Leseprobe Ideen- und Innovationsmanagement

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49. Jahrgang www.IDEENMANAGEMENTdigital.de

Ideenund Innovationsmanagement

Der neue Podcast Herausgeber

Dr. Christoph Gutknecht, Dr. Klaus Heitmeyer Herausgeberbeirat

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Prof. Andrea Badura, Hochschule Landshut • Prof. Dr. Alexander Brem, Universität Stuttgart • Prof. Dr. Gordon H. Eckardt, Fachhochschule Kiel • Dr. Lothar Franz, vormals BASF SE, Ludwigshafen • Dr. Hartmut Neckel, Unternehmensberatung Dr. Neckel, Bonn • Jørn Rings, NEU – Gesellschaft für Innovation mbH, Düsseldorf

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ESV-Leseprobe Die Inhalte sind urheberrechtlich geschützt Ideen- und Innovationsmanagement Jahrgang: 49 (2023) Erscheinungsweise: Die Zeitschrift erscheint 4mal im Jahr www.IDEENMANAGEMENTdigital.info Herausgeber: Dr. Christoph Gutknecht, Dr. Klaus Heitmeyer Herausgeberbeirat: Prof. Andrea Badura, Hochschule Landshut • Prof. Dr. Alexander Brem, Universität Stuttgart • Prof. Dr. Gordon H. Eckardt, Fachhochschule Kiel • Dr. Lothar Franz, vormals BASF SE, Ludwigshafen • Dr. Hartmut Neckel, Unternehmensberatung Dr. Neckel, Bonn • Jørn Rings, NEU – Gesellschaft für Innovation mbH, Düsseldorf Redaktion: Dr. Christoph Gutknecht (verantwortlich), Dr. Klaus Heitmeyer Tannhäuserring 101, 68199 Mannheim Tel.: 0176 / 320 33 585, E-Mail: redaktion@ideenmanagementdigital.de Verlag: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG Genthiner Straße 30 G, 10785 Berlin, Tel.: 030 / 25 00 85-0, Fax: 030 / 25 00 85-305, E-Mail: ESV@ESVmedien.de, Internet: www.ESV.info Vertrieb: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG Genthiner Straße 30 G, 10785 Berlin; Postfach 30 42 40, 10724 Berlin Tel.: 030 / 25 00 85-223, Fax: 030 / 25 00 85-275, E-Mail: Abo-Vertrieb@ESVmedien.de

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Anzeigenleitung: Farsad Chireugin Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 29 vom 1.1. 2023, die auf Wunsch zugesandt wird. Manuskripte: Hinweise für die Abfassung von Beiträgen stehen Ihnen auch als PDF zur Verfügung unter: www.ESV.info/zeitschriften.html. – Das Manuskript erbitten wir per E-Mail bevorzugt in Word, sonst zusätzlich im RTF-Format. Zur Veröffentlichung angebotene Beiträge müssen frei sein von Rechten Dritter. Sollten sie auch an anderer Stelle zur Veröffentlichung oder gewerblichen Nutzung angeboten worden sein, muss dies angegeben werden. Mit der Annahme zur Veröffentlichung überträgt der Autor dem Verlag das ausschließliche Verlagsrecht und das Recht zur Herstellung von Sonderdrucken für die Zeit bis zum Ablauf des Urheberrechts. Das Verlagsrecht umfasst auch die Rechte, den Beitrag in fremde Sprachen zu übersetzen, Übersetzungen zu vervielfältigen und zu verbreiten sowie die Befugnis, den Beitrag bzw. Übersetzungen davon in Datenbanken einzuspeichern und auf elektronischem Wege zu verbreiten (online und/oder off line), das Recht zur weiteren Vervielfältigung und Verbreitung zu gewerblichen Zwecken im Wege eines fotomechanischen oder eines anderen Verfahrens sowie das Recht zur Lizenzvergabe. Dem Autor verbleibt das Recht, nach Ablauf eines Jahres eine einfache Abdruckgenehmigung zu erteilen; sich ggf. hieraus ergebende Honorare stehen dem Autor zu. Bei Leserbriefen sowie bei angeforderten oder auch bei unaufgefordert eingereichten Manuskripten behält sich die Redaktion das Recht der Kürzung und Modifikation der Manuskripte ohne Rücksprache mit dem Autor vor. Rechtliche Hinweise: Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme. – Die Nutzung für das Text und Data Mining ist ausschließlich dem Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG vorbehalten. – Die Veröffentlichungen in dieser Zeitschrift geben ausschließlich die Meinung der Verfasser, Referenten, Rezen­ senten usw. wieder. – Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in dieser Zeitschrift berechtigt auch ohne Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Markenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Nutzung von Rezensionstexten: Es gelten die Regeln des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V. zur Verwendung von Buchrezensionen. http://agb.ESV.info/ Zitierweise: Ideen- und Innovationsmanagement, Jahrgang, Heft, Seite Druck: H. Heenemann, Berlin

