Beton- und Stahlbetonbau 3/2012

Page 111

Beton- und Stahlbetonbau aktuell Besonders bemerkenswert erscheint mir aber auch, dass Herbert Kupfer bei all seinen persönlichen Erfolgen durchaus in der Lage ist, die Leistungen anderer Menschen zu würdigen. So spricht er bis heute mit großem Respekt von seinem Doktorvater Hubert Rüsch und seinem Vorbild bei Dyckerhoff & Widmann Ulrich Finsterwalder. Er schwärmt geradezu von den Entwürfen seines inzwischen zum Freund gewordenen Kollegen Jörg Schlaich und hat sich über die Leistungen seines Nachfolgers Konrad Zilch gefreut, der die Tradition erfolgreich fortgesetzt hat. Erwähnenswert ist auch sein Einsatz für den Berufsstand. Es war ihm stets ein Anliegen, die Position der Ingenieure in der Gesellschaft zu vertreten und zu unterstützen. Beispielweise kämpfte er für die Einführung der Ingenieurkammer und die Gründung eines Fortbildungswerkes für Ingenieure an vorderster Front. Mit großem persönlichem Engagement betreute er den Umbau der Bauabteilung des Deutschen Museums. Seiner alma mater, die er zwei Jahre lang als geschäftsführender Präsident leitete,

ist er bis heute stark verbunden. Sein letztes Forschungsvorhaben zur dynamischen Beanspruchung eingeklebter Bewehrungsstähle hat er erst vor wenigen Jahren abgeschlossen. Den Bezug zur Praxis hat Herbert Kupfer auch nach seinem Wechsel in die Wissenschaft nie aufgegeben. Bei vielen herausragenden Ingenieurbauwerken – wie beispielsweise dem Olympiadach in München, dem Hypohochhaus und vielen komplexen Brücken – brachte er sein Ingenieurswissen als Prüfer in das Projekt ein. Dabei beschränkte er sich nie auf die Rolle des rein nachrechnenden Kontrolleurs. Vielmehr verstand er sich als Partner des Tragwerkplanes, der für die Umsetzung des Tragwerks mitverantwortlich ist. Dass jemand mit dieser ungeheuren Schaffenskraft Ehrungen erfährt, liegt auf der Hand. So erhielt Herbert Kupfer angefangen von der Ernennung zum Fellow des American Concrete Institute über das Bundesverdienstkreuz, die Emil-Mörsch-Denkmünze des DBV, die Ehrendoktorwürde der Universität Inns-

bruck, die Oskar-von-Miller-Medaille des Deutschen Museums bis hin zur Leovon-Klenze-Medaille der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern alle Auszeichnungen, die einem bayerischen Ingenieur von Weltrang zu Teil werden können. Bis heute ist Herbert Kupfer noch immer regelmäßig im Büro anzutreffen. Als ersten Hinweis, dass er es nun wirklich etwas ruhiger angehen lassen will, muss man vielleicht die Tatsache werten, dass er am 23.01.2008 seine offizielle Abschiedsvorlesung gehalten hat mit dem Titel „Die Entwicklung des Massivbaus in den letzten sechs Jahrzehnten“ – immerhin 15 Jahre nach der Emeritierung! Im Namen seiner Schüler, aber auch aller anderen Kollegen wünsche ich Herbert Kupfer im Kreise seiner Familie noch viele Jahre voller Gesundheit. Und uns wünsche ich, dass er uns noch viele Jahre als scharfsinniger Diskussionspartner erhalten bleibt.

Jürgen Feix, München

PERSÖNLICHES

Joost C. Walraven – 65 Jahre Am 6. Februar 2012 vollendete Professor dr.ir. Joost C. Walraven, bis zum Jahresende 2011 Ordinarius für Massivbau an der Technischen Universität Delft/Niederlande, das 65. Lebensjahr. Prof. Joost Walraven startete seine Universitätskarriere an der Technischen Universität Darmstadt, wo er 1985 zum C3 Professor am Lehrstuhl von Prof. König berufen wurde. Seine Arbeiten im Bereich der Technologie und des bruchmechanischen Verhaltens von Beton waren herausragend. Zahlreiche Vorträge, z. B. auf den Ulmer BetonTagen, sein Engagement bei den Eurocodes, insbesondere aber seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit für die fib International Federation for Structural Concrete haben Joost Walraven weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus bekannt gemacht. Als Forscher sowie als Ingenieur ist er im Betonbau eine international anerkannte Fachpersönlichkeit, weshalb sein Berufsweg an dieser Stelle kurz nachgezeichnet werden soll (siehe auch [1]). Joost Walraven wurde in ’s-Hertogenbosch/Niederlande geboren. Er studierte das Fach Bauingenieurwesen an der seinerzeitigen Technischen Hochschule

in Den Haag tätig, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Danach war er als Professor für Betontechnologie bis 1989 an der Technischen Universität Darmstadt tätig. 1989 folgte er einem Ruf an die Technische Universität Delft, die bis zu seiner Emeritierung seine berufliche Heimat wurde. Daneben hat er sich ehrenamtlich engagiert, insbesondere in der bereits angesprochenen fib.

Professor dr.ir. Joost C. Walraven

Delft, wo er 1972 das Diplom erwarb. Sein damaliger Lehrer, Professor A. Bruggeling, erkannte Joost Walravens Fähigkeiten und stellte ihn als wissenschaftlichen Mitarbeiter ein. Von 1981 bis 1985 war er in einem Ingenieurbüro

An dieser Stelle können die wissenschaftlichen Leistungen von Joost Walraven nicht detailliert beschrieben werden. Man kann aber sagen, dass er den modernen Betonbau maßgeblich mitgeprägt hat. Fortschritte im Betonbau und in den Technikwissenschaften werden durch eine profunde Grundlagenforschung, durch nachvollziehbare mechanische Modellierungen und durch fachliche Begleitung in der praktischen Umsetzung erreicht. Prof. Joost Walraven hat auf allen Stufen dieser Entwicklungskette zahlreiche Innovationen im Bereich der Modellierung, des Hochfesten Betons, der Tunnelschalen und des Brückenbaues vorangetrieben und beispielhaft umgesetzt. Dieser Weg begann mit seiner Dissertation an der TU Delft

Beton- und Stahlbetonbau 107 (2012), Heft 3

211


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.