l8.
Dokumentation zur Preisverleihung 2024
Die Zeitschrift nbau . Nachhaltig Bauen bringt die Silos des sektoralen Denkens zum Tanzen. Denn für den Bausektor heißt Nachhaltigkeit ökologisch, sozial und ökonomisch ganzheitlich Planen, Bauen und Betreiben.
- Das Themenspektrum reicht von Stadt- und Raumplanung, Architektur und den Ingenieurdisziplinen bis hin zu Herstellung, Bauausführung und Facility Management mit all den unterschiedlichen Akteur:innen.
- Übergreifende Informationen aus Wissenschaft und angewandter Forschung, Best-Practice-Beispiele, neue Produkte, Methoden und Bewertungsverfahren sowie Anforderungen aus Politik und Verwaltung.
- Einzigartiges Netzwerk mit vielfältigem Beirat, Unterstützung durch zahlreiche Verbände, Kammern und Initiativen und Stimmen von Innovationstreibern.
Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschutz erfordern die Transformation des Bausektors mit Lebenszyklusdenken, Digitalisierung oder CO 2 -Reduktion. Die nbau ist dafür die ganzheitliche Wissensbasis.
6 Ausgaben/Jahr
3. Jahrgang (2024)
Jahresabonnement
Print
ISSN 2750-8382
Online
www.nbau.org
ANGEBOTSPREIS
Online + Print
€ 139*
BESTELLEN
+49 (0)6123 92 38 288
nbau@vuservice.de
www.nbau.org
* Alle Preise exklusive MwSt., inklusive Versandkosten. €-Preis gültig bis 31. Dezember 2024
18. Ingenieurbaupreis
Sonderpublikation
© 2024 Ernst & Sohn GmbH
Rotherstraße 21
10245 Berlin
Vorwort
Franka Stürmer
1 Editorial
Geleitwort
Dr.-Ing. Dirk Jesse
3 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 – Impressionen aus den Jurysitzungen
Preisträger
6 Neuer Herzogsteg über die Altmühl, Eichstätt
Auszeichnung
11 Luftschiffhangar, Mülheim an der Ruhr
Shortlist Kandidaten
16 Umnutzung Felix Platter-Spital, Basel (CH)
18 Aarebrücke, Aarau (CH)
20 Steg am Königsstuhl, Sassnitz auf Rügen
Weitere Einreichungen (Reihenfolge gemäß Posteingang)
22 Okavango River Bridge, Mohembo Village, Botsuana
24 Neubau Tiefgarage Thomas-Wimmer-Ring, Altstadtring, München
26 Neuer Bogen über altem Bogen – Erneuerung der Echelsbacher Brücke über das Ammertal
28 Schulgebäude mit Dreifachsporthalle, Maria-Ward-Schule, Nürnberg
30 Vierzügige Grundschule mit integrierter Zweifachsporthalle, München
32 Neubau SOS-Kinderdorf und -Familienzentrum, Hamburg
34 Neubau der Rheinbrücke, Hard-Fußach
36 Erlebnis-Hus, Sankt Peter-Ording
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
Inhalt
l8.
Unterstützt durch:
38 Fußgängerbrücke über den Stadtgraben zur Thainburg, Naumburg (Saale)
40 Eisenbahnüberführung Filstal, Neubaustrecke Wendlingen–Ulm
42 Promenadendeck, Erfurt
44 Neubau der Umfahrung der Kanalbrücke Ems
46 Bertholdturm und Parkhaus am Kronenrain, Neuenburg am Rhein
48 BAB 44, Wehretalbrücke, Reichensachsen
50 Spore Initiative, Berlin
52 Das modulare Containerstadion 974 in Doha, Katar
54 Gymnasium Langenhagen, Langenhagen
56 Ingenieurbaupreis-Historie seit 1988
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 Inhalt
Editorial
Mit dieser Broschüre darf der Verlag einen Überblick über innovative und besondere Ingenieurleistungen im Bauwesen der letzten zwei Jahre vorstellen.
Unsere diesjährige Jury – der ich besonderen Dank aussprechen möchte – hat in fairer und wertschätzender Betrachtung und Diskussion entschieden, den Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis dem Neuen Herzogsteg über die Altmühl, einer Fuß- und Radwegbrücke in Eichstätt, zu verleihen. Mein herzlichster Glückwunsch geht an die Bergmeister Ingenieure GmbH (München) für dieses wegweisende Bauwerk.
Mit dieser Brücke hat das Büro einen beeindruckenden Prototypen geschaffen, der insbesondere Umwelteinflüssen in der Zukunft begegnen kann und dabei noch mit einem schlanken, modernen Tragwerk daherkommt. Das ist beeindruckende Ingenieurbaukunst nicht nur jetzt, sondern auch für die Zukunft.
Es ist mir stets eine große Freude, die eingereichten Bauwerke zu betrachten, den Expert:innen bei der fachlichen Diskussion zuzuhören und mitzuerleben, wie der Wald sich lichtet und die ausgewählten Projekte hervorkommen. Auch in diesem Jahr haben uns alle eingereichten Projekte begeistert und wir freuen uns, sie alle in dieser Broschüre zu präsentieren – wenn auch nur kurz.
Wir werden auch im nächsten Jahr wieder zur Einreichung einladen und ich hoffe, dass viele Projekte dargestellt werden und eine Chance erhalten, der Fachwelt zu zeigen, was das Bauingenieurwesen hervorbringen kann. Bitte machen Sie sich die Mühe – für Ihre Projekte und Ihre beeindruckenden Leistungen.
Daher mein großer Dank an alle Büros, die beim Ingenieurbaupreis 2024 von Ernst & Sohn dabei waren – es war uns eine Ehre.
Herzlichst Ihre Franka Stürmer
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 1
Vorwort
Franka Stürmer
Geschäftsleitung Ernst & Sohn
© Ernst & Sohn
bauingenieur 24
JOBS · KARRIERE · WISSEN
Ein Stellenmarkt mit relevanten Beiträgen, spannenden Interviews und Diskussionen im Forum – dies alles bietet bauingenieur24 an.
Das Jobportal für das Bauingenieurwesen bauingenieur24.de
News – Seminare – Interviews QR-Code scannen und Newsletter abonnieren
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 –
Impressionen aus den Jurysitzungen
Dr.-Ing. Dirk Jesse
Die Corona-Zeit liegt nunmehr hinter uns und damit konnte der Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis mit seiner 18. Auslobung wieder zu seinem traditionellen Zweijahresrhythmus zurückkehren. Hinsichtlich der inhaltlichen Ausrichtung bleibt sich der Verlag treu, um die Leistungen der Bauingenieur:innen zu würdigen und in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
Neu in diesem Jahr war hingegen das Format der Einreichung, denn erstmals konnten die Wettbewerbsunterlagen vollständig digital eingereicht werden. Dazu wurde im Frühjahr 2023 die Website des Ernst & Sohn Ingenieurbaupreises überarbeitet (http:// www.ingenieurbaupreis.de) und entsprechend erweitert. Rückblickend war diese „Digitalisierung“ der Einreichung lange überfällig, denn es hat den Umgang mit den eingereichten Unterlagen für den Verlag und die Jury spürbar vereinfacht. Und nicht zuletzt wurde dadurch ermöglicht, dass die teilnehmenden Büros die Einreichungsfrist bis sprichwörtlich zur letzten Minute ausnutzen konnten. Die letzte Einreichung erreichte uns um 23:57 Uhr am 29. September – nur drei Minuten vor Ende der Frist.
Mittlerweile bewährt – und damit unverändert auch bei dieser Auslobung übernommen – hat sich die Aufteilung der Jurysitzungen und die Aufstellung einer Shortlist, welche es dem Verlag ermöglicht, fünf herausragende Projekte in den Fachmedien vorzustellen und somit die Sichtbarkeit des Preises und das Interesse an den eingereichten Wettbewerbsbeiträgen in der Öffentlichkeit zu steigern. Der Jury gehörten in diesem Jahr an:
Dr. Hetty Bigelow (Stahlbau Zentrum Schweiz | Zürich)
Mar tin Grassl (Ingenieurbüro GRASSL | Hamburg)
Bar tlomiej Halaczek (Knight Architects | London)
Dr. Bernhard Hauke (Verlag Ernst & Sohn | Berlin)
Prof. Harald Kloft (Technische Universität Braunschweig | Braunschweig)
Wolfgang Schmidt (Hochtief Infrastructure | Essen)
Dr. Susanne Urban (Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein E.V. | Berlin)
Christina Maria Zimmermann ( Verband Beratender Ingenieure | Düsseldorf)
Im Namen des Verlags möchte ich mich herzlich bei allen diesjährigen Jurymitgliedern für das große Engagement und die sehr angenehme Atmosphäre während der beiden Sitzungen bedanken. Der Verlag wird die persönliche Übergabe der Urkunden und Preisplaketten mit den Preisträgern individuell abstimmen und in den üblichen SocialMedia-Kanälen darüber berichten.
In diesem Jahr wurden insgesamt 22 Wettbewerbsbeiträge aus allen Bereichen des Ingenieurbaus eingereicht, darunter neun Brückenbauwerke. Die Bauprojekte befinden sich mehrheitlich in Deutschland und der Schweiz, jeweils ein Wettbewerbsbeitrag wurde in Botsuana und in Qatar gebaut. Aus Österreich gab es auch in diesem Jahr leider keine Einreichungen.
Die erste Jurysitzung zum Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 fand am 9. November 2023 in Berlin statt. Die achtköpfige Jury, bestehend aus erfahrenen Bauingenieur:innen aus Wissenschaft und Praxis sowie Behörden und Verbänden, stellt der Verlag Ernst & Sohn vor jeder Auslobung des Preises neu zusammen. Jeder Preis erhält seine eigene Jury. Um Interessenkonflikte in der Entscheidungsfindung zu vermeiden, haben Jurymitglieder bei Wettbewerbsbeiträgen, bei denen sie persönlich oder über das Arbeitsumfeld involviert sind, kein Stimm- und Mitspracherecht.
Die Jurymitglieder nach der Sitzung zur Findung des Preisträgers und möglicher Auszeichnungen, vordere Reihe vlnr.: Bartlomiej Halaczek, Dirk Jesse, Bernhard Hauke, als Gast Franka Stürmer (Geschäftsleitung Ernst & Sohn), hintere Reihe vlnr.: Christina Maria Zimmermann, Martin Grassl, Susanne Urban, Hetty Bigelow, Wolfgang Schmidt, Harald Kloft nicht im Bild
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 3
Geleitwort © Ernst & Sohn
Nach Festlegung der Shortlist kam die Jury am 11. Januar 2024 zur Findung des Preisträgers und möglicher Auszeichnungen erneut zusammen. Beide Sitzungen waren geprägt von leidenschaftlichen Fachdiskussionen rund um die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Projekts bezüglich der Wertungskriterien Konstruktion, Innovation, Interdisziplinarität, Ästhetik und Nachhaltigkeit. Schließlich legte sich die Jury auf den diesjährigen Preisträger fest: den Neuen Herzogsteg über die Altmühl, Fuß- und Radwegbrücke in Eichstätt, eingereicht durch die Bergmeister Ingenieure GmbH (München). Weiterhin entschied sich die Jury dafür, eine Auszeichnung an den WDL Luftschiffhangar in Mülheim, eingereicht durch Marx Krontal Partner – MKP GmbH (Hannover), zu vergeben.
Shortlist
Aus 22 hochkarätigen Einreichungen wurden nominiert:
Neuer Herzogsteg über die Altmühl, Fuß- und Radwegbrücke, Eichstätt (D)
Umnutzung Felix Platter-Spital, Basel (CH)
Aarebrücke, Aarau (CH)
Steg am Königsstuhl, Sassnitz (D)
WDL Luftschiffhangar, Mülheim (D)
Weitere Einreichungen
Okavango River Bridge, Mohembo Village (Botsuana) (BW)
Neubau Tiefgarage Thomas-Wimmer-Ring, München (D)
Echelsbacher Brücke bei Bad Bayersoien (D)
Schulgebäude mit Dreifachsporthalle, Maria-Ward-Schule, Nürnberg (D)
Vierzügige Grundschule mit integrierter Zweifachsporthalle, München (D)
Neubau SOS-Kinderdorf und -Familienzentrum Hamburg (D)
Neubau der Rheinbrücke Hard-Fußach (D)
Erlebnis-HUS, Sankt Peter-Ording (D)
Fußgängerbrücke über den Stadtgraben zur Thainburg in Naumburg (Saale) (D)
EÜ Filstal, NBS Wendlingen–Ulm (D)
Promenadendeck Erfurt (D)
Neubau der Umfahrung der Kanalbrücke Ems (D)
Bertholdturm und Parkhaus am Kronenrain, Neuenburg am Rhein (D)
BA B 44, Wehretalbrücke (D)
Spore Initiative, Berlin (D)
St adion 974, Doha (Qatar)
Gymnasium Langenhagen (D)
Wir danken allen Teilnehmer:innen des Wettbewerbs für die interessanten und vielseitigen Einreichungen und würden uns freuen, wenn Sie auch beim nächsten Mal wieder mit einem Ihrer aktuellen Projekte dabei sind.
4 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Ernst & Sohn Geleitwort
Die Jurymitglieder nach der Entscheidung (vlnr.): Dirk Jesse, Wolfgang Schmidt, Susanne Urban, Bartlomiej Halaczek, Martin Grassl, Christina Maria Zimmermann, Hetty Bigelow, Bernhard Hauke, Harald Kloft nicht im Bild.
Bartlomiej Halaczek und Martin Grassl
Wolfgang Schmidt und Harald KloftIn reger Diskussion
Wolfgang Schmidt und Christina Maria Zimmermann
© Max Sänger
© Max Sänger
© Max Sänger
© Max Sänger
Preisträger 2024
Neuer Herzogsteg über die Altmühl, Fuß- und Radwegbrücke, Eichstätt (D)
Preisträger des Ernst & Sohn Ingenieurbaupreises 2024 ist der neue Herzogsteg über die Altmühl in Eichstätt. Der Herzogsteg führt die Herzoggasse aus der Altstadt über die Altmühl hinweg zu dem sich konisch öffnenden Franz-Xaver-Platz der Neustadt. Die beiden unterschiedlichen Ufersituationen spiegeln sich in der asymmetrisch taillierten Brückengestalt wider. Weitere formgebende Parameter waren die Anforderungen an den Hochwasserabfluss, die Flusshydraulik und die Gründungssituation.
Die beteiligten Ingenieur:innen und Architekt:innen entwarfen ein gestalterisch überzeugendes, schlankes und formoptimiertes Brückentragwerk aus Stahlbeton, das in die beiden Widerlager eingespannt ist. In monolithischer Ortbetonbauweise wurde so ein fugenund lagerloses, integrales Brückenbauwerk geschaffen. Die von ihren Abmessungen eher kleine Fuß- und Radwegbrücke fasziniert mit hohem Innovationsgrad und ihrem prototypischen Ansatz für den Umgang mit Ingenieurbauwerken in Hochwassersituationen: Durch den stromlinienförmigen Querschnitt und die Demontierbarkeit der Geländer wird eine effiziente Hochwasserprofilierung erreicht und die Behinderung des Durchflusses infolge der Ansammlung von Festteilen im Hochwasserfall minimiert.
