Das Magazin für NonprofitManagement und -Marketing
Stadt, Land, Demokratie: Stiftungen im Einsatz
Rote Seiten: #Gemeinsam voran!
Herausgeber: Deutsches Stiftungszentrum GmbH (DSZ), Dr. Markus Heuel Institut für Stiftungsberatung Dr. Mecking & Weger GmbH, Dr. Christoph Mecking www.susdigital.de
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Zusammenhalt
stärken
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Das Magazin für NonprofitManagement und -Marketing
Herausgegeben vom Deutschen Stiftungszentrum GmbH (DSZ), Dr. Markus Heuel, und dem Institut für Stiftungsberatung Dr. Mecking & Weger GmbH, Dr. Christoph Mecking eJournal inkl. Infodienst zu neuen Beiträgen mit jeder Ausgabe und Zeitschrift 28. Jahrgang 2025, jährlich 6 Hefte mit je ca. 48 Seiten zuzüglich der Fachbeilage „Rote Seiten“ mit je ca. 16 Seiten. ISSN 1438-0617
Perspektivwechsel für den Zusammenhalt
Liebe Leserin, lieber Leser,
viele Menschen spüren: Das Miteinander hat sich verändert. Die Gesellschaft wirkt gespalten, denn die Polarisierung nimmt zu. Trennlinien verlaufen längst nicht mehr nur zwischen gesellschaftlichen Gruppen – mitunter entstehen Spannungen auch im Privaten, im Freundes- oder Familienkreis.
Dass wir den Draht zueinander verlieren, wird durch die Sozialen Medien befördert. Wir können die eigene Lebenswirklichkeit ständig mit der (scheinbaren) Realität anderer vergleichen – und entfremden uns dadurch.
Wir sind vernetzt, aber oft nicht verbunden. So bröckelt vielerorts, in der Stadt wie auf dem Land, der gesellschaftliche Zusammenhalt: Menschen fühlen sich einsam, Vertrauen in Staat und Politik schwindet, Unzufriedenheit wächst. Diese Entwicklung ist eine der größten Bedrohungen für unsere Demokratie.
Die besondere Stärke von Stiftungen liegt darin, Räume für Begegnung und Dialog zu schaffen. Sie bringen Menschen zusammen, die sich sonst kaum austauschen würden. Doch genau hier zeigt sich eine große Herausforderung: das sog. „unsichtbare Drittel“. Dieser Begriff, geprägt von der Organisation More in Common, bezeichnet die rund 33 % der Bevölkerung, die sich vom gesellschaftlichen Diskurs kaum erreicht fühlen. Menschen, die sich zurückgezogen haben, die zweifeln, ob ihre Stimme zählt, und die sich weder laut empören noch aktiv mitgestalten.
Wenn es uns nicht gelingt, auch dieses „unsichtbare Drittel“ einzubeziehen, bleibt Teilhabe ein Versprechen, das nur für wenige gilt. Stiftungen können hier entscheidend wirken: mit verlässlichen Angeboten, die an die Lebensrealität der Menschen anknüpfen, zuhören statt
belehren und Räume öffnen, in denen unterschiedliche Perspektiven Platz haben. Ich empfehle hierzu den Beitrag zum Rahmenprogramm „Zusammenhalt durch Begegnung stärken“ der Stiftung Mercator (S. 20).
Gleichzeitig braucht es einen grundsätzlichen Perspektivwechsel. Wir sollten aufhören, unsere Gesellschaft in einfache Gegensätze zu sortieren: Stadt gegen Land, Arm gegen Reich, Jung gegen Alt. Solche Schubladen werden der Vielfalt der Lebenswirklichkeiten nicht gerecht. Statt vor allem auf Defizite zu schauen, sollten wir den Blick für Potenziale schärfen, die es überall gibt.
