ist die Chance kleiner, dass jemand in die DMs slidet, um mir mitzuteilen, mich im Vabali gesehen zu haben. Wen stalkst du selbst auf Instagram? Qmike, weil er optisch echt coole Sachen macht, und DariaDaria folge ich gerne, weil sie mir einen Lebensstil zeigt, von dem ich vieles lernen kann. Was sammelst du? Handyfotos, allerdings eher unfreiwillig, weil ich es nie schaffe, mein Handy mal vernünftig auszumisten, und viel zu viele Fotos und Videos mache. Und peinlich, aber diese klassischen Urlaubsmagneten, die mich als echten Touri ausweisen, aber für mich sind das kleine Erinnerungen an schöne Orte und Momente (neben den 100'000 Handyfotos). Welches Erlebnis wirst du nie vergessen? Das erste Mal, als ich nach Berlin gekommen bin. Da war ich ein Teenager und habe mich schlagartig in die Stadt verliebt, weil ich mich das erste Mal wirklich frei gefühlt habe. Da wusste ich: Hier will ich bleiben. Was wünschst du dir? Eine gleichberechtigte und aufgeklärte Gesellschaft, in der jeder die Freiheit genießt, sein Leben nach eigenem Wunsch zu gestalten, ohne dabei die Freiheit anderer zu beschneiden.

„In Berlin habe ich mich das erste Mal frei gefühlt.“

@erik Aus seiner Komfortzone auszubrechen ist sowas wie Eriks liebstes Hobby. Das tut er besonders gerne mit Reisen, wobei es für den Content Creator und Online-Shop-Besitzer nichts Schöneres gibt, als mit seinen Freunden einen Abend auf dem Land zu verbringen. Du kannst einen Tag lang jemand anderes sein, wer wärst du? Das ist eine super schwierige Frage – es gibt so viele inspirierende Menschen auf der Welt. Ich denke, ich würde gerne wissen, wie es wäre, wenn man für einen Tag mal Anna Wintour sein könnte. Was ist immer an deiner Seite? An meiner Seite ist definitiv immer mein iPhone, ohne welches wirklich gar nichts geht.

Weiterhin ist meine Brille immer mit am Start, ohne die bin ich schlicht weg blind. (lacht) Worauf bist du besonders stolz? Ich bin wahnsinnig stolz darauf, dass ich mit 22 Jahren schon einiges von der Welt sehen konnte. Das hätte ich mir mit 18 Jahren, kurz nach meinem Abitur, nie vorstellen können. Die Freiheit zu haben, überall hinzureisen, ist für mich das Größte. Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Ich würde die richtigen Werte wie Gleichberechtigung für alle Individuen mehr in den Vordergrund rücken und die Menschen auf die noch stattfindenden Missstände aufmerksam machen. Welches Erlebnis wirst du nie vergessen? Wahrscheinlich, als Januar / Februar 2021


LARISSA JEANNE WERNER

ich 2016 mein Abitur bestanden habe, vor allem, weil ich in Mathe wirklich wahnsinnig schlecht war. Was sollen die Menschen über dich sagen? Mir ist es wahnsinnig wichtig, dass ich ein guter Freund, Sohn und Partner war – wenn das über mich gesagt wird, bin ich zufrieden. Was wünschst du dir? Nach einigen Rückschlägen auf familiärer Ebene wünsche ich mir einfach, dass die mir liebsten Menschen gesund bleiben.

„Ohne Brille bin ich blind.“

„Coco Chanel hat die Modewelt geprägt wie keine andere.“

Blessed @iamlarissajeanne Eifersüchtige Menschen bringen Larissa Jeanne Werner auf die Palme. Zurzeit wünscht sich das Model allerdings nichts sehnlicher, als bald wieder reisen zu können. Denn von ihrer Heimat Genf aus die Ferne zu entdecken, ist das, was der Influencerin ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das schönste Kompliment, das du je für deine Arbeit erhalten hast? Du bist trotz deines Aussehens immer easy und locker drauf. Und dass die vier wichtigsten Menschen in meinem Leben, meine Familie und mein Freund, stolz auf mich sind und ich immer auf ihre Unterstützung zählen kann. Ohne welches Gadget geht bei dir gar nichts? Leider mein Handy. Ich brauche es für meine Arbeit und um mit meiner Familie in Kontakt zu sein. Jedoch kann ich zuhause gut mein Handy zur Seite legen. Ich muss nicht alle fünf Minuten schauen, was jetzt auf Instagram gerade

Januar / Februar 2021

neu gepostet wurde. Worauf bist du besonders stolz? Ich bin sehr stolz darauf, dass ich immer an mich glaube und nicht aufgebe. Ich bin sehr gut darin, andere Menschen zu motivieren – meinen Freund, meine Schwester und Freunde von mir. Das Härteste ist aber, sich immer wieder selbst zu motivieren, das ist eine Challenge. Durch meinen Glauben an Gott weiß ich, dass er einen Plan für mich hat – und dass alles aus einem Grund passiert und ich über Niederlagen nicht traurig sein sollte. Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest? Dass jedes Kind auf dieser Welt das Recht auf Bildung hat und entscheiden kann, was es mal werden will – und nicht nur die Kinder der reichen Länder. Welches Erlebnis wirst du nie vergessen? Gerade in dieser Woche war ein Video von mir im Zürcher Glattzentrum zu sehen. Ich hatte ein cooles Shooting für einen noch

kleinen Brand. Und über mein ganzes bisheriges Leben gesehen: Im Traurigen den Tod meiner geliebten Großmutter, im Schönen das erste Date mit meinem Freund. Was sollen die Menschen über dich sagen? Sie ist eine fröhliche und lockere junge Frau, man kennt sie mit lachendem Gesicht – sie

wird noch viel erreichen in ihrem Leben. Du kannst einen Tag lang jemand anderes sein, wer wärst du? Ich wäre gerne Jasmine Tookes (Victoria’s-Secret-Model). Historisch gesehen vielleicht ein Tag im Leben von Coco Chanel: Sie hat die Modewelt geprägt wie wohl keine andere Frau.

29


EDS

BOOK

WE LOVE

En guete

Homebased

EAT & DRINK SHORTCUTS

Zürich kann mehr, als für eine Tasse Kaffee ein kleines Vermögen zu verlangen. Etwa Wurst von Mikas verfeinert mit lokalem Gin, Bio-Granola aus der Stadt, scharfes Tsüri-Ketchup oder hiesige Taucherli-Schokolade. Lokale Produzenten finden jetzt mit www.shop.hellozurich.ch die passende Plattform, um ihre Produkte an den Mann zu bringen. Daneben rückt der Online-Shop allerdings auch die Menschen hinter Senf, Kirsch und Co. in den Vordergrund und zeigt den Weg von der Idee bis zum fertigen Produkt. www.shop.hellozurich.ch

Text: Marina Warth

NEW PRODUCT

Hot stuff Pfeffer: geil! Whisky: we love! Klar sind wir Feuer und Flamme, wenn die beiden gemeinsam die Bühne rocken. Oswald bringt für sein neustes Produkt das Beste aus Indien und Schottland zusammen, nämlich südindischen BanasuraHochlandpfeffer, von dem pro Erntezyklus gerade mal zwei Tonnen geerntet werden, und schottischen Single Malt Whisky. Drei Wochen lang machen es sich die beiden gemeinsam im Eichenfass gemütlich, wobei der Pfeffer die Whisky-Aromen annimmt. Das Resultat: der auf 2'000 Stück limitierte Oswald 1951 Whisky Pfeffer, der Steak oder Risotto das besondere Etwas verleiht. Oswald, „Oswald 1951 Whisky Pfeffer“, ca. 40.– 30

Der Schweizer mag Älplermagronen, Fischstäbchen, Rösti und alles, worauf man Maggi träufeln kann. Denn entgegen der weitläufigen Meinung kommt bei den Eidgenossen nicht täglich Fondue auf den Tisch. Print Matters! Publishing blickt den Schweizern ganz genau auf die Teller und zeigt die Gerichte, die für die Schweiz mindestens so typisch sind wie Sackmesser und Matterhorn. So finden über 80 Rezepte zusammen und

im Buch „Alltagsküche Schweiz“ ein gemeinsames Zuhause. Das Werk ist allerdings keine reine Kochanleitung, sondern das Resultat der Feldforschung und Literaturrecherche dreier Szenis, die sich durchs gemeinsame Studium an der Zürcher Hochschule der Künste kennen gelernt haben. Pia Fischer, David Jäggi & Anna Marchini Camia, „Alltagsküche Schweiz“, Print Matters! Publishing, ca. 34.– (www.printmatters.ch)

„I would rather have a cup of tea than sex.“ Boy George

LIEBLING

Hicks! Dieses Jahr ist alles anders. Keine Weihnachtsmärkte, keine großen Feste. Zeit, auch am GlühweinMonopol zu rütteln. Dafür geht der London Dry Gin von Jean&Len ins Rennen, gebrannt in einer familiengeführten Destille in Rheinhessen und abgefüllt in der stylischen Apothekerflasche. Angerührt mit Zimt, Nelken und Ingwer wird aus dem Sommer-Getränk ein Wässerchen, das uns selig lächelnd durch den Winter bringt. Jean&Len, „London Dry Gin“, 500 ml, ca. 41.–


TSC TRAVEL SHORTCUTS Text: Marina Warth

PLACES

Wüstensand

Wenn schon weg, dann irgendwohin, wo keiner ist. Wie wär’s mit der namibischen Wüste? Hier befindet sich die andBeyond Sossusvlei Desert Lodge – abgeschieden, geschmackvoll und mit so vielen schönen Extras ausgestattet, dass selbst der weitgereiste Entdecker in Schnappatmung verfällt. Abgesehen von der Luxusunterkunft mit all ihren Annehmlichkeiten (vom weichsten Kissen,

das unser Haupt je spüren wird, bis zum Pool mit der schönsten Aussicht) lockt besonders die Nähe zum Lichtschutzgebiet NamibRand. Kaum an einem anderen Ort auf der Welt ist die Luft so klar und die Gelegenheit so günstig, um sich den Nachthimmel der Südhalbkugel anzusehen. Sogar eine eigene Sternwarte mit hochmodernem Teleskop steht bereit, um Besuchern unbekannte Galaxien,

Sterne und Planeten zu zeigen, die über deren Köpfen vorbeiziehen. Noch besser: Wer im Bett seiner LodgeSuite liegt, kann über das darüberliegende Oberlicht weiter in den Himmel gucken und zum Einschlafen Sterne zählen. andBeyond Sossusvlei Desert Lodge, NamibNaukluft Park, Namibia, Suite pro Person ab ca. 550.– pro Nacht inkl. Vollpension und Transfer, www.andbeyond.com

„Is that weird, taking my Louis Vuitton bag camping?“ Jessica Simpson BOOK

WE LOVE

Meet-up Sich an Netflix satt gesehen? Dann klicken wir uns durch die Videos der Reihe „70 People from 70 Countries“ von Condé Nast Traveler, in denen uns Menschen zum Beispiel erklären, mit welchen Sprüchen man in ihren Ländern einander zuprostet, welches die korrekte Antwort auf ein niesendes Gegenüber ist oder was man in ihrer Kultur anstelle von „Happy Birthday“ singt. Kennenlernen fremder Kulturen in Zeiten von Corona: So geht das. Condé Nast Traveler, YouTube, 70 People from 70 Countries

Without wings

NICE TO HAVE

Bock auf Beach Der europäische Winter dauert. Bis März. Mindestens! Was ist mit Sonne, Strand, Meer? Wen das Fernweh plagt wie Kinder die Neugier auf Weihnachtsgeschenke, der überbrückt die Zeit beim Puzzeln. Das hilft – gegen Unruhe, Langeweile und trübe Gedanken daran, dass ein Trip Richtung Januar / Februar 2021

Strand wohl noch etwas auf sich warten lassen muss. Galison liefert die passenden Puzzle dazu, beidseitig bedruckt mit Fernwehbildern, für deren Bewunderung wir erst mal die 500 Teile richtig zusammensetzen müssen. Galison, „Gray Malin The Beach“, 500 Teile, ca. 27.–

CO2-Schleuder! Klimakiller! Gut, übers Flugzeug als ideales Transportmittel kann man streiten. Vielleicht versuchen wir es künftig einfach mal anders – im Bus zum Beispiel, mit der Bahn, dem Fahrrad oder gar zu Fuß. Dafür zeigt Lonely Planet im Band „Europa ohne Flieger“ diverse Routen und Ideen, wie wir unseren Kontinenten klimabewusster entdecken können, ohne dabei komplett aufs Reisen verzichten zu müssen. Eine Woche, zwei oder mehr? Wie viel Zeit wir auch immer mitbringen, unter den 40 Reiseideen ist für jeden von uns die passende dabei. „Europa ohne Flieger“, Lonely Planet, ca. 33.– 31


MAKE-UP TREND

Lutz Huelle

Sternschnuppe „Thank god for Redbull and fake eyelashes.“

Text: Marina Warth

NEW BRAND

Jeffree Star

UNFUCK THE WORLD

Stand up!

Über der ganzen Schenkerei wollen wir eines nicht vergessen: diejenigen, denen es nicht ganz so gut geht wie uns. Aus diesem Grund spendet The Body Shop diese Saison für jedes verkaufte Geschenk und jeden Adventskalender zehn Rappen an die Dachorganisation der Frauenhäuser Schweiz, die die Opfer häuslicher Gewalt unterstützt. Besonders in Zeiten von Corona-Isolation, Lockdowns und während der Feiertage häuft sich die Gewalt, die Frauen zuhause aushalten müssen. Neben den eigenen Spenden ruft The Body Shop jetzt auch jeden dazu auf, bei einem Einkauf im Onlineshop oder vor Ort in den Filialen zu spenden. www.thebodyshop.ch

If you’re happy and you know it… Hautpflege soll Spaß machen. Deshalb verpasst Michelle Hunziker den Produkten ihrer eigenen Linie Goovi auch Namen wie „Bloom like a flower“ oder „Head in the cloud“ und zudem ein farbenfrohes Aussehen. Die weitestgehend natürlichen Inhaltsstoffe sorgen für gut gepflegte Haut von Kopf bis Fuß: Vom Mizellenwasser über die Handseife mit Orangen-, Zedern- und Minzöl bis hin zur reparierenden Haarmaske mit Sheabutter und Vanilleextrakt bietet Hunziker alles, was im Beautyschrank auf keinen Fall fehlen darf. Die Produkte von Goovi by Hunziker sind ab ca. 9.– in allen ManorWarenhäusern und auf www.manor.ch erhältlich. 32

1 1 Christian Louboutin „Amplifying Lacquer

Goldomania“, Mascara mit goldfarbenen Glanz, ca. 68.– (net-a-porter.com) 2 Chanel, „Ombre Première Poudre Or Antique“, PuderLidschatten mit seidiger Textur, ca. 43.– 3 Kevyn Aucoin, Highlighter Glass Glow Face in „Solar Quartz“, GlanzHighlighter für Gesicht und Körper. 30 ml, ca. 36.– (douglas.ch)

Wir halten mit nichts mehr hinterm Berg, schließlich ist das Jahr bald rum, und wir sind absolut startklar für einen Neuanfang. Diesen feiern wir mit schimmernden Lidern, mit goldenem Eyeliner

2

oder funkelndem Staub in der edelsten aller Metallfarben. Ein Primer verlängert die Haltbarkeit, ein Pinsel vereinfacht das Applizieren. Besonders bei funkelnden Lidschatten die Farbe besser

3

sanft aufs Lid drücken als wahrhaftig pinseln. Zum Schluss fixiert ein Setting-Spray das Werk, das ein altes Jahr verabschiedet und ein neues mit Peng und Pow begrüßt.


HAIR TREND

BOOK

Badass Babe

Val Garland verliert nie die Nerven. Auch dann nicht, wenn die Modelhaut mehr erfordert als das Zücken des Concealers oder sich der Designer im letzten Moment für einen anderen Look entscheidet. Garland gehört zu den alten Hasen des Make-up-Business’, die ihre Karriere noch nicht über YouTube oder Instagram gestartet haben, sondern hinter den Kulissen großer Modeschauen. Nichts, was die über 60-jährige

1 Chloé, „Patterned Ribbon-

Detail Scrunchie“, Scrunchie aus Seide, ca. 185.– (farfetch.com) 2 Maria Nila, „Style & Finish Dry Shampoo“, Trockenshampoo. 250 ml, ca. 26.– (galaxus.ch)

1

Britin nicht zum Thema Lippenstift, Lidschatten und Co. weiß – oder scheuen würde zu sagen. Denn Garland ist neben ihrem exakten Pinselstrich auch für ihre spitze Zunge bekannt, die Sprüche hervorbringt, die gemeinsam mit ihren besten Tipps im Werk „Validated!“ Platz finden. Ein Klassiker, der im Bücherregal keines Makeup-Fans fehlen darf. Val Garland, „Validated!“, Laurence King Publishing, ca. 60.–

Max Mara

2

Sturmfest WE LOVE

The Oasis

Mütze, Schnee, kalte Luft. Nein, der Winter ist kein Freund mühselig gestylter Frisuren. Deshalb lassen wir die Kleinarbeit sein und nehmen uns lieber ein Beispiel am Look bei Max Mara. Das Haar

verschwindet zum Pferdeschwanz gebunden unter der warmen Mütze, ein paar Strähnen rausgezupft und dazu im Nu ein Zöpfchen geflochten und dessen Ende mit einem Baumwollband

akzentuiert. Egal, wie stark die Bise geht, wie sehr uns der Wind um die Ohren pustet oder wie tief das Thermometer fällt: Dieser Look hält alles aus – und dabei unsere Ohren warm.