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> Editorial (Generative) KI ­dominiert die öffentliche ­Aufmerksamkeit

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– Neuer Meilenstein in der Weiterentwicklung oder Eintritt in ein nicht beherrschtes Gefahrenpotential ? – Christoph Gutknecht, Klaus Heitmeyer

> Aus der Wissenschaft Management von Produkt­ innovationen in der deutschen Industrie vor einer erwarteten Rezession

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Verena Lang, Esther Bollhöfer

Die Zukunft gestalten: Generative Agenten als Wegbereiter für KI in der Neuproduktentwicklung 119 Gordon H. Eckardt, Marco Hardiman


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Inhalt 04.23

Herausforderungen, Lösungs­wege und Handlungs­ empfehlungen im Kontext der deutschen Automobilindustrie

Generation Z: Anders als gedacht? Felix Behm

126 quer.kraft Jahrestagung 2023

Florian Härer, Julia Ungerer, Dimitri Petrik

Die digitale Transformation erfolgreich gestalten

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Künstliche Intelligenz: Die Revolution im Innovationsmanagement?

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Nina Bachsleitner

Paul Schwefer

> Literatur und Service

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> Methoden und Tools

Die KI-Roadmap

Strategisches Ideenmanagement 137 Hartmut Neckel

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Künstliche Intelligenz im Unternehmen erfolgreich einsetzen Christoph Gutknecht

> Best Practice Jenseits des Kickers

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Folge 11 – mit Annette Grabbe (Rheinbahn AG) Jørn Rings

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Editorial

> (Generative) KI dominiert die öffentliche Aufmerksamkeit

(Generative) KI ­dominiert die öffentliche ­Aufmerksamkeit – Neuer Meilenstein in der Weiterentwicklung oder Eintritt in ein nicht beherrschtes Gefahrenpotential ? –

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, KI ist ganz und gar kein neues – über Nacht aufgetre­ tenes – Instrument. Vielmehr nutzen wir Leistungen aus dem Bereich der KI bereits täglich und vielfältig und sehen darin auch keinerlei Ablösung des Men­ schen durch die Technik oder vielleicht sogar eine Bedrohung, wie wir es aus dem einen oder anderen Science Fiction Roman kennen mögen. Nun hat sich speziell in diesem Jahr mit dem Auf­ tritt von Chat GPT (vorgestellt am 20. November letz­ ten Jahres) eine Welle über wesentliche Teile dieser Welt ergossen, die eine unerwartete Aufmerksam­ keit erzeugt hat. Die Entwicklung aus dem Hause Open AI fasziniert und regt alle User (keineswegs nur Experten) zu ganz besonderer Kreativität an. Das ist zunächst unbedingt positiv zu bewerten. Aller­ dings gehört es zur menschlichen Spezies, bei sich bietenden Gelegenheiten schnell den Pfad der Tu­ gend und das Verantwortungsbewusstsein der Allge­ meinheit gegenüber weniger aufmerksam im Blick zu behalten und den eigenen (finanziellen) Vorteil vorzuziehen. Wir können dies wieder einmal sehr deutlich am Beispiel von Open AI verfolgen. Ein Unterneh­ men, das sich bei der Gründung auf die Fahnen ge­ schrieben hat, die gesellschaftliche Verantwortung vor das pekuniäre Interesse zu stellen, nimmt mit Microsoft einen prominenten Player aus der GAFAM Gruppe als Investor auf. Das ist nachvollziehbar, da die Entwicklung von KI finanzintensiv ist. Die Ent­ wicklung nimmt Fahrt auf. Es werden Anwendungen möglich, die viel Chance aber auch viel Risiko bein­ halten. Erste wichtige Player in der Unternehmens­ führung zeigen die Neigung, entgegen der eigenen Unternehmensgrundsätze, die (individuellen/persön­ lichen) Chancen in den Vordergrund zu rücken. Die Konsequenz ist eine massive Turbulenz in der Un­ ternehmensführung, die sich im weiteren Schritt auf das gesamte Unternehmen ausbreitet – und in der Folge – der Einzug von Microsoft in den Verwal­ tungsrat von Open AI (derzeit ohne Stimmrecht aber mit einem entscheidenden Einfluss auf die neue Zu­ sammensetzung der Unternehmensführung).