Die Jury lobt das Bauwerk als herausragendes Beispiel für die Übereinstimmung aus Entwurf und Konstruktion, das von einer entsprechenden konstruktiven Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten zeugt. Das barrierefreie Bauwerk überzeugt nicht nur als Solitär, sondern ist wie selbstverständlich in den städtischen Kontext integriert. Mit dem Herzogsteg wurde folglich höchste Ingenieurbaukunst mit Vorbildfunktion geschaffen.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro:
Bergmeister Ingenieure GmbH
Ausführende Baufirma: Vitus Rieder GmbH & Co. KG
Bauherr: Große Kreisstadt Eichstätt
Ar chitekt: J2M Mayr Metz Architekten Part GmbB
Br ückengeländer: Metallbau Schindler GmbH
Er darbeiten und Straßenbauarbeiten:
Ignaz Schmid GmbH & Co. KG
Spezialtiefbau/Mikropfähle: Stump-Franki GmbH
Stockarbeiten: Rudolf Weikelsdorfer
Auszeichnung 2024
WDL Luftschiffhangar, Mülheim (D)
Die Jury würdigt den Luftschiffhangar in Mülheim an der Ruhr mit einer Auszeichnung.
Das Bauwerk definiert sich von außen durch seine flächige metallische Hülle. Beim Öffnen der Tore zeigt sich ein feingliedrig aufgelöstes Holztragwerk, bestehend aus 15 fachwerkartigen Zweigelenkbögen. Die Primärträger sind mit der Dachhaut zu einem Semi-Monocoque verbunden, sodass auf zusätzliche Bauteile in Längsrichtung und Verbände verzichtet werden konnte. Alle Verbindungen sind durchgängig in Holz ausgeführt. Der hohe Vorfertigungsgrad ermöglichte zudem eine kurze Bauzeit.
Architektonisch überzeugt der Hangar durch die kathedralenhafte Raumwirkung und erinnert damit an frühe Hallenbauten von Freyssinet oder Zollinger.
Die Jury würdigt den ganzheitlichen Ansatz bei Konstruktion und Ausführung zur Schaffung einer besonders nachhaltigen Konstruktion. Mit der Wiedergewinnung von Baustoffen aus vorhandenen Konstruktionselementen, der Wiederverwendung vorhandener Bauteile sowie der sortenreinen Rückbaubarkeit des Bauwerks wurde der gesamte Lebenszyklus in die Planung einbezogen.
Einreicher: Marx Krontal Partner – MKP GmbH
Verantwortliche Ingenieurbüros: Ripkens Wiesenkämper & Marx Krontal Partner – MKP GmbH
Ausführende Baufirma: DERIX/W.u.J. Derix GmbH
Bauherr: Westdeutsche Luftwerbung
Ar chitekt: Smyk Fischer Architekten GbR
Projektleitung & Brandschutzplanung: IB Römling
Ar chitektur (Ausführungsplanung & Bauleitung): GRONAU plan GbR
Planung Maschinentechnik: Dr. Schippke+Partner mbH
Maschinen- & Antriebstechnik: INperfektion
Dacheindeckung/Kalzip: B. Schlichter GmbH & Co. KG
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 5
Neuer Herzogsteg über die Altmühl, Fuß- und Radwegbrücke, Eichstätt
Geleitwort
© Bruno Klomfar
© WDLStefan Lamberty
WDL Luftschiffhangar, Mülheim
Preisträger:
Neuer Herzogsteg über die Altmühl, Eichstätt
© Bruno Klomfar
Aufgabenstellung des Bauherren
Der Herzogsteg befindet sich in der Großen Kreisstadt Eichstätt an einer stadträumlich wichtigen Stelle. Es handelte sich um eine innerstädtische Baumaßnahme für eine Fuß- und Radwegbrücke über die Altmühl als Verbindung zweier Stadtteile. Planungsaufgabe war es, Altstadt und Spitalstadt zu verbinden, eine neue gestalterisch anspruchsvolle barrierefreie Brücke in das bestehende Wegenetz einzubinden und den Anforderungen an Hochwasserabfluss, Flusshydraulik und Baugrund gerecht zu werden.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Das Brückentragwerk besteht aus einem in der Ansicht flach gebogenen, an den Widerlagern eingespannten, plattenförmigen Biegebalken aus Stahlbeton mit maximaler Längsneigung der Fahrbahn von 6 %. Die Rahmenwirkung wird durch geschickt angeordnete Kleinbohrpfähle (GEWI, Ischebeck ⌀78 mm) unter den kräftig ausgebildeten Widerlagern aktiviert. Die Brücke weitet sich im Grundriss in Richtung Franz-Xaver-Platz trompetenförmig auf, sodass die Brückenbreite auf der historischen Stadtseite zur schmalen Herzog-
8 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 Preisträger
© Bruno Klomfar
© Bruno Klomfar
gasse 5,5 m breit ist und auf der Seite zum Platz sich auf 9,8 m aufweitet. Die maximale Plattendicke am Anschnitt zum Widerlager beträgt 90 cm, am Scheitel 50 cm. Die über 30 m freitragende integrale Brücke ist lager- und fugenlos. Die Widerlager werden in die Uferböschung integriert und entfallen als Abflusshindernis vollständig. Beim hundertjährigen Hochwasser liegt die Brücke komplett innerhalb des benetzten Abflussquerschnittes.
Erläuterung
der Gestaltung
Der neue Herzogsteg spiegelt in seiner asymmetrisch taillierten Gestalt die beiden Ufersituationen wider, die er verbindet: Von der Herzoggasse der Altstadt aus weitet sich die Brücke zu der offenen, neu gestalteten Ufersituation der Altmühl und zu dem sich konisch öffnenden Franz-Xaver-Platz der Neustadt.
Wahl der Baustoffe
„Steinerner Steg“: Der steinerne Belag des Platzes und der Herzoggasse setzt sich auf dem Steg fort. Der ganze Steg ist ein monolithischer, gegossener Stein in der Betonfestigkeitsklasse C35/45. Das verzinkte und lackierte Geländer aus Stahl mit Eichenholzhandlauf ist so gefügt, dass es sich bei anbahnenden Hochwasserereignissen innerhalb 20 Stunden in 68 cm lange Elemente leicht und schadensfrei demontieren lässt. Ziel war es, einen Monolithen zu schaffen –robust und wartungsarm, ohne Abdichtung und Belag, einfach nur in Konstruktionsbeton. Die Oberfläche des Betons als Belag wird ge -
stockt. Die Dauerhaftigkeit des Tragwerks wird durch Einsatz von nichtrostender Bewehrung der Güte B500B NR / B670B NR „Top12“ (Werkstoff Nr. 1.4003) und Tiefenhydrophobierung sichergestellt.
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 9 Preisträger 4x M8 Senkkopfschraube 2x Dübel HUS CR 100 680 680 680 1300 120 16 120 16 170 170 100 QUERSCHNITT STEGMITTE M.1:10 AUFSICHT M.1:10 500 1300 870 50 210 120 46 74 126 137 50 Geländerende Ost Handlauf 120/46 Eiche Handlaufbeleuchtung LED-Lichtleiste Radabweiser Geländerende West ANSICHT M.1:10 QUERSCHNITT SOCKELPLATTE M.1:2 ANSICHT M.1:50 Sockelplatten Sockelplatten Bei der Bewehrungsverlegung ist die Lage der Geländerbefestigungsdübel zu beachten. die Bodendose Zuleitung Handlaufbeleuchtung Zuleitung Handlaufbeleuchtung Entwässerung Bodendose Bei der Bewehrungsverlegung ist die Lage der Geländerbefestigungsdübel zu beachten.
Ausgleichsschicht zur Herstellung der notwendigen Ebenheit 680 680 3400 3400 3400 3400 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 680 1020 375 440 375 440 1160 35.380 2253 3430 3430 3430 3430 3430 3430 2200 3430 3433 3430 3430 2200 1010 1110 1300 AUFSICHT M.1:50 ANSICHT M.1:50 Sockelplatten Demontierbare Geländerelemente Demontierbare Holmrelemente Sockelplatten LED-Lichtleisten LED-Lichtleisten © Bergmeister © Bergmeister © Bruno Klomfar
Besondere Ingenieurleistung
Gestalterisch überzeugendes, schlankes, fugen- und lagerloses, integrales Brückentragwerk aus Stahlbeton (wirtschaftlich, effizient, elegant).
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Hohe Robustheit, barrierefrei, ver kehrssicher, hochwasserabflussgerecht, hohe Aufenthaltsqualität, war tungsarm, inspektionsgerecht.
Einreicher/ Verantwortliches Ingenieurbüro Bergmeister Ingenieure GmbH, München
Bauherr
Große Kreisstadt Eichstätt
Architekt
J2M Mayr Metz Architekten PartGmbB, München Ausführende Baufirmen
Brückentragwerk: Vitus Rieder GmbH & Co. KG, Bissingen; Brückengeländer: Metallbau Schindler GmbH, Gornau
10 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 Preisträger
© Bruno Klomfar
© Bruno Klomfar
AUSZEICHNUNG
GROSSARTIGEPROJEKTE HABEN EINE AUSZEICHNUNG VERDIENT
...und engagierte Bauingenieur*innen einen ausgezeichneten Job!
Bewirb dich jetzt!
Wir machen Straßen fürs Leben
strassen.nrw.de/karriere
Stefan Polónyi, Wolfgang Walochnik Architektur
und Tragwerk
Klassiker des Bauingenieurwesens
- ein Buch, das die Erfahrungen einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Architekt:innen und Bauingenieur:innen widerspiegelt
- ergänzter Nachdruck der 1. Auflage aus 2003
Das Buch behandelt den Entwurfs- und Planungsprozess von ausgeführten Hochbauten in der Praxis. Es ist ein Arbeitsbuch für Architekt:innen und Ingenieur:innen und Studierende beider Fachrichtungen.
2022 · 354 Seiten · 300 Abbildungen
Softcover
BESTELLEN
+49 (0)30 470 31–236
marketing@ernst-und-sohn.de
www.ernst-und-sohn.de/3369
ISBN 978-3-433-03369-2 € 29.90* *
Der €-Preis gilt ausschließlich für Deutschland. Inkl. MwSt.
Auszeichnung
© WDL/Stefan Lamberty
Luftschiffhangar, Mülheim an der Ruhr
Aufgabenstellung des Bauherren
Um Wartungs- und Reparaturarbeiten durchzuführen oder es vor Witterung zu schützen, wird das Luftschiff „Theo“ der WDL Luftschiffgesellschaft mbH in einem Hangar untergebracht. Dieser entsprach zuletzt nicht mehr den technischen, energetischen und funktionalen Anforderungen, sodass das Bestandsgebäude zurückgebaut wurde und an gleicher Stelle eine Multifunktionshalle entstanden ist, die dem Luftschiff wie auch 1.500 Personen im Rahmen von Events Platz bietet. Der Neubau entspricht den Kriterien der Kreislaufwirtschaft, wurde größtenteils aus nachwachsenden und recyclingfähigen Baustoffen realisiert und soll DGNB-zertifiziert werden.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Das Primärtragwerk besteht aus 15 gebogenen Zweigelenkrahmen. Ausgeführt als aufgelöste Fachwerkkonstruktion überspannen diese eine Spannweite von 42 m. Die klare Tragwerksstruktur verzichtet auf zusätzliche quer verlaufende Bauteile und Verbände, was durch die Einspannung der Obergurt- und Fachwerkdiagonalen in die Dachschale erreicht wird. Die druckbeanspruchten Bereiche der Untergurte werden durch diese Einspannung und ohne zusätzliche seitliche Abstützungen gehalten und stabilisiert.
Erläuterung
der Gestaltung
Der Neubau spiegelt die prägnante Form des Bestandsbaus wider. Die runde Form weckt zudem Assoziationen an das auf dem Boden stehende Luftschiff. Anstelle des seinerzeit verwendeten Foliendachs tritt nun eine zeitgemäße, recyclingfähige Aluminiumfassade, die sich wie ein Tuch, nahezu vollständig geschlossen, über die hölzerne Konstruktion legt. Lediglich im Westen öffnet sich die Fassade über ein Fensterband, das von innen den Blick auf das Flugfeld freigibt. Die hallenhohen Torflügel an der Ostseite öffnen sich wie ein Theatervorhang zu den Seiten und schaffen eine wirkungsvolle Inszenierung bei Ein- und Ausfahrten.
12 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 Auszeichnung
© XXXXXXXXXXX Luftschiffhangar Mülheim an der Ruhr 02 Plan | DIN A2 Untergurt b/h= 40/24cm Gl24h Streben b/h= 36/20cm Gl24h 3 RegelbereichMitte siehe Detail "B" Regelbereich Unten siehe Detail "A" Höhe Randbalken variiert Obergurt b/h= 40/24cm Gl24h RegelbereichOben sieheDetail"C" sieheRegelbereichMitte Detail "B" Regelbereich Unten siehe Detail "A" Höhe Randbalken variiert RegelbereichOben sieheDetail"C" M.: 1:100 Kalzipdach d= 12cm Stoß Obergurt Stoß Untergurt Stoß Obergurt Stoß Untergurt Stoß Untergurt Stoß Obergurt Schnitt des Regelbinder - Achse E, D, G, H, J, K Stütze b/d= 40/92 -152cm Gl24h 2.00 1.52 +4.11 +25.89 Außenkante Kalzip 76.00°
© WDL-Stefan Lamberty
Wahl der Baustoffe
Den Neubau prägt ein konsequenter Einsatz von Holz und Holzwerkstoffen. Der sortenreine Rückbau wurde bei der Tragkonstruktion berücksichtigt. Der Ansatz der Wiederverwertbarkeit spiegelt sich auch in dem Punkt wider, dass die alten Fundamente gebrochen und als Recyclingmaterial wiederverwendet wurden.
Besondere Ingenieurleistung
Die Fachwerkträger wurden auch an den 592 Knotenpunkten als reine Holzverbindung realisiert. Die zeitgemäße Übertragung einer klassischen zimmermannmäßigen Holznagelverbindung hin zu mehrschnittigen Verbindungsmittelgruppen stellt eine innovative neuartige Verbindungstechnik im heutigen Ingenieurholzbau dar. Die Toröffnung, eine individuelle Maßanfertigung, weist außerdem bemerkenswerte Dimensionen auf: 400 m2 Fläche pro Torflügel mit einem Eigengewicht von je 72 To werden durch vier Elektromotoren und einem Gesamtantriebsdrehmoment von 88.000 Nm bewegt.
