Sonderdruck - Schlüsselpersonen im Sport: TrainerInSportdeutschland

Page 1

LEISTUNGS-

Schlüsselpersonen im Sport:

SONDERDRUCK
TrainerInSportdeutschland
Zeitschrift für die Fortbildung von Trainern, Übungsleitern und Sportlehrern

IMPRESSUM / INHALT

LEISTUNGS-

Zeitschrift für die Fortbildung von Trainern, Übungsleitern und Sportlehrern

Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund, Otto-FleckSchneise 12, 60528 Frankfurt/Main

Verlag: philippka GmbH & Co. KG, Rektoratsweg 36, 48159 Münster, Telefon: 0251/23005-0; E-Mail: info@philippka.de; www.philippka.de

Geschäftsführung: Ferdinand Honig, Thorsten Krybus

Redaktion: Helmut Nickel (verantwortlich), Dr. Alexandra Schek

Schlussredaktion: Werner Böwing, Dr. Alexandra Schek

Redaktionskollegium: Prof. Dr. Berndt Barth, Dr. Martin Bartsch, Dr. Antje Hoffmann, Prof. Dr. Jürgen Krug, Prof. Dr. Jan Mayer, Prof. Dr. Lutz Nordmann, Prof. Dr. Johannes Scherr, Prof. Dr. Billy Sperlich, Prof. Dr. Christoph Zinner

Redaktion des Sonderdrucks: Eva Zehnder, DOSB, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

Anschrif t der Redaktion: philippka GmbH & Co. KG, Rektoratsweg 36, 48159 Münster, Tel. 0251/ 23005-0; E-Mail: lsp@philippka.de

Grafiken: Lin Lütke-Glanemann

Telefon-Durchwahl/E-Mail-Adresse: Redaktion Verlag: 0151/65137208, E-Mail: nickel@leistungssport.net

Abonnement/Vertrieb: 0251/23005-15, E-Mail: abo@philippka.de

Buchhaltung: 0251/23005-19, E-Mail: demirdag@philippka.de

Buchversand: 0251/23005-11, E-Mail: buchversand@philippka.de

Urheberrechtlicher Hinweis: Diese Publikation sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Umschlagfotos: LSB NRW/Andreas Bowinkelmann (oben links), DOSB/L. Kreuzer (oben rechts), DOSB/Kai Neunert (unten links/rechts)

Wiebke Fabinski/Katharina Morlang/ Christian Witusch/Eva Zehnder: TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND

Ein umfassendes Organisationsentwicklungsprojekt als Investition in die Zukunft

Wiebke Fabinski/Katharina Morlang/ Christian Witusch/Eva Zehnder: UPDATE TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND

ÜBERBLICK ÜBER DIE TRAINER*INPROJEKTE

Ilka Seidel/Eva Zehnder/Tim Brentjes/ Hannes Käsbauer,/Matz Kunz/Patrick Luig/ Kim Paul/Peter Radegast: TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN –IMPULSE FÜR TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND SETZEN

Themenschwerpunkt Trainerbildung

Dominic Ullrich/Eva Zehnder/Katharina von Kodolitsch/Eva Lempa-Röller/Judith Pusch/Daniel Ringleb/Johannes Wunder: TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN –IMPULSE FÜR TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND SETZEN

Themenschwerpunkt Trainerbildung und -gewinnung

Eva Zehnder/Markus Finck/Jenny Wolf/ Kirstin Behrens/Joana Seydel/Kathrin Staufenbiel/Philipp Streit: TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN –IMPULSE FÜR TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND SETZEN Themenschwerpunkt Personal- und Organisationsentwicklung

Eva Zehnder/Luca Wernert/Markus Finck/ Dennis Drieschner/Kerstin Reichert/Carsten Röhrbein/Dorte Ewert/Thoms Plhak/ Julia Hämel: TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN –IMPULSE FÜR TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND SETZEN Themenschwerpunkte Trainerbild, Öffentlichkeitsarbeit, Wissensmanagement

Weiterführende Links

Wiebke Fabinski/Katharina Morlang/ Christian Witusch/Eva Zehnder: HALBZEIT IM PROJEKT

TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND

Zwischenfazit und Anstoß zur zweiten Runde

Wiebke Fabinski/Thomas Braun/Martin Brunner/Jannick Dörr/Patricia Finster/ Carolin Heuberger/Tom Ismer/Daniel Mayer/ Johannes Schirdewahn/Matthias Thelen/ Julia Wambach/Tim Wierling/Eva Zehnder: TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN

Impulse für TrainerInSportdeutschland setzen

Wiebke Fabinski/Kersten Adler/Kristin

Behrens/Jörg Hahn/Hannes Käsbauer/ Theresa Manges/Cathleen Saborowski-Baumgarten/Dennis Sandig/Lara ter Veer/Nadja

Walter/Bastian Zitscher/Eva Zehnder: TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN

Impulse für TrainerInSportdeutschland setzen –Teil 2

Eva Zehnder/Christine Bitterle/Wiebke

Fabinski/Ulrich Forstner/Lothar Linz/Frank

Pinter/Peter Radegast/Eva Reinschmidt/Carsten Röhrbein/Kathrin Staufenbiel/Holger Stitz: TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN

Impulse für TrainerInSportdeutschland setzen –Teil 3

Eva Zehnder/Tim Böhme/Martin Brückner/ Björn Frommann/Jonas Henschler/Kirsten Hüttemann/Manfred Kehm/Marco Lutz/Anita Parsche/Nicole Rothenbücher/Wiebke Fabinski: TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN Impulse für TrainerInSportdeutschland setzen –Teil 4: Wissens- und Community-Management

Eva Zehnder/Wiebke Fabinski/ Katharina Morlang/Christian Witusch: PROJEKTABSCHLUSS

TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND Fazit und Learnings

Aktuelle und weiterführende Informationen zum Projekt TrainerInSportdeutschland und seinen Leitzielen sowie der Vision Trainer*in 2026 finden sich unter:

• Das Gesamt-Projekt: https://trainerinsportdeutschland.dosb.de/

• Vision Trainer*in 2026 und ihre Leitziele https://dosb.epaper.pro/trainer-in-sport-deutschland/#1

2 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK
5 10 14 16 20 25 29 42 45 48 51
PROJEKTVORSTELLUNG PROJEKTENTWICKLUNG TRAINER*IN-PROJEKTE
HALBZEITBILANZ TRAINER*IN-PROJEKTE – RUNDE 2 FAZIT SERVICE
– RUNDE 1
33 38

TRAINERINNEN UND TRAINER –DIE SCHLÜSSELPERSONEN IN UNSEREM SPORTSYSTEM

Trainerinnen und Trainer sind Schlüsselpersonen im Sport, egal, ob sie im Breiten- oder Leistungssport tätig sind. Diese Haltung hat sich in den letzten Jahren immer weiter gefestigt und uns durch das Projekt TrainerInSportdeutschland getragen. Wir sind dabei nicht müde geworden, die enorme Bedeutung der Trainer*innen immer wieder hervorzuheben, denn Sportler*innen benötigen neben guten Trainingsstätten vor allem qualifizierte Trainer*innen, die sie begleiten, unterstützen und anleiten.

Durch Trainer*innen kommen Kinder und Jugendliche in Bewegung. Sie schaffen ausreichend kreative Bewegungsangebote, die Lust machen, sich zu bewegen, und Kinder und Jugendliche motivieren, mit Spaß Sport zu treiben. Trainer*innen sind die Gesichter unserer Vereine. Mit ihren vielfältigen fachlichen, sozialen und methodischen Kompetenzen, die die Trainer*innen in ihren Aus- und Fortbildungen und in einem ständigen Lernprozess entwickeln, schaffen sie attraktive Angebote. Sie sind es, die mit diesen Angeboten Mitglieder für den Verein gewinnen und langfristig binden. Und auch im Spitzensport sind es die Trainer*innen, durch deren Einsatz unser Team D Erfolge feiern kann. Trainer*innen motivieren, begleiten und coachen auf dem Weg an die Spitze. Dabei gehen Trainer*innen häufig selbst an ihre Grenzen und stecken ihre gesamte Energie in das Training. Sie verzichten auf geregelte Arbeitszeiten und nehmen einiges in Kauf, um ihren Athlet*innen auf der ganzen Welt zur Seite zu stehen. Bei all den verschiedenen Tätigkeiten leben Trainer*innen die Werte des Sports vor und geben diese weiter. Sie sind Vorbilder und zeigen, wie Fair Play funktioniert. Sie setzen sich für gewaltfreien, fairen Sport ein und gehen mit gutem Beispiel voran. Sie gestalten bestenfalls das Training so, dass sich mündige und selbstbestimmte Sportler*innen entwickeln können. Daher ist die ganzheitliche Förderung von Trainer*innen ein Thema, das wir gemeinsam vernetzt angehen müssen. Mit dem Projekt TrainerInSportdeutschland haben der DOSB und die dsj gemeinsam mit ihren Mitgliedsorganisationen einige gute Entwicklungen in Form von Trainer*inProjekten angestoßen. Diese sind im fol-

genden Sammelband nachzulesen. Neben zeitgemäßen Formaten im Bereich Traineraus- und -fortbildung, Coaching und Mentoring gibt es auch inspirierende Beispiele, um die Wertschätzung der Trainer*innentätigkeit zu erhöhen, ein Leitbild für Trainer*innen zu entwickeln, Trainer*innen untereinander besser zu vernetzen oder die Rahmenbedingungen für Trainer*innen zu verbessern. Durch den übergreifenden Organisationsentwicklungsansatz des Projektes konnten die verschiedenen Akteur*innen bereits von und miteinander lernen, Themen gemeinsam angehen und ihre Erfahrungen dem Gesamtsystem zur Verfügung stellen. Um auch in Zukunft ausreichend qualifizierte Trainer*innen für den Sport zu gewinnen und zu halten, ist es wichtig, das Thema dauerhaft als Kernaufgabe im organisierten Sport zu verankern. Denn ohne Trainer*innen ist kein Sportbetrieb möglich.

3 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK VORWORT
Thomas Weikert (DOSB-Präsident) Foto: Michael Reichel (DOSB) DOSB/Kai Neunert

Wie ist der Sammelband entstanden?

Im Verlauf des Projektes TrainerInSportdeutschland (Mitte 2019 bis Mitte 2023) haben wir in regelmäßigen Abständen über den Projektverlauf berichtet. Insbesondere über die einzelnen Trainer*in-Projekte, die in den DOSBund dsj-Mitgliedsorganisationen umgesetzt wurden, haben wir mehrere Artikel in der Zeitschrift Leistungssport veröffentlicht. Hier werden gute Beispiele dargestellt, die alle auf die Vision Trainer*in 2026 einzahlen und dazu beitragen, die Rahmenbedingungen der Trainer*innen in Sportdeutschland zu verbessern. Inhaltlich wurden hier verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Ein wichtiger Aspekt, der viele Verbände umgetrieben hat bzw. umtreibt, ist die Verbesserung der Trainer*innenausbildung vor dem Hintergrund der Kompetenzorientierung und der Digitalisierung. Neben Trainerqualifizierung und -bindung wurden auch verschiedene Ansätze zur Trainergewinnung, z.B.

über Personalentwicklungsmaßnahmen, Mentoring und vereinfachte Zugangsmöglichkeiten erprobt. Der Aufbau von Trainer*innen-Communities, um Trainer*innen zu stärken und untereinander zu vernetzen, war ein weiterer Schwerpunkt. Ebenso wie die Darstellung der Trainer*innen, sowohl nach innen im Sinne von Selbstbild und Leitbilddiskussionen als auch nach außen über Imagekampagnen, Berichterstattung und Porträterstellungen. Dieser Sammelband bündelt nun alle Beiträge zum Projekt TrainerInSportdeutschland und gibt einen guten Überblick über die Projektergebnisse.

Für wen soll der Sammelband hilfreich sein?

