Heft 07 - Emsblick Meppen - April/Mai 2015

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160 Kilometer in fünf Tagen Traditionelle Fußwallfahrt von Meppen nach Rulle und zurück St. Johannes in Rulle ist seit dem Mittelalter Wallfahrtskirche. Auch Bürger aus Meppen pilgern seit Jahrhunderten dahin. Sie gehen zu Fuß von Meppen über Bawinkel, Lengerich, Schwagstorf, Merzen und Achmer bis nach Rulle und wieder zurück. Das Ziel ist es, am Festhochamt am Fest Christi Himmelfahrt und an der anschließenden Wallfahrtsprozession teilzunehmen. Getragen wird das Pilgerkreuz, Fahnen und eine Marienstatue. Wie lange es die Pilgertradition schon gibt, lässt sich nicht genau nachweisen. Der Ruller Wahlfahrtsverein organisiert den Marsch seit 1892. Was veranlasst die Meppener Bürger seit Jahrhunderten jedes Jahr nach Rulle zu pilgern? Eine Begründung liefert Johannes Meyer in seinem Buch „Provinz Hannover“. Er schreibt, dass die Wallfahrt eine öffentliche Angelegenheit der Stadt Meppen war: „Als den Meppenern vor hundert und mehreren Jahren ihre Stadt abbrannte, taten sie das Gelübde, jedes Jahr nach Rulle wallfahren zu wollen, um die Wiederkehr eines solchen Unglücks durch Bitten an die allerseligste Jungfrau zu verhüten.“

Dies verdeutlicht auch der Spruch auf der Rückseite der Pilgerfahne: „Heilige Maria, unsere Hoffnung, bete für uns.“ Heute sind es überwiegend persönliche Anliegen, die die Bürger aus Meppen und dem gesamten Emsland unterwegs begleiten. Sie beten für ihre Familien, ihre Gemeinde und Freunde und entdecken dabei ein Stück von sich selbst. 160 Kilometer an fünf Tagen bedeuten allerdings eine Herausforderung. Unterwegs gibt es nicht nur Sonnenschein, sondern auch mal Regen und Gewitter. Jeder Tag beginnt um 5 Uhr. „2014 nahmen 143 Frauen und Männer aus Meppen und Umgebung an der Wallfahrt teil. Hinzu kamen 50 Wallfahrer aus Bawinkel und zwischen 40 und 50 Wallfahrer aus Haselünne“, erläutert Joseph Hake vom Vorstand des Ruller Wallfahrtsvereins. In diesem Jahr findet die Fußwallfahrt vom 29. April bis zum 3. Mai statt. Sie beginnt mit einer Eucharistiefeier um 5:45 Uhr in der Propsteikirche. Danach erteilt der Propst Dietmar Blank den Pilgern den Reisesegen.

„Bezüglich Planungen in diesem Jahr gibt es eigentlich nichts Besonderes. Es handelt sich um eine normale Wallfahrt. Besondere Aktivitäten während der Wallfahrt gibt es ja eigentlich nie, außer dass wir froh sind, wenn alle gesund und munter nach 80 km in Rulle ankommen. Immerhin muss der Rückweg ja auch noch geschafft werden“, erläutert Joseph Hake. Zurück in Meppen werden die Wallfahrer feierlich an der Kanalstraße empfangen und ziehen mit dem Wallfahrtskreuz in die Propsteikirche ein. Die historischen Fotos stammen aus dem Archiv des Vorsitzenden Hermann Fehnker.

April/Mai 2015 –

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