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 13 Auszeichnung
© Annika Feuss
© Annika Feuss
© Annika Feuss
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Trotz der Handarbeit erfolgte durch Anwendung der BIM-Methodik und durch den hohen Vorfertigungsgrad eine schnelle Realisierung.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro
Falk Hoffmann-Berling, Marx Krontal Partner –MKP GmbH, Hannover
Tobias Wiesenkämper, Ripkens Wiesenkämper –Ingenieur im Bauwesen, Essen
Bauherr
Westdeutsche Luftwerbung Theodor Wüllenkemper GmbH & Co. KG, Mülheim a.d.R.
Architekt
Entwurfsplanung und Genehmigung: Smyk Fischer Architekten PartGmbB, Mülheim a.d.R
Ausführungsplanung & Bauleitung:Gronau plan GbR, Wegberg
Ausführende Holz-Baufirma
W. u. J. Derix GmbH, Niederkrüchten
14 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 Auszeichnung
© Annika Feuss
© Annika Feuss
Nabil A. Fouad (Hrsg.)
Bauphysik-Kalender 2024
Schwerpunkte: Klimagerechtes Bauen; Brandschutz
- Bewertungstools zum klimagerechten Bauen
- Aktuelles zum sommerlichen Wärmeschutz
- Brandschutz im Holzbau bis zur Hochhausgrenze
Der Bauphysik-Kalender 2024 gibt Praxishinweise für die klimagerechte Planung von Gebäuden aber auch von urbanen Räumen. Es gilt bauphysikalische Prozesse zu verstehen und Potenziale von Konstruktionen gezielt auszuschöpfen. Weiterer Schwerpunkt ist der Brandschutz im Holzbau.
BESTELLEN
+49 (0)30 470 31–236 marketing@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de/30002
* Der
2024
4 / 2024 · ca. 700 Seiten · ca. 40 Abbildungen · ca. 200 Tabellen
Hardcover
ISBN 978-3-433-30002-2 ca. € 159*
Fortsetzungspreis € 139*
eBundle (Print + ePDF)
ISBN 978-3-433-30003-9 ca. € 194*
Fortsetzungspreis eBundle € 169*
Bereits vorbestellbar.
Klimagerechtes Bauen Brandschutz
MwSt.
€-Preis gilt ausschließlich für Deutschland inkl.
Umnutzung Felix Platter-Spital, Basel (CH)
Aufgabenstellung des Bauherren
Das ehemalige Felix Platter-Spital in Basel wurde 1962–1967 erstellt. Eine breite öffentliche Diskussion führte zu einem Schutz des Bestandsbaus und einer Umnutzung in einen genossenschaftlichen Wohnungsbau – das «Miteinanderhaus».
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Das bestehende, äußerst effizient konstruierte Tragwerk besteht aus filigranen Decken, die auf Unterzügen und Wandschotten aufgelagert sind. Das Konzept des Umbaus wurde so entwickelt, dass das bestehende Tragwerk so weit wie möglich respektiert wird. Neben einer Übernahme der vorhandenen Tragachsen wurden die Auf- und Nutzlasten auf die beim Erstellen des Baus berücksichtigten Werte beschränkt, wodurch eine umfassende Verstärkung des Tragwerks vermieden wurde. Im Rahmen einer Erdbebenertüchtigung wurden mittels neuer Treppenhäuser und Korridorwände der Tragwiderstand einfach und effizient erhöht und zusätzlich die drei dilatierten Gebäudeteile kraftschlüssig miteinander verbunden. Die Errichtung des
neuen zweigeschossigen Foyers machte den Abbruch tragender Wandscheiben erforderlich, die die darüberliegenden Geschosse stützen. Zur Sicherung des Gebäudes im Bauzustand wurden temporäre Spriesstürme aus Stahl erstellt. Die diversen Lastumlagerungen erfolgten mittels hydraulischer Pressen, wodurch nennenswerte Verformungen des Bestands vermieden wurden. Für den Endzustand wurde ein statisches System von Abfangscheiben und Stützen gewählt. Die neuen Bauteile wurden unter beengten Verhältnissen zwischen der temporären Notsprießung erstellt, die zweigeschossigen Stützen vorgefertigt und per Lastwagenkran versetzt.
Erläuterung der Gestaltung
Das bestehende Stahlbetongebäude mit den Hauptabmessungen 100 m x 20 m x 35 m wurde in seiner Erscheinung erhalten. In den OG entstanden 130 neue Wohnungen, das EG beherbergt Detailhandel, Gastronomie und Kinderbetreuung. Schlüsselelemente des umgenutzten Spitalbaus sind ein doppelstöckiges Foyer und eine kaskadenartige Treppe vom EG bis aufs Dach.
16 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Ariel Huber
© ARGE Müller Sigrist Rapp Architekten DG 30.63 8.OG / 27.24 7. OG / 23.89 6. OG / 20.54 5.OG / 17.19 4.OG / 13.84 3.OG / 10.49 2.OG / 7.14 1.OG / 3.74 EG / 0.00 1. UG / -3.86 Perspektivenschnitt 1:300
Wahl der Baustoffe
Die Materialwahl leitete sich im Sinne einer Weiterführung der konstruktiven Charakteristik aus der Bestandssituation ab. Der Baustoff Stahlbeton eignete sich ideal für die Bearbeitung der Schnittstellen Bestand–Neubau sowie die zugeschriebenen Funktionen der Bauteile.
Besondere Ingenieurleistung
In einer überzeugenden interdisziplinären Kooperation gelang es, die Transformation eines Baudenkmals erfolgreich umzusetzen. Die Tragwerksplanung fokussierte sich auf einen weitgehenden Erhalt des bestehenden statischen Systems und des Kräfteflusses.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Durch den Erhalt des Tragwerks wurden das anfallende Abbruchmaterial und der Rohstoffverbrauch insgesamt deutlich reduziert. Der Devise «Umnutzen statt Abbrechen» folgend, wurde hier ein vorbildhaftes Modellprojekt realisiert, das exemplarisch das nutzungsspezifische Potenzial historischer Bauten und den ökologischen Wert der Weiternutzung von Bestandsbauten veranschaulicht.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich Bauherr
Baugenossenschaft wohnen&mehr, Basel
Architekt
Müller Sigrist Architekten AG, Zürich
Ausführende Baufirma
Implenia Schweiz AG, Division Buildings –Baumeister Deutschschweiz, Basel
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 17 Shortlist Kandidat
© Ariel Huber
© LüchingerMeyer
© Ariel Huber
© LüchingerMeyer
Aarebrücke, Aarau (CH)
Aufgabenstellung des Bauherren
2009 wurde vom Kanton Aargau ein einstufiger, multidisziplinärer Projektwettbewerb ausgeschrieben. Gesucht waren Vorschläge für die Realisierung einer neuen Brücke als Ersatz für die bestehende Aarebrücke und die Neugestaltung der Uferwege.
Die Beurteilungskriterien waren die Einpassung und Gestaltung, das Tragwerkskonzept, die Umgebungsgestaltung und die Verkehrsqualität.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Die Brücke hat eine Länge von 119 m, eine Hauptspannweite von 44 m und eine Breite von 17,5 m. Die Brückenflanken sind zwischen 90° und 99° geneigt. Die vier Stützmauern im Vorland haben Längen zwischen 45 m und 89 m.
Beim statischen System der Brücke handelt es sich um einen Durchlaufträger mit fünf Feldern. Die Widerlager sind gleitend und die Pfeiler unbeweglich gelagert.
Über den Pfeilerbereichen befinden sich Hohlkastenquerschnitte mit einer auf den inneren Stegen und den seitlichen Flanken aufgeständerten Fahrbahn, welche in den Feldmitten zu einem Vollquerschnitt übergehen. Die seitlichen Flanken tragen in Längsrichtung den größten Teil der Lasten ab.
Die Pfeiler sind auf den Caissons der alten Brücke fundiert. Die Widerlager und Stützmauern sind auf Bohrpfählen abgestellt.
Erläuterung der Gestaltung
Die Optik der Brücke ist von den massiven Steinbauten in Aarau inspiriert. Die leichte Einfärbung des Betons unterstützt den Dialog mit der Umgebung.
Wo der Uferweg von der Brücke überspannt wird, bieten große Öffnungen den Querblick über das Wasser. Auf Seite der Altstadt von Aarau sind eine urbane Promenade mit Bäumen und am nördlichen Uferbereich grüne Blumenwiesenflächen und natürliche Uferbesto
ckung vorhanden.
18 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Marc Gilgen
-
© INGE Pont Neuf Längsschn tt D-D 1:250 n Br�cken-Axe Längsschnitt E-E 1:250 C A B A Aare B A C durch die Hohlräume Mitt S s a WP-W ng ng ng ng ng ng E ässe g B h h Di tt Di tt g L Mi OK Fl b W ng ng ng ng hl hl BSS -ng wässe ung E n sse ss g E B hl b h d kk C b h d kk C Di tt tt b tt L L
Wahl der Baustoffe
Die Brücke und die Stützmauern wurden in Stahlbeton erstellt. Das Betongemisch ist leicht pigmentiert. Alle Bauteile sind schlaff bewehrt. Die Bauteile wurden mittels sägeroher Bretter mit Gatterschnitt geschalt.
Besondere Ingenieurleistung
Die Pfeilerfundamente wurden im Schutz einer vorgängig mit Unterwasserbeton innerhalb der Spundwandkästen erstellten Dichtplatte gebaut.
Die Querschnitte in den Bogenscheiteln und im Bereich der elliptischen Ausschnitte bei den Widerlagern und Pfeilern wurden minimiert. Das Betonvolumen wurde durch die Ausbildung von über den Pfeilern und Widerlagern befindlichen Hohlräumen reduziert.
Die Risseverteilung wird nur mittels schlaffer Bewehrung erreicht.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Die Lager und die Werkleitungen sind von außen für den Betrachter unsichtbar. Die Lager sind zurückversetzt und hinter der Betonkulisse versteckt.
Die enge Zusammenarbeit zwischen den Ingenieuren, Architekten und Landschaftsarchitekten erlaubte die Umsetzung der Vision des Wettbewerbsentwurfs.
Einreicher
WMM Ingenieure AG, Münchenstein (CH)
Verantwortliches Ingenieurbüro
INGE pont neuf: WMM Ingenieure AG, Münchenstein (CH); Henauer Gugler AG, Zürich (CH)
Bauherr
Kanton Aargau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt/ATB, Aarau (CH)
Architekt
Christ & Gantenbein AG, Basel (CH)
Ausführende Baufirma
ARGE Kettenbrücke: Implenia Schweiz AG; Rothpletz, Lienhard+Cie AG; Meier+Jäggi AG; c/o Implenia Schweiz AG, Aarau (CH)
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 19 Shortlist Kandidat
© Marc Gilgen
© Marc Gilgen
© Marc Gilgen
Steg am Königsstuhl, Sassnitz auf Rügen
Aufgabenstellung des Bauherren
Der Königsstuhl befindet sich im Nationalpark Jasmund nahe Sassnitz auf der Insel Rügen. Eine frühere Aussichtsplattform ermöglichte den 300.000 Besuchern im Jahr einen atemberaubenden Blick auf die Ostsee und die beeindruckende Kreideküste. Diese unterliegt jedoch starker Erosion, die durch die Besuchermassen noch deutlich verstärkt wurde. Um den Königsstuhl als Teil des Weltnaturerbes zu erhalten und trotzdem erlebbar zu machen, sollte eine neue Plattform entstehen.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Die über dem Königsstuhl schwebende Plattform ist als auskragende einhüftige Hängebrücke mit elliptischem Grundriss konzipiert. Aufgrund der im Grundriss gekrümmten Form des Überbaus genügt eine einseitige Aufhängung. Über die beiden räumlich gekrümmten Haupttragseile werden die Überbaulasten zur Mastspitze hin abgetragen und von dort über die Abspannseile und den Mast in die Gründung eingeleitet. Die Abspannseile sind über Bügelböcke mit den Abspannfundamenten verbunden.
20 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Timm Allrich
© sbp X=5413478.883 Y=6050665.892 Z= 118.250 Bügelbock und Abspannfundament NORD UK Abspannfundament Bügelbock Zugverankerung über 12 Daueranker als Litzenanker 6 Litzen je 140cm², St1570/1770 Ankerlänge L= ca. 19m Verpresskörper D=150mm L=8,0m 2x Abspannseil VVS-3 Ø120 GALFAN verzinkt Weg Abspannfundament Koppelstäbe +117.350▼ +100.292▼ UK Daueranker +69.400▼ UK Pfahl +89.400▼ UK verbleibende Verrohrung elläfeG %0.2 Mast Tragseil VVS-3 Ø100 GALFAN verzinkt Fundament Abspannseil VVS-3 7 Bohrpfähle Ø 120cm, L = mit 47,85m permanenter Verrohrung L = 27,85m Edelstahl-Hängerseil OSS-E ø28.6 mm Geländeanpassung +117.250▼ 43000 X=5413508.925 Y=6050654.679 Z=120.250 X=5413517.500 Y=6050654.977 Z=156.858 X=5413518.732 Y=6050655.020 Z=162.115 UK Pfahlkopfplatte +122.000▼ +162.115▼ OK Gehweg 40116 Mastspitze 4750 +117.250▼ elläfeG % Geländer Stahl-Hohlkasten mit rutschhemmenden Belag eil X=5413596.355 Y=6050657.720 Z=122.000 UK Pfahlkopfplatte
Die Unterbauten bestehen aus einer massiven Pfahlkopfplatte am Mastfuß sowie zwei Abspannfundamenten für die rückwärtigen Seile. Die Abspannfundamente und das Mastfundament sind unter der Geländeoberfläche verbunden. Die Mastgründung besteht aus sieben, ca. 50 m langen Großbohrpfählen.
Erläuterung der Gestaltung
Aufgrund der Lage im Weltnaturerbe wurde das Bauwerk filigran und elegant gestaltet. Dadurch nimmt es sich vor der beeindruckenden Kulisse zurück. Durch den elliptischen Grundriss entsteht ein Rundweg, der in einer Schleife um das Königsgrab führt. Dadurch ist eine barrierefreie Besichtigung ohne Richtungswechsel und Gegenverkehr möglich.
Wahl der Baustoffe
Das Bauwerk zählt zu den am weitesten auskragenden Besucherplattformen der Welt und ist sehr hohen Windlasten ausgesetzt. Um den Anforderungen gerecht zu werden, war eine Ausführung als Stahlkonstruktion erforderlich. Der geradlinige Überbau trägt zum ruhigen Erscheinungsbild bei und ist robust und wartungsarm ausgeführt. Für die Geländerfüllung wurde ein dezentes, wartungsarmes Seilnetz gewählt, das durch seine Dämpfung die dynamischen Eigenschaften der Plattform verbessert. Der Handlauf wurde aus robustem Accoya-Holz hergestellt.
Besondere Ingenieurleistung
Der Entwurf basiert auf zahlreichen Variantenstudien unter Berücksichtigung der technischen Anforderungen, der barrierefreien Nutzung sowie umwelt- und naturschutzrechtlichen Belangen.
