Beton- und Stahlbetonbau 4/2012

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Beton- und Stahlbetonbau aktuell im ZMB. Seine Arbeiten sind für die Fachwelt des Stahlbaues und weit darüber hinaus von unschätzbarem Wert und haben zu beachtlichen Fortschritten in vielen Bereichen des Ingenieurwesens beigetragen. Professor Dr.-Ing. Dr.-Ing. h. c. Gerhard Sedlacek war eine außergewöhnliche Persönlichkeit von hohem wissenschaft-

lichem Rang und genoss national und international hohes Ansehen. Er verband Dank seiner überragenden fachlichen Qualifikation, seiner beeindruckenden Allgemeinbildung und erfrischenden menschlichen Kompetenz sowie seiner beflügelnden Motivation und des unermüdlichen Einsatzes auf geradezu einmalige Weise die Belange von Wissenschaft und Praxis.

Gerhard Sedlacek wird uns Vorbild bleiben. Wir sind dankbar dafür, dass wir ein Stück Lebensweg gemeinsam mit ihm gehen durften.

Prof. Dr.-Ing. Horst J. Bossenmayer

PERSÖNLICHES

Der Brückenbauer Christian Menn – 85 Jahre Jurymitglied bei nationalen und internationalen Wettbewerben tätig. Im Jahre 1982 wurde ihm der Fritz Schumacher Preis, F.V.S. in Hamburg verliehen, im Jahre 1989 wurde er zum Ehrenmitglied des SIA ernannt. Im Jahre 1990 erhielt er die Freyssinet-Medaille der FIP, im Jahre 1991 den Bündner Kulturpreis, und im Jahre 1996 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Stuttgart verliehen. Christian Menn

Professor Dr. sc.techn. Dr. Eng. H.c. Christian Menn wurde am 3.3.1927 in Meiringen in der Schweiz geboren. Sein Leben und sein Wirken wurde an dieser Stelle bereits zu seinem 80sten Geburtstag in Heft 7/2007 von Prof. Peter Marti gewürdigt, soll aber auch zum diesjährigen Anlass nochmals kurz aufgezeigt werden. Nach seinem Diplomstudium an der ETH Zürich von 1946–1950 war er von 1951–1953 im Militärdienst und als Ingenieur bei der Elektrowatt und Losinger & Cie AG tätig. Von 1953–1956 war er Assistent an der ETH Zürich bei Prof. Dr. Pierre Lardy, promovierte dort und wurde für seine Doktorarbeit mit der Silbermedaille der ETH Zürich ausgezeichnet. Danach war er von 1956–1957 als Ingenieur bei der Societè Dumez in Paris und in einem Ingenieurbüro in Bern tätig. Nach der Gründung seines eigenen Büros 1957 entwarf, plante und baute er mehr als 80 Brücken bis 1971. Anschließend daran lehrte und forschte er von 1971 bis 1992 als Professor für Baustatik und Konstruktion an der ETH Zürich. Von 1976–1991 war er Präsident der Schweizerischen Normenkommission SIA 162 für Betonbau. Nach seiner Emeritierung war und ist er bis heute als beratender Ingenieur bei vielen internationalen Brückenbauprojekten und als

Christian Menn hat in einem Interview in der Fachzeitschrift für Hoch-/Tief- und Spezialbau „die baustellen“ Nr. 7/8 2010 vier Ziele angegeben, die ein Bauingenieur bei der Ausübung seines Berufes stets vor Augen haben und erreichen sollte: Die größtenteils normativ geregelten Berechnungen der Tragsicherheit und der Gebrauchstauglichkeit sowie die Wirtschaftlichkeit und die Ästhetik. „Im Bereich des Brückenbaus“ sagte er, „soll immer eine wirtschaftliche Brücke mit guter Ästhetik angestrebt werden“. An einigen wenigen Beispielen soll die Meisterhand des Brückenbauers Christian Menn aufgezeigt werden. Im Jahre 1958 schuf Christian Menn seine erste große Bogenbrücke, die Cestawaldbrücke. Auf dem nach der Stützlinie parabelförmigen Bogen liegt auf den Stützscheiben der Versteifungsträger mit einem Plattenbalkenquerschnitt. Sehr filigran hat Menn die Bogenbrücke Unter Platta mit einem versteiften Stabbogen ausgebildet. Eindrucksvoll sind die Zwillingsbrücken Nanin und Cascella entlang der San Bernardino-Straße. Eine der ersten großen Spannbetonbrücken war die etwa 200 m lange Dreifeldträger-Rheinbrücke Bad Ragaz. Entlang der San Bernardino Südrampe baute Menn die in die karge Berglandschaft gut eingefügte Salvaneibrücke mit etwa 170 m Länge und einem zweizelligen Querschnitt. Die mehr als 1 km lange

Felsenaubrücke war ein Meisterwerk von Christian Menn (Projekt von Christian Menn und Emch+Berger, Bern) mit Spannweiten von 156 m im Aaretal und von 48 m in den Randbereichen. Markant ist die 1980 fertig gestellte Ganterbrücke an der Simplonstraße mit einem S-förmigen Grundriss, einer Länge von 678 m und einer Hauptspannweite von 174 m. Christian Menn hat auch die Brücke über den Charles River, ein Teilstück der Ostumfahrung von Boston, ein Wahrzeichen der Stadt, entworfen. Die mit zehn Fahrspuren sehr breite Schrägkabelbrücke weist eine Hauptspannweite von 227m auf. Diese Brücke fasziniert durch die schlanken symmetrischen Pylonstiele, eine zusätzliche außen geführte Fahrspur und eine raumbildende Anordnung der Schrägkabel. Das Wahrzeichen bei der Umfahrung von Klosters ist die 526 m lange Sunnibergbrücke. Die sehr flache Fahrbahnplatte mit 12,4 m Breite ist an vier leicht nach außen geneigten Pylonen mit sehr flachen Schrägkabeln aufgehängt. Diese Brücke besticht durch ihre strukturierten, funktional sowie ästhetisch gestalteten Querschnittsformen und ergibt ein absolut gelungenes Erscheinungsbild. Für Entwurf, Planung und Realisierung der Sunnibergbrücke erhielt Christian Menn gemeinsam mit dem Büro Bänziger + Köppel + Brändli + Partner aus Chur den vom Verlag Ernst und Sohn ausgelobten deutschen IngenieurbauPreis 2002. Ein begnadeter Brückenbauer, ein äußerst selbstkritischer Bauingenieur und ein aufmerksamer Beobachter des Zeitgeschehens ist Prof. Christian Menn. Persönlich von Herzen und im Namen vieler Bauingenieure sowie der Lehrenden und Forschenden an den Universitäten wünschen wir Christian Menn alles Gute zum 85. Geburtstag und danken ihm für sein Lebenswerk – ad multos annos! Konrad Bergmeister, Wien

Beton- und Stahlbetonbau 107 (2012), Heft 4

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