So formuliert Andrea Bury im Interview mit Blick auf das Land treffend: „Der Schlüssel liegt darin, ländliche Räume nicht als ,Nachzügler‘ der Städte zu sehen, sondern als eigenständige Räume mit Potenzial – und gezielt in ihre Stärkung zu investieren.“ (S. 6)
Diese Aufgabe ist groß und braucht die Zusammenarbeit vieler: Stiftungen, Zivilgesellschaft, Kommunen und Unternehmen. Alle sind gefragt, Partnerschaften einzugehen und neue Ideen sowie Ressourcen einzubringen. Wie gemeinsames Wirken gelingt, zeigt die Allianz der Gestalter:innen (S. 14).
Demokratie lebt von Begegnung, Beteiligung und gegenseitiger Anerkennung. Stiftungen können hier viel bewegen – indem sie Brücken bauen, Vertrauen stiften und Räume schaffen, in denen Menschen das Gemeinsame neu entdecken. Auf dem Land wie in der Stadt. Damit wir nicht nur vernetzt sind, sondern verbunden.
Ihr
Dr. Markus Heuel
Mitglied der Geschäftsleitung des Deutschen Stiftungszentrums (DSZ) im Stifterverband
Inhalt
Schwerpunktthema:
Stadt, Land, Demokratie: Stiftungen im Einsatz
Editorial
1 Perspektivwechsel für den Zusammenhalt Dr. Markus Heuel
Kaleidoskop
4 Aktuelle Nachrichten
Akteure & Konzepte
6 Was meint …
Andrea Bury „Jede Realität beginnt mit einem Traum“
10 Nachhaltige Landwirtschaft in Subsahara-Afrika Wie durch die Kooperation zweier Stiftungen neue Landwirtschaftsschulen entstehen
Andrea Spennes-Kleutges
12 Bildung gestalten –Generationen verbinden Bildung muss an die geänderten gesellschaftlichen Bedingungen und Herausforderungen angepasst werden
Ute Schütt / Sabrina Schütt
14 Allianz der Gestalter:innen Regionale Lösungen für bundesweite Veränderungen
Simon Dallner / Julius Ohletz / Johannes Tödte
16 Es gibt viel zu tun! Neue Aufgaben für Philanthropen und Stiftungen
Rupert Graf Strachwitz
Organisation & Kommunikation
18 Engagiert für die Zukunft Wie Bürgerstiftungen Zusammenhalt auf dem Land und Nachhaltigkeit in der Bildung organisieren
Petra Krimphove / Gudrun Sonnenberg
20 Land in Sicht, Stadt im Blick –Begegnungen für plurale Demokratie Wie Begegnungsformate gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken Christiane von Websky/ Paula Weißenseel
22 Was zählt, geschieht vor Ort Engagement als Kraftquelle der Demokratie
Sophie Scholz / Tobias Quednau
Finanzen & Vermögen
24 Direktinvestitionen in Rüstung Eine Analyse von Herausforderungen und Vorstellung möglicher Lösungsansätze Jens Güldner
26 Kunst und Geld (54) Alicja Kwade: Treibwerk (2013) Tina Sauerländer/ Hermann Büchner
27 Spendenformate in der Antike (2) Stiftung mit Problemen –was war los bei der CelsusStiftung in Ephesus?
Stefan Nährlich
28 Engagiert, aber unpolitisch? Unternehmen ringen mit ihrer Rolle in der Demokratie Erkenntnisse aus dem Monitor Unternehmensengagement 2025
Peter Schubert
Recht & Steuern
30 Satzungs- und Statusänderungen
Treffen des Arbeitskreises Stiftungsprivatrecht
Christoph Mecking
32 Legatur (52) Steuerpflichten im Zusam-
36 Aktuelle Entscheidungen Aus Rechtsprechung und Verwaltung
Bücher & Aufsätze
39 Zu Stiften und Stiftungen lesen Christoph Mecking
Service & Aktuelles
43 Nachrichten & Vermischtes
44 Personen & Veränderungen
45 Preise & Auszeichnungen
Rote Seiten
#Gemeinsam voran! Herausgegeben von der VNG-Stiftung
Wo Werte wirksam werden
Als genossenschaftliche Spezialbank mit christlichen Wurzeln stehen wir für eine nachhaltige Entwicklung. Unser Angebot: Finanzlösungen mit Gewinn für die Gemeinschaft. Ökonomisch, sozial und ökologisch. Für alle, die Ethik und Rendite verbinden wollen.