LIEBLING

Im Rausch

Natürliche Kosmetik startet gerade durch wie die neueste Rakete der Nasa. Blöd bloß, sind viele der coolen Brands in der Schweiz nur so schwer erhältlich. Abhilfe verschaffen Onlineshops wie www.kultkosmetik.ch, die Schweizer Badezimmer mit natürlichen Produkten füllen. Dahinter steckt Claudia Doutheil-Yamaura, Gründerin des Sakura Spas in St. Gallen, die hier seit einem Jahr auch offline den Shop Kultkosmetik betreibt. Zu erstehen gibt es Hype-Produkte von Boy Smells, Ilia, Kjaer Weis, Le Prunier oder Tata Harper Skincare. Wer sich online nicht entscheiden kann, lässt sich im St. Galler Store inspirieren. Kultkosmetik, Poststrasse 14, 9000 St. Gallen, www.kultkosmetik.ch Januar / Februar 2021

Hanf, die Kifferpflanze? Nun gut, das ist eigentlich nur halb richtig. Denn neben dem psychoaktiven THC enthält Hanf auch CBD, das entzündungshemmend und krampflösend wirkt. Diese Wirkweisen macht sich Alpinols zu Nutze und baut Hanf in Bio-Qualität in der Schweiz an, das später zusammen mit ebenfalls

regional angebautem Sonnenblumenkernöl im Fläschchen landet. Regelmäßig eingenommen mildert das CBD-Öl Gelenkschmerzen, Unwohlsein und andere Wehwehchen. Alpinols geht noch einen Schritt weiter und verwendet das eigens produzierte Öl auch für Tages- und Nachtcreme, Sportgel oder Massageöl. www.alpinols.ch

33


IT PIECE

NICE TO HAVE

Fucking fabulous Versace

Zündstoff

Text: Marina Warth LIEBLING

Regenbogen Wer immer noch glaubt, nackte Knöchel seien bei Minustemperaturen legitimiert, der irrt. Oder kennt noch nicht das Label Thomas Jakobson. Der Designer entwirft nämlich die schönsten Socken, für die wir unsere Hosen gerne ein paar Zentimeter höher krempeln. Die bunten Teile entstehen zwischen Chemnitz und Zwickau, verfügen über eine flache Kettelnaht über den Zehen, damit beim Tragen nichts zwickt und drückt, und sind darüber hinaus schön elastisch, sodass sie sitzen wie ein auf Maß geschneiderter Anzug. Wer es auf die Spitze treiben will, kombiniert die Socken von Thomas Jakobson mit den farblich passenden Fliegen aus biologischer Satinbaumwolle. Thomas Jakobson, Socken ab ca. 27.–, www.thomasjakobson. bigcartel.com

34

Grau und Schwarz und Schwarz und Grau. Trüb, oder? Also nehmen wir die Tasche von Liebeskind zu Hilfe, deren krokogeprägtes, senfgelbes Leder für Sonne an düsteren Tagen sorgt (Malibu Chelsea M, ca. 319.–). Ein Handgriff, und aus dem Täschchen wird ein Shopper, in dem neben Weihnachtseinkäufen auch die Geldbörse des Liebsten Platz findet. UNFUCK THE WORLD

What goes around comes around Manchmal braucht es Vorreiter – Helden, die mit gutem Beispiel vorausgehen und dem Rest der Mannschaft zeigen, wie es wirklich geht. Einer davon ist das Kölner Label Pinqponq, das Rucksäcke, Taschen und Kleidung aus recycelten PET-Flaschen herstellt. Das spart erst mal Öl, Wasser und Plastik, doch Pinqponq geht noch weiter, kennt jeden Abschnitt seiner Lieferkette, setzt auf das wassersparende Spinnfärbeverfahren und überprüft regelmäßig seine Nähereien und Lieferanten. Dass die mit den zwei Punkten versehenen Bauchtaschen oder Rucksäcke darüber hinaus auch noch cool anzusehen sind, ist also quasi nur die Kirsche im Eisbecher. www.pinqponq.com 1

2 1 The Attico, „Donna“, Jacke

aus Schurwolle und Cupro, ca. 1'143.– 2 The Attico, Hose mit hohem Bund aus Schurwolle und Cupro, ca. 822.–

Blank page: Vergessen Sie alles, was Sie über Anzüge wissen. Was Business-Fuzzis da tragen, hat nichts mit dem zu tun, was wir hier zelebrieren wie sonst bloß Trüffel, Champagner und anderes Überteuertes, was sich Erwachsene eben so gönnen. Versace

macht vor, wie wir den Anzug diese Saison tragen: bunt, cool, schnittig. Das hat dann garantiert nichts von Überstunden und Spesenabrechnung an sich. Wobei wir uns diese Modelle ja zu gerne rückerstatten lassen würden. Januar / Februar 2021


„Fashion is the most beautiful illusion you can have.“

TREND

Alexander McQueen

NUMBER

Alessandro Michele

21 % Weshalb Neues kaufen, wenn es auch Gebrauchtes gibt? Einer Umfrage der Luxus-Vintage-Plattform Vestiaire Collective zufolge liegt der aktuelle Anteil an SecondhandKleidung in unseren

Kleiderschränken bei 21 Prozent, dürfte allerdings bis 2023 auf 27 Prozent ansteigen. Der Grund: das zunehmende Umweltbewusstsein der Konsumenten.

WE LOVE

Alles von hier

Sie werkeln in ihren Ateliers, brüten, brainstormen und schneidern und stehen doch nicht im Spotlight der großen Modewochen. Damit Schweizer Labels dennoch die Aufmerksamkeit bekommen, die ihnen gebührt, gibt’s das Projekt Laufmeter, in dessen Rahmen hiesige Designer ihre Kollektionen nun im neuen Online-Shop präsentieren können. Ganz im Zeichen von Slow Fashion, regionalem Design und fairer Mode öffnet www.laufmeter.ch jungen Designern das Tor zum Markt. Und so finden sich online etwa die Schmuck-Kollektionen von Vanto aus Biel, die Lederwaren der Basler Marke Lili T. oder die Kleidung des Berners Adrian Reber oder des Aargauer Labels Nuno des amis. www.laufmeter.ch Januar / Februar 2021

NICE TO KNOW

Gutes Gewissen Corona heizt den OnlineHandel zusätzlich an. Laut Statista hat der Umsatz des Online- und Versandhandels 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Milliarden Franken zugenommen. 2018 war Zalando vor Digitec und Amazon der umsatzstärkste OnlineShop der Schweiz, wobei die Zahlen für 2020 erst noch erwartet werden. Und Zalando holt in Sachen Nachhaltigkeit mächtig auf: Seit Oktober 2019 sind das Geschäft, alle Lieferungen und Retouren klimaneutral, dazu stammen 90 Prozent der Energie an allen Standorten aus erneuerbaren Quellen oder werden CO2-neutral erzeugt. Die verwendeten Versandtaschen bestehen aktuell zu 80 Prozent aus recyceltem Kunststoff, wobei das Unternehmen hier weiter an nachhaltigeren Materialien feilt und daran, die Verpackungsmenge zu reduzieren.

1

2

1 Self Portrait, Shorts aus Lederimitat, ca. 335.–

2 Le Silla, „St. Moritz“,

Trekking-Boots aus Kalbsleder und Ziegenleder, ca. 782.–

Steppdecke

Für Mode frieren? Sorry, wir sind doch keine 16 mehr. Und auch wenn 2020 nicht nur Erfreuliches bereithält, in Sachen Trends können wir uns zumindest nicht beklagen. Denn Quilt hält Einzug in unserem Kleiderschrank und sorgt gerade dafür, dass wir stylisch und gewärmt durch den Winter kommen. Eigentlich geht’s

ja um die Absteppungen, aber gerade die so entstandenen Kammern sorgen für Luftkissen und damit Extra-Wärme. Auf den Laufsteg gebracht bedeutet das: Röcke, Mäntel, Westen und sogar Pullover wärmen unsere Glieder und tun das selbst dann noch, wenn uns der Blick in die corona-verseuchte Zukunft frösteln lässt. 35


I N S TA G R A M

#facesbeauty Poste dein Bild mit #FACESBEAUTY und @FACESMAG_BEAUTY auf Instagram.

36

@beautywithrey

@anastasiacasaluci

@ambudiary

@jacky.makeupartist

@boki_licious

@yulia_ink

@kayaah._

@kristina_klaus_makeup

@alisharu

@vera_rung_

@_eric_halbherr

@raphaela_samine

@visagiesara

@vicky_winni

@delight_fotografie

@ashley_lou8

@quintenfoto

@fokus.beauty

@tasminique

@celinezoellig

Januar / Februar 2021


I N S TA G R A M

#facesstyle Poste dein Bild mit #FACESSTYLE und @FACESMAG auf Instagram.

@images.portrait

@clubishfashion

@fridaroma_official

@sandy_vigo

@fahimfarooqphotography

@simon.s._

@outfitspost_

@corestilo.ch

@galina.tempel.gt

@angi_elenni

@tiffyribbon

@snescha85

@4sanja

@kpenkow.photography

@lucianosimeone05

@kaia.grebo

@sarahmarisajocelyn

@delight_fotografie

@stengerxreddig

@monalleya

Januar / Februar 2021

MEHR INFOS AUF FACES.CH


Photography: Juanita Romero

Styling: Adelaida Cue Bär Hair & Make-up: Katharina Nitzpon @ Nina Klein Agency Model: Pau Bertolini @ Iconic Management Fotoassistenz: Liv Plotz Stylingassistenz: Sarina Adler Videography: Justinas Milius Miliauskas Retusche: Nina Mairer Produktion: Snesha Bloom @ Call List Agency

AN TAGEN WIE DIESEN

Und es ist rum, dieses Jahr, in dem wir uns alle in Distanz üben und uns selbst am nächsten sind. So fliehen wir nach draußen, wann immer es geht, strecken das Gesicht Richtung Sonne und üben das Alleinsein. Dass wir dabei modisch nochmals Vollgas geben, ist eine Selbstverständlichkeit.

38

Januar / Februar 2021


Kleid von ODEEH. Bluse von PAUL SMITH. Mantel und Schuhe von VERSACE. Ohrringe von &OTHER STORIES.


Links: Kleid von ODEEH. Orringe von MANGO GLAS COLLECTION. Armband von SWAROVSKI . Rechts: Kleid und Mantel von TALBOT RUNHOF. Schuhe von SCAROSSO. Strumpfhose von FOGAL.




Links: Rock, Jacke, Kleid und Schuhe von MIU MIU . Sonnenbrille von SALVATORE FERRAGAMO. Rechts: Mantel von PAUL SMITH . Gürtel von VALENTINO . Lederhut von ARKET.



Look von CHANEL. 45


Links: Pullover, Hose und Armreifen von CHANEL. Ohrringe von SWAROVSKI. Hut STYLIST’S OWN. Rechts: Weste von MAX MARA WEEKEND. Kleid von TORY BURCH. Hut von &OTHER STORIES. Ohrringe von MANGO.



Links: Kleid von

VETEMENTS

(Mytheresa.com). Ohrringe von MANGO. Tasche von THE COLLECTOR. Rechts: Kleid von ZIMMERMANN

(Mytheresa.com). Schuhe von TORY BURCH . Ohrringe von &OTHER STORIES. Strumpfhose von FOGAL.



Links: Kleid von VALENTINO (Mytheresa.com). Schuhe von ARKET. Tasche von THE COLLECTOR. Rechts: Kleid und Kragen von MULBERRY. Hemd von TORY BURCH.



BACKSTAGE DIARY Redaktion: Lara Meroni, Marina Warth Fotos: imaxTREE

„FASHION IS A COMPLEX MECHANISM AND SOMETHING SACRED, LIKE A RELIGION.“

52

Januar / Februar 2021


Seit 2002 ist Alessandro Michele bei Gucci, deren fünf mittlerweile als Creative Director.

Das lange Haar, der Vollbart und diese Exzentrik, die jeden vor Ehrfurcht erstarren lässt, der Alessandro Michele leibhaftig begegnet. Der Römer holt Gucci aus der modischen Versenkung und lädt mittlerweile zu Shows, deren Bühnenbilder locker mit den legendären Chanel-Präsentationen mithalten können, die Karl Lagerfeld einst kreierte. Beispiel gefällig? Januar / Februar 2021

53


54

Januar / Februar 2021


GUCCI FALL/ WINTER 2020: WOMEN’S COLLECTION Für seine Präsentation der Damenkollektion lässt Michele eine Glasvitrine aufbauen.

Januar / Februar 2021

Jede Modenschau ein neues Spektakel. Alessandro Michele lässt den Zuschauer an seiner Show teilhaben und ermöglicht mittels einer Glasvitrine den Blick auf das, was den Besuchern der Fashion Week normalerweise verborgen bleibt. Kleiderständer, Stylisten, Models und sogar Michele selbst werden zu den Protagonisten der Präsentation in Mailand. Anziehen, ausziehen, umziehen. Sind die Models fertig, stellen sie sich hinter der Vitrine auf, und das Spektakel beginnt: Die Plattform beginnt sich zu drehen und gibt den Zuschauern die Möglichkeit, die Models in ihren Schuluniformen und Schürzen zu sehen. Die Inspiration? Kindheit, Schönheit und Freiheit. Wie Prinzessinnen und Puppen zeigen sich die Models, die anmuten wie entsprungen aus einem Disney-Märchen.

55


ALESSANDRO MICHELE

Ein Raunen geht 2015 durch die Ränge, als Gucci Alessandro Michele als Nachfolger von Frida Giannini bestätigt. Michele soll der Marke Flügel verpassen, die zu Tom Fords Zeiten der Inbegriff von Luxus war, danach aber irgendwie im Strudel des Überflusses unterging. Der Römer kennt die Branche, hat zwanzig Jahre Erfahrung auf dem Buckel, davon ein paar bei Fendi und rund zwölf bei Gucci, neun davon als dessen Accessoire-Designer und linke Hand Gianninis. Alessandro Michele, der Messias der Mode? Tatsächlich, denn seine ersten Shows schlagen ein wie die zweite Corona-Welle. Schluppenblusen für Männer, bedruckte Krawatten für sie und große 70er-Brillen, soweit das Auge reicht: Vergessen ist Fords sexy Gucci-Chic, welcome to the world of weird! Ja, es eckt an, was Michele da auf den Laufsteg schickt. Gruselkabinett! Kindergarten! Die Kritiken überschlagen sich. Und was macht der Konsument? Er kauft! Und zwar so viel, dass der GucciAdler wieder fliegt. Seit Micheles Ernennung zum Creative Director hat sich der Umsatz bis 2018 auf 8.29 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Alessandro Micheles Rezept: märchenhafte Exzentrik, die besonders beim asiatischen Fan ankommt wie Extra-Rabatt zum Schlussverkauf. Zudem erschließt er neue Felder, publiziert Bücher, eröffnet in Florenz ein Museum, lanciert Sneakers, Porzellan oder Möbel und kreiert damit ein Gucci-Universum. Down the rabbit hole, man könnte es so sagen, und einmal drin, gibt es kein Entkommen. Alessandro Michele, der Messias der Mode.

56

Januar / Februar 2021


„I TRIED TO PLACE OUTSIDE WHAT IS GENERALLY INSIDE THIS CIRCLE.“ Januar / Februar 2021

57


58

Januar / Februar 2021


Eine Mischung so wild wie die Gedanken in Alessandro Micheles Kopf: Referenzen aus den 70ern, Nonnen, Schüler, Punks, Dominas… das Gucci-Universum mutet an wie ein Allerlei aus Jahrmarkt und Geisterbahn.

Januar / Februar 2021

„IN CHILDREN’S CLOTHES WE SEE FREEDOM AND PERFECTION.“

59


„I DON’T WANT TO GIVE THE IMPRESSION I WANT TO DECONSTRUCT OR DESTROY THE MASCULINE WORLD. I WANT TO ENLARGE IT.“ 60

Januar / Februar 2021


Männer oder Frauen? Spielt fßr Michele keine Rolle, denn der Gucci-Vorderste will ab sofort nur noch UnisexKollektionen designen und damit die Gleichheit der Geschlechter zelebrieren.