Der Sammelband richtet sich an alle Interessierten im Themenfeld Trainer*innen. Insbesondere die Akteur*innen in den Sportverbänden, die Leistungssportverantwortlichen, Bildungsreferent*innen und Jugendleitungen der DOSB- und dsj-Mitgliedsorganisatio-

TRAINERIN

nen finden hier inspirierende Beispiele und Maßnahmen, die alle auf die Vision Trainer*in 2026 einzahlen und dazu beitragen, langfristig über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen zu verfügen. .

Wie ist der Sammelband aufgebaut?

Der Sammelband ist chronologisch aufgebaut. Er startet mit einer allgemeinen Projektvorstellung (2019). Es folgt eine erste Zwischenbilanz (2020) und der Auftakt für die Artikelreihe der Trainer*in-Projekte der ersten Projekt-Runde. Nach der Hälfte der Projektlaufzeit und der ersten Runde Trainer*in-Projekte wurde eine Halbzeitbilanz gezogen (2021), um Ableitungen für die zweite Halbzeit und damit auch für die zweite Runde Trainer*in-Projekte zu ziehen. Es folgt die Vorstellung der Trainer*in-Projekte der zweiten Runde. Abgerundet wird der Sammelband durch das Projektfazit sowie die Ergebnisse der abschließenden Evaluation.

4 LEISTUNGSSPORT
EINFÜHRUNG
SONDERDRUCK
Trainer*innen sind Vorbilder. Sie vermitteln die Werte des Sports und prägen uns damit ein Leben lang.
WAS ICH SPÄTER WERDEN WILL? IN SPORTDEUTSCHLAND © DOSB –Photo: Kai Neunert
trainerinsportdeutschland.dosb.de

TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND

Ein umfassendes Organisationsentwicklungsprojekt als Investition in die Zukunft

1. Eine Vision – 13 Leitziele

„Trainerinnen und Trainer sind zentrale Bezugspersonen für Athleten und Sportler aller Leistungsklassen. Sie entwickeln die sportliche Leistungsfähigkeit, leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und vermitteln die Werte, die uns im Sport so wichtig sind. Trainer sind unsere Schlüsselfiguren in Sportdeutschland, daher spielen sie auch bei uns im DOSB eine ganz zentrale Rolle. Trainer brauchen gesellschaftliche Anerkennung und optimale Rahmenbedin-

gungen – dafür setzen wir uns mit ganzer Kraft ein.“ Veronika Rücker, DOSB-Vorstandsvorsitzende, A-Trainerin des Deutschen Tennis Bundes

Keine Frage – Trainer sind Schlüsselpersonen in Sportdeutschland. Sie sind es, die die Kernaufgaben des Sportvereins umsetzen: Sie fördern sportliche Leistungen von Sportlern auf allen Ebenen, von der Basis bis an die Spitze. Sie begeistern Menschen für den Sport im Verein und motivieren dazu, lange aktiv Sport zu

treiben. Und sie unterstützen die persönliche Entwicklung ihrer Sportler, sind Vorbild und wichtige Vertrauenspersonen sowohl für die Sporttreibenden als auch für ihre Sportorganisation.

Die Bedeutung dieser besonderen Rolle von Trainern wird vor allem darin ersichtlich, dass der Wettkampfsport nach wie

Eingegangen: 6.8.2019

5 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK PROJEKTVORSTELLUNG
Abbildung
1: Vision

vor der bei Weitem größte Bereich im Kinder- und Jugendsport der Sportvereine ist. Ca. 80 % der Angebote im Kinder- und Jugendsport sind wettkampfbezogen1. Folglich prägen die Begegnungen mit Trainern in den unterschiedlichen Sportarten aktive Menschen im Sportverein ganz besonders. Es liegt dann an den Sportorganisationen, diese Prägung möglichst positiv zu gestalten, indem sie ihre Trainer fördern und weiterentwickeln sowie ideale Rahmenbedingungen schaffen.

Das Projekt rückt alle Trainer in Sportdeutschland in den Fokus, also sowohl die haupt- und nebenberuflichen als auch die ehrenamtlichen Trainer. Dabei werden alle unterschiedlichen Bereiche des Sports berücksichtigt, wie z. B. der Spitzensport, der Nachwuchsleistungssport, der Kinderund Jugendsport, der Breiten-, Behinderten- oder Gesundheitssport u.v.m. Die Übergänge zwischen den jeweiligen Bereichen sind oft fließend, die Schlüsselfunktion der Trainer für den Sport ist aber gleichermaßen gegeben.

Daher ist es unerlässlich, die unterschiedlichen Akteure in den Sportorganisationen für dieses gemeinsame Ziel zu motivieren und zu mobilisieren. In diesem Rahmen können Ressourcen gebündelt sowie Ideen gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden; durch das Teilen von Erfahrungen und Wissen kann von- und miteinander gelernt werden. Dabei sind insbesondere die Klärung der eigenen Rolle im System und die übergreifende Zusammenarbeit, also eine viel stärkere innere Kollaboration, wichtig. Daraus er-

1 Güllich, A. & Richartz, A. (2015). Leistungssport. In W. Schmidt et al. (Hrsg.), Dritter Deutscher Kinderund Jugendsportbericht (S. 140). Schorndorf: Hofmann.

2 Breuer, C. & Feiler, S. (2017/18). Sportvereine in Deutschland: Organisationen und Personen. Sportentwicklungsbericht für Deutschland 2017/2018 –Teil 1. Bonn: Bundesinstitut für Sportwissenschaft.

3 Digel, H., Thiel, A., Schreiner, R. & Waigel, S. (2010). Berufsfeld Trainer im olympischen Spitzensport. Schorndorf: Hofmann.

4 https://cdn.dosb.de/Berufsbild_Berufstrainer_in_ im_Sport.pdf

5 Ptack, R. & Sygusch, R. (2016). Kompetenzorientierte Qualifizierung im DOSB: Trainer/-in Leistungssport zwischen Anspruch und Wirklichkeit (QuaTro). Paper Präsentation.

6 Breuer, C. & Feiler, S. (2013). Trainer/innen, Übungsleiter/innen und Qualifizierung. Sonderdruck anlässlich des 21. Sportwissenschaftlichen Hochschultages der dvs in Konstanz 2013 – Auszug aus dem Sportentwicklungsbericht 2011/2012. Köln. Download unter https://www.bisp.de/SharedDocs/ Downloads/Sportentwicklungsberichte/SEB_2011_ 2012/SEB_2011_12_Qualifizierung.pdf?__blob= publicationFile&v=6

geben sich schließlich unterschiedliche Themenfelder mit verschiedenen Kollaborations- und Lernformen, neuen Handlungsmöglichkeiten und Kompetenzen, die das Sportsystem insgesamt weiterentwickeln.

Aus diesem Grund hat der DOSB einschließlich seiner Jugendorganisation dsj 2016 die DOSB-Konferenz „Schlüsselfigur TrainerIn“ durchgeführt und gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen die „Vision TrainerInSportdeutschland“ mit ihren 13 Leitzielen erarbeitet.

Der DOSB rückt diese Vision, die von Abbildung 1 veranschaulicht wird, nun mit seinem Projekt TrainerInSportdeutschland in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Ziel des Projekts ist es, einen nachhaltigen Lern- und Veränderungsprozess in den Sportorganisationen anzustoßen und zu begleiten, der die Trainer sowie deren Bedürfnisse und Rahmenbedingungen auf Grundlage der Vision in den Fokus stellt. Daher ist das Projekt als Organisationsentwicklungsprojekt angelegt. Der DOSB hat dabei die Aufgabe, einen Rahmen zu schaffen, Veränderungen zu initiieren und umzusetzen, die Erprobung innovativer Ideen zu ermöglichen sowie den systematischen Austausch und das Wissensmanagement zur Weiterentwicklung in diesem Themenfeld zu schaffen und zu begleiten. Um dies zu erreichen, wurde dem Projekt eine digitale Strategie zugrunde gelegt, die es ermöglichen soll, Akteure und Prozesse miteinander zu verknüpfen und querliegende Innovationspotenziale zu heben.

Im Folgenden wird das Projekt von der Herleitung und seiner Bedeutung über das konkrete Vorgehen bis hin zu den Beteiligungsformaten ausführlich beschrieben.

2. Die Potenziale des Projekts TrainerInSportdeutschland nutzen und den Herausforderungen begegnen

Werfen wir zunächst einen Blick auf die aktuelle Situation im Handlungsfeld Trainer und die daraus resultierenden Herausforderungen, mit denen die Akteure konfrontiert sind. Zuallererst ist festzuhalten, dass ein deutlicher Mangel an (qualifizierten) Trainern in den Sportvereinen herrscht. Die Gewinnung neuer und die Bindung bestehender Trainer stellt eine zentrale Herausforderung für Sportvereine dar und kann sogar zu einem existenzbedrohenden Problem werden2. Neubesetzungen mit wunschgemäß qualifiziertem Personal sind nicht immer einfach.

Die systematische Rekrutierung und Entwicklung von neuem Trainerpersonal wird gerade im Leistungssport von Verbänden

als besonders problematisch eingestuft. Generell sind die Rahmenbedingungen für hauptberufliche Trainer nicht optimal. Für Frauen scheint der Trainerberuf dabei wenig attraktiv zu sein, was sich beispielsweise darin zeigt, dass lediglich 13 % der Trainer im Spitzensport weiblich sind3 Häufig sind befristete Arbeitsverträge, eine hohe Arbeitsbelastung mit viel Reisetätigkeit und ungleiche bzw. unzureichende Bezahlung die Regel. Hinzu kommt, dass es mittlerweile zwar ein Berufsbild „BerufstrainerIn im Sport“4 gibt, dieses aber noch wenig verbreitet und nicht gesellschaftlich verankert ist.

Darüber hinaus erfahren Trainer eine mangelnde gesellschaftliche Anerkennung. Dies hängt eng mit der Tatsache zusammen, dass die Ausbildungen für Trainer kaum formale Anerkennung im Bildungssystem genießen. Die DOSB-Lizenzausbildung ist zwar ein ausdifferenziertes Ausbildungssystem, aber sie beschreibt keinen in der Bildungspolitik formal anerkannten Bildungsweg bzw. keine formal anerkannte Berufsausbildung. Zudem werden die in der DOSB-Lizenzausbildung und in der Trainertätigkeit erworbenen Kompetenzen weder sichtbar noch transparent dargestellt, weshalb diese in anderen Kontexten, z. B. an Universitäten oder im Beruf, noch zu wenig bis gar nicht anerkannt werden.

Gleichzeitig steigen die gesellschaftlichen Anforderungen an die Trainer, die nicht nur Erfolge im Sport sichern, sondern vor allem auch junge Menschen ganzheitlich fördern und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen, Elternarbeit betreiben und Vorbild für die Sportler sein sollen. Im Leistungssport wird zusätzlich noch der hohe Erfolgsdruck spürbar, wobei der Erfolg der Trainer fast ausschließlich am sportlichen Erfolg der Athleten und Mannschaften gemessen wird.

Eine weitere Herausforderung neben der Gewinnung und Bindung ist die Qualifizierung der Trainer. Studien5 zeigen, dass gerade die Entwicklung der Sozial-, Methoden- und Vermittlungskompetenz eine wichtige und zugleich schwierige Aufgabe in der Trainerausbildung darstellt. Hier können Sportverbände Rahmenbedingungen schaffen, mit denen die Kompetenzentwicklung der Trainer bestmöglich unterstützt wird – sowohl in den formalisierten Lizenzausbildungen als auch in den informellen Lernsettings des Traineralltags.

Ausgehend von den beschriebenen Herausforderungen im Handlungsfeld Trainer, wurden im Rahmen der DOSB-Konferenz 2016 die „Vision TrainerInSportdeutschland“ (Abbildung 1) sowie 13 Leitziele (Infokasten 1) erarbeitet.

