Beton- und Stahlbetonbau 5/2012

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W. Ramm · Über die Anfänge des Eisenbetonbaus in Deutschland und die Pioniere der ersten Jahre

mit Rat und Tat unterstützt. 25 Jahre lang war er von 1895–1920 Mitglied des Stadtrats. Die Stadt dankte ihm dafür 1916 mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts (Bild 48). Hohe weitere Ehrungen wurden ihm zuteil. Schon 1905 hatte ihn der Prinzregent von Bayern mit dem Titel „Königlicher Kommerzienrat“ ausgezeichnet. 1918 erhielt er von der TH Darmstadt wegen seiner Verdienste um den Eisenbetonbau die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber, und der Deutsche Beton-Verein ernannte ihn 1919 zum Ehrenmitglied. Als 1911 seine älteste Tochter und Frau von Otto Meyer jung verstarb, errichtete er oberhalb von Neustadt-Hambach im Wald ein Mausoleum für die Mitglieder seiner Familie, selbstverständlich aus Beton (Bild 49). Als C. Freytag nach einem krankheitsbedingten einjährigen Aufenthalt in Wiesbaden am 2. Juli 1921 im Alter von fast 75 Jahren für immer seine Augen schloss, wurde auch seine Urne in dem Mausoleum beigesetzt. In einer Todesanzeige beklagten die „Beamten und Arbeiter der Wayss & Freytag A.-G.“ „den Heimgang dieses bedeutenden und trefflichen Mannes, der als gerechter, sorgender und wohlwollender Vorgesetzter, als leuchtendes Vorbild restlos entschlossener Arbeitsfreude, als treuer Deutscher Mann unauslöschlich im Herzen weiterleben wird“ [11]. „Nicht nachlassen zwingt“, dieser Wahlspruch Conrad Freytags hätte auch über der ganzen Frühzeit der Eisenbetonbauweise in Deutschland stehen können. Literatur [1] Ramm, W.: Über die faszinierende Geschichte des Betonbaus vom Beginn bis zur Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Beitrag in „Gebaute Visionen“, 100 Jahre Deutscher Ausschuss für Stahlbeton, 1907–2007. Beuth Verlag GmbH, Berlin, Wien, Zürich 2007. [2] Ramm, W.: Über die Wiege des Eisenbetonbaus in Deutschland. Der Prüfingenieur 37, Oktober 2010, S. 17–29. [3] Ramm, W.: Zeugin der Geschichte: Die Alte Weichselbrücke in Dirschau. Technische Universität Kaiserslautern, Fachgebiet Massivbau und Baukonstruktion, 2004. ISBN 3-00-014775-6. [4] Becker, W. A.: Praktische Anleitung zur Anwendung der Cemente. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1868.

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Beton- und Stahlbetonbau 107 (2012), Heft 5

