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U. Nürnberger · Sind Vorbehalte gegenüber einer Verwendung verzinkter Bauteile in Hallenbädern gerechtfertigt?

Hallenbad: Stuttgart-Vaihingen: Duisburg (Hüttenwerk): Feuchtraum:

0,30 μm/Jahr 0,79 μm/Jahr 1,52 μm/Jahr 2,73 μm/Jahr

Die geringe Zinkabtragung im Hallenbad bestätigt die Untersuchungen an verzinkten Stählen in 22 Hallenschwimmbädern (Abschnitt 3.2), wonach der Abtrag in einem solchen Klima erheblich geringer ist, als gemeinhin angenommen. Die im Bad ausgelagerte Blechprobe sah nach 15 Jahren noch praktisch neuwertig aus (Bild 7). Der Zinkabtrag entspricht dem Korrosionsverhalten in einer Umgebung der Korrosivitätskategorie C2 (Tabelle 2).

5 Fazit Die Untersuchungen haben ergeben, dass die Zinkkorrosion in den mit Leitungswasser betriebenen Hallenschwimmbädern erheblich geringer ist als z. B. in der DIN EN ISO 12944 [5] ausgewiesen. In mit Leitungswasser betriebenen Schwimmbädern sind die Korrosionsverhältnisse hinsichtlich einer Zinkkorrosion eher unkritischer als bei einer freien Bewitterung. Die an einer repräsentativen Anzahl von älteren Bädern gemachten Feststellungen und insbesondere die durchgeführten Langzeituntersuchungen in einem eher kritischen Bad erlauben für verzinkte Bauteile die in Tabelle 4 dargelegte Einordnung von Hallenschwimmbädern in Korrosivitätskategorien nach DIN EN ISO 12944 [5] bzw. EN 12500 [6]. Demnach können aus Sicht der Zinkkorrosion normale Hallenschwimmbäder in eine Korro-

Bild 7. Stückverzinktes Blech (Oberseite) nach 15 Jahren in einem Hallenschwimmbad Fig. 7. Batch-galvanized sheet (upper side) after 15 years exposure in an indoor swimming pool

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Stahlbau 81 (2011), Heft 1

Tabelle 4. Vorschlag für eine realistische Einordnung von Hallenbädern in Korrosivitätskategorien Table 4. Proposal for a realistic classification of indoor swimming pools in corrosivity categories Situation

Temperatur

Luftfeuchte

A B C

29–31 °C 55–60 %

Kond.wasser

Badewasser

Desinfektion

Abtrag (μm/a)

Korrosivitätskategorie

LW

MW SW

nein

ja

nein

ja

<< 1

C2

ja

ja

nein

ja

1 bis 2

C3

ja/nein

nein

ja

ja

2 bis 4 4 bis 8

C4 C5

LW = Leitungswasser, MW = Mineralwasser, SW = Solewasser Kondenswasser „ja“: z. B. Wärmebrücken Desinfektion: Chlorgehalt im Wasser 0,4 bis 0,6 mg/l

sivitätskategorie C2 eingeordnet werden, wenn wegen nicht vorhandener Wärmebrücken bzw. Taupunktunterschreitung eine Kondenswasserbildung auf den verzinkten Oberflächen ausgeschlossen werden kann. Falls Kondenswasserbildung aufgrund konstruktiver und bauphysikalischer Verhältnisse nicht sicher zu vermeiden ist, wäre eine Einordnung in eine Korrosivitätskategorie C3 sinnvoll. Falls es sich um ein Mineral- oder Solebad handelt, wäre die bisherige Einordnung für Hallenschwimmbäder, nämlich Korrosivitätskategorie C4 bzw. C5, beizubehalten. Literatur [1] Stichel, W.: Beurteilung des Korrosionsverhaltens von Metallen und von Korrosionsschutzmaßnahmen in Hallenbädern. BAM-Bericht IV 1-5452/85, 1986. [2] Nürnberger, U.: Spannungsrisskorrosion an Bauteilen aus nichtrostendem Stahl in Schwimmbadhallen. Stahl und Eisen 110 (1990), S. 141–148. [3] Faller, M., Bindschedler, D.: Nichtrostende Stähle für Sonderklimate. Befestigungsmittel im Hochbau. 3-Länder-Korrosionstagung, Stuttgart, 2007, S. 102–114. [4] Faller, M., Richner, P.: Sicherheitsrelevante Bauteile in Hallenbädern. Werkstoffwahl und Kontrollierbarkeit. Schweizer Ingenieur und Architekt 118 (2000), S. 12–18. [5] DIN EN ISO 12944: Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme. 2007. [6] DIN EN 12500: Korrosionsschutz metallischer Werkstoffe – Korrosionswahrscheinlichkeit in einer atmosphärischen

Umgebung; Einteilung, Bestimmung und Abschätzung der Korrosivität von atmosphärischen Umgebungen. 2000. [7] Nürnberger, U.: Korrosion und Korrosionsschutz im Bauwesen. Wiesbaden: Bauverlag 1995. [8] VDI-Richtlinie 2089: Technische Gebäudeausrüstung von Schwimmbädern, Energie- und Wassereffizienz in Schwimmbädern. 2008. [9] Zulassung Z-30.3-6: Erzeugnisse – Verbindungsmittel und Bauteile aus nichtrostenden Stählen. Berlin: DIBt 2009. [10] Arnold, N., Gümpel, P., Heitz, T. W.: Chloridinduzierte Korrosion von nichtrostenden Stählen in Schwimmhallen-Atmosphären. Teil 2: Einfluss von Hypochloriten. Materials and Corrosion 49 (1998), S. 482–488. [11] Korrosionsverhalten von feuerverzinktem Stahl. Gemeinschaftsausschuss Verzinken GAV, Düsseldorf 2001. [12] Korrosion nichtrostender Stähle und Nickellegierungen in Schwimmhallenatmosphäre. Sport Bäder Freizeit Bauten 39 (1999), H. 2, S. 46–52. [13] Beul, W., Büteführ, M.: Korrosionsuntersuchungen in Hallenschwimmbädern. MPA Universität Stuttgart, OttoGraf-Institut, Stand 2010. [14] Zecho, M.: Korrosionsverhalten von Zink- und Zink-Aluminium-Überzügen auf Stahl. Dissertation, Universität Stuttgart, 1999, Schriftenreihe des Otto-GrafInstitutes der Universität Stuttgart, Nr. 85, 2000.

Autor dieses Beitrages: Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. h.c. Ulf Nürnberger, ulf.nuernberger@t-online.de Institut für Werkstoffe im Bauwesen, Universität Stuttgart, Pfaffenwaldring 4, 70569 Stuttgart


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