Januar / Februar 2021

61


„IT’S A SHARED RITUAL THAT I AM OFFERING TO YOU. EVEN IF YOU DON’T LIKE WHAT YOU SEE YOU ARE THERE TO SHARE IT.“ 62

Januar / Februar 2021


GUCCI FALL/ WINTER 2020: MEN’S COLLECTION

Januar / Februar 2021

Alessandro Michele macht bekanntlich alles anders. Und so versendet der Gucci-Designer seine Einladungen zur Modenschau seiner Männer-Kollektion auch einfach mal per Whatsapp. Dass er daraufhin kurzerhand das Logo auf Guccis Facebook-Seite in Kinderschrift auf blauem Grund ändern lässt, sorgt im Vorfeld für mehr Gesprächsstoff als die zu präsentierende Mode. Dabei war dies tatsächlich ein Hinweis auf die aktuelle Kollektion, inspiriert von Kindergeburtstagen und adligen Sprösslingen. Spätestens während der Show geht das Getuschel weiter, als Michele rosa Strickpullover, opulente Halsketten oder samtene Röcke an hageren Männern über den Laufsteg schickt. Die Idee: männliche Stereotypen zu brechen. Zu gefährlich seien diese Klischees, denen sich Männer von klein auf unterjochen müssten, ja nichts Weibliches zu zeigen, keinen Funken Femininität, kein bisschen Verletzlichkeit. So wird Guccis Fall/ Winter-Kollektion 2020 zu einem Neuanfang, denn Michele verkündet, ab sofort nur noch geschlechterneutrale Mode zeigen zu wollen.


FĂźr Guccis Kurzfilmreihe, zu sehen auf www.guccifest.com, verpflichtet Alessandro Michele den Regisseur Gus Van Sant.

GUCCIFEST

Auf www.guccifest.com zeigt Alessandro Michele neben seinen Shows alles, was ihn zu den aktuellen Kollektionen inspiriert hat, daneben seine Musen und Celebrity-Fans.

Januar / Februar 2021


Das Make-up bei Gucci? Als h채tten sich Schulm채dchen w채hrend einer Pyjama-Party gegenseitig geschminkt. Kein Look gleicht dem anderen. Da sind pastellfarbene Lider, dicker Eyeliner, Augen in Katzenform oder rot lackierte Krallen, die auch in Horrorfilmen Platz finden w체rden.

Alessandro Michele verneigt sich nach der Show.

Januar / Februar 2021

65


STYLE INSIDER

Janine Konietzke ist der neue Chief Marketing Officer beim schwedischen Modelabel Tiger of Sweden.

Roooaarrr Interview: Marina Warth Fotos: Tiger of Sweden


Zwei Wochen im neuen Job – Lockdown! Für Janine Konietzke kein Grund, den Kopf zu verlieren. Die Deutsche ist neuer Chief Marketing Officer beim schwedischen Modebrand Tiger of Sweden und voller Elan, zu zeigen, dass das Unternehmen noch mehr drauf hat als das Entwerfen schnittiger Anzüge. FACES: Sie haben viele Jahre in der Mode-Branche gearbeitet. Was war früher besser und was ist es heute? JANINE KONIETZKE: Das Modekarussell hat sich über die Jahre immer schneller gedreht; was zu einem Überangebot geführt hat. Fast jedes Teil ist nicht zuletzt durch die Digitalisierung heute mit einem Klick erwerbbar. Der Reiz der Entdeckung und die Wertschätzung eines lange gesuchten Lieblingsstückes gehen verloren. Das war früher vielleicht spannender. Heute hinterfragt die Branche wieder viel mehr, was wirklich notwendig und essentiell ist. F: Welches Vorurteil über die Modebranche stimmt, und welches ist falsch? JK: Die Modebranche ist ein hart umkämpftes Berufsumfeld. Es ist schön, zu sehen, dass sich dieser Konkurrenzkampf in den vergangenen Jahren viel mehr zu einem gegenseitigen Empowerment entwickelt hat. F: Was würden Sie an der Branche ändern, wenn Sie es könnten? JK: Mit dem gesellschaftlichen Wandel befindet sich auch die Modebranche derzeit im Umbruch. Die enorme Schnelllebigkeit und der Kollektionsrhythmus werden hinterfragt, und Nachhaltigkeit spielt eine größere Rolle. Ich hoffe, dass wir diese Entwicklungen und Ansätze weiterverfolgen können.

„Dieses Spiel der Gegensätze macht schwedische Mode so spannend.“ F: Reicht es heute als Brand noch aus, einfach „nur“ Mode zu machen? JK: Nein, Modemarken haben heute eine andere gesellschaftliche Verantwortung, unter anderem für einen nachhaltigeren Konsum. Aber vielmehr geht es darum, als Marke für etwas zu stehen. Verbraucher haben heute einen neuen Zugang zur Welt. Sie überdenken ihren Lebensstil, bewerten ihre Prioritäten neu, sind immun gegen Hype und suchen stattdessen nach Marken, die mehr tun, als nur zu reden. Sie suchen nach einem Gefühl von Optimismus, der Wertschätzung sozialer Verantwortung, der Qualität und Handwerkskunst. Sie suchen nach einer Marke, die über das Erscheinungsbild hinausgeht und einem damit verbundenen Gefühl von etwas Größerem und Bedeutenderem. F: Wie beschreiben Sie den schwedischen Stil? JK: Der schwedische Stil ist minimalistisch, funktional und zurückhaltend auf der einen Seite – aber auch edgy, unkonventionell und extravagant auf der anderen. Dieses Spiel der Gegensätze und eine lässige Selbstverständlichkeit machen schwedische Mode so spannend. F: Wie verstehen Schweden Mode im Gegensatz zu Deutschen? JK: Schwedische Mode steht schon lange für Qualität, Nachhaltigkeit und Innovation. Es geht vielmehr um eine langlebigere

Garderobe als um Fast Fashion. Das Bewusstsein und Selbstverständnis für einen verantwortungsvollen Umgang mit Mode mag in Schweden noch ausgeprägter sein als in Deutschland. F: Tiger of Sweden hat mit Anzügen begonnen. Was macht einen guten Anzug aus, worauf sollte man beim Kauf achten, und wie viele Anzüge braucht es im eigenen Kleiderschrank? JK: Einen Anzug zu tragen ist in der heutigen Zeit vielmehr eine Wahl als eine Pflicht oder Notwendigkeit. Wieso entscheidet man sich bewusst für einen Anzug? Wir beschäftigen uns viel mit dieser Frage und erfinden den klassischen Anzug immer wieder neu, unter anderem mit entspannteren Passformen und ohne die übliche Strenge. Die Frage bleibt jedoch, in welchem Kleidungsstück wir die Eleganz und das Selbstbewusstsein finden, die ein Anzug bieten kann. Beim Kauf eines Anzugs sind Qualität und Passform entscheidend. Ein gut gearbeiteter Anzug sollte lange halten und Trends überstehen. Mit einem schwarzen Oversize-Blazer kann man zum Beispiel jedes Outfit aufwerten und neu interpretieren – der sollte in keinem Kleiderschrank fehlen. F: Wie erklären Sie Tiger of Sweden jemandem, der den Brand noch nicht kennt? JK: Tiger of Sweden ist ein 1903 gegründetes Modehaus mit Sitz in Stockholm, das seine Wurzeln in der Schneiderkunst hat. Schnitt, Form, Qualität und Innovation haben die Marke seither geprägt. Heute übertragen wir diesen Tailoring-Gedanken in jedes Kleidungsstück, das wir herstellen, und lenken die Schönheit und Einfachheit dieser Handwerkskunst in eine neue Richtung. Wir entwerfen Klassiker, die sich Trends widersetzen und auch Jahre nach ihrem Kauf noch zeitgemäß sind. Wir verkörpern Selbstvertrauen, Mut und Kreativität und wollen das schwedische Lebensgefühl in die Welt tragen. F: Erklären Sie unseren Lesern den „Tiger“ in Tiger of Sweden? JK: Die Marke war noch unter dem Namen ‚Schwartzman & Nordström‘ bekannt, als Anfang der 1920er Jahre die TigerAnzugreihe eingeführt wurde. Die Stücke waren in drei Qualitätsstufen erhältlich, die durch eine Sternebewertung – von einem bis drei Sternen – abgestuft waren. Die Anzugserie wurde schnell zum Klassiker, die so berühmt und beliebt war, dass man das Unternehmen dann als Tiger bezeichnete; was später ‚Tiger of Sweden‘ wurde. F: 2014 hat Tiger of Sweden erstmals eine Runway-Show gezeigt. Mitten in Zeiten von Corona und im Hinblick auf Nachhaltigkeit: Wie wichtig sind Runway-Shows und Fashion Week für Ihren Brand? JK: Wir haben uns dazu entschlossen, unsere nächste Fall/ Winter Kollektion im Rahmen der London Fashion Week zu präsentieren – ganz virtuell. Eine Kollektionspräsentation ist für uns als Premium-Fashion-Brand wichtig, um Impulse zu setzen und unsere Kreativität der Modewelt vorzustellen. Eine digitale Form der Präsentation wird jedoch ein physisches Erlebnis und das Zusammenkommen im echten Leben nie ersetzen können.

67


die Art und Weise verändern, wie wir uns kleiden. Wir wollen eine Garderobe schaffen, die auch bei wechselnden Trends Bestand hat. F: Wie hat die anhaltende Corona-Pandemie Ihre Arbeit verändert? JK: Die Pandemie und der gesellschaftliche Wandel hin zum „new normal“ haben einen großen Einfluss auf alle unsere Arbeitsbereiche. Unser Designteam hat beispielsweise die konventionellen Erwartungen an eine Kollektion hinterfragt und eine funktionale Antwort zur obersten Priorität im Designprozess gemacht. So hat die stetige Casualisierung unserer Kollektionen – basierend auf Komfort und Funktionalität – noch weiter an Bedeutung gewonnen. F: Wie sieht Ihr eigener Kleiderschrank aus, welches Teil tragen Sie am liebsten, und auf welches möchten Sie unbedingt noch sparen? JK: Ich investiere gerne in Qualität – mein Kleiderschrank besteht aus vielen Basics, neutralen Farben und langlebigen Lieblingsstücken. Mein Lieblingsteil ist der ‚Coraline Coat‘ aus unserer Fall/Winter 2020 Kollektion, ein dunkelbrauner Ledertrenchcoat, der zu jedem Anlass passt. F: Hören Sie beim Arbeiten Musik? JK: Nein, tatsächlich genieße ich die Ruhe beim konzentrierten Arbeiten –insbesondere im Gegensatz zu oft schon stundenlangen Calls und Meetings. F: Nehmen Sie aus dem Lockdown auch Positives mit? JK: Ich sehe die herausfordernde Zeit auch als eine Chance, Dinge in Frage zu stellen und sich neu zu erfinden. Wir haben die Krise genutzt, um zu hinterfragen, wie wir uns aufstellen. Mit der Ausnahmesituation kam das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Veränderungen. F: Welchen neuen Problemen stellen Sie sich nun jeden Tag? JK: Ich habe in dem neuen Job in Stockholm zwei Wochen im Büro gearbeitet, bis wir in den Lockdown gegangen sind. Moment kann unglaublich tiefgreifend sein. Diese Momente gilt Gerade zu Beginn einer neuen Führungsrolle ist es natürlich es, zu etwas Besonderem zu machen. essentiell, das Team genauer kennenzulernen und Vertrauen aufF: Welche Traditionen von Tiger of Sweden wollen Sie unbezubauen – insbesondere in einem fremden Land mit unterschieddingt bewahren, und welche gehören über Bord geworfen? licher Arbeitskultur. Das ist ohne oder nur mit eingeschränktem JK: Tiger of Sweden wurde 1903 gegründet und kann aus persönlichen Kontakt natürlich eine Herausforderung. Unsere einer großen Legacy schöpfen. Da ist sehr viel Kompetenz, auf virtuellen Abstimmungen jede Woche neu zu koordinieren, fordie man aufbauen kann. Gleichzeitig trifft die Marke sehr gut dert außerdem einen hohen Planungsaufwand. Nach der langen den Zeitgeist. Unser Erbe ist im Tailoring und im Craftsmanship Zeit im Homeoffice, ist es nicht zuletzt auch sehr wichtig, eine verwurzelt, und daran wird sich nie etwas ändern. Wir ehren unausgewogene Work-Life-Balance zu finden. ser Schneiderhandwerk, um hochwertige Kleidungsstücke herF: Wo kaufen Sie am liebsten ein? zustellen, die lange halten. Von unseren Casual Pieces bis hin JK: Vor der Corona-Pandemie war ich viel auf Reisen und zu unseren Jeans fließen unsere Schneidereiprinzipien in jedes habe mich gerne in internationalen Concept-Stores oder etablierKleidungsstück ein, das wir herstellen. Das wird auch immer so ten Department-Stores inspirieren lassen. Am meisten shoppe bleiben. ich aber online, unter anderem bei Net-A-Porter, MyTheF: Tiger of Sweden hat in der Vergangenheit oft mit Musikern resa, Anita Hass, Bungalow oder Voo-Store – und natürlich und Bands zusammengearbeitet und den Brand nicht tigerofsweden.com. zuletzt dadurch in Richtung Streetwear gebracht. VerF: Ihr ultimativer Mode-Tipp? folgen Sie diese Strategie weiter, und wenn ja, mit wem JK: Investiere in langlebige Lieblingsstücke. Quality Tiger of Sweden möchten Sie zukünftig zusammenarbeiten? over quantity! zelebriert den JK: Wir arbeiten seit einem halben Jahr mit HighF: Was tun Sie nach einem strengen Arbeitstag? Minimalismus. snobiety an einer Neuausrichtung unserer Marke. Und JK: Um die Hektik des Alltags zu vergessen, mediwir haben noch viele spannende Ideen! tiere ich und mache Yoga. Außerdem freue ich mich F: Wie wichtig sind Ihnen Trends, und müssen wieder auf gemeinsame Kochabende mit Freunden. Modelabels tatsächlich welche setzen? F: Wann sind Sie am glücklichsten? JK: Unser Ziel ist es, zeitlose Klassiker zu entwerJK: In Gesellschaft meiner Familie und Freunden; fen, die auch noch in den kommenden Jahren aktuell am liebsten in der Natur. Das perfekte Kontrastsind. In dem Maß, wie sich unsere Gesellschaft programm zu einem aufregenden und spannenverändert, wird sich auch immer ein Stück weit den Arbeitsalltag.

F: Wie geht Tiger of Sweden mit Themen wie Nachhaltigkeit, Klimawandel und Co. um, und wie adaptiert die Marke die neuen Anforderungen an Mode? JK: Nachhaltigkeit ist tief in unserem Unternehmen verwurzelt und ein allgegenwärtiges Thema. Wir glauben, dass ein Streben nach Nachhaltigkeit wichtig für unseren Planeten und unsere Gesellschaft ist. Wir wollen die Industrie, in der wir tätig sind, aktiv verändern – von der Auswahl unserer Lieferanten und Stoffen bis hin zur Information über die richtige Pflege unserer Produkte, um deren Langlebigkeit zu garantieren. So haben wir es uns beispielsweise zum Ziel gesetzt, bis 2030 unsere Kollektionen aus 100 Prozent bevorzugten Fasern herzustellen, unsere Treibhausgasemissionen zu reduzieren und unseren CO2-Fußabdruck bis 2025 auszugleichen. F: Tiger of Sweden hat seit 2019 eine neue CEO, und Sie sind im Frühjahr 2020 zum Unternehmen dazu gestossen. Welche Vision haben Sie beide für Tiger of Sweden? JK: Tiger of Sweden ist außerhalb von Skandinavien vor allem bekannt als Tailoring-Menswear-Brand – viele unserer Kunden entscheiden sich in entscheidenden Momenten in ihrem privaten und beruflichen Leben für unsere Marke. Wir sind davon überzeugt, dass wir noch viele mehr berühren können – und sehen ein riesiges Potential, unter anderem auch für unsere Womenswear. Wir werden die Entwicklung der formellen Kleidung in Richtung Smart Casual weiter steuern und unsere Kunden für die verschiedensten Anlässe stilsicher einkleiden. In der heutigen Zeit wird die Idee von Arbeit, Reisen und traditionellen Bekleidungskonventionen in Frage gestellt, und jeder alltägliche

„Wir wollen das schwedische Lebensgefühl in die Welt tragen.“

68

Januar / Februar 2021


Früher ein ausschließliches Männerlabel, entwirft Tiger of Sweden mittlerweile auch Mode für Damen wie die Ledershorts „Malgosia“ aus der SS21-Kollektion.

Schwarz, Weiß, Naturtöne und mittlerweile viel mehr als nur Anzüge: Die Entwicklung des schwedischen Labels ist seh- und spürbar.


