STUDIO! 02 2021

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© Gettyimages/Jorg Greuel/Egger & Lerch

Nicht alle werden es auf die andere Seite schaffen. Das ist ein Kennzeichen wirtschaftlicher Revolutionen.

»An der Zerstörung merken Sie den Unterschied« Wir stehen erst am Anfang der digitalen Transformation, ist FH-Professor Sebastian Eschenbach überzeugt. Er erklärt, warum uns die Geschichte des Buchdrucks hilft, die Gegenwart besser zu verstehen. Text: Gerhard Mészáros

Für manche ist Uber ein Paradebeispiel für digitale Disruption. Andere finden, dass sich gar nicht so viel geändert hat: Ich zahle nach wie vor Geld für eine Transportdienstleistung. Ist das noch Digitalisierung eines bestehenden Geschäftsmodells oder schon digitale Transformation? Sebastian Eschenbach: Uber ist meiner Meinung nach äußerst disruptiv, denn es ändert die geltenden Regeln. Wobei ich statt »Disruption« lieber den Begriff »kreative Zerstörung« von Joseph Schumpeter verwende. Das Neue entsteht nicht zusätzlich zum Alten, sondern ein wesentlicher Teil der alten Strukturen muss dran glauben, seien

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es kleine Buchhändler, alte Tageszeitungen oder klassische Taxiunternehmen. An der Zerstörung merken Sie den Unterschied.

Ist unsere Gegenwart eine Phase besonderer Veränderung oder übertreiben wir da ein bisschen? Eschenbach: Wir heute Lebenden hatten es in der Tat noch nie mit so einer Phase der Veränderung zu tun. Denn niemand von uns war dabei, als neue Technologien wie Buchdruck oder Dampfmaschine die Gesellschaft umkrempelten. Deshalb tun wir uns so schwer, die aktuelle Situation zu verstehen. Unsere Lebenserfahrung


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