6
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK PROJEKTVORSTELLUNG

3. Die Vision und die 13 Leitziele des Projekts TrainerInSportdeutschland

Die Vision steht als Leitgedanke und Dach über dem gesamten Projekt. Der Anspruch liegt nicht darin, diese zu messen, sondern sie in gewisser Weise als Ideal und Anspruch über alles zu setzen. Die 13 Leitziele, die in Infokasten 1 dargestellt sind, gliedern sich in drei Bereiche. Ein Bereich beschreibt das deutsche Sportsystem, das die Belange der Trainer als Kernaufgabe definiert und sich für attraktive Rahmenbedingungen einsetzt, um Trainer zu gewinnen und zu fördern. Der nächste Bereich stellt das Selbstverständnis der Trainer und ihre Rolle im Training, im Wettkampf, im Sportverein als Berater, Lernbegleiter, Bezugsperson und Vorbild dar. Somit ist es eine wichtige Aufgabe, das aktuelle Selbstverständnis zu beschreiben und es positiv aufzuwerten. Der letzte Bereich umfasst das Umfeld der Trainer außerhalb des organisierten Sports, also die Politik, Gesellschaft und Wissenschaft, die sich den Trainern in ihrer Schlüsselfunktion widmen und entsprechende Maßnahmen zur Analyse ihres Handelns, zur Verbesserung ihrer Rahmenbedingungen sowie zur Steigerung ihrer Anerkennung einfließen lassen, begleiten und ermöglichen sollen. Die Vision lautet:

Bis zum Jahr 2026 verfügen alle Sportarten im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainerinnen und Trainern.

Da sowohl Sportvereine/-verbände als auch Trainer unter einem hohen Professionalisierungsdruck stehen und unterschiedliche Anforderungen an die Trainertätigkeit gestellt werden, muss eine entsprechende Qualifizierung und Förderung von Trainern höchste Priorität haben. Der Trainerbildung im DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen kommt ein hoher Stellenwert zu (Leitziel 2). Sportvereine/ -verbände sind damit an erster Stelle gefordert, das Thema Trainer als einen zentralen Schwerpunkt und eine Kernaufgabe ihrer Arbeit zu sehen (Leitziel 1), sie im Rahmen von geeigneten Qualifizierungsmaßnahmen zu fördern, Instrumente zur Gewinnung und Bindung zu entwickeln und sie im Rahmen eines Personalmanagementkonzepts stetig in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Sie sollten ihnen die Möglichkeit geben, ihre Kompe-

tenzen weiterzuentwickeln, ihr Handeln zu reflektieren sowie den Austausch mit anderen Trainern systematisch zu unterstützen. Dabei kann der Einsatz digitaler Medien und Werkzeuge für den Aufbau von Netzwerken oder dem Wissensmanagement von Trainern hilfreich sein. Die Implementierung eines übergreifenden Wissensmanagements, das auch Wissenschaft und Praxis sowie unterschiedliche Sportarten und Ebenen des Sports verbindet, wird angestrebt (Leitziel 5).

Digitale Werkzeuge könnten aber auch im Rahmen von Aus- und Fortbildungen eingesetzt werden, um den Zugang zur Bildung zu erleichtern, neue Formen des Lernens zu schaffen und informellen Lernprozessen einen Raum zu geben. Das Selbstverständnis der Trainer als lebenslang Lernende hängt eng mit diesem Gedanken zusammen (Leitziel 8). Die persönliche Entwicklung von Trainern ist ein lebenslanger Prozess. Sie sind verantwortlich für ihre Kompetenzentwicklung und nutzen unterschiedliche Situationen und Plattformen, Gelegenheiten und Lebensorte, um zu lernen. Es gilt, die Trainer bei dieser Entwicklung zu unterstützen und ihnen gute Rahmenbedingungen zu bieten, sodass ihr Engagement oder ihr Beruf als Trainer auch weiterhin attraktiv bleibt bzw. für neue Trainer attraktiv wird (Leitziel 3).

Bis zum Jahr 2026 …

Die Arbeitsbedingungen sollen verbessert und Trainer von belastenden administrativen Aufgaben befreit werden. Die Arbeitsschutzbestimmungen sowie eine Work-Life-Balance sollen sowohl für ehrenamtliche als auch für hauptberuflich tätige Trainer ermöglicht bzw. eingehalten werden.

An die im Ehrenamt engagierten Trainer werden besondere Anforderungen gestellt. Die Vereine/Verbände müssten ihnen entgegenkommen und die Engagementbedingungen im Allgemeinen verbessern; immerhin sind 90 % der Trainer ehrenamtlich tätig6. Es ist wichtig, sie bei ihren Aufgaben zu unterstützen, ihnen Anerkennung dafür auszusprechen und die in diesem Rahmen erworbenen Kompetenzen sichtbar zu machen (Leitziel 4). Die Kompetenzen von Trainern sollen wertgeschätzt und für die Organisationsentwicklung genutzt werden. Sie kennen die Strukturen und Aufgaben ihres Vereins/Verbandes sehr gut, können beratend oder entscheidend herangezogen werden. Hier liegt ein stark partizipativer Ansatz zugrunde, der die Selbstwirksamkeit von Trainern und ihre Kompetenz anspricht (Leitziel 7).

Zur Personalentwicklung und -gewinnung sollten aber auch neue oder noch nicht erreichte Zielgruppen bedacht werden. Dazu gehören insbesondere Frauen,

1. … verstehen DOSB und die Mitgliedsorganisationen die Förderung von Trainern als Kernaufgabe.

2. … kommt der Trainerbildung im DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen ein hoher Stellenwert zu.

3. … sind die Arbeitsbedingungen für haupt- und nebenberufliche Trainer hoch attraktiv.

4. … sind die Engagementbedingungen für ehrenamtliche Trainer hoch attraktiv.

5. … hat sich im deutschen Sportsystem Wissensmanagement für Trainer etabliert.

6. … gibt es für alle Zielgruppen Zugangsmöglichkeiten zur und Entwicklungsmöglichkeiten in der Trainertätigkeit.

7. … nehmen die Trainer stärkeren Einfluss auf die Entwicklungen im Verein/Verband.

8. … verstehen sich Trainer als lebenslang Lernende.

9. … verstehen sich die Trainer als Lehrende (Lernbegleiter/Mentoren/Ermöglicher/ Berater), die (selbstbestimmte) Sportlerpersönlichkeiten bilden.

10. … erfahren Trainer eine hohe gesellschaftliche Wertschätzung.

11. … sind die Kompetenzen der Trainer bildungspolitisch anerkannt.

12. … hat sich am Arbeitsmarkt ein Berufsbild „Trainer“ etabliert.

13. … sind die Trainer, deren Handeln und die auf sie einwirkenden Faktoren ein etablierter Forschungsgegenstand.

Infokasten 1: Die 13 Leitziele im Überblick

7
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK PROJEKTVORSTELLUNG

die in dieses Feld noch weitaus stärker einbezogen werden und ihre Expertise einbringen sollten (Leitziel 6). Die richtige Ansprache und Förderung junger Frauen ist ausbaufähig und muss dringend mehr Bedeutung finden, vor allem wenn es um die Nachwuchsgewinnung geht.

Trainer sind Analysten, Gestalter von Training, Coaches, und sie entfalten bei Sportlern beste Leistungen. Wir begreifen die Aufgabe von Trainern dahingehend, individuelles und ganzheitliches Lernen in den Mittelpunkt zu stellen, als Lernbegleiter und Berater für Sportler zu fungieren (Leitziel 9), sie zu unterstützen, aber auch sie zu schützen und dabei zu begleiten, verantwortungsbewusste Persönlichkeiten zu werden. Damit haben Trainer offensichtlich eine hohe gesellschaftliche Verantwortung und erfüllen Aufgaben, die in die Gesellschaft wirken. Dafür sollten sie ausreichend von der Gesellschaft geschätzt und anerkannt werden (Leitziel 10). Es gilt, das Bild der Trainer aufzuwerten und darzustellen, welche Leistungen erbracht werden und wie essentiell ihr Beitrag für die Gesellschaft ist. Die Anerkennung soll aber nicht nur auf gesellschaftlicher Ebene, sondern auch bildungspolitisch gefördert und verankert werden (Leitziel 11).

Damit würde der Sportverein als Bildungsort sichtbarer und schließlich auch für ehrenamtlich Aktive attraktiver, weil sie die dort erworbenen Kenntnisse, Fä-

higkeiten und Fertigkeiten auch für ihren Beruf nutzen könnten. Dies setzt aber eine Anerkennung seitens der Bildungspolitik voraus sowie die Darstellung der Trainerkompetenzen über den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR). Ein Berufsbild für Trainer (Leitziel 12) ist bereits erstellt worden. Es gilt nun, es flächendeckend umzusetzen, sportarten- und kontextbezogene Berufsbilder zu erarbeiten und nachhaltig in den Strukturen des Sports zu verankern. Es ist notwendig, den Trainern dabei zu helfen, über ihr eigenes Rollenprofil zu verfügen und damit stärker in Gesellschaft und Politik auftreten zu können sowie dieses Rollenprofil gemeinsam mit ihnen permanent zu überprüfen und weiterzuentwickeln.

Schlussendlich ist es bedeutsam, dass Trainer und ihr Handeln zu einem Forschungsgegenstand werden (Leitziel 13). Wissenschaft und Sportpraxis müssen in einen Dialog treten und gemeinsam die Situation der Trainer analysieren sowie Maßnahmen zur Unterstützung etablieren.

4. TrainerInSportdeutschland –Projektbeschreibung und Vorgehensweise

Ziel des Projekts TrainerInSportdeutschland ist die Umsetzung der Vision mit ihren 13 Leitzielen. Das Projekt ist als umfassendes und übergreifendes Organisationsentwicklungsprojekt angelegt. Es verknüpft die Prozesse, den Wissens-

transfer und den Kompetenzaufbau innerhalb der Sportorganisationen mit dem Ziel, sich als Gesamtorganisation im Themenfeld Trainer weiterzuentwickeln und nachhaltige Veränderungen anzustoßen, um die Rahmenbedingungen für Trainer langfristig zu verbessern.

Das Projekt zielt dabei – analog der Vision – auf alle Trainer im Sportsystem ab, unabhängig davon, ob sie einen breitenoder leistungssportlichen Bezug haben, im Kinder- oder Erwachsenensport tätig sind, oder ihre Tätigkeit haupt-, nebenberuflich oder ehrenamtlich ausführen. Das Projekt ist im Juli 2019 gestartet, auf vier Jahre angelegt und wird von der Stiftung Deutscher Sport finanziert.

Themenbezogene Teilprojekte –Impulse für Sportdeutschland

Die Vision und ihre 13 Leitziele sollen inhaltlich mithilfe themenbezogener Teilprojekte umgesetzt werden. Antragsberechtigte Sportorganisationen haben die Möglichkeit, sich mit Teilprojekten zu bewerben. Eine detaillierte Ausschreibung sowie Informationen zum Bewerbungsund Auswahlverfahren wird es voraussichtlich Ende Oktober 2019 auf der Projekthomepage www.TrainerInSportdeutschland.dosb.de geben.

Ziel der Teilprojekte ist es, im eigenen Verband Strategien und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die dazu beitragen, die Vision zu verwirklichen. Diese Projekte können – je nach Bedarf und Situation der Trainer und der Rolle der jeweiligen Sportorganisationen – sehr unterschiedlich konzipiert sein.

Nach dem Auswahlverfahren werden die geförderten Teilprojekte durch ein Projektmentoring seitens des DOSB begleitet. Dies soll die Vernetzung der Teilprojekte untereinander, den Wissensaustausch und das Wissensmanagement fördern und gleichzeitig der nachhaltigen Verankerung des Projekts in Sportdeutschland dienen. Darüber hinaus werden die Teilprojekte zu Beginn, während und zum Ende ihrer Laufzeit evaluiert, um einen erfolgreichen Verlauf des Projekts sicherzustellen.