Mit der gewählten Gründung wurde eine Lösung erarbeitet, die die Gründungslasten minimiert und den kritischen Steilküstenbereich nicht zusätzlich beansprucht.
In einem iterativen Prozess wurde, unter Berücksichtigung der Gestaltung, der Überbau so optimiert, dass Windinstabilitäten ausgeschlossen werden konnten.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Durch die Aussichtsplattform wird der Königsstuhl entlastet und sie ermöglicht gleichzeitig eine nachhaltige Erlebbarkeit des einzigartigen Naturphänomens. Zudem bietet sich erstmals ein barrierefreier Zugang.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro schlaich bergermann partner, Berlin Bauherr
Stadt Sassnitz vertreten durch BIG Städtebau GmbH, Kronshagen
Bauleitung
Ingenieurbüro Küchler GmbH, Stralsund; Architekturbüro GbR Ilona und Hartmut Pieper, Ostseebad Binz
Bauüberwachung
IBK MV GmbH, Stralsund Ausführende Baufirma
flz Stahl- und Metallbau Lauterbach GmbH, Putbus
Stahlbau Brückendeck: Ostseestaal GmbH & Co. KG, Stralsund
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 21 Shortlist Kandidat
© Laura Schmidt
© Timm
Allrich
© Timm
Allrich
Okavango River Bridge Mohembo Village, Botsuana
Aufgabenstellung des Bauherren
Große Teile des Okavango-Deltas sind sehr schwer erreichbar. Die Autofähre im Norden kann nur zwei Fahrzeuge gleichzeitig aufnehmen. Um den nordöstlichen Teil des Deltas auch für den Autoverkehr zu erschließen, sollte eine feste Brückenverbindung errichtet werden. Die Brücke liegt neben der jetzigen Fährverbindung, da der breite Fluss mit seinen unzugänglichen Ufern eine Querung an anderer Stelle unmöglich macht.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Die symmetrische, zweihüftige Schrägseilbrücke mit 200 m Stützweite ist Teil eines 1.161 m langen Brückenbauwerks. Der Regelquerschnitt hat eine Gesamtbreite von 12,40 m. Er nimmt die beiden Fahrbahnen mit jeweils 3,35 m Breite sowie ca. 1,80 m breite Gehwege auf, die durch Betonschutzwände von den Fahrbahnen getrennt werden. Die Vorlandbrücken mit gleichem Querschnitt haben Regelstützweiten von 35 m. Die Stützweiten der Seitenfelder der Strombrücke betragen jeweils 100 m.
Erläuterung der Gestaltung
Die Idee der Gestaltung sind A-Pylone in der Form von sich kreuzenden Elefantenzähnen als Torcharakter, der den Eingang zum Okavango-Delta darstellt. Elefantenzähne symbolisieren das Land Botsuana. Der Elfenbeinfarbton unterstreicht den Symbolcharakter. Die ruhige Gesamterscheinung der Brücke passt sich sehr gut in das landschaftlich atemberaubende Umfeld ein.
22 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Grassl
100 m 14.40 m 200 m 100 m NN +1004 m NN +995 m Ø3.00 m Ø3.00 m 53 m NN +1048 m 11.90 m 100 m 200 m 100 m NN +1048 m
Grassl
©
Grassl
©
Wahl der Baustoffe
Der Überbau wurde als Stahlbetonverbundüberbau mit Teilfertigteilplatten mit Ortbetonergänzung erstellt. Alle Montagestöße wurden als geschraubte vorgespannte Verbindungen mit einem Sonderschraubensystem ausgeführt. Dies verringerte Fehlerquellen bei der Aufbringung der Vorspannung und erlaubte eine visuelle Kontrolle. Die Pylone bestehen aus geschweißten und geschraubten rundgewalzten Stahlblechen. Die Seile wurden als Parallellitzenseile ausgeführt. Die Unterbauten und Gründungselemente wurden aus Stahlbeton in Ortbetonbauweise hergestellt.
Besondere Ingenieurleistung
Die Fertigung der Pylone musste genau untersucht werden – bei einem veränderlichen und gekrümmten Querschnitt beim Baustoff Stahl eine Herausforderung. Die Pylone wurden aus Stahlschüssen
hergestellt, die durch konische Walzen in Form gebracht und dann längs verschweißt wurden. Die Kegelstümpfe wurden polygonal verschweißt bzw. verschraubt. Durch Visualisierungen und ein 3-D-Modell wurde die sichtbare Abweichung von der ideal gekrümmten Form als vernachlässigbar bewertet. Die gesamte Brücke wurde mit Schiff und Lkw auf die Baustelle transportiert. Vor Ort entstand eine Feldfabrik für die Fertigteile. Die Maßnahme wurde mit über 85 % größtenteils ungelernten, einheimischen Arbeiter:innen in der Wüste unter schwierigen Randbedingungen umgesetzt.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Die Brücke ermöglicht die Erschließung der östlichen Bereiche des Deltas. Sie bringt Sicherheit und eine verlässliche Querung. Entstanden ist eine Brücke mit einem hohen Symbolcharakter, welche die Einwohner Botsuanas emotional erreicht und sie stolz macht.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro
Ingenieurbüro Grassl GmbH, Hamburg
Bauherr
Government of the Republic of Botsuana, Roads Department, Gaborone, Botsuana
Entwurf
Ingenieurbüro Grassl GmbH, Hamburg
Ausführende Baufirma
Itinera / Cimolai J.V., Tortona, Italien
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 23 Weitere Einreichungen
© Grassl
©
Grassl
©
Grassl
Neubau
Tiefgarage Thomas-Wimmer-Ring, Altstadtring, München
Aufgabenstellung des Bauherren
Unter dem Thomas-Wimmer-Ring in München war eine dreigeschossige Tiefgarage als Ersatzbau für das Parkhaus in der Hildegardstraße zu errichten. Insgesamt sollten 520 Stellplätze entstehen. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt über zwei Zufahrtsrampen direkt vom Thomas-Wimmer-Ring. Die Ausfahrt erfolgt über eine Ausfahrtrampe, welche ebenfalls direkt an den Thomas-Wimmer-Ring mit Fahrtrichtung nach Norden anschließt. Zusätzlich gibt es vier Haupttreppenhäuser mit Aufzügen und zwei weitere Fluchttreppenhäuser.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Das statische System der Tiefgarage bilden Stahlbetondecken, welche auf Außenwänden und Innenstützen aus Stahlbeton aufliegen. Die Gründung der Tiefgarage erfolgt über eine elastisch gebettete Bodenplatte aus Stahlbeton. Die Stahlbetondecken als Flachdecken weisen Verstärkungen zu den Auflagern durch Vouten auf. Die Außenwände sind biegesteif mit den Stahlbetondecken verbunden. Die
gesamte Stahlbetonkonstruktion wurde als WU-Konstruktion gemäß WU-Richtlinie ausgeführt. Der Durchmesser der Rundstützen beträgt 90 cm.
Erläuterung der Gestaltung
Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt über zwei Zufahrtsrampen von dem jeweils rechten Fahrstreifen des Thomas-Wimmer-Rings in Nord- bzw. Südrichtung in die Tiefgarage. Die Ausfahrt aus der Tiefgarage erfolgt über eine Ausfahrtrampe in Richtung Norden. Diese Ausfahrt bindet direkt an die rechte Fahrspur des Thomas-Wimmer-Rings an. Die innere Erschließung erfolgt über einen Ringverkehr in einem Einbahnsystem mit Fahrgassen zwischen den Parkflächen. Die Zu- und Ausfahrt von den unteren Ebenen erfolgt über innenliegende Wendelrampen. Die Erschließung für Fußgänger erfolgt über vier Haupttreppenhäuser mit Aufzügen. Die neue Fußgängerunterführung unter dem Thomas-Wimmer-Ring ist in die Tiefgarage mit Blickkontakt integriert und trägt mit Angeboten wie Paketfächern und Leihfahrrädern zum Mobilitäts-Hotspot bei.
24 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© ISP Scholz
ISP-Scholz
©
Wahl der Baustoffe
Aufgrund der größtenteils unterirdischen Baukonstruktion mit den entsprechenden Anforderungen an Wasserundurchlässigkeit wurde als Hauptbaustoff Stahlbeton vorgesehen.
Besondere Ingenieurleistung
Die Ausbildung der Tiefgarage erfolgt als Grundwasserwanne (weiße Wanne). Mit einer bis zu 13 m tiefen Baugrube umfasste der Erdaushub 70.000 m 3. Zur Aufrechterhaltung des Verkehrs erfolgte die Herstellung in zwei Abschnitten. Der östliche Teil wurde in offener Bauweise mit mehrfach rückverankerter Baugrubenwand erstellt, der westliche Teil musste aufgrund der Nähe der vorhandenen Bebauung in Deckelbauweise mit Aushuböffnungen erstellt werden.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Als Ersatz für das alte Parkhaus in der Hildegardstraße befreit die neue Tiefgarage unter dem Thomas-Wimmer-Ring die Altstadt Münchens vom Individualverkehr. Die Parkmöglichkeit am Altstadtrand ermöglicht es, dass die Geschäfte und Kulturstätten innerhalb der Altstadt schnell zu Fuß erreicht werden können.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro
ISP-Scholz Beratende Ingenieure AG, München Bauherr
Wöhr und Bauer Parking GmbH, München Architekten
ISP-Scholz Beratende Ingenieure AG, München; Architekturbüro Roland Neef, Unterhaching; Steidle Architekten, München; Jühling Architekten, München Ausführende Baufirma: Köster GmbH, Grasbrunn
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 25 Weitere Einreichungen
© ISP Scholz
© ISP Scholz
© ISP Scholz
Neuer Bogen über
altem Bogen – Erneuerung der Echelsbacher Brücke über das Ammertal
Aufgabenstellung des Bauherren
Die 1929 fertiggestellte Brücke liegt an der Grenze der Landkreise Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen. Das Bauwerk überführt mit einer Länge von 183 m und einer Höhe von 76 m über Talgrund die Bundesstraße 23 über die Ammer. Tragendes Element sind die beiden charakteristischen Bögen. Diese haben eine Spannweite von 130 m und eine Bogenhöhe von 32 m. Die Baukonstruktion ist seinerzeit als Melan-Bauweise in die Baugeschichte eingegangen. Wegen komplexer Randbedingungen und zum Teil divergierender Anforderungen der Beteiligten an ein mögliches Lösungskonzept entschloss sich das Staatliche Bauamt Weilheim, einen einphasigen Planungswettbewerb als Realisierungswettbewerb durchzuführen.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Das Haupttragwerk bildet ein extrem schlanker Bogen mit einer Breite von 8,80 m am Bogenscheitel und maximal 10,15 m am Bogenkämpfer. Die Bogenspannweite beträgt 140,00 m bei einem Bogenstich von 32,00 m. Die Schlankheit ist mit 1/175 außerordentlich hoch.
Erläuterung der Gestaltung
Ziel des Entwurfes ist, den Fortschritt der Bautechnologie zu nutzen, um einerseits die komplexen Vorgaben ganzheitlich zu erfüllen, andererseits die Ingenieurbaukunst der Bestandsbrücke in ein modernes Bauwerk zu übertragen. Die gewählte Form des schlanken, abgesetzten Gewölbebogens, der den Bestandsbogen schützend überspannt, stellt eine Neuinterpretation des bestehenden Tragwerks dar und ist als Lösung einzigartig.
Wahl der Baustoffe
Es wurde konsequent ein Baustoff – Stahlbeton – eingesetzt. Dieser Einsatz ist bei diesem Bauvorhaben sinnvoll und nachhaltig, da dadurch eine äußerst robuste und dauerhafte semiintegrale Stahlbetonbrücke gebaut werden konnte.
26 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
INGENIEURE
© DR. SCHÜTZ
© DR. SCHÜTZ INGENIEURE
INGENIEURE
© DR. SCHÜTZ
Besondere Ingenieurleistung
Die Idee für die neue Tragkonstruktion bestand darin, einen leichten Bogen über die bestehenden Bögen zu bauen, sodass diese die Lasten im Bauzustand sicher tragen können. Durch den gewählten Bauvorgang, bei dem der neue Bogen unter Verwendung der bestehenden denkmalgeschützten Bögen als Traggerüst betoniert wurde, konnte die Wirtschaftlichkeit der Lösung erheblich verbessert werden.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Eine besondere Anforderung an Bauingenieur:innen ist, dass wir Prototypen entwerfen, die nicht in Vorserien getestet werden können. In dem Wettbewerb wurde der Vorschlag, die Teilerneuerung der Echelsbacher Brücke in dieser besonderen Weise herzustellen, mit dem 1. Preis ausgezeichnet und dann beauftragt. Die ausgeführte Lösung zeigt als positives Beispiel, dass wir Bauschaffenden auch heute noch imstande sind, ungewöhnliche und komplexe Aufgaben zu lösen.
Nach der Teilerneuerung stehen nun in unverwechselbarer Form zwei Bauwerke „im Dialog“. Das neue moderne, das den Verkehr sicher und dauerhaft über das Tal führt, und das verbleibende alte, das als Zeitzeuge einer technischen Meisterleistung nachhaltig durch das neue Bauwerk geschützt wird.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro DR. SCHÜTZ INGENIEURE, Kempten Bauherr
Staatliches Bauamt Weilheim, 82362 Weilheim in Oberbayern Architekt
KRP Architektur GmbH, Berlin Ausführende Baufirma
STRABAG AG Direktion IC, Ingenieurbau Österreich, Thalgau, Österreich
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 27 Weitere Einreichungen
©
René Legrand
INGENIEURE
© Retzlaff © DR. SCHÜTZ
Schulgebäude mit Dreifachsporthalle, Maria-Ward-Schule, Nürnberg
Aufgabenstellung des Bauherren
Der im Jahr 2012 ausgelobte Wettbewerb hatte zur Aufgabe, ein umfangreiches Raumprogramm für die drei eigenständigen Schulen und für den Ganztagsunterricht sowie für eine Sporthalle in die Planung zu integrieren. Durch die Umstellung der Schule auf ein reformpädagogisches Konzept, das freie Lerngruppen vorsieht, waren zusätzlich ergänzende Lern- und Arbeitsräume auf allen Ebenen vorzusehen.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Das Schulgebäude besteht aus einer massiven Stahlbetonkonstruktion mit Erdgeschoss, bis zu drei Obergeschossen und größtenteils zwei Untergeschossen. Die Lastabtragung erfolgt über Stahlbeton -
stützen bzw. -wände. Die Stahlbetonwände in den Obergeschossen tragen die Lasten als System aus wandartigen Trägern ab. Die Sporthalle befindet sich zentral im Gebäude unter dem Pausenhof im 1. und 2. Untergeschoss. Das Dachtragwerk der Turnhallen, das gleichzeitig den Fußboden für den Pausenhof bildet, ist als vor Ort gefertigte vorgespannte Rippendeckenkonstruktion mit einer maximalen Spannweite von 24,3 m ausgeführt.