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Und spätestens jetzt muss allen Beobachtern und Interessenten klar sein, dass ursprüngliche, eher al­ truistische Ansätze der Vergangenheit angehören. Das alles darf nicht überraschen. Zu einer solchen mittelintensiven Forschung gehört in einer markt­ wirtschaftlich ausgerichteten Umgebung die Akzep­ tanz von marktwirtschaftlich getriebenen Inves­to­ ren dazu. Aber allen Beteiligten muss klar sein, dass Chancen stets mit Risiken und Erfolge stets mit Ver­ antwortung verbunden sind. Die Chancen für die Menschheit durch den Einsatz von KI liegen nicht primär in den Textkünsten von Chat GPT. Es eröff­ nen sich vielfältige Möglichkeiten, wie z. B. im me­ dizinischen und pharmazeutischen Bereich, um nur einen kleinen Ausschnitt zu nennen. Uns allen muss aber auch klar sein, dass Miss­ brauch in gleicher Weise möglich ist. Die Verant­ wortung für den richtigen Umgang mit und den wertvollen Einsatz von KI wird auch weiterhin beim Menschen liegen. Erweisen wir uns nicht als die Schwachstelle im Entwicklungsfortschritt! Auch an dieser Stelle unseres Entwicklungsweges sind gute Ideen gefragt. Wir wünschen Ihnen einen zufriedenen Ausklang aus diesem sehr turbulenten Jahr 2023. Wir bedanken uns bei unseren Leserinnen und Lesern und hoffen Ihnen auch in diesem Jahr einige Anregungen für eigene gute Ideen geliefert zu ha­ ben. Sie alle im Jahr 2024 wieder mit unserer neuen Ausgabe, dann im 50. Jahrgang, begrüßen zu dür­ fen, ist uns Freude und (motivierende) Herausfor­ derung zugleich.

Dr. Christoph Gutknecht

Dr. Klaus Heitmeyer

Herausgeber „Ideen- und Innovationsmanagement“

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Aus der Wissenschaft

> KI in der Neuproduktentwicklung

Die Zukunft gestalten: Generative Agenten als Wegbereiter für KI in der Neuproduktentwicklung

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Gordon H. Eckardt, Marco Hardiman In der dynamischen Welt der Neuproduktentwicklung suchen Unternehmen fortlaufend nach innovativen Ansätzen, um ihre Produkte schneller auf den Markt zu bringen, Kosten zu reduzieren und die Bedürfnisse ihrer Kunden besser zu erfüllen. In diesem Streben nach Effizienz und Kreativität dürften die künstliche Intelligenz und hier insbesondere so genannte Generative Agenten in der nahen Zukunft eine zunehmend größere Rolle spielen. So ergab eine Studie von Salesforce, dass 67 % der IT-Führungskräfte generative KI in den nächsten 18 Monaten als Priorität für ihr Geschäft einstufen, wobei ein Drittel dies als oberste Priorität ansieht. [1] Hinter solchen Generativen Agenten stehen künstliche Intelligenzsysteme, die die Fähigkeit besitzen, eigenständig kreative Inhalte, Ideen oder Verhalten zu generieren. Damit sind sie förmlich dazu berufen, im Rahmen der Entwicklung neuer Produkte eingesetzt zu werden. In diesem Beitrag möchten wir einen Blick darauf werfen, wie Generative Agenten den Innovationsprozess transformieren werden – von der Ideen­findung über die Prototypenentwicklung bis hin zum Markttest. Sie können die Grenzen des Machbaren in der Neuproduktentwicklung erweitern. Zugleich werden Sie helfen, Zeit, Kosten und Risiko von Neuentwicklungen zu minimieren. Eine besondere Hoffnung liegt dabei auf KI-Assistenten und so genannten komplexen Simulakren. Von Algorithmen zu kreativer Schöpfung: ­Generative Agenten und Große Sprachmodelle Ausgehend von der direkten, einfachen Programmierung von Computern sind wir innerhalb weniger Jahre zu einem Punkt gelangt, an dem Computer selbstständig lernen können. Es geht nicht mehr nur darum, Muster in Daten zu erkennen (Maschinelles Lernen (ML)) oder aus vorhandenen Daten neue zu generieren (Generatives Modellieren). Inzwischen können selbstständig kreative Inhalte generiert werden (Generative Künstliche Intelligenz (GKI)). Die Entwicklung hin zur Generative Künstliche Intelligenz ist in der Abbildung 1 veranschaulicht. Generative Agenten Die neueste Generation solcher intelligenten Programme sind sogenannte Generative Agenten. Diese können nicht nur kreative Inhalte erstellen, sondern auch aktiv und reaktiv in ihrer Umgebung agieren.