Mit einer digitalen Strategie zur Organisationsentwicklung

In diesem Projekt werden die Sportorganisationen als lernende Gesamtorganisationen betrachtet. Vor diesem Hintergrund sollen möglichst viele Akteure involviert werden, die zum Ansteuern der Vision einen Beitrag leisten können. Die Idee ist, die Beteiligten in ihrer Eigenverantwortung und in ihrem Innovationspotenzial zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, in Teilprojekten neue We-

8
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK PROJEKTVORSTELLUNG
Infokasten 2: Im DOSB-Wissensnetz können sich die Nutzer vernetzen und themen- und sachorientiert austauschen (aus Fabinski, W., Leistungssport, 48 (1), 6-7)

ge zu erproben und wichtige Prozesse in ihrem System anzustoßen. Die Erfahrungen aus den einzelnen Teilprojekten sollen durch digitale Austauschformate und ein intensives Wissensmanagement geteilt werden, um voneinander profitieren zu können und den Lern- und Entwicklungsprozess der Gesamtorganisation zu ermöglichen.

Damit die Teilprojekte und die Lernerfahrungen daraus breit und nachhaltig umgesetzt und zugänglich gemacht werden können, wurde ein digitaler Ansatz für TrainerInSportdeutschland gewählt. Dieser bietet das Potenzial, die Prozesse und Akteure im Handlungsfeld Trainer miteinander zu verknüpfen und querliegende Innovationspotenziale systematisch zu heben. Er bildet damit die Grundlage, eine inhaltlich logische Umsetzung zu gewährleisten und das Erreichen der Leitziele durch die Teilprojekte nachhaltig zu unterstützen. Der digitale Ansatz wird im DOSB umgesetzt und umfasst im Kern vier Bereiche:

Ein digitales Projektmanagement soll die Transparenz, Kollaboration, Nachvollziehbarkeit und den Wissenstransfer innerhalb des Projekts und zwischen den Projektbeteiligten sicherstellen. Die Projektpartner der Teilprojekte werden digital begleitet; der kollegiale Austausch untereinander und das Lernen voneinander werden ermöglicht.

Durch den Ausbau des DOSB-Wissensnetzes (Infokasten 2) soll das digitale Wissensmanagement für Trainer und in der Trainerbildung weiter verbessert werden. U.a. wird das DOSB-Wissensnetz als Basis-Version, d. h. ohne Inhalte, für das Wissensmanagement der Verbände mit ihren Trainern zur Verfügung gestellt. Verbände können dieses eigene VerbandsWissensnetz dann für das Wissensmanagement mit ihren Trainern ausbauen, beispielsweise für eine digitale Rahmentrainingskonzeption oder den Aufbau einer Trainer-Community.

Ein wichtiger Aspekt in der Vision ist die Verbesserung der Trainerbildung und die Begleitung von Trainern bei ihren informellen Lern- und Entwicklungsprozessen (z. B. Mentoring). Hierzu soll das digitale Bildungsmanagement weiter ausgebaut und den Verbänden leichter zugänglich gemacht werden. Verbände sollen die Möglichkeit erhalten, digitale Bildungsformate zu erproben und zudem die Inhalte und Aufgaben in der Trainerbildung miteinander zu teilen. Zudem sollen der Austausch und Wissenstransfer unter Trainern sowie die Begleitung informeller Lern- und Entwicklungsprozesse durch den Einsatz von Feedback- und Reflexionswerkzeugen verbessert werden.

Um die gesellschaftliche Anerkennung von Trainern und deren Kompetenzen zu fördern, sollen zudem Möglichkeiten geschaffen werden, die langfristig erworbenen Kompetenzen und Fähigkeiten von Trainern sichtbarer zu machen. Hierbei soll die Entwicklung von ePortfolios helfen. Ehrenamtliche und hauptberufliche Trainer könnten somit beispielsweise ihre ePortfolios bei Bewerbungsverfahren einsetzen, um ihre Kompetenzen darzulegen. Im Leistungssport wäre der Einsatz von ePortfolios für die effiziente Suche nach Trainertalenten und gezielten Scoutings möglich. Zudem kann über solche ePortfolios das Berufsbild von Trainern transparenter dargestellt werden.

Die systematische Beteiligung (Partizipation) von Trainern

Ein zentraler Aspekt im Gesamtprojekt ist die Beteiligung und Einbindung der Trainer bei der Umsetzung und Reflexion der (Teil-)Zielerreichung. Dies gilt sowohl für die einzelnen Teilprojekte in den Sportorganisationen als auch für die Aktivitäten in der Gesamtprojektsteuerung. In den Teilprojekten ist es ein wichtiges Kriterium, die Mitsprache und Partizipation der Trainer bei der Projektplanung, Durchführung und Reflexion sicherzustellen. In der Gesamtsteuerung des Projekts werden regelmäßig Beteiligungsformate durchgeführt, z. B. über Social Media, Befragungen, Webinare oder Workshops. Um möglichst viele Trainer mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen und Herausforderungen einzubinden, sollen insbesondere digitale Formate erprobt und genutzt werden.

Next Steps – wie geht es weiter?

Bereits zu Beginn des Projekts sollen möglichst viele Akteure in den Sportorganisationen, die direkt oder indirekt mit dem Handlungsfeld der Trainer zu tun haben, informiert und beteiligt werden. Hierfür wird am 21. Oktober 2019 eine Kick-OffVeranstaltung in Frankfurt durchgeführt. Auf der Projekthomepage www.TrainerInSportdeutschland.dosb.de werden alle Informationen zum Projekt, zu SocialMedia-Aktivitäten, zu Beteiligungsmöglichkeiten und (Zwischen-)Ergebnisse veröffentlicht. Bewerbungen für die Teilprojekte werden voraussichtlich ab Ende Oktober möglich sein. Auch hierzu werden auf der Projekthomepage detaillierte Informationen rechtzeitig eingestellt.

5. Ausblick

Die Sportorganisationen sind sich einig, dass die Verbesserung der Situation der Trainer eine äußerst wichtige Aufgabe eines jeden Verbandes ist. Die Ergebnisse

der DOSB-Konferenz 2016 haben uns die Vorlage gegeben, was zu tun ist. Sie zeigen auch klar auf, dass Veränderungen nur möglich sind, wenn alle eigenverantwortlich an der Umsetzung der Vision Trainer arbeiten und dabei die Potenziale der einzelnen Organisationsbereiche – Jugendorganisationen, Bildung, Sportentwicklung und Leistungssport und deren unterschiedliche Akteure und Partner – vereinen und Synergien entdecken, anstatt in getrennten Strukturen zu verharren.

Damit dies gelingen kann, ist es unabdingbar, dass die Förderung von Trainern in den Führungsebenen der Sportorganisationen gewollt und zur Kernaufgabe gemacht wird, was auch bedeutet, notwendige finanzielle und personelle Ressourcen bereitzustellen.

Für den DOSB hat das Projekt TrainerInSportdeutschland eine herausragende Bedeutung. Er möchte damit einen Rahmen schaffen, der die Sportorganisationen bei der Umsetzung der Vision unterstützt. Im Zentrum steht dabei der übergreifende und kollaborative Charakter, durch den eine breite und nachhaltige Veränderung in den Sportorganisationen bewirkt werden soll. Ziel ist, dieses Thema wahr- und ernst zu nehmen und auch unabhängig von einer Projektfinanzierung in eigene Handlungsfelder zu integrieren. Die nachhaltige Verankerung der Schlüsselperson Trainer in sämtlichen Bereichen ist das prioritäre Ziel. Ein solcher struktureller Veränderungsprozess benötigt Zeit und Geduld, denn es bedeutet, miteinander ins Gespräch zu kommen, die Sichtweisen und Haltungen der anderen kennenzulernen, voneinander zu lernen und gemeinsame Strategien auszuhandeln und zu entwickeln.

Alle Informationen mit Verlinkung zu neuen Berichten können auch unter www.trainerinsportdeutschland.dosb.de noch einmal eingesehen werden.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

9
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK PROJEKTVORSTELLUNG

UPDATE

TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND

1. Trainer*innen – mehr denn je gefordert

Gerade in Krisenzeiten wie der CoronaPandemie wird einmal mehr deutlich, welche bedeutende Rolle die Trainerinnen und Trainer einnehmen: Sie sind diejenigen, die virtuelle Sportangebote ermöglichen und Vereine sichtbar machen, auch wenn die Trainings- und Sportstätten geschlossen sind. Sie sind auch jetzt zentrale Bezugspersonen, setzen sich für ihre Sportlerinnen und Sportler ein und halten sie durch mentale Unterstützung physisch und psychisch fit.

Unabhängig davon, dass viele Trainer selbst stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen sind und zum Teil ihre wirtschaftliche Existenz bedroht sehen, engagieren sie sich weiterhin dafür, dass Kinder und Jugendliche, Schüler, Athleten sowie Erwachsene und ganze Familien zuhause in Bewegung bleiben können. Sie haben innerhalb kürzester Zeit auf die neuen Herausforderungen reagiert und sich mit digitalen Möglichkeiten vertraut gemacht. Gleichzeitig liegt es jetzt in der Hand der Trainer, den Wiedereinstieg in das vereinsbasierte Sporttreiben zu ermöglichen, die regionalen Vorgaben einzuhalten, die Leitplanken des DOSB1 und die Handlungsempfehlungen der Spitzenverbände umzuset-

zen und ihrer Vorbildfunktion mehr denn je gerecht zu werden.

Dieses Engagement verdient Wertschätzung und Anerkennung und verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig es ist, sich gemeinsam in Sportdeutschland für eine Verbesserung der Situation der Trainer stark zu machen. Bereits im letzten Jahr hat der DOSB dazu das Projekt TrainerInSportdeutschland gestartet und über das Projektvorhaben ausführlich berichtet (siehe Ausgabe 5/2019). Im Folgenden wird nun der aktuelle Projektfortschritt dargestellt und insbesondere auf die einzelnen Trainer*in-Projekte in den Sportorganisationen eingegangen.

2. Was ist seit Projektstart in Sportdeutschland passiert?

Qualitätssiegel. Dies wird beispielsweise in Form von personalisierten Badges für die elektronische Kommunikation (siehe Deutscher Tennis Bund) oder in Form von Trainerschildern (Deutsche Reiterliche Vereinigung) zur besseren Außendarstellung umgesetzt.

Eingegangen: 25.5.2020

1 https://www.dosb.de/medien-service/coronavirus/ sportartspezifische-uebergangsregeln/?Leitplanken=

2 https://trainerinsportdeutschland.dosb.de/vison/ 3 https://cdn.dosb.de/Berufsbild_Berufstrainer_in_ im_Sport.pdf

4 https://cdn.dosb.de/user_upload/www.dosb.de/ uber_uns/Mitgliederversammlung/Frankfurt_2019/ Anlagen/TOP_15.1_-_Anlage_-_Konzept_zur_Verbesserung_der_arbeitsrechtlichen_Rahmenbedingungen_fuer_Trainer.pdf

5 https://www.dsj.de/handlungsfelder/kinder-undjugendsport/persoenlichkeits-und-teamentwicklung/

6 https://www.icoachkids.eu/free-moocs-for-coachesof-children.html

7 http://bvtds.de/

Mit dem Start des Projekts TrainerInSportdeutschland wurden die Sportorganisationen aufgerufen, sich mit der Vision Trainer*in 2026 und den dazugehörigen 13Leitzielen2 auseinanderzusetzen. Zum Teil angeregt durch diesen Aufruf, aber auch unabhängig davon, passierte und passiert in Sportdeutschland einiges im Themenfeld Trainer. Da diese Inhalte und Auswirkungen ebenso auf die Erreichung der Trainervision 2026 und somit auf die Zielstellung des Projekts TrainerInSportdeutschland Einfluss nehmen, lohnt sich ein Blick auf ausgewählte Maßnahmen. Um die Möglichkeiten der Mitsprache für Trainer zu vereinfachen und sie stärker in den Strukturen zu verankern, wurden an manchen Stellen formale Gremien eingerichtet. Auf Initiative einiger Trainer wird es zum Beispiel beim Landessportbund Hessen ab 2021 einen Trainerrat geben, der sich für die Interessen der Trainer stark macht.

