Ein Bühnenbild im FoyerEinSOLARISBühnenbild im Foyer des Theater Basel


HeikeEXPERTENLauraASSISTIERENDENadiaDOZIERENDEFrühjahrsemesterSEMESTERPROJEKT2017Fistarol,EvaHauckKnüselDürscheid,Dozentin, Dramaturgin, Julia Hölscher, Hausregisseurin Theater Basel Ursula Degen, Lichtdesignerin Prof. Dr. Dirk Helbing, Computational social sciences, ETH AchimZürichVogel, Interactiondesigner KooperationBETEILIGTEmit Theater Basel OceanUMSCHLAGBILD:memorymirror, Quelle: ris-on-blu-ray.htmltry.blogspot.ch/2011/05/ocean-memory-mirror-solahttp://thephantomcoun(20.01.2017)STUDIERENDELarissaFehr96SarahFrey132CorinneHeld112MonikaHostettler60HeleneHunziker46MarisaJäger76ValerieKeusch106CarlosLinder84MichèleMüller102DanaëNeuhaus48CélineNeuschwander90MirjamRagossnig136ChantalMontañoSalzgeber100LauraSiebold126StefanieSolèr36AnjaSpiegel56MartinaStähli122NataschaVögtli54NicolaWeber40
© 2017 Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule für Gestaltung und Kunst Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule für Gestaltung und Kunst Freilager-Platz 1, Postfach Ateliergebäude A, 2. OG CH – 4023 Wirwww.fhnw.ch/hgk/iisinfo.in3.hgk@fhnw.chBaseldankenallenBeteiligten für die Mithilfe am Entstehen dieser Publikation.
1.InhaltsverzeichnisEinführungund Fragestellung 3 S olaris – Ein Bühnenbild im Foyer des Theater Basel 1.1 Aufgabenstellung 10 1.2 Textgrundlage Solaris 12 1.3 Theater Basel 14 2. Projektphase 1 19 Recherche und Entwurf 2.1 Blick hinter die Kulissen Phase 1 20 2.2 Lernziele Phase 1 28 2.3 Literaturverzeichnis 30 2.4 Solaris im Digitalzeitalter 32 Auswahl von Studierendenprojekten 2.5 Input Prof. Dr. Dirk Helbing über Künstliche Intelligenz 42 2.6 Theaterbesuch «White Out» 50 2.7 Input Achim Vogel über Kybernetik 56 3. Projektphase 2 61 Ausarbeitung und Dokumentation 3.1 Blick hinter die Kulissen Phase 2 62 3.2 Lernziele Phase 2 72 Auswahl von Studierendenprojekten 74 3.3 Theaterbesuch «Inferno» 92 3.4 Theaterbesuch «Mittagswende» 102 3.5 Lichtworkshop mit Ursula Degen 114 4. Ausstellung Theater Basel 143 Projektpräsentation im Foyer 5. Resumée 155
3
Einführung «WirBaselimSolarisFragestellungund–EinBühnenbildFoyerdesTheaterbrauchenkeineanderen
Welten. Wir brauchen Spiegel. Mit anderen Welten wissen wir nichts anzufangen. Es genügt unsere eine, und schon ersticken wir an ihr.»
Der Roman «Solaris» von Stanislaw Lem ist 1961 er schienen. Er stellt existenzielle und philosophische Fragen. Erzählt werden diese anhand der Konfrontation des Menschen mit einer andersartigen Intelligenz, die ihn konstant auf sich selbst zurückwirft. Dieser netzten Welt und ihrer zunehmenden Virtualität, in der sich alles um einen selbst zu drehen beginnt. Er ist Ausgangslage für unser Projekt. Die Frage danach, was Original ist und was Kopie, was real existiert und nach unseren menschlichen Bedürfnissen in einer zu nehmend sich dematerialisierenden Welt. Dies in eine räumliche Übersetzung zu bringen wird unsere Aufga be Dassein.Foyer des Theater Basel bietet einen interessan ten «Zwischenraum» und kann wie ein «Raumschiff» in der Stadt bzw. in der Gesellschaft behandelt werden. Es dient als Ort für ein zu entwerfendes Bühnenbild. Dabei interessiert uns, welche Rolle die Zuschauer einnehmen: Sind sie das Fremde, welches nicht ange sprochen werden kann? Wird der Betrachter zum we sentlichen Bestandteil der Geschichte, wird er selbst zum Protagonisten, um den sich alles dreht?
4

«Der Gedanke, ich sei verrückt geworden, beruhigte mich.» ZITAT: Solaris BILD: Foyer Theater Basel, QUELLE: http://schoenstebauten.heimatschutz.ch/de/stadttheater-basel 5

gestaltlos, riesig, augenlos,
ZITAT: Solaris BILD: Foyer Theater Basel, Foto Eva Hauck an, ohne Gren
zen.» 6
mich

7

«Die blosse Existenz des denkenden Kolosses wird die Menschen nie mehr zur Ruhe kommen ZITAT:lassen.» Solaris BILD: Foyer Theater Basel, Foto Eva Hauck 8

9

rum der theatralen Aktionen, nicht selten sogar «Ex perten des Alltags». In Zeiten, in denen das Theater scharfer medialer Kon kurrenz ausgesetzt ist, hat es sich wieder auf seine ge nuinste Eigenschaft konzentriert: Im Zentrum des Inte resses steht der Live-Moment, das physische Zusammentreffen von Akteuren und Zuschauern, in deren Zusammenwirken der künstlerische Prozess erst entsteht.Text:HeikeVORGEHENDürscheidtUND
«Partizipation»«viertenTheaterbesucherTheatraleAlsAlleBaselimSolarisAufgabenstellung–EinBühnenbildFoyerdesTheaterAUFGABEStudierendensindeingeladen,eineigenesthematischesAnliegenzumKonzeptzuverdichtenunddiesesineineräumlicheÜbersetzungzubringen.ArbeitsgrundlagefürdaszuerstellendeBühnenbilddientunsdieTheaterfassung«Solaris»desMünchnerVolkstheatersvon2011.PROJEKTSCHWERPUNKTE1.DasErarbeiteneinesBühnenbildentwurfsbasierendaufeinempersönlichenAnliegenwelchesausderTextvorlagemiteinerzeitli-chenKomponenteinsRäumlicheübersetztwirdistessenziell.2.DieRolledesZuschauersundseinePartizipationamGeschehenisteinweitererSchwerpunktderArbeit.3.DasErstelleneinerPartiturfürdenzeitlichenAblaufderAufführungwirderwartet.DIENEUEROLLEDESZUSCHAUERSDating-Seminare.LiveComputergames,beidenenmansichgemeinsammitdenDarstellerndurchfremdeWeltenkämpfenmuss.PerformativeStadtrundgänge.Gerichtsverhandlungen,beidenendiezuGeschworenenwerden...DieRollederZuschauerimzeitgenössischenTheaterhatsichmassivverändert.SeitBertoltBrechtistdasPublikumimmermehrindenFokustheatralerPraxisgerückt.Inheutigen,sogenannten«postdramatischen»Theaterformen,sitzendieZuschauerimmerselteneralsräumlichisolierteRezipientenvoreinerWand»,sondernwerdenmehrundmehrzuTeilnehmendenodergarMitwirkenden.und«Interaktion»sinddieBegriffederStunde.AlsFolgehatsichauchderUmgangmitdemTheaterraumunddieArtundWeisederDarstellungverändert.DieklassischeGuckkasten-SituationweichtimmeröftervariablenSitzordnungen,dasPublikumwirdinParcoursdurchTheaterräumegeführtoderdasTheaterereigniswirdgleichindenStadtraumverlegt.StattSchauspielern,diefremdeRollenreprä
UND METHODEN Um die räumlichen Effekte, Massstab und Materialisie rung des Entwurfes zu testen, bedienen wir uns des Modells. Workshops und Inputs zu Licht, künstlicher Intelligenz und evtl der Kybernetik, sollen Hilfestellung und Inspiration bieten. Pin ups im Plenum und Tischgespräche im Tandem sollen den Studierenden Möglichkeit bieten, ihre Ideen Kritiken sollen die Studierenden darin schulen, ihre Projekte zu präzisieren und stringent zu präsentieren. Sie dienen der konstruktiven Kritik im Sinne einer Hilfestellung zur Weiterentwicklung des Projektes.
PROZESS Wir beginnen damit, den Roman «Solaris» von Stanislaw Lem, 1961 geschrieben, zu lesen. Wir empfehlen deutscher Sprache aus dem Polnischen von Irmtraud Zimmermann-Göllheim.Wirwerdenunsmitdem zu bearbeitenden Raum, dem Foyer des Theater Basels vertraut machen und als Ar beitsgrundlage für das dort zu erstellende Bühnenbild die Theaterfassung des Münchner Volkstheater Mün chen vom 13.11.2011 studieren. (Bühnenfassung Bet tina Bruinier und Katja Friedrich Rechte: Claasen Verlag Ullstein Bucherverlage AnhandGmbH) einer umfassenden Materialmappe zu aktuel len gesellschaftskritischen Themen sollen die Studierenden sich in die Theorie vertiefen und eigene Inter essen recherchieren und konkretisieren. In der Phase I stehen Intuition, Recherche und Theorie im Fokus. Parallel dazu untersuchen die Studierenden traits des Foyers Theater Basel» die faszinierenden räumlichen Gegebenheiten und ihr Potenzial für ein Bühnenbild.ARBEITSWEISEN
10
11
wussteZUKUNFTSVISIONnichts,undsoverharrte
12
SolarisTextgrundlage–Stanislaw
Lem DAS BUCH Auf dem Planeten Solaris scheinen die Gesetze der Physik keine Geltung zu besitzen. Eine mysteriöse der Wissenschaftler Kelvin auf der Raumstation von Solaris eintrifft, stösst er auf seltsame Anzeichen von verhalten sich merkwürdig, als würden sie von einer unaussprechlichen Furcht beherrscht. Und in den kah len Gängen tauchen plötzlich seltsame Gestalten auf, die aus einem Traum zu stammen scheinen. So auch Kelvins Geliebte Harey, die schon vor Jahren auf der Erde gestorben ist. Solaris, 1972 von Andrew Tarkowskij und erneut 2002 berühmtestes Buch: eine atemberaubende Auseinan dersetzung mit den Grenzen menschlicher Erkenntnis und ein Klassiker der Science Fiction. DER AUTOR Stanislaw Lem wurde 1921 in Lwow (Lemberg) gebo ren. Er studierte Medizin, Philosophie, Wissenschafts theorie und Kybernetik; während der deutschen Besat zung arbeitete er als Automechaniker. Gegen Ende seines Studiums begann er zu schreiben — heute gilt Lem als einer der brilliantesten Autoren auf dem Ge biet der Science Fiction. Neben seinen Romanen ver fasste er auch zahlreiche literaturkritische, philosophi sche und naturwissenschaftliche Abhandlungen. Stanislaw Lem lebt heute in Krakau.
ich im unerschütterli chen Glauben, die Zeit der grausamen Wunder sei noch nicht um.» Im Juni 1960 hatte der polnische Schriftsteller sein wohl berühmtestes Buch fertig ge schrieben; Solaris wurde seither mehrfach auf die derbergh). Es würden noch viele weitere Bände voller «grausamer Wunder» folgen. Solaris ist der Name eines extrasolaren Planeten, um spannt von einem Etwas: Das Glibberzeug ist ein le bendes Individuum und offenbar intelligenter als wir es sind. An dieser Provokation arbeitet sich der Roman ab. Was, wenn uns eine überlegene Intelligenz der maßen fremd wäre, dass wir mit ihr nicht kommunizie ren könnten? In seinen Golem-Erzählungen sollte Sta am Beispiel hoch entwickelter Computer nachgehen. Der Proteus auf Solaris bildet Kunstwesen heraus, die er seinen menschlichen Besuchern zur Seite stellt, Nachbildungen früherer Lebenspartner beispielswei se. Sie agieren und sprechen wie echte Menschen, ob wohl sie aus völlig anderer Physik konstruiert sind: Pygmalion. Haben sie Bewusstsein? Was ist Bewusst sein, und woher, fragt sich der Held in Solaris, weiß ich überhaupt, dass das alles, der Planet Solaris und sei ne Bewohner, nicht nur Einbildung ist?
Ein echter Lem ist der Kunstgriff, die Wechselfälle ei dem Gegenstand seines Romans befasst. Solche Wis senschaften hat der Autor zu Hunderten erfunden. In der Mensch angesichts eines Großen ist, das er nicht erfassen Heutzutagekann.ist die Suche nach außerirdischem Leben ein Forschungszweig geworden. Da lohnt es sich, noch einmal nachzulesen, was Lem in Solaris über ihr Motiv schrieb. Sie soll Ähnliches entdecken, nicht das ganz Andere (was sie vielleicht auch gar nicht könnte): «Wir brauchen Spiegel. Mit anderen Welten wissen wir nichts anzufangen.» Davon handelt, mit katastropha lem Ausgang, auch Lems Roman Fiasko. Es gibt Science-Fiction, die Technik vorwegnimmt. Randow, 26. Juli 2012, DIE ZEIT, Nr. 31/2012. BILD RECHTS: Solaris Googlesuche
13