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Generative Agenten sind also künstliche Intelligenzsysteme, die die Fähigkeit besitzen, eigenständig Inhalte, Daten oder Artefakte zu generieren. Sie nutzen komplexe Modelle und Algorithmen, um kreativ neue Informationen zu schaffen oder existierende Muster zu transformieren. Die Beispiele in der Abbildung 2 illustrieren die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten von Generativen Agenten. Ihre Vielseitigkeit ermöglicht es, in verschiedenen Domänen kreativ, adaptiv und prädiktiv zu agieren. Besonders naheliegend sind hier natürlich auch alle Teildisziplinen des Marketings. Large Language Models (LLM) Eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung von Generativer Künstlicher Intelligenz und Generativen Agenten nehmen sogenannten Large Language Models (LLM) ein. Derartige große Sprachmodelle, wie z. B. GPT (Generative Pre-trained Transformer) von Open AI, BARD von Google oder Llama von Meta AI, repräsentieren hochentwickelte Implementierungen von Generativer Künstlicher Intelligenz (GKI). Diese Modelle basieren auf transformerbasierten Architekturen und wurden durch maschinelles Lernen trainiert, um auf riesige Mengen menschlicher Textdaten zu reagieren. Sie zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, Kontexte zu verstehen und kohärente, menschenähnliche Texte zu generieren. Die von dieser Technologie erzeugten Ergebnisse sind zunehmend weniger von menschlichen Schöpfungen zu unterscheiden. Bei der Entwicklung von Generativen Agenten fungieren Large Language Models (LLM) als Grundbausteine für Dialogsysteme. Durch ihre immense Textverarbeitungsfähigkeit können sie nicht nur Anfragen interpretieren, sondern auch reaktionsschnell in natürlicher Sprache antworten. Diese Fähigkeit zur Kontextbewältigung ist entscheidend für fortgeschrittene Interaktionen. Ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit machen sie zu einem wichtigen Baustein für die Entwicklung von fortschrittlichen KI-Systemen, die nicht nur Texte verstehen, sondern auch menschenähnliche Konversationen führen können. Gelingt es nun, der Generativen KI eine Architektur zu verleihen, die menschenähnliche Personas in den Mittelpunkt stellt, und die für diese Personas möglicherweise sogar Erinnerungen, Reflexionen und adaptive Planung ermöglicht, können daraus fortschrittliche Analysewerkzeuge entstehen.

Prof. Dr. Gordon H. Eckardt ist Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt B2B-Marketing an der Fachhochschule Kiel. Seit 2011 ist er zudem regelmäßig als Gastprofessor an der University of the Sunshine Coast, Aus­ tralien, aktiv. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Corpo­ rate Entrepreneurship und Geschäftsmodellentwicklung mit besonderem Fokus auf Service-Transformation und subskriptionsbasierte Geschäftsmodelle. Seit 2010 initiierte er mehrere internationale Forschungs- und Transferprojekte in den Branchen Clean Energy und Mobilität und führte sie erfolgreich durch.

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> KI in der Neuproduktentwicklung

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Prof. Dr. Marco Hardiman ist Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Marketing an der Fachhochschule Kiel mit den Forschungsschwerpunkten Digital Business ­Strategy und Digital Marketing; zudem ist er Visiting Professor in San Diego, CA. In den letzten Jahren engagiert er sich auch internatio­ nal in Transferprojekten mit der Praxis in Finnland, Schweden, Dänemark, Schottland, ­Griechenland, Spanien, Kroatien, Polen und Litauen. Am Fachbereich Wirtschaft ist er Prodekan für Forschung, Transfer und Internationales sowie Entwickler und Studiengangsleiter des Studiengangs Digital Business Management.

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Abb. 1: Vereinfachte Entwicklung hin zu generativer künstlicher Intelligenz (GKI) und Generativen Agenten

Im Folgenden wollen wir auf zwei Entwicklungen eingehen, die über derartige Eigenschaften verfügen. KI 2.0: Spezialisierte KI-Assistenten und ­Strukturierte Umgebungen Spezialisierte KI-Assistenten Anfang November 2023 hat OpenAI, der Entwickler von ChatGPT die Möglichkeit eröffnet, individualisierte, benutzerdefinierte Versionen von ChatGPT zu erstellen. Diese werden als GPTs bezeichnet. Das Besondere daran: Einzelpersonen und Organisationen können damit ohne Programmierkenntnisse individuelle GPT-Assistenten erstellen, die alle denkbaren Arten von Aufgaben übernehmen. Der Nutzer kann einen GPT auf bestimmte Anwendungsbereiche oder Anforderungen hin ausrichten. Die grundlegenden Konversationsfähigkeiten von ChatGPT werden dabei erhalten und um die gewünschten spezifischen Funktionen und Fachkenntnisse erweitert. Die Einsatzmöglichkeiten dieser personalisierten KI-Assistenten sind extrem vielfältig und innovativ. 120