Bildung gestalten – Generationen verbinden
Bildung muss an die geänderten gesellschaftlichen Bedingungen und Herausforderungen angepasst werden
von Ute Schütt (Dierhagen) und Sabrina Schütt (Klagenfurt am Wörthersee)
In Deutschland bricht jeder vierte junge Mensch die schulische oder berufliche Ausbildung ab – mit gravierenden Folgen: für das individuelle Leben der Betroffenen im Sinne der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit ebenso wie für die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes. Bildung ist damit weit mehr als eine private Angelegenheit – sie ist ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag.
Ausbildung/Bildung ist eine gesellschaftliche Aufgabe Die Schütt-Stiftung steht für eine Kultur der gemeinsamen Verantwortung zwischen den Generationen. In unseren Projekten verbinden wir pädagogisches Fachwissen mit ehrenamtlichem Engagement älterer Menschen – in sog. Generationen-Werkstätten. Dabei bringen wir Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um neue Wege in der Bildungsarbeit zu gehen.
Als Stiftung verfolgen wir einen Netzwerkgedanken und sehen es als sinnvoll an, erprobte und erfolgreiche Projekte anderer Stiftungen weiterzutragen, statt das Rad immer wieder neu zu erfinden. Vorbild für unsere Projektarbeit ist die Generationen-Werkstatt der Ursachenstiftung (https://generationenwerkstatt.org/), die uns mit viel Know-how bei der Umsetzung unserer Bildungsarbeit unterstützt hat. Zusammen mit Akteuren der RöntgenSekundarschule in Berlin-Neukölln haben wir die Idee der ursprünglichen Generationen-Werkstatt weiterentwickelt und an die gegebenen Herausforderungen angepasst.
Innovativer Bildungsansatz: Langzeitpraktika und individuelle Begleitung
Die Generationen-Werkstatt an der Röntgen-Schule startete vor gut drei Jahren: Gemeinsam mit der Pfefferwerk
Röntgen-Sekundarschule in Berlin-Neukölln
Stadtkultur gGmbH, dem Kurt-Löwenstein-Förderverein sowie den Senior Experten des SES Bonn und den Mentoren von „Senioren in School“ begleiten wir seit 2022 ein Modellprojekt, das Jugendlichen neue Zukunftsperspektiven eröffnet. Denn Schülern ohne Schulabschluss drohen oft völlig aus dem System zu fallen.
Die Kernidee ist ein doppelter Ansatz: Jugendliche, die im Regelunterricht scheitern, erfahren durch eine Kombination aus Langzeitpraktika, die ihre Talente sichtbar machen, und einer individuellen inklusionspädagogischen Begleitung Wertschätzung und erhalten eine neue Chance – sei es auf einen Schulabschluss oder einen alternativen Ausbildungsweg.
Realität an der Brennpunktschule:
Bedarf trifft auf Engagement
Die Röntgen-Schule steht exemplarisch für viele urbane Bildungseinrichtungen: 402 Schüler aus 34 Herkunftsländern, 98,7 % mit Migrationsgeschichte, fast 90 % aus Haushalten mit Transferleistungen. Viele bringen komplexe biografische Herausforderungen mit – soziale Schieflagen, psychische Instabilität, Bildungsferne. Diese Voraussetzungen führen immer wieder zu Schulabbrüchen.
Das Projekt schafft dank des großen Engagements des Röntgen-Schulteams mit Praxisklassen, Beratungsangeboten und einer inklusionspädagogischen Schulassistenz einen verlässlichen Rahmen, der Jugendlichen wieder Vertrauen in Bildungseinrichtungen, Struktur und neue Motivation gibt.
