eco.nova EDITION 2016

Page 140

eco.

Meister des Unsichtbaren Erwin Bouvier junior ist keiner, der sich vor den Vorhang drängt. Gar nicht. Diese Zurückhaltung ist Teil der Philosophie, mit welcher er das 1929 von Luzian Bouvier als Installationsbetrieb gegründete Unternehmen leitet.

�� Genau genommen sind es die unsichtbaren Dinge eines Hauses, die die Meisterschaft dieses Unternehmens begründen. Funktionieren sie, ist alles gut. Wenn nicht, bekommen sie urplötzlich die essenzielle Wichtigkeit, die ihnen zusteht. Ein Wasserrohrbruch lässt erst einmal alles gewohnte Leben im Haus oder in der Wohnung stillstehen. Fällt die Heizung aus, wird es nicht minder ungemütlich. Und in Windeseile ist klar, dass sich in den Mauern und Böden vieles versteckt, was das Leben in den Räumen dazwischen rund laufen lässt. „Ich kann ein tolles Haus bauen, aber wenn ich es nicht befüllen kann, habe ich ein Problem“, sagt Erwin Bouvier junior und umreißt damit kurz und knapp, welcher Stellenwert einem Installateur zukommt. Ohne geht es nicht – beziehungsweise geht es schon lange nicht mehr, seit sich die Menschen vom Brunnen im Hof und dem Häusl im Garten verabschiedet haben. „Einen Installateur wird es immer brauchen“, weiß Bouvier. Diese schlichte Wahrheit bildet die Basis der „Luzian Bouvier – Haustechnik- und Fliesen GmbH“ in Zams. Auf dieser Basis sind auch die anderen Zweige der unter dem Dach der „Luzian Bouvier Holding“ arbeitenden Unternehmen gewachsen, in denen über 400 Mitarbeiter beschäftigt sind. Eine stolze Zahl. Der neu eröffnete Schauraum am Stammsitz in Zams zeigt mit Bädern und Sanitäranlagen die für alle sichtbaren Stärken des Un-

140

eco.nova

LUZIAN BOUVIER Luzian Bouvier legte 1929 den Grundstein für das Installationsunternehmen. 1946 wurde das erste Firmenauto angeschafft, 1947 der Firmensitz in Zams bezogen. 1963 übernahm Sohn Erwin Bouvier sen. die Leitung und baute den Betrieb zu einem der größten Installationsunternehmen in Westösterreich aus, ab 1991 begleitet von seinem Sohn Erwin Bouvier jun., der seit 2004 an der Spitze des Unternehmens steht. 1963 zählte die Firma elf, heute zählt sie über 400 Mitarbeiter. Seit 1996 darf Luzian Bouvier den Tiroler Adler im geschäftlichen Verkehr führen.

ternehmens. In den ausgeklügelten Wellness- und Spa-Anlagen, die in zahlreichen Hotels gebaut wurden, kann das Können ebenso mit allen Sinnen erfasst werden. Auch die handwerklichen Finessen, die sich im Laufe der Jahre beim Einsatz von Fliesen, Marmor und Granit entwickelten, machen das möglich. So gut wie unsichtbar bleibt das umfassende Know-how aber, fließt es etwa in die Lüftungssysteme und Klimaanlagen, die Heizungsund Energietechnik oder in den Bau von Großanlagen, wo alle Bereiche der öffentlichen Wasserversorgung, Kläranlagen, Fernheizwerke oder komplexe Systeme in Kliniken zum Portfolio des Unternehmens zählen. Das alles ist aus dem kleinen Installationsbetrieb, den Luzian Bouvier 1929 in Zams gegründet hat, gewachsen. Die Wurzeln sind aber nicht nur im romantisierenden Sinn lebendig. HERZBLUTGESCHICHTE. „Bei uns ist es Tradition, den Beruf zu erlernen“, stellt Erwin Bouvier junior fest. Er ist der dritte Bouvier an der Spitze des Unternehmens, 1991 kam er in die Geschäftsführung, seit 2004 ist er allein verantwortlich. Vater Erwin Bouvier senior zog sich damals aus dem operativen Bereich zurück, ist aber nach wie vor jeden Tag in der Firma. „Mein Papa wird immer der Seniorchef sein“, sagt der Sohn und erinnert sich in dem Zusammenhang auch gerne an den Großvater. Als Luzian Bouvier im Alter von 78 Jahren starb, war er zuvor 14

Tage krank gewesen. Das waren die einzigen 14 Tage, in denen er nicht im Betrieb gewesen war. „Das ist eine Herzblutgeschichte“, umschreibt Erwin Bouvier die Leidenschaft, die offenkundig mit dem Unternehmen selbst vererbt wurde. Ein klassischer Feierabend ist so gut wie ausgeschlossen. Auch, weil sich die komplexen Anlagen, die Bouvier nicht nur baut, sondern auch betreut, im Störfall eben nicht an Uhren oder Kalender halten. „Wir müssen für unsere Kunden da sein. Das hört nicht mit der Übergabe eines Gewerks auf“, erklärt er. Für die Stammkunden ist der Chef selbst 24 Stunden am Tag erreichbar und anfangs erntete er Verblüffung, als er den 7-Tage-Service eingerichtet hat: „Da war ich der Erste in Tirol. Doch das ist wie bei Ärzten: Wir müssen immer erreichbar sein.“ Nach Geschäftsschluss nimmt ein Callcenter die Anrufe entgegen und ist die Not dramatisch, geht der Anruf direkt zu ihm oder zum Prokuristen des Hauses. „Wir treffen dann die Entscheidung. Es geht ja beispielsweise nicht, dass nach einem Rohrbruch in einem Hotel um drei in der Nacht angefangen wird, die Wand aufzuschremmen. Da muss erst einmal das Frühstück abgewartet werden“, weiß Bouvier. Alle Entscheidungen – ob im Notfall oder im unternehmerischen Alltag – machen einen umfassenden Einblick in die Technik, das Handwerk und die Möglichkeiten unumgänglich. „Ich wollte das schon als


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.