BILD OBEN: Längs- und Querschnitt (ohne Massstab) BILD UNTEN: Grundrisse EG, 1.OG, 2.OG (ohne Massstab) Theater Basel Pläne Foyer :: 14


15



Diessen-leuchtkörper.ZUDENINNENRÄUMENwegweisendenInszenierungen
Theater ArchitekturBasel 16
Das Theater steht mitten in der lebendigen Stadtge schiedener Epochen überlagern sich am Steinenberg. Geschlossene Strassenräume wechseln mit freiste henden Bauten. Das neue Theater versucht diese Wi dersprüche als Mitspieler, aber auch als Solist ins städtebauliche Konzept zu integrieren. Mit seinen Pu blikumsräumen beteiligt es sich als Solitärbau an der Formung der neuen Verbindung Altstadt-Bahnhof. Der neue Rhythmus Barfüsserplatz, Theaterplatz, Pyrami denplatz stellt die Elisabethenkirche, die Barfüsserkir che und das Münster - man sieht seine Türme - in einen räumlichen Zusammenhang und hebt die funktionelle Bedeutung von Musiksaal und Kunst halle; sie laden den Passanten ein. Längs der Theaterstrasse fügt sich der Bau mit seinen Büros und Garderoben in das Konzept der geschlos senen Strassenräume ein. Am Klosterberg partizipiert er aktiv an der Formung des durch traditionelle Werte bestimmten Strassenraums. Das alte Motiv der Werkstatt an der Strasse wird aufgenommen: Schaufenster erlauben dem Passanten einen Blick hinter die Kulis Dersen. neue Pyramidenplatz ist das Resultat einer Zu sammenarbeit mit der Heimatschutzkommission. Sie empfahl, vor das Bühnenhaus den 2geschossigen Trakt mit Wohnungen zu legen, um den Werkhof mit den Betriebseingängen vom öffentlichen Raum zu iso lieren. Die Lichtpyramiden des Malsaals (Masse: 24x36m), der unter dem Platz liegt, sind nachts Stra
Zur Organisation und zum Konzept
unserer Zeit - auch die extremsten haben gezeigt, dass eine Art Archety pen nicht nur der Dramaturgie, sondern auch dem The aterbau Halt geben. Das Ensemble Darsteller/Zu schauer kennt nur wenige Grundordnungen (und deren Mischung): Die Zuschauer sitzen um den Spielraum (Arena), oder der Spielraum umschliesst die Zuschauer (Raumbüh ne). Zuschauerraum und Spielraum durchdringen sich (Festplatz), oder sie sind als verschiedene Individuali täten gegeneinandergestellt (Rahmenbühne). Spielleiter und Bühnenbauer sind es, die eine dem Stückinhalt adäquate Spielform bestimmen. Die «Ar chitektur» erfüllt die optischen, akustischen und tech nischen Grundbedingungen der szenischen Wahl. Die angebotenen Räume offerieren verschiedene Grade räumlicher Ordnung: Im Foyer animieren die diagonale Treppenkaskade und die «Haus-im-Haus-Architek tur» zu unkonventionellem Theater. Der grosse Zu schauerraum zeigt die szenischen Grundformen in einem axialen Bezugssystem. Das Studio ist als Raum richtungslos. Lehm in der Hand des Spielleiters.
Hans Hollmann, Direktor des Stadttheaters Basel, Stadttheater Basel : Architekten : Schwarz + Gutmann , in: Das Werk : Architektur und Kunst , Band (Jahr): 62 (1975), Heft 8, Schauspiel und Architektur
ZU DEN AUSSENRÄUMEN
RAUM — WARUM DAS FOYER IM THEATER DasBASEL?Theater Basel enstand fast zur gleichen Zeit, wie Solaris, der Roman von Stanislaw Lem. Der Bau, so wie er heute besteht, war ein Wettbewerbsgewinn 1963, 1975 war das Theater bezugsfertig. Das Gebäude in seiner Funktion, aber auch in seiner städttebauli chen Verortung und baulichen Anlage als Theaterland und erscheint uns reizvoll in seiner immer wieder neu
STADTTHEATER BASEL
Der Theaterbetrieb ist kein rationalisierbares Unter nehmen. Das Verhalten der wesentlichsten Kompo nenten ist nicht voraussehbar und soll es auch nicht sein. Der Konsument ist das Publikum in seiner Wider sprüchlichkeit; der Produzent sind die Darsteller mit ihrer Widersprüchlichkeit. Aber die Herstellung des Spielraums mit Dekoration, Licht und Ton gleicht in der Organisation einem Industriebetrieb. Ein rationeller Betriebsablauf ist erwünscht. Unsere Aufgabe konnte nur darin bestehen, dieser Widersprüchlichkeit Raum zu geben. Wir suchten offene Organisationsformen, die keinen Verhaltenszwang ausüben. Dazu einige BereitsBeispiele:im Wettbewerbskonzept (1963) und dann im Ratschlagprojekt (1966) vertraten wir die Auffassung, dass in verschiedenen Räumen eine Vielfalt von Spiel formen möglich sein muss. Im Grossen Haus sind viele Spielformen möglich, solche mit simultanen Szenen, mer neuem Wechsel durchdringen; aber auch jene, die den «Guckkasten» brauchen, weil das Bühnenpor tal als Trennung von Zuschauerraum und Bühne unabdingbares Ausdrucksmittel ist. Diese Mobilität gilt auch für das Studio-Theater (330 Plätze), obwohl die technischen Einrichtungen auf ein Minimum reduziert sind. Und dass sich auch das Foyer als Spielraum eignet, zeigte die Inszenierung von Kraus› letzten Tagen.
BILDER: Stadttheater Basel, Längs- und Quer-Schnitt, in: Das Werk : Architektur und Kunst , Band (Jahr): 62 (1975), Heft 8, Schauspiel und Architektur
17


18
1
Entwurf 19
Projektphase Recherche und
Blick hinter die Kulissen Projektphase 1 20

BILD: Ausgabe der Aufgabenstellung und Materialmappe 21

BILD: Lesen Bruinier und K. Friedrich, Theater
Basel 22
München) im Foyer vom
der Stückfassung (Bühnenfassung B.
Gemeinsames

23

BILD:
Gemeinsames Lesen der Stückfassung (Bühnenfassung B. Bruinier und K. Friedrich, München) im Foyer vom Theater Basel 24

