INTERVIEW MANFRED HONECK
Der Dirigent über Perfektion, Werktreue und Globalisierung

RESIDENZ KIAN SOLTANI Cellist und Kommunikator
FESTIVAL ARCTIC VOICES
Das musikalische Erbe aus dem ewigen Eis
REFLEKTOR BRAD MEHLDAU
Der Pianist als Essayist






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Der Dirigent über Perfektion, Werktreue und Globalisierung

RESIDENZ KIAN SOLTANI Cellist und Kommunikator
FESTIVAL ARCTIC VOICES
Das musikalische Erbe aus dem ewigen Eis
REFLEKTOR BRAD MEHLDAU
Der Pianist als Essayist






Liebe Leserin, lieber Leser,
für Konzerthäuser wie Elbphilharmonie und Laeiszhalle, die gemeinsam einer pluralistischen Stadtgesellschaft und deren Gästen nahezu 1.200 Einzelveranstaltungen pro Spielzeit nahebringen, ist Vielfalt täglich gelebte Praxis. Immer geht es im künstlerischen Programm quer durch die Jahrhunderte, Genres, Besetzungen, und Saison für Saison geht es auch kreuz und quer durch die Welt mit ihren faszinierend vielfältigen Musikkulturen. Vielfalt ist ein wesentlicher Grundbaustein in der DNA der Häuser. In diesem Heft heben wir sie einmal als Motto aufs Schild.
Die Maxime Vielfalt gilt zuerst der klassischen Musik, hier schön nachzulesen im Interview mit dem Dirigenten Manfred Honeck, dem die Elbphilharmonie schon viele künstlerische Sternstunden zu verdanken hat (S. 48).
Oder in Albrecht Selges geistreichem Essay über Johannes Brahms (S. 32). Sie zeigt sich auch in der anhaltenden Neugier auf den Mikrokosmos des Randständigen. In den kommenden Monaten gilt das gesteigerte Interesse etwa der unvermuteten Vielfalt in der Welt des Cembalos (S. 46), der JazzBassistinnen und bassisten, die eigene Bands leiten (S. 28), oder dem profunden Vielseitigkeitskünstler Brad Mehldau, dessen Schaffen ich schon sehr lange verfolge. Im Frühjahr gestaltet er sein eigenes »Reflektor«Festival (S. 62).
Als Ohr zur Welt horcht die Elbphilharmonie auch liebend gern in die Ferne. So ist ein Programmschwerpunkt in der Vorweihnachtszeit der legendären ägyptischen Sängerin Umm Kulthum gewidmet, die vor fünfzig Jahren starb. Ihr Leben war ein Roman, die Geschichte über sie liest sich entsprechend (S. 4). Was musikalisch aktuell viele tausend Kilometer weiter nördlich geschieht, in der Arktis, wird um die Monatswende Februar/März in sechs spannenden Konzerten bei uns zu hören sein; zur Einstimmung empfehle ich Ihnen den Text »Das Erbe aus dem ewigen Eis« (S. 22). In der Fotostrecke nehmen wir die Vielfalt ganz bildlich beim Wort. Mit seinen von Hand vorgenommenen Faltungen außergewöhnlicher ArchitekturAufnahmen aus dem Haus setzt der Künstler Aldo Tolino spielerisch das bloße Betrachten in Beziehung zum Handeln. Die vielgestaltigen Ergebnisse seiner Arbeit haben auch etwas Musikalisches – von seriell anmutenden Faltungen à la Minimal Music bis hin zur expressivkunstvollen Zerknüllung (S. 40).
Ich wünsche Ihnen wie stets vielfältigste musikalische Erlebnisse in Elbphilharmonie und Laeiszhalle und eine darauf bestens abgestimmte Lesezeit mit diesem Heft!
Ihr Christoph LiebenSeutter Generalintendant Elbphilharmonie und Laeiszhalle
4
UMM KULTHUM
DIE INSPIRATIONSQUELLE VOM NIL
Auch fünfzig Jahre nach ihrem Tod beflügelt die ägyptische Sängerin junge Künstlergenerationen.
VON STEFAN FRANZEN
10
MUSIKLEXIKON
STICHWORT »VIELFALT«
Es gibt nichts, wozu die Musik nichts zu sagen hätte.
VON CLEMENS MATUSCHEK
12

KIAN SOLTANI
DER ÜBERSETZER
Der Cellist versteht sich als Kommunikator zwischen zwei Kulturen.
VON SIMON CHLOSTA
16

GOLDA SCHULTZ
MIT GEFÜHL. MIT HALTUNG. MIT STIMME.
Die Sopranistin erzählt Geschichten, stellt Fragen und verändert Perspektiven.
VON IVANA RAJIC ˇ
20
UMGEHÖRT
EINHEIT IN DER VIELFALT
Eine Frage, sieben Antworten
VON IVANA RAJIC ˇ
28
JAZZ BASS
FREI WIE EIN VOGEL, MIT SICH
SELBST TANZEND
Meshell Ndegeocello widmet dem Bürgerrechtsaktivisten James Baldwin eine Hommage.
VON JAN PAERSCH
31
JAZZ BASS
DIE TIEFEN TÖNE DER FREIHEIT
Lisa Wulff denkt nicht zu viel darüber nach, was man von ihr erwartet.
VON JAN PAERSCH
32
JOHANNES BRAHMS
TROST STATT ERLÖSUNG
Beim Hören der Musik von Johannes Brahms gibt es einen zentralen Begriff – auch dann, wenn es paradox wird.
VON ALBRECHT SELGE
40
FOTOSTRECKE VIELFÄLTIG GEFALTET VON ALDO TOLINO
48

INTERVIEW »WIR MÜSSEN WEG VON DER TECHNISCHEN PERFEKTION«
Der Dirigent Manfred Honeck über klangliche Vielfalt im Zeitalter der Globalisierung.
VON BJØRN WOLL
54
GLOSSE DANKE FÜR WENIG
Die klassische deutsche Süßigkeit heißt »Große Vielfalt«.
VON TILL RAETHER
68
ENGAGEMENT ICH BIN EIN FAN VON CLAUDIA SCHILLER
70
MITARBEITER
VOM KELLER BIS ZUM DACHGIPFEL Schöne Gebäude muss man auch instand halten.
VON FRÄNZ KREMER
76
REPORTAGE EINE BEGLÜCKENDE ANGELEGENHEIT
Der Chor zur Welt heißt so, weil sich viel Welt in ihm versammelt.
VON STEPHAN BARTELS
88
82 IMPRESSUM
FÖRDERER UND SPONSOREN

56
MUSIKGESCHICHTE FARBENWUNDER MIT DIGITALER PRÄZISION
So aufregend wie die Musik für das Cembalo ist auch die Geschichte seiner Renaissance.
VON VOLKER HAGEDORN

22
ARCTIC VOICES
DAS ERBE AUS DEM EWIGEN EIS
Archaische Rückbesinnung und experimentelle Klangkunst: Die indigene Musik der Arktis befindet sich im Aufbruch zur Moderne.
VON STEFAN FRANZEN

62
BRAD MEHLDAU
ESSAYIST AUF ALLEN TASTATUREN
Der Pianist nimmt die Klassik nicht weniger wichtig als den Jazz.
VON TOM R. SCHULZ