Beton- und Stahlbetonbau 01/2012 free sample copy

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U. Kauer · International Headquarter Salewa

Sämtliche Stützen der Bürotürme wurden als Verbundstützen mit eingestellten Doppel-T Stahlprofilen ausgeführt (Bild 8), dadurch konnte eine hohe Tragfähigkeit bei Verwendung kleiner Stützenquerschnitte erreicht werden. Die Abstufung des Querschnittes aufgrund der sich ändernden Lasten erfolgte dabei über die Abstufung der Längsbewehrung und des Einstellprofils. In der Planung wurde der Stoß des Einstellprofils f ür jedes zweite Stockwerk vorgesehen, auf Wunsch der ausführenden Firma wurde der Stoß geschossweise ausgeführt. Soweit möglich, wurde für jeweils zwei Stockwerke das gleiche Einstellprofil verwendet und nur der Bewehrungsgrad dementsprechend angepasst. Alle Stützen wurden mit einer Feuerwiderstandsklasse R90 ausgeführt. Die Berechnung der Verbundstützen erfolgte nach UNI EN 1994-1-1. Der Stoß der Stahlprofile erfolgte 30 cm über der Rohdecke, durch einen Kopfplattenstoß mit jew eils vier Schrauben. Die Einstellprofile wurden bereits in der Fertigung mit vorgebohrten Löchern im Stegbereich geliefert, um die Bewehrungszulagen für die Notfallbewehrung als auch für die Durchstanzbewehrung durch das Profil führen zu können. Die untersten Stützen, welche auf der Bodenplatte aufgesetzt werden, wurden mit Hilfe vorab einbetonierter Gewindestangen und Verankerungsplatten befestigt. Ebenfalls wurde die An-

schlussbewehrung in die Bodenplatte mit einbetoniert. Die Einleitung der Deckenlast erfolgte je Stegseite, über 2 × 6 ∅ 22 mm Kopfbolzendübel am Einstellprofil. Neben der Grenztragfähigkeit der Kopfbolzen können zusätzlich die Reibungswiderstände berücksichtigt werden, welche aus den Anpresskräften der Druckdiagonalen an den Innenseiten der Flansche entstehen. Die Stützen wurden mit selbstverdichtendem Beton der Güteklasse C30/37 ausgeführt, da ein Einf ühren des Rüttlers aufgr und der verengten Platzverhältnisse nicht mehr möglich war. Für die Rundstützen wurden Kartonschalungen verwendet. Nach Montage des Stahlprofils wurde der vorgebundene Bewehrungskorb über das Profil gestülpt, die Abstandhalter ausgerichtet und zuletzt die Kar tonschalung angebracht. Die Bemessungslasten f ür die 5,5 m hohen Verbundstützen in der Eingangshalle betragen 9,2 MN, welche in einem Betonierabschnitt mit Kartonschalung ausgeführt worden sind. Der Stützendurchmesser beträgt 70 cm, als Einstellprofil wurde ein HEM 400 S275 verwendet. Laut Angaben des Herstellers halten die Schalungen dem Frischbetondr uck stand, was sich bei der Ausführung auch bestätigte. Bei zwei Stützen traten jedoch Probleme auf, und die Schalung zerriss ca. eine Stunde nach dem Betoniervorgang. Aufgrund des zeitverzögerten Versagensmechanismus dürfte während dem Überstülpen der Kartonschalung die wasser-

Bild 8. Verbundstütze

Bild 9. Betonkernaktivierung in den Massivdecken

3.5 Verbundstützen

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abweisende Schutzschicht auf der Innenseite des Kar tonrohres durch die Bewehrung beschädigt worden sein, dadurch saugte das Material W asser an und verlor seine Tragfähigkeit. Aufgrund der hohen Tragfähigkeit der Verbundstützen bei geringen Querschnittsabmessungen ist der Durchstanznachweis von besonderer Bedeutung. Als erste Maßnahme zur Erhöhung des Durchstanzwiderstandes wurde die Biegebew ehrung erhöht, erst in einem zweiten Schritt wurde Durchstanzbewehrung in Form von Dübelleisten eingesetzt.

3.6 Betonkernaktivierung In den Massiv decken wurde zum Kühlen und Heizen eine thermische Betonkernaktivierung eingebaut. Dabei wird die Gebäudemasse zur Temperaturregulierung verwendet (Bild 9). Die thermoaktiv en Decken werden als Gr undlast-Heizung bzw. Kühlung neben den reaktionsschnellen Warmwasserkonvektoren eingesetzt. Durch die vergleichsweise großen Übertragungsflächen können die Systemtemperaturdifferenzen niedrig gefahren werden, sodass das Medium nicht so stark erwärmt werden muss wie z. B. das Wasser einer herkömmlichen Zentralheizung. Das Salewa Headquarter wurde an das Fernheiznetzwerk der Stadt Bozen angeschlossen, zum Kühlen wurde eine Grundwasserkühlung eingesetzt. Die Rohre f ür die Aktivierung der Bauteile wurden zwischen der unteren und oberen Bew ehrung ver-


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