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Sie reichen von der Erklärung von Brettspielregeln über das Unterstützen beim Mathematiklernen bis hin zum Entwerfen von Grafiken und vielen anderen Dingen. Für die Unterstützung des Marketings könnte ein solcher GPT z. B. kreiert werden, um Markttrends spezifisch für das eigene Unternehmen zu beobachten, zu analysieren und mögliche Maßnahmen abzuleiten. Derartige GPTs können auch erstellt und eingesetzt werden, um Text- und Bilddokumente in Bezug auf sprachliche und gestalterische Richtlinien des Unternehmens automatisiert zu überprüfen und anzupassen. Dass ChatGPT durchaus dazu in der Lage ist, realistische und individuell unterschiedliche Verhaltensmuster zu spiegeln, haben Brand et al. (2023) in einem Working Paper aufgezeigt. Der Veröffentlichung liegt eine Studie zugrunde, bei der ChatGPT genutzt wurde, um hunderte von Antworten auf eine Verbraucherbefragung zu generieren. Das Bemerkenswerte an den Ergebnissen ist, das die Antworten sowohl ökonomische Theorien als auch do-


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Aus der Wissenschaft

> KI in der Neuproduktentwicklung Abb. 2: Die ­Vielfalt der möglichen Anwendungen von Generativen Agenten

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kumentierte Verhaltensmuster von Verbrauchern widerspiegeln. Es konnten realistische Schätzungen der Zahlungsbereitschaft abgeleitet werden, die mit menschlichen Präferenzen übereinstimmen. [2] Strukturierte Umgebungen Eine andere und zugleich weitergehende Einsatzform von Generativen Agenten zeigen Park et al. (2023) in ihrem Beitrag „Generative Agents: Interactive Simulacra of Human Behavior“ auf. Darin stellen die Autoren ein Simulakrum vor, in welchem eine Gruppe von Generativen Agenten das Leben eines Menschen führen. Diese Agenten führen ihre persönlichen täglichen Aufgaben in einer simulierten Umgebung aus, z. B. Entscheidungen treffen, Gespräche führen, Hausarbeit verrichten usw. Der Begriff „Simulakrum“ bezieht sich in diesem Zusammenhang auf Modelle oder Repräsentationen, die die Realität nachbilden oder imitieren, wobei sie oft in der Lage sind, interaktiv zu agieren. Im Kontext der Generativen Agenten können Simulakren eingesetzt werden, um menschliches Verhalten, Situationen oder Umgebungen zu simulieren. Diese Modelle nutzen fortschrittliche Algorithmen und Künstliche Intelligenz, um realistische und interaktive Simulationen zu erzeugen. Die Anwendung eines solchen Simulakrums ermöglicht es, komplexe Szenarien zu modellieren, in

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denen reales oder hypothetisches Verhalten und Interaktionen untersucht werden können. Diese Modelle sind besonders nützlich, wenn es darum geht, realitätsnahe Umgebungen zu schaffen, ohne die physischen oder ethischen Einschränkungen der realen Welt zu berühren. Optisch erinnert das Modell von Park et al. an das erfolgreiche Computerspiel „Die Sims“, eine seit 2000 erscheinende Computerspielreihe von Elec­ tronic Arts. Dabei handelt es sich im eine Lebenssimulation, in der der Spieler auf Aktionen und Entscheidungen der Spielfiguren, genannt Sims, Einfluss nimmt. Um die Fähigkeiten ihrer generativen Agenten zu demonstrieren, haben die Forscher sie als Charaktere in eine dem Spiel sehr ähnliche Sandkastenwelt integriert. Diese virtuelle Welt mit dem Namen Smallville demonstriert eine Kleinstadt, in der 25 Agenten ansässig sind. (siehe Abbildung 3) Das Besondere an dem von den Forschern vorgestellten Simulakrum ist, dass die Forscher einen neuen Ansatz entwickelt haben, der es den Agenten in der Simulation ermöglicht, autonom zu werden und sich menschenähnlich zu verhalten. Erreicht wird dieses durch eine der Simulation zugrundeliegende Architektur für die Agenten. Diese erzeugen ihr zunehmend glaubwürdiges menschenIdeen- und Innovationsmanagement 04.23

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Abb. 3: Screenshot der Simulation von Park et al. (2023). Diese kann als Open Source installiert und genutzt werden [2].