Erläuterung der Gestaltung
Das drei- bzw. viergeschossige Gebäude ist als ein kompakter, homogener Baukörper in einem heterogenen innerstädtischen Umfeld gestaltet. Die Identität des Gebäudes entsteht durch die räumliche Umsetzung des innovativen Lernkonzepts nach den Elementen der „Neuen Lernwelt“.
28 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Laura Thiesbrummel
© Oliver Heinl
© Oliver Heinl
Wahl der Baustoffe
Alle tragenden Bauteile sind als Stahlbetonkonstruktionen erstellt, größtenteils in hochwertiger Sichtbetonqualität. Der Sichtbetonfassade wurde aus gestalterischen Gesichtspunkten Abbruchklinker des Vorgängergebäudes beigemischt. Im Bereich des Atriums sowie in der Fassade wurden Echtmessingflächen eingesetzt.
Besondere Ingenieurleistung
Eine besondere Ingenieurleistung war die Planung des Bauablaufs für die Herstellung der weit spannenden Fertigteilbinder. Diese wurden vor Ort auf dem Sporthallenboden betoniert und nach dem Abbinden mithilfe eines Autokrans in ihre finale Lage eingebracht. Durch die Fertigung vor Ort und den damit verbundenen Bauablauf war es möglich, die Fertigteilbinder wirtschaftlich, ohne Transportlogistik und ohne lange Kranstandzeiten herzustellen und einzubauen.
Eine weitere besondere Ingenieurleistung war die Planung der Umschließung der Baugrube nahe des Flusses Pegnitz, der durch Nürnberg fließt. Es galt, die Erdbewegungen auf einem Minimum zu halten und mit Ressourcen schonend umzugehen.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Die Erstellung der Fertigteilbinder vor Ort auf dem zukünftigen Sporthallenboden führte zu einem effizienten Bauablauf. Durch die Verbauplanung mit der überschnittenen Bohrpfahlwand konnten die Erdbewegungen auf einem Minimum gehalten werden und zudem konnte durch die teilweise Nutzung der Baugrubenumschließung zur Lastabtragung des fertiggestellten Gebäudes Material eingespart werden. Insgesamt trug die Ingenieurleistung zu einem nachhaltigen und kostenoptimierten Bauablauf bei.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro TRAGRAUM Beratende Ingenieure PartmbB Bauherr
Erzbischöfliches Ordinariat Bauamt, Bamberg Architekt
H2M Architekten + Stadtplaner GmbH, Kulmbach Ausführende Baufirma ihb Product GmbH, Schleusingen
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 29 Weitere Einreichungen
© Laura Thiesbrummel
© Laura Thiesbrummel
© Oliver
Heinl
© Oliver Heinl
Vierzügige Grundschule mit integrierter Zweifachsporthalle, München
Aufgabenstellung des Bauherren
Zu planen waren eine Vierzügige Ganztagsgrundschule auf einem innerstädtischen Grundstück in dem Stadtentwicklungsprojekt Werksviertel in München. Sie sollte Platz für ca. 450 Schüler, eine Zweifachsporthalle sowie eine Wohnung für die technische Hausverwaltung bieten. Grundlage waren die Vorgaben des Münchener Lernhauskonzeptes.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Aus dem kompakten Gebäudeentwurf und aus der erforderlichen Anordnung der verschiedenen Nutzungen ergab sich die ingenieurtechnisch anspruchsvolle Überbauung der Sporthalle. Diese wurde durch eine Plattenbalkenkonstruktion mit sieben Tragachsen, von denen sich fünf über der Sporthalle und zwei auf den Außenwänden befinden, realisiert. Die 5 m hohen Plattenbalken wurden in ein vollständig nutzbares Konstruktionsgeschoss integriert.
Erläuterung der Gestaltung
Die Objektplaner entwarfen nach der Untersuchung verschiedener Lösungsmöglichkeiten einen rechteckigen Gebäudegrundriss. Mit einem klar gegliederten, gleichmäßigen sowie doppeltsymmetrischen Gebäuderaster fasst der Entwurf die Organisation der verschiedenen Nutzungsanforderungen in einem kompakten Baukörper zusammen. Die notwendige Zweifachsporthalle wurde in den Entwurf ebenso integriert wie die Mensa, der Musiksaal für Veranstaltungen und die notwendige Wohnung für die technische Hausverwaltung.
Wahl der Baustoffe
Das Gebäude ist eine monolithisch, ohne Bewegungs- oder Gebäudefugen ausgeführte Stahlbetonkonstruktion.
30 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© BECKERLACOUR
© BECKERLACOUR
Besondere Ingenieurleistung
Für die Integration der Zweifachsporthalle in das Gesamtvolumen und zu ihrer Überbauung wurden umfangreiche Varianten und Lösungsansätze, wie Unterzugsdecke (einachsiger Lastabtrag), Trägerrost (zweiachsiger Lastabtrag), vorgespannte Unterzugsdecke bzw. Trägerrost, Fachwerkträger über drei Stockwerke sowie in ein Konstruktionsgeschoss integrierte Plattenbalken untersucht. Diese Variantenuntersuchungen führten zu dem letzten Endes realisierten Tragwerk der in das Konstruktionsgeschoss integrierten Plattenbalken.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Mit dem Bau der Grundschule Haager Straße im Werksviertel ist es gelungen, ein nachhaltiges, ressourcensparendes und kosteneffizientes Gebäude umzusetzen, in dem die unterschiedlichen räumlichen Nutzungsanforderungen platzsparend in einer minimalen Gebäudekubatur untergebracht sind. Dies war nur durch die Ingenieurleistung und in enger Zusammenarbeit mit Bauherren, Nutzer, Architekten sowie den weiteren an der Planung beteiligten Fachplanern möglich.
Im Einzelnen lag der wesentliche positive Aspekt der Ingenieurleistung darin, dass aufgrund der Nutzbarmachung des notwendigen Konstruktionsgeschosses über der Zweifachsporthalle zusätzliche Klassenräume und die erforderliche Wohnung in das Schulgebäude integriert werden konnten. Hierdurch wurde weitere Gebäudekubatur eingespart und es wurden zusätzliche Baugrundversiegelungen vermieden.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro
TRAGRAUM Beratende Ingenieure PartmbB, Oberschleißheim
Bauherr
Landeshauptstadt München
Architekt
Raum und Bau Planungsgesellschaft mbH, München
Ausführende Baufirma
Josef Hebel GmbH & Co. KG, München
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 31 Weitere Einreichungen
© Oliver Heinl
©
©
BECKERLACOUR
BECKERLACOUR
Neubau SOS-Kinderdorf und -Familienzentrum, Hamburg
Aufgabenstellung des Bauherren
Mit diesem Gebäude sollte nicht nur ein innerstädtisches SOS-Kinderdorf geschaffen werden, sondern ebenso ein Familienzentrum als Ort der Begegnung für Familien, für Bildung und zur Unterstützung von Familien. Räumlich sind die Bereiche des introvertierten SOS-Kinderdorfes von dem öffentlichen Familienzentrum getrennt angeordnet.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Resultierend aus dem beengten Baugrundstück und den Vorgaben eines ambitionierten Raumprogramms inklusive Schaffung eines überdachten Außenspielbereichs erfolgte ein konstruktives Umsetzen in eine Brücke, auf der sich der Wohnbereich befindet. Diese „Wohnbrücke“ überspannt und überdacht den Außenspielbereich. Konstruktiv wirkt dieser Gebäudeabschnitt als Gesamtsystem. Daher wurde im Bauzustand eine enge Unterstützung mit Baustützen benötig, bis der Rohbau des gesamten Gebäudes errichtet war.
Erläuterung der Gestaltung
Der Neubau legt sich mit seinem L-förmigen Grundriss städtebaulich eng um die Frohbotschaftskirche, die heute in großen Teilen als Kinderhaus genutzt wird. Die beiden mehrgeschossigen Baukörper des Gesamtgebäudes sind über den dazwischen liegenden, eingeschossigen Erdgeschossbereich, der die Blickachse zum Kirchturm zulässt, verbunden.
Wahl der Baustoffe
Die konstruktiv lastabtragenden Bauteile sind als Stahlbetonkonstruktionen erstellt. Aus dem denkmalgeschützten Umfeld mit den für Hamburg typischen roten Backsteinfassaden ergab sich die Aufnahme der Materialität und Farbgebung der Umgebungsbebauung in der Fassadengestaltung mit den vorherrschenden Farben rot und weiß. Das klassische Material – gebrannter Ton – wurde bei gleicher Materialität in eine neue Formensprache transferiert.
32 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Klaus Frahm
© Modell: TRAGRAUM Ingenieure PartmbB
© CARSTEN ROTH ARCHITEKT
Besondere Ingenieurleistung
Die für den überdachten Außenspielplatz gewünschte Stützenfreiheit sollte bei den vorgegebenen Geschoss- und Konstruktionshöhen des Wohnriegels über Flachdecken mit gleicher Stärke zu den restlichen Gebäudebereichen realisiert werden. Da die benötigten Spannweiten hierfür prinzipiell zu groß waren, wurde im Tragwerksentwurf das räumliche Brückentragwerk vorgegeben.
Die Wandscheiben, Brüstungen und Stürze in der Fassadenebene übernehmen als mehrgeschossige wandartige Träger bzw. Vierendeelträger die Funktion der Brückenhauptträger. Die Auflagerung der Brückenträger erfolgt auf der freistehenden Erdgeschosswand als Widerlagerbank sowie auf der gegenüberliegenden Seite auf den Stützen des Erdgeschosses.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Besonderheit bei diesem Projekt ist die Realisierung eines Gebäudeteils als Brückenbauwerk, das die Lasten aus den darüber liegenden
drei Geschossen ableitet. Hierdurch konnte der überdachte Außenspielplatz im offenen Erdgeschoss mit der gewünschten Stützenfreiheit realisiert werden. Gleichzeitig wurden die vorgegebenen Geschoss- und Konstruktionshöhen des Wohnriegels mit Flachdecken gleicher Stärke zu den restlichen Gebäudebereichen eingehalten.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro TRAGRAUM Beratende Ingenieure, Nürnberg Bauherr
SOS Kinderdorf e.V., München
Architekt
CARSTEN ROTH ARCHITEKT, Hamburg
Ausführende Baufirma Urbach GmbH, Hamburg
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 33 Weitere Einreichungen
© Klaus Frahm
© Klaus Frahm
© Klaus Frahm
Neubau der Rheinbrücke, Hard-Fußach
Aufgabenstellung des Bauherren
Das bestehende Bauwerk entsprach nicht mehr den Anforderungen. Der Brückenquerschnitt genügte den Verkehrsbedürfnissen nicht mehr und das Bauwerk befand sich in einem schlechten Erhaltungszustand. Ein Neubau wurde unter Berücksichtigung des Hochwasserschutzes, des gering tragfähigen Baugrunds und der Aufrechterhaltung des Verkehrs geplant.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Mit Einzelstützweiten von 50 m–125 m–50 m–30 m erstreckt sich das semi-integrale Bauwerk über eine Gesamtlänge von 255 m. Der Überbau besteht aus einer luftdicht geschweißten Stahlverbundkonstruktion, die im Taktschiebeverfahren eingeschoben wurde. Die Überspannung wurde mit 20 harfenförmig angeordneten Schrägseilen ausgebildet als Litzenbündelseile ausgeführt. Aufgrund der Nähe zur Fahrbahn wurde ein Brandschutzsystem entlang der Seile erforderlich. Die Pfeiler haben einen rautenförmigen Querschnitt an der Unterkante und entwickeln sich zur rechteckigen Grundrissform am Pfeilerkopf. Das westliche Widerlager ist integral ausgeführt, während das andere Widerlager Längsdehnungen aufnehmen kann.
Erläuterungen der Gestaltung
Die Extradosed-Brücke beeindruckt mit ihrer architektonischen Einzigartigkeit. Ihr überspannter Balken verleiht ihr ein filigranes und modernes Erscheinungsbild sowie schlichte Eleganz. Die Brücke bewahrt ihre Eigenständigkeit durch reduzierte Stützpunkte und Rücksicht auf die Landschaft. Überbau und Tragwerk harmonieren visuell und verleihen dem Gesamtbild eine natürliche Ausgewogenheit, die flache Gestaltung der Zugglieder und niedrigen Masten bilden eine unverwechselbare Form.
Wahl der Baustoffe
Der schlecht tragfähige Baugrund erforderte leichte Materialien. Der Überbau und die Masten bestehen aus luftdicht verschweißten Kästen aus Baustahl. Die Unterbauten sind aus Stahlbeton ausgeführt. Die semi-integrale Bauweise und die korrosionsschutzgerechte Gestaltung gewährleisten eine stabile, langlebige und wartungsarme Konstruktion.
34 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 Weitere Einreichungen
© Bastian Kratzke
© LAP Grundriss Längsschnitt
Besondere Ingenieurleistungen
Die Extradosed-Brücke kombiniert die Tragverhalten von Spannbetonbalken- und Schrägkabelbrücken. Die Planung und die Umsetzung dieses Projekts waren aufgrund der komplexen Umgebungsfaktoren anspruchsvoll. Die Brücke musste auf wenig tragfähigem Boden im Flussbett gegründet werden. Zusätzlich mussten extreme Hochwasserszenarien berücksichtigt und die neue Brücke für ein 300-jährliches Hochwasserereignis ausgelegt werden.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Die Überspannung oberhalb der Fahrbahn ermöglichte eine äußerst schlanke und filigrane Überbauform. Die flache Gestaltung der Zugglieder und niedrigen Masten verleihen ihr eine einzigartige Erscheinung, die modern und elegant ist. Die Proportionen der Tragwerksüberspannung harmonieren optimal mit der Gesamtkonstruktion und fügen sich visuell in die umgebende Landschaft ein. Der Entwurf erfüllt höchste gestalterische Anforderungen und bewältigt erfolgreich die technischen Herausforderungen des Bauablaufs und der komplexen Tragstruktur.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro
Leonhardt, Andrä und Partner + Schimetta Consult, Stuttgart, Linz (A)
Bauherr
Amt der Vorarlberger Landesregierung, Feldkirch (A)
Architekt
Dissing+Weitling, Kopenhagen (DK)
Ausführende Baufirma
HABAU + MCE + Wilhelm + Mayer, Linz, Götzis (A)
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 35 Weitere Einreichungen
© Moritz Menge
© Bastian Kratzke © LAP
Erlebnis-Hus, Sankt Peter-Ording
Aufgabenstellung des Bauherren
Es sollte eine nachhaltige und innovative Lösung für ein neues Kurhaus in Sankt Peter-Ording entstehen.
