Beton-Kalender 2015 (Schwerpunkte: Bauen im Bestand, Brücken) - Bergmeister, Fingerloos, Wörner

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gebracht werden durfte. Bei ansonsten unveränderten Randbedingungen ergab sich nach DIN 1045:1978-12 [63] für den Glattstahl I mit ϕ = 16 mm und Haken die Verankerungslänge l1 nunmehr zu:

I

Besonderheiten bei der Bewertung bestehender Tragwerke

1, 6 ⋅ 2200 ​l​ 1​  = ​_________        ​⋅ 0, 7 = 50, 3 cm  1, 75 ⋅ 4 ⋅ 7, 0

Beispielhaft errechnete sich für einen Glattstahl I G (BSt 22∕34 GU) mit ϕ = 16 mm und spitzwinkligem Haken (Dmin = 2,5ϕ) bei voller Ausnutzung der Stahlspannungen (a = a0) sowie Beton Bn 250 und guten Verbundbedingungen (Lage B) die Verankerungslänge a1 zu: 1, 6 ⋅ 2200 ​a​ 1​  = ​_________        ​− 30 ⋅ 1, 6 = 23, 8 cm 1, 75 ⋅ 4 ⋅ 7, 0 ≈ 15ϕ ​(> 2,5 ⋅ 1,6∕2 + 1,6 = 3,6 cm)​

Aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit wurden diese Regeln bereits in der folgenden Normausgabe DIN 1045:1978-12 [63] deutlich korrigiert. Bei gegenüber DIN 1045:1972-01 [62] unveränderter Ermittlung des Grundmaßes der Verankerungslänge l0 (vorher a0) und der Verankerungslänge l1 (vorher a1) wurde insbesondere der Hakenabzug stark reduziert. Es erfolgte nun eine pauschale Berücksichtigung der Haken der Glattstahlbewehrung durch Abminderung mit dem Formbeiwert α1, der für Haken, im Falle ausreichender seitlicher Betondeckung (c ≥ 3ϕ), pauschal mit α1 = 0,7 in Ansatz

3.5.6.2

Verankerung zugbeanspruchter ­gerippter Betonstähle

In Deutschland gewannen die Rippenstähle ab den 1950er-Jahren stetig an Bedeutung. Bis zu ihrer Normeinführung 1972 [62] wurden sie ab 1952 in Verbindung mit der vorläufigen DAfStb-Richtlinie [68] über allgemeine baupolizeiliche Zulassungen geregelt. Da das Tragverhalten älterer Rippenstähle grundsätzlich dem der heute verwendeten Betonstähle B500 entspricht und der kontinuierliche Verbund durch den zuverlässigen Scherverbund gesichert wird, können Nachweise für ältere Betonrippenstähle grundsätzlich auf Basis aktueller Vorschriften geführt werden. Wie bereits in den Abschnitten 3.5.2 und 3.5.3 erläutert, können dazu sowohl von aktuell genormtem Betonstahl B500 abweichende Staboberflächen älterer Rippenstähle als auch nach DIN EN 1992-1-1 [39, 40] nicht ausreichende Betondeckungen zur Verbundsicherung mithilfe modifizierter Bemessungswerte auf Grundlage von SIA 269-2 [12] für die Verbundfestigkeit fbd,upd bei der Nachweisführung berücksichtigt werden.

I I I I

Auf Basis dieser Berechnungen ergaben sich sehr geringe Verankerungslängen (vgl. Bild 15).

I

dB Biegerollendurchmesser Haken (Dmin) gemäß Tabelle 4

I

mit

I

Bild 15.  Erforderliche Verankerungslängen für verschiedene Verankerungselemente nach DIN 1045:1972-01 [62] (a – grau) und DIN 1045:1978-12 [63] (l1 – schwarz) aus [47, 48]

Das Rechenbeispiel zeigt die Probleme bei der Ermittlung der Verankerungslängen nach DIN 1045:1972-01 [62] deutlich auf. Tragwerksplaner sollten bei der Nachrechnung im Bestand berücksichtigen, dass die Regeln für Glattstahl insbesondere aufgrund einer Erhöhung der Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit im Jahr 1978 verschärft wurden. Nach DAfStb-Heft 300 [70] wurde vor allem zur Verminderung des Schlupfs und damit zur Reduzierung der Rissbreiten eine den Einfluss von Haft- und Reibungsverbund erhöhende, größere Vorlänge eingeführt. Die historischen Regeln zur Verankerung glatter Stähle BSt I (22∕34) mit Haken sind in Tabelle 6 im Überblick dargestellt. Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit können, unter Beachtung der seitlichen Betondeckung, auch für die ab 1972 nach DIN 1045:1972-01 [62] ermittelten Verankerungslängen nach Abschnitt 3.5.3 geführt werden. Nachweise im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit können ingenieurmäßig auf Basis der in älteren Vorschriften angegebenen Verbundspannungen erstellt werden. Abweichungen zu aktuellen Anforderungen sind mit Bauherrn und Objektplaner zu kommunizieren.

II

≈ 31ϕ ​(>> ​a​ 1​ = 23, 8 cm)​


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