Geotechnik 01-2012 (sample copy)

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B. Schuppener/V. Eitner/W.-R. Linder/T. Richter/F.-R. Ruppert/J. Zurborg · Stand der europäischen und deutschen geotechnischen Normen

Ende 2010 begann die Revision dieser Norm sowie von EN 14199 (Mikropfähle) in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe. Die Zusammenführung in eine Arbeitsgruppe dient dem Ziel, die Anwendungsbereiche besser aufeinander abzustimmen und gemeinsame Elemente (Baugrunduntersuchungen, Verfahren, Materialien u.ä.) zu vereinheitlichen. Bei der Überarbeitung sollen auch die Inhalte der Vornorm DIN SPEC 18538:2012 eingebracht und die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeitsgruppe CEN/TC 104 – TC 288 hinsichtlich der Festlegungen zum Ortbeton berücksichtigt werden (siehe auch 4.2.1). Es wird erwartet, dass Mitte 2012 die Umfrage zur Kommentierung der Norm (Regelumfrage) bei den Mitgliedsländern des CEN eingeleitet wird und die überarbeitete Norm 2014 veröffentlicht werden kann.

4.2.3 DIN EN 14199: Pfähle mit kleinem Durchmesser (Mikropfähle) DIN EN 14199:2005 ersetzt hinsichtlich der Ausführung DIN 4128:1983 „Verpresspfähle (Ortbeton- und Verbundpfähle) mit kleinem Durchmesser – Herstellung, Bemessung und zulässige Belastung“. Ihr Anwendungsbereich umfasst Ortbeton- und Verbundpfähle D ≤ 0,30 m mit kleinformatigen Bewehrungskörben oder stab- oder rohrförmigen Stahl-Traggliedern sowie Verdrängungspfähle D ≤ 0,15 m aus Stahl. Gegenüber DIN 4128:1983 (Verpresspfähle) ist sie um durch Einschrauben hergestellte Kleinpfähle sowie nicht verpresste Bohrpfähle erweitert, wobei die Abgrenzungen zu EN 1536 (Bohrpfähle) und EN 12699 (Verdrängungspfähle) nur auf den Abmessungen beruhen. Dieser Schwachpunkt der Norm soll bei der anstehenden Überarbeitung beseitigt werden. Insbesondere hinsichtlich der Beständigkeitsfragen und der Anforderungen zu temporären oder permanenten Pfählen waren die Festlegungen der EN 14199 unbefriedigend, sodass die Erarbeitung der Vornorm längere Zeit in Anspruch nahm. Inzwischen wurden mit der Fassung DIN EN 14199:2012 eine grundlegende Übersetzungskorrektur sowie die Vornorm DIN SPEC 18539:2012 ergänzenden Festlegungen erarbeitet (vgl. Tabelle 2). Wie die beiden anderen Pfahlnormen enthält EN 14199 ausführliche Festlegungen zu den erforderlichen Baugrunduntersuchungen und Voraussetzungen für die Ausführung, zu Materialien, zum Korrosionsschutz und zum Verpressen sowie Hinweise zur Bemessung und Prüfung. Wegen der Vielzahl der Verfahrensvarianten enthält das Kapitel 8 im Wesentlichen nur die Festlegungen zu Teilaspekten der Ausführung; die Kombinationen wurden in informativen Anhängen dargestellt. Weiter enthält die Norm umfangreiche Festlegungen zur Qualitätssicherung und Kontrolle. Bei der 2010 begonnenen Überarbeitung der Norm wird u.a. die Abgrenzung zu EN 12699 neu definiert, sodass nur noch gebohrte Mikropfähle behandelt werden und unabhängig vom Durchmesser alle Verdrängungspfähle der EN 12699 zugeordnet werden. Weitere Punkte zur Überarbeitung sind u.a.: − Harmonisierung der Anforderungen zum Korrosionsschutz mit EN 1537 (Verpressanker) und EN 14490 (Bodenvernagelung) und

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− Prüfung der Notwendigkeit für Abnahmeversuche. Es wird erwartet, dass Mitte 2012 die Regelumfrage beginnt und die überarbeitete Norm 2014 veröffentlicht werden kann. Für verpresste Mikropfähle mit stab- oder rohrförmigen Stahl-Traggliedern sind in Deutschland wegen der Verbundfragen, der Verankerungs- und Koppelungselemente sowie des Korrosionsschutzes allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen erforderlich.

4.2.4 DIN EN 1538: Schlitzwände Der Anwendungsbereich der DIN EN 1538:2000 umfasst Ortbeton- und Fertigteilschlitzwände sowie Dichtwände von mindestens B = 0,40 m Dicke, einer Tiefe D ≥ 5 m und einem Tiefenverhältnis D/B ≥ 5. Sie ersetzt hinsichtlich der Ausführung DIN 4126:1986 „Ortbeton-Schlitzwände – Konstruktion und Ausführung“. Bezüglich der wesentlichen Verfahrensschritte und Anforderungen ist DIN EN 1538 vergleichbar mit DIN 4126. Einige Festlegungen sind jedoch weniger streng (z. B. Abstand des Schüttrohrs von den Stirnseiten des Schlitzes), andere detaillierter (z. B. Einzelheiten der Bewehrung, Anforderungen für Einbauten). Die einzelnen Phasen der Ausführung und die Anforderungen für Kontrollen und Überwachungen sind ausführlicher als in DIN 4126 behandelt. Die Norm enthält weiter Regelungen für die Anwendung von Polymersuspensionen, selbsthärtende Suspensionen und im Trockenen ausgeführte Wände, die allerdings in Deutschland nicht verbreitet sind. In DIN EN 1538 sind nur allgemeine Festlegungen zur Standsicherheit des ausgehobenen Schlitzes enthalten; konkrete Anforderungen für entsprechende Nachweise des „offenen“ Schlitzes und die Bemessung der erhärteten Wand fehlen. Diese sind deshalb in einer Neufassung der DIN 4126 behandelt und auf das Teilsicherheitskonzept abgestimmt. Nach der Entwurfsfassung E DIN 4126:2004 ist 2012 die abschließende Behandlung dieser Norm vorgesehen. Zusätzlich ist eine Vornorm (DIN SPEC) mit ergänzenden Festlegungen geplant.

4.2.5 DIN EN 1537: Verpressanker Die Norm DIN EN 1537:2000 ersetzt hinsichtlich der Ausführung DIN 4125:1990 „Verpressanker, Kurzzeit- und Daueranker, Bemessung, Ausführung und Prüfung“. Sie betrifft ausschließlich Verpressanker, deren Tragverhalten individuell geprüft wird. 2011 wurde eine Berichtigung zur DIN EN 1537:2000 herausgegeben, ergänzende Festlegungen sind in der Vornorm DIN SPEC 18537:2012 enthalten. Schwierigkeiten bei der Bearbeitung der EN 1537 ergaben sich dadurch, dass in Europa verschiedene Konzepte hinsichtlich des Korrosionsschutzes, der Bemessung und der Prüfung existieren, von denen jedes seine Berechtigung hat, die aber nicht zur Deckung gebracht werden können. Die Norm konnte deshalb für die betreffenden Sachverhalte nur grundsätzliche Anforderungen auflisten und dazu jeweilige Verfahrensmöglichkeiten angeben. Informative Anhänge enthalten nähere Festlegungen für die Bemessung (Anhang D) und Beispiele für die drei etablierten Ankerprüfverfahren (Anhang E). Wegen der zeitlich


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