Beispielhafte Maßnahmen, um die Wertschätzung und Anerkennung der Trainer zu verbessern, sind Auszeichnungen von „Trainer*innen des Jahres“ oder vergleichbare Ehrungen. Dazu gibt es aktuell auf den verschiedenen Ebenen mehrerer Institutionen (DOSB, Fachverbände und Vereine) unterschiedliche Konzepte, die zum Teil sehr öffentlichkeitswirksam umgesetzt werden. Auch die Stärkung der Marke „DOSB-Trainer*in“ verfolgen einige Verbände durch die Ausstellung einer Art

Bereits 2017 wurde das Berufsbild „Berufstrainer*in im Sport“3 verabschiedet, um die Aufgaben und Leistungen von Berufstrainern transparent zu machen und zu schärfen. Die Spitzenverbände erhielten damit zudem eine Vorlage, die sie sportartspezifisch ausdifferenzieren können. Auf der Mitgliederversammlung des DOSB 2019 wurde das Konzept zur „Verbesserung der arbeitsvertraglichen Rahmenbedingungen für Trainer*innen“4 verabschiedet. Es ist ein Baustein der Leistungssportreform und zielt auf die Optimierung der Trainersituation. Gemeinsam mit der Trainerakademie des DOSB wird zudem an Möglichkeiten zur Akademisierung der Trainerbildung gearbeitet, um das Berufsbild attraktiver zu gestalten und Berufsperspektiven zu eröffnen. Die Deutsche Sportjugend (dsj) versteht, genauso wie der DOSB, Trainer als die wichtigsten Förderer von Kindern und Jugendlichen. Deshalb hat sie zur Unterstützung der Trainer das Konzept der „Persönlichkeits- und Teamentwicklung im Sport (PuT)“5 sowie ein pädagogisches Grundverständnis im Training und Wettkampf erstellt und ist dabei, noch stärker dafür zu sensibilisieren. Ebenso ist die dsj an der Weiterentwicklung des Projekts iCoachKids6 beteiligt, das Online-Kurse und kostenlose Materialien für Trainer zur Verfügung stellt.

Gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen wurde im Bereich Bildung des DOSB das DOSB-Kompetenzmodell erarbeitet, um die Trainer den Anforderungen ihrer Tätigkeit entsprechend bei ihrer Kompetenzentwicklung zu unterstützen. Die Umsetzung dieses Kompetenzmodells kann maßgeblich dazu beitragen, die Qualität der Trainerbildung zu verbessern. Zudem entstehen aktuell sehr viele innovative Formate im Bereich der Ausund Weiterbildung für Trainer. Da aufgrund der Auswirkungen der Corona-Krise Präsenzlehrgänge nicht möglich sind,

10 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK PROJEKTENTWICKLUNG

stellen die Verbände größtenteils auf Online-Formate um. Dies wird insbesondere in der Trainerbildung zu einem digitalen Fortschritt führen.

Der Berufsverband der Trainer im Deutschen Sport (BVTDS7) setzt sich als Interessensvertretung der (Berufs-)Trainer für die Verbesserung der Arbeitssituation der Trainer ein. Ganz aktuell befasst er sich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die berufliche Situation der Trainer und bietet (hauptberuflichen) Trainern konkrete Unterstützung an, indem er z.B. in Sprechstunden arbeitsrechtliche Fragestellungen erörtert.

3. Was passiert im Projekt

TrainerInSportdeutschland?

Neben den verschiedenen Aktivitäten, die in Sportdeutschland angestoßen wurden, werden auch explizit im Rahmen des Projekts TrainerInSportdeutschland konkrete Maßnahmen umgesetzt. Die Trainer*inProjekte bilden dabei das Kernelement und werden weiter unten ausführlich erläutert.

Zu Beginn des Projekts war es wichtig, die Vision und das Projektvorhaben möglichst breit zu streuen und die unterschiedlichen Zielgruppen zu erreichen. Das Besondere an dem Organisationsent-

wicklungsprojekt ist die Beteiligung möglichst aller Akteure im Trainerbereich. Daher wurde das Projekt auf zahlreichen Veranstaltungen wie der Leistungssportkonferenz 2019 platziert. Darüber hinaus haben einige Workshops stattgefunden, u. a. im Rahmen der Konferenzen der Jugendorganisationen der Spitzenverbände. Eine Podiumsdiskussion auf der Mitgliederversammlung des DOSB 2019 verdeutlichte noch einmal den Stellenwert der Trainer und zeigte die vielfältigen Anknüpfungspunkte in den verschiedenen Bereichen vom Breiten- bis zum Leistungssport, von der Sportentwicklung bis zur Deutschen Sportjugend auf. Ein großes Anliegen des Projekts ist es, Trainer in die Entwicklung, Durchführung und Reflexion des Projekts einzubinden, denn ihre Beteiligung ist ein wichtiger Maßstab in der Bewertung des Projekts. Neben den bereits angesprochenen Workshops findet ein regelmäßiger Austausch mit der Trainerkommission des DOSB statt. Im geplanten Projektverlauf sind weitere (digitale) Austauschformate vorgesehen, um die Erfahrungen aus den Trainer*in-Projekten und dem Gesamtprojekt zu teilen und möglichst viele Sportorganisationen und Trainer partizipativ einbinden zu können. Vornehmliches Ziel

ist es, die Projektplanungen und den Projektverlauf regelmäßig auf den unterschiedlichen Ebenen zu diskutieren. Dazu gibt es bedarfs- und zielgruppengerechte Austauschformate innerhalb des Projekts. Diese Formate können je nach Bedarf auch bestimmte Themen (Beruf, Ehrenamt, Bildung etc.) fokussieren und tragen somit zum Wissensmanagement im Projekt bei.

Das Wissensmanagement wird im gesamten Projektverlauf sukzessive entwickelt, erprobt und langfristig verankert. Sowohl bei diesen Austauschprozessen als auch bei der Umsetzung der Trainer*inProjekte wird wertvolles Wissen generiert. Dieses Wissen liegt zum Teil dezentral an unterschiedlichen Orten und bei einer Vielzahl an Personen innerhalb der Sportorganisationen vor. Um dieses Wissen systematisch zu heben, ist innerhalb des Projekts TrainerInSportdeutschland ein Wissensmanagement notwendig. Dabei werden zwei Zielstellungen verfolgt. Zum einen sollen Erkenntnisse und Informationen im Themenfeld Trainer gehoben, sichtbar gemacht, dokumentiert und nachhaltig genutzt werden. Grundlegend hierfür ist die systematische Vernetzung von Akteuren, Organisationen und Einzelpersonen. Zum anderen werden die

11
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK PROJEKTENTWICKLUNG
DOSB/L. Kreuzer

Sportorganisationen dabei unterstützt, das spezifische Wissensmanagement für ihre Trainer zu verbessern. Aufbauend auf einer Analyse der bereits bestehenden Netzwerke und Tools wird geprüft, wie das Wissensmanagement weiterentwickelt werden kann bzw. wie sinnvolle Verknüpfungen aussehen können. Der DOSB und die dsj legen im Projekt TrainerInSportdeutschland besonderen Wert darauf, über die mediale Präsenz die öffentliche Aufmerksamkeit auf die herausragende Rolle von Trainern zu lenken und einzelne Initiativen von Trainern darzustellen. Der DOSB hat allein dafür einen eigenen Podcast TrainerInSportdeutschland aufgesetzt. Hier kommen unterschiedliche Trainer zu Wort und geben Einblicke in ihre Tätigkeit. Seit Oktober 2019 wird monatlich eine neue Folge veröffentlicht. Neben Bundestrainern und prominenten Persönlichkeiten aus dem Leistungssport, wie Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm oder Head of Women‘s Tennis Barbara Rittner, werden insbesondere auch ehrenamtlich engagierte Trainer interviewt. Die FacebookGruppe TrainerInSportdeutschland erreicht zurzeit mehr als 680 Trainer, die sich über aktuelle Themen austauschen, trainerspezifische Beiträge teilen und über sportartübergreifende Themen diskutieren. Darüber hinaus werden Trainer im Rahmen von Social-Media-Aktionen zu unterschiedlichen Themen in den Vordergrund gerückt und in der Berichterstattung mitgedacht. Weitere Maßnahmenpakete in Bezug auf die Anerkennung und Wertschätzung von Trainern sind geplant.

4. Die Trainer*in-Projekte

„Die Vielfalt der Themen und der Akteurinnen und Akteure spiegelt sich im Gesamtprojekt TrainerInSportdeutschland wider. Bei der Auswahl der Trainer*in-Projekte haben wir Wert darauf gelegt, aus der Fülle guter Bewerbungen verschiedene Bereiche zu berücksichtigen. Uns ist es wichtig, deren Gemeinsamkeiten zu verdeutlichen und zu stärken. Dabei ist es unerheblich, ob ein Projekt vordergründig im Kinder- und Jugendsport, im Leistungssport oder in der Sportentwicklung verankert ist. Wir können alle voneinander lernen, denn das Gesamtanliegen ist ein gemeinsames. Wir sind mit den unterschiedlichsten Projekten auf einem sehr guten Weg, der Vision Trainer*in ein spürbares Stück näherzukommen.“

(Dr. Petra Tzschoppe, Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung des DOSB und Mitglied im Projektbeirat TrainerInSportdeutschland)

Im Mittelpunkt von TrainerInSportdeutschland stehen die Trainer*in-Projekte. Die Mitgliedsorganisationen und DOSB-nahen Institutionen waren aufgerufen, sich mit ihren Projektideen zur Verbesserung der Situation der Trainer um finanzielle und inhaltliche Unterstützung zu bewerben. Zahlreiche Bewerbungen wurden im Rahmen der ersten Projektphase (2019-2021) eingereicht. Bei der Auswahl der zu fördernden Projekte waren die Ausschreibungskriterien und die fachliche Qualität sowie die nachhaltige Implementation der Projekte und die zu erwartenden Impulse für Sportdeutschland entscheidend. Aus den vielen spannenden Anträgen hat der Projektlenkungsausschuss in Abstimmung mit dem Projektbeirat insgesamt 20Projektvorhaben ausgewählt, die nun in den Organisationen umgesetzt und durch den DOSB und die dsj begleitet werden. Die Schwerpunkte der Projekte sind völlig unterschiedlich und nicht ganz trennscharf zu bestimmen. Allen gemeinsam ist, dass sie auf die Vision Trainer*in 2026 und die 13 Leitziele einzahlen. Gewissermaßen kann man die Projekte folgenden Themenbereichen zuordnen: Trainerbildung, Wissensmanagement, Personalentwicklung, Organisationsentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit. So zahlen einige Projekte auf die Trainerbildung ein und wollen die Aus- und Fortbildung für Trainer langfristig verbessern. Hier wird beispielsweise der Deutsche Basketball Bund aktiv und entwickelt in seinem Projekt ein digitales Fortbildungsangebot für Minitrainer. In engem Zusammenhang mit der Trainerbildung steht das Wissensmanagement von und für Trainer. Diesem Schwerpunkt widmet sich unter anderem das Projekt „Wissen motiviert! Wissen stärkt! Wissen bringt hervor!“ des Landessportbundes Niedersachsen in Kooperation mit dem Niedersächsischen Schwimmverband. Ziel ist es, das Wissen für Trainer aufzubereiten, ihnen leicht zugänglich zur Verfügung zu stellen und den Austausch darüber anzuregen. Das Thema Personalentwicklung von Trainern spielt ebenfalls eine große Rolle. Die Projekte beschäftigten sich zum einen damit, wie man (junge) Engagierte für die Trainertätigkeit gewinnen kann. Zum anderen geht es aber auch darum, die Kompetenzen von Trainern stärker in den Mittelpunkt zu rücken und durch entsprechende Unterstützung passgenau weiterzuentwickeln, sodass sie die Aufgaben eines Trainers bestmöglich bewältigen können. Das Projekt der Deutschen EisschnelllaufGemeinschaft zum Beispiel entwickelt Kompetenzprofile zur Entwicklung des Trainerpersonals. Ein umfassender Ansatz

im Bereich Organisationsentwicklung wird mit dem Projekt „Next Coach Program“ des Deutschen Leichtathletik Verbands verfolgt, in dem die Rahmenbedingungen für Trainer auf verschiedenen Ebenen optimiert werden. Mit kreativen Ideen in der Öffentlichkeitsarbeit haben sich einige Projekte zum Ziel gesetzt, die Arbeit von Trainern zu zeigen, entsprechend anzuerkennen und das Bild der Trainer in der öffentlichen Wahrnehmung sowohl zu schärfen als auch positiv zu beleben. Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen beispielsweise stellt Trainer in den Fokus und fotografiert „Die besten Trainer*innen an den besten Orten“. Ausgewählte Trainer*in-Projekte werden in den Folgeausgaben von „Leistungssport“ näher vorgestellt.

