Beton- und Stahlbetonbau 4/2012

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J. Akkermann/K. Golonka · Weltstadthaus Peek & Cloppenburg Wien

Im Folgenden werden das Konzept und die konstruktiven Vorabmaßnahmen zur Umsetzung einer Realteilung im Falle einer späteren Gebäudetrennung beschrieben.

2 Architektonische Randbedingungen Der Siegerentwurf von David Chipperfield Architects sah eine sehr reduzierte und geradezu monolithische Formensprache vor. Die natursteinverkleideten Fassaden sind durch ein strenges aber gestalterisch sehr hochwertiges Raster aus Pfosten und horizontal fugenlosen Riegeln gekennzeichnet (Bild 1). Der NatursteinFarbton, ein Hellbeige des für Wien typischen Donaukalks, findet sich auch in der Innengestaltung des Kaufhauses wieder. Zentraler Punkt ist dort das „Atrium“ (Bild 3), in welchem sich das Fahrtreppenauge befindet. „Säulen“ und „Architrave“ des Atriums waren als in Material und Farbe zur Natursteinfassade korrespondierend konzipiert. Aus diesem Grund kamen hier, ebenso wie an Teilen der Fassade, an der Oberfläche sandgestrahlte Stahlbeton-Fertigteile zum Einsatz. Für eine hochwertige und repräsentative Gestaltung der Verkaufsebenen ist eine größtmögliche Transparenz der einzelnen Geschosse notwendig. Für das innere Stützenraster wurde daher bei lichten Raumhöhen von 4,54 m im Erdgeschoss bzw. 3,70 m in den übrigen Geschossen (Gesamtgeschosshöhen: 5,84 m bzw. 5,00 m) eine Spannweite von ca. 12,5 m festgelegt. Die Abstände der pro Geschoss sechs „Atriumsäulen“ betragen 12,5 m bzw. zweimal 9,375 m (Bild 4). Die monolithische Anmutung sowie die transparente Innenraumgestaltung stehen zunächst im Widerspruch zur konstruktiven Durchbildung einer potenziellen Gebäudefuge. Weder Doppelstützen noch jetzt sichtbare Fassaden- oder Deckenfugen waren akzeptabel. Gleichzeitig sollten jedoch die konstruktiven Eingriffe in den Rohbau für den Fall einer Realteilung so gering wie möglich gehalten werden. Die gewählten Konstruktionen ermöglichen eine Berücksichtigung beider Randbedingungen unter gleichzeitiger Verringerung des späteren Eingriffsaufwandes.

Bild 3. „Atrium“ am Fahrtreppenauge (© hiepler, brunier)

Bild 4. Deckentragwerk Regelgeschoss

3 Teilungsoptionen Da zum Planungszeitpunkt und auch bis dato keine exakten Szenarien einer Realteilung vorlagen bzw. -liegen, wurden vier potenzielle Trennungen geplant (Bild 5). Die Szenarien orientieren sich hierbei primär an den später denkbaren Nutzungen im Einzelhandel, wofür Werte für

zusammenhängende Grundflächen und Fassadenfronten einzuhalten sind. Variante 1: Trennung in zwei Bauteile, Achse 4 Hierdurch entstehen zwei Bauwerke, die jeweils durch die bestehenden Stiegenhäuser und Giebelwände ausgesteift werden.

Beton- und Stahlbetonbau 107 (2012), Heft 4

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