Zeitung der römisch-katholischen Pfarreien des Kantons Bern Alter Kantonsteil
Nr. 20
111. Jahrgang
Foto: Fabienne Bühler
Samstag, 25. September, bis Freitag, 8. Oktober 2021
Ganz Ohr Im «pfarrblatt»-Interview (Seiten 2 bis 3) sagt Bischof Felix Gmür, Synode bedeute «gemeinsames Gehen». Diesen sogenannten synodalen Prozess gibt es in anderen Ländern schon länger, in unserem Bistum hat er vergangene Woche begonnen. Anhand einer Umfrage will Papst Franziskus Antworten auf die drängenden Fragen zur Entwicklung der katholischen
Kirche erhalten. Dafür sollen wir miteinander ins Gespräch kommen, über die Kirche diskutieren, aber auch über unsere Rolle darin: Wie sprechen wir miteinander? Können alle teilhaben? Schliessen wir niemanden aus? Wie sprechen wir mit Menschen anderer Konfession und Religion? In exakt zwei Jahren treffen sich die Bischöfe der Welt in Rom und diskutieren die Ergebnisse. Das Vorbereitungsdokument für
Es ist wichtiger, zur Erkenntnis zu gelangen, dass wir alle Migrant*innen sind, als Migrant*innen gastfreundlich aufzunehmen. Elias Canetti
diesen Prozess des Papst ist ein faszinierendes Dokument. Manche behaupten, das sei alles für die Katz. Die Ergebnisse älterer Umfragen würden noch immer darauf warten, umgesetzt zu werden. Überhaupt sei mit keinen Reformen zu rechnen, die heissen Eisen seien doch längst bekannt. Vielleicht haben sie recht. Möglicherweise kommt dieser Prozess zu spät. Es geht jedoch nicht darum – zum wiederholten
Mal –, Kritik an Rom und dem Bischof zu üben. Es geht um die Kirche vor Ort, um das Leben in den Pfarreien, um unser aller Miteinander. Man kann alles schlecht reden oder sich darauf einlassen. Für Letzteres sind die römischen Fragen sehr tiefgründig und herausfordernd. Es wird spannend, welche Fragen das Bistum am Ende stellen wird. Der Prozess dazu ist einmalig und hat eine Chance verdient. Andreas Krummenacher