25

BILD: Präsentation 1. Zwischenkritik 26

27

LernzieleDieStudierenden
verfügen über Kenntnisse im Umgang mit Arbeitsmethoden und Strategien der Recherche- und Analyse in gestalterischen Aufgabenstellungen als Teil eines Entwurfspro zesses. Sie verfügen über die Fähigkeit, eigene assoziativ/ intuitive und inhaltliche Untersuchungen im Rahmen einer Aufgaben stellung anzustellen. Sie können die gesam melten Materialien und Erzeugnisse verglei und sie zu einander in Beziehung setzen. Ziel dieser Phase ist es, eine inhaltlich/ gestalteri sche Leitidee, welche in einem Bezug zur gestellten Aufgabe steht, zu formulieren.
und Analyse im Entwurf» (2.5 ECTS)
– Breitgefächertes, nicht selektives Recherchieren (verschiedene Themen, mehrere Quellen, verschiedene Medien etc.) Projektrelevante Analyse des recherchierten Materials (Ordnen und Gewichten) Fazit aus der Analyse (Auswerten) Bewertungsform: Testat 28
ProjektphaseLernziele 1
FormatAdäquate, verständliche und ästhetisch ansprechende BeurteilungskriterienDarstellung«Recherche
RECHERCHE UND ANALYSE IM ENTWURF
Das Lesen des Romans «Solaris» und die zur Verfü gung gestellte Materialmappe mit Texten eröffnen viel fältige Möglichkeiten, sich theoretisch philosophi schen Themen unserer Zeit anzunähern. Die Pin up Kurzübungen sind Teil der Recherche und Analyse und bilden mögliche Ausgangslagen und Anknüp fungspunkte für die interdisziplinäre oder individuelle Recherche.DerBesuch und die Führung an dem real zu rungen sind weitere Recherchefelder, die als Aus gangslage für die Konzept- und Entwurfsarbeit bearbeitet werden. Angereichert werden diese Recherchen durch individuelle konzeptionelle Stossrichtungen und gestalterische Experimente.
– Konzeptionelle räumliche Collage
BestandteileKonzept-und erste Entwurfsideen, individuel les übergeordnetes Thema/Leitidee in geeig neter Darstellungsform.
1. Zwischenkritik am 5/6 April 2017 Präsentation der überarbeiteten, zusammen hängenden und konkretisierten Entwürfe für die drei Aufgabenschwerpunkte (Inhalt, Form, zeitlicher AbgabebestandteileAblauf)FürdasVerständnis des Entwurfs notwendige Auswahl der Ergebnisse der Recherche- und Analysephase und daraus abgeleitete Attribute für die Konzept- und Entwurfsarbeit und deren Darstellung – Erste Fassung Projektbeschrieb (Konzept/ Adäquate,Leitidee/Gesamtübersicht)verständlicheund ästhetisch ansprechende Darstellung von: – Gesamtkonzept, Zusammenhänge – Berücksichtigung der drei Projektschwer punkte im BeurteilungskriterienEntwurf «Konzept im Entwurf» (6 ECTS)
29
LernzieleDieStudierenden sind in der Lage, eine entwickelte Leitidee zu einem Konzept zu verdichten und Attribute für eine räumlich ästhetische Übersetzung abzuleiten. Sie können diese in einem Text präzise und Form der Überprüfung von Konzept und Entwurf einsetzen. Die Studierenden lernen und üben parallel, mit unterschiedlichen Medien wie Skizze, Bildmontage, Film, Pland arstellung, Modell, Partitur, Storyboard, etc. zu arbeiten und sie zur Entwurfsüberprüfung und zur Vermittlung ihres Entwurfs adäquat einzu setzen.
KONZEPT IM ENTWURF Die an der ersten Zwischenkritik präsentierten Kon zept- und Entwurfsansätze werden aufgrund der Rück meldungen und Kritik überarbeitet. Die Überarbeitung soll die unterschiedlichen Ansätze auswerten und die zentralen Aspekte konzeptionell zusammenfassen. Die räumliche Setzung soll konkretisiert werden. Der Detailierungsgrad wird erhöht und entsprechend dem Konzept auch erste Ansätze von Materialisierung und Konstruktionen angedacht bzw. vorgeschlagen und anhand von einem Modell untersucht werden. Die Dra maturgie der Aufführung wird in einer Partitur präzise erarbeitet. Parameter wie Zuschauerführung, Licht, Ton, Technik etc. sind dabei zu berücksichtigen.
– Vorhandensein einer Leitidee, Konzept, gestalterisch gerichtete Absicht Vorhandensein von Entwürfen für die drei AdäquateProjektschwerpunkteDarstellungsmittel für die Projekt schwerpunkte (Qualität, Lesbarkeit/Verständ lichkeit)
THEMAWEITEREBezügeLiteraturverzeichnisundVerweiseENTFREMDUNG/ICHBEZOGENHEIT–Byung-ChulHan«DieAustreibungdesanderen»–FalkRichter«2UhrNachts»–AriadnevonSchirnach«Dusollstnichtfunktionieren»–HartmutRosa«Resonanz»KÜNSTLICHEINTELLIGENZ/INTERNET–KoertvanMensvoort«ExploringNextNature»–YuvalHarari«DieRevolutionamMenschen»–RayKurzweil«Transhumanism»inderFAZ–EvaWolfangel«MeinLebenalsAvatar»–ThomasThielüberJaronLanierinderFAZ«MachtstrukturenderdigitalenWelt»SchmittinZeitOnlinegrösstenUmbruchseitderindustriellenSüddeutscheZeitungARTIKELVONWATSON/INTERNETZUMKÜNSTLICHEINTELLIGENZ–EinephantastischeReisehatbegonnen-watsonhttp://www.watson.ch/Wissen/Wirtschaft/285314359-Eine-phantastische-Reise-hat-begonnen(1.1.17)–KünstlicheIntelligenz:ProfessorHelbingundseineMission-taz.dehttp://www.taz.de/Kuenstliche-Intelli-genz/!5260788/(1.1.17)–AstrophysikerwarntvorWeltuntergang:HawkingmisstrautdemFortschritthttp://www.taz.de/Astrophysiker-warnt-vor-Weltuntergang/!526...(18.1.17)
30
ZUSCHAUERPOSITIONEN–http://www.watson.ch/Digital/Wiswatsonsen/453363911-Acht-Menschen--die-an-der-Zukunft-arbeiten(1.1.17)BauenwireineWelt,dienichtmehrfürunsgemachtist?-watsonhttp://www.watson.ch/Digital/Wirtschaft/834862552-Bauen-wir-eine-Welt--die-nicht-mehr-für...(1.1.17)–IstdasGehirneinComputerodernicht?-watsonhttp://www.watson.ch/Wissen/Wirtschaft/666769487-Ist-nun-das-Gehirn-ein-Computer-oder-nicht-(1.1.17)–SandraUmathum«TheArtofbeingmoved»–JanDeck«ZurEinleitung:RollendesZuschauensimPostdramatischenTheater»imBuch«ParadoxiendesZuschauens»vonJanDeckundAngelikamSieburg(Hg.)FEMINISMUS–FalkRichter«2UhrNachts»–RebeccaSolnit«WennMännermirdieWelterklären»FILMLISTE–https://vimeo.com/96633891–AndreiTarkowski«Solaris»–StevenSonderberg«Solaris»–AlexGarland«ExMachina»–SpikeJonze«Her»
– Acht Menschen, die an der Zukunft arbeiten -
31
Der Begriff der Entfremdung beschäftigt uns heute in hohem Masse. Dabei geht es um die Frage: Inwieweit werden wir uns selber fremd, obwohl oder gerade weil wir uns ständig mit uns selber beschäftigen? Sind wir überhaupt noch in der Lage, dem Fremden zu begeg nen? Sind wir in einem »Ich-Strudel» gefangen?
machina sollen uns dieser Fragestellung bis hin zur Hinterfragung der Rolle der Frau in diesen Visionen näher Dieserbringen.Verfassungszustand des «Verloren seins» soll in ein Bühnenbild übersetzt werden, das sich mit den räumlichen Gegebenheiten des Foyers im Theater Basels auseinandersetzt. In der Übersetzung des Themas soll nicht zuletzt auch die Beziehung des städtischen Raumes, die des Zuschauers und das Theaterspiel an sich mitgedacht werden, um einen neuen Kosmos entstehen zu lassen. Es ist uns ein Anliegen, gesellschaftskritische The men und aktuelle Diskussionen auch philosophischer Art in die Lehre miteinzubeziehen. Der Roman «Sola ris» scheint uns eine wunderbare Ausgangslage, da schon zur Zeit seiner Entstehung der Umgang mit dem Kontrollverlust über die technischen Errungen schaften und deren Auswirkungen, Thema war.
32
Solaris im ThemenfelderDigitalzeitalterINHALT—UMWASGEHTES?DerRoman«Solaris»vonStanislawLemstelltexistenzielleundphilosophischeFragenundspiegeltdieseinderKonfrontationdesMenschlichenmiteinerandersartigenIntelligenzwieder.EristdieQuellefürunsereUntersuchungen.KünstlicheIntelligenz,allgemeineVernetzung,VerlustvonPrivatsphäreundIdentitätbegegnenunstäglichinalldenAuseinandersetzungenundFragen,dieunsdasLebenindieserneuen,sichrasantveränderndenWeltstellt.IstdieVirtualitätdieneueRealität?IstdieTechnologiedieneueNaturgeworden,weilwirsiejelängerjewenigerkontrollierenkönnen?ÜBERGEORDNETETHEMENFELDERUNDFRAGESTELLUNGMitdenübergeordnetenphilosophischenThemenfeldernNatur,WissenschaftundTranszendenzbeschäftigtsich«Solaris».DieSehnsuchtnachVerstehenwirdanhandvonmaterialisiertenemotionalenErinne-rungeninAndrewTarkovskysFilmveranschaulicht.unsvordieFragestellen,wiewirmitsolcheinerSituationumgehenkönnen?WeitereFilmeWieHerundEx
BILD: Cover Zeitschrift Du 863 | Februar 2016 http://www.du-magazin.com/kiosk/detail/863 (22.1.2017) 33

In einer Welt gleich einem Warenhaus sind wir einander Schaufenster, die um Aufmerksamkeit ringen. Dabei ist jeder einzelne – gefangen in seiner Ich-Schleife – den Blicken unserer Transparenzgesellschaft ausgeBeobachtensetzt. und gleichzeitiges Beobachtet-Werden stehen hier in einem stetigem Wechselspiel, wobei die Kontrolle über das Selbst zunehmend verloren geht. Das zu Beginn geglaubte Verständnis wird mehr und mehr vom Rauschen des «Gleichen» übertönt - die scheinbare Durchsichtigkeit vom Nebel des Ozeans Diesebedeckt.Zweiseitigkeit soll als persönliche Ausgangslage für die Inszenierung des Romans «Solaris» von Stanislaw Lem dienen. Ein Spiel aus Durchsicht und Täuschung soll den Zuschauer bis zur Verwirrung umkreisen und ihn selbst in eine sich immerzu drehende noch weiter begibt, so durchwandern auch wir ganze, immer nebliger und unfassbar werdende Galaxien und landen doch am Schluss wieder bei uns selbst. konstanten Wechselspiel gegenüber stehen und das Schauspiel mit der Vielschichtigkeit der Sichtbarkeit optisch rahmen.
34
BILDER:gegenüberKonzeptcollagenStefanie
Stefanie Solèr Zwei Seiten stehen sich
Solèr



































35











BILDER LINKS: Konzeptcollagen Stefanie Solèr BILDER RECHTS: Visualisierungen Entwurf Stefanie Solèr 36


37


Nicola NetworkWeber–Wenn
Solaris – Network wird eine klare Linie zum heutigen Phänomen des Internets gezogen. Die beiden Gebilde werden stets unkontrollierbarer und scheinen schleichend Macht über die betroffenen Personen zu nehmen. Die Inszenierung setzt bei dieser schleichenden Entwicklung an und setzt sich bis zur Eingrenzung der persönlichen Freiheit fort.
Netz
das Überhand nimmt Konzeptcollagen Nicola Weber Ein Astronautenteam versuchte die unbekannte Masse, welche den Planeten Solaris umgibt zu erforschen. Diese Masse, auch Ozean genannt, scheint ein Eigenleben zu führen. Sie verbreitet sich unkontrollierbar und nimmt immer andere Formen an. Das Gebilde schiffbewohner und beginnt je länger je mehr ihr LeImse.Bühnenbildprojekt
BILDER:
Das Foyer des Theater Basels weist drei Stockwerke auf, welche durch jeweils eine Treppe verbunden sind. Der Zuschauer betritt das Erdgeschoss und folgt dem zweidimensionalen Netz am Boden bis zur ersten Treppe. Während des Stückes wird das Netz stetig weitergesponnen, teils vom Publikum unbemerkt. Die Netzstruktur führt die Zuschauer in die erste Etage, welche sinnbildlich für die Raumstation steht. Der Schritt auf die Station bedeutet auch einen Schritt näher zum Netz oder ein wachsendes Bewusstsein dafür. Das Netz beginnt die Zuschauer wie auch die Schauspieler in ihrer Freiheit einzuschränken. Die Astronauten Etage welche jedoch inzwischen so zu gewuchert ist dass selbst die Forscher den Durchblick nicht mehr erlangen und vergebens gegen das Netz ankämpfen.
38


