Heft 31 (März/April 2016) - Emsblick Haren

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Die Mersmühle bei Haren ragte beim Hochwasser 1946 auf ihrem Hügel wie eine Hallig aus den Fluten der Ems heraus. Heute befindet sich dort das Harener Mühlenmuseum.

„Zwar lag der bebaute Ortskern Altharen, wo wir wohnten, hoch genug, um zu bleiben. Aber direkt am Ortsrand nach Wesuwe heraus lagen die tiefer gelegenen Wiesen. Sie waren insgesamt überschwemmt und schufen so eine riesige Wasserfläche von Haren, an Altharen vorbei bis nach Wesuwe. Dennoch schob sich der Hochwasserstand von der Kanalbrücke an der Wesuweer Straße bis etwa zum Hof Riddering/Wolbers auf ca. 20 cm an, wie etwa auf dem nachfolgenden Foto zu sehen ist. Aufgrund starker Regenfälle Anfang Februar 1946 stieg der Pegel der Ems und ihrer Zuflüsse drastisch. Die Situation spitzte sich dramatisch zu. Am 11. Februar 1946 erreichte das außergewöhnliche Hochwasser auch unseren Heimatort Haren. Ca. gegen 15.00 Uhr brach der Deich am Haren-Rütenbrock-Kanal, etwa im Bereich der jetzigen Realschule und bei der Elfringwerft. lm Laufe der nächsten 5 Tage wurde ein Höchststand von 11 m über NN gemessen. Zum Nachweis und zur Erinnerung ist er am Turm der St. Martinus-Pfarrkirche markiert worden. In der ortsgeschichtlichen Entwicklung hatte Haren durchaus Erfahrungen mit den fast jährlich wiederkehrenden Hochwassern sammeln können. Die natürliche Höhenlage des Ortes liegt in weiten Teilbereichen nur zwischen 7,80 - 9.00 m über NN und damit nur wenige Dezimeter über dem gewöhnlichen Wasserstand der Ems. Sie hatte z.B, im 19. Jahrhundert bereits öfter zu mehr oder weniger großen Katastrophen geführt. In vielen Häusern stand das Wasser nun meterhoch und trieb die polnischen Bewohner in die Dachgeschosse. Für das Harener Gebiet rief die Divisionsverwaltung formell den Ausnahmezustand aus und ernannte Major Jerzy Warsilowski zum Hochwasserkommandanten. Fünf

An der Ems gelegene Betriebe, wie hier die Werft Elfring in Haren, waren ebenso vom Hochwasser betroffen wie die angrenzenden Wohngebiete.

Tage und Nächte waren die in die Obergeschosse geflüchteten Polen von der Außenwelt abgeschnitten. Eine Folge war nach 9 Monaten - eine erhöhte „Geburtenzahl“. Das große Ausmaß der Schäden wurde erst Tage und Wochen später deutlich und konnte in der Folgezeit nur unzureichend behoben werden. Nach dem Krieg war die Hochwasserkatastrophe von 1946 Anlass, eine Gesamtplanung zur Entwässerung und Eindeichung von Haren aufzustellen. Neben dem Bau eines Vorfluters zum Unterwasser des Wehres Hilter wurden Eindeichungsmaßnahmen rund um Haren durchgeführt. Die neuerbauten Deiche und Deichmauern erhielten eine Höhe von 11.50 m über NN und liegen somit um 0,50 m als Sicherheitsmaß über dem höchsten Hochwasser von 1946. Ausgeführt wurden die Maßnahmen in den Jahren von 1957 - 1967. Sie waren erst die Grundlage für die anschließende gute bauliche und wirtschaftliche Entwicklung in unserer Stadt.“

Trockene Füße konnten in Altharen an vielen Stellen nur noch hochachsige Fahrzeuge gewährleisten - hier zwei Jungen auf einem Bollerwagen in der Höhe des späteren Hauses Wolny an der Wesuweer Straße.

Dem Naturereignis konnten einige natürlich auch positive Seiten abgewinnen:

„Für uns Jungen hatte dieses Naturereignis aber auch seine besonderen Erlebnisse parat. Aus leeren Benzinkanistern bauten wir uns Flüten, in dem wir je zwei an den Handgriffen fest verbanden und dann 5 Paare mit einer alten Holztür und Brettern belegten. So entstand ein Floß von etwa 1,20 m Breite und 2 Metern Länge ohne Brüstung. Damit konnten wir weite Strecken zurücklegen, was auch nicht ganz ungefährlich war. Gott sei Dank war das Wasser an vielen Stellen nicht so tief, dass man ertrinken konnte. Trotz aller Gefahren überwog bei uns der Heidenspaß und es ist ja auch nichts passiert.“

Mit freundlicher Genehmigung aus: Wilhelm Menke: „Haren an der Ems zwischen 1945 und 1948“, Das Kriegsende, die Evakuierung und die Polen (Maczkow)-Zeit, Haren, Juni 2015, Herausgeber: W. Menke, Windthorststr. 3, 49733 Haren (Ems)

Das Foto zeigt Vikar Jürgens und Schwester Kunigunde, wie sie in einem Holzboot vom Bockholt zum Osteresch unterwegs waren.ww

März/April 2016 –

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