Das neue Spielhaus bildet den Abschluss der erweiterten Strandpromenade. Es dient allen Altersgruppen und soll überregional eine starke Identität ausstrahlen.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Das Erlebnis-Hus besteht aus einem 28,0 m x 32,6 m großen fünfgeschossigen Holzskelettbau sowie einem circa 103,5 m langen und 4,5 m breiten Holzsteg, der das Gebäude mit der Deichkrone verbindet. Alle Bauteile besitzen dasselbe Rastermaß von 4,5 m x 4,5 m. Die Konstruktion besteht aus einer Stützen- und Trägermatrix aus Brettschichtholz, in die fünf Kuben aus Brettsperrholz in verschiedenen Höhen und Positionen eingeschoben sind. Der Erschließungskern aus Stahlbeton mit Aufzug, Treppen und Infrastrukturräumen steift die Holzkonstruktion aus. Die Gründung erfolgte auf Einzel- und Streifenfundamenten.
Erläuterung der Gestaltung
Das Gebäude ist eine Neuinterpretation der ortstypischen Pfahlbauweise. In den fünf in die Skelettstruktur eingeschobenen Kuben sind verschiedene Nutzungen untergebracht. Die Kuben sind dreiseitig mit einer vorgehängten Holzfassade umschlossen und öffnen sich jeweils auf einer Seite mit übergroßen Fenstern in die Landschaft.
Wahl der Baustoffe
Das Gebäude wurde als Holzskelettbau mit Gl24h konzipiert. Deckenplatten wurden als Vollholzelemente in 12 cm BSPH vorgefertigt und wie alle nicht gekapselten Bauteile auf 60-minütigen Abbrand bemessen. Die Nebenträger mit b/d = 20/40 cm spannen über 4,5 m und liegen auf seitlich an die Stützen angeschlossenen Hauptträgern mit b/d = 20/40 cm auf. Die Stützen wurden durchgängig in 26/26 cm in Gl24h – Gl28c ausgeführt.
Zusätzlich zum Kern benötigte Aussteifungsblöcke in den Stützenachsen wurden aus Stahl gefertigt.
36 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
Jan Bitter
©
© Jan
© Jan Bitter
Bitter
Alle Bauteilanschlüsse, die der Lastabtragung und der Aussteifung dienen, wurden durch Überdeckung bzw. Brandschutzanstrich geschützt.
Die Dauerhaftigkeit der Holzbauteile in der GK 3.2 ist durch die Wahl sibirischer Lärche sichergestellt.
Besondere Ingenieurleistung
Die Herausforderung bestand darin, die Skalierung der typischen Pfahlbauten auf dem Strand von St. Peter-Ording zu einem fünfgeschossigen Gebäude mit allen dazugehörigen statischen und bauphysikalischen Anforderungen umzusetzen. Es wurde ein einheitliches Tragsystem mit Details entwickelt, welche den Anforderungen an Tragfähigkeit, Dauerhaftigkeit bei Meerluft und Feuerwiderstand R60 genügen.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Basierend auf historischen Vorbildern wurde eine moderne und einfache Struktur entwickelt. Die uniforme Detaillösung kann durch leichte Variation der Zangenausbildung und Variation der innenliegenden Verbindungsmittel unterschiedlich hohe Laststufen abtragen. Aufgrund der Zangenstruktur konnten einheitliche und wirtschaftliche Holzquerschnitte verwendet werden.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro ifb frohloff staffa kühl ecker Beratende Ingenieure PartG mbB, Berlin
Bauherr
Tourismus-Zentrale, St. Peter-Ording Architekt
Holzer Kobler Architekturen Berlin GmbH, Berlin
Ausführende Firma
HC HAGEMANN GmbH & Co. KG, Hamburg
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 37 Weitere Einreichungen
Jan Bitter
©
© Jan
Bitter © Jan
Bitter
Fußgängerbrücke über den Stadtgraben zur Thainburg, Naumburg (Saale)
Aufgabenstellung des Bauherren
Die Fußgängerbrücke zur Thainburg in Naumburg (Saale) zählt zu den ersten Eisenbetonbrücken in Monier-Bauweise in Deutschland. Fehlende Unterhaltungsmaßnahmen und eine unzureichende Abdichtung führten zu erheblichen Korrosionsschäden. Die Brücke musste statisch ertüchtigt werden, wobei das Tragwerk so weit wie möglich erhalten bleiben sollte, um seiner technischen und historischen Besonderheit gerecht zu werden.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Das Tragwerk besteht aus einem 14,4 m weiten Stahlbetonbogen mit einem Stichmaß von 1,8 m und einer Scheitelhöhe von 4,0 m. Der Bogen hat eine Dicke von 16 cm im Scheitel, erweitert sich auf 28 cm im Auflagerbereich und trägt das statische Gewicht allein. Um einen
Abriss der Struktur zu vermeiden, wurde eine 9 bzw. 6 mm dünne Carbonbetonschicht an Unter- und Oberseite der Brücke aufgebracht, um sämtliche auftretenden Zugbeanspruchungen im Brückentragwerk abzutragen und eine Abdichtung zu gewährleisten.
Erläuterung der Gestaltung
Durch den Einsatz des innovativen Baustoffs Carbonbeton konnte eine technische und wirtschaftliche Lösung erzielt werden, die das denkmalgeschützte Erscheinungsbild bewahrt und die statischen Mängel beheben. Die Anwendung des CARBOrefit ® -Verfahrens –bestehend aus Feinbeton mit einem Größtkorn von 1 mm sowie korrosionsbeständigen Carbongittern als Bewehrung – ermöglichte mithilfe von millimeterdünnen Verstärkungsschichten den Erhalt der Thainburgbrücke.
38 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© CARBOCON GMBH
© CARBOCON GMBH
Wahl der Baustoffe
Eine Lösung für diese Sanierung bietet der hochleistungsfähige und ressourceneffiziente Werkstoff Carbonbeton, welcher sich durch Korrosionsbeständigkeit, Langlebigkeit und Leistungsfähigkeit auszeichnet. Eine Verstärkung mit Carbonbeton ermöglicht aufgrund der materialspezifischen Eigenschaften eine millimeterdünne Gesamtschichtstärke mit geringem Eigengewicht. Daher eignete sich der innovative Baustoff – im Gegensatz zu den konventionellen Lösungen – für diese Sanierungsmaßnahme.
Besondere Ingenieurleistung
Trotz der stark korrodierten Bestandsbewehrung mit kaum noch ansetzbarer Resttragfähigkeit konnte dank innovativer Ingenieursleistung für die filigrane, konkave Tragstruktur eine Lösung gefunden werden. Die einzigartige Carbonbetonbauweise bewahrte die Schlankheit des Brückenbogens, und die Carbonbetonschicht reduziert Rissbreiten, wodurch auf eine zusätzliche Abdichtung verzichtet werden konnte.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Deutsche Ingenieurskunst trifft auf Innovation „made in Germany“: Eine der ältesten und ersten Eisenbetonbrücken Deutschlands (1893/1894) wurde erfolgreich mit dem innovativen CARBOrefit ® -Verfahren ertüchtigt und somit konnte ein historisches Bauwerk von gesellschaftlichem Wert erhalten werden. Die millimeterdünne Carbonbetonschicht ist eine ressourcensparende Alternative zu konventionellen Methoden, deren Einsatz einen umweltschädlichen Abriss und Ersatzneubau verhindert.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro CARBOCON GMBH, Dresden Bauherr
Stadt Naumburg, Naumburg (Saale)
Ausführende Baufirma
Karrié Bauwerkserhaltung GmbH, Erfurt
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 39 Weitere Einreichungen
© CARBOCON GMBH © CARBOCON GMBH
© CARBOCON GMBH
Eisenbahnüberführung Filstal, Neubaustrecke Wendlingen–Ulm
Aufgabenstellung des Bauherren
Die EÜ Filstal ist Teil des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm und befindet sich zwischen zwei Tunnelbauwerken. Das Filstal ist geprägt durch seinen Charakter als Naherholungsgebiet mit ausgewiesenen FFH-Bereichen. Bei der Planung war deshalb auch die schonende Einbindung der Brückenbauwerke in die Kulturlandschaft zu berücksichtigen.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Die Brückenbauwerke sind fugenlose Durchlaufträger über sechs Felder in semi-integraler Bauweise mit monolithischem Anschluss zwischen Pfeilern und Überbau. Im Bereich der Hauptpfeiler ist die Voute in aufgelöster Form mit flach geneigten Schrägstielen ausgebildet, wodurch zum einen die Hauptspannweite über der Fils von 150 m ermöglicht wird und zum anderen die Eingriffe ins Filstal durch
40 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Deutsche Bahn AG/ Andreas Labes
© Arnim Kilgus
Kilgus
©
die geringe Pfeileranzahl im Talbereich reduziert werden. Der Überbau ist ein in Längsrichtung vorgespannter einzelliger Hohlkastenquerschnitt mit variabler Konstruktionshöhe. Die Pfeiler werden als Massivquerschnitte ausgeführt, wobei die Dicken so gewählt wurden, dass die Zwangsbeanspruchungen auf ein verträgliches Maß begrenzt werden konnten.
Erläuterung der Gestaltung
Wesentliches Gestaltungsmerkmal sind die beiden im Filstal angeordneten schlanken Y-Pfeiler, die mit dem Überbau zusammen ein Dreieck bilden. Die Y-Streben werden mit flacherer Neigung (< 30°) ausgeführt, um die Dynamik der Brücken zu unterstreichen.
Wahl der Baustoffe
Für Überbau und Unterbauten wurde Beton der Güte C45/55 bzw. C50/60 gewählt, die Vorspannung erfolgte mit Spannstahl St1570/1770. Für die Längsfesthalterung kam Konstruktionsstahl S460NL zum Einsatz.
Besondere Ingenieurleistung
Die semi-integrale Bauweise erforderte eine sorgfältige Detaillierung der Bewehrungsführung und Berechnung der Knotenbereiche. Durch Pfahlprobebelastungen in Zusammenhang mit den 3-D- Berechnungen der Gründungen unter Berücksichtigung der Bauwerk-Boden-Interaktion war eine sichere Dimensionierung des Bauwerks sicherzustellen. Die Abtragung der Längskräfte erfolgte erstmalig im Eisenbahnbrückenbau über eine doppelt verschränkte Federlamelle zwischen Überbauende und Widerlager. Die Stahlkonstruktion muss hierbei u. a. die Längskräfte aus Anfahren und Bremsen übertragen und gleichzeitig eine ausreichende Nachgiebigkeit für Verdrehungen des Überbaus aufweisen. Bei der Planung der Bauzustände mussten die abschnittsweise Herstellung des Überbaus mit einer oben laufenden Vorschubrüstung sowie die Herstellung der Schrägstiele an einer am Überbau abgehängten Rüstung berücksichtigt werden. Der Anschluss der Schrägstiele zum Überbau erfolgte hierbei mit selbstverdichtendem Beton.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Die semi-integrale Konstruktion ergibt ein wartungsarmes Bauwerk mit wenigen Fugen und Lagern, das gleichzeitig trotz der großen Schlankheit eine hohe Robustheit und mit nachhaltigem Materialeinsatz aufweist. Das Bauwerk überzeugt durch seine schlichte und sachliche Formgebung.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro
Leonhardt, Andrä und Partner, Stuttgart Bauherr
DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH, Stuttgart Ausführende Baufirma
ARGE MAX BÖGL/Porr, Neumarkt i. d. OPf.
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 41 Weitere Einreichungen
© Arnim Kilgus
© Arnim Kilgus
Arnim
Promenadendeck, Erfurt
Aufgabenstellung des Bauherren
Die neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer in Erfurt sollte eine Verbindung zwischen Hauptbahnhof und geplanter ICE-City schaffen und neben ihrer praktischen Funktion ebenfalls zum Verweilen einladen. Daher wurden neben den technischen auch hohe gestalterische Anforderungen an das Bauwerk gestellt.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Das Promenadendeck ist ein ausdifferenzierter, semi-integral gelagerter Hohlkastenträger, welcher stark auf die konstruktiven und tragwerkstechnischen Randbedingungen reagiert. Es werden archi-
tektonische Zielsetzungen mit verkehrstechnischen Anforderungen und Barrierefreiheit vereint.
V-förmig spannt sich das schlanke Brückenbauwerk über den GeraFlutgaben und die Stauffenbergallee, wobei der Querschnitt über der Straße so stark reduziert wird, dass erforderliche Lichtraumprofile mit einer architektonischen Eleganz eingehalten werden.
Zur Stützung des insgesamt 105 m langen Abschnitts über der Stauffenbergallee wurden drei 80 mm schlanke Pfeilerscheiben in den Mittelinseln vorgesehen. Das zweite, kleinere Deck spannt sich mit 46 m über den Gera-Flutgraben.
42 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Ariel Huber
© FOTOGRAFIEIMRAUM
© FOTOGRAFIEIMRAUM
Erläuterung der Gestaltung
Die architektonische Gestaltung des gesamten Promenadendecks vereint in jedem Detail Funktionalität und Ästhetik. So schafft beispielsweise das Treppendeck – eine Konstruktion aus Stufen und Sitzbänken – eine Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Deck und lädt die Passanten gleichzeitig ein, sich auf dem Bauwerk niederzulassen und die Aussicht auf Gera-Flutgraben und das benachbarte Wehr zu genießen.
Wahl der Baustoffe
Auch bei der Wahl der Baustoffe standen Funktionalität und Ästhetik immer im Vordergrund. Die Wahl des Baustoffs Stahl war eine logische Folge der schlanken Struktur mit ihren geraden Flächen und akzentuierten Kanten. Mit einer Bauhöhe des Überbauquerschnitts von nur rund 50 cm ist Stahl auch aus konstruktiver Sicht klar prädestiniert.
Besondere Ingenieurleistung
Die besondere Herausforderung bei der Herstellung der Brücke war das komplexe und schlanke Design. Die Brücke wurde in 20 Schüsse
aufgeteilt und im Werk vorgefertigt. Kein Schuss glich dem anderen. Aufgrund der geringen Bauhöhe und daraus resultierender schlechter Zugänglichkeit musste ein großes Augenmerk auf die gewählte Schweißfolge gelegt werden.
Auf der Baustelle wurden die einzelnen Schüsse teilweise zu größeren Baugruppen zusammengefügt und anschließend per Kran eingehoben. Einige Bauteile konnten auch direkt vom Lkw in Endlage auf einem Traggerüst abgelegt und anschließend zu einem Überbau verschweißt werden.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Nach Überwindung anfänglicher Schwierigkeiten in der Fertigung aufgrund der Schlankheit und Komplexität wurde das Promenadendeck schnell fertiggestellt und überzeugt auch die Erfurter. Beim Brückenfest am 3. Juni 2023 bewunderten viele Bürger das Promenadendeck und informierten sich über Fertigung und Montage der neuen Landmarke.