COOL HOST

Friendzone

Ein bisschen rustikal, ein wenig schick und genau so, dass man sich hier pudelwohl fĂźhlt.


Weiche Matratzen, poliertes Silberbesteck? Brauchen wir alles nicht. Wir wollen Gastgeber, die auf unsere Meinung mehr geben als auf Michelin-Sterne und Hotel-Awards, die für das leben, was sie in der Pfanne brutzeln oder noch immer jedes Mal stolz die Brust schwellen, wenn sie ihre eigenen Hotelzimmer betreten. Wir zeigen Ihnen die coolen Socken unter den Hoteliers, Küchenchefs und Restaurantbesitzern, deren Rüstung unter Hemd oder Schürze blanker glänzt als der hellste Kronleuchter. Interview: Marina Warth Fotos: Lee Edward, Robert Rieger

Oliver Mansaray & Daniel Scheppan Das KINK ist nicht das erste Restaurant, an das Oliver Mansaray sein goldenes Händchen legt. Davor leitet der Berliner das Katz Orange; das KINK jedoch, das ist ein Herzensprojekt, das er gemeinsam mit KindergartenKumpel Daniel Scheppan realisiert. Dass die beiden auch eine Krise überstehen, hat 2020 gezeigt, legten die zwei die Eröffnung des KINK doch ausgerechnet aufs Corona-Frühjahr. Die Situation habe sie zusammengeschweißt, so Mansaray, der den Lockdown dafür genutzt hat, das Restaurant weiter auf- und sogar auszubauen. So entstammt die Bar etwa den eigenen Händen des gelernten Tischlers. Ein Schmuckstück – und wie das ganze Restaurant jeden Schweißtropfen wert.


Gepolsterte Sessel und Pflanzen sorgen für Gemütlichkeit.

Das Highlight des KINK: die Kunstinstallation des Schweizers Kerim Seiler.

Es gibt bessere Zeitpunkte als den Frühling 2020, um ein Restaurant zu eröffnen. Aber vielleicht sorgt genau dieser Biss für die Sympathie-Welle, die das KINK Bar & Restaurant in diesem Jahr überrollt wie Corona die Welt. Am Berliner Pfefferberg ist das Lokal zu finden, einer Location, die mindestens für so viele offene Münder sorgt wie das Konzept aus gemütlichem Restaurant und saucooler It-Ecke, die Mitbetreiber Oliver Mansaray mit dem KINK umsetzt. FACES: Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen? OLIVER MANSARAY: Ich habe mit 17 Jahren in einem Studentencafé in Nürnberg an der Bar angefangen. Damals waren Sex on the Beach und Zombies noch ziemlich angesagt. Eigentlich habe ich Tischler gelernt und Interior Architecture studiert, aber Gastronomie war immer Teil meines Lebens. Über diverse Bars in Nürnberg und München bin ich über London dann in Berlin angekommen – meiner Wahlheimat. F: Wie beschreiben Sie Ihr Restaurant in einem Satz? OM: Ziemlich geiler Scheiß. F: Von der Idee übers Konzept bis zum vollendeten Restaurant: Wie lange haben Sie für diesen Weg gebraucht? OM: Erste Ideen hatte ich bereits vor 12 Jahren als ich von London nach Berlin gezogen bin und habe diese dann kontinuierlich mit Daniel weiterentwickelt. Der endgültige Businessplan war 2018 fertig. F: Weshalb sollten wir unbedingt bei Ihnen speisen? OM: Es gibt im Moment in Berlin kein vergleichbares Konzept in dem Bar & Restaurant eigenständig und doch in Synergie kreativ zusammenarbeiten. F: Woran müssen Hosts denken, worüber sich andere keine Gedanken machen? OM: Als Host ist ein gewisses Maß an Allroundfähigkeiten sehr hilfreich – wie funktioniert der Fettabscheider? Wie programmiere ich die Lüftungsanlage? Welcher Akkustikabsorber ist für welche Frequenzhöhe geeignet? F: Worüber machen Sie sich zu viele Sorgen?

72

OM: Rezensionen. F: Wie sind Sie als Chef? OM: Eine gemeinsame, gelebte Vision und Eigenverantwortung der Mitarbeiter sind für mich essentiell. Wer sich mit KINK identifiziert, trifft intuitiv die richtigen Entscheidungen im Sinne des Gastes und muss seine Persönlichkeit nicht hinter einer vorgegebenen Etikette verstecken. F: Welche Eigenschaften braucht ein guter Gastgeber? OM: Empathie, Leidenschaft, Organisationstalent. F: Was mögen Sie an Gästen am meisten? OM: Neugier. F: Was können Sie bei Gästen nicht leiden? OM: Unfairness. F: Was ist Ihr Anspruch an Ihr Restaurant? OM: Sich stetig weiter zu entwickeln und out of the box zu denken. F: Als Gastgeber erleben Sie einen spannenden Alltag. Welche Geschichte müssen Sie uns unbedingt erzählen? OM: Ein Gentleman schweigt und genießt. F: Was halten Sie von Take-Away? OM: Ist die zweitbeste Möglichkeit, unsere Speisen zu genießen. F: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst auswärts speisen? OM: Für mich ist immer das Gesamtkonzept wichtig – Speisen, Getränke, Service, Atmosphäre. F: Welches ist das beste Restaurant der Welt, in dem Sie selber bereits gegessen haben? OM: Ich kann hier nur sehr schwer ein Restaurant hervorheben – der Pot Luck Club in Kapstadt und das Sosein in Heroldsberg fallen mir auf Anhieb ein. F: Welches Restaurant würden Sie selber gerne besitzen? OM: Das erste Restaurant auf Elon Musks Space Station. F: Was kochen Sie für sich selbst? OM: Snoop Doogs Jerk Chicken. F: Zum Schluss: Wo steht Ihr eigenes Bett? OM: In einer Altbauwohnung im Hinterhof in Berlin Mitte.

Januar / Februar 2021


Im KINK wird nicht nur gekocht, sondern auch experimentiert.

KINK Bar & Restaurant Das KINK ist irgendwas zwischen WG-Wohnzimmer und Chemielabor. So zumindest mutet das gemütliche Interieur aus zusammengewürfelten Stühlen, Holz und dunklen Farben an, das einen einlullt wie eine Gutenachtgeschichte mit Happy End. Das Highlight des Berliner Restaurants am berüchtigten Pfefferberg ist allerdings die von Oliver Mansaray selbstgezimmerte Bar, über der die rote Lichtinstallation des Schweizer Künstlers Kerim Seiler schwebt wie der Vibe New Yorks über Berlins neustem kulinarischen Hotspot. Nur wenige Gerichte füllen die Karte, dennoch fällt die Auswahl schwer. Eigentlich spielt es aber keine Rolle, wofür man sich entscheidet: Denn dass die Crew des KINK für seine Speisen und Getränke selber infundiert, fermentiert und destilliert sagt alles.

Oliver Mansaray hat den Corona-Lockdown genutzt, um dem KINK den letzten Schliff zu verleihen – mit eigenen Händen.

KINK BAR & RESTAURANT, SCHÖNHAUSER ALLEE 176, 10119 BERLIN, WWW.KINK-BERLIN.DE

DAS SAGT OLIVER MANSARAY ZU... AVOCADO: Leider nicht ohne Reue zu genießen. TOAST HAWAII: Ich bin in den 80ern geboren – ein nicht ungeliebter Begleiter meiner Kindheit. MOLEKULARKÜCHE: Hat seine Berechtigung, aber sollte nie Selbstzweck sein. SPRÜHSAHNE: Diese Frage ist zu intim. So lecker, dass uns beim Tippen dieser Zeilen das Wasser im Mund zusammenläuft.

VORGESCHNITTENEM BROT: Nur was für Leute mit trockenem Humor. AROMAT: Bitte zweimal die 14a und einmal die 81. TOFU: Ist gut zubereitet köstlich. NOSE TO TAIL: Funktioniert in kreativen Küchen erstaunlich

gut – gibt hier aber sicherlich noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten VEGANER WURST: Weckt falsche, unerfüllte Erwartungen. NUTELLA: Wenn…, dann Nutella! THERMOMIX: Eines der wenigen Geräte, das sowohl von Hobbyköchen wie Profis genutzt wird – wir haben zwei davon. MIKROWELLE: Habe ich nicht. CHIA: Es gibt auch regionale Produkte mit ähnlichem Nährstoffgehalt. WELCHES IST IHR LIEBSTES FERTIGPRODUKT? Lupinen-Miso von Mimi Ferment. 73


Photography: Peter Schreiber

STUDIO DAYZ Concept & Styling: Carolin Herling Hair & Make-up: Lena Gehrig @ Fame Agency using Chanel & Oribe Model: Bruna Colpa @ Model Management

Draußen herrschen Wind und Wetter, mal ganz abgesehen von der Pandemie. Ja, 2020 macht es uns nicht gerade leicht, aber wir geben nicht auf! Lieber verschanzen wir uns drinnen und trumpfen im Studio mindestens so dick auf wie sonst auf der Straße. Und das tun wir mit Fake Fur, Seide, Spitze und Heels, mit denen wir dem alten Jahr einen gehörigen Arschtritt verpassen.

74


Kleid von BRUNELLO CUCINELLI . Kopftuch von ROECKL. Pumps von BALLY. Socken von FALKE.

STUDIO DAZE



Links: Shearlingmantel von BALLY. Brille von CHLOÉ. Ohrringe von

DORSCH-AUMILLER.

Rechts: Look von MIU MIU. Korallen-Ring von DORSCH-AUMILLER.


Links: Bluse von BRUNELLO CUCINELLI. Hut von ROECKL. Kette von DORSCH-AUMILLER. Rechts: Kleid von KARL LAGERFELD.



Turmalin-Ohrringe von DORSCH-AUMILLER.

80



Links: Mantel von

BRUNELLO CUCINELLI.

Kleid von

KARL LAGERFELD.

Rechts: Mantel und Kleid von BRUNELLO CUCINELLI. Pumps von BALLY. Socken von FALKE.



Welches enorme Potenzial new work needs inner work, gewaltfreie Kommunikation und die gute alte Diskussion ums Gehalt für Start-ups oder Unternehmen mit Interesse an evolutionärer Entwicklung bergen und wie Waldemar Zeiler neben der Arbeit auch Politik, Ungleichheit oder die Klimakrise unfucken will, lesen Sie in seinem Buch „Unfuck the Economy“, dessen Lektüre wir Ihnen ans Herz legen wollen.

84

Januar / Februar 2021


Unfuck Arbeit Waldemar Zeiler ist einer der Köpfe hinter einhorn. Richtig, dem Unternehmen mit den lustigen Kondomen, den veganen Präsern, deren Verpackungen mehr an Kindergeburtstag denn an Erwachsenen-Spaß erinnern. Vor einhorn arbeitete Zeiler für Geld – heute für seine Befriedigung. Dazu gehört, kein Chef zu sein, seine Mitarbeiter von der Leine zu nehmen und alles anders zu machen als im klassischen Lehrbuch. Der bärtige Berliner weiß viel, hält Vorträge und verpackt seine schlauen Sprüche in Bücher wie „Unfuck the Economy“, erschienen beim Goldmann Verlag, aus dem wir Ihnen einen Ausschnitt aus dem Kapitel Unfuck Arbeit präsentieren. Text: Waldemar Zeiler Fotos: Verena Brandt, www.einhorn.my

Meine Mutter ist eine humorvolle, adrette Frau, für die ihre Familie immer an erster Stelle steht. Eigentlich hat sie im Bauund Architekturbereich gearbeitet, aber ihr Diplom wurde leider, als wir 1989 aus Kasachstan nach Deutschland kamen, von den Behörden nicht anerkannt. Stattdessen begann sie, in meiner Heimatstadt im Süden Deutschlands im Einzelhandel zu arbeiten. 1998 wechselte sie schließlich als Verkäuferin für Oberbekleidung in eine Filiale des Schweizer Familienunternehmens Charles Vögele Holding AG. Das von Charles Vögele 1955 gegründete Unternehmen florierte und war mit Hunderten Filialen in ganz Europa vertreten. Charles Vögele war als guter Arbeitgeber bekannt, und meiner Mutter machte die Arbeit zunächst viel Spaß. Sie beriet leidenschaftlich und gerne Jugendliche, die ein Outfit für die anstehende Konfirmation suchten, oder tröstete Menschen, die sich für eine Beerdigung einkleiden mussten. Aber auch Männer und Frauen, Rentner und Rentnerinnen, die sich mit ihrem Modegeschmack nicht ganz sicher waren und als Stammkunden auf den Geschmack meiner Mutter zählten. Ihre Kolleginnen und ihre Vorgesetzte waren nett, und die Arbeit war in der vorgegebenen Zeit zu bewältigen und verhältnismäßig gut bezahlt. Vier bis sechs Kolleginnen arbeiteten pro Schicht im Ladenlokal, sodass man der Kundschaft genügend Beratung und auch mal ein bisschen Small Talk anbieten konnte. Etwa drei Jahre später drehte sich die Stimmung schlagartig. Meine Mutter kam immer gestresster nach Hause, schlief schlecht, hatte mit Sehstörungen zu kämpfen. Die Zahl der Verkäuferinnen wurde von sechs auf vier reduziert, der Arbeitsumfang blieb der gleiche. Für Kundenberatung gab es nun keine Zeit mehr. Sorgte früher ein fester Stundenplan für Verlässlich-

Januar / Februar 2021

keit und ein planbares Familienleben, wurde meine Mutter jetzt oft mit weniger als einer Stunde Vorlauf zur Arbeit beordert oder einfach nach Hause geschickt, falls gerade nicht viel los war. Auf einmal hieß es, dass Kosten eingespart werden mussten; sogar die Reinigungskräfte wurden entlassen, sodass die Verkäuferinnen jetzt selbst die Toiletten putzen mussten, während der Arbeitszeit. Auf einmal wurden Tagesziele ausgegeben, die sich am selben Tag des Vorjahres orientierten, und falls sich der aktuelle Tagesumsatz im Vergleich nicht steigerte, erhöhte die Filialleiterin den Druck auf die Verkäuferinnen. Das ging sogar so weit, dass die Filialleiterin allen Verkäuferinnen nahelegte, ihren Stundenlohn „freiwillig“ von 12,50 Euro auf 10 Euro zu reduzieren, weil man sonst einige von ihnen kündigen müsse. Dem stimmten die meisten Verkäuferinnen aus Loyalität zu ihren Kolleginnen inklusive meiner Mutter zu, denn meine Mutter hätte es vermutlich als Erstes erwischt, da sie als Letzte eingestellt wurde. Spätestens jetzt bröckelte der Zusammenhalt im Team, weil alle um ihren Job fürchteten und die nette Kollegin von früher zur erbitterten Konkurrentin wurde. Perfekte Zutaten für eine toxische Arbeitsumgebung. Schließlich nahm der psychische Druck so weit zu, dass meine Mutter keinen anderen Ausweg sah, als nach sieben harten Jahren völlig erschöpft zu kündigen, womit sie auch ihren Anspruch auf eine Abfindung verlor, versteht sich. Das war keine einfache Entscheidung, sie hatte immerhin insgesamt fast zehn Jahre dort gearbeitet und sie wusste, dass sie in ihrem fortgeschrittenen Alter vermutlich nur schwer wieder eine neue Arbeitsstelle finden würde. So kam es dann auch. Bis zur Rente fand sie keinen adäquaten Job mehr, und wäre heute ohne meinen Vater

85


(ein ehemaliger Hausmeister), der eine etwas höhere Rente zum Familieneinkommen einbringt, von Altersarmut bedroht. Gerade mal 692 Euro netto im Monat bekommt meine Mutter gezahlt. Sie ist damit Teil der Statistik, die Deutschland als Schlusslicht in Europa identifiziert, wenn es um die Unterschiede zwischen Renten bei Frauen und Männern geht. Wie die OECD-Studie Renten auf einen Blick 2019 zeigt, ist nämlich die Rente bei Frauen über 65 heute im Schnitt um 46 Prozent niedriger als bei Männern. Money, money, money Aber warum hat sich die Arbeitssituation meiner Mutter überhaupt nach drei Jahren so dramatisch verschlechtert? Ganz einfach: Ein Jahr vor ihrem Einstieg hatte Charles Vögele sein Unternehmen für ca. 1 Milliarden Franken an die Schroders Group verkauft. Die Schroders Group ist eine weltweit operierende Vermögensverwaltungsgesellschaft, die seit 1804 im Finanzgeschäft tätig ist und ihren Sitz in London hat. Ihr Vermögen hat die Schroders Group zunächst mit dem Handel von Kaffee, Zucker, Baumwolle und Indigo aus Übersee gemacht, später dann firmierte sie als Handelsbank. Nachdem die Schroders Group im Jahre 1997 die Charles Vögele Holding AG gekauft hatte, musste sie ja den Kaufpreis und am besten noch viel mehr Geld irgendwie wieder reinholen, wie es sich für eine Vermögensverwaltungsgesellschaft eben gehört. Ach so, und die Kohle für den Kauf besorgte sich die Schroders Group übrigens über eine fremd(kapital) finanzierte Übernahme (sogenanntes Leveraged Buyout, kurz LBO). Das

