Beton-Kalender 2015 (Schwerpunkte: Bauen im Bestand, Brücken) - Bergmeister, Fingerloos, Wörner

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Tragwerksplanung im Bestand – Bewertung bestehender Tragwerke

Bild 17.  Warm gebogene Rundhaken nach Considere (aus [82])

verlangt. Für Balken war fortan nur ein Stoß mit Zugeisen ϕ ≤ 25 mm erlaubt. Ab DIN 1045:1943-03 [59] erfolgte die Bestimmung der Übergreifungslänge in Abhängigkeit von Stabdurchmesser und zulässiger Stahl- sowie Haftspannung unter Einbeziehung der Betonfestigkeit. Überdeckungsstöße waren in Zuggliedern weiterhin nicht und in Balken nur für Zugeisen ϕ ≤ 26 mm erlaubt. In Balken sollte es nur einen Stoß geben. Weiterhin durfte von jeweils fünf Stäben maximal einer ohne Versatz gestoßen werden, was den Stoßanteil auf ≤ 20 % begrenzte. Vergleichsberechnungen in [88] zeigen, dass DIN 1045:1943-03 [59] für Glattstahl I (fyk ≤ 2200 kg∕cm2) ϕ = 10 mm mit Rundhaken bei Ausnutzung der Streckgrenze für Beton B 300 eine Überdeckung α2 = 29 cm, für B 225 α2 = 39 cm und B 160 α2 = 47 cm forderte, während die Vorgängernorm unabhängig vom Beton α2 = 40 cm auswies. Mit Veröffentlichung von DIN 1045:1972-01 [62] folgte eine vollständige Überarbeitung der Bewehrungsregeln. Erstmals waren gleichzeitig Vorschriften für glatte und gerippte Betonstähle unterschiedlicher Materialgüten enthalten. Die Stöße wurden fortan als Übergreifungsstöße bezeichnet und glatte Rundstähle durften nur mit spitzwinkligen Haken übergreifen. Die Übergreifungslänge wurde in Abhängigkeit von der ebenfalls nach neuen Regeln zu

berechnenden Verankerungslänge a1 (inkl. Hakenabzug und Verbundlage, vgl. Abschn. 3.5.6) sowie dem Anteil gestoßener Bewehrung und neuerdings unter Beachtung des lichten Stababstands ermittelt. Für Glattstahl war in [62] zum einzigen Mal bei vorwiegend ruhender Belastung, Durchmesser ϕ ≤ 14 mm und Spannungsausnutzungen im Stoßbereich ≤ 50 % ein Vollstoß möglich. Berechnungen in [88] ermitteln für Glattstahl I, ϕ = 10 mm, mit Haken bei lichtem Stababstand < 10ϕ und Stoßanteil ≤ 20 % für Beton Bn 250 in guter Verbundlage B eine mit den Forderungen von 1943 [59] (α2 = 29 cm) vergleichbare Übergreifungslänge von lü = 33 cm. Allerdings ergaben sich vor allem durch die Anwendung des Hakenabzugs viele widersprüchliche Übergreifungslängen, die im Bestand aufgrund der Komplexität der Vorschriften von 1972 jeweils im Einzelfall zu bewerten sind (vgl. hierzu Abschn. 3.5.6). Aufgrund dieser Widersprüche (vgl. [70]) wurden die Vorschriften bereits mit Ausgabe der Norm von 1978 [63] komplett überarbeitet. Die Regeln für Übergreifungsstöße mit glatten Betonstählen wurden gestrafft und der Einfluss der Haken durch eine Erhöhung der Vorlängen vermindert. Der Hakenabzug wurde im Fall ausreichender seitlicher Betondeckung (c ≥ 3ϕ) durch den pauschalen Formbeiwert α1 = 0,7 ersetzt und der maximale Stoßanteil wurde für Glattstahl auf 33 % festgeschrieben. Des Weiteren wurde zwischen dicken Stäben ϕ ≥ 16 mm und dünnen Stäben ϕ < 16 mm unterschieden. Die Glattstähle waren baupraktisch nur noch von untergeordneter Bedeutung (vgl. [84]). Die Tragwirkung von Übergreifungsstößen mit glatten Rundstählen und Rundhaken basiert analog zur Verankerung im GZT ausschließlich auf dem Prinzip der Seilreibung. Dabei wird die zu übertragende Last punktuell über die beiden gegenüberliegenden Rundhaken in den Beton eingeleitet und über eine breite diagonal verlaufende Druckstrebe übertragen (vgl. Bild 18). Besonderes Augenmerk galt trotz der günstigen Biegerollendurchmesser der Rundhaken auch hier der seitlichen Betondeckung, die bei randnahen Stößen von entscheidender Bedeutung ist (vgl. Abschn. 3.5.3). Bei ausreichender Betondeckung der Bewehrungsstäbe kann auch älteren Überdeckungsstößen eine

Bild 18.  Lastübertragungsmodell glatter Stähle mit Rundhaken im GZT, ohne Ansatz des Reibungs­ verbunds auf der geraden Vorlänge nach Schnell und Angnes [88]


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