„Integration beginnt bei der Teilhabe am alltäglichen Leben“
Inklusives Malen schafft Dialog
Sozialarbeiter Mathias Grewe und Simone Baalmann seit vier Monaten im Dienst.
Kunstunterricht einmal anders – Schüler arbeiten mit Menschen mit Behinderung.
Vertraute Ansprechpartner für die Flüchtlinge sind die Sozialarbeiter der Stadt Meppen, Simone Baalmann (hintere Reihe, 2. v. l.) und Mathias Grewe (hintere Reihe, 2. v. r.). Die Flüchtlinge der Gemeinschaftsunterkunft in der Marsch freuen sich darüber hinaus über die „musikalische Unterstützung“ durch Ulrich Hönig (vordere Reihe sitzend, links).
Zum Jahresende 2015 erreichten die Flüchtlingszahlen Rekordwerte. In den vergangenen Monaten sind diese deutlich zurückgegangen. „Der Fokus liegt nun nicht mehr auf der Unterbringung der in Meppen ankommenden Flüchtlinge - wobei dies selbstverständlich eine wichtige Aufgabe bleibt. In den Vordergrund gerückt ist nun die Integration“, erklärt Bürgermeister Helmut Knurbein. Die Stadt Meppen hat hierfür zwei Sozialarbeiter eingestellt. Simone Baalmann und Mathias Grewe gehören seit dem 1. Februar 2016 zum Team. Grewe ist staatlich anerkannter Erzieher, der auch die Prüfung für den mittleren allgemeinen Justizvollzugsdienst abgelegt hat. Zuletzt arbeitete er in einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Baalmann hat 2014 ihr Bachelor-Studium abgeschlossen und anschließend ein Anerkennungsjahr beim ambulanten Justizsozialdienst Niedersachsen in Osnabrück zur staatlich anerkannten Sozialarbeiterin abgeleistet. Den Flüchtlingen ein persönlicher Ansprechpartner sein, das ist ein ganz wichtiger Aspekt. „So findet unsere Arbeit in erster Linie vor Ort, gemeinsam mit den Flüchtlingen statt“, sagt Baalmann. Grewe hat bereits über seine Arbeit mit Flüchtlingen im Sozialausschuss der Stadt Meppen berichtet: „Neben der Hilfestellung bei bürokratischen Angelegenheiten oder Arztbesuchen versuchen wir für ein
Stück Normalität - soweit man davon überhaupt sprechen kann - zu sorgen und eine gewisse Struktur in den Alltag zu bringen.“ Unterstützt werden die Sozialarbeiter von ehrenamtlichen Helfern. „Integration beginnt bei der Teilhabe am alltäglichen Leben.“ Ein besonders schönes Beispiel hierfür biete die Flüchtlingsunterkunft in der Marsch. Hier sind zurzeit 43 Flüchtlinge untergebracht. Ulrich Hönig, pensionierter Lehrer, stattet ihnen regelmäßig Besuche ab. Mit offenen Armen wird er empfangen. Eine Tasse Tee oder der traditionelle Chai gehören zu jedem Besuch dazu. Mit im Gepäck hat Hönig immer seine Gitarre. Eine weitere hat er den Flüchtlingen überlassen. Am gemeinsamen Musizieren beteiligen sich Assem Aboul Monaym und Mohammed Loay Shokan. Die Zukunft der Flüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft ist zwar ungewiss, doch es ist nach Grewes Worten trotzdem möglich, sie in dieser Zeit zu unterstützen. „Vorrangiges Ziel ist es nun, den Flüchtlingen weitere Sprachkurse zu ermöglichen“, so Grewe. Zurzeit seien die Kapazitäten jedoch ausgeschöpft. Verstehen und verstanden werden - Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu erlangen, das wünschen sich die Flüchtlinge besonders. Bis dahin verständigt man sich unter anderem über die Musik - eine Sprache, die in allen Ländern gleich ist.
Wenn sich die Jahrgangstufe 5 des Gymnasiums Marianums mit der Kreativgruppe Bokeloh trifft, dann geht es um Kunst und Miteinander. „Inklusion bunt gestaltet“ heißt das Projekt, das vom Kunstlehrer Andreas Hoveling und der Dozentin Susanne Rogalla-Kenkel von der Kunstschule im Meppener Kunstkreis geleitet wird. „Heute haben wir das Thema Moorlandschaften“, sagt Hoveling. Die Fünfklässler haben ihre Malkästen auf den Tischen liegen und fangen mit dem Malen an. Wie das Moor aussieht, darüber haben sie sich schon vorher Gedanken gemacht. Ein Junge erzählt, dass er das Moormuseum in Groß Hesepe besucht hat. Die Schüler recherchierten vorher im Internet und brachten zum Unterricht ausgedrückte Fotos mit. Die Bilder werden später im Moormuseum gezeigt. Galina, Axel, Kerstin, Birgit und Marianne sitzen auch im Kunstraum und malen mit. Sie sind Beschäftigte der Werkstatt des St. VitusWerkes GmbH und arbeiten normalerweise in der Außenstelle in Bokeloh. Zur Kreativgruppe gehört noch Magdalene. Einmal in der Woche haben sie Kunst mit der Dozentin RogallaKenkel und das ist für sie ein besonderer Tag. Es gefällt ihnen sehr, wenn sie sich dabei mit den Schülern treffen. Im Kunstunterricht geht es um das Miteinander. In zwangsloser Atmosphäre wird auch erzählt und gelacht. Mit der Kunstschule im Meppener Kunstkreis arbeitet das Gymnasium Marianum bereits seit vielen Jahren. „Schule durch Kultur“, heißt das große Projekt, das auch das Unterrichtprojekt von Hoveling und Rogalla-Kenkel umfasst. Die Fünfklässler und die Beschäftigten des St. Vitus-Werkes haben bereits für eine Ausstellung in der Schule zum Thema „Herz“ Bilder gemalt. Das Ergebnis haben sie sich vor dem gemeinsamen Unterricht am 12. April mit Stolz angeschaut. Juni/Juli 2016 –
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