Group und deren Shareholder, die durch den Börsengang auf Anhieb eine Marktbewertung von zwei Milliarden Franken erhielten (Schroders Group realisierte allein aus dem Verkauf der 1997 erworbenen Anteile einen Gewinn von rund 700 Millionen Franken. Darüber hinaus profitierten die Investoren auch von erheblichen Kapitalausschüttungen). Nein, den Schaden für die Befriedigung des Aktionärswertes durch Banken, Asset Managern und Investmentbanker trugen die langjährigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wie meine Mutter, aber auch die Näher und Näherinnen in Ländern wie Bangladesch und Indien. Fälle von Kinderarbeit im globalen Süden waren jedenfalls vor dem Unternehmenskauf nicht bekannt, häuften sich aber ab dem Jahr 2000. Und obwohl die Modeindustrie als zweitgrößter Klimakiller direkt nach der Erdölindustrie gilt – allein der CO2- Ausstoß addiert sich durch die Herstellung, Transport und Gebrauch von Kleidern jährlich auf 850 Millionen Tonnen –, blieb natürlich kein Budget übrig, um die Schäden an der Natur irgendwie zu kompensieren. Mal ganz abgesehen davon, dass die Philosophie, alles für den Shareholder Value zu opfern, solche Kompensationszahlungen nicht zulässt. Der Fall Vögele ist übrigens keine Ausnahme, sondern eher die Regel in unserer heutigen Wirtschaft, in der sich die Finanzmärkte immer mehr von der Realwirtschaft entkoppeln und einst traditionsreiche Marken und Unternehmen zu Spielbällen von sogenannten „Heuschrecken“ wurden und werden. Der Fall Vögele zeigt auch, wie viel Einfluss Investmentbanker und Aktionäre haben, obwohl sie nie etwas mit dem operativen

„Nur 15 Prozent der Arbeitnehmenden fühlen sich mit ihrem heißt, Schroders gründete eine Gesellschaft, die sich bei Banken verschuldete, um den Verkauf zu tätigen; später fusionierte die Gesellschaft mit dem Unternehmen Vögele. So wurde aus einem einst vorsichtig kaufmännisch operierenden und vor allem schuldenfreien Unternehmen ein hochverschuldetes Unternehmen, mit einer Nettoverschuldung von 600 Millionen Franken in 2001. Was für ein genialer Trick! Man braucht keine eigene Kohle, sondern kauft alles mit fremdem Geld, und das Zielobjekt muss selbst mit den Schulden samt Zinsen klarkommen. In der Folge brachte man das Unternehmen 1999 an die Börse, und spätestens damit war die familiäre und persönliche Atmosphäre, die Charles Vögele aufgebaut hat, ad acta gelegt. Fortan galt es, die Aktionäre glücklich zu stimmen, und das gelingt nur durch steigende Umsätze und starkes Wachstum (daher neuen Tageszielsetzungen im Vergleich zum Vorjahr, die den Druck erhöhen sollten) sowie durch Kostenreduktionen (Reduktion der Verkäuferinnen und Toiletten selbst schrubben lassen), um die hohe Zinslast bedienen zu können. Dieser Börsengang war dann auch nur der Anfang vom Ende, 2010 schrieb das Unternehmen einen letzten operativen Gewinn. Die deutschen Filialen wurden an KIK, Woolworth und TeDi verkauft. In den Niederlanden und Österreich hingegen wurde Konkurs angemeldet, Hunderte Mitarbeitende verloren ihren Job. Letztlich ist alles, was Charles Vögele in 42 Jahren aufgebaut hat, mit dem Verkauf 1997 an die Schroders Group zerstört worden. Den Schaden trägt allerdings weder Charles Vögele oder seine Familie, der ja ein nettes Sümmchen für sein Unternehmen bekam, noch die Schroders

86

Geschäft der Realwirtschaft zu tun haben und keine der dort beschäftigten Menschen kennen, ob im Unternehmen oder in der gesamten Lieferkette. Vor 2008 suchten viele von ihnen den „Super-Return of Investment“, also eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals von 25 Prozent und mehr. Buy it, strip it, flip it – Kaufen, Plündern, Wegwerfen galt als Devise. Ob Märklin, ATU, Hertie oder Hugo Boss – sie alle eint ein ähnliches Schicksal wie Charles Vögele, und es wundert nicht, dass solche Unternehmen speziell in Krisenzeiten als Erste ins Wanken geraten. Der geopferte Mitarbeiter Die Realität ist, dass nahezu alle Unternehmen einen negativen Impact auf der Welt hinterlassen. Viele Unternehmen bedienen sich der Rohstoffe unserer Erde zu einem viel zu günstigen Preis und hinterlassen Müll, zerstörte Ökosysteme und viel zu viel CO2. Wachstum bedeutet auch immer höheren Ressourcenverbrauch. Es wird zwar vermeintlich „Wert“ geschaffen bzw. der Unternehmenswert und das Bruttoinlandsprodukt wächst im Erfolgsfalle, aber wer profitiert tatsächlich davon? Welchen persönlichen Preis zahlen die Mitarbeitenden, wenn ihre Gesundheit durch Stress und Leistungsdruck strapaziert wird, sie weniger Zeit mit ihrer Familie, oder einfach zu wenig Zeit für sich selbst haben? Spannende Einsichten gibt hier eine große Langzeitstudie aus dem letzten Jahr, durchgeführt von einer der größten gesetzlichen Krankenversicherungen Deutschlands, die dafür die Daten von 2,5 Millionen erwerbstätigen Versicherten ausgewertet

Januar / Februar 2021


hat. Seit 1997 hat sich die Zahl der Krankschreibungen, die durch psychisches Leiden verursacht wurden, verdreifacht. Der häufigste Grund, warum Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen krank geschrieben werden, ist übrigens eine Depression. Jede/r 18. Arbeitnehmende fällt demnach aufgrund von psychischen Problemen zeitweise aus, was hochgerechnet etwa 2,2 Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Deutschland ausmacht. Natürlich haben wir auch mehr Krankschreibungen, weil wir langsam offener mit dem Tabuthema psychische Gesundheit umgehen, aber allein diese monströse Zahl und die Diagnose Depression als Hauptgrund für Krankschreibungen muss uns als Gesellschaft zu denken geben. Frauen wurden 2018 übrigens doppelt so häufig wegen seelischen Leiden krankgeschrieben als Männer. I don’t like Mondays Nicht weniger spannend ist der Blick in die jährliche Gallup Studie zum Grad der emotionalen Bindung der Arbeitnehmenden zu ihrem Unternehmen. Wir alle kennen sicherlich den Montags-Blues, wenn wir nach einem Wochenende wieder zur Arbeit müssen und nicht wirklich Bock haben. Wenig erstaunlich ist dann auch, dass die erste Webseite, die viele Arbeitende am Montag aufsuchen, die Online-Stellenbörse ist. Die Gallup Studie bestätigt den Montags-Blues und zeigt, dass es sogar noch viel schlimmer steht um die Arbeitsmoral. 2019 haben ganze 16 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, also circa 6 Millionen Menschen, innerlich gekündigt. Ganze 69 Prozent, also 25,6 Millionen Arbeitnehmende, machen nur Dienst nach Vorschrift. Gerade mal 15 Prozent fühlen sich verbunden mit ihrem Unternehmen. Der volkswirtschaftliche Schaden, allein der 16 Prozent innerlich Gekündigten, wird

Unternehmen verbunden.“ auf 122 Milliarden Euro geschätzt. Nur 15 Prozent der Arbeitnehmenden fühlen sich mit ihrem Unternehmen verbunden, die Zahl muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wir fucken mit unserem Wirtschaftssystem den Planeten ab, zerstören unser Klima, rotten bald eine Milliarde Tier- und Pflanzenarten aus, haben die größte Schere zwischen Arm und Reich, die man sich vorstellen kann, steuern aufgrund des vom Kapitalismus beförderten Rassismus und vielen anderen Diskriminierungen auf unvorstellbare Dimensionen sozialer Unruhen zu – und gerade mal 15 Prozent der Zahnräder dieses Systems sind happy dabei? Vielleicht lässt sich auch so der große Hype um New Work und die vermeintliche Rückbesinnung auf Purpose und Unternehmenswerte erklären. Die Menschen spüren, dass irgendetwas nicht stimmt. Dass ihre Arbeit samt der Zielvereinbarungsgespräche und KPI’s (Leistungskennzahl) vielleicht sogar bedeutungslos und alles andere als systemrelevant ist. In einer Umfrage von 12'000 Fachkräften durch die Harvard Business Review sagten die Hälfte der Teilnehmenden, dass ihr Job für sie keinen Sinn oder eine Bedeutung habe. Eine andere neuere Studie unter britischen Arbeitnehmenden ergab, das ganze 37 Prozent denken, dass sie einen bullshit job ausüben. Interessanterweise, und das ist uns durch Corona sehr bewusst geworden, sind viele gut bezahlte Jobs wie eben der des Investmentbankers für uns als Gesellschaft und die Umwelt eher schädlich, und viele unterbezahlte Jobs wie Krankenpfleger tragen überproportional zum Gemeinwohl bei. Der britische Thinktank New Economics Foundation (NEF) hat sich nach der letzten Finanzkrise in 2008 sechs Berufe angeschaut und deren Wert der Arbeit verglichen. Dabei griffen sie auf die Social-Return-on-Investment-Analyse zurück (zu Deutsch etwa: Soziale Rendite auf das eingesetzte Kapital, ein Ansatz,

Januar / Februar 2021

der sich mit der Bewertung des gesellschaftlichen Mehrwerts durch soziale Projekte beschäftigt.) und ließen neben ökonomischen auch gesellschaftliche und ökologische Faktoren einfließen. Investmentbanker zerstören demnach für jedes Pfund, das sie verdienen, 7 Pfund an Wert, und bei Gehältern in einem Rahmen von 500'000 bis 10'000'000 Pfund ist das nicht gerade wenig. Kinderbetreuer und -betreuerinnen hingegen schaffen für jedes Pfund, das sie verdienen, bis zu 9,5 Pfund Mehrwert für die Gesellschaft. Führungskräfte in der Werbeindustrie zerstören 11 Pfund an Wert, das sie pro Pfund verdienen. Denn ihre Arbeit führt laut NEF zu Verschuldung, sei es durch übermäßigen Konsum, Unzufriedenheit und Stress durch das ständige Gefühl, nicht genug zu sein oder zu haben. Reinigungskräfte in Krankenhäusern hingegen schaffen für jedes Pfund über 10 Pfund an gesellschaftlichem Wert. Auch wenn diese Berechnungen in Großbritannien gemacht wurden, so dürften die Ergebnisse in Deutschland ähnlich ausfallen – oder hat jemand von euch während der Corona-Krise auf dem Balkon gestanden und für Investmentbanker geklatscht? Die Leute wollen also etwas machen, was sinnstiftend ist. Und sie wollen es auf eine Art und Weise tun, die sie nicht krank macht. Der Hype um New Work ist also da. Aber was heißt New Work eigentlich genau? Frithjof Bergmann, der Erfinder des Konzepts, definiert das Ganze so: „New Work ist die Arbeit, die ein Mensch wirklich, wirklich will.“ Und welcher Mensch will eine Arbeit, deren Hauptzweck es ist, ein paar wenige auf Kosten vieler reich zu machen und dabei unseren Planeten abzufucken? Vollgas Richtung Abgrund Wir sprechen dauernd von Input und Output, Skalieren, Reengineering, Downsizing, von „richtig Gas geben“, als wären wir ein Auto. Klar, die Energie dieser Stufe brachte uns viele exzellente Forschungs- und Entwicklungsabteilungen und Innovationen wie, sagen wir mal, die Geschirrspülmaschine. Das Problem ist aber, dass es bei dieser leistungsorientierten Maschine kein Laufzeitende gibt. Um bei der Geschirrspülmaschine zu bleiben: Das dreckige Geschirr ist längst sauber, beziehungsweise ein Teil der Menschheit hat eigentlich inzwischen alles, was er zum Leben braucht, aber die Maschine spült einfach weiter. Und weil spülen so viel Spaß macht, vergrößert die Maschine sogar noch ihr Volumen. Da aber nicht genügend dreckiges Geschirr vorhanden ist, muss sich die Maschine künstlich mehr besorgen, oder anders gesagt: Es müssen neue Bedürfnisse bei den Menschen (z.B. durch schlaue Werbemenschen) geweckt werden, von denen sie gar nicht wussten, dass sie sie haben. Mein persönliches Highlight sind Duftmarketing-Agenturen: Durch das richtige Parfümieren von Spielautomaten kann man 45 Prozent mehr Geld einnehmen. Schön ist auch, wie die Spielzeugindustrie das Ganze angegangen ist: Um noch mehr Spielsachen zu verkaufen, haben sich ein paar clevere Marketingtypen irgendwann überlegt, dass man doch nach Geschlechtern getrennt vermarkten könnte. Noch in den 1980er-Jahren warb beispielsweise LEGO mit einem Mädchen in Latzhose, das die bunten LEGO-Steine zeigte. Heute hat das Unternehmen verschiedene Sortimente für Jungen und Mädchen. Denn wo kämen wir hin, wenn die kleine Schwester mit den „normalen“ LEGOSteinen des großen Bruders spielt? Nein, für die Mädchen gibt’s jetzt pinkes LEGO. Dass die Mädchenrollen vor allem darauf angelegt sind, hübsch auszusehen, und die Jungsrollen vor allem darauf zu kämpfen, mag einer der vielen Gründe dafür sein, dass

87


klassische Rollenbilder immer noch in so vielen Köpfen in Stein gemeißelt sind. Und spätestens seit der Axe-Duschgel-Werbung sollten wir wissen, dass die Werbung vor aggressivem GenderMarketing keinen Halt macht. Hauptsache, Bedürfnisse wecken, Konsum ankurbeln. Wachstum um des Wachstums willen. In der Medizin kennt man das übrigens als Krebs. Charakteristisch für diese Sichtweise – Achtung, das mag jetzt für einige nach esoterischem Hokuspokus klingen – ist die Loslösung vom eigenen Ego. Die Erkenntnis, dass das bisherige Leben von den Wünschen, Ängsten und Zielen des Egos bestimmt worden ist, bildet den Auftakt zu einer Entdeckungsreise zu sich selbst. Unsere Entscheidungsfindung durch das Ego ist von äußeren Faktoren wie Geld, Einfluss und Macht beeinflusst, während auf der integralen evolutionären Stufe innere Maßstäbe zählen. Dann wird man sich zum Beispiel fragen: „Fühlt sich diese Entscheidung richtig an? Kann ich damit der Welt dienen?“ Die Menschen auf dem Weg zu dieser integralen Sichtweise spüren eine gewisse Leere in der modernen Welt, sie bedauern außerdem, dass sie das Gefühl für Gemeinschaft und die Verbundenheit mit der Natur verloren haben. Unternehmen als lebende Organismen Um zu erfahren, ob es solche Organisationen, die auf der integralen Stufe agieren, bereits gibt oder sich zumindest schon auf den Weg gemacht haben, hat der Ex-Unternehmensberater Frederic Laloux über drei Jahre recherchiert und viele außergewöhnliche Organisationen, ob nun gewinnorientiert und gemeinnüt-

wir alle sicherlich schon einmal gespielt haben. Die dritte wesentliche Gemeinsamkeit ist der evolutionäre Sinn solcher Organisationen. Es gibt keine vorgegebenen Ziele oder Zukunftsvorhersagen von irgendwem, sondern alle Mitglieder der Organisation sind eingeladen wahrzunehmen und zu verstehen, was die Organisation werden will und welchen Weg sie einschlagen möchte. Am besten lässt sich das am Beispiel Buurtzorg zeigen. Die Organisation passt gleichzeitig ideal in unsere Zeit, weil es eine systemrelevante Branche darstellt und jeden von uns in irgendeiner Weise früher oder später beschäftigen wird: die Altenpflege. Das Beispiel Buurtzorg In den Niederlanden kümmerten sich seit dem 18. Jahrhundert ein bis zwei Krankenschwestern aus der Nachbarschaft um die Alten und Kranken in der Umgebung und besuchten diese zu Hause. Die Kosten dafür trug das staatliche Sozialversicherungssystem. Irgendwann in den 1980er-Jahren hatte die niederländische Regierung, ganz getreu der modernen, leistungsorientierten Weltsicht, die Idee, diese Prozesse zu verschlanken und zu optimieren. Wenn sich die mobilen Krankenpfleger und -pflegerinnen großen Organisationen anschließen würden, mit zentralem Management, dann würde man viele Vorteile der sogenannten Skaleneffekte (economies of scale) mitnehmen und eine Menge Geld sparen. Positive Skaleneffekte kriegt man als BWL-Student übrigens ab dem ersten Semester als ungemein wertvoll eingetrichtert.

