M. Schüßler · Auswertung von Setzungsmessungen an Brückenbauwerken am Berliner Ring
Bild 15. Gemessene Setzungen in Abhängigkeit von der Sohlpressung bei den Bauwerken am AD Havelland (Wechsellagerung aus Sand und Geschiebemergel) Fig. 15. Measured settlements over vertical stress of bridges at interchange Havelland (alternating sequence of sand and boulder clay)
und halbfest. Die Porenzahlen en des weichselkaltzeitlichen Geschiebemergels wurden zwischen 0,32 und 0,46, die des saalekaltzeitlichen Geschiebemergels zwischen 0,28 und 0,37 ermittelt. In den Jahren 2012 bis 2014 wurden am AD Havelland und der nahe gelegenen Anschlussstelle Kremmen (A 24) insgesamt vier Bauwerke als Verbundbrücken mit einem Stahlhohlkasten bzw. mit Spannbetonüberbauten mit Gesamtlängen bis 200 m bei Einzelstützweiten zwischen 19 und 44 m neu gebaut. Die Pfeiler und Widerlager wurden auf Rechteckfundamenten mit Flächen zwischen 45 und 143 m2 bei Fundamentbreiten zwischen 5 und 9,5 m gegründet. Nach Abzug der Aushubentlastung ergaben sich Sohlpressungen bis 250 kN/m2. Die Sande und der Geschiebemergel am AD Havelland entsprechen in ihren Eigenschaften denen am AD Spreeau und AD Barnim. Demzufolge wurde ein etwa gleiches Setzungsverhalten bei einer Wechsellagerung Sand/Geschiebemergel festgestellt. Je 100 kN/m2 Sohlpressung wurden 8 ± 4 mm Setzung gemessen. Die Setzungen nehmen mit Lastaufbringung in etwa linear zu.
6.2
Eemwarmzeitliche Torfe und Mudden
Am Bauwerk 0ü0 wurden zwischen dem oberen und unteren Geschiebemergel in den zwischengelagerten Sanden ab 8 m Tiefe bis zu 3 m mächtige eemwarmzeitliche Torfe und Mudden für das Widerlager Achse 10 und den Pfeiler Achse 20 (Bild 16) festgestellt. Die eemwarmzeitlichen Böden sind durch folgende Kenngrößen charakterisiert: Porenzahl en: 1,1 bis 1,9 (Mudde) und 2,4 bis 5,2 (Torf) Natürlicher Wassergehalt wn: 40 bis 80 % (Mudde) und 100 bis 300 % (Torf) Glühverlust Vgl: 4 bis 12 % (Mudde) und 45 bis 90 % (Torf) Kalkgehalt Vca: bis 25 % (Mudde)
Bild 16. Bohrprofil Pfeiler Achse 20 am Bauwerk 0ü0 am AD Havelland Fig. 16. Boring log pier axis 20 at bridge no. 0ü0 at interchange Havelland
Bild 17. Druck-Setzungsversuche der eemwarmzeitlichen Torfe und Mudden Fig. 17. Load-settlement curves from oedometer tests of peat and gyttja from Eemian interglacial period
Da bei vorbelasteten Böden grundsätzlich mit einem anderen Verformungsverhalten gegenüber unvorbelasteten Böden zu rechnen ist, wurden zur Ermittlung der geologischen Vorbelastung und des Lastsetzungs- sowie Zeitsetzungsverhaltens (Kriechverhalten) der eemwarmzeitlichen Torfe und Mudden umfangreiche Ödometerversuche ausgeführt. Aus den Ergebnissen der Druck-SetzungsVersuche (Bild 17) wurde für die eemwarmzeitlichen Torfe und Mudden für das Bauwerk im belastungsrelevanten Spannungsbereich zwischen 150 und 200 kN/m2 ein Rechenmodul E* = 5 MN/m² für Setzungsberechnungen im Baugrundgutachten angegeben. Zur Ermittlung der geologischen Vorbelastung wurden die in den einzelnen Laststufen bei den Zeitsetzungsversuchen ermittelten Kriechbeiwerte verwendet (Bild 18). Das Verhältnis Cα/Cα1.600 spiegelt den bei der jeweiligen Laststufe ermittelten Kriechbeiwert Cα zum max. im Versuch ermittelten Wert Cα1.600 (Laststufe 1.600 kN/m2) wider. Die Kriechbeiwerte Cα1.600 wurden für den Torf zwischen 0,064 und 0,089 und die Mudde mit
geotechnik 39 (2016), Heft 1
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