Im Rahmen des Projekts TrainerInSportdeutschland werden die Trainer*in-Projekte eng begleitet. Ziel der Begleitung ist es, die Projekte dabei zu unterstützen, ihre Zielstellungen bestmöglich zu erreichen und damit ihren Projekterfolg zu sichern. Damit stellt die Begleitung ein zentrales Werkzeug zum Qualitätsmanagement in den Trainer*in-Projekten dar. Über Aufgabenstellungen auf dem DOSB-Campus werden die Projektleitungen kontinuierlich und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zur Reflexion ihres Projekts angeregt. Durch Transparenz in den Projekten und gegenseitiges (kollegiales) Feedback entsteht der Wissenstransfer unter den Projekten. Das Projektteam steht kontinuierlich im transparenten Austausch mit den Projekten zu deren Fortschritten, Herausforderungen und Erfahrungen, sodass es an vielen Punkten in den Projekten steuernd eingreifen kann. Zudem bietet das Projektteam durch WebinarSprechstunden Unterstützung bei konkreten Herausforderungen an. Ein Teil der Projektbegleitung besteht aus dem Entwickeln und Überprüfen von Key Performance Indicators. Die Projektleitungen wurden aufgefordert, Indikatoren zu benennen, anhand derer sie den Erfolg ihres Projekts messen. So gelingt eine transparente und nachvollziehbare Entwicklung von Kennzahlen zur Steuerung des Projekts. Alle Projekte werden mit einer Poster-Dokumentation abgeschlossen, in der Ziele, Verlauf und Ergebnisse zusammengefasst und für andere transparent gemacht werden.

Zur Auswertung des Gesamtprojekts werden sowohl die Projektleitungen als auch die Trainer, die an den Projekten beteiligt sind bzw. von ihnen profitieren, zu verschiedenen Zeitpunkten im Projektverlauf befragt. Direkt zu Beginn des Projekts wurde eine erste Evaluation durchgeführt und der Status quo in Bezug auf die

12
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK PROJEKTENTWICKLUNG

Vision Trainer*in 2026 und die dazugehörigen Leitziele durchgeführt. Nach Ablauf der Trainer*in-Projekte wird es eine zweite Evaluation geben. Ein Vergleich der Ergebnisse gibt Aufschlüsse darüber, inwiefern die Trainer*in-Projekte im Verlauf und am Ende der Vision Trainer*in 2026 näherkommen, wie sinnvolle Lösungsansätze und gelungene Modelle für die Unterstützung von Trainern aussehen können.

5. Ausblick

Für das Projekt TrainerInSportdeutschland können die Auswirkungen der Corona-Krise noch nicht abschließend eingeschätzt werden. Das Gesamtprojekt profitiert aber stark davon, dass von Beginn an auf einen digitalen Ansatz im Projektund Wissensmanagement gesetzt wurde. Das erleichtert nicht nur generell die Projektarbeit, sondern trägt auch in der aktuellen Situation dazu bei, die Projektarbeit weitestgehend nach Plan umzusetzen. Für die Trainer*in-Projekte gibt die schrittweise Wiederaufnahme des vereinsbasierten Sporttreibens Anlass zur Hoffnung, dass sich die Auswirkungen in Grenzen halten. Die Trainer*in-Projekte werden bestmöglich umgesetzt, bei Bedarf

auch mit geringen Anpassungen vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen. Denn gerade jetzt gilt es, die Rolle der Trainer weiter zu stärken und gemeinsam an der Vision Trainer*in 2026 festzuhalten. Perspektivisch wird es 2021 eine weitere Ausschreibungsrunde für Trainer*inProjekte geben. Die Ergebnisse und Erkenntnisse der aktuellen Trainer*in-Projekte fließen in die neue Ausschreibungsrunde ein. Bis dahin liegt der Fokus auf der Begleitung der Trainer*in-Projekte, der Sicherung der Erkenntnisse und der Zusammenführung der Ergebnisse aus den Projekten. Die nachhaltige Verankerung der Schlüsselperson Trainer im deutschen Sportsystem ist nach wie vor das prioritäre Ziel.

„Es ist ein großes Anliegen des Projektes, die Anerkennung und Wertschätzung der Trainerinnen und Trainer in der Öffentlichkeit zu verbessern. Wir möchten alles sichtbar machen, was diese leisten. Dadurch wollen wir es schaffen, noch mehr junge Menschen für deren Tätigkeit zu begeistern. Dafür wollen wir das Berufsbild der Trainerinnen und Trainer schärfen und uns aber gleichzeitig für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einset-

zen. Zum anderen liegt uns auch die Basis am Herzen. Dort wird das Engagement nicht vergütet, aber viele Menschen stecken eine enorme Leidenschaft hinein. Hier ist unser Ziel, die Rahmenbedingungen bis in den kleinsten Verein zu optimieren, um die Motivation aufrechtzuerhalten. Im Rahmen der Trainer*in-Projekte können wir verschiedene Maßnahmen erproben, aus denen wir dann Handlungsempfehlungen für ganz Sportdeutschland ableiten.“

(Uschi Schmitz, Vizepräsidentin Leistungssport des DOSB und Mitglied im Projektbeirat TrainerInSportdeutschland)

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

WAS ICH SPÄTER WERDEN WILL?

TRAINER

Trainer*innen sind Pädagog*innen Sie Kinder und

Trainer*innen sind Pädagog*innen. Sie begleiten Kinder und Jugendliche bei der Entwicklung sportlicher und persönlicher Kompetenzen.

trainerinsportdeutschland.dosb.de

13
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK PROJEKTENTWICKLUNG
© DOSB –Photo: Kai Neunert
IN
SPORTDEUTSCHLAND

ÜBERBLICK ÜBER DIE

18

PROJEKTE DER RUNDE 1 (02/2020 BIS 09/2021)

Organisation und Projekttitel

Deutscher Basketball Bund

Blended Learning zum MinitrainerInZertifikat

Deutsche Reiterliche Vereinigung FN-Trainermobil

Deutscher Leichtathletik-Verband Next Coach Program

Deutscher Handballbund

DHB B-Lizenz 100+

Deutscher Ruderverband

Coastal Rowing – Trainerentwicklung in einer neuen Sportart

Deutscher Schwimm-Verband Realisierung einer E-Learning Plattform

Landesspor tbund Sachsen-Anhalt Ohne Trainer*innen keine Medaillen

Niedersächsischer Basketballverband und Landessportbund Niedersachsen MyMentor

Deutscher Kanu-Verband Qualitätsentwicklung in den KanuAusbildungen

Landesspor tbund Nordrhein-Westfalen

Die besten Trainer*innen – An den besten Orten

Deutscher Tischtennis-Bund

Community der Deutschen TischtennisAkademie für Trainer*innen

Deutscher Turner-Bund

WeCoach – DTB Trainer*in 2026

Deutscher Badminton-Verband

Warum ich Badmintontrainer bin?

Weil es mich begeistert!

Organisation und Projekttitel

Landessportbund Berlin

Personalentwicklung in Vereinen und Verbänden für Trainer*innen im Kinder-, Jugend- und Wettkampfsport

Niedersächsischer Turner-Bund und Landessportbund Niedersachsen

Stärkung von Image und Zuspruch der Trainertätigkeit

Landesschwimmverband Niedersachsen und Landessportbund Niedersachsen Wissen motiviert! Wissen stärkt! Wissen hebt hervor!

Trainerakademie Köln des DOSB Selbstbild TrainerInSportdeutschland

Verband Deutscher Sporttaucher

Starke Trainer*innen – starker Verband!

14 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK SERVICE

TRAINER*IN-PROJEKTE1

21 PROJEKTE DER RUNDE 2 (11/2021 BIS 03/2023)

Organisation und Projekttitel

Bund Deutscher Radfahrer BDR TRAINER CLUB

Deutsche Triathlon-Union Erarbeitung eines Lehrkonzepts für Trainer*innen zum Bewegungslernen unter Berücksichtigung methodisch-didaktischer Entwicklungen vor dem Hintergrund eines neuen Technikleitbildes

Deutscher Badminton Verband B-Wirkende Trainer*innen miteinander vernetzen

Deutscher Baseball und Softball Verband DBV-Traineroffensive

Deutscher Golf Verband

DGV-Nachwuchspreis – Auszeichnungen für vorbildliches Engagement im Kinder- und Jugendgolf

Deutscher Hockey-Bund, Deutscher Basketballbund und Trainerakademie Köln des DOSB Mentoren-Plattform

Deutscher Ju-Jutsu Verband Trainer/-innenof fensive 2026: Gewaltpräventionstrainer/-in

Deutscher Kanu-Verband Kanu-Wissensnetz

Deutscher Kegler- und Bowlingbund

DKB Trainer-Online – Plattform und Qualifizierung

Deutscher Leichtathletik-Verband

Next Coach Program II

Deutscher Motor Spor t Bund

Neukonzeption der Traineraus- und -fortbildung mit Aufbau eines Lehrteams

Organisation und Projekttitel

Deutscher Skiverband

Umgestaltung der Strukturen in der Trainer*inausbildung für langfristige Stärkung der kompetenzorientierten Lernziel-, Aufgaben- und Prüfungskultur

Deutscher Turner-Bund Personalentwicklung in Vereinen und Trainer*in Leitbild – Selbstbild und Handlungssicherheit stärken

Deutscher Wellenreitverband

DWV Performance Surfing – Trainerausbildung im Leistungssport Shortboarden

DJK-Sportverband

Wir alle: Fit in religiöser Vielfalt!

Floorball-Verband Deutschland

Floorball Connected

Landesspor tbund Niedersachsen Trainer*in & Übungsleiter*in als agile Lernbegleiter

Niedersächsischer Rugby-Verband und Landessportbund Niedersachsen

Podcast „Pausenansprache“

Niedersächsischer Turner-Bund und Landessportbund Niedersachsen

Stärkung von Image und Zuspruch der Trainertätigkeit 2.0

Niedersächsischer Box-Sport-Verband und Deutscher Boxspor t-Verband

Frauenpower im Spitzensport

Landessportbund Sachsen

Trainer*in-Athlet*in-Beziehung im Fokus –Kommunikation auf Augenhöhe

1 Aus verschiedenen Gründen konnten nicht alle bewilligten Projekte im Rahmen der Projektlaufzeit wie geplant durchgeführt werden. In dieser Übersicht finden sich alle Projekte, die abgeschlossen wurden.

