Articles – Fachthemen Gerhard Breitschaft
DOI: 10.1002/dama.201600683
CJEU Judgment, Standardisation and Eurocode 6 Focus on current challenges for the masonry industry from a regulatory perspective
EuGH-Urteil, Normung und Eurocode 6 – Aktuelle Fragen im Mauerwerksbau Eine Betrachtung aus bauaufsichtlicher Perspektive This article reviews current challenges for the masonry industry from a regulatory perspective. First, the CJEU judgment and its consequences will be discussed. The judgment of 16 October 2014 will make fundamental changes in the German regulatory system necessary. How these will be implemented is not yet clear so that this article can only give an overview of the present situation (September 2015) in the discussions. What is clear is that the changes in the regulatory system will have repercussions in the field of standardisation. These repercussions will be outlined – in general and specifically for the masonry sector – in the second part of this article. Finally, the paper will look at the progress in the implementation of Eurocode 6 (Design of masonry structures).
Im folgenden Artikel wird aus bauaufsichtlicher Sicht auf Fragen eingegangen, die die Mauerwerksindustrie aktuell beschäftigen. Zuerst sind hier natürlich das Urteil des Europäischen Gerichtshofs und dessen Folgen zu nennen. Mit dem Urteilsspruch vom 16. Oktober 2014 stand fest, dass tiefgreifende Änderungen am deutschen Regelungssystem notwendig werden. Wie diese konkret aussehen werden, ist zum Teil noch unklar. Deshalb kann hier nur ein Überblick über den derzeitigen Stand (September 2015) der Beratungen gegeben werden. Bereits fest steht: Der Umbau des Regelungssystems wird Auswirkungen auf den Normungsbereich haben. Diese sollen im zweiten Teil – allgemein sowie speziell für den Mauerwerksbau – dargestellt werden. Last but not least wird ein kurzes Schlaglicht auf den derzeitigen Umsetzungsstand bei der Einführung des Eurocodes 6 zur Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten geworfen.
Keywords: CJEU judgment C-100/13; Construction Products List B Part 1; additional requirements; standardisation; design standards; Eurocode 6
Stichworte: EuGH-Urteil C-100/13; Bauregelliste B Teil 1; Nachregelungen; Normung; Ausführungsnormen; Eurocode 6
1 The CJEU judgment and its implications 1.1 Background
1 Das EuGH-Urteil und seine Folgen 1.1 Hintergrund
While responsibility for building safety lies in the hands of the individual EU Member States, trade in construction products has been regulated at an EU level, first through the EU Construction Product Directive [1], and later by the EU Construction Products Regulation [2]. This division of competences conflicts with the fact that the safety of a structure cannot be separated from the performance of the construction products used. A building is only as safe as its parts. To accommodate this, EU construction product legislation follows an approach whereby the essential characteristics of a construction product are specified in harmonised standards and declared uniformly all across Europe. The Member States can set their safety levels in reference to the declared performances. In reality, problems arise when Member States feel that necessary performance characteristics have not or not sufficiently been addressed in the harmonised standard and that the CEN standard is thus incomplete. With reference to its responsibility for building safety, Germany used to introduce additional regulatory requirements for construction products in these cases (especially in Construction Products List B Part 1). The European Commission and several manufacturers have seen this as a barrier to free trade in construction products.
Während die Verantwortung für die Sicherheit von Bauwerken bei den einzelnen Mitgliedstaaten liegt, ist der Handel mit Bauprodukten – zunächst durch die Bauproduktenrichtlinie [1], inzwischen durch die EU-Bauproduktenverordnung [2] – auf EU-Ebene geregelt. Diese Abgrenzung der Zuständigkeiten steht im Konflikt zur Tatsache, dass sich die Sicherheit des Bauwerks technisch nicht von den Leistungen des Bauprodukts abkoppeln lässt. Ein Bauwerk ist nur so sicher wie seine Bestandteile. Um dem Rechnung zu tragen, sieht das europäische Bauproduktenrecht vor, dass wesentliche Merkmale von Bauprodukten in harmonisierten Normen behandelt und in einheitlicher Form deklariert werden. Die Mitgliedstaaten können dann ihr Sicherheitsniveau unter Bezugnahme auf die deklarierten Werte festlegen. In der Praxis treten Probleme dort auf, wo bestimmte Leistungsmerkmale von Produkten, die die Mitgliedstaaten für notwendig erachten, in der harmonisierten Norm nicht oder nicht vollständig berücksichtigt wurden, d. h. wo die von CEN erarbeiteten Normen „lückenhaft“ sind. Aus seiner Verantwortung für die Sicherheit von Bauwerken leitete Deutschland in diesem Fall das Recht ab, Nachregelungen für Bauprodukte bauaufsichtlicher verbindlich einzuführen und zu veröffentlichen (insbesondere
© Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Mauerwerk 20 (2016), Heft 1
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