Stahlbau-Kalender 2013

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Tragwerksplanung von Kesselgeru¨st und Tragrost

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Ha¨nger auf die beiden Tra¨ger gleichma¨ßig verteilt. Im anderen Fall werden an die geschweißten Kastentra¨ger seitlich Konsolen angebracht (Bild 27c und d), die die Last aus den Ha¨ngern der Kesselwa¨nde aufnehmen. Dies fu¨hrt zu einer erheblichen Torsionsbeanspruchung der Tra¨ger und macht Querschotte erforderlich. Zudem muss fu¨r die Aufnahme der Torsionsmomente Sorge getragen werden, was im vorliegenden Fall im Wesentlichen durch eine biegesteife Verbindung mit den orthogonal verlaufenden Kastentra¨gern geschieht. Schließlich gibt es noch die Mo¨glichkeit Hutprofile auszufu¨hren, die an der Unterseite offen sind und im Oberflansch entsprechende Bohrungen zur Durchfu¨hrung der Ha¨nger der Kesseldecke besitzen. 3.1.4

Statisches System

3.1.4.1 Kesseltragrost Kraftwerk Datteln Bild 34. Auflagerbereich Hutprofil

Bild 35. Schneidenlagerung der Vorder-/Ru¨ckwandtra¨ger auf KG-Riegel

3.1.3.3 Lasteinleitung Ha¨nger Abschließend soll noch auf die Lasteinleitung der Ha¨nger eingegangen werden, da auch hier wieder die unterschiedlichen Ansa¨tze der Kraftwerksbetreiber erkennbar sind. So werden im einen Fall die Kesselha¨nger zwischen den Doppeltra¨gern (Bild 27b) durchgefu¨hrt und u¨ber ein kurzes Querblech die Last aus einem

Das statische System dieses Kesseltragrostes (Bild 36) entspricht einem klassischen Tra¨gerrost mit biegesteifen Verbindungen in den Tra¨gerkreuzungen, mit dem Unterschied, dass der Lastabtrag im Wesentlichen nur in Richtung der Haupttra¨ger erfolgt, da nur diese auf dem Kesselgeru¨st aufgelagert sind und die Steifigkeit der beiden Tra¨gerlagen sehr unterschiedlich ist. Es werden die im Abschnitt 3.1.3 beschriebenen konstruktiven Gegebenheiten (biegesteife/gelenkige Anschlu¨sse) modelltechnisch entsprechend umgesetzt. Da sowohl Vertikal- als auch Horizontallasten zu beru¨cksichtigen sind, erfolgt die Berechnung am ra¨umlichen System. Die Lasten aus dem Kessel (Kesselwa¨nde, Kesseldecke) werden entsprechend ihrem Lastangriffspunkt als Einzellasten aufgebracht. Das Verschmieren der Einzellasten in Streckenlasten wu¨rde zwar eine Vereinfachung bei der Lasteingabe bedeuten, ko¨nnte aber aufgrund der geringen Tra¨gerla¨ngen zu unsicheren Anschlussquerkra¨ften fu¨hren (teilweise nur vier Lastpunkte je Tra¨ger!). Zusa¨tzlich zu den Vertikallasten aus dem Kessel sind noch Horizontallasten aus den Ha¨ngern zu beru¨cksichtigen. Diese resultieren aus einer Schiefstellung der Ha¨nger, die sich aus der Temperaturausdehnung des Kessels ergibt. Um die Horizontallasten auf ein mo¨glichst geringes Maß zu reduzieren, werden die Ha¨nger im kalten Zustand planma¨ßig nach innen schief gestellt, sodass sich bei Erwa¨rmung eine reduzierte Schiefstellung nach außen ergibt. So ko¨nnen die Horizontallasten nahezu halbiert werden. Die horizontale Aussteifung des Kesseltragrostes u¨bernimmt ein Horizontalverband in der Obergurtebene der Haupttra¨ger. Dieser muss neben den Stabilisierungslasten auch noch die Horizontallasten aus Wind, die aus der Dachkonstruktion eingeleitet werden, aufnehmen. Die horizontale Halterung der Haupttra¨ger und der Abtrag der Windlasten werden schließlich u¨ber je einen Vertikalverband in den beiden Seitenwa¨nden (Auflagerebene der Haupttra¨ger) gewa¨hrleistet. Durch die Verwendung von Kalottengleitlagern bei den Haupttra¨gern wird eine Entkopplung des Kesseltrag-


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