Die Rolle der Schulassistenz: nah, persönlich, wirksam 50 Schüler, die ohne Unterstützung kaum oder gar nicht mehr am Regelunterricht teilnehmen konnten, wurden in den vergangenen drei Jahren begleitet – mit enormem Erfolg: 95 % konnten Aggressionen abbauen, stabilisierten sich emotional und entwickelten neue Perspektiven.
Die inklusionspädagogische Schulassistenz – unterstützt durch Senioren, die sich viel Zeit für einzelne Jugendliche nehmen – spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie begleitet die Jugendlichen eng – nicht nur im Unterricht, sondern in allen Lebensbereichen. Sie hilft ihnen, Strukturen zu entwickeln, Konflikte zu bewältigen, Selbstvertrauen aufzubauen und sich in Praktika zu beweisen. Ob Krisenintervention, Unterstützung im Alltag oder Motivation im Schulkontext – die Schulassistenz ist eine feste Bezugsperson, die Halt gibt und Wege aufzeigt. Auch Eltern werden aktiv einbezogen und fühlen sich entlastet.
Vom Abbruch zur Ausbildung
Der Schlüssel zum Erfolg sind Langzeitpraktika. In der Gastronomie, Kitas, Krankenhäusern, Friseursalons oder Kultureinrichtungen entdecken die Jugendlichen ihre Stärken – oft zum ersten Mal. So entstehen realistische Berufsperspektiven, auch ohne klassischen Schulabschluss.
Unverzichtbar, aber unterfinanziert
Die Generationen-Werkstatt zeigt eindrucksvoll, wie wichtig und wirksam niedrigschwellige und lebensnahe Bildungsformate sind. Doch obwohl die positiven Effekte deutlich sichtbar sind, droht dem erfolgreichen Projekt nun das Aus. So wurde das Modellprojekt bislang vollständig durch die Schütt-Stiftung und den Förderverein finanziert; eine langfristige Finanzierung durch öffentliche Mittel ist jedoch nicht in Sicht.
Gerade hier liegt ein systemisches Problem: Erfolgreiche Projekte geraten durch staatliche Kürzungen unter Druck, weil sie keine langfristige staatliche Finanzierung erhalten. Dabei beweist die Arbeit in Berlin-Neukölln, wie gut gezielte, generationenübergreifende Bildungsarbeit funktionieren kann.
Bildung ist eine Investition in die Zukunft Wir verstehen das vorgestellte Projekt als gelebte Demokratie: Es schafft Teilhabe dort, wo Ausgrenzung droht. Es verbindet Generationen, Kulturen und soziale Gruppen in einer gemeinsamen Verantwortung. Und es zeigt: Stiftungen können eine Vorreiterrolle übernehmen, wenn es darum geht, neue Wege in der Bildung zu erproben – mit Wirkung weit über den Einzelfall hinaus. Doch langfristig müssen solche Bildungsprojekte durch eine staatliche Finanzierung gesichert werden. Bildung ist keine Ausgabe, sondern eine Investition in die Zukunft – eine, die sich für unsere gesamte Gesellschaft lohnt.
Röntgen-Sekundarschule in Berlin-Neukölln
Kurz & Knapp Schüler ohne Schulabschluss drohen oft völlig aus dem System zu fallen. Um dies zu verhindern, haben die Röntgen-Schule in Berlin, die Schütt-Stiftung, der KurtLöwenstein-Förderverein und die Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH im Jahr 2022 ein einzigartiges Modellprojekt gestartet. Ihr Ansatz: Jugendliche, die im Regelunterricht scheitern, erhalten durch eine Kombination aus langfristiger beruflicher Praxis und individueller inklusionspädagogischer Begleitung eine neue Chance – sei es auf einen Schulabschluss oder einen alternativen Ausbildungsweg. Doch trotz erfolgreicher Pilotphase, die allein aus gemeinnützigen Mitteln finanziert wurde, steht das Projekt mangels einer langfristigen Kostenübernahme durch die öffentliche Hand vor dem Aus.