Leben
„Ich würd’s wieder machen“ Für viele junge Menschen beginnt in diesen Tagen der berufliche Einstieg. Die Wahl, welche Ausbildung man anstrebt, ist gelaufen, die Ausbildungsverträge sind abgeschlossen. Nicht alle streben einen „Trendberuf“ an, gelegentlich trifft man auf ungewohnt erscheinende, aber eigentlich selbstverständliche Berufe.
Lena Loddeweg ist eine freundlich und aufgeschlossen auftretende 21-jährige junge Frau. Lebensfroh, wie sie erscheint, ist allenfalls ihr Beruf ungewöhnlich: sie hat jüngst ihre Ausbildung als Bestatterin abgeschlossen. Drei Jahre dauerte die Ausbildung im Bestattungsinstitut Efken in Meppen. Zuvor, so Lena im Gespräch mit dem Emsblick, hatte sie dort nach einer kaufmännischen Ausbildung ein 10-monatiges Praktikum durchlaufen. Das hatte sie in ihrem Berufswunsch bestätigt. Alternativ hätte sie vielleicht in der Rechtsmedizin arbeiten wollen, verrät die junge Frau, die zur Ausbildung von Neuenhaus nach Meppen umzog. Die theoretischen Unterweisungen während der Ausbildung in dem „handwerksähnlichen Beruf“ als Bestatterin gab es im mehrwöchigen Blockunterricht in Springe. Bei der Prüfung vor kurzem in Münnerstadt (bei Bayern) schnitt sie als tagesbeste Kandidatin ab. Das und eine entsprechend gut erwartete Abschlussnote macht sie erkennbar ein wenig stolz. Ihr Ausbilder und zukünftiger Arbeitgeber Franz Efken ist es ebenso. Mit der Arbeit der jungen Frau aus der Grafschaft Bentheim ist er mehr als zufrieden. Denn sie bringt viele der für diesen Beruf wichtigen Kompetenzen und Fähigkeiten mit. Organisationstalent, extreme Belastbarkeit eine gute Ausdrucksweise, menschliches Einfühlungsvermögen, eine breite
soziale Kompetenz - das, so Efken, seien wichtige Voraussetzungen für die anspruchsvolle Tätigkeit als Bestatter. „Man muss sich mit allen Kunden aus allen gesellschaftlichen Schichten adäquat unterhalten können“, weiß Efken, der vor seiner Tätigkeit als Bestattungsunternehmer in der Intensivmedizin arbeitete. Zwischen diesen beiden Berufen sieht er sehr wohl Verbindungen, stellen sie doch an die Belastbarkeit in Extremsituationen hohe Anforderungen. Lena Loddeweg bestätigt dies, denkt an die Arbeit des Tages zuvor, die, wie so oft hohe Belastungen mit sich brachte. Manchmal, so Loddeweg, käme es schon vor, dass ihr bei der Arbeit Tränen kämen: „Bei kleinen Kindern, oder wenn man die Lebensschicksale eines soeben Verstorbenen erfährt, verdrücke ich schon mal ein Tränchen.“ Wenn beispielsweise bei der Beerdigung eines Schiffers das Santiano-Lied „Der Wind ruft Deinen Namen“ gespielt wird, könne sie schon emotional reagieren. Ansonsten müsse sie aber eine ausgewogene Balance zwischen Anteil nehmender Nähe und professioneller Distanz behalten. Dies aber sei immer wieder eine neue Herausforderung, die sich bis hin zu Trauerreden ergebe. Bei der Beisetzung oder Beerdigung dabei zu sein, bedeute für sie aber auch ein Stück Abschluss ihrer Arbeit. Die sieht Lena nicht als Job, sondern als Beruf im Sinne von Berufung. Das helfe ihr auch, mit anstrengenden Situationen umzugehen. Etwas beim ersten Besuch bei der Trauerfamilie, oder bei Verstorbenen, die als „Polizeifälle“ benannt werden. Vor allem aber bei verstorbenen Kindern seien die Herausforderungen groß. „Da ist es oft schwierig, die richtigen Worte zu finden, manchmal ist es das Beste, wortlos zu kommunizieren“, ist Lenas Erfahrung. Abstand zu ihrer Arbeit findet sie durch ihre Hobbys, zu denen Sport, das Weggehen mit Freunden sowie das Sammeln von Steinen und Fossilien gehören. Und über die Arbeit zu reden, auch und vor allem mit ihrem Chef, sei ein wichtiges Ventil. Ob sie selbst Angst vor dem Tod hat? Lena: „Ich versuche, mich damit nicht so stark zu beschäftigen. Ich bin ja noch jung und will leben. Aber eine Portion Ungewissheit ist bei mir, wie bei jedem vorhanden, vielleicht weniger vorm Tod als vorm Sterben.“ Ihre Zukunft und Erfüllung sieht Lena trotz der ständigen Begegnung mit dem Thema Tod, das in der Gesellschaft oft verdrängt wird, in ihrem Beruf. Irgendwann, lässt sie durchblicken, werde sie vielleicht den Betrieb ihres heutigen Chefs übernehmen, eine entsprechende Zusage sei da. Und auch mit der Erfahrung nach durchlaufener Ausbildung ist sich Lena Loddewig sicher, den richtigen Beruf gefunden zu haben: „Ich würd’s wieder machen“.
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emsblick
– August/September 2014
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