39















































































































































BILD: Präsentation 1. Zwischenkritik, Nicola Weber 40

BILD: Modell Nicola Weber
41

Input Künstliche Intelligenz/ DirkSkypetalkVernetzungEntfremdung/mitProf.Dr.Helbing 42

43
Prof. Dr. Dirk Helbing ist Soziologe und Physiker. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Entwicklung und onstechnologien, mit denen die komplexen sozialen und technischen Zusammenhänge der Welt nachhal tig und zuverlässig verstanden und gesteuert werden Erkönnen.bekleidet an der ETH Zürich eine Professur zu «Computational Social Science». Im Gespräch machte er uns die Konditionen unserer aufs intimst vernetzten Gesellschaft bewusst, erörterund «Internet der Dinge» und gab Einblicke in seine Forschungsarbeit am «Nervousnet» das uns die Sou veränität über unsere persönlichen Daten zurück ge ben BILDER:soll.Skypetalk mit Prof. Dr. Dirk Helbing

Helene Hunziker Out of Control BILD: Konzeptcollage Helene Hunziker
44
Als Stanislaw Lem in den 60 Jahren den Roman Solaris schrieb, konnte er sich wohl kaum vorstellen, dass im Jahre 2017 seine Gedanken eine hohe Aktualität erfahren.DieGeschichte handelt vom Planeten Solaris, welcher von einem unkontrollierbaren Ozean umgeben ist. Auf der Raumstation der Solaris arbeiten drei Astronauten an Forschungen, welche immer wieder von sogenannten Gästen aus dem Ozean besucht werden. Der Roman beschäftigte sich schon damals mit dem Kontrollverlust über die technischen Errungenschaf ten und deren Auswirkungen. Die ideale Vorlage, um zu unserer heutigen Welt Parallelen zu ziehen und in einem Bühnenbild um zu setzen. Denn auch wir sind von etwas Grösserem, Unerklärlichem und Beängstigendem umgeben. Digitale Systeme, welche von Men schen erschaffen sind, wachsen über unsere Kontroll möglichkeiten hinaus und können dadurch eine Eigendynamik entwickeln. Zukunftsforscher nennen dies «The Next Nature. Das Foyer des Theater Basel wird im Stück «Out of Control» zu einem grossen Rechenzentrum. Auf der Serverstation forschen seit Jahren die beiden Exper ten Snaut und Sartorius. Neu werden sie dabei von Kris Kelvin unterstützt, welcher die Hauptrolle im Stück spielt. Die einzelnen Server als Forschungsobjekte be des Stücks beginnen sich diese durch Bewegungen versteht allmählich, dass es sich dabei um die Gäste aus dem Ozean handelt und dies eine Analogie zu un Zu Beginn des Stücks wird das Gefühl vermittelt, die Forscher könnten die Server steuern und überwachen, gegen Schluss wird aber klar, dass das Eigenleben der Server völlig unkontrollierbar ist. So endet das Stück löst durch die Serverstationen in Form von Geräu digitalen Daten etwas Beängstigendes kreiert wurde, über welches wir längst die Kontrolle verloren haben.

BILDER: Referenzbilder diverse Quellen 45


Danaë Neuhaus Copy Paste BILDER: Konzeptcollagen Danaë Neuhaus
Bei jedem dieser Wechsel tritt zudem roter oder blauer Schaum, sinnbildlich für die Solarismasse, mit den Akteuren auf die Büh ne und überfüllt diese nach und nach, bis die Trennwand zum Ende der Inszenierung an der Traverse hochgezogen wird und dem Publikum den Blick auf sein Gegenüber, und dadurch auf sich selbst ermöglicht wird.
Solaris, der Sience-Fiction-Roman von Stanislaw Lem aus den 60er Jahren, behandelt Thematiken welche Heute wieder aktueller sind denn je. Das zentrale Ele ment der Geschichte, ein lebendiger Ozean welcher ein eigenes Bewusstsein besitzt, erinnert in seinen Ei genschaften stark an das Phänomen Internet. Über Jahrzehnte wurde dieser Ozean von den Men schen erforscht und dennoch hat er sich Ihnen nicht gänzlich erschlossen. Im Gegenteil wirft sein Verhal ten bei den Wissenschaftlern auf der Raumstation So laris im Verlaufe des Romans immer wie mehr Fragen auf. Denn anstatt sich von Ihnen untersuchen zu las sen, scheint er viel eher selbst Experimente mit den Forschern durchzuführen. Diese konfrontiert er auf Ih rer Reise mit Wesen, die er aus ihren tiefsten Erinne rungen erschafft und welche dem Menschen zum ver wechseln ähnlich sind. Da die Substanz dieser Wesen aus ihrem eigenen Gedankengut stammt, stehen die Wissen schaftler allerdings eines Abbildes ihrer selbst gegenüber. Die Thematik des Abbildes ist es auch, welche mich zu meinem Bühnenbild inspiriert hat. Die Fragen zu Original und Kopie, zur Vielfältigkeit von Identität, zu Sein und Schein stelle ich mir auch hinsichtlich des Internets und versuche ich in meinem Inszenierungsvorschlag zu behandeln, in dem ich das Stück doppelt auf desführe.Theaters in Basel und auf einer gegenüberstehenden Tribü ne. Diese zwei Bereiche sind allerdings durch eine Doppelwand in der Mitte getrennt und sind nicht gegenseitig ersichtlich. Das Schauspiel verläuft auf beiden Seiten gleichzeitig, doch nicht unabhängig, denn die Schauspieler können durch zwei Türen in der Trennwand die Seite und somit auch ihre Rolle wechseln. Dadurch besitzt jeder von Ihnen mehrere Realitäten und wird gelegentlich auch zum Abbild seiner selbst.
46

47

BILDER: Modellfotos Danaë Neuhaus 48

49


Inszenierung: Alexander Giesche Bühne und Kostüme: Nadia Fistarol Licht: David Dramaturgie:HedingerFriederike Schubert Musik: Georg Conrad Mit: Lukas Darnstädt, Matthias Kurmann, Verena Ler cher, Maximilian Reichert, Jakob Leo Stark, Alina VimbaiLuzerner«WhiteTheaterbesuchStrählerOut»Theater 50

BILDER: White Out, Luzerner Theater, © Ingo Höhn
51


Natascha Vögtli One big swelling web
Natascha Vögtli
«... der Ozean sei in Wahrheit ein Gewebekrebs: im Innern der Körper einstiger Bewohner des Planeten entstanden, habe er sie sämtlich zerfressen und verschlungen, die Überreste einschmelzend zur Gestalt eines ewig dauernden, sich selbst verjüngenden, über die Zelleneinteilung hinausgewachsenen Mediums.» (Solaris S.41)
Ein unaufhaltsam wucherndes Gewebe in Form eines künstlich unnatürlich anmutenden Ozeanes umgibt die Raumstation Solaris. Dieser im Buch als Gewebekrebs beschriebene Ozean sammelt und verschlingt all die Informationen über die Bewohner der Raumstation.
Der Kampf mit sich selbst wird zum Thema der Geschichte. Ich und das Andere, der Ozean, zum Thema des Bühnenbild Entwurfes. Der Ozean als wucherndes, dunkelgraugefärbtes Geschwür, dass sich im fortschreitendem Verlauf des Stückes in die Raumstation Solaris einnistet und dessen Kontrolle übernimmt.
Jener Schaum wird durch eine im Foyer installierte Schaummaschine produziert und grau eingefärbt. Dieser wird dann in ein aus Kunststoff-Röhren zusammengebautes Bühnenbild hineingepumpt. Sinnbildich steht dieses Gestell aus Rohren für die räumliche Abstraktion und Abgrenzung der Raumstation in der unendlichen Weite des Ozeanes bzw. Foyers. Sie stellen die Lüftungsrohre der Station Solaris dar, welche die formale Grenze zwischen Innen und Aussen, der Station und dem Ozean darstellt.
BILDER:cancerKonzeptcollagen
52
Im Foyer des Theater Basels wird dieses unkontrollierbare Gewucher formal durch Schaum dargestellt.

53

54
Anja Spiegel Der Umbruch vom Analogen zum Digitalen BILD: Konzeptcollage Anja Spiegel
Ein neues Zeitalter angebrochen, die Digitalisierung ist in vollem Gange. Auch digitale (R)evolution genannt. Die permanente Konfrontation und Abhängigkeit ist uns bewusst, sie wird jedoch gekonnt ignoriert. Doch wenn wir dann auf die für uns persönlich zugeschnittene Werbung oder Informationen stossen, erschrecken wir und merken was das Internet alles über uns weiss. Einerseits geben wir viel von uns Preis und im Gegenzug erweitern wir unser Wissen mit Informationen aus dem unsichtbaren Giganten. Eine Leben ohne – unvorstellbar. Auch die Frage nach der Kontrolle über das Netz ist ungeklärt. Ist die Digitalisierung unser Assistent im Alltag oder geben wir uns als Assistent der unsichtbaren digitalen Welt hin? rung. Die momentane Veränderung wird uns mit der Sonnenseite verkauft, sodass wir durch die Überbelichtung gar nicht mehr sehen, was eigentlich alles im Hintergrund gesponnen wird. Dieser momentan herrschende Umbruch wird im Stück auf überspitzte Art und Weise dargestellt. Er wird so weit ausgereizt, dass sich die Zuschauer im digitalen Netz verlieren und schliesslich von ihm vollständig eingenommen werden. Mit dem Gang aus dem Theater schaffen sie den Ausbruch aus dieser totalen Vernetzung im Gegensatz zu Kelvin, der darin gefangen bleibt. Er kommt anfangs als analoger und selbstbestimmender Mensch in die Raumstation. Dort beginnt ein Prozess, dem er mit seinem erlernten Wissen und Verstand gewachsen ist. Er hinterfragt die Geschehnisse auf der Station und versucht sich zu recht zu klärbare Vorkommnisse, welchen er nicht mehr gewachsen ist. Der unbeschreiblich gigantische Ozean nimmt ihn nach und nach ein. Alle auf der Station werden von diesem unglaublichen Wesen gesteuert und manipuliert, sodass niemand mehr in der Lage ist, selbst zu entscheiden und zu agieren. Auch die schon lang verstorbenen Forscher der Raumstation können dem Ozean nicht entweichen, da alles für immer gespeichert wird und sie so als digitales Produkt weiter existieren. Der Ozean wird immer mächtiger und zeigt auf, wie sich die künstliche Intelligenz im schlimmsten Fall entwickeln könnte. Die Menschheit müsste sich der totalen Digitalität unterwerfen. Gefangen im Netz, den Durchblick und die menschlichen Werte verloren, so geht das Stück zu Ende.









































































