W:/p_3/vc/257vc/9783433030585/c4/c4.3d vom 27.2.2015 APP Unicode9.1;
Bearbeiter:
Ha.
2131556 Holzer insgesamt 40 Seiten Seitenformat: 170,00 x 240,00 mm
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4 Deckentragwerke und flachgeneigte Pfettendächer
werden. Die Unterzüge verlaufen dann zwar immer noch horizontal, jedoch auf verschiedener Höhe. Die Deckenbalken sind in Richtung der Falllinie ausgerichtet, also geneigt. Das so entstandene Pultdach ist ein „Pfettendach“: Aus den Unterzügen der Decke werden firstparallele Pfetten (ital. arcarecci oder paradossi, frz. pannes, engl. purlins). Die in die geneigte Dachfläche geklappten Deckenbalken werden landläufig als „Sparren“ bezeichnet. Im vorliegenden Werk und im Einklang mit der gängigen Fachterminologie des historischen Holzbaus sollte jedoch der Begriff „Rofen“ (historisch auch „Rafen“ oder „Raffen“, vgl. den englischen Ausdruck rafter; frz. chevrons, ital. piane) verwendet werden. Rofen liegen lediglich auf der Unterkonstruktion und dienen der unmittelbaren Unterstützung der Dachhaut, sind jedoch kein statisch wirksamer Bestandteil der Unterkonstruktion. Stoßen zwei in Gegenrichtung geneigte Pultdächer auf Pfetten längs der Oberkante ihrer Dachflächen zusammen, so entsteht ein Satteldach in Pfettendachkonstruktion (Bild 4.6). Am First, der Verschneidungskante der beiden Dachflächen, wird sinnvollerweise eine Firstpfette (ital. colmareccio) angeordnet. Die Dachflächen werden durch weitere firstparallele Pfetten (Zwischen- oder Mittelpfetten) in Kompartimente zerlegt, die bequem durch die Rofen überspannt werden können. Auch am Fußpunkt des Daches wird auf jeder Traufseite typischerweise eine Pfette als unterstes Auflager der Rofen verwendet. Die Rofen kragen an der Traufe über die Fußpfette noch ein Stück aus und bilden einen Dachüberstand. Auch an der Giebelseite kann man durch Auskragenlassen der Pfetten leicht einen großen Dachüberstand erzeugen. Das Pfettendach ist eine Konstruktion, die eng mit dem massiven Mauerwerksbau verbunden ist; Pfettendächer sind jedoch auch die Standardlösung im hölzernen Blockbau, für den ein großer Dachüberstand als Schutz gegen Spritzwasser elementare Bedeutung hat. Die Konstruktion des Pfettendaches bietet sich vor allem dann an, wenn die Dachneigung gering ist. Bei steileren Dachneigungen droht die Dachdeckung einschließlich der Rofen abzurutschen und die Pfetten sind gefährdet, umzukippen oder längs der Giebelschräge herunterzugleiten.
Bild 4.6 Urform des Pfettendaches (Tomba Rossa, etruskische Nekropole „Le Pianezze“ bei Grotte di Castro, Latium, 6. Jh. v. Chr.).