15 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK SERVICE

TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN – IMPULSE FÜR TRAINERINSPORTDEUTSC HL AND SETZEN

Themenschwerpunkt Trainerbildung

Die Trainer*in-Projekte bilden das Kernstück des 2019 gestarteten Projekts

TrainerInSportdeutschland. In den insgesamt 20 geförderten Trainer*in-Projekten (siehe Leistungssport 4/2020) stehen unterschiedliche Themenschwerpunkte –

1. Vor welchen Herausforderungen stehen die Verbände im Bereich der Bildung ihrer Trainerinnen und Trainer?

Bereits lange vor der Initiierung des Projekts TrainerInSportdeutschland war uns bekannt: Sportdeutschland benötigt dringend mehr und sehr gut qualifizierte Trainer, um international wettbewerbsfähig zu bleiben – respektive wieder zu werden. Dazu gehört auch, ein Selbst- und Fremd-

zum Teil auch mehrere – im Mittelpunkt, um sich der Vision Trainer*in 2026 zu nähern: von der Trainerbildung über die Trainergewinnung und Personalentwicklung, die Organisationsentwicklung und das Wissensmanagement bis hin zur Öf-

fentlichkeitsarbeit. In diesem Heft werden die ersten Projekte mit dem Themenschwerpunkt Trainerbildung vorgestellt.

Eingegangen: 31.7.2020

verständnis des lebenslangen Lernens für Trainer zu etablieren und ihre Bereitschaft zu fördern, ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Kompetenzen miteinander zu teilen.

Nicht erst seit dem Ausbruch der Covid19-Pandemie braucht es insbesondere in der mobilen Welt der Trainer flexible, zeitund ortsungebundene Angebote für ihre Aus- und Fortbildung – also z. B. Konzepte unter Berücksichtigung der Möglichkeiten

der Digitalisierung und des Blended Learning, ohne dass dies nur Potemkinsche Dörfer oder neue Schläuche für alten Wein sind.

In der Qualitätssicherung und -entwicklung der Lehr- und Lernprozesse innerhalb der Traineraus- und -fortbildung liegen zum Teil nicht ausgeschöpfte Potenziale. Dies ist unter anderem auf die Heterogenität in der Zuständigkeit bzw. die unscharfe Rollen- und Aufgabenverteilung in der DOSB-Lizenzausbildung zurückzuführen. Hier hat Sportdeutschland noch einiges an Entwicklungspotenzial.

2. Warum sind Bildung und lebenslanges Lernen für Trainer so wichtig? Trainer sind unter einer engeren trainingsmethodisch-didaktischen Perspektive zuallererst Lernbegleiter, die ihren Sportlern als Lernende in ihrer Sportart oder Disziplin helfen, sich alters- und leistungsadäquat zu entwickeln. Essenzieller Teil dieser Zielstellung ist die Persönlichkeitsentwicklung der Sportler – je nach Schwerpunktsetzung „im Sport“ oder auch „durch Sport“.

Um dieser verantwortungsvollen Aufgabe gerecht werden zu können, benötigen Trainer fachliche, methodische, pädagogische und sozial-kommunikative Kompetenzen. Dies zeigt sich gerade auch in dieser für alle sehr herausfordernden „Corona-Zeit“. Damit Trainer diesen vielfältigen Anforderungen gewachsen sind, benötigen sie selbst eine praxisnahe und dennoch theoretisch fundierte Qualifizierung, einen kontinuierlichen und kon-

16 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Ilka Infokasten 1: Durch die vorgestellten Projekte akzentuierte Leitziele der Vision Trainer*in 2026

struktiven Austausch und lebenslange Angebote und Begleitung.

3. Warum wurden die nachfolgenden Projekte im Hinblick auf die Vision Trainer*in 2026 ausgewählt?

Bei der Begutachtung und Auswahl der Projekte fielen deren Passgenauigkeit zur Vision und zu den Leitzielen (vgl. Infokasten1 und https://trainerinsportdeutschland.dosb.de/vison/) ins Gewicht. Allen ausgewählten Projekten liegt das Leitziel 1 zugrunde: Bis zum Jahr 2026 verstehen DOSB und die Mitgliedsorganisationen die Förderung von Trainern als Kernaufgabe. Die unten stehenden Projekte weisen innovative Weiterentwicklungen im Themenfeld Trainerbildung auf und zahlen damit insbesondere auf das Leitziel 2 (quantitative und qualitative Weiterentwicklung der Traineraus- und -fortbildung) sowie das Leitziel 8 (Rahmenbedingungen schaffen, die die Entwicklung eines Selbstverständnisses als „lebenslang Lernende“ fördern) ein. Ein ganz wichtiger Aspekt bei der Auswahl war die Partizipation der Trainer – zum Teil bereits bei der Projektkonzipierung. Zudem lassen die Projekte eine nachhaltige Implementation und einen langfristigen Nutzen erkennen. Der DOSB erwartet von den Projekten über deren Wirkung innerhalb des jeweiligen Verbandes hinaus weiterführende Impulse für Sportdeutschland und Transfermöglichkeiten für andere Verbände und Sportarten. Last but not least weisen die Projekte eine gute Passung in die digitale Strategie von TrainerInSportdeutschland auf.

Sportdeutschland wünscht den Projekten einen erfolgreichen Verlauf, den Verbänden und ihren Trainern wertvolle Erkenntnisse und verbesserte Strategien, Strukturen und Prozesse in der Trainerbildung!

Im Folgenden werden die ersten Projekte im Themenschwerpunkt Bildung vorgestellt.

4. Die Projekte

Blended Learning zum Minitrainer*innen-Zertifikat Deutscher Basketball Bund (DBB), Projektleiter Tim Brentjes und Peter Radegast

Hintergrund

Aktuell gibt es ein zweitägiges Ausbildungsformat für Minibasketball (Basketball im Altersbereich U12 und jünger). Dieses Format wird ausschließlich in Präsenzform angeboten, wobei der Anteil an theoretischen Inhalten einen Tag umfasst.

Das Thema Minibasketball wird in den anderen Ausbildungsgängen (D und C) nur nachrangig behandelt, besonders was die pädagogischen Herausforderungen im Umgang mit der Altersklasse angeht. Viele Trainer oder auch ältere Jugendspieler brauchen aber genau diese Inhalte für ein qualitatives Kindertraining, das die Kinder auch nachhaltig für Sport in einer sicheren Lernumgebung begeistert.

Ziel

Das Ziel ist die Verringerung des Aufwands besonders für ehrenamtlich tätige Trainer. Zum einen können sie sich die theoretischen Inhalte in freier und individueller Zeiteinteilung erarbeiten. Zum anderen reduziert sich die Präsenzzeit zur Erlangung des Zertifikats auf einen Tag. Gleichzeitig hat man durch die vorgeschaltete Online-Phase einen guten Einblick in den Kenntnisstand der Teilnehmenden und kann sich an deren Bedürfnissen orientieren. Weitere Ziele sind die Steigerung der Qualität im Kindertraining sowie die Steigerung der Anzahl der qualifizierten Kindertrainer. Durch das kostenfreie Angebot des Online-Lernbereichs wird die Durchführung von Ausbildungsmaßnahmen für die Landesverbände und -kreise/Bezirke einfacher und attraktiver. Im Fokus steht also die Steigerung der Qualität durch eine zielgruppenspezifische Ausbildung, die aber gleichzeitig die Arbeit von Ehrenamtlichen erleichtert und sowohl die Bedeutung der Aufgabe von Qualifizierung im Spitzenverband selbst als auch die als Dienstleister und Vorbild für seine Mitgliedsorganisationen betont.

Maßnahmen

Zunächst einmal wird mit Unterstützung durch das Institut für digitale Lehrformen der Hochschule Kempten das bereits vorliegende Konzept mit einem didaktischen Regieplan umgewandelt. Anschließend wird dieser Plan auf der vorhandenen Lernplattform implementiert, bevor das

Angebot mit einer ersten Pilotgruppe getestet wird. Nach Abschluss der Entwicklungs- und Testphase liegt ein vollständiges digitales Theoriemodul vor, das in Kombination mit einem Präsenztag zum Erlangen eines Vorstufen-Zertifikats mit der Zielgruppe Kinder führt. Diese Ausbildungsform kann anschließend flächendeckend in allen 16 Landesverbänden angeboten werden, sodass sich ein einheitliches Minitrainer*innen-Zertifikat nach Vorgabe des Spitzenverbands etablieren kann.

Darüber hinaus wird eine Handreichung für (neue) Ausbilder zur Nutzung des „Blended learning“-Formats erstellt.

Qualitätsentwicklung in den Kanu-Ausbildungen

Deutscher Kanu-Verband (DKV), Projektleiterin Kim Paul

Hintergrund

Hinter dem Projekt steht die Idee, Trainer in die inhaltliche Weiterentwicklung der Ausbildungsgänge ihrer jeweils nächst niedrigeren Lizenzstufe einzubeziehen. Sie haben die notwendige praktische Erfahrung und arbeiten tagtäglich mit der Zielgruppe zusammen. Aus diesem Grund wissen sie am besten, wo Bedarfe und Potenziale liegen und wie eine teilnehmerorientierte Ausbildung aussehen muss.

Ziele

Durch das Projekt wird zum einen eine qualitative disziplin- und lizenzstufenübergreifende Weiterentwicklung der Ausbildungsinhalte angestrebt. Darüber hinaus werden Formate zur Beteiligung von Trainern geschaffen und es wird ihnen die Möglichkeit gegeben, sich mit ihren Fähigkeiten im Verband einzubringen. Durch Formierung eines Bundeslehrteams und die Nutzung von digitalen Austauschmöglichkeiten soll das nachhaltig gelingen. Abgeleitet aus der Vision Trainer*in 2026 und den zugehörigen 13 Leitzielen wird mit dem Projekt insbesondere der Einfluss der Trainer innerhalb der Organisation positiv verändert sowie das Selbstverständnis der Trainer als Lehrende gestärkt.

Maßnahmen

Zunächst wird eine inhaltliche Differenzierung aller Ausbildungsgänge, insbesondere der A- und B-Ausbildungen, vorgenommen. In mehreren Online- und Präsenzworkshops werden gemeinsam mit Trainern Ideen zur Weiterentwicklung der Ausbildungsgänge zusammengetragen und anhand von Evaluationsschleifen weiterentwickelt. Die gesammelten und

17
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Illustration zum Projekt des Deutschen Basketball Bundes

evaluierten Vorschläge zur Überarbeitung der bestehenden Ausbildungskonzeptionen fließen direkt in die qualitative Weiterentwicklung der Rahmenrichtlinien des DKV ein. Zusätzlich werden Ausführungsbestimmungen entwickelt, die als Hilfestellung und Qualitätsmaßstab für Ausbildende sowie Referierende dienen sollen. Eine Abschlussevaluation soll Aufschluss darüber geben, ob dieses neue Format angenommen wird und zukünftig erneut durchgeführt werden sollte. Damit diese kontinuierliche Weiterentwicklung nachhaltig fortgeführt werden kann und auch die Vermittlung der neuen Lehrinhalte professionell gelingt, ist es angedacht, einen Großteil der am Projekt beteiligten Trainer im neuen Bundeslehrteam der Akademie des Kanusports zu vereinen. So wird es Experten für jedes Themenfeld geben, welche die Erfahrung aus der praktischen Lehre stetig einbringen können. Ein Austausch während und nach der Projektphase kann über edubreak® erfolgen.

DHB-B-Lizenz 100+ Deutscher Handballbund (DHB), Projektleiter Patrick Luig

Hintergrund

Rund 200 bis 250 Handballtrainer erwerben pro Jahr in Deutschland die DOSB-BLizenz in der Sportart Handball. Der DHB hat seit vielen Jahren die Zuständigkeit für die Durchführung der B-Trainer-Ausbildung an seine Landesverbände delegiert. Trotz zentraler Rahmenvorgaben, neuer

digitaler Rahmentrainingskonzeption (RTK) und dem damit verknüpften Masterlehrplan als Orientierungshilfen hat sich eine signifikante Heterogenisierung der B-Trainer-Ausbildung in Deutschland bemerkbar gemacht. So variieren die Organisationsstrukturen und insbesondere die Inhalte und Lehrmethoden zum Teil sehr deutlich. Darüber hinaus sind durch die zum Teil geringe Transparenz kaum Synergie-Effekte zwischen den Landesverbänden zu beobachten. Im Gegenteil: Bildungstourismus und wirtschaftlicher Konkurrenzkampf gehen zu Lasten der Ausbildungsqualität der Trainer. Zudem ist ein zunehmend großes Leistungsgefälle bei den A-Lizenz-Anwärtern zu beobachten, was sich auch in steigenden Abbruch- und Durchfallquoten in der A-Trainer-Ausbildung bemerkbar macht. Das Projekt DHB-B-Lizenz 100+ ist das Resultat eines bereits in 2018 initiierten partizipativen Prozesses der Bildungsverantwortlichen in den Landesverbänden und im DHB. Es ist im Kontext der DHB-Traineroffensive angesiedelt, die im Strukturplan des DHB verankert ist.

