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Preisbremsen versprechen Entlastung

Die gestiegenen Energiepreise und die besondere Lage an den Märkten betreffen alle Verbraucher*innen. Drei Fachleute des lokalen Versorgers DEW21 beantworten die sechs drängendsten Fragen.

Wie haben sich die Energiepreise 2022 entwickelt?

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„Wir hatten es im vergangenen Jahr mit historischen Dimensionen zu tun“, sagt Florian MayerWoelk, Leiter Frontoffice Handel bei DEW21. Zwischenzeitlich lagen die Beschaffungspreise unwirkliche 2.000 % (Strom) und 1.500 % (Gas) über dem Niveau von Anfang 2021. „Die Beschaffung war ein enormer Kraftakt. Die Situation kann man vergleichen mit einem Supermarkt, in dem nahezu sämtliche Regale leergefegt sind. Vieles war von Nervosität und Unsicherheit geprägt. Es gab nur ein minimales Angebot. Manche Käufer haben sich gegenseitig immer wieder überboten, um ihren Bedarf decken zu können.“ Und Jennifer Lemke, Leitung Marktbearbeitung bei DEW21, ergänzt: „Die krassen Preisspitzen haben wir aufgrund unserer Beschaffungsstrategie bisher nicht vollumfänglich an die Kund*innen weitergeben müssen.“

Welche Beschaffungsstrategie verfolgt DEW21?

Wie viele andere Versorger setzt auch DEW21 auf eine langfristige Beschaffungsstrategie und kauft die Energie ein bis drei Jahre im Voraus ein. Ein Großteil der bezogenen Energie wird somit lange vor dem eigentlichen Lieferzeitpunkt eingekauft und dann mit Verzögerung weitergegeben. „Der Vorteil dabei ist, dass sich so ein gleitender Durchschnittspreis für unsere Kund*innen ergibt. Wir als Versorger können die Preisspitzen nach oben wie nach unten abdämpfen und Risiken abmindern“, erläutert Jennifer Lemke.

Wie verhalten sich die Energiepreise aktuell?

„Wir beobachten eine gewisse Entspannung“, sagt Celina Wahl, Produktentwicklerin im Privatkundenvertrieb bei DEW21. Unter anderem die milde Witterung und die Einsparbemühungen sämtlicher Kund*innengruppen hätten diese begünstigt. Aber dennoch: Die aktuellen Beschaffungspreise sind etwa drei Mal so hoch wie vor zwei Jahren. „Und man darf auch nicht vergessen, dass es bei den Steuern, Abgaben und Umlagen, die mehr als ein Viertel des Strompreises ausmachen, zuletzt Erhöhungen gab“, so Wahl. Für Haushaltskund*innen etwa sind Steuern, Abgaben und Umlagen zu Jahresbeginn 2023 um 1,41 ct/kWh gegenüber dem zweiten Halbjahr 2022 gestiegen. Mit der Gasspeicher-Umlage, die seit dem vergangenen Herbst erhoben wird, ist sogar ein ganz neuer Kostenfaktor dazu gekommen. Mit dieser Umlage werden die hohen Kosten der Versorgungssicherheit auf alle Verbraucher*innen übertragen.

Wie werden Strom- und Gas-Kund*innen entlastet? Die Bundesregierung hat den Dezember-Abschlag 2022 für Gas und Wärme übernommen. Dieser Ef- fekt wird in den Jahresabrechnungen entsprechend abgebildet und sichtbar. „Eine noch größere Entlastung versprechen aber die Strom-, Gas- und Wärmepreisbremsen, die jetzt im März in Kraft getreten sind und auch rückwirkend für Januar und Februar gelten“, sagt Celina Wahl. Für 80 % des prognostizierten Verbrauchs zahlen Privathaushalte einen fest gedeckelten Bruttoarbeitspreis. Für Stromhaushaltskund*innen liegt dieser bei 40 ct/kWh, für Gashaushaltskund*innen bei 12 Cent/kWh und für Wärmekund*innen bei 9,5 Cent/kWh. Die übrigen 20 % werden zum jeweiligen Vertragspreis abgerechnet. „Es lohnt sich also auch weiterhin, konsequent Energie zu sparen“, bekräftigt Florian Mayer-Woelk. „Das schont die eigene Geldbörse und hilft uns allen, gut durch den nächsten Winter zu kommen.“

Wie werden sich die Energiepreise in 2023 entwickeln?

„Für die Antwort braucht man eigentlich eine KristallKugel“, sagt Jennifer Lemke angesichts der vielen Einflussfaktoren. Nicht nur die Witterung und der Ukraine-Krieg spielen mit rein, auch etwa das Angebot an Atom-Strom aus Frankreich kann Auswirkungen haben. Gleiches gilt für die Flusspegel-Stände, die für die ungehinderte Fahrt der Kohle-Schiffe maßgeblich sind, und die allgemeine Verfügbarkeit von Flüssigerdgas (LNG). „Grundsätzlich gehen viele Fachleute davon aus, dass sich der Markt erst ab 2024 wieder nachhaltig entspannen wird. Klar ist dabei: Sobald Preissenkungen möglich sind, geben wir diese an unsere Kund*innen weiter.“

Gibt es wieder Discount-Anbieter am Markt?

„Es gibt den einen oder anderen Akteur, der seit Kurzem wieder mit zweifelhaften Preisen aufwartet. Wir raten dabei zu massiver Vorsicht“, betont Jennifer Lemke und fährt fort: „Das sind oftmals rein kurzfristig angelegte Ansätze und können sich als wackelige Geschäftsmodelle entpuppen. Zu Beginn der Energiekrise mussten tausende Kund*innen aufgefangen werden, da zuvor abrupte Kündigungen ausgesprochen wurden oder Lieferanten ganz das Geschäft eingestellt hatten.“

Eine Initiative der Stadt Dortmund mit Unterstützung von DEW21 zum Energie sparen: www.dortmundmachts.de

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