N. Gebbeken: Zur Bedeutung der Bautechnik
Alle baulichen Anlagen müssen gegründet werden. Die Gründungstechnik entwickelt sich rasant seit den 50er Jahren. HANS LORENZ (1905–1996) berichtete 1953 über „Erfahrungen mit thixotropen Flüssigkeiten im Grundbau“ und legte damit einen richtungsweisenden Artikel vor. LORENZ studierte an der TH Graz, der TU München und der TU Berlin, wo er 1934 promoviert wurde. Ab 1947 war er Ordinarius für Grundbau und Bodenmechanik an der TU Berlin. LORENZ gilt international als einer der Begründer der Bodendynamik. Er befasste sich u. a. mit Bentonit-Suspensionen als Stützflüssigkeit im Grundbau. Zum Beispiel finden sich in seinen Patenten Ideen zur Schlitzwandtechnik mit Bentonit und für Tunnelschildvortrieb mit Bentonitsuspensionsstützung (Hydroschild). Als stellvertretender Leiter des Deutschen Baugrundausschusses war er ab 1948 wesentlich an der Herausgabe der geotechnischen DIN-Normen nach dem Krieg beteiligt. Seit ihrer Gründung 1951 war er stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Erd- und Grundbau (Quelle: Wikipedia). 1962 schrieb ANTON WEISSENBACH (geb. 1929) über den Inhalt seiner Promotion „Der Erdwiderstand von schmalen Druckflächen“. WEISSENBACH machte nach dem Abitur 1947 zunächst eine Zimmermannslehre. Er studierte von 1948 bis 1954 Bauingenieurwesen an der TH München. Danach war er in der Bauindustrie tätig. Ab 1959 war er bei der Baubehörde Hamburg. Zuletzt war er als Referent zuständig für die Zusammenarbeit der Baubehörde Hamburg mit der Bundesbahndirektion. Daneben promovierte er 1961 an der Universität Hannover und habilitierte dort 1970 über Baugrubensicherung. Er lehrte 1961 bis 1982 als Privatdozent an der Universität Hannover. Ab 1982 war er bis zur Emeritierung 1994 Inhaber des Lehrstuhls „Baugrund-Grundbau“ an der Universität Dortmund. Seine ehrenamtliche Mitarbeit im Normenausschuss Bauwesen setzte er bis 2012 fort (Quelle: Wikipedia). Die damals aktuelle Entwicklung im Brückenbau wurde von WOLFHARDT ANDRÄ (1914–1996) und WILHELM ZELLNER (geb. 1932) im Jahr 1969 in ihrem Aufsatz „Zugglieder aus Paralleldrahtbündeln und ihre Verankerung bei hoher Dauerschwellbelastung“ dargestellt. Von 1934 bis 1939 studierte ANDRÄ an der TH Stuttgart und an der TH München Bauingenieurwesen und gründete gemeinsam mit LEONHARDT 1953 das Ingenieurbüro Leonhardt Andrä und Partner (LAP). WILHELM ZELLNER besuchte zunächst die Staatsbauschule in Salzburg, arbeitete dann für zwei Jahre in einem Ingenieurbüro und studierte von 1955 bis 1960 an der TH Wien. Nach dem Studium war er zwei Jahre beim Neubau der Autobahn-Talbrücke Brenntenmaiss bei Wien in der Bauüberwachung tätig. 1962 wurde er Mitarbeiter bei LAP und wurde 1970 Partner (Quelle: LAP). Weiterhin berichteten 1971 F RITZ LEONHARDT und WILLI BAUR (1913–1978) über „Erfahrungen mit dem Taktschiebeverfahren im Brücken- und Hochbau“. Dieses neue Bauverfahren stellte damals hohe Anforderungen an Statik, Konstruktion und Ausführung. FRITZ LEONHARDT (1909–1999) studierte Bauingenieurwesen an der TH Stuttgart und an der Purdue Universität in West Lafayette (Indiana) in den USA. Von 1934 bis 1938 war er Brückenbauingenieur bei der Reichsautobahn-Gesellschaft. 1939 gründete er ein Ingenieurbüro, heute Leonhardt, Andrä & Partner (LAP). LEONHARDT wurde bekannt durch den Bau zahlreicher Brücken, Hochhäuser und Fernsehtürme in Stahl- und Spannbeton-Bauweise. Der von ihm erbaute Stuttgarter Fernsehturm war der weltweit erste Fernsehturm in Stahlbetonbauweise. Von 1957 bis 1974 war LEONHARDT Professor für Massivbau an der TH Stuttgart, von 1967 bis 1969 auch Rektor. 1975 erhielt er die Goldmedaille der Institution of Structural Engineers. FRITZ LEONHARDT wurde mit zahlreichen Ehrungen bedacht, darunter mit dem Großen Verdienstkreuz und sechs Ehrendoktorwürden. 1981 wurde er mit dem Award of Merit in Structural Engineering der Internationalen Vereinigung für 8
Bautechnik Spezial 2013 – 90 Jahre Bautechnikgeschichte