BILD: Modellfoto Anja Spiegel 55

Input Kybernetik / Interaktives Design Achim Vogel über Peter Vogel 56

BILD: «Rhytmic Sounds» (1996) Peter Vogel, Interactive Sound wall, 18 Photocells.
Achim Vogel Muranyi, geboren 1970 in Freiburg i. Br., Deutschland, arbeitet seit 1988 als Pianist und Kom Visuelle Kommunikation & Werbung in Freiburg. Seine position und Arbeiten für Theaterproduktionen sowie für Film und Fernsehen und kommerzielle Institutio nen. Seit 1999 ist er als Sounddesigner am Theater Freiburg engagiert. Nach intensiver Auseinandersetzung mit elektronischen Kontrollmechanismen kolla boriert er seit 2010 mit seinem Vater Peter Vogel und entwickelt interaktive Licht- und Klangobjekte. Seit 2013 befasst er sich mit computergesteuerten visuel len und musikalischen Performances.
57

58
Monika Hostettler Sehen und gesehen
BILD:werdenKonzeptcollage
Monika Hostettler Stanislaw Lem schrieb 1961 den Science-Fiction Ro man Solaris, womit ihm wohl ungewollt ein Blick in die Zukunft gelang. Denn wie der Ozean, der den grössten Teil des Planeten Solaris bedeckt und eine Intelligenz aufweist, die jenseits der Vorstellungskraft der For scher auf dem fernen Planeten liegt, ist uns heute der Umfang des Internets und dessen Datenmenge unbesetzt werden, was laut Wikipedia so viel heisst wie eine Datenmenge die zu gross, zu komplex, zu schnelllebig oder zu schwach strukturiert ist um sie auszuwerten. Diese Ansammlung von Daten wird immer grösser, denn jeder Schritt den wir online tätigen, wird irgendwo gespeichert und ausgewertet. Es entsteht eine virtuelle Kopie von jedem von uns, welche wir jeden Tag mit unseren Google-Suchen, Facebook-Likes und Ins tagram-Posts füttern. Was im Internet geschieht ist nie anonym und noch viel weniger geheim. Was dort über uns steht, wird verwendet. Die stetige Beobachtung macht personalisierte Werbung genauso möglich, wie bekommen also genau das, wovon Google und Co glauben es wäre von Interesse für uns und werden so unbewusst manipuliert. Diese ständige Beobachtung und der Roman Solaris Grundlage für das Bühnenbild des Stücks Sehen und Gesehen werden, welches im Foyer des Theater Basel aufgeführt wird. Das Publikum sitzt mit dem Rücken gegeneinander, Seite an Seite im Kreis auf einer Sitz bank die sich langsam um sich dreht. Der Blick ist ge feinen Kettenvorhang. Dieser umgibt das Publikum und absorbiert es gleichzeitig von einer digitalen Welt. welcher jeder Schauspieler seinen Platz in einer von vier Kabinen hat, in welchen hauptsächlich gespielt wird. Diese sind, wenn bespielt, hell erleuchtet und las sen den Vorhang dadurch transparent erscheinen. Die Szene ist also für die Zuschauer, welche sich auf derden real sichtbar. Wer nicht in diese Richtung sehen kann, erlebt die Szene als Projektion. Diese wird über Überwachungskameras in den Kabinen aufgenom men und live auf den Vorhang übertragen. Ergänzt wird das Schauspiel über subtile Einspielungen von persönlichen Bildern und Informationen vom Publikum welche anhand ihrer Personalien online gefunden wurden. Der Vorhang als Träger digitaler Medien, ist Sinn bild für den Ozean, welcher gleichzeitig die Geschich te der Solaristen spiegelt, wie auch einen Teil der virtuellen Kopien derer die im Publikum sitzen.

BILD: Raumstudie Monika Hostettler 59

60
Projektphase 2 Ausarbeitung Dokumentationund 61
Blick hinter die Kulissen Projektphase 2 BILD: Modellpräsentation Carlos Linder 62

63

BILD: Präsentation 2. Zwischenkritik Sarah Frey 64

65

66
BILD: Modellpräsentation Laura Siebold

67

BILD: Präsentation 2. Zwischenkritik Marisa Jäger 68

69

BILD: Modelle 2. Zwischenkritik 70

71

Beurteilungkriterien «Planung und Ausführung des Entwurfs» (5 ECTS) Vollständikeit gemäss «Abgabebestandteile» Gestalterische Qualität des Projektvorschlags in Bezug auf: – Zuschauerführung – Eigenständigkeit, Nachvollziehbarkeit – Einbezug sinnlicher Erfahrbarkeit und deren gestalterische Umsetzung – Einbezug bestehender räumlicher Situatio nen und deren NachvollziehbarkeitVeränderungdeszeitlichen Ablaufes (Partitur)–Materialität/Konstruktion
sind fähig, ihren Entwurf in Kohärenz mit ihrem erarbeiteten Konzept erfolgreich umzusetzen, zu detaillieren und/ oder auszuführen und auf die erzielte Gesamt Sie sind fähig Ihr Projekt verständlich, adäquat, ästhetisch ansprechend und entsprechend den Projektanforderungen zu vermitteln.
PLANUNG UND AUSFÜHRUNG DES ENTWURFS
Die Entwürfe der drei Projektschwerpunkte werden in dieser Phase schrittweise überarbeitet und detailiert. Für die Darstellung der Projektvorschläge ist eine ver ständliche, aussagekräftige und ästhetisch ansprechende Aufbereitung vorzuschlagen und in Absprache mit den Dozentinnen festzulegen.
LernzieleDieStudierenden
ProjektphaseLernziele 2 72
2. Zwischenkritik (für 4. Semester) Schlusskritik (für 6. Semester) am 10/11 Mai 2017 Die Schlusskritik bildet den Abschluss der individuellen Projektarbeit und der Phase «Planung und Ausführung». Das Projekt ist als zusammenhängendes Gesamtprojekt über die Projektschwerpunkte hinweg darzustellen.
AbgabebestandteileFürdasumfassende Verständnis notwendige Darstellungsbestandteile des Gesamtprojek tes, die im entsprechenden Detaillierungsgrad Auskunft geben über – Konzept/Leitidee/Gesamtübersicht in einem –ProjektbeschriebdieWirkungimnahen Kontext (Visualisie rung, Montage etc.) – Angaben zu Materialität und Konstruktion – Partitur, Modell, Modellfotos und notwendige Plandarstellungen und Visualisierungen zur Vermittlung des Entwurfes
LernzieleDieStudierenden
Gestalterische Qualität: – Stimmigkeit der Gesamterscheinung in Bezug auf Leitidee und gestalterischer Sprache des Entwurfs – Einbezug und Berücksichtigung von verwen deten VorhandenseinStruktur,ProzessmaterialienLesbarkeit,VerständlichkeiteinesFazits,vonpersönlichenKommentarenundSchlussfolgerungengemässLernziele.
AbgabebestandteilePhysischeDokumention
sind fähig, ihr überarbeitetes Projekt angemessen, ausreichend und anspre chend zu dokumentieren und ihren Entwurfs und Aspekte zu kommentieren. Sie beherr Bildbearbeitung und des Layouts von Doku menten umfänglich und setzen diese für ihre Projekt-Dokumentation adäquat ein.
73
schau ermöglichen und dadurch die gemachten Erfah rungen auswerten und für kommende Projekte nutzbar machen. Bestandteil der Dokumentation ist das persönliche Fazit zum Entwurfsprozess.
DOKUMENTATION ENTWURFPROZESSESDES
für das Institut ge mäss beschriebener Vorgaben Digitale Ablage auf dem EDU Server: – Verpacktes InDesign – PDF der gesamten Dokumentation – Die fünf für Sie wichtigsten Bilder des Ent dpi) und guter Qualität Beurteilungskriterien «Dokumentation des Entwurfprozesses» (2 ECTS) – Abgabe aller geforderten Abgabebestandteile
74
Marisa Jäger
Inhaltlicher Schwerpunkt ist der Versuch der Kommunikation zwischen den Bewohnern der Station Solaris und dem unnahbaren Ozean, welcher sie umgibt. Die erproben die Kontaktaufnahme, indem sie Röntgenstrahlen in seine Richtung senden. Die Station gerät nach diesen Experimenten ausser Kontrolle. Plötzlich tauchen Gäste auf, welche vom Ozean erschaffene Projektionen des Bewusstseins der Forscher Durchsind.dieTechnik der Kymatik sollen im Bühnenbild die Wellen und Schwingungen der Kommunikation, gemacht werden. Die Station ist eingeteilt in verschiedene Ebenen, die durch eine mittlere Säule miteinander verbunden sind und um welche herum sie kreisen. Die Hauptelemente sind das Labor auf Bodenebene und die Decke des Foyers, welche den Ozean darstellt. rüstet mit Kontaktlautsprechern, auf denen eine Metallplatte liegt. Die Platten sind mit einem feinen Pulver belegt. Durch Ton werden die Metallplatten in Schwingung versetzt und das Pulver gestaltet faszinierende Bildwelten. Beim Auftreten der Figuren wird der Raum aus entstandenen Bildkompositionen auf der MetallBoden sichtbar und nimmt so das gesamte Bühnenbild in Gewahr.
Marisa Jäger
BILDER:KymaRecherchestudien
Forscher

















75


























BILDER: Visualisierungen Marisa Jäger 76









BILDER: Konzeptcollagen Marisa Jäger 77




BILD: Visualisierung Marisa Jäger 78







79







BILD: Visualisierung Marisa Jäger 80






81






Carlos BILD:TransformationLinderKonzeptcollagenCarlosLinderDerRoman«Solaris»erzähltvon der Konfrontation der Menschheit mit einer andersartigen Intelligenz. zunehmend virtuellen Welt wieder: Die Digitalisierung konfrontiert uns mit neuen Fragestellungen und die sich verändernde Welt hat das Potenzial, sich in alle Richtungen zu entwickeln. Diese von uns Menschen selbst initiierte und sich nun zunehmend verselbst ständigende Transformation drückt sich hier in der Symbolik eines sich ständig in der Form verändernden Netzes aus. Zwei übereinander liegende Rahmen, in welche je ein Darsteller bewegen sich auf den Netzen über den Köp fen der Zuschauer. Mit Karabinerhaken können sie das Raumgefüge der Konstruktion verändern. Darüber hinaus kann sich das Netz, gesteuert durch kleine Mo toren, auch zunehmend autonom verändern und die Kontrolle Spannendeübernehmen.Schattenspiele und Lichtstimmungen ge nerieren atmosphärisch dichte Momente und unterstützen die dramaturgisch gewünschten Stimmungen. 82