Einreicher
SEH Engineering GmbH, Hannover
Verantwortliches Ingenieurbüro
spb – schlaich bergermann partner, Stuttgart
Bauherr
Tiefbau- und Verkehrsamt Erfurt
Architekt
DKFS Architects Ltd., London
Ausführende Baufirma
SEH Engineering GmbH, Hannover
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 43 Weitere Einreichungen
FOTOGRAFIEIMRAUM
©
© FOTOGRAFIEIMRAUM
© FOTOGRAFIEIMRAUM
Neubau der Umfahrung der Kanalbrücke Ems
Aufgabenstellung des Bauherren
Die Kanalbrücke Ems überführt den Dortmund-Ems-Kanal über den Fluss Ems. Zur Anpassung an den neuen Kanalquerschnitt muss die vorhandene Kanalbrücke durch einen Neubau ersetzt werden, der zunächst in einer Umfahrungsstrecke angeordnet wird. Beim späteren Rückbau der Umfahrung soll der Stahlüberbau für die spätere Doppeltrogbrücke quer verschoben und wiederverwendet werden.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Bei dem Stahlüberbau handelt es sich um einen Einfeldträger mit rechteckigem Trogquerschnitt und einer Stützweite von 62,40 m. Im Abstand von 3,90 m werden U-förmige Querrahmen angeordnet. Die
Rahmen bestehen aus 1,45 m hohen Querträgern unter dem Trogboden und gevouteten vertikalen Aussteifungen an den Außenseiten der Trogwände, welche in UK Betriebsweg eine maximale Stärke von 3,00 m erreichen.
Der rechteckige Trogquerschnitt besteht aus den beiden seitlichen Trogwänden mit 5,88 m Höhe, dem Trogboden mit 28 m Breite, dem östlichen Betriebsweg mit 4,00 m Breite zzgl. einer 0,75 m breiten Kappe und dem westlichen Betriebsweg mit 2,50 m Breite zzgl. einer 0,50 m breiten Kappe.
Der Stahlüberbau ist auf sechs Kalottenlagern gelagert. Die Maximalbelastungen der Lager ergeben sich im Betriebszustand beim mit Wasser gefüllten Trog.
44 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 Weitere Einreichungen
© SEH
© SEH
Erläuterung der Gestaltung
Bei dem Bauwerk wurde eine zweifarbige Gestaltung der äußeren Ansichtsflächen mit Einbezug der Tragrichtung verwirklicht. Längslaufende Bauteile wurden in minttürkis, querlaufende Bauteile in blaugrün beschichtet.
Wahl der Baustoffe
Aus statisch konstruktiven Gründen – absolute Rissfreiheit in allen Belastungszuständen einschließlich aller Temperaturlastfälle, Lagerwechsel bei gefülltem Trog und Schiffstoß in Verbindung mit zu fordernder Auswechselbarkeit von Spanngliedern für stets voll vorgespannten Beton sowie der Möglichkeit des Verschubes in die Endlage als Doppeltrogbrücke – kommt für den Überbau nur eine Stahlkonstruktion infrage.
Besondere Ingenieurleistung
Der Verschub erfolgte auf unterschiedlichen Gründungen: Betonverschubbahn auf den Flachgründungen, Stahlverschubbahn auf Stützen und Widerlagern. Die Interaktion aus der übergroßen Steifigkeit
des Tragwerkes (infolge der späteren Nutzung) und den Stütz- und Lagerungsbedingungen bei Verschub erzwang außergewöhnliche Lösungen für die Auslegung der Verschubbahn und Verschublager, insbesondere im Übergangsbereich Beton/Stahl.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Mit dem durchdachten Entwurf und der Auslegung des Bauwerkes zur Nutzung in einer temporären Umfahrungslage und der späteren Weiterverwendung als Doppeltrogbrücke im Endzustand wurden wesentliche Aspekte nachhaltigen Bauens bei dieser Baumaßnahme verwirklicht.
Einreicher/Verantwortliches
Ingenieurbüro
SEH Engineering GmbH, Hannover
Bauherr
Wasserstraßen-Neubauamt, Datteln
Ausführende Baufirma
SEH Engineering GmbH, Hannover
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 45 Weitere Einreichungen
©
© Ariel Huber
SEH
©
SEH
Bertholdturm und Parkhaus am Kronenrain, Neuenburg am Rhein
Aufgabenstellung des Bauherren
Im Rahmen der Landesgartenschau 2022 in Neuenburg am Rhein sollte eine innovative Interpretation einer historischen Bauweise realisiert werden: eine 36 Meter hohe und 215 Meter lange Stampfbetonfassade, die den Eingang zur Stadt prägen sollte. Die Herausforderung bestand darin, eine zeitgemäße Neuinterpretation einer traditionellen Bautechnik zu schaffen, die sowohl ästhetischen Ansprüchen als auch strengen Tragfähigkeitsanforderungen genügt.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Die Fassaden des 36 m hohen Turms sowie des 215 m langen Parkhauses sind keine thermischen Fassaden. Es werden also keine Anforderungen an die Dämmeigenschaften gestellt. Die Anforderungen an die Tragstruktur der Fassade sind dennoch hoch: Die Fassade muss erdbebensicher sein und die Absturzsicherung gewährleisten. Zudem sind die Dehnungen und Verkürzungen infolge Temperatur relevant. Gemäß Konzept der Architekten ist eine regelmäßige Perforation oder Lochung wesentliches Merkmal der Fassade.
Erläuterung der Gestaltung
Die Gestaltung des Projekts umfasste die Neuordnung des Areals am Kronenrain, um den großen Höhenunterschied zu überbrücken.
Ein dreiteiliges Ensemble aus Parkhaus, Stadtbalkon und Turm schließt die Lücke zwischen den Ebenen und verbindet den Wuhrloch-Park mit dem Stadtzentrum. Die perforierten Fassaden aus rot eingefärbtem Stampfbeton erinnern an den traditionell verwendeten roten Sandstein der Region und die ehemalige Rheinuferkante.
Wahl der Baustoffe
Für das Projekt wurde bewusst auf den Baustoff Stampfbeton gesetzt, der unbewehrten Beton lagenweise durch Stampfen verdichtet. Die Zusammensetzung und Ausführung des Stampfbetons wurden mittels Mock-ups optimiert und die Grundfestigkeit eines C25/30-Betons wurde festgelegt. Die Festigkeit lag teilweise höher und erreichte sogar Werte von C50/60, was zu einer Anpassung im Bauablauf führte.
46 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© MONO Architekten / Gregor Schmidt
© wh-p Ingenieure
Besondere Ingenieurleistung
Die besondere Ingenieurleistung bestand darin, die Fassade aus Stampfbeton so zu gestalten, dass sie ästhetisch ansprechend ist und gleichzeitig die erforderliche Tragfähigkeit aufweist. Im Turm wurde eine horizontale Halterung entwickelt, um die Dehnungen der Fassade aufzunehmen. Im Parkhaus wurde die Fassade in Segmenten hergestellt und gleitend gelagert, wobei dauerelastische Fugen zwischen den Abschnitten die thermische Ausdehnung berücksichtigten. © wh-p Ingenieure
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Die positive Auswirkung dieser Ingenieurleistung liegt in der gelungenen Verbindung von Tradition und Moderne, wobei höchste Tragfähigkeits- und ästhetische Anforderungen erfüllt wurden. Die Fassade aus Stampfbeton ermöglicht eine natürliche Belüftung und erfüllt gleichzeitig strenge Sicherheitsanforderungen. Das Projekt trug zur Neugestaltung der Stadt Neuenburg am Rhein bei und schuf eine markante Eingangssituation, die die Stadt einzigartig repräsentiert.
Einreicher
wh-p Ingenieure, Stuttgart
Verantwortliches Ingenieurbüro
Tragwerksplaner Fassade: wh-p Ingenieure, Stuttgart
Tragwerksplaner Rohbau: WTM Engineers, Berlin
Bauherr
Stadt Neuenburg am Rhein, Neuenburg am Rhein
Architekt
MONO Architekten, Berlin
Ausführende Baufirma
Stampfbetonfassade und Beton- und Stahlbetonbau: Implenia Regiobau, Freiburg; Gründung: PST Spezialtiefbau Süd, Ludwigsburg; Musterwand: Furler Bauunternehmen, Neuenburg
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 47 Weitere Einreichungen
© MONO Architekten, Andre Schmidt
© MONO Architekten, Gregor Schmidt
© MONO Architekten / Gregor Schmidt
BAB 44, Wehretalbrücke,
Einreicher:
SSF Ingenieure Berlin
Bauherr:
DEGES Deutsche planungs-
Ausführende
STRABAG Bad Hersfeld
48 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 Weitere Einreichungen
44,
BAB
Ingenieure-Florian Schreiber Fotografie
Reichensachsen © SSF
duzierung in Details. Die Bauwerksstützen wurden schlank gestaltet und erhielten eine achteckige Querschnittsform mit verschiedenen Anzügen. Im Kernbereich werden die Stützen entsprechend ihrem Tragverhalten und aus gestalterischen Gründen als massive Querschnitte mit hohen Querträgern ausgebildet. Sie werden seitlich über die Überbaustege geführt und fassen die Voute gestalterisch ein. Die Führung der Irritations- und Spritzschutzwände betont den Kernbereich.
Wahl der Baustoffe
Es wurden Standardbaustoffe verwendet, Beton bis C40/50, B500 B und St 1660/1860.
Besondere Ingenieurleistung
Die Änderung des Tragwerks im Kernbereich und die Stützenanordnung als Einzelstützen ermöglichen die Realisierung eines effektiven und kostengünstigen Tragwerks über die ganze Bauwerkslänge. Der Kernbereich mit seinen Besonderheiten bestimmt nicht die Form des
Regelbereichs. Dadurch wird das ideale Ergebnis erreicht: ein schlankes, funktionales und kostengünstiges Bauwerk, welches die Umgebung respektiert.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Durch die Lösungen im Entwurf wird mit einfachen Materialien, kostengünstig und nachhaltig, ein maximal schlankes Bauwerk im Talraum realisiert.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro
SSF Ingenieure AG, Berlin Bauherr
DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, Berlin
Ausführende Baufirma
STRABAG AG, Bad Hersfeld
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 49 Weitere Einreichungen
© SSF Ingenieure-Florian Schreiber Fotografie
© SSF Ingenieure-Florian Schreiber Fotografie
© SSF Ingenieure-Florian Schreiber Fotografie
Spore Initiative, Berlin
Die Spore Initiative wurde 2020 in Deutschland als Stiftung gegründet. Sie verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Bereich von Kunst und Kultur. Basis der Stiftungstätigkeit sind kulturelle Programme und kollektive Prozesse mit Partner:innen in Berlin und im Ausland.
Aufgabenstellung des Bauherren
Für das vielfältige Vermittlungsangebot der Stiftung „Spore Initiative“ wurde ein Gebäude geschaffen, das gleichzeitig beständiger und anpassungsfähiger Raumgeber und inspirativer Nutzungsinitiator sein kann – mit dem Ziel, einen einladenden Aneignungsraum zu schaffen, der Experimente und Zusammenarbeit fördert und über die Architektur die Bedeutung und Sichtbarkeit der fundamentalen Themen der Stiftungsarbeit zum Ausdruck bringt
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Aus dem Entwurfskriterium wurden keine oberirdischen Lasten in die Außenbegrenzungswand eingeleitet, das Erdgeschoss straßen-
seitig verblieb somit stützenfrei. Mit einem geschickt ausbalancierten System aus über drei Geschosse verteilten, vorgespannten Wandscheiben konnten gleichzeitig die stützenfreien Museumsräume im ersten Geschoss, das transparente und stützenfreie Erdgeschoss sowie das Gründungsproblem gelöst werden. Das Gebäude scheint mit den weit auskragenden Ecken auf den lastabtragenden Kernelementen zu schweben. Diese sind durch die Lastkonzentration stark überdrückt und können somit effizient horizontale Einwirkungen abtragen.
Erläuterung der Gestaltung
Als wesentliches architektonisches Element stiftet die „SporeDecke“ mit minimalem Materialeinsatz dem öffentlich nutzbaren Raum im Erdgeschoss eine schon von außen wahrnehmbare und unverwechselbare Identität. Über iterative Prozesse wurden anhand parametrischer Simulationen computerbasierter 3-D-Modelle die Hauptspannungstrajektorien der Deckenbelastungskurven in eine Betonrippenstruktur übersetzt.
50 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Tjark Spille
Puskas International
© Schnetzer
Spannkabel-Verlauf
Wahl der Baustoffe
Die Fassade wurde umlaufend monolithisch erstellt, im Erdgeschoss aus rötlichem Recyclingbeton, in den Obergeschossen aus recycelten Klinkersteinen. Neben dem Einsatz von Recyclingbeton finden auch andere, bereits zurückgebaute Baumaterialien und -objekte in der „Spore Initiative“ ihren neuen Platz. Der Ansatz des Projektteams versucht dabei, auf lokaler Ebene einen Beitrag zu einer nachhaltigen und modernen Zirkulärwirtschaft zu verfolgen.
Besondere Ingenieurleistung
Strukturierte Rippendecke im Erdgeschoss – in Anlehnung an das funktionale und architektonische Thema der „Spore“
Umlaufend gleitend gelagerte, fugenlose Fassade
Mehrachsig vorgespanntes Wandscheiben- und Unterzugssystem zur Umsetzung der stützenfreien Museumsräume sowie der stützenfreien Fassaden im EG
Durchdachtes Lastverteilungssystem für eine gleichmäßige Belastung der Gründung.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Die enge Verknüpfung von Architektur und Struktur hat das Projekt von Beginn an gestärkt. Beispielhaft dafür ist die einem natürlichen Kräfteverlauf angepasste Rippendecke, die den stützenfreien Erdgeschossraum überspannt: Als wesentliches Gestaltungselement verbindet sie identitätsstiftende und konstruktionsoptimierte Eigenschaften. Die strukturierte Deckenuntersicht mündet über die Effizienz in einer CO 2-minimierten Bauweise.
© Tjark
Einreicher
Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel Verantwortliches Ingenieurbüro
Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel & Berlin
Bauherr
Schöpflin Stiftung, Lörrach
Architekt
AFF Architekten, Berlin
Ausführende Baufirma
Kleinert Bau GmbH, Berlin
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 51 Weitere Einreichungen
© Hans-Christian Schink
© Tjark
Spille
Spille
Das
modulare Containerstadion 974 in Doha, Katar
Aufgabenstellung des Bauherren
Im Rahmen eines Wettbewerbs sollten für ein bereits geplantes Stadionprojekt in Doha nachhaltige Verbesserungsvorschläge erarbeitet werden. Gefordert wurde ein den FIFA-Anforderungen entsprechendes WM-Stadion für Spiele bis zum Viertelfinale. Gemeinsam mit Fenwick Iribarren Architects und Hilson Moran entwickelte sbp das weltweit erste vollständig demontier-, transportier- und wiederverwendbare Stadion 974.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Die modulare Stadionkonstruktion ist in acht Sektoren unterteilt: vier gerade Sektoren und vier gekrümmte Ecksektoren, die durch Dehnfugen voneinander getrennt sind. Die geraden Sektoren bestehen aus modularen Stahlrahmen, die ein regelmäßiges Raster aus quadratischen, geschweißten Stützen bilden. Die Ecksektoren sind in einem radialen Raster angeordnet, wobei die gleichen Stützenabmessungen verwendet werden. Die Dachkonstruktion folgt dem regelmäßi-
52 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© Supreme Committee for Delivery
& Legacy
© Supreme Committee for Delivery & Legacy
gen Raster der Tribüne und besteht aus radialen Hauptbindern, die durch V-förmige Stützen auf den äußeren Randstützen aufliegen und an jeder Seite auskragen. Trapezbleche bilden die Dacheindeckung, die in radialer Richtung über tangentiale Pfetten gespannt sind.