„Die Leute wollen also etwas machen, was sinnstiftend ist.“ zig, aus den verschiedensten Branchen und Ländern analysiert. Sie mussten allerdings seit mindestens fünf Jahren bestehen und mindestens über 100 Mitarbeitende verfügen. Tatsächlich konnte er zwölf solcher Organisationen identifizieren, und die Erkenntnisse und Parallelen trotz komplett unterschiedlicher Branchen könnten nicht spannender sein: von Buurtzorg, dem niederländischen ambulanten Pflegedienst mit über 14'000 Mitarbeitenden, über FAVI, einem französischen Automobilzulieferer mit 400 Mitarbeitenden, oder Patagonia, der Outdoor-Bekleidungsmarke mit 1'350 Mitarbeitenden, aber auch ESBZ, einer öffentlichen Berliner Schule mit 1'500 Schülern, Mitarbeitenden und Eltern. Die größte Organisation in seiner Untersuchung war AES, ein globaler Energieproduzent mit 40'000 Mitarbeitenden weltweit. Viele dieser Organisationen sehen sich weder als Maschinen noch als Familien, sondern eher als lebende Organismen oder lebendige Systeme. Wie ein natürliches Ökosystem in der Natur brauchen sie keine zentrale Entscheidungsstelle, sondern setzen auf den selbstorganisierenden Drang einer jeden Zelle und eines jeden Organismus. Selbstführung bzw. Selbstbestimmung in Teams war ein zentrales Element bei den untersuchten Organisationen. Die Abkehr von Hierarchien und Bürokratie hin zu fluiden Systemen verteilter Autorität ebenfalls. Eine weitere wichtige Gemeinsamkeit solcher Organisationen ist der Anspruch, dass alle Mitarbeitenden sie selbst sein können und keine Maske tragen müssen, wie wir es sicher alle aus unseren eigenen aktuellen oder vergangenen Jobs kennen. Da muss man sich nur an das Theater bei Vorstellungsgesprächen erinnern, dass

88

Damit die Pflegekräfte flexibler eingesetzt werden können, trennte man sich von der langjährigen Praxis, jedem Patienten eine vertraute Pflegekraft zuzuweisen, stattdessen kam jeden Tag eine andere Pflegekraft nach Hause. Über Callcenter konnten Patienten fortan bei Problemen anrufen, da es ja die eine vertraute Pflegekraft nicht mehr gab, die sie vorher direkt erreichen konnten. Erfahrene Pflegekräfte wurden aufgrund ihrer höheren Kosten nur noch für schwierigere Tätigkeiten eingesetzt, unerfahrenere übernahmen leichtere Aufgaben. Natürlich arbeiteten die verschiedenen Pflegekräfte unterschiedlich schnell, also musste man das Ganze standardisieren. Alle Aufgaben wurden minutengenau getaktet und Planungsabteilungen geschaffen, die die Tagespläne und -ausgaben und kontrollierten. Um noch mehr Skaleneffekte zu realisieren, fusionierten die großen Pflegeunternehmen. Das Ergebnis waren noch mehr Hierarchien und Managementlevel. Dazu kam, dass viele der Manager überhaupt keine Erfahrung mit der Krankenpflege hatten. Arbeit gab es aber dennoch genug für sie: Abläufe mussten optimiert und Daten gesammelt werden. Jede Pflegekraft musste beim Betreten und Verlassen der Räume der Patienten einen Barcode an der Tür einscannen. Das war toll für die Manager, denn jetzt konnten sie Pflegekräften eindeutig nachweisen, dass sie zu langsam oder zumindest langsamer als ihre Kollegen und Kolleginnen waren. Die Maschine lief wie am Schnürchen. Effizient und flexibel. Es gab allerdings ein Problem, und das können wir uns alle, die Großeltern haben, sehr gut vorstellen: Für ältere Menschen ist dieses System ein Horror. Ständig kommen

Januar / Februar 2021


wechselnde, fremde Menschen in ihr Haus. Und diese Fremden haben nicht mal Zeit sich vorzustellen, sondern müssen in wenigen Minuten mit ein paar Handgriffen selbst die Intimpflege durchführen, bevor sie schnell wieder verschwinden. Jeden Tag aufs Neue. Und auch die Pflegekräfte hassten dieses System, sie waren fortan nur noch Roboter, und die zwischenmenschliche Interaktion, die vorher so ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit war, war einfach wegrationalisiert worden. Einer dieser frustrierten Krankenpfleger war Jos de Blok. Nach zehn Jahren kündigte er enttäuscht seinen Job (ähnlich wie meine Mutter) und gründete die Firma Buurtzorg. Seither setzt er auf kleine selbstorganisierende Teams von zehn bis zwölf Personen. Jedem Patienten und jeder Patientin werden ein bis zwei feste Pflegekräfte zugewiesen, und die Managementaufgaben übernehmen alle im Team. Die Krankenschwestern und Pflegekräfte erhalten komplette Freiheit bei der Umsetzung ihrer Aufgaben. Sie machen es sich wieder zur Hauptaufgabe, die Patienten dabei zu unterstützen, ein möglichst lebenswertes und unabhängiges Leben zu führen, und finden so selbst zu ihrer eigenen Berufung, ihrem Sinn zurück. So bilden sie oft ein Netzwerk von Unterstützenden für die Patienten und Patienntinnen und klingeln auch schon mal bei den Nachbarn, um sie zu fragen, ob sie ab und zu helfen können. Buurtzorg hat die Maschinerie von Effizienz und positiven Skaleneffekten um Längen geschlagen und sowohl menschlich als auch wirtschaftlich gewonnen. Das Unternehmen hält heute 20 Prozent des niederländischen Markts für ambulante Pflege, wurde fünf Mal zum besten niederländischen Arbeitgeber gewählt und kann sich vor Bewerbungen kaum retten. Bis heute sind die über 10'000 Mitarbeitenden in selbstbestimmten Teams von zehn bis zwölf Menschen organisiert, und die Firmenzentrale umfasste im Jahr 2014 gerade mal 45 Menschen – bei 280 Millionen Euro Umsatz und 70'000 Patienten! Trotz dieser Firmengröße gibt es in der ganzen Organisation keine Vorgesetzten. Niemand kann einem anderen etwas vorschreiben, und trotzdem oder genau deswegen funktioniert Buurtzorg besser als die vorherige Maschine mit unzähligen Vorgesetzten. Weitere spannende Effekte stellten sich ein: So wurden 30 Prozent weniger Patientenin die Notaufnahme eingeliefert, weil die Pflegekräfte aufgrund ihrer Vertrautheit Probleme früher erkannten. Schließlich spart Buurtzorg dem holländischen Versicherungssystem mehrere hundert Millionen Euro Kosten ein, was allen Steuerzahlenden zu Gute kommt. Man stelle sich mal vor, wie Buurtzorg sich entwickelt hätte, wenn es mit Investorengeldern gekauft worden und jetzt vermutlich schon längst an der Börse notiert wäre. Das Resultat kann man sich in Deutschland in vielen Krankenhäusern anschauen, nachdem sie privatisiert worden sind, oder auch in der privaten Krankenpflege. Es bleibt zu hoffen, dass Jos de Blok nicht eines Tages schwach wird. Die drei wichtigen gemeinsamen Merkmale evolutionär denkender Organisationen spiegeln sich in dem Unternehmen Buurtzorg wunderbar wider: Selbstbestimmte Teams ohne Vorgesetzte und Hierarchie, Mitarbeitende, die wieder sie selbst sein können, ohne sich wie Roboter zu fühlen und als lebender Organismus voller vieler kleiner Zellen mitentscheiden, wohin die Reise geht.

Zwei Chefs, die eigentlich keine sind: Waldemar Zeiler und Philip Siefer sind die Gründer von einhorn. Und sie machen alles anders als man BWLStudenten eintrichtert.

Waldemar Zeiler und das einhorn Die Idee vom Millionär mit 30: Doch Arbeiten ohne Herz macht nicht glücklich, und so schmeißt Waldemar Zeiler mit 32 alles hin, schnappt sich den Rucksack und reist nach Südamerika. Sinnsuche und so. Irgendwann ruft ihn Philip Siefer an, ein Bekannter. Der hat eine Idee: Kondome mit Verpackungen, die nichts mit dem Einheitsbrei im Drogerie-Regal zu tun haben. Zeiler und Siefer gründen einhorn – und beginnen erstmal, wie man das eben so macht. Dann werfen sie über den Haufen, was ihnen im Studium zum Chefsein eingetrichtert wurde und machen alles anders. Keiner im Team ist dem anderen überstellt, transparente Gehälter, frei zu wählende Urlaubstage, Arbeitszeiten nach Lust und Laune. Wer das einhorn-Büro in Berlin besucht, trifft unter Umständen gar keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Homeoffice oder heute grad mal keinen Bock, spielt keine Rolle und wird nicht kontrolliert. Denn die einhörner, wie sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intern nennen, suchen sich ihre Teammitglieder nach der Leidenschaft aus, die größer ist als Arbeitszwang und Gehaltsgier. Er sei ein abgespacter Hippie mit Bart und Brille, das eines der Vorurteile, die sich der in Kasachstan geborene und am Bodensee aufgewachsene Wahl-Berliner so anhören muss. Dass man Kompetenz nicht am Seidenanteil der Krawatte messen sollte, ist bald jedem klar, der Waldemar Zeiler sprechen hört. Seine Philosophie zur neuen Arbeitskultur bringt er im Buch „Unfuck the Economy“ zu Papier, in dem noch viel mehr schlaue Dinge stehen als die Notwendigkeit, seine Mitarbeiter endlich wieder wie Menschen zu behandeln.

Mehr zum Thema gibt’s hier: Waldemar Zeiler mit Katharina Höftmann Ciobotaru, „Unfuck the Economy“, Goldmann Verlag, ca. 22.–

Januar / Februar 2021

89


Mit großem Knall und lautem Gebrüll starten wir ins neue Jahr, das wir so pur und ohne Sorgen begrüßen wie neugeborene Babys die Welt. Weil wir allerdings erwachsen sind, pimpen wir die dunklen Tage mit ordentlich Gefunkel und den Dingen, die neben allem Positiven für 2021 sonst noch auf unserer Wunschliste stehen.

AQUAZZURA,

90

These boots are made for walking „Belle De Nuit 105“, Overknees aus Veloursleder mit Verzierungen und Cut-outs, ca. 2'445.–

Januar / Februar 2021


BLACK AND WHITE ALL THROUGH THE NIGHT Photography: Christoph Musiol

Hair & Make-up: Stephan Schmied @ Blossom Management Model: Thialda @ KULT Models


Make-up: Magic Cream Feuchtigkeitscreme und Pillow Talk Push-up Lashes Mascara von CHARLOTTE TILBURY. Radiant Creamy Concealer von NARS. Eye Gloss von TOM FORD. Skin Fetish Highlighter + Balm DUO und Lip Fetish Sheer Colour Balm von PAT MCGRATH LABS. Hair: Drynamic Trockenshampoo von SEBASTIAN. Staying.Alive Leave-in Treatment und Young.Again Dry Conditioner von KEVIN MURPHY. Liquid Pomade von AVEDA . Lockenstab Creative Curl Wand von GHD CURVE. Satin Hair 7 Bürste von BRAUN.


BOTTEGA VENETA,

Januar / Februar 2021

This bag is made to make others jealous „The Chain Pouch“, Schultertasche aus Lammleder mit Kettenschulterriemen, ca. 3'450.–

93


JUDITH LEIBER COUTURE,

94

This clutch is made to sparkle „Martini“, silberfarbene Clutch aus Messing mit Kristallen, ca. 5'835.–

Januar / Februar 2021




BALMAIN,

Januar / Februar 2021

These heels are made to show „Mercy“, Ankle Boots aus Kalbsleder mit Fransen, ca. 1'938.–

97


This piece is made to leave an impression verzierter Blazer aus Twill, ca. 10'154.–

ALEXANDER MCQUEEN,

98

Januar / Februar 2021




GUCCI,

Januar / Februar 2021

These gloves don't only belong to princesses Handschuhe aus Ripsband und Stretch-Tßll mit Kristallen, ca. 1'099.–

101


Wir frösteln und zittern, denn die Kälte kriecht in unsere Glieder wie die Dunkelheit in den Tag. Was hilft? Eine Jacke so dick wie die Bettdecke und mindestens genauso bequem. Allerdings kann vieles schief gehen, wenn wir uns ins Aufgeplusterte hüllen – zu sehen an den Streetstyles aus Kopenhagen, Mailand oder Paris, deren Anblick uns teilweise genauso Gänsehaut verschafft wie der eiskalte Wind.

STYLE-

102

-METER

Januar / Februar 2021


Kein Windstoß kommt an dieses zugeschnürte Paket, das in Sachen Style jeder 0815-Daunenjacke einen Arschtritt verpasst.

Der Leitkegel macht das Rennen.

Januar / Februar 2021

Was so spießig anmuten könnte, wird dank der Badass-Attitüde tatsächlich cool.

Zu wild, zu viel Mix, zu gewollt. Mal ganz abgesehen von der grässlichen HosenSchuhe-Kombination. Hilfe.

Scheißegal, ob irgendwann doch noch die Sonne rauskommt: Dieses Teil tragen wir selbst wenn uns der Schweiß in Bächen von der Stirn tropft.

Modischer Kriegszug? Wir sind Pazifisten, sorry.

103


TAKE A RISK AND SKIP THE CROWD Beige perfection.

Wir sehen rot… äh, rosa. Zudem kommen Animal-Prints in Neonfarben selten gut.

104

Oben hui, unten… naja, nicht pfui, aber die Schuhe gehen gar nicht.

Wir ersticken im Print und schnappen vergeblich nach Luft.

Sweet! Noch besser als die Außenseite gefällt uns allerdings das Innenfutter.

Sorry, für diese Jacke müssen wir es einfach Punkte regnen lassen. Abzug fürs zugeschnürte Gesicht.

Daraus hätte was werden können. Aber: Graffiti gehört an die Wand und nicht auf die Hose und die Jacke auf die Schultern, sonst nützt der ganze Zauber nix.

Schlimmer geht immer. Und dass die MonsterWeste nicht mal das größte Übel ist, überrascht echt ungemein.

Januar / Februar 2021


Bloody glorious!

Schlangenhose: igitt. Fendi-Pulli: ein Graus. Die Kette dazu: hell no! Und als könnte es nicht schlimmer werden: die Daunenjacke, die anmutet wie ein geleaster Wagen mit Flügeltüren.

Januar / Februar 2021

The bigger, the better. Einzig die aufgesetzten Elemente gehören sofort in den Müll.

Mal eben zum Bäcker: unseretwegen. Danach wollen wir dieses Glitzerwerk allerdings nie wieder sehen.

Wenn die Jacke zum Outfit wird, vergeben wir gerne fünf Punkte. Sogar mitsamt FakeFur-Tasche.

Die Glücksbärchis haben angerufen, sie wollen ihre Wolke zurück.

105


TAKE A RISK AND SKIP THE CROWD Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo so ’ne Jacke her. Outfit gerettet!

Doppelt gemoppelt? Wie wär’s damit, dem Mantel seine Ärmel zurück zu geben?

106

Ein bisschen Farbe braucht der Winter. Aber da geht noch mehr.

Bei der Jacke drücken wir ein Auge zu. In Sachen Hose, Schuhe und Tasche kennen wir allerdings kein Erbarmen.

Das beste Beispiel, wie man edel auf cool trimmt. Heiße Stiefel wären allerdings glaubwürdiger als nackte Füße.

Funktioniert nur im Ganzen, jedes Teil für sich wäre ein Fall für den Psycho-Doc.

Genauso sinnfrei wie ein fett-reduzierter Latte mit Sahnehaube.

Die Decke mit der Jacke verwechselt?

Januar / Februar 2021


Cozy und still, genau wie der Winter in der Stadt. Der Schuh benötigt dennoch ein Upgrade.

Wir stehen zwar nicht auf Total-Looks, allerdings bestätigen Ausnahmen die Regel.

Der Daunenmantel will ablenken. Funktioniert aber nicht. Style-Graus!

Aufmerksamkeits-Defizit oder Pausen-Clown?

Januar / Februar 2021

Große Liebe für diese Jacke. Nicht für die zerlöcherte Jeans, nicht für die Regenbogen-Sneakers, aber für ein bisschen Augenzwinkern mitten im Großstadtgrau.

Da ist so viel los, dass sich uns der Kopf dreht. Wir setzen uns mal.

