Emsblick - Heft 08 (Mai/Juni 2012)

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Leben

Wegekreuz am Schifffahrtsmuseum Direkt an Deichmauer, zwischen dem Schifffahrtsmuseum und dem Feuerwehrgerätehaus, befindet sich seit 1975 eines der geschichtsträchtigsten Wegekreuze von Haren.

Ursprünglich errichtet im Jahr 1869 stand es zunächst im Einmündungsbereich der jetzigen Werftstraße in die Kirchstraße. Es nahm damit eine dominante Stelle im Stadtbild ein. Seinerzeit war die Emsbrücke noch nicht errichtet. Dadurch hatte der von der Kirchstraße abgehende Feldweg, auch Brüggendiek genannt, eine hohe Bedeutung im Wegenetz der ehemaligen Gemeinde Haren. Alle Harener Bürger, die von Emmeln und Haren-Bahnhof kommend die Ems mit der Fähre überquerten, kamen an diesem Wegekreuz vorbei. Das ursprüngliche Holzbalkenkreuz mit seinem Korpus stand auf einem mehrteiligen Sandsteinsockel. Lediglich dieser Sandsteinsockel ist erhalten geblieben und Bestandteil des jetzigen Wegekreuzes an der Kanalstraße. 12

Bis in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts hatte das Kreuz eine erhebliche Bedeutung bei Fronleichnamsoder Bittprozessionen. Als Erbauer weisen sich auf der Rückseite H. Cantzen und J. Fehren aus. Hermann Cantzen lebte von 1805 bis 1880 und ist im Kataster der Stadt Haren im Jahre 1872 als Besitzer der Grundstücke Parzellen 130 bis 132 der Flur 4 an der Kirchstraße Nr. 44 und Nr. 45 ausgewiesen. Er trug die Bezeichnung Oeconom und verfügte zu damaliger Zeit wohl über erheblichen Grundbesitz in Haren. Johann Fehren war der Besitzer des Hofes Fehren in Emmeln, das zum Kirchspiel der Gemeinde Haren gehörte. Der Fehren-Hof selber kann auf eine mehrhundertjährige Geschichte zurückblicken. Zu ihm gehörte ebenfalls ganz erheblicher Grundbesitz. Weder in der Pfarrchronik noch in sonstigen Unterlagen befinden sich aber Belege, aus welchem Anlass das Kreuz errichtet worden ist. Es liegt

nahe, dass es zum Andenken an den 1863 verstorbenen Pastor Alexander Fehren aufgestellt wurde. Er war 19 Jahre lang Pfarrer der Kirchengemeinde Haren und die treibende Kraft beim Bau der neuen Kirche in Haren, die 1854 vom Bischof Hubertus Voß eingeweiht wurde. Auf Fehrens Initiativen in Haren gehen viele Einrichtungen zurück. Die Familie Menke, zunächst Maurer Rudolf Menke und später Schneidermeister Heinrich Mennke (Kupers), haben über viele Jahrzehnte Pflege- und Instandsetzungsarbeiten am Wegekreuz durchgeführt. Die Malerarbeiten erledigte dabei Malermeister Rüsken auf der Kirchstraße. Der Schmuck des Wegekreuzes bei Fronleichnams- und Bittprozessionen wurde von der gesamten Nachbarschaft in der Umgebung des Kreuzes durchgeführt. Von älteren Mitbürgern besteht noch die Aussage, dass an dem Kreuz bei Hochwasser vor dem ersten Weltkrieg die Pünten festgemacht wurden. Noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts reichten die großen jährlichen Überschwemmungen bis unmittelbar an die Bebauung Harens heran, so dass die flach gehenden Pünten durchaus im Bereich des nahe gelegenen Inselgrabens bei Hochwasser soweit an das Ortsbild herangetreidelt werden konnten. Im Jahre 1937 wurden Bestrebungen der Nationalsozialisten bekannt, aus Verkehrsgründen das Wegekreuz aus dem öffentlichen Straßenraum verschwinden zu lassen. Vorsorglich hat deshalb die Familie Menke das Kreuz auf ihr eigenes Grundstück an der Werftstraße, damals Schulstraße, umgesetzt, etwa zwischen dem später errichteten Haus Schwänen und dem jetzigen Haus Menke. Dort hat es bis 1975 gestanden. Da es jedoch die Nutzung des Grundstücks behinderte, wurde es dann 1975 auf den jetzigen endgültigen Standort an der Kanalstraße umgesetzt. Zu dem Zeitpunkt waren jedoch das hölzerne Balkenkreuz und auch der Corpus so reparaturbedürftig geworden, dass bei der Wiedererrichtung nunmehr das Kreuz neu aus Beton und der Korpus aus Metall hergestellt wurden. Der Sandsteinsockel ist also ursprünglicher Bestandteil des HG Kreuzes von 1869.


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