BILD: Visualisierung Carlos Linder
83

BILD: Planschema Explosionszeichnung Carlos Linder
84

85


BILD: Modellfoto Carlos Linder 86

87

Céline TagtraumNeuschwanderoderWirklichkeit?IstderTraum,währendwirihnträumen,nichtauchWirklichkeit?Räume,dieeinemTraumähneln.Räume,welchesichvordenAugenbildenundverschwinden.RäumeausLichtundLuft,diedazueinladen,einzutauchen,ineineSzene,einenMomentinderGeschichtevonSolaris.IndieRolledesKelvingeschlüpft,erlebtderBesucherdieGeschichtealsParcoursdurchverschiedeneStationen.AlleinebewegtersichaktivvonLichtraumzuLichtraumunderfährtinjedemRaummehrvondenmysteriösenEreignissen,aufderRaumstationSolaris.
Zu Beginn trifft man auf einen wirr vor sich hin reden den Snaut, welcher die Besucher darauf vorbereitet, was auf sie zukommen wird. In einem weiteren Raum betritt er die Schlafkabine und hat die Möglichkeit, in einem Notizbuch zu lesen. All das deutet auf das Er scheinen der Gäste hin, bis schliesslich der Theater besucher selbst seinen gesichtslosen persönlichen, ihm folgenden Gast erhält. Durch die Räume gehend, wird der Besucher ständig mit der Frage konfrontiert, wie stark er seiner Wahrnehmung vertrauen kann. Trübe Luft, weisse Gestalten, Gesichts und ausdrucks los wie die verblassten nicht mehr ganz fassbaren Träume. In Erinnerung noch da aber nicht mehr ausformulierbar. Zwar greifbar nah und doch nicht begreifbar. Auf den Stufen der Treppe, hinter dem Labor, auf den Passagen, da gehen die Besucher, mit ihren Gästen von Licht zu Licht. Mit dem Verlassen des Theaterfoyers öffnet der Besu cher die Augen, geht hinaus, zurück in den Alltag, in das Leben. Jeder geht seinen Weg und schon wird das Gesehene zu einer Erinnerung. Oder war es doch wirk lich nur ein Traum?
88

BILDER: Konzeptcollagen Céline Neuschwander «…denn meine unmittelbarste Umgebung übertraf in diesen Träumen an Dinglichkeit und Körperhaftigkeit die Eindrücke des Wachdaseins. Beim Aufwachen hat te ich das paradoxe Gefühl, dass das Wachdasein, das echte Wachdasein eben jenes vorige gewesen seiund was ich nach Öffnen der Augen sah, das sein nur ein vertrockneter Schatten davon.» (Solaris, Seite 236) 89

BILDER: Visualisierungen Céline Neuschwander 90


Modellpräsentation Céline Neuschwander 91
BILD:

Musiker:
Weibel 92
Steffen Höld Martin Hug Lisa Stiegler Simon Zagermann Emanuele Forni Mara Miribung Daniele Pintaudi Mathias
Theater«Inferno»TheaterbesuchBaselInszenierung:ThomLuzMusikalischeLeitung:MathiasWeibelBühne:WolfgangMenardi,ThomLuzKostümeundLicht:TinaBleulerDramaturgie:EwaldPalmetshoferMit:CarinaBraunschmidtEliasEilinghoff

BILD: Inferno, Theater Basel 93

PROJEKTIONunmenschlichunsterblichnachgeahmt
BILDER: Konzeptcollagen Larissa Fehr sein. Der Wunsch der Menschheit nach der Unsterblichkeit ist Realität. Die Realität in der Virtualität. Die digitale Revolution hat die Grenzen des Todes gesprengt und das unendliche Leben hervorgebracht. Computer über führen unsere Gedanken per Download in die digitale Unsterblichkeit. Das Gedankengut des Menschen wird vom Körper gelöst. Was bleibt von uns? Wird unsere körperliche Existenz noch ein Bewusstsein und Träume? scher Kelvin auf eine Reise in das unendliche Univer sum. Während des Stücks ist der Ozean des Planeten Solaris allgegenwärtig. Schnell wird klar, dass in der Sphäre des mächtigen Ozeans andere Regeln gelten, denn Kelvin trifft auf seine verstorbene Liebe Harey. Und es gibt sie nicht nur einmal – nein es tauchen immer mehr Hareys auf: in der Raumstation, im Ozean, im Weltall und auch im Publikum. Die Harey im Zuschauer raum ist menschlich wie du und ich. Die weiteren Hareys nehmen die Gestalt unseres zukünftigen Ichs an, denn der Ozean schafft unsterbliche Wesen. Kelvins Erinnerungen und seine Gedanken bilden die Produktionsvorlage für den Ozean, um solche Wesen zu kreieren. Der geheimnisvolle Ozean transformiert für jeden unter uns. Sie steht für unsere Existenz genau so wie für unsere Inexistenz. Welche Harey ist das Ori ginal und welche ist eine Kopie vom Original? Können wir überhaupt über unsere Existenz entscheiden. Dür fen wir dies überhaupt? Und besitzt unser unsterbliches Ich ein Bewusstsein? sel. Der Bühnenraum erstreckt sich über alle drei Ebenen des Foyers. Die Treppen werden mittels einer Holz konstruktion zu Rampen umfunktioniert. Auf den zwei Der komplette Bühnen- und Zuschauerraum ist kuppelartig von der Ozeansphäre eingefasst. Die Sphäre be steht aus stabiler und zugleich leichter dünner Fall schirmseide. Die Seide wird speziell für das Theaterstück in den Ozeanfarben bemalt. Durch seine leichte und dünne Materialität wird das Ansteigen und Senken der Sphäre ermöglicht. Die sanften Bewegun gen werden durch den Einsatz von Windmaschinen herbeigeführt. Beleuchtet wird die Sphäre mittels Schein werfer von aussen. Die Inszenierung lebt von den dem hochglänzenden Boden zeigen. Ergänzend dazu steht auf der mittleren Ebene die Raumstation, die mit tels einer Rahmenkonstruktion aus FL-Röhren leicht angedeutet wird. Die Lichtinstallation schafft mit dem kaltweissen Licht eine kühle Raumstationsatmosphäre, Das Bühnenbild ist in drei Ebenen und zwei Treppen ge Zuschauerraum. Die Ebene 0 steht für die Erde, auf der seine Reise über die erste Rampe in die Raumstation, die auf der mittleren Ebene platziert ist (E1). Von der Ebene 1 gelangt man über die Rampe 2 auf die oberste Ebene (E2), die als Zentrum des Planeten Solaris zu le sen ist.
94
virtuelle Realität
Larissa Fehr Für immer und ewig H1 H4H3 H2
ORIGINALrealsterblichmenschlich








95

BILD OBEN: Konzeptcollagen Larissa Fehr BILD UNTEN: Schnitt Larissa Fehr (ohne Massstab) 96


BILD OBEN: Visualisierung Entwurf Larissa Fehr BILD UNTEN: Schnitt Larissa Fehr (ohne Massstab) 97


BILD:IchbezogenModellfotoChantalSalzgeber
Chantal Salzgeber Montaño
Montaño ris». Bei dieser Suche werden die Wissenschaftler Kelvin, Snaut, Sartorius und der verstorbene Gibarian in erster Linie mit sich selbst konfrontiert. sche Raumstation. Die Besucher werden dazu eingeladen, in einem Parcours die einzelnen Charaktere zu studieren, die auf dieser Raumstation leben. Wovor fürchten sich die Mitglieder dieser wissenschaftlichen Expedition? Warum verhalten sie sich so merkwürdig? 24 Besucher betreten das Raumschiff durch einen engen Gang, der zu einem zentralen, dunklen Raum führt. Durch stärkeres Licht und intensiven Sound wird die Aufmerksamkeit auf vier weitere Sektoren der Station gelenkt. Diese sind rund um den zentralen Raum angeordnet. Die einzelnen Sektoren sind je einem der vier Wissenschaftler zugeteilt. Isoliert in kleinen Kokons geht jeder Wissenschaftler mit der Situation und der Manipulation von Solaris anders um. Dies gilt es, für den Zuschauer zu erforschen. Die vier Szenen werden im vierfachen Loop gleichzeitig gespielt. Die Besucher gehen von einem Raum zum nächsten, um die gesamte Geschichte zu erfahren. Der Theater-Parcours endet damit, dass die Wände des zentralen, runden Raumes hochfahren. Zusammen mit dem Publikum führen die Wissenschaftler im Zentrum des Raumschiffes ein abschliessendes Experiment durch. Und versuchen damit, ihre qualvolle Situation auf der Station zu beenden. 98


















BILDER: Visualisierungen Chantal Salzgeber Montaño 99































Michèle BILDERBILDIsolationMüllerLINKS:ModellfotoMichèleMüllerRECHTS:VisualisierungenEntwurf Michèle Müller 100

101
Im Foyer des Stadttheaters Basel tauchen freiwillige Astronauten in ein Leben auf der Raumstation Solaris ein. Getrieben von dem Wissensdurst, den intelligenten Ozean zu erforschen, erfahren sie bald, dass ihr Leben Auf der Gratwanderung zwischen Segen und Fluch der Technologie be geben sich jede volle Stunde ein Team aus vier sich unbekannten Spie lern in ein zweistündiges real-life Abenteuer. Mit Hilfe des Smartphones werden Aufgaben gelöst und eine intensive Verbindung mit seinem per sönlichen Gast, einem AI-Avatar, aufgebaut. Zusehends übernimmt je doch der eigentlich hilfreiche Gast die Kontrolle über das Leben der For scher. Als er auch noch auf den Boardcomputer der Station zugreift, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Kann das Team nicht innerhalb von 30 Minuten einen Destabilisator bauen und so die Kontrolle zurückgewin nen, wird eine Rückreise zur Erde nicht mehr möglich sein. Frage nach zwischenmenschlichen Beziehungen im Zeitalter der Tech nologie. Des Weiteren werden Fragen nach der Zukunft der Menschheit aufgeworfen und Themen wie Datensammlung, Gesellschaftskontrolle und die Unergründbarkeit des Internets thematisiert. Das Engagement der Teilnehmenden ist ausschlaggebend für den Verlauf dieses partizipatorischen Theater-Games. So ist jede Aufführung einzigartig und die Er lebnisse der Besucher auf der Raumstation sehr individuell.