107


PROMOTION – PRODUCTS OF THE MONTH

Products of the Month Zu gewinnen auf faces.ch

Wir begeben uns für Sie jeden Monat auf Schatzsuche. Auf dieser Seite zeigen wir Ihnen Produkte, die Sie zum Lächeln bringen, nicht nur heute und morgen, sondern für immer.

Dynamic Duo Rosige Zukunft? So lange die Produkte von Caudalies neuer Linie „Resveratrol Lift“ an unserer Seite sind auf jeden Fall. Damit wir uns vor Straffungsverlust und Falten nicht fürchten müssen, verwenden wir ab sofort die hautverdichtende Kaschmir Creme und das Lifting Straffungsserum, deren Formel so innovativ ist, dass Caudalie diese gar patentieren

108

Bodyguard ließ. In der neuen Linie wirkt der übrigens komplett vegane Kollagen-Booster aus afrikanischer Mahagonirinde zusammen mit natürlicher Hyaluronsäure aus Maisglukose und Resveratrol aus französischen Weinranken. Das Ergebnis: straffe und pralle Haut, die sich überdies samtweich anfühlt. Und es kommt noch besser: Die komplette Linie Caudalie „Resveratrol Lift“ kommt mit Zero-WasteVerpackungen aus recycelbaren Materialien daher. Damit wir wirklich keinen Grund mehr haben, die Stirn in Falten zu legen. Kümmern Sie sich um Ihre Haut, und verwöhnen Sie diese mit den beiden Produkten von Caudalie. Gewinnen Sie dafür bei uns eines von zwei Sets aus „Hautverdichtende Kaschmir Creme“ und „Lifting Straffungsserum“ von Caudalie.

Visitenkarten, Führerschein, Personalausweis. Irgendwie haben wir einfach zu viel davon in der Tasche, was dazu führt, dass wir regelmäßig den Inhalt ebensolcher ausleeren und kräftig suchen müssen. Ordnung ins KartenChaos bringt W4LLET mit seinen Leder-Etuis und dem weltweit einzigartigen 4-Fach-Faltsystem. So bleiben wichtige Dinge immer griffbereit. Die

hübschen Etuis werden in Deutschland designt und in einer süddeutschen Traditions-Manufaktur von Hand gefertigt. Wer mag, individualisiert seine Kartenhülle mit seinen Initialen oder lässt das Etui zusätzlich gegen das kriminelle Auslesen seiner Daten durch Dritte schützen. Bringen Sie Ordnung in Ihre Tasche, und sortieren Sie Ihre Karten mit Hilfe der Leder-Etuis von W4LLET.

PRODUKTE ZU GEWINNEN AUF FACES.CH Januar / Februar 2021


faces.ch/bonuscard

Die Faces Card ist die coolste Kredit- und Memberkarte der Schweiz. Mit ihr erhältst du nicht nur geniale Upgrades, Rabatte und Gutscheine bei ausgewählten Partnern, du wirst auch als VIP zu unseren Events eingeladen und sammelst Bonuspunkte mit jedem Einkauf.

Januar / Februar 2021

QR Code scannen, teilnehmen, gewinnen. Viel Glück!

109


Member Love

1-JahresAbo FACES

19 15

CHF

10 Ausgaben

UNFUCOKNOTHMEY EC Aldon Smith 21 01 20

W IN TE

Emma Corrin

F 5. 50 R CH

Kristen Welker o Estanisla z e Fernánd Nikita Dragun Lee Perry Patti Smith

M A E R D e bei ackstag ...und B

Jetzt FACES-Member werden und profitieren: • 1-Jahresabo für nur CHF 19.– / € 15.– (statt CHF 55.– /€ 39.–) • Gewinnspiele mit tollen Preisen • Exklusive Einladungen und weitere Member-Vorteile

Gucci.

Kostenlos anmelden unter: member.faces.ch


D

A

S

B

E

S

T

E

I

M

J

A

N

U

A

R

/

F

E

B

R

U

A

R

Das Jahr ist rum. Ende, finito, aus, vorbei. Jetzt lehnen wir uns zurück und legen die Füße hoch. Sprich: Wir kümmern uns um uns selbst, nehmen ein Bad mit bunten Badebomben, kuscheln uns mit Wärmflaschen aufs Sofa oder stapfen in dicken Stiefeln und bunten Daunenjacken durch die Kälte. Gegen die Langeweile gibt’s Puzzles und für den angenehmen Schlaf schöne Masken. Bye bye, see you next year.

„Basically my wife was immature. I’d be at home in the bath and she’d come in and sink my boats“ Woody Allen

Januar / Februar 2021

111


Frosty

F

Daunenjacken

A

S

1

2

H

I

O

N

G

O

O

D

Dick eingepackt und kuschelig wohl: Mit diesen Daunenjacken ist die Trennung vom Bett nur halb so schlimm! Wenn es draußen dunkel und eisig ist, schützt uns die mit Federn gestopfte Jacke vor dem unwillkommenen Frost. Gemeinsam werden wir den Winter überstehen!

3

4

5

6

7

8

9

10

12

13

11

1 Moncler Grenoble, aus Daunen, ca. 1'279.– 2 Nemen, aus Nylon, ca. 1'587.– 3 Adidas, aus Daunen und recyceltem Polyester, ca. 167.– 4 Woolrich, aus Pertex-Diamant-Sicherungsnylon, ca. 648.– 5 Burberry, aus Baumwolle, ca. 2'150.– 6 Save The Duck, „Lucky“, aus Nylon, ca. 269.– 7 Dolce & Gabbana, aus Daunen und Polyester, ca. 1'614.– 8 The North Face, aus Nylon, ca. 390.– 9 Mcm, aus Nylon, ca. 1'323.– 10 Colmar, aus Daunen und Polyamid, ca. 503.– 11 Daily Paper, „Van Juff“, aus Polyester, ca. 274.– 12 Karl Lagerfeld, aus Polyester, ca. 571.– 13 Valentino, aus Polyester, Wolle und

Daunen, ca. 2'152.–

112

Januar / Februar 2021

S


F

A

S

H

I

O

N

1

G

O

O

D

Rudolf

S

2

Mützen

Rote Ohren? Nicht mit uns! Denn diese farbigen Mützen sehen nicht nur stylisch aus, sondern halten unseren Kopf schön warm. Egal, wie sehr der eisige Wind uns um die Ohren pfeift, er lässt uns ganz schön kalt. Das einzige, was dabei rot wird? Die Nase. Vielleicht braucht Santa ja noch ein zehntes Rentier.

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

1 Diesel, aus Baumwolle, ca. 72.– 2 Carhartt Wip, aus Acryl, ca. 29.– 3 The Elder Statesman, aus Kaschmir, ca. 454.– 4 Barrow, aus Acryl und Merinowolle, ca. 58.– 5 Supreme, aus Acryl, ca. 117.– 6 Msgm, aus Wolle, ca. 147.– 7 Palace, „P-Surgent“, aus Acryl, ca. 73.– 8 Nuur, aus Merinowolle, ca. 147.– 9 Greg Lauren X Paul&Shark, „Intarsien“, aus Wolle und Nylon, ca. 171.– 10 Gcds, aus Acryl, ca. 68.– 11 Billionaire Boys Club, „Astronaut“, aus Polyester, ca. 93.– 12 Paul Smith, aus Wolle, ca. 83.– 13 Dsquared2, aus

Wolle, ca. 255.–

Januar / Februar 2021

113


Snow White

F

Schnürstiefel

A

S

1

2

H

I

O

N

G

O

O

D

Weiß wie Schnee und doch so warm wie eingekuschelt im Bett: Das sind unsere Boots! Elegant wie Schneewittchen gleiten wir mit ihnen durch den kalten Winter. Schön fest zu zurren und schon beginnt unsere Reise mit den sieben Zwergen.

3

4

5

6

7

8

9

10

12

13

11

1 Rombaut, „Boccaccio“, aus Kunstleder, ca. 349.– 2 Both, aus Leder, ca. 500.– 3 Bullboxer, aus Lederimitat, ca. 75.– 4 Casadei, aus Kalbsleder, ca. 1'087.– 5 Joshua Sanders, aus Gummi und Leder, ca. 293.– 6 L’Autre Chose, aus Gummi und Leder, ca. 528.– 7 Ash, „Liam“, aus Material, ca. 286.– 8 Alexander McQueen, aus Leder, ca. 540.– 9 Filippa K, „Krisha“, aus Leder, ca. 481.– 10 Giuseppe Zanotti, aus Leder, ca. 1'230.– 11 Gcds, aus Leder, ca. 502.– 12 Officine Creative, „Provence“, aus Leder, ca. 567.– 13 Trippen, „Proof“, aus Leder, ca. 381.– 114

Januar / Februar 2021

S


14

14 C h a rl e s & K e i t h , a u s P o l y e t h y l e n , c a . 7 1. – Wintereinbruch! Das bedeutet: vorsichtig sein. Um sich auf dem Glatteis nicht der Nase lang hinzulegen, benötigt es das richtige Schuhwerk (siehe hier, mit dicker Sohle und ordentlich Profil) und laut Unfallchirurgen den passenden Watschelgang. Ja, Sie lesen richtig, nehmen Sie sich an Beispiel an Pingu und seinen Freunden. Januar / Februar 2021

115


Real Love

F

Fake-Fur-Jacken

A

S

1

2

H

I

O

N

G

O

O

D

So flauschig: Fake-Fur-Jacken sind der letzte Schrei! Täuschend echt, aber doch bloß synthetischer Stoff. Während unsere Hände kaum genug von dem kuscheligen Kleidungsstück bekommen, ruht sich unser Gewissen bei einer Tasse heißer Schokoloade vor dem Kamin aus.

3

4

5

6

7

8

9

10

12

13

11

1 Guess, aus Polyester, ca. 199.– 2 Fay, aus synthetischem Kopolymer, ca. 636.– 3 Jejia, mit Leopardenmuster aus Baumwolle, ca. 684.– 4 Unreal Fur, Daunenjacke aus Polyester, ca. 366.– 5 Paco Rabanne, OversizedMantel aus Baumwolle, ca. 880.– 6 Givenchy, aus synthetischem Kopolymer, ca. 1'327.– 7 A.P.C., „Margot“, mit Leopardenprint aus Acryl, ca. 575.– 8 Marciano Guess, Jacke aus Acryl, ca. 399.– 9 Marc Cain, aus Modacryl, ca. 490.– 10 Stand Studio, aus Modacryl, ca. 385.– 11 Whistles, aus Kunstfell, ca. 299.– 12 Zadig & Voltaire, „May“, aus Polyester und Viskose, ca. 750.– 13 Michael Michael Kors, aus Kunstfell, ca. 495.– 116

Januar / Februar 2021

S


J

E

W

E

L

L

E

1

R

Y

G

O

O

D

Simple

S

2

U h re n

Schlicht gleich Verzicht? Keineswegs! Unsere Auswahl an roséfarbenen Uhren steht für Eleganz und Zeitlosigkeit. Denn: Minimalistische Uhren verpassen jedem Outfit den letzten Schliff, ohne dabei vom Wesentlichen abzulenken.

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

1 Bvlgari, „Serpenti Seduttori“, ca. 39'000.– 2 Tommy Hilfiger, „ARI - Chronograph“, ca. 230.– (zalando.ch) 3 Rado, „Coupole Diamonds“, ca. 1'700.– 4 Tissot, „Everytime Small, ca. 290.– 5 Cartier, „Tank Française“, ca. 28'200.– 6 Carl F. Bucherer, „Pathos Diva“, ca. 22'700.– 7 Guess, „AnalogArmbanduhr GC Quarzuhrwerk“, ca. 493.– 8 Omega, „Constellation Co-Axial Master Chronometer“, ca. 24'000.– 9 Longines, „La Grande Classique de Longines“, ca. 1'560.– 10 Jaeger-LeCoultre, „Rendez-Vous Night & Day Small“, ca. 33'200.– 11 Swarovski, „Crystalline Chic“, ca. 449.– 12 Fossil, „Hybrid Smartwatch Charter HR“, ca. 214.– 13 Thomas Sabo, „Glam

Spirit“, ca. 295.–

Januar / Februar 2021

117


Lucky Charm

J

Halsketten

E

W

E

L

1

2

L

E

R

Y

G

O

O

D

Unbegrenzte Möglichkeiten: Mit diesen BettelHalsketten öffnet sich für uns eine andere Welt! Durch einzelne Anhänger kreieren wir eine Kette, die einzigartig und persönlich ist. Egal, ob mit einem Stern, einem Glücksbringer oder einem Tier – die wahre Bedeutung kennen nur wir selbst.

3

4

5

6

7

8

9

10

12

13

11

1 Swarovski, „So Cool“, Metallfinish mit Kristallperlen, ca. 169.– 2 Apples & Figs, „Crown Shells Treasure“, aus vergoldetem Sterlingsilber mit Zirkonia, ca. 403.– 3 Versace, aus Metall, ca. 342.– 4 Oscar de la Renta, aus Zinn, Glas, Messing und 24kt-Vergoldung, ca. 1'053.– 5 Alighieri, „Anchor in the Strom“, 24kt-Vergoldung, ca. 436.– 6 Jennifer Behr, „Romulus“, aus vergoldetem Messing, ca. 312.– 7 Noir Jewelry, aus Metall, ca. 109.– 8 Guess, „Wanderlust“, aus Edelstahl mit Zirkonia, ca. 59.– 9 Marlo Laz, „Coin“, aus Gold mit Diamanten, ca. 12'349.– 10 Brinker & Eliza, „Carpe Diem“, aus vergoldetem Messing, ca. 243.– 11 Aurélie Bidermann, „Aurélie“, aus vergoldetem Messing, ca. 414.– 12 Pandora, „Me“, aus Silber, ca. 189.–, Charms ab ca. 16.– 13 Goosens, aus vergoldetem Messing, ca. 975.– 118

Januar / Februar 2021

S


14

14 T h o m a s S a b o, „ M o n d & S t e r n e“ , a u s G e l b g o l d - V e r g o l d u n g un d Sterlingsilber mit ZirkoniaS t e i n e n , c a . 19 8. – Eigentlich haben Sterne ja keine Zacken, sondern sind riesige kugelförmige Gasbälle. Turbulenzen in der Erdatmosphäre sorgen allerdings dafür, dass wir Sterne als funkelnde, flackernde Gebilde wahrnehmen, die wir übersetzt als Zacken zeichnen.

Januar / Februar 2021

119


Stronger

B

Nagelöl

E

1

2

A

U

T

Y

G

O

O

D

Splitternde Nägel und eine Nagelhaut trockener als die Sahara? Nicht mit uns! Dank reichhaltigen Nagelölen sind unsere Nägel rundum versorgt und wachsen so schnell, dass selbst das Unkraut in unserem Garten vor Neid erblasst.

3

4

5

6

7

8

9

10

11

1 Idun, „Nail Oil Treatment“, angereichert mit süßem Mandel- und Zitronenöl, ca. 12.– 2 Londontown, „Kur Nourishing“, mit feuchtigkeitsspendenden Ölen und Vitaminen, ca. 31.– (galaxus.ch) 3 Nails&Beauty Factory, „Almond Clear“, versorgt die Nägel mit wichtigen Nährstoffen, ca. 2.– 4 Alessandro, „Spa Mango Nail Care Serum“, pflegt rissige und trockene Nägel, ca. 30.– (bei Douglas) 5 Swiss Prime Nails, „Nagelöl Citrus“, mit Vitaminen ergänztes Nagelöl, ca. 6.– 6 Sally Hansen, „Nail & Cuticle Oil“, mit nährendem Arganöl, ca. 10.– 7 CND, „SPA - SolarOil“, hilft

effektiv und schnell gegen trockene, brüchige und splitternde Nägel, ca. 18.– 8 Artdeco, „Intensive Nail Treatment“, extra reichhaltige Textur, ca. 16.– 9 La Rosa, „NAIL OIL“, enthält Öl aus süßen Mandeln und Vitamin E, ca. 11.– (amazon.de) 10 Jolifin, „Nagelpflegeöl Vanillekipferl“, pflegt strapazierte Nagelhaut, ca. 3.– (prettynailshop24.de) 11 LoLaLabs, „Streicheleinheit“, veganes Nagelöl mit Kokosnuss-Duft, ca. 9.–

120

Januar / Februar 2021

S


B

E

A

U

T

Y

G

1

O

O

D

Aye Eye

S 2

A u g e n c re m e

Wenn wir unser Gesicht mit Feuchtigkeit versorgen, gerät unsere Augenpartie dabei schnell mal in Vergessenheit. Big mistake! Unsere Haut ist dort nämlich am empfindlichsten und anfällig für kleine Fältchen. Eine gute Augencreme? Das A und O für einen makellosen Teint!