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ähnliches Verhalten durch den Rückgriff auf das Large Language Modell ChatGPT API (GPT 3.5) von OpenAI. Außerdem ist es den generativen Agenten möglich, Erinnerungen zu speichern, abzurufen und zu nutzen, um kohärente, langfristige Persönlichkeiten zu entwickeln. Schließlich wird eine reflektive Interaktion zwischen den Agenten ermöglicht, die Planung unter sich ändernden Umständen unterstützt und die rekursive Erstellung von höherstufigen Reflexionen gefördert. (siehe Abbildung 4) Das Simulacrum verfügt damit über revolutionäre Möglichkeiten. Als Nutzer des Simulakrums hat man

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die Möglichkeit, Personen mit einzigartigen Eigenschaften, Einstellungen und Verhaltensweisen zu erschaffen. Es können individuelle Persönlichkeiten mit spezifischen Vorlieben, Abneigungen, und Lebenserfahrungen modelliert werden. Das Simulakrum simuliert ein menschliches Verhalten der Agenten, das nicht statisch ist, sondern dynamisch auf sich verändernde Erfahrungen und Umweltbedingungen in der Simulationsumgebung reagiert. Die Agenten passen sich kontinuierlich an ihre Umwelt an und entwickeln sich weiter. Damit werden realistische Entwicklungen im Verhalten und Denken der simulierten Personen widergespiegelt.

Abb. 4: Die Architektur der Generativen Agenten im Simulakrum von Park et al. (2023) [2]

Erläuterung zur Abbildung: Die Agenten nehmen ihre Umgebung wahr (perceive). Alle Wahrnehmungen werden in einer umfassenden Aufzeichnung gespeichert: dem so genannten Memory Stream (Erinnerungsstrom). Auf der Grundlage ihrer Wahrnehmungen ruft die Architektur relevante Erinnerungen des Agenten ab und verwendet diese, um eine Handlung zu bestimmen. Die abgerufenen Erinnerungen werden außerdem verwendet, um längerfristige Pläne zu entwerfen und Reflexionen auf höherer Ebene anzustellen. Beide werden zur späteren Verwendung in den Gedächtnisstrom eingegeben.

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Aus der Wissenschaft Aufgrund dieser Eigenschaften ist es möglich, eine realitätsnahe dynamische und innerhalb der Simulation interaktive Entwicklung von Personen/Charakteren durchzuführen. Diese kann beispielsweise genutzt werden, um kreative Entwicklungen anzustoßen und zu beobachten oder Ideen und Produkte zu testen, diese weiterentwickeln zu lassen usw. Unter folgendem Link kann man sich eine Aufzeichnung der Simulation ansehen, die den Verlauf demonstriert: https://reverie.herokuapp.com/UIST_ Demo/#. Einsatzfelder in der Neuproduktentwicklung Im Folgenden möchten wir beispielhaft mögliche Ansätze aufzeigen, wie die beiden vorgestellten Einsatzformen Generativer KI Agenten im Rahmen des Prozesses zur Entwicklung neuer Produkte eingesetzt werden können.

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KI-Guidance: Spezialisierte Innovationsassistenten Zunächst haben wir mit ChatGPT 4 API einen einfachen Spezialisierten KI Assistenten (GPT) kreiert. In diesen wurde eine umfassende Beschreibung von Konsumententypen hochgeladen. Außerdem wurde ihm die Profilbeschreibung einer Persona gegeben. Personas sind fiktive, aber dennoch detaillierte Profile, die die ideale Zielgruppe eines Produkts oder einer Dienstleistung repräsentieren. Diese Profile basieren auf demografischen Informationen, Verhaltensweisen, Interessen und anderen relevanten Merkmalen. Die Idee hinter der Schaffung von Personas besteht darin, ein besseres Verständnis für die potenziellen Kunden zu entwickeln, um Marketing-