Ziele

Das übergeordnete Ziel des Projekts ist eine quantitative und qualitative Aufwertung der Ausbildung zum B-Trainer. Darüber hinaus sollen mit der gemeinsamen Ausbildung die Zusammenarbeit von Landesverbänden untereinander und mit dem Spitzenverband verbessert und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden. Gleichzeitig erhöht der frühere Erstkontakt von Trainern und Spitzenverband die

Identifizierungswahrscheinlichkeit von regionalen Trainertalenten.

Maßnahmen

Innovativ an diesem Projekt ist, dass Landesverbände und Spitzenverband zukünftig gemeinsam die Trainer ausbilden. B-Trainer sind nicht nur das Bindeglied zwischen Breite und Spitze des Handballs in Deutschland, sondern zukünftig auch die Brückenköpfe zwischen Landes- und Spitzenverband. Daher wird die Ausbildung bis 2023 auch gemeinsam von Landesverbänden und DHB umgesetzt. Das zentrale Veränderungsmerkmal ist eine Aufstockung der B-Lizenz auf mindestens 100 Lehreinheiten. Dabei werden 60 Lehreinheiten im Landesverband und 40 Lehreinheiten beim Spitzenverband absolviert. Neben dieser Aufstockung findet auch eine Aufwertung der Ausbildung statt. Dies gelingt zum einen über eine verstärkte Qualifizierung der Referierenden, über die Digitalisierung von Teilinhalten und deren Zertifizierung. Langfristig (ab 2024) ist eine qualitätsgesicherte, vollumfängliche Delegation der BTrainer-Ausbildung zurück an die Landesverbände vorgesehen.

Dieses Projekt wird konkret in mehreren Projektschritten umgesetzt. Nach der Ratifizierung des Konzeptentwurfs und der Bildung einer Arbeitsgruppe aus DHB, Landesverbänden und externen Beratern werden neue Lehr- und Lerninhalte entwickelt und evaluiert. Darüber hinaus findet eine Schulung des nationalen Referentenpools für die B-Trainer-Ausbildung statt, bevor dann die neuen Ausbildungsmodule durchgeführt werden.

Warum ich BadmintonTrainer*in bin?

– Weil es mich begeistert. Deutscher BadmintonVerband (DBV), Projektleiter Hannes Käsbauer

Hintergrund

Der Beruf und auch das Ehrenamt der Trainer sind facettenreich, spannend, lehrund lernreich und unglaublich anspruchsvoll. Um in dieser Rolle erfolgreich zu sein, braucht es eine Fülle an Kompetenzen, insbesondere zwischenmenschlicher Art. In der Regel wird diese Leistung selten sichtbar gemacht. Mit dem Projekt sollen insbesondere die Nischentrainer (beispielhaft weibliche Trainer, inklusiv arbeitende Trainer, Trainer mit Migrationshintergrund, aber auch „unbekannte Vereinstrainer“) in den Vordergrund gerückt werden. Insgesamt soll der Beruf/die Berufung „Trainer*in“ die Wertschätzung erfahren, die er/sie verdient. Wenn der Ge-

18
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Postermotiv Deutscher Kanu-Verband

sellschaft, dem organisierten Sport und hier insbesondere in Badmintondeutschland der Wert guter Trainer klar(er) wird, dann ist der Weg zu mehr Wertschätzung, Respekt sowie Honorierung bis hin zu anständigen Gehältern und Arbeitsbedingungen für Trainer nicht mehr weit. Somit wird die direkte Verbindung zu einer erfolgreichen Spielerausbildung für die Zukunft weiter geebnet.

Ziel

Welche Personen machen in unserem Leben einen Unterschied und haben den größten Einfluss auf unseren Werdegang und unsere Entwicklung? Neben den Eltern und Lehrern in der Schule wird hier der Trainer aus dem Sportverein eine häufig genannte Antwort sein. Trainer vermitteln nicht nur Sport und begeistern dafür, sondern sie tragen sehr oft auch in prägenden Lebensabschnitten maßgeblich zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Für viele Badmintonspieler sind sie wichtige Wegbegleiter und Mentoren, die uns weit über den Sport hinaus prägen. Dieses Bild des Trainers soll und muss einer breiten Öffentlichkeit innerhalb Badmintondeutschlands präsentiert werden.

Maßnahmen

Dieses Ziel ist in die Gesamtstrategie des DBV eingebettet. Konkret soll eine deutliche Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der Trainer stattfinden. Dies gelingt unter anderem über Storytelling und Trainer-Portraits. Die Öffentlichkeitsarbeit und Verbreitung soll über alle (Social-Media-) Kanäle innerhalb des DBV und seiner Landesverbände wie auch Vereine sowie auf der Onlineplattform des DBV (RACKETMIND) erfolgen. Als Endergebnis des Projekts mit seiner intensiven, medialen Aufbereitung stehen die Planung und Durchführung eines großen Symposiums im Frühjahr 2021 an. Bei diesem Symposium steht der interne und auch sportartübergreifende Austausch der Trainer (aus allen Zielgruppen, insbesondere auch Ehrenamtliche) im Fokus, der auf der Idee des „lebenslangen Lernens“ sowie ständigen Weiterentwickelns basiert. Zukunftweisend soll das Symposium ein fester Bestandteil der Netzwerkarbeit des DBV werden und einmal jährlich unter einem praxis- und umsetzungsorientierten Leitthema stattfinden. Die Arbeit der Trainer in den Vereinen soll langfristig von den Trainern selbst geteilt werden, sodass immer bewusst bleibt, welch herausfordernde und gleichzeitig begeisternde Arbeit Trainer innehaben. Aktuell zeigt der DBV mit DBV-Webminton starke Präsenz und bietet einen neu-

en direkten Kanal zu ganz verschiedenen Themen. Dieses Angebot richtet sich speziell an Trainer und ist eine gelungene Möglichkeit, als Verband direkt für seine Trainer ansprechbar zu sein.1

Realisierung und Visualisierung einer E-Learning Plattform im DSV

Deutscher Schwimm-Verband (DSV), Projektleiter Matz Kunz

Hintergrund

Der DSV umfasst mit seinen fünf Disziplinen sowohl Individual-, Mannschafts- als auch technisch-kompositorische Sportarten. Neben dieser Disziplin-Diversität ist der DSV mit rund 2.200 organisierten Vereinen einer der größten Sportverbände in Deutschland. Damit einhergehend, besteht für den DSV die zentrale Herausforderung, eine zeitgemäße, an den Anforderungen der einzelnen Disziplinen ausgerichtete und flächendeckende Trainerausbildung im Leistungssport anzubieten. Die Umsetzung dieser Maßgabe hat für den DSV eine sehr hohe Priorität. Die ursprüngliche Intention dieses Projekts ist aus den zurückliegenden Ausbildungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Trainern und Referenten entstanden. Hierbei wurde der Bedarf nach flexibel abrufbaren, virtuellen Lernunterlagen sowie einer zeitgemäßen Lernplattform deutlich. Im weiteren Verlauf wurden die entsprechenden Bundestrainer in die weitere Entwicklung des Projektes eingebunden.

Ziel

Das wesentliche Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung einer E-Learning-Plattform für die Trainerausbildung des DSV. Der DSV möchte den Trainern neue Bildungsprozesse ermöglichen und langfristig effizient fördern. Durch die Entwicklung und Umsetzung von didaktischen Prinzipien und Erfolgsfaktoren in einem Blended-Learning-Ansatz sollen die Vorteile neuer, innovativer Lernprozesse genutzt werden, die Möglichkeiten wie eine höhere zeitliche und örtliche Flexibilität in der Qualifizierung eröffnen.

Maßnahmen

Die Entwicklung eines Blended-LearningAnsatzes, die didaktisch sinnvolle Kombination aus Online- und Präsenzlernen, bildet die Grundlage des Projekts. Die Vorteile der Präsenzphasen liegen in der sozialen Interaktion und dem damit verbundenen Erfahrungsaustausch mit den Trainerkollegen und Referenten. Die Vorteile der Onlinephasen sind vor allem die

zeitliche Flexibilität beim Lernen und die damit verbundene individuelle Lerngeschwindigkeit. Eine Gestaltungsmöglichkeit des Online-Angebots im BlendedLearning-Konzept sind sogenannte „flipped classrooms“. Den Trainern werden hierbei u. a. Lehrvideos, Skripte und vertonte Folien auf der Lernplattform zur Verfügung gestellt. Die Inhalte können dann ortsunabhängig entsprechend der Aufgabe des Referenten für die Präsenzphase vorbereitet werden. Sie können dabei Ort, Tempo und Zeitpunkt ihrer Lernaktivität selbst festlegen. Dabei sollen sich die Teilnehmer durch die virtuelle Vorbereitung ihr Vorwissen erarbeiten, damit dieses im Präsenzkurs für effiziente Diskussionen, zur Vertiefung des Wissens und zur praktischen Anwendung genutzt werden kann. Insgesamt soll somit der Workload erhöht werden, ohne dabei weitere Präsenzphasen erforderlich zu machen. Das Konzept eignet sich demnach besonders gut für Trainer, die bereits durch ihre Trainertätigkeit nur begrenzte zeitliche Ressourcen zur Verfügung haben.

Zur Umsetzung dieses Ansatzes wird eine auf Moodle2 basierende Lernplattform inhaltlich und strukturell ausgestaltet. Anschließend werden die Lehrmaterialen produziert. Die Anwendergruppen, die Trainer und Ausbildenden, werden mit der Nutzung der Plattform vertraut gemacht, bevor ein erster Testdurchlauf startet und die Plattform in der Trainerausbildung Anwendung findet.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

1 siehe https://www.badminton.de/news/badminton/ dbv-webminton-doppeltaktik/

2 Moodle ist ein freies objektorientiertes Kursmanagementsystem und eine Lernplattform. Die Software bietet die Möglichkeiten zur Unterstützung kooperativer Lehr- und Lernmethoden;. siehe https://moodle.de

19
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN – IMPULSE FÜR TRAINERINSPORTDEUTSC

HL AND SETZEN

Themenschwerpunkt Trainerbildung und -gewinnung

Die Trainer*in-Projekte bilden das Kernstück des Projekts TrainerInSportdeutschland. Die Sportorganisationen haben hier die Möglichkeit, Trainerinnen und Trainer in den Mittelpunkt zur rücken und Ideen und Projekte zu realisieren, die dazu beitragen, sich der Vision Trainer*in 2026 zu nähern. Dabei haben die Projekte unterschiedliche Themenschwerpunkte: von Trainerbildung über Trainergewinnung und Personalentwick-

1. Wie passen die Schwerpunkte Trainer(aus)bildung und Trainergewinnung zusammen?

Eine der zentralen Aufgaben des Projekts TrainerInSportdeutschland ist im Bereich der Personalentwicklung des Sportbereichs zu sehen. Hierbei geht es vor allem um das Gewinnen von mehr und qualifi-

lung, Organisationsentwicklung und Wissensmanagement hin zu Öffentlichkeitsarbeit. Einige Projekte haben sich mehrere Schwerpunkte gesetzt und gehen die Herausforderungen vielfältig an. Denn nur wenn auf verschiedenen Ebenen, in verschiedenen Bereichen etwas bewegt wird, ist eine langfristige und