[5] Buschmann, W.: Die Bonner Zementfabrik. Beton- und Stahlbetonbau Spezial „Zur Geschichte des Stahlbetonbaus – Die Anfänge in Deutschland 1850 bis 1910“ (Hrsg. H. Schmidt). Ernst & Sohn, Berlin 1999. [6] Klaas, G.: Weit spannt sich der Bogen. Die Geschichte der Bauunternehmung Dyckerhoff & Widmann. Verlag für Wirtschaftspublizistik H. Bartels KG, Wiesbaden 1965. [7] Leibbrand, C.: Betonbrücke über die Donau bei Munderkingen. Zeitschrift für Bauwesen, 44. Jahrgang 1894, Spalten 541–558, und Atlasband, Blätter 64 und 65. [8] Kind-Barkauskas, F.; Kauhsen, B.; Polónyi, S. und Brandt, J.: Beton-Atlas, Entwerfen mit Stahlbeton im Hochbau. Beton-Verlag, Düsseldorf 1995. [9] Bosc, J.-L.; Chauveau, J.-M.; Clément, J.; Degenne, J.; Marrey, B. und Paulin, M.: Joseph Monier et la Naissance du Ciment Armé. Éditions du Linteau, Paris 2001. [10] Festschrift aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens der Wayss & Freytag A. G., 1875–1925. Verlag von Konrad Wittwer, Stuttgart 1925. [11] Stadtarchiv von Neustadt an der Weinstraße, Faszikel „Conrad Freytag“ und „Wayss und Freytag“. [12] Archiv der Fa. Wayss & Freytag AG im Hessischen Wirtschaftsarchiv, Darmstadt. [13] Huberti, G.: Vom Caementum zum Spannbeton, Bd. I. Bauverlag, Wiesbaden u. Berlin 1964. [14] Zur Entwicklungsgeschichte des Eisenbetons. (Persönliche Erinnerungen von Generaldirektor Dr.-Ing. E.h. M. Koenen). Der Bauingenieur, 1921, S. 347–349. [15] Beton- und Monierbau Aktien-Gesellschaft, Firmenschrift, Ausgabe Mai 1956. [16] Koenen, M.: Berechnung der Stärke der Monier’schen Cementplatten. Centralblatt der Bauverwaltung, 1886, S. 462. [17] Das System Monier (Eisengerippe mit Cementumhüllung) in seiner Anwendung auf das gesamte Bauwesen. Unter Mitwirkung namhafter Architekten und Ingenieure, herausgegeben von G. A. Wayss, Ingenieur, Inhaber des Patentes „Monier“. Berlin, 1887. [18] Cullen, M. S.: Der Reichstag. Die Geschichte eines Monumentes. Verlag Fröhlich und Kaufmann, 1983. (Das Foto entstammt dem Archiv M. S. Cullen, Berlin). [19] Marti, P., Monsch, O. und Schilling, B.: Ingenieur-Betonbau. Gesellschaft für Ingenieurbaukunst, vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, 2005.

[20] Der Deutsche Beton-Verein (E.V.). Seine Entstehung und Entwicklung. Denkschrift anlässlich der Internationalen Baufach-Ausstellung Leipzig 1913. Herausgegeben vom Deutschen Beton-Verein (E.V.), Geschäftsstelle Obercassel (Siegkreis). [21] Herzog, M.: 150 Jahre Stahlbetonbau (1848–1998). Bautechnik Spezial. Ernst & Sohn, Verlag für Architektur und technische Wissenschaften, Berlin 1999. [22] Ricken, H.: Der Bauingenieur, Geschichte eines Berufes. Verlag für Bauwesen, Berlin 1994. [23] Wayss & Freytag A. G.: Der Betoneisenbau, seine Anwendung und Theorie. Theoretischer Teil bearbeitet von Regierungsbaumeister E. Mörsch. Selbstverlag, 1902. [24] Mörsch, E.: Der Eisenbetonbau – Seine Theorie und Anwendung. 2. Auflage. Verlag von Konrad Wittwer, Stuttgart 1906. [25] Mörsch, E.: Der Eisenbetonbau – Seine Theorie und Anwendung. 5. Auflage, II. Band, 2. Teil: Die Brücken aus Eisenbeton. Verlag von Konrad Wittwer, Stuttgart 1933. [26] Beton- und Monierbau Aktiengesellschaft 1889–1964. Herausgegeben vom Vorstand der Gesellschaft zum 75jährigen Bestehen. [27] Ramm, W.: Matthias Koenen (1849–1924), Schöpfer der ersten Biegebemessung für Eisenbetonplatten und Mitbegründer der Eisenbetonbauweise in Deutschland. Jahrbuch 1998, VDI-Gesellschaft Bautechnik, VDIVerlag GmbH, Düsseldorf 1998. [28] Deutsches Reichspatent Nr. 141745, Klasse 37 a, vom 23. Januar 1897 ab (ausgegeben den 2. Mai 1903): Eingespannte Voutenplatte für Decken, Brücken o. dgl. [29] Wayss & Freytag A.G., Neustadt a. d. Haardt: Hochbauten. Eigenverlag der Firma, 1913.

Prof. em. Dr.-Ing. Wieland Ramm TU Kaiserslautern Fachgebiet Massivbau und Baukonstruktion Paul-Ehrlich-Straße 67663 Kaiserslautern wieland.ramm@bauing.uni-kl.de


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