«Mittagswende.Theaterbesuch Die Stunde der Spurlosen» Theater Basel Inszenierung: Julia Hölscher Bühne: Paul Zoller Kostüme: Janina Brinkmann Musik: Martin Gantenbein Licht: Roland Heid Stefan Erny Dramaturgie: Stefanie Hackl Mit: Nicola Kirsch, Nicola Fritzen, Florian von Manteuffel, Mario Fuchs 102


Mittagswende. Die Stunde der Spurlosen, Theater Basel 103
BILDER:

Valerie Keusch Das Streben nach Perfektion – wie zum Beispiel nach künstlicher Intelligenz oder makellosem Aussehen – hat seit dem 21. Jahrhundert enorm an Bedeutung gewon nen. Der rasche Fortschritt in der Technologie begüns agonist Kelvin für ein Forschungsprojekt auf eine Raumstation. Die Atmosphäre hier ist beklemmend, der drohende Wahnsinn mit Händen zu greifen. So wird Kel vin mit seiner früheren Geliebten Harey konfrontiert, die sich vor 20 Jahren das Leben nahm, als er sie verlassen wollte. Kelvin verliebt sich in dieses Kunstgebilde Harey. Fasziniert ihn ihre Makellosigkeit? Oder werden ihm die menschlichen Züge schlussendlich doch fehlen? Perfektion und Makellosigkeit bestimmen auch das Karussell sowie mehrere puppenartige Hareys mit rosa roten Overalls und deren dazugehörige persönliche Ge genstände. Die grosse Treppe im Foyer und die darüber liegende Ebene bilden die Hauptszenerie. Völlig eingedreht, chaotisch, steht es da: das Karussell. Etwas stimmt hier nicht, das merkt auch Kelvin, der Pro tagonist. Er ist auf der Forschungsstation gelandet und stellt sogleich ein Wirrwarr fest. Bereits in der ersten Szene beginnt er, das Karussell auszudrehen. An den langen schweren Ketten hängen sechs Koffer der Mar Kette löst und auf der Treppe platziert. In diesen sechs der verstorbenen Harey. Neben jedem Koffer platziert sich im Verlauf des Stückes eine Harey-Darstellerin. Starr, mit aufrechter Haltung und fast schon leblos ste hen sie da und warten, bis Kelvin einzeln und nachein ander ihre Koffer öffnet. Er bekleidet sie jeweils mit den soeben aus den Koffern hervorgeholten Identitätsstü cken. Schnell merkt Kelvin jedoch, dass die Gegenstän de der neuen Harey fremd sind - und schickt eine nach der anderen fort. 104
Valerie Keusch Take control of who you are 7 8 BILDER: Storyboard Rechercheclip

Pin-Up Bildrecherche Valerie 16.03.2017Keusch Der Mensch und seine Veränderungen, teils bewusst, teils unbewusst. Künstliche VeränderungIntelligenzdurchFortschritt in der Technologie unser Cloud-Leben social Könnenmediawirüberhaupt noch kontrollieren was mit uns geschieht oder geschieht es von automagespeichertetisch? Informationen im Internet (Google) auf Schritt und Tritt verfolgt no Wascontrolistreal, was ist Fiktion? Wo gehen unsere Daten hin? Gibt es zwei Persönlichkeiten von uns? Eine auf der Erde, die Zwei HerzPerfektiondurchGesichterneueTechnologienwirdangestrebtundGehirnwerdenuns weggenommen. Wird es noch herzliche Reaktionen | Aktionen | Handlungen Verlierengeben? wir unser Herz / Hirn? Was ist dann noch Werdenreal? wir zu Cyborgs? Wird die Realität ausgetauscht? playing with Robot dolls? Unsere Kinder mit integrierter Technologie? sogar schon ihre Puppen sind Roboter? Und sie auch? WIRR WARR | CHAOS | DURCHEINANDER | DUALITÄT | ZWEI SEITEN | VERÄNDERUNG | FIKTION | REALITÄT 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 2 5 6 7 8 9 3 4 105











BILDER: Visualisierungen Valerie Keusch 106


107

















BILD: Visualisierung Valerie Keusch 108

109

Corinne BILDER:ClaustrumHeldModellaufnahmenCorinneHeld 110


BILD: Schnitte Corinne Held (ohne Massstab) 111



































































Was wäre ein Leben ohne Internet, Smartphone oder Computer? Unabdinglich ist diese Technologie für uns schon lange. Vergleichbar fühlt sich Kelvin im Roman Solaris eingeengt. Was wäre sein Leben ohne seine Ha Vis-à-visrey? der grossen Treppe im Foyer des Theater Baden weisse Traversen. Innerhalb dieser Traversenrah mung spannt sich an allen vier Seitenwänden sowie an der Decke ein weisser Tüll. Der Zuschauer betritt das Foyer während eine frontale Projektion von Gibarian auf die Instalation bereits läuft. Erlischt die Projektion erhellt sich der Innenraum des Kubus. Unterdessen steht ein vermeintlicher Zuschauer auf. Er läuft über den Steg durch eine Öffnung in die Ins suche, den Raum zu begreifen, werden gestört durch zwei Figuren: Snaut und Sartorius. Immer wieder hu schen Gestalten über den Köpfen der Figuren durch, zu Beginn unmerklich doch dann immer offensichtlicher. Bis plötzlich sich die Decke stark anfängt zu dehnen und durch eine Nahtöffnung eine Gestalt, verhüllt in ginnt die Verwandlung der Installation. Die Decke, der Boden selbst die Beleuchtung bewegen sich. Der Innenaum verengt sich auf verschiedenen Ebenen Sartorius schicken Harey mit ihrem Experiment über die Decke wieder zurück in den Ozean. Doch verbleiben nerung zurück. Was wenn unsere Harey nicht mehr er reichbar wäre? BILD: Visualisierung Corinne Held 112

113

BILD:mitLichtworkshopUrsulaDegenModellmitProjektionCorinneHeld 114

115

Lichtuntersuchungen auf verschiedenen Materialitäten 116
BILDER:


117

BILD: Lichtversuche Céline Neuschwander 118

119

BILDER: Modellfotos Martina Stähli 120
Martina Trauer.ZwiespaltStähliStress.Schmerz.Angst.
Wut. Stets versuchen wir, unliebsame Gefühle zu unterdrücken. Wie die Charaktere im Roman Solaris glauben wir, dass der Schmerz ihn zu zulassen, viel zu gross wäre. Ver drängte Gefühle sind aber nicht weg, sondern in uns gespeichert. Wie in einer Datenbank, die alle Informa tionen in sich aufnimmt. Schlimmstenfalls können Hal luzinationen oder andere Störungen entstehen, der Beginn einer sich ständig drehenden Bewegung um sich selbst. Der Unterschied zwischen Realität und Fiktion wird für Betroffene immer schwieriger. In ihrem Unterbewusstsein wachsen Trugbilder, die höchst mögliche Form der Konfrontation. Die Inszenierung greift spielerisch die zwei Bewusstseinsebenen auf. Fünf drehbare Spionspiegelschei ben trennen die Bühne in zwei Teile. Die mittlere Schei nur um die eigene Achse drehen. Die anderen beiden können zusätzlich durch eine Schiene nach hinten und nach vorne verschoben werden. Die drehenden Schei ben erschaffen neue Räume, wobei an einem gewisUnterstützung dient ein schwarzer Spiegelboden, wel cher den Ozean symbolisiert. Er nimmt alles in sich auf und wieder spiegelt es. Dadurch scheint es, als wür den die Figuren stets verfolgt von sich selbst und müssten sich mit ihren Ängsten auseinandersetzten.
Die Charaktere sind hin und her gerissen, was nun eigentlich Realität ist und was Fiktion. Durch die ständi ge Transformation der Räume, die durch die Drehung der Scheiben entsteht, geraten die Figuren in eine un bewusst kreisende Bewegung, aus der es kein Ent kommen gibt.schauer, dass der ein Teil dieser Inszenierung ist. Der Spiegel steht für die Sichtbarmachung des Unterbe wusstseins, das für die meisten sehr unangenehm ist. Der Zuschauer wird am Anfang und am Schluss mit sich selbst konfrontiert und ist den Blicken der anderen Besucher ausgesetzt.

121

BILD: Modellfoto Martina Stähli 122

123

124
fremde Welt, die uns alle mehr und mehr in ihren Bann gezogen hat. Sie ist faszinierend und verlockend und weicht uns nicht mehr von der Seite. Mit anfänglicher Distanz und analytischem Blick be trachtet der Protagonist Kelvin die Vorgänge um die Raumstation Solaris. Durch die Erscheinung Hareys gerät er aber immer weiter hinein in den Strudel des Ozeans. Zunehmend werden seine Gedanken mani puliert. Er wird emotional abhängig. Seine Bemühun gen, die fremde Welt zu erforschen, werden von der totalen Hypnose des Ozeans verdrängt. Es sind die Verführungen der Internetwelt, hier in der Aufführung verkörpert durch zahlreiche Harey-Darstel lerinnen, die uns tiefer und tiefer in ihre Sphäre locken. Voller Enthusiasmus schenken wir dieser nicht fassba ren neuen Realität unsere Aufmerksamkeit, füttern sie täglich mit unzählige Daten und lassen sie so wachsen. Längst sind wir im hypnotisierenden Strudel gefangen . In Begleitung einer Harey folgen die Besucher/innen der Fährte Kelvins, steigen Stufe um Stufe hinab in die endlose Spirale, deren Zukunft sich nicht erdenken lässt.
Laura BILDER:MeerversunkenSieboldRecherchestudienLauraSieboldrerGesellschafteineneue,anfänglich


125


BILD OBEN: Modellfoto Laura Siebold BILD UNTEN: Schnitt Laura Siebold (ohne Massstab) 126







