piz Magazin No. 42

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Skilehrerin: Einmal und für immer Als Skilehrerin Rita Bina Schmidt die erste Saison auf der Piste verbringen wollte, wurde sie von ihrem damaligen Chef gewarnt: Du hörst nie mehr auf. Der Mann hat recht behalten. Geschichten der dienstältesten Skilehrerin.

Text: Sina Bühler Fotos: Robert Bösch, United Archives

O

b sie die dienstälteste Skilehrerin in der Schule

käme sicher nie mehr in eine Praxis zurück. Ganz un­

sei, frage ich Rita Bina Schmidt. «Von den

recht hatte er nicht, der Doktor: Rita Schmidt machte

Frauen vielleicht», sagt sie, die seit 40 Jahren je­

das Skilehrerpatent und verbringt seit jenem ersten

den Winter als eine der «Blues», der Suvretta-Skischul­

Jahr jede Wintersaison auf den Pisten. Den Rest des

lehrer im blauen Dress, verbringt. Aber der Fridli, der

Jahres allerdings arbeitet sie weiterhin als Praxisassis­

sei viel länger dabei, seit 60 Jahren wahrscheinlich.

tentin – seit 37 Jahren im Heilbad St. Moritz.

Fridli Wyss ist über 80, sein Ruhestand ist nicht in Sicht. Bei Rita Schmidt ist es etwas anders: In zwei Jah­

Langzeitgäste sind rar geworden

ren geht sie – vielleicht – in Rente, denn sie hat mehr

Sie hat Geschichten gesammelt in diesen 40 Jahren –

als nur eine Leidenschaft. In ihrer Freizeit malt sie seit

unzählige. Und sie erzählt gern. Von der Frau eines

ihrer Jugend. Nach einer Malausbildung an der Mai­

englischen Ministers beispielsweise, einer Lady, deren

länder Accademia Cimabue hatte sie schon verschie­

Familie sie zehn Jahre lang betreute. Jedes Jahr brachte

dene Ausstellungen. Das Sujet? Die Berge, die Engadi­

die Lady Weihnachtsgeschenke. «Absurdes Zeug»,

ner Natur in allen Jahreszeiten. Doch: «Na ja, vielleicht

sagt Rita Schmidt lachend, «Kleiderbügel, Bettfla­

mache ich dann doch weiter bei der Skischule, denn

schen und Handtäschli. Ich und Handtäschli! Ach, es

ich fahre sehr, sehr, sehr gerne Ski.»

war jedes Jahr eine neue Überraschung.»

Es blieb nicht bei einer Saison

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Dass Gäste jahrelang zu ihr kommen, ist immer noch üblich. Aber während sie früher für zwei, drei Wochen

Rita Schmidt stammt aus Bergün. Nach der Lehre als

am Stück gebucht wurde und schon ein ganzes Jahr im

medizinische Praxisassistentin arbeitete sie bei einem

Voraus, komme es heute öfter vor, dass sie kurzfristig

Arzt in Sils, fuhr in der Freizeit viel Ski. Sie liebäugelte

zwei, drei Stunden eingesetzt werde. Weniger aus fi­

immer schon mit dem Skilehrerberuf. Als sie ihrem

nanziellen Gründen, wohl eher darum, weil die Gäste

damaligen Chef dann sagte, sie würde gerne eine Sai­

gar nicht mehr so lange in St. Moritz bleiben, zwi­

son als Skilehrerin arbeiten, meinte der lachend, sie

schendurch nach London, New York und Dubai jet­

piz 42 : Winter | Inviern 2011/2012


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