> KI in der Neuproduktentwicklung

strategien, Produktentwicklung und Kommunikation gezielter und effektiver gestalten zu können. Es hilft, die Bedürfnisse, Wünsche und Herausforderungen der Zielgruppe besser zu verstehen und darauf einzugehen. Basierend auf diesen beiden noch recht einfachen Informationen war der GPT-Assistent in der Lage, aus Sicht der Persona eine individuelle Einschätzung eines möglichen Neuproduktes vorzunehmen. Eine beispielhafte Reaktion unseres Persona-GPTs im Einsatz findet sich in nachfolgender Abbildung 5. Hier wurde eine Persona „Lena Schmidt“, BWL-Studentin im ersten Semester, ausgestattet mit typischen Persona-Merkmalen, zum Leben erweckt und nach einer Neuproduktentwicklung befragt. Wie aus dem Beispiel deutlich wird, ist die Antwort durchaus differenziert und ermöglicht Rückschlüsse darauf, wie Vertreter der jeweiligen Zielgruppe auf ein mögliches Neuprodukt reagieren würden. Auf Basis dieser Beurteilung könnte eine Produktidee weiter ausgearbeitet, angepasst oder auf verschiedene Zielgruppen hin ausdifferenziert werden. Der Charme und große Vorteil dieser Anwendung liegt darin, dass eine unmittelbare Interaktion mit der GPT-Persona möglich ist. Es können also tiefergehende Fragen gestellt und differenzierte Sichtweisen ausgelotet werden. In Kombination mit mehreren Personas können so die Phasen der Ideengewinnung, -bewertung und -auswahl sowie auch Produkt- und Markttests umfassend und über die sprachbasierten Interaktionsmöglichkeiten iterativ unterstützt werden.

User Wie würdest Du einen Red-Bull Wackelpudding einschätzen? Würdest Du so etwas für die nächste Party einkaufen?

Abb. 5: Personas werden lebendig und interaktiv – hier am Beispiel Lena Schmidt

Persona Ich finde die Idee eines Red-Bull Wackelpuddings ziemlich interessant und es könnte sicherlich ein Gesprächsthema auf einer Party sein. Als Marketing-Enthusiastin schätze ich kreative und innovative Produktideen, die eine b ­ ekannte Marke in einem ganz neuen Kontext präsentieren. Zudem wäre es ein Produkt, das auf einer Party sicherlich für ­Aufmerksamkeit sorgen und etwas Besonderes bieten könnte, insbesondere wenn meine Gäste Fans von Energy Drinks sind. Allerdings hätte ich auch ein paar Bedenken. Zum einen würde ich überlegen, ob der hohe Koffeingehalt von Red Bull in Verbindung mit Gelatine oder einem anderen Geliermittel, das in Wackelpudding verwendet wird, gesundheitlich ­bedenklich ist. Auch wenn es auf einer Party mal etwas lockerer zugeht, ist mir die Gesundheit meiner Freunde und meine eigene wichtig. Zum anderen denke ich auch an die Umwelt und würde prüfen, ob die Verpackung des Wackelpuddings nachhaltig ist. Als Verbraucherin versuche ich, Produkte zu wählen, die umweltfreundlich sind, und ich würde mir wünschen, dass ein solches neuartiges Produkt auch in diesem Bereich verantwortungsbewusst ist. Bezüglich des Kaufs für die nächste Party würde ich sagen, es kommt darauf an. Wenn es eine kleine Menge wäre, die als witziges Extra dient, und wenn ich sicher sein könnte, dass die Gesundheits- und Nachhaltigkeitskriterien erfüllt sind, dann könnte ich es als einmaliges Highlight in Betracht ziehen. Aber es würde sicherlich kein zentraler Bestandteil der Party sein, und ich würde es auch nicht regelmäßig kaufen. Letztlich würde ich vermutlich die Meinungen meiner Freunde einholen, denn eine Party wird am Ende des Tages für die Gäste veranstaltet, und ihre Vorlieben sind entscheidend.

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> KI in der Neuproduktentwicklung

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tung tatsächlich kinderleicht und ohne Programmierkenntnisse möglich ist. Natürlich sind auch bei der Gestaltung des Assistants ChatGPT oder andere Große Sprachmodelle einsetzbar. Diese können unterstützen bei der Zusammenstellung des Informationsbedarfs, der Präzisierung der Segment- und Typologiebeschreibungen oder auch der Ausdifferenzierung der Personas.

Abb. 6: Beispiele zum Einsatz und Nutzen von KI Assistenten in der Neuproduktentwicklung

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Darüber hinausgehend kann der Assistent beauftragt werden, regelmäßig aktuelle Trends und Entwicklungen in der Branche sowie sich entwickelnde Präferenzen der Zielgruppe zu analysieren. Daraus könnte dieser selbst relevante Produktideen identifizieren, die bereits auf Ziel­gruppen abgestimmt sind. Zum Beispiel könnte er feststellen, dass ein wachsendes Interesse an veganen oder nachhaltigen Schokoladenprodukten besteht, woraus er zugleich ein Produktkonzept entwickelt, bewertet und vorstellt. Die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten eines solchen Spezialisierten Innovationsassistenten wird in der Abbildung 6 verdeutlicht. Aufgabe des Nutzers ist es, den Assistant zu konfigurieren, was dank der nutzerfreundlichen Gestal-

