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Champagner aus der grünen Steckdose

Eine Wiese auf dem riesigen Gelände des Trianel-Kraftwerks in Hamm. Mehr Unkraut als Gras. Daneben ein Tümpel. Schmetterlinge flattern. Bienen summen. Frösche quaken. Bald baggern Bagger. Und schon 2025 soll hier grüner Wasserstoff produziert werden. Die Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21) mischt mit.

Petrus meinte es Anfang Mai gut mit den Protagonisten des offiziellen Medientermins. Nicht Wasser in Form von Regen schickte er auf die Erde nieder, sondern Sonne in Form von Strahlen. Gebraucht wird hier künftig allerdings Wasser. Schließlich entsteht das Wasserstoff- und nicht das Photovoltaikzentrum Hamm. Eine Elektrolyse-Anlage mit einer Leistung von 20 MW, die 1.500 t grünen Wasserstoff im Jahr produzieren soll. 800 Linienbusse könnten damit ein ganzes Jahr lang rund um die Uhr fahren. Zur Einordnung: DSW21 hat knapp 200 Busse im Einsatz – und das auch nicht rund um die Uhr. Kein Wunder also, dass Hamms Oberbürgermeister Marc Herter (SPD) mit Worten ein plakatives Bild malte: „Dieser Standort wird zur großen grünen Steckdose der Region.“

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Bis Anfang Mai war das Wasserstoffzentrum Hamm ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt Hamm (50 %), Trianel (30 %) und Stadtwerken Bochum (20 %).

Jetzt spielt auch DSW21 mit. Sofern der Aufsichtsrat und der Rat der Stadt Dortmund zustimmen, werden die Stadtwerke noch in diesem Jahr als weiterer Gesellschafter mit ebenfalls 20 % einsteigen. Die Anteile tritt Trianel an DSW21 ab.

Warum das Dortmunder Engagement? „Wir haben mit Beteiligungen an Steag, RWE, Gelsenwasser sowie der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung

GmbH (DEW21) schon jetzt ein breit aufgestelltes

Portfolio an Energiebeteiligungen. Kerngeschäft von DSW21 ist und bleibt der öffentliche Nahverkehr in Dortmund mit mehr als 120 Stadtbahnwagen, fast 200 Bussen und über 100 Mio. Fahrgästen im Jahr“, sagt Guntram Pehlke – und ergänzt: „Der Einstieg in Hamm ist sinnvoll und folgerichtig.“

Pehlke, nach 17 Jahren als Vorstandsvorsitzender von DSW21 Ende Mai in den Ruhestand gewechselt, hat das Projekt auf der Zielgeraden seiner Amtszeit forciert. Wohlgemerkt: In enger Abstimmung mit seiner Nachfolgerin Heike Heim. Die war seit 2017 Vorsitzende der Geschäftsführung von DEW21 und hat das Wasserstoff-Thema als ausgewiesene EnergieExpertin – man ist geneigt, zu sagen: natürlich! –ebenfalls ganz oben auf der Agenda.

DSW21 prüft aktuell den Bau einer Wasserstoff-Tankstelle am zentralen Bus-Betriebshof in Brünninghausen.

Denn die Nutzung von grünem Wasserstoff ist einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende. „Durch die Beteiligung an der Elektrolyseanlage in Hamm wollen wir frühzeitig bei der Entwicklung zukunftsweisender Technologien dabei sein. Zudem möchten wir uns den Zugriff auf Wasserstoffmengen sichern, die wir benötigen, um im Lokalen die Verkehrswende konsequent voranzutreiben“, so Pehlke.

Aktuell prüft DSW21 den Bau einer WasserstoffTankstelle am zentralen Bus-Betriebshof in Brünninghausen, um von dort aus künftig neben E-Bussen auch Brennstoffzellen-Busse im Linienverkehr einsetzen zu können. Mittelfristig denkt das Verkehrsunternehmen auch über eine WasserstoffTankstelle im Bereich des Hafens nach, um Binnenschiffe und Lkw betanken zu können.

Konsequenterweise arbeitet DSW21 parallel zu den konkreten Plänen in Hamm an einer WasserstoffStrategie. Die Projektstruktur steht. DEW21 mit der Netz-Tochter DONETZ ist selbstverständlich beteiligt. Spätestens bei den Anwendungsmöglichkeiten wird Wasserstoff zum Thema für alle Unternehmen der 21-Gruppe. Heike Marzen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Dortmund, formuliert es so: „Die Bundespolitik bezeichnet Wasserstoff gerne als Champagner der Energiewende. Wir bodenständigen Westfalen trinken ja lieber Bier.“ Will sagen: „Wasserstoff darf kein Luxusprodukt sein. Wir müssen ihn in der Breite verfügbar machen.“

Auch Thomas Westphal, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund und Aufsichtsratsvorsitzender von DSW21, ist ein erklärter Fan der Idee, die Region zum Vorreiter in Sachen Wasserstoff zu machen. Dazu passt, dass sich »Nucera«, die Wasserstoffsparte von ThyssenKrupp, mit 500 Mitarbeitenden auf der StadtkroneOst ansiedelt. Dazu passt auch, dass Westphal Ende 2022 gemeinsam mit seinem Hammer Amts-Kollegen Marc Herter, Mario Löhr als Landrat des Kreises Unna und IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnete. Die »Dortmunder Wasserstoffkonferenz« heißt nun »Westfälische Wasserstoffkonferenz«. Das sind erst einmal nur Worte. Doch aus den Worten werden Taten. Auf einer grünen Wiese in Hamm. Und DSW21 ist dabei.

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