Die Abenteuer von Betty Bernstein

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Tag 07 Der erste Bernstein kommt nach Laa Da haben die Leute in der Gegend von Laa an der Thaya aber geschaut. Aus dem Norden waren Menschen mit langen Bögen* angekommen. Am meisten beeindruckte die Bauern der Schmuck der Fremden: der helle Metallschmuck, die vielen große Eberhauer** auf der Brust und der Bernstein. Erst lang nach dieser Reise habe ich erfahren, dass ich damals in der Steinzeit war, als vor ungefähr 4500 Jahren der erste Bernstein in das Weinviertel gekommen ist. Aber in Laa gibt es auch heute noch viele interessante Dinge zu sehen. Im Kutschenmuseum bin ich als feine Dame angezogen in die Kutsche gestiegen und ausnahmsweise bis zur Therme gefahren. Die hätte den Römern auch gefallen. Lang konnte ich dort aber nicht bleiben, ich wollte ja die Stadtführung nicht versäumen. Ich war nämlich neugierig, ob es noch Häuser aus dem Mittelalter gibt, der Zeit, in der ich geboren bin. Es war ganz schön schwierig, die mittelalterlichen Gebäude zu finden, aber dann habe ich die Reste der Stadtmauer gesehen. Die Burg hat sich ja stark verändert. Viele Teile sind erst nach meiner Zeit dazu gekommen. Auch den Pfarrhof und die Kirche hat es schon zu meiner Zeit gegeben. Bei der alten Kapelle zum Hl. Jakob ist ein Bürgerspital entstanden. Die Laaer sind sehr stolz darauf. Am Stadtplatz habe ich zuerst das schöne neue Rathaus gesehen, aber dann habe ich doch noch das Alte Rathaus entdeckt. Das heißt, die Stadtführung hat mir dabei geholfen, weil am Alten Rathaus schon so viel umgebaut ist. Heute sind dort die Stadtbibliothek und das Südmährermuseum. Wisst ihr eigentlich, dass es in Laa ein echtes Gespenst gibt? Es ist aber keines, das die Menschen erschrickt, sondern es beschützt die Laaer. Ich habe es in seiner Zeit besucht – schließlich haben auch Gespenster einmal wirklich gelebt – und gefragt, warum es heute noch erscheint. „Ich muss doch die Laaer beschützen. Ich habe die Stadt schon vor fast 400 Jahren mit meinem Leben verteidigt.*** Wenn Gefahr droht, erscheine ich und warne die Menschen“ hat es gesagt. Übrigens legt es Wert darauf, dass es kein Gespenst ist, sondern ein guter Geist.

* Gemeint sind Bögen zum Schießen ** „Eberhauer“ werden die langen Eckzähne der männlichen Wildschweine (Eber) genannt *** Im Jahr 1619 wurde der Schützenmeister Adam Oberndorfer bei der Verteidigung der Stadt erschossen. Seither soll er manchmal an seinem Todestag am 8.5. erscheinen, um die Laaer vor Gefahren zu warnen.

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