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KI-Simulation: Simulakren als Innovationsspielfeld Mit etwas Kreativität sind auch die Einsatzmöglichkeiten von Simulakren als Instrumente zur Unterstützung der Neuproduktentwicklung nahezu unbegrenzt. Das hier vorgestellte Simulakrum bietet die Möglichkeit, typische Charaktere mit einem bestimmten Lifestyle, Beruf, Hobbys etc. zu kreieren. Diese können ebenfalls orientiert an Personas erstellt werden. Über die Charakteristika hinaus können Lebensumstände, soziale Kontakte und Kontaktpunkte etc. in der Simulation platziert werden. Es können auch Trends jeglicher Art im Mikro- und Makroumfeld der simulierten Personen (Agenten) implementiert werden. Aus der sozialen Interaktion, der reflektierenden und zum Teil selektiven Erinnerungs- und Handlungsfähigkeit der Agenten lassen sich dann dynamische Entwicklungen im Denken und Handeln beobachten, die Rückschlüsse auf mögliche Entwicklungen in der realen Welt zulassen. Beispielsweise könnte eine Idee „viral“ gehen. Die Entwicklung dahin und die Ursachen dafür ließen sich in den gesammelten „Denk- und SprechTexten“ der Agenten nachvollziehen. Im Vergleich zu den rein informationsbasierten und sicher sehr weitreichenden analytischen Erkenntnissen der zuvor beschriebenen KI-In­novationsassistenten bietet ein solches Simu­ lakrum tiefergehenden Einblick in realitätsnahe Entwicklungen, die nicht nur rein rationales Ver­halten zugrunde legen, sondern eher dem menschlichen Verhalten entsprechen. Es könnte der Einfluss von Trends und sozialen Interaktionen auf das Entstehen von Bedürfnissen, Einstellungen, Images und Kaufentscheidungen von Individuen nachvollzogen und verstanden werden. In der Abbildung 7 sind Beispiele für den Einsatz von Simulakren in der Neuproduktentwicklung aufgezeigt. Der Nutzen hängt stark von der Art und dem Umfang der Gestaltung des Simulakrums ab. Erste Versuche, die wir in der Open Source Umgebung haben laufen lassen, haben gezeigt, dass die Agenten in Abhängigkeit ihrer personenspezifischen Charakteristika ein unterschiedliches Kommunikationsverhalten und damit zusammenhängend auch ein unterschiedliches Entscheidungsverhalten zeigten.


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> KI in der Neuproduktentwicklung

Fazit Die vorgestellten Einsatzmöglichkeiten Generativer KI-Agenten können bereits jetzt einen signifikanten Beitrag zur Entwicklung neuer Produkte liefern. Der erstellte GPT-Assistent ermöglicht nicht nur eine effiziente Unterstützung der Ideenfindung und Konzepttests. Er spart auch Ressourcen, Zeit und Kosten bei diesen Prozessen. Die Integration von Verbrauchersegmenten und Personas in den Assistenzprozess liefert realistische und praxisnahe Ergebnisse, die direkt in die Produktentwicklung einfließen können. Das Simulakrum, in dem Generative Agenten interagieren und sich auf Basis von Erfahrungen weiterentwickeln, bietet eine realitätsnahe Umgebung für die Beobachtung und Analyse von Verhaltensweisen. Dies ermöglicht nicht nur eine fundierte Konzeptvalidierung, sondern spart auch Kosten in der Testphase von Produktideen. Die gezeigten Anwendungen zeigen somit nicht nur Potenzial, sondern liefern bereits jetzt konkrete Vorteile in Bezug auf Ressourceneffizienz, Zeitersparnis und realistische Ergebnisse in der Neuproduktentwicklung. Schon in naher Zukunft dürften diese und andere Einsatzformen Generativer KI-Agenten das Innovationsmanagement und die Entwicklung neuer Produkte revolutionieren. Die Unterstützung erfolgt dabei nicht nur im kreativen Bereich, sondern findet vor allem im analytischen Bereich ihren Mehrwert.

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Literatur

Keywords

Abb. 7: Beispiele zum Einsatz und Nutzen von KIbasierten Simulakren in der Neuproduktentwicklung

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Large Language Models, Generative KI-Agenten, Spezialisierte Innovationsassistenten, Simulacrum, Persona-GPTs

Kontakt: Prof. Dr. Gordon H. Eckardt University of Applied Sciences (FH) Kiel Institute of Management and Marketing Sokratesplatz 2 24149 Kiel gordon.eckardt@fh-kiel.de

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