O. Mertzsch: Entwicklung der Spannbetonvorschriften in der DDR
– theoretische und/oder experimentell begründete Methoden dafür vorliegen, die die Besonderheiten des Stahlbetons in Bezug auf Verformungs- und Rissverhalten berücksichtigen, – vorwiegend ruhende oder plötzliche Lasten (z. B. Explosion) auftreten, – in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit Rissbildung auftritt und eine ausreichende Verformbarkeit durch begrenzte Druckzonenausnutzung und eine ausreichende Dehnungseigenschaft der Zugzone gewährleistet ist. Ausgehend von diesen Grundsätzen erfolgte die Schnittgrößenermittlung von Durchlaufsystemen und mehrachsig gespannten Platten grundsätzlich auf der Grundlage der Plastizitätstheorie. Die Auslastung der Betondruckzone (kxR = bez. Druckzonenhöhe) war hierbei auf – Stabtragwerke – Plattentragwerke
Bild 8
Spannungsverteilung für die Vorspanngrade I bis III Stress distribution for prestress grade I to III
Bild 9
Modell zur Ermittlung der aufnehmbaren Querkraft [23] Model for the shear resistance
kxR ≤ 0,7 kxR,1 kxR ≤ 0,5 kxR,1
zu begrenzen (kxR,1 = kxR-Wert für den die Rechenfestigkeit des Stahls auf Zug voll ausgelastet ist). Darüber hinaus sollte die Duktilität des plastischen Gelenks durch die Einhaltung der Mindestbewehrung und die Verwendung von warmgewalzten oder thermisch verfestigten Stählen erreicht werden. In TGL 33404 wurden ebenfalls die Grundsätze der Verformungsberechnung angegeben.
4.3.5 TGL 33405/02 – Konstruktionen aus Spannbeton Die Bemessung nach TGL 33405/02 basierte auf den schon in TGL 0-4227 dargestellten Annahmen, es wurden ebenfalls drei Vorspanngrade unterschieden, Bild 8. Im VG II und VG III wurde im Grenzzustand der Tragfähigkeit von einer rechteckigen Spannungsverteilung in der Betondruckzone ausgegangen, vgl. auch [19]. Im Grenzzustand der Nutzungsfähigkeit und im VG I wurde eine dreieckförmige Spannungsverteilung angesetzt. Im Gegensatz zum CEB-Model Code 78 (Fachwerkanalogie) erfolgte der Querkraftnachweis auf der Grundlage der Schrägschnitttheorie, vgl. [22] und [23]. Entsprechend Bild 9 wurde hierbei zwischen Vertikalbügeln, Aufbiegungen und Schrägbügeln unterschieden. Die aufnehmbare Querkraft konnte demnach entsprechend Gl. (9) bestimmt werden. Q1
D1 E1 R bt b0 h p
(9)
In Gl. (9) bedeutet:
α1 = 0,30 für Balken und Plattenbalken α2 = 0,5 für Voll- oder Hohldeckenplatten
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Beton- und Stahlbetonbau 109 (2014), Heft 1