Bauphysik 2017 01 free sample copy

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Berichte DOI: 10.1002/bapi.201720011

Memorandum: Bauphysik und Technischer Ausbau an Universitäten und wissenschaftlich-künstlerischen Hochschulen

Die Bauphysik und der Technische Ausbau haben sich in den letzten Jahrzehnten im ln- und Ausland zu einem festen und belangreichen Bestandteil bei der Architektur- und Bauingenieurausbildung entwickelt, weil sie entscheidende Beiträge zum Wohlbefinden des Menschen in der gebauten Umwelt und zur Errichtung nachhaltiger Gebäude leisten. Die Anforderungen bei der Planung, Errichtung und vor allem auch bei der Nutzung von Gebäuden sind – gegenüber früher – gewaltig gestiegen. Klimaund Umweltschutz sowie die Schonung der vorhandenen Ressourcen avancieren zu wichtigen Kriterien beim Entwurf und bei der Materialauswahl, welche die lnvestitions- und die späteren Betriebskosten über Jahrzehnte hinweg bestimmen. Politische Auflagen zur Energieeffizienz, zum Gewässerschutz und zur Kreislaufwirtschaft bestimmen die Anforderungen mit. Derartige Vorgaben dürfen nicht als Hindernis gesehen werden, sondern sollen Stimulans für neue Gestaltungsmöglichkeiten sein. Zu beiden Fachdisziplinen, der Bauphysik und dem Technischen Ausbau, sind früher bereits Denkschriften erschienen (jeweils letzte Fassung für Bauphysik im Jahre 1999, für Technischen Ausbau im Jahr 2007). Die gestiegenen Anforderungen und der erweiterte Kenntnisfundus machen aber eine profunde Novellierung erforderlich. Diese hat von der aktuellen Definition der Fachinhalte beider Disziplinen auszugehen, die in Forschung und Lehre wie folgt lautet:

Bauphysik Die Bauphysik (Englisch: Building Physics, Building Science) umfasst die Phänomene von Wärme (Energie), Feuchte, Luft, Schall, Brand und Licht, die fallweise im Inneren von Räumen, in den Bauteilen selbst bzw. in der Umgebung von Bauwerken, d.h. in deren städtischem Verbund, in Erscheinung treten können (Klimawirkungen).

Technischer Ausbau

Man erkennt aus diesen Definitionen, dass beide Disziplinen in einigen Teilbereichen eng verflochten sind, ja sich sogar überschneiden; in anderen Teilgebieten müssen sie aber getrennt agieren. Tabelle 1 veranschaulicht die Schnittmengen (Spalte A in der Tabelle) und die speziellen Teilgebiete, die der Bauphysik (Spalte B) und dem Technischen Ausbau (Spalte C) alleine zugeordnet werden können. Es gibt also innerhalb der beiden Fachdisziplinen gemeinsame Teilgebiete (z. B. die natürliche und künstliche Beleuchtung), bei denen eine „Hand in Hand“-Zusammenarbeit unerlässlich ist, und solche, die separate Spezialkenntnisse einfordern. Die Spezialkenntnisse in den beiden Disziplinen sind in der Regel so verschiedenartig, dass bei der Lehre und vor allem aber bei Forschungsaktivitäten zwei Professuren erforderlich werden. Bauphysik und Technischer Ausbau können deshalb in der Regel nicht von ein und derselben Lehrperson vollumfänglich vertreten werden. Kooperation und Differentiation müssen in sinnvollem Verhältnis zueinander gelehrt Tabelle 1. Gemeinsame und spezielle Teilgebiete der Fachdisziplinen Bauphysik und Technischer Ausbau Gemeinsame Teilgebiete (Bauphysik und Techn. Ausbau zusammen)

Spezielle Teilgebiete Bauphysik

Technischer Ausbau

A

B

C

Raumklima/ Behaglichkeit Luft Licht Wärme/Kälte Energieeffizientes Bauen

Feuchte Schall Brand Stadtbauphysik Klimagerechtes Bauen (fremde Klimagebiete)

Integration der Technik in den Baukörper Trinkwasserversorgung Abwasser-/ Regenwasserentsorgung Gasversorgung Elektroversorgung Schwachstromanlagen /Kommunikationstechnik/ Gebäudeautomation Sicherheit Förderanlagen Abfallbeseitigung

Der Technische Ausbau (Englisch: Building Services) umfasst die Gesamtheit aller technischen Einrichtungen für Gebäude und für das Gebäudeumfeld. Für das Lehr- und Forschungsgebiet Technischer Ausbau werden auch andere Bezeichnungen, wie Technische Gebäudeausrüstung, Gebäudetechnik oder Haustechnik verwendet. lm einzelnen befasst sich der Technische Ausbau mit Einrichtungen, wie sie für Raumklima, Licht, Hygiene, Nahrung, Kommunikation, Sicherheit, Transport und Energieversorgung im Gebäude bzw. in dessen Nahumgebung benötigt werden.

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© Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Bauphysik 39 (2017), Heft 1


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