15_074-078_Rubriken_ST 22.12.11 13:21 Seite 74
Persönliches
Persönliches Carl-Heinz Rademacher †
Am 20. November 2011 verstarb nach längerer Krankheit Dipl.-Ing. Carl-Heinz Rademacher in Erkrath bei Düsseldorf. Geboren am 20. Januar 1930 in Salzwedel besuchte Rademacher die dortige Jahn-Oberschule, an der er 1950 das Abitur ablegte. Im gleichen Jahr übersiedelte er nach Berlin, um an der Technischen Universität Bauingenieurwesen zu studieren; besonders prägend dabei war Professor Roik, der in Rademacher eine lebenslange Liebe zum Stahlbau, insbesondere zum Stahlbrückenbau, weckte. Nach bestandener Diplomprüfung trat Rademacher 1957 in die Firma Hein Lehmann & Co AG in Düsseldorf ein. Diese Firma war 1888 in Berlin gegründet worden und hatte schon 1890 ein Zweigwerk in Düsseldorf eröffnet, das bald zum wichtigsten Werk der Firma wurde. In den Jahren 1910 bis 1912 baute die Firma ihre erste Rheinbrücke, die zweigleisige Eisenbahnbrücke Duisburg-Ruhrort und hat bis in die 1980er Jahre mehr Rheinbrücken gebaut als jede andere Firma. Kurz nach dem Krieg – als sich der Wiederaufbau und der Neubau vieler Brücken überlappten – gab es für einen jungen und tatendurstigen Ingenieur natürlich ein breites Betätigungsfeld. 1962 erwarb Rademacher die Zusatzqualifikation Schweißfachingenieur, und 1965 wurde er Assistent des Technischen Direktors Karl Lange. Neben den mit dieser Tätigkeit verbundenen normalen Aufgaben wurde Rademacher immer wieder mit der Umsetzung von besonders schwierigen Brückenentwürfen auf der Baustelle betreut. Genannt seien hier nur – die Hängebrücke über den Rhein Kleve-Emmerich (1962 bis 1965), mit einer Mittelöffnung von 500 m immer noch die weitestgespannte Brücke Deutschlands
74
Stahlbau 81 (2012), Heft 1
– die Talbrücke Weiberswoog bei IdarOberstein (1964 bis 1967), eine der wenigen damals gebauten Verbundbrücken, bei der die Hein Lehmann Betonbau GmbH auch die Unterbauten und die Fahrbahnplatte herstellte – die Kniebrücke in Düsseldorf (1965 bis 1968), eine einhüftige Schrägseilbrücke mit der damaligen Rekordmittelöffnung von 319 m – die Rheinbrücke Mannheim-Ludwigshafen (1968 bis 1972), ebenfalls eine einhüftige Schrägseilbrücke, bei der erstmals eine Strombrücke aus Stahl mit einer Vorlandbrücke aus Spannbeton kombiniert wurde und baustellengefertigte Paralleldrahtbündel zum Einsatz kamen 1973 wurde Rademacher zum Leiter der Montageabteilung und 1977 zum Technischen Direktor der Firma ernannt. Als Höhepunkte aus dieser Zeit sind zu erwähnen – die 1969 bis 1976 gebaute Oberkasseler Brücke in Düsseldorf mit ihrem spektakulären Querverschub – die 1983 bis 1987 nach einem Sonderentwurf der Fima gebaute 4-gleisige Eisenbahnbrücke Düsseldorf-Hamm, eine Fachwerkbrücke mit Stützweiten von 135 m und 250 m, deren Hauptöffnung von einem Bogen überspannt wird. Durch sein ergebnisorientiertes Denken und seine vermittelnde Art hat Rademacher bei all diesen Projekten auch in schwierigsten Sachfragen immer wieder die unterschiedlichen Interessen ausgleichen können. Nach mehrfachem Eigentümerwechsel und wegen des allgemeinen Rückgangs der Bauaufgaben wurde die Firma Hein Lehmann nach Fertigstellung der Düsseldorf-Hammer Eisenbahnbrücke zerschlagen und Rademacher konnte 1989 in den wohlverdienten Ruhestand treten. Jetzt endlich fand er Zeit, sich den Dingen zu widmen, die bei seinem engagierten Berufsleben viel zu kurz gekommen waren: Reisen, Malen und Zeichnen, Tanzen und Chorgesang. Rademacher hinterlässt seine Frau, mit der er über 55 Jahre verheiratet war und zwei Söhne. Ich hatte das Glück – zunächst in der Firma Hein Lehmann und auch nach meinem Wechsel in das Büro Leonhardt, Andrä und Partner – über 25 Jahre hinweg immer wieder mit Rademacher zusammenarbeiten zu dürfen und in ihm nicht nur einen äußerst kompetenten Kollegen, sondern über das Berufliche hinaus einen Freund zu finden. Reiner Saul, Leonberg-Warmbronn
Albert Krebs 80 Jahre
Am 12. Januar 2012 vollendete Prof. Dr.-Ing. Albert Krebs sein 80. Lebensjahr. In München geboren, studierte Krebs von 1950–1955 an der Technischen Hochschule Darmstadt Bauingenieurwesen. Er trat 1956 als einer der ersten Mitarbeiter in das private Ingenieurbüro seines Lehrers Prof. Dr.-Ing. Alfred Mehmel – dem „Brückenpapst“ der Nachkriegsjahre – ein. 1962 promovierte Krebs mit einer Dissertation über Kreisringplatten. In diese Jahre fallen so herausragende Projekte wie die Nibelungenbrücke in Worms (Freivorbau), die erste Hangbrücke aus Spannbeton am Krahnenberg bei Andernach (kurvengängige Vorschubrüstung) sowie die rasante Entwicklung des Rhein-MainFlughafens in Frankfurt (u. a. Terminal 1). 1965 wurde Albert Krebs Partner im Büro Mehmel-Krebs. Schon ein Jahr später wurde er mit nur 34 Jahren der bis dato jüngste Prüfingenieur für Baustatik im Fachbereich Massivbau und Holzbau. Nach Mehmels Tod 1973 firmierte er das Büro mit dem dritten Partner, Dr.-Ing. Gerhard Kiefer, in Krebs und Kiefer um, heute eine der bedeutenden und größten deutschen Ingenieurgesellschaften im Bauwesen. Bereits im Büro Mehmel-Krebs wurden herausragende Projekte geplant oder bautechnisch geprüft. 1973 erhielt Albert Krebs zudem die Prüflizenz im Metallbau. 1995 wurde er beim Eisenbahn-Bundesamt Prüfingenieur für Konstruktiven Ingenieur- und Brückenbau aller Fachrichtungen. Er setzte sich nachdrücklich für die Umsetzung des Vier-Augen-Prinzips ein und engagierte sich im Verband der Prüfingenieure für Baustatik (VPI), dessen hessischem Landesverband er 1979–1992 vorstand. Mittelpunkt seiner Bemühungen war die Durchsetzung und Sicherung eines hohen Qualitätsniveaus. Stets war ihm nicht nur die Einhaltung der technischen Regeln von Bedeutung. Vielmehr lag und liegt ihm auch die Berücksichtigung aller weitergehenden Aspekte am Herzen. Mit seinem scharfen, analytischen Denken, vor dem sich mancher