127







BILDER:
Visualisierungen Laura Siebold 128





129

BILD
130
BILDER OBEN: Raumabwicklungen, Schnitt Sarah Frey UNTEN: Referenzbild, Computerspiel Monument Valley
verselbständigt, nachdem eine grosse IT-Firma ein Programm mit einer künstlichen Intelligenz entwickelt hatte. Dieses liess sich nicht mehr kontrollieren, es begann, seine Abläufe und seinen Aufbau zu verändern auf die Programmierung, noch verstand er die Funktionsweise.DasProgramm begann, alle Daten zu sammeln, welche von den Menschen generiert wurden. Bald war das Programm auch fähig, das Wesen der Menschen zu analysieren und zu rekonstruieren. Was den Wissenschaftlern über Jahrzehnte nicht möglich war, gelang der Maschine in kürzester Zeit. Da sie auf alle Informationen der Welt gleichzeitig Zugriff hatte und dank gut geschriebener Algorithmen konnte sie das die Rahmenbedingungen, unter welchen die Besucher die Station Solaris und Ihre Besatzung in einem Parcours durch den «Digital Playground» kennen lernen. In einer Zeit, in welcher das Digitale immer mehr unsere Welt bestimmt, stellt sich die Frage, was eigentlich real ist: nur die analoge Welt oder auch die digitale? Diese Hauptfrage des Stücks, mit welcher in erster Linie der Protagonist Kelvin konfrontiert ist, stellt sich durch die Bühnensituation auch dem Zuschauer. Was ist real? Bin ich real? In diesem Spannungsfeld bewegt sich der Besucher im «Digital Playground».
Sarah Frey Digital Playground




BILDER: Visualisierungen Sarah Frey 131

























BILD: Visualisierung Sarah Frey 132



133



Mirjam BILD:UnfassbarenKontaktRagossnigmitdemModellaufnahmeMirjamRagossnigDiezunehmendeDigitalisierungbietetneue
134
Erste Begegnungen mit der Besatzung, welche nur noch aus zwei weiteren Forschern besteht, sind ver wirrend. Gibarian, den Kelvin unterstützen wollte, ist Tod: Selbstmord? Das Labyrinth ist in 4 Akte geteilt in dessen Zentrum der Ozean liegt. Im ersten Akt ver passiert ist. Doch dann kommt es zu einer verstören den Begegnung mit einer Person die gar nicht auf der Station sein sollte. Auf der Suche nach einer Erklärung für das Gesehene trifft der Zuschauer im zweiten Akt nur auf verschlossene Türen. Geklärt werden die Fra gen im dritten Akt. Der Ozean ist mit den Forschern in innersten Gedanken. Während sich die anderen bei den Forscher für ihren Gast schämen verliebt sich Kel vin in seine eigene Erinnerung, in Harey. Anfangs noch naiv und unselbstständig, löst sie sich von ihrem digi talen Ursprung und wird immer menschlicher, realer und autonomer. Gleichzeitig verblassen und ver schwinden die beiden Forscher Snaut und Sartorius und lösen sich immer mehr ins Digitale auf. Die Inszenierung führt den Zuschauer in in ein Labyrin th seiner eigenen Winkel, Sackgassen und verrammel ten Türen. Der Zuschauer kreist um den Ozean, doch um zu ihm zu gelangen, muss er immer wieder zurück treten und Umwege auf sich nehmen.
Wege der Kommunikation. Gleichzeitig führt sie aber auch zu ei ner Isolation und Kommunikationsunfähigkeit. Filter blasen und Echokammern lassen uns um uns selber kreisen. Können wir das Fremde überhaupt noch wahrnehmen und uns darauf einlassen? Und wenn ja, wer ist das Fremde? Mensch oder Maschine? von einem lebenden Ozean kreist der Planet um zwei Sonnen. Versuche, den Ozean nach menschlichen Normen zu beurteilen, scheitern. Der Ozean ist für den menschlichen Verstand nicht fassbar. Der Planet bleibt der Menschheit ein Rätsel. In der Inszenierung am Theater Basel landet der Zu schauer alleine auf dem Planeten Solaris als Kris Kel vin, der Ich-Erzähler des Romans. Er soll die seltsa men Vorkommnisse klären, die sich auf der Raumstation abspielen. Angeleitet durch Kelvins inne re Stimme begibt sich der Zuschauer auf die Reise. er eine verlassene, chaotische Raumstation wieder.

135

136

BILD LINKS: Modellaufnahmen Mirjam Ragossnig BILD RECHTS: Grundrissschema Mirjam Ragossnig (ohne Massstab) 137




BILDER: Modellaufnahmen Mirjam Ragossnig 138


BILD: Visualisierung Mirjam Ragossnig
139







BILD: Visualisierung Mirjam Ragossnig
140

141

142
Theater Basel Projektpräsentation im Foyer 143
Ausstellung
BILD: Ausstellungsaufbau Foyer Theater Basel AusgewählteAusstellung 18:3011.VernissageSemesterprojektBühnenbildprojekteSolarisFrühjahrsemester2017Mai2017UhrFoyerTheaterBasel 144

145

146


BILDER: Ausstellungsvitrinen Foyer Theater Basel 147

BILD: Ausgestellte Projekte Foyer Theater Basel 148

149

BILD: Ausgestellte Projekte Foyer Theater Basel 150

151

BILD: Vorbereitungen Vernissage Theater Basel 152

153

Resuméeverlaufs
154
Einige Projekte der Studierenden sind im Foyer des Theater Basel ausgestellt, wo wir zum Abschluss bei einem Apéro die Ausstellungseröffnung und ihre Semesterarbeiten feierten. Wir sind im Gespräch mit der Dramaturgie und hoffen darauf, weitere Projekte (eventuell auch Umsetzungsprojekte) mit dem Theater Basel aufgleisen zu können.Nadia
Der Ort für das zu entwerfende Bühnenbilddas Foyer des Theaters - strahlt eine grosse Faszinati on aus. Er ist ein Zwischenraum in der Stadt, welcher Assoziationen an ein Raumschiff zu wecken vermag. Die Studierenden nahmen die vielen Ebenen und baulichen Elemente des Raumes sehr positiv auf. In seiner Grösse und Heterogenität entpuppte es sich allerdings als äusserst anspruchsvolle Aufgabe, das Foyer zu er fassen und einen passenden Platz für den jeweiligen renden waren gefordert und nur wenige haben die räumliche Qualität des Foyers ins Bühnenbild integriert. Die meisten Entwürfe sahen einen Raum im Raum vor. Viele spannende Theatermaschinen sind entstanden. Ein weiterer wesentlicher Teil der Aufgabe war die Zuschauerführung. Die Studierenden mussten selber entscheiden, in welcher Form Darsteller und Zuschauer sich begegnen und haben dabei sicher viel gelernt.Ein Laserbastelbogen für das Modell des Foyers im Massstab 1:100 wurde von Laura erstellt und gab den Studierenden die Möglichkeit, den Raum gleich zu Beginn der Entwurfsphase, in seiner Ganz heit zu erfassen und räumliche Interventionen volume trisch zuDietesten.Konkretisierung der Ideen aber kam aus Zeitknappheit zu kurz. Die Recherche von Materialien oder konstruktiven Prinzipien war eher dürftig. und sche Qualität vieler Entwürfe. Leider ist das Frühjahrs semester für die Sechstsemestrigen extrem kurz. Zu dem gab es eine unglückliche zeitliche Überlagerung von zwei Wochen mit einem Cinemaprojekt. Somit konnten die Ergebnisse nicht soweit kommen, wie von beiden Seiten gewünscht, was sehr bedauerlich war. Mit dem vierten Semester blieb mehr Zeit, wel che wir für einen Lichtworkshop mit Ursula Degen nutzten. Die Lichtanlage in unserem kleinen institutsin ternen Raum bietet tolle Möglichkeiten, die nicht richtig genutzt werden. Wir fänden es sehr wertvoll, wenn die ses Testen mit Licht im Modell schon früher im Lehrplan angeboten werden könnte. Als externe Kritikerin hatten wir die Hausregis seurin des Theater Basel, Julia Hölscher eingeladen. Leider konnte sie aufgrund einer Hirnerschütterung ausgerechnet zur Endkritik der Mehrzahl unserer Stu dierenden aus dem sechsten Semester nicht kommen. Der Blick auf Projekte von Externen oder Spezialisten wird von den Studierenden und Dozierenden sehr ge schätzt und ist extrem wichtig.
Mit den Studierenden begaben wir uns auf eine Reise in andere Sphären, um uns dem Roman von Sta nislav Lem «Solaris» anzunähern. Der Roman von 1960 bot uns die Grundlage, um brisanten aktuellen Themen wie dem der digitalen Revolution und der künstlichen Intelligenz zu begegnen. Darin unterstützt wurden wir durch die Ausstellung «Hello Robot» im Vitra Design Museum und die Filme «Her», «Ex machi na», «Lo and Behold» und «Solaris» selbst. Die tief gründige Recherche in diverse relevante Themenfelder mit Texten von Denkern aus verschiedenen Sparten mulieren.Begriffe wie Filterblase und Echokammer wurden uns von Prof Dirk Helbing von der ETH Zürich bei einem live Skypeseminar eindrücklich beschrieben. Er malte Zukunftsszenarien, die uns die Augen öffneten de klar, wie wichtig die Auseinandersetzung mit diesen Themen ist und wie sehr wir alle bereits von der neuen Welt geprägt sind. Weitere Inspirationen fanden wir im Input zu Ky bernetik von Achim Vogel dem Sohn des Künstlers Pe ter Vogel und bei drei Theaterbesuchen mit sehr unter schiedlichen AusgangslageBühnenbildern.fürdenEntwurf waren somit faszinie rende Grundlagen, welche durch einen zeitlichen und inhaltlichen Rahmen gefasst waren und so verhinderten, dass die Studierenden sich verloren. Den meisten dieser Stelle wäre es hilfreich gewesen, einen Input zu erhalten mit Beispielen aus der Praxis, um nachvollzie hen zu können, wie aus einer abstrakten Themencolla ge eine räumliche Übersetzung wird. War diese Hürde jedoch erstmal überwunden, führte die Vorarbeit zu ei ner bemerkenswerten und wertvollen Vielfalt von räumlichen Übersetzungen. Das Semester startete mit dem gemeinsamen lauten Lesen einer Theaterfassung von Solaris im Fo yer des Theater Basel. Die Studierenden waren aufge fordert in den nächsten Tagen den Roman Solaris ei genständig zu lesen, um den sehr nüchternen Theatertext (er diente als Leitfaden für die Bühnenge staltung und die Partitur) mit atmosphärischen und sehr bildlichen Beschreibungen anzureichern.
Fistarol & Eva Hauck 155
Die beiden Dozentinnen mussten sich bei die sich aber stets gut ergänzt und die Studierenden emp fanden es als Bereicherung, dass ihnen zwei so unter schiedliche Ansichten und Herangehensweisen bera tend zur Seite Übergeordnetstanden.wollen wir anerkennend feststel len, dass fast alle Studierenden durchweg motiviert waren. Sie haben während ihrer bisherigen Studien zeit Sicherheit und viele Kompetenzen erlangt. Sie wa ren in der Lage, ein sehr anspruchsvolles Thema in ei nem schwierigen Raum zu bewältigen.
BaselTheaterdesFoyerimBühnenbildEinSOLARISIISHGKFHNW2017–7

