Berichte
Bild 7. Dach Eishalle (links) und Schwimmbad (rechts) (© SCHULITZ Architekten)
Bild 8. Normalkraftverlauf in der Dachkonstruktion (© Arup)
druckbeanspruchten Obergurte von Bedeutung sind, werden minimiert. Die Vorteile der mit Hilfe der Formfindungsmethode ermittelten Dachfläche liegen neben der bereits erwähnten geeigneten Form für die Dachentwässerung in der Minimierung der erforderlichen statischen Höhe und der erforderlichen Stahlmenge. Hierdurch wurde die erforderliche Stahlmenge in der Dachkonstruktion auf ca. 60 kg/m² in der endgültigen Form reduziert. Die bedingt durch die Temperaturunterschiede innerhalb der Gebäudehülle auftretenden Verformungen des Dachtragwerks werden über die Fassadenanschlüsse aufgenommen. Durch die horizontale Lagerung der Dachkonstruktion an den beiden zentral gelegenen Kernen (Bild 9) und die zentrale Anordnung der Aussteifungsverbände in den Seitenflächen des dreieckförmigen Grundrisses werden Zwangskräfte in der Konstruktion infolge unterschiedlicher Temperaturbeanspruchung vermieden. Die Dachfläche kann sich somit zu den abgerundeten Spitzen des dreieckförmigen Grundrisses hin frei ausdehnen. Die horizontalen Verformungen, die infolge gleichförmiger Temperaturänderungen an den Dachrändern entstehen, liegen innerhalb von ± 15 mm quer zur Fassadenebene und inner-
halb von ± 8 mm parallel zur Fassadenebene. Um die bauphysikalisch erforderliche thermische Trennung zwischen dem Schwimmbad und der Eishochlaufbahn zu gewährleisten, sind die Walzprofile des Dachtragwerks am Übergangsbereich durch Stirnplattenstöße mit elastomeren Zwischenlagen getrennt. Die hohe Wirtschaftlichkeit der Stahlkonstruktion wird auch beim Brandschutz deutlich. Durch die gezielte Anordnung von Wärmeabzugsflächen in der Dachebene konnte die Stahlkonstruktion ohne Brandschutzanforderung ausgeführt werden. Dies ist besonders in den zeitweise feuchten Eisbereichen und den Nassbereichen des Schwimmbades mit chlorhaltiger Luft von Vorteil, um einen einheitlichen und wirtschaftlichen Korrosionsschutz zu gewährleisten. Auf feuerhemmende Beschichtungen, die meist im Konflikt stehen mit den hier vorhandenen Raumkonditionen, konnte so verzichtet werden.
4 Gebäudehülle Das gestaltprägende Element des Lentparks ist die außenliegende Lamellenfassade (Bild 10). Sie umschließt die thermische Gebäudehülle in einer zweiten Ebene zur Verschattung, Licht- und Blicklenkung. Sie besteht
Bild 9. Festlager an den Kernen (© Arup)
Bild 10. Lamellenfassade (© Jörg Hempel)
aus bis zu elf umlaufenden Lamellenbändern aus gewölbten Edelstahlblechen. Je nach Lage am Gebäude ändern die Lamellen ihren Neigungswinkel von horizontal zu vertikal. Die Anordnung der Lamellen erfolgt nach einer Systematik, die sich aus der Überlagerung gegenläufiger Anforderungen an Energietechnik, Bauphysik, gestalterischen Wünschen und Blickbeziehungen ableitet: Transparenz und Blickbeziehungen zur Stärkung des Erlebnischarakter, minimaler Energie-
Stahlbau 83 (2014), Heft 1
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