3

4

5

6

7

8

9

10

11

1 Annemarie Börlind, „Augen-Fältchen-Creme“, aufbauend, glättend und pflegend. 20 ml, ca. 21.– 2 Dr. Hauschka, „Daily Hydrating Eye Cream“,

ohne synthetische Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe. 12,5 ml, ca. 39.–

3 Indie Lee, „I-Waken Eye Serum“, reduziert Augenringe. 15 ml, ca. 43.– 4 Kate Somerville, „+Retinol Firming Eye Cream“, reduziert Linien und Falten und verbessert die Elastizität der Haut. 15 ml, ca. 77.– 5 Hej Organic,

„The Youngstar Eye Cream Cactus“, lässt die Augenpartie straff, frisch und strahlend aussehen. 15 ml, ca. 14.– 6 Darphin, „Hydraskin“, Augen- und Lippenpflege mit leichte Geltextur. 15 ml, ca. 35.– (bei Douglas) 7 Klorane, „BB Eye Cream with Soothing Cornflower“, bekämpft dunkle Ringe und Schwellungen. 15 ml, ca. 23.– 8 Farfalla, „Orangenblüte Anti-Ageing Zeitlos schön-Augenfluid“, strafft mit Pflanzenwirkstoffen. 15 ml, ca. 35.– 9 Korres, „Wild Rose“, spendet 24 Stunden lang Feuchtigkeit. 15 ml, ca. 31.– 10 Nuxe, „Merveillance Expert Eye Contour Lift“, bekämpft ausgeprägte Falten und den Feuchtigkeitsverlust. 15 ml, ca. 38.– (bei Manor) 11 Nø, „Awake Today“, reduziert dunkle Augenringe. 15 ml, ca. 11.– (dm.de) Januar / Februar 2021

121


Bubbly

B

Badebomben

E

1

2

A

U

T

Y

G

O

O

D

Eigentlich baden wir gar nicht so unfassbar gerne. Es verbraucht viel Wasser und nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch, als wenn wir uns einfach mal kurz abduschen. Doch beim Anblick dieser süßen Badebomben wird selbst uns direkt warm ums Herz. Einmal Badewanne einlassen bitte!

3

4

5

6

7

8

9

10

11

1 Fresh Blue Mornings, „Mini Champagner Cupcake“, ca. 5.– (etsy.com) 2 Bomb Cosmetics, „Mallow-Zero 2 Hero“, ca. 8.– (fruugoschweiz.com) 3 Busymomma Store, „Quarantäne“, ca. 6.– (etsy.com) 4 Joyful N Co, „Donut“, ca. 6.– 5 Latika, „Pink Topaz“, ca. 8.– 6 Bubble Bombshop, „Einhorn“, ca. 5.– 7 Lila Bath Bomb, „Wassermelone“, ca. 8.– 8 Naturalle Solutions, „Pizza“, ca. 6.– (etsy.com) 9 Deep Fizz, „Gold getauchte Rose“, ca. 10.– 10 Diabolica Bath Body, „Magic Kessel“, ca. 6.– (etsy.com) 11 Texas Bath, „Flamingo“, ca. 4.– 122

Januar / Februar 2021

S


12

12 L u s h , „ A nge l s D e l igh t“, c a . 9. – Die Badewanne als Wasserverschwender? Kommt ganz darauf an, wie lange man tatsächlich duscht. Ein Vollbad benötigt ungefähr 120 Liter Wasser, eine Dusche pro Minute deren zwölf. Wer also lieber länger als zehn Minuten duscht, legt sich besser in die Wanne und nimmt eine dieser Badebomben mit.

Januar / Februar 2021

123


Aufgeheizt

S

Wärmflaschen

L

E

E

1

2

P

I

N

G

G

O

O

D

Sie spenden Wärme und sehen zudem auch noch verdammt niedlich aus! Ob in Form süßer Häschen, Koalas oder Lamas: Wärmeflaschen zaubern aus unserem kalten Bett eine wahrhaftige Wohlfühloase.

3

4

5

6

7

8

9

10

12

13

11

1 Hugo Frosch, ca. 16.– (amazon.de) 2 ZYBC, ca. 6.– 3 Frekl, ca. 29.– (fruugoschweiz.com) 4 MIK Funshopping, ca. 13.– (amazon.de) 5 Hot Water Bottle Shop, „Blue Fox“, ca. 34.– (etsy.com) 6 Fashy, „Miffy“, ca.30.– (amazon.de) 7 Maisons du Monde, ca. 14.– 8 K Collection, ca. 18.– (amazon.de) 9 Hylsi, „Oskar“, ca. 30.– (etsy.com) 10 undPAULA, „Paulinchen“, ca. 34.– (etsy.com) 11 Hunkemoller, ca. 22.– 12 Moses Verlag, „THE CAT“, ca. 25.– (tausendkind.ch) 13 Tuknon, ca. 18.– (amazon.de) 124

Januar / Februar 2021

S


S

L

E

E

P

I

N

G

1

G

O

O

D

Abtauchen

S

2

Schlafmasken

Seien es der Straßenlärm, nervige Mitbewohner oder der altbekannte Wecker: Irgendwas stört stets unseren Schönheitsschlaf. Schlafen wie Dornröschen? Mit Schlafmasken können wir zumindest symbolisieren: Do not disturb!

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15 1 Monki, „Zzzzz…“, ca. 8.– 2 Qchomee, „Weisser Panda“, ca. 9.– (amazon.de) 3 Spa Solutions, „Nap Queen“, ca. 10.– (beautypalast.ch) 4 The Sleepy Cottage, Einhorn Schlafmaske, ca. 21.– (etsy.com) 5 Boundless Blanks, „Rosa Sprinkles“, ca. 5.– (etsy.com) 6 Claire’s, „Hearts Sleeping Mask“, ca. 17.– 7 Kikkerland, „Five More Minutes“, ca. 11.– (galaxus.ch) 8 Claire’s, „Floral Polka Dot Sleeping Mask“, ca. 17.– 9 Bigboba, Maus Schlafmaske, ca. 3.– (amazon.de) 10 Julia Wine, luxuriöse Katzen Schlafmaske, ca. 16.– (etsy.com) 11 Prime and Praire, ca. 16.– 12 Art Fabric, „Sleeping Beauty“, ca. 21.– (etsy.com) 13 Pompon Designs, „F()ck Off“, ca. 26.– 14 Havochead, „Coffee Failed“, ca. 10.– 15 Monki, Schlafmaske in Schwarz, ca. 8.– Januar / Februar 2021

125


Teilchenphysik

L

Puzzles

I

1

2

V

I

N

G

G

O

O

D

Genug von langweiligen Motiven und Formen! Puzzles und deren Einzelteile müssen nicht immer eine quadratische Form haben: Komplett rund oder als Sundae geformt, chinesische Schriftzeichen oder abgerundete Teile – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Mit diesen einzigartigen Puzzles kann der Spieleabend beginnen!

3

4

5

6

7

8

9

10

12

13

11

1 Four Point Puzzles, „Evening Kingdom“, 1'000 Teile, ca. 23.– 2 Four Point Puzzles, „The Moon“, 1'000 Teile, ca. 23.– 3 Petra Braun, „Climate Action Puzzle“, 500 Teile, ca. 23.– 4 Printworks, „Dawn“, 500 Teile, ca. 17.– 5 Area Ware, „Little Puzzle Thing – Sundae“, +70 Teile, ca. 14.– 6 Ravensburger, „Colorful Holi blowing up“, 1'000 Teile, ca. 70.– 7 Jiggy, „Bathing with Flowers“, 800 Teile, ca. 45.– 8 Nervous System, „Infinity Puzzle, aus Holz“, ca. 110.– 9 Uncommon Goods, „New York Times“, 500 Teile, ca. 46.– 10 Aapix, „Round Puzzle, kreativer Regenbogen“, 1'000 Teile, ca. 26.– 11 Galison, „Jonathan Adler – Lips Shaped Jigsaw Puzzle“, 750 Teile, ca. 32.– 12 Clemens Habicht, „Colour Puzzles“, 1'000 Teile, ca. 59.– 13 Wander Puzzle Co., „Just Chillin’ Jigsaw Puzzle“, 500 Teile, ca. 26.– 126

Januar / Februar 2021

S


14

14 N e r v o u s S y s t e m , „O r b i c u l a r G e o d e P u z z l e“ , c a . 9 5 . – Einem englischen Kupferstecher haben wir die Puzzelei zu verdanken: 1760 klebt er eine Karte englischer Grafschaften auf Mahagoniholz und sägt entlang der Grenzlinien die einzelnen Teile aus, die Schüler im Erdkundeunterricht richtig zusammenfügen müssen. Bis zu den verzahnten, heute bekannten Puzzles geht es dann allerdings noch eine Weile; die werden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfunden.

Januar / Februar 2021

127


Bestseller

A

Die teuersten verkauften Kunstwerke

1

R

T

G

O

O

D

2

Kleinwagen? Eigenheim? Alles so verdammt vernünftig. Lieber sparen wir auf eines dieser Kunstwerke, deren Wert mit den Jahren ebenso steigt wie unsere Freude am echten Werk an unserer Wand. Wobei: Die sind ja schon arg teuer…

4

3

5

8

6

7

9

10

1 Edvard Munch, „Der Schrei“, Sotheby’s, 2012, 119'900'000 Dollar 2 Pablo Picasso, „Junges Mädchen mit Blumenkorb“, Christie’s, 2018, 115'000'000 Dollar 3 Amedeo Modigliani, „Nu couché (sur le côté gauche)“, Sotheby’s, 2018, 157'000'000 Dollar 4 Edward Hopper, „Chop Suey“, Christie’s, 2018, 91'900'000 Dollar 5 Claude Monet, „Meules“, Sotheby’s, 2019, 110'700'000 Dollar 6 Pablo Picasso, „Dora Maar au Chat“, Sotheby’s, 2006, 95'200'000 Dollar 7 Francis Bacon, „Three Studies of Lucian Freud“, Christie’s, 2006, 142'400'000 Dollar 8 Jean-Michel Basquiat, „Untitled“, Sotheby’s, 2017, 110'400'000 Dollar 9 Leonardo da Vinci, „Salvator Mundi“, Christie’s, 2017, 450'300'000 Dollar 10 Pablo Picasso,

„Akt mit grünen Blättern und Büste“, Christie’s, 2010, 106'500'00 Dollar 128

Januar / Februar 2021

S


A

R

T

G

O

O

D

S

11

15

19

12

16

13

14

17

18

20

11 Roy Lichtenstein, „Nurse“, Christie’s, 2015, 95'300'000 Dollar 12 Francis Bacon, „Triptych, 1976“, Sotheby’s, 2008, 86'300'000 Dollar 13 Pablo Picasso, „Les femmes d'Alger“, Christie’s, 2015, 179'400'000 Dollar 14 David Hockney, „Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)“, Christie’s, 2018, 90'300'000 Dollar 15 Gustav Klimt, „Adele Bloch-Bauer II“, Christie’s, 2006, 87'900'000 Dollar 16 Kasimir Malewitsch, „Suprematist Composition“, Christie’s, 2018, 85'800'000 Dollar 17 Mark Rothko, „Orange, Red, Yellow“, Christie’s, 2012, 86'900'000 Dollar 18 Pablo Picasso, „Junge mit Pfeife“, Sotheby’s, 2004, 104'200'000 Dollar 19 Amedeo Modigliani, „Nu couché“, Christie’s, 2015, 170'400'000 Dollar 20 Claude Monet, „Nymphéas en fleur“,

Christie’s, 2018, 84'700'000 Dollar

Januar / Februar 2021

Quelle: Artinfo24.com

129


LAST FACTS

2021 Große Pläne hatten wir für dieses Jahr. Olympische Spiele, Eurovision Song Contest, die UEFA Euro 2020 – mal ganz abgesehen von all den Reisen und Treffen, denen Corona schlussendlich den Riegel schob. Nun gut, zwölf Monate sind rum, 2020 ist Geschichte, und so blicken wir voller Zuversicht aufs nächste Jahr, in das wir zwar im kleinen Kreis schlittern, doch mit umso größeren Visionen. Worauf wir uns einstellen müssen? Auf neue Präsidenten und Politiker, spektakuläre Gestirns-Darbietungen am Himmel, Jahrestage, die man nicht ständig feiert, und das Jubiläum von FACES im August, auf das wir uns mindestens genauso freuen wie auf den ersten Glockenschlag im neuen Jahr.

MMXXI

Das Jahr 2021 (MMXXI) ist ein Jahr mit 365 Tagen. Es beginnt an einem Freitag, dem 1. Januar, und endet ebenfalls wieder an einem Freitag, dem 31. Dezember. Es ist das 2021. Jahr Anno Domini (AD), das 21. Jahr des 3. Jahrtausends, das 21. Jahr des 21. Jahrhunderts und das 2. Jahr der 2020er-Jahre. Einige Länder wählen 2021 ihre neue Regierung. Den Anfang machen die Holländer im März. Im Juni wird in Israel gewählt, und im September oder Oktober wählen die Deutschen ihren 20. Bundestag und die Nachfolge von Angela Merkel, welche seit 2005 Bundeskanzlerin ist.

Astronomisch bringt 2021 am 10. Juni eine Sonnenfinsternis über Nordamerika, Europa und der nördlichen Hälfte von Asien sowie am 4. Dezember eine totale Sonnenfinsternis, welche allerdings nur über der Antarktis und Teilen des Südpazifiks sichtbar sein wird.

Das chinesische Neujahrsfest findet am 12. Februar 2021 statt. Mit ihm beginnt das Jahr des Metall-Büffels (Xinchou), das 38. Jahr des chinesischen Kalenders, welches aufgrund astrologischer Konstellationen nur alle 60 Jahre stattfindet. Der Metall-Büffel kämpft oftmals gegen das Leben an und macht es sich so schwerer, als es sein müsste. Das hat uns gerade noch gefehlt.

Am 20. Januar wird Joe Biden als 46. amerikanischer Präsident vereidigt und mit ihm Kamala Harris als Vizepräsidentin. Biden – mit 78 Jahren ist er der älteste US-Präsident ever – war von 2009 bis 2017 bereits Vizepräsident unter Präsident Barack Obama.

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2021 zum Internationalen Jahr des Friedens und des Vertrauens, zum Internationalen Jahr der kreativen Wirtschaft für nachhaltige Entwicklung und zum Internationalen Jahr des Obstes und Gemüses erklärt.

1921 war ein guter Jahrgang für große Künstler. So feiern wir am 5. Januar den 100. Geburtstag des Schweizer Schriftstellers, Dramatikers und Malers Friedrich Dürrenmatt, am 16. April den des Schauspielers und Regisseurs Peter Ustinov und am 12. Mai den Hundertsten des deutschen Künstlers Joseph Beuys.

Supergau Popkulturelle Referenzen: Die Handlung des 1968 erschienenen Romans „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ von Philip K. Dick spielt im Jahr 2021. Kennen Sie nicht? Das Buch wurde später unter dem Namen „Blade Runner“ verfilmt. Ebenso spielt der Film „Vernetzt – Johnny Mnemonic“ von 1995 mit Keanu Reeves im Jahr 2021.

Replay

Im Jahr 2021 sollen die meisten Großveranstaltungen stattfinden, die ursprünglich für das Jahr 2020 geplant waren, jedoch aufgrund der COVID19-Pandemie verschoben oder abgesagt wurden, darunter der Eurovision Song Contest (Rotterdam), die UEFA Euro 2020 (zwölf Städte in zwölf europäischen Ländern), die Olympischen Sommerspiele 2020 (Tokyo) und die Expo 2020 (Vereinigte Arabische Emirate).

Am 11. März ist der 10. Jahrestag der Nuklearkatastrophe von Fukushima. In drei Reaktorblöcken kam es als Folge des Tōhoku-Erdbebens zu Kernschmelzen. Große Mengen an radioaktivem Material wurden freigesetzt und kontaminierten Luft, Böden, Wasser und Nahrungsmittel an Land und im Meer. Bis zu 150'000 Einwohner mussten das Gebiet verlassen, hunderttausende zurückgelassene Tiere verhungerten. Menschliche Todesopfer gab es keine. Am 15. August 2001 erschien die erste Ausgabe von FACES. 175 Ausgaben und 20 Jahre später feiern wir im Sommer mit euch zusammen unser Jubiläum – so Corona will. Fun Fact: Der iPod (2014 eingestellt) und iTunes (2019 eingestellt) kamen im selben Jahr auf den Markt.


Z Ü R I C H Z U G W A R S C H A U

MÖBLIERTE APARTMENTS MIT SERVICE UND STIL

W I E N

SAMMELN SIE MILES&MORE WÄHREND IHRES AUFENTHALTES

JETZT BUCHEN global@visionapartments.com +41 44 248 34 34

B E R L I N

F R A N K F U R T

L A U S A N N E

L U Z E R N

V E V E Y

V I S I O N A PA R T M E N T S . C O M


H A M I LT O N WAT C H . C O M

K H A K I AV I AT I O N C O N V E R T E R A U T O M AT I C C H R O N O G R A P H SWISS MADE


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.