Nutzen
Nachhaltiges dezentrales Regenwassermanagement Regenwassernutzung in drei Phasen Das anfallende Regenwasser in den eigenen Grundstücksgren zen zu belassen, ist das Ziel der neuen Wassergesetze der hol ländischen Regierung in Zusammenarbeit mit den niederländi schen Gemeinden. Die Gemeinde Tytsjerksteradiel ist durch die Installation eines ausgewogenen dezentralen Regenwassersys tems in ihrem Rathaus ein Pionier auf diesem Gebiet. Diese An lage ist ein hervorragendes Beispiel für ein modernes und nach haltiges Regenwassermanagement. Die Anlage besteht aus drei wichtigen Komponenten (Bild 1). Das Regenwassersystem in Tytsjerksteradiel ist einzigartig in den Niederlanden. Das dezentrale System besteht aus drei Phasen: Regenwassernutzung, Versickerung und Retention. In der ersten Phase werden 30.000 l Regenwasser in zwei Betonzisternen gespeichert. Dieses gefilterte Regenwasser wird genutzt, um die Toiletten im Rathaus zu spülen.
Regenwassernutzung Viele denken, dass es bei der Regenwassernutzung nur ums Wassersparen geht. Dies ist aber nicht nur der Fall, sagt Fred Prins, einer der Geschäftsführer der GEP Wasser management GmbH. „Die Regenwasserbewirtschaftung ist viel umfangreicher“, so Prins und führt weiter aus. „Das traditionelle Bild des Wasserkreislaufes hat sich seit Jahrzehnten nicht verändert. Ursprünglich fiel das Regenwasser auf den Boden, ein Teil davon floss in die Flüsse, ein
anderer Teil wurde von Vegetation und Boden absorbiert. Dies hat sich drastisch durch die erhöhte Städtebauentwicklung oder die zunehmenden Starkregenereignisse durch den Klimawandel geändert. Nur noch kleine Mengen Regenwasser versickern heute im Boden. Große Mengen werden häufig über weite Strecken durch die Kanalisation abgeleitet. Dadurch entstehen große Probleme bei enormen Regenereignissen. Örtliche Probleme, wie überflutete Straßen oder überschwemmte Keller sind nach diesen Platzregen keine Seltenheit. In den letzten 10 Jahren beobachten wir eine konstant ansteigende Menge an Regen mit extrem großen Wassermassen innerhalb kurzer Zeitspannen. Der Klimawandel ist sichtbarer als je zuvor. Die Lösung dieses Problems ist aus unserer Sicht der eigentliche Schwerpunkt der Regenwassernutzung“, sagt Prins. „Wenn wir uns die aktuellen Regenschauer ansehen, erkennen wir ein gewisses Muster. Der Zweck der Regenwassersysteme ist es, das anfallende Regenwasser nicht einfach in die Kanalisation ablaufen zu lassen, sondern es zu sammeln und sinnvoll zu nutzen bzw. es sinnvoll dem ursprünglichen Kreislauf wieder zuzuführen. Dies reduziert den Druck auf die Kanalisation auf eine kontrollierte Art und Weise. Die Idee hinter diesem System ist es, Überschwemmungen und Wasserprobleme zu verhindern. Die Problembewältigung sollte aus unserer Sicht am Anfang des niedergehenden Regens geschehen und nicht am Ende, wie es seit Jahren gehandhabt wird.“
Bild 1. Prinzip der dezentralen Regenwassernutzung: 1. Phase Regenwassernutzung, 2. Phase Versickerung, 3. Phase Retention
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Ernst & Sohn Special 2016 · Regenwasser-Management
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