Erläuterung der Gestaltung
Das Containerstadion besteht aus vorgefertigten Komponenten, die sich in hoher Stückzahl wiederholen. Es lässt sich für eine Vielzahl anderer Nutzungsmöglichkeiten konfigurieren. Modulare Elemente sowie modulare Knoten für die vorgefertigten Verbindungen ermöglichen den einfachen und schnellen Transport sowie Auf- und Abbau.
Wahl der Baustoffe
Die Konstruktion besteht aus einer Reihe von Stahlrahmen, ähnlich wie Hochregallager, die in verschiedene Blöcke unterteilt sind. Je nach Position tragen diese die modularen Deckenplatten oder die voll ausgestatteten Container. Das modulare Deckensystem besteht aus dünnen orthotropen Stahlplatten. Auch die Tribünenelemente zur Montage der Sitze wurden als gefaltetes Stahlblech konzipiert.
Besondere Ingenieurleistung
Alle Bauteile können demontiert und in Schiffscontainern zum nächsten Bestimmungsort transportiert und dort in gleicher oder modifizierter Konfiguration neu aufgebaut werden. Für die Tragwerksplanung erforderte dies eine ganzheitliche Herangehensweise. Einerseits musste jede Verbindung in einer 3D/BIM-Umgebung analysiert werden, andererseits wurden die modularen Verbindungen auf eine minimale Anzahl von Elementen vereinfacht und eine Reihe von Standardverbindungen definiert.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Je öfter die einzelnen Komponenten des Stadions neu konfiguriert und an einem anderen Ort wiederverwendet werden, desto geringer fällt der CO 2-Fußabdruck der Sportstätte aus. Im Verlauf der Lebensdauer des Stadions wird durch die Wiederverwendung und Mehrfachnutzung weniger Baumaterial benötigt und damit weniger Abfall produziert.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro schlaich bergermann partner, Stuttgart
Bauherr
Supreme Committee for Delivery & Legacy, Doha
Architekt
Fenwick Iribarren Architects, Madrid
Ausführende Baufirma
HBK Contracting Company W.L.L, Doha
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 53 Weitere Einreichungen
© Supreme Committee for Delivery & Legacy +3.500 00 GROUND FLOOR +12.740 02 MEZZANINE +16.940 03 VVIP +21.140 04 UPPER CONCOURSE +37.640 08 BOWL TOP +50.400 RF ROOF TOP +3.100 F1 +26.640 06 PLANT ROOMS +8.540 01 PODIUM +32.140 07 UPPER TIER 1400 Verfasser Bauherr Bauwerk Supreme Committee Doha, Katar Stadion 974 Doha, © schlaich bergermann partner, Stuttgart
Gymnasium Langenhagen, Langenhagen
Aufgabenstellung des Bauherren
Das Gymnasium Langenhagen sollte ein altes Gebäude aus den 1960er Jahren ersetzen, das wegen Mängeln im Brandschutz nicht weiterbetrieben werden konnte. Der Neubau auf einem Parkplatz am Stadtrand sollte neben Klassenräumen auch Fach- und Gruppenräume, eine zentrale Aula, großzügige Sporthallen, eine Mensa und Verwaltungsräume bieten.
Beschreibung der Haupttragkonstruktion
Die vier Klassenhäuser mit je 33 m x 39 m Grundfläche erheben sich aus einem massiven Stahlbeton-Sockelgeschoss. Die Haupttragkonstruktion besteht aus Brettschichtholz(BSH)-Stützen und Trägern im Holzskelettbau. Holz-Beton-Verbunddecken überbrücken 8,10 m Spannweiten und erfüllen Anforderungen an Schall- und Wärme -
schutz, Brandschutz sowie Standsicherheit. Die Kombination aus Holzbauelementen und Ortbeton ermöglichte schnelle Bauzeiten und Toleranzausgleich. Zwei großzügige, unterteilbare Sporthallen mit umlaufendem Lichtband prägen das Innere. Die 38 m Spannweiten erfordern Festigkeiten, die nur mit Laubholz erreicht werden.
Erläuterung der Gestaltung
Eine möglichst einfache Grundstruktur entzerrt die räumliche Komplexität für die 1.700 Schüler:innen und 200 Lehrer:innen. Kurze Wege prägen Kontakt, Offenheit, Luftigkeit und Vielfalt des Schullebens im Neubau nach innen und außen. Dazu wird das Dach des erdgeschossigen Volumens als Teil des Schulhofes angelegt. Die in den Stufenhäusern organisierten Jahrgänge erhalten über umlaufende Laubengänge direkten Zugang zum Außenbereich.
54 Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024
© HGEsch
© HGEsch
Wahl der Baustoffe
Sockelbau: Stahlbeton
Cluster/Klassenhäuser: Holz-Beton-Verbunddecken, Stützen, Träger: Brettschichtholz
Laubengänge: Brettschichtholz mit Fertigteildecken
Nichttragende Außenwände: Holzrahmenbauweise mit OSBBeplankung
Fachwerkträger Aula/Sporthallen: BSH aus Lärche bzw. BauBuche
Besondere Ingenieurleistung
Das Auladach besticht durch eine optisch ansprechende Gestaltung trotz geringer Bauhöhe in der Mitte. In den Sporthallen beeindrucken filigrane Dachträger bei großer Spannweite und stören die natürliche Belichtung nicht. Hochfeste Bau-Buche-Querschnitte mit
aufwendigen Anschlüssen wurden gewählt. Der Brandschutz war eine Herausforderung, wobei alle tragenden Teile 90 Minuten Feuerwiderstand aufweisen müssen. Holzquerschnitte wurden entsprechend ausgelegt, Verbindungselemente unauffällig integriert. Stahlkonsolen mit diagonalen Schrauben sind brandgeschützt. Für Holz-Stahl-Verbindungen über 60 Minuten sind keine Zulassungen vorhanden, daher wurde eine spezielle Baugenehmigung beantragt und erhalten.
Positive Aspekte der Ingenieurleistung
Die Ingenieurleistung bietet gestalterischen Wert und verbessert die Nachhaltigkeit durch Holzverwendung, CO2-Reduzierung und schnelle Bauzeit. Die Kombination von Holz und Beton sorgt für Stabilität und Langlebigkeit. Das Gymnasium in Langenhagen zeigt modernes Design, Nachhaltigkeit und innovative Ingenieurbaukunst.
Einreicher/Verantwortliches Ingenieurbüro
wh-p Ingenieure, Stuttgart
Bauherr
Stadt Langenhagen, Langenhagen
Architekt
gernot schulz : architektur GmbH, Köln
Ausführende Baufirma
Rohbau: ARGE Rolfes Bau GmbH+Co.KG, Goldenstedt; Helmut Kallage Bauunternehmen GmbH, Vechta; Holzbau: Holzbau Amann GmbH, Weilheim-Bannholz; Holz-Hybridbau: Rubner Holzbau GmbH, Augsburg
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2024 55 Weitere Einreichungen
© HGEsch
©
HGEsch © HGEsch
Ingenieurbaupreis-Historie seit 1988
JahrPreisträger
Gründungsidee
Seit 2002 auf Bauwerke in Schweiz und Österreich ausgeweitet
1988Kein Preisträger, dafür drei gleichwertige Auszeichnungen
1990 Dach über dem Innenhof im Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg
1992 Freudenstein-Tunnel im Zuge der DB-Neubaustrecke Mannheim–Stuttgart"
1994Mainbrücke Nantenbach
Ingenieure
Schlaich, Bergermann und Partner (D)
Gerhard Prommersberger, DB Karlsruhe (D); Karl Kuhnhenn, Ingenieurbüro Bung, Heidelberg (D); Dieter Kirschke, Ettlingen (D); Kalmann Kovari, Zürich (CH)
Reiner Saul, Leonhardt, Andrä und Partner und Ortwin Schwarz, Deutsche Bahn AG (D)
1996Verbreiterung der Rodenkirchener Hängebrücke Landschaftsverband Rheinland, Zentralverwaltung, Ref. Brücken- und Tunnelbau, Köln (D); Ingenieurbüro HRA, Bochum (D); Rendel, Palmer, Tritton-Consulting Engineers, London (GB)
1998Glacisbrücke Ingolstadt
2000Kein Preisträger, dafür zwei gleichwertige Auszeichnungen
2002Sunnibergbrücke bei Klosters in der Schweiz
Erstmals Standorte weltweit; Bauwerke aus 13 Ländern eingereicht
Umbenennung in „Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis“, Kooperation mit der Familie Finsterwalder (2015-2020)
Schlaich, Bergermann und Partner, Stuttgart (D)
Prof. Dr. C. Menn, Chur (CH); Bänziger + Köppel + Brändli + Partner, Chur (CH)
2004 Kanalbrücke des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg Ingenieurbüro Grassl GmbH, Hamburg (D)
2006 Planung und Montage der Bügelbauten am Hauptbahnhof in Berlin Donges Stahlbau GmbH, Darmstadt (Tragwerksplanung Sondervorschlag Klappen) (D); Schlaich, Bergermann und Partner, Stuttgart (Tragwerksplanung Bauherrenentwurf) (D)
2008Melezzabrücke in Borgnone-Palagnedra (CH)
2010Kein Preisträger, dafür fünf gleichwertige Auszeichnungen
2013Nationalstadion Warschau (PL)
ARGE Ingegneri Pedrazzini sagl, Lugano (CH) / De Giorgi & Partners Ingegneri Consulenti SA, Muralto (CH)
schlaich bergermann und partner (D)
2015Kaeng Krachan Elefantenpark im Zoo Zürich (CH) Walt + Galmarini AG dipl. Ing. ETH SIA USIC (CH)
2017Instandsetzung Kochertalbrücke, Geislingen Leonhardt, Andrä und Partner – Beratende Ingenieure VBI AG, Stuttgart (D)
2019 Schutzdach der Ausgrabungsstätte am Göbekli Tepe
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis2022
EiSat GmbH, Berlin (D)
Erneuerung Saaneviadukt und Doppelspurausbau, Gümmenen (Schweiz) Fürst Laffranchi Bauingenieure GmbH, Aarwangen (CH)
Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis2024Neuer Herzogsteg über die Altmühl, Eichstätt Bergmeister Ingenieure GmbH, München
Impressum
Ernst & Sohn GmbH
Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. +49 (0)30 47031200, info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de
Redaktion
Dr.-Ing. Dirk Jesse, Berlin, Tel. +49 (0)30 47031275, dirk.jesse@wiley.com
Gesamtanzeigenleitung
Fred Doischer, Tel. +49 (0)30 47031234, fred.doischer@wiley.com Es gilt die Anzeigenpreisliste 2024.
Kunden-/Leserservice
WILEY-VCH Kundenservice für Ernst & Sohn, Boschstraße 12, 69469 Weinheim Tel.+49 (0)6201 606400, service@wiley-vch.de
Gestaltung/Satz Petra Franke, Ernst & Sohn, Berlin Druck Saxoprint, Dresden
© 2024 Ernst & Sohn GmbH, Berlin
Die veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere das des Nachdrucks und der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Sonderausgabe darf ohne vorherige Zustimmung des Verlages gewerblich als Kopie vervielfältigt oder in elektronische Datenbanken aufgenommen werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen in erster Linie die persönliche Meinung der Verfasserin oder des Verfassers dar.
Konrad Bergmeister, Frank Fingerloos, Johann-Dietrich Wörner (Hrsg.)
Beton-Kalender 2024
Schwerpunkte: Hochbau; Digitales Planen und Baurobotik
- Entwurf, Bemessung und Konstruktion von Hochhäusern aus Stahlbeton in Deutschland
- 3D-Architektur- und Tragwerksplanung, digitales Monitoring von Bauwerken, Anwendung von KI-Methoden in den frühen Phasen des Gebäudeentwurfs
- Bauautomatisierung und Robotik im Betonbau
Der Beton-Kalender 2024 ist solide Arbeitsgrundlage und ein topaktuelles, verlässliches Nachschlagewerk für die Planung und Ausführung von Betonbauwerken. Band 1 widmet sich dem Entwurf, Bemessung und Konstruktion von Hochbauten aus Stahlbeton nach den aktuellen Regelwerken. Band 2 thematisiert das Digitale Planen und die Baurobotik.
Auch als eBundle
11 / 2023 · 892 Seiten ·
696 Abbildungen · 140 Tabellen
Hardcover
ISBN 978-3-433-03406-4 € 184*
Fortsetzungspreis € 164*
eBundle (Print + ePDF)
ISBN 978-3-433-03407-1 € 234*
Fortsetzungspreis eBundle € 194*
BESTELLEN
+49 (0)30 470 31–236
marketing@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de/3406
* Der €-Preis gilt ausschließlich für Deutschland inkl. MwSt.
Bundesingenieurkammer (Hrsg.)
Ingenieurbaukunst 2024
Made in Germany
- Die besten aktuellen Projekte von Bauingenieur:innen aus Deutschland
- Neue Entwicklungen bei Konstruktionen und Baustoffen für einen geringen Klimafußabdruck
- Inspiriert vom Symposium Ingenieurbaukunst –Design for Construction #IngD4C
Die neue Ausgabe des Jahrbuchs Ingenieurbaukunst zeigt wieder eine Auswahl der wichtigsten aktuellen Bauwerke – Made in Germany und diskutiert die Zukunft des Planens und Bauens. Herausgegeben von der Bundesingenieurkammer werden damit die Leistungen des deutschen Bauingenieurwesens dokumentiert. Aktuelle Bauwerke und Diskussionsthemen werden vom unabhängigen Beirat ausgewählt. Die beteiligten Ingenieur:innen beschreiben die bautechnischen Herausforderungen und erläutern die konkreten Lösungen bei Planung und Ausführung.
+49 (0)30 470 31–236 marketing@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de/3417
Der
€-Preis gilt ausschließlich für Deutschland. Inkl. MwSt.
INGEN
2 MADE
Softcover
ISBN 978-3-433-03417-0 ca. € 49,90*
eBundle (Print + ePDF)
ISBN 978-3-433-03418-7 ca. € 64,90*
Bereits vorbestellbar.
IEURBAUKUNST
Das Jahrbuch Ingenieurbaukunst 2024 ist eine Schaubühne der Spitzenleistungen des Bauingenieurwesens und ein Forum für aktuelle Debatten rund um das Planen und Bauen diesmal insbesondere zu Konstruktionen und Materialien für einen geringen Klimafußabdruck. IN GERMAN Y 024
11 / 2023 · ca. 208 Seiten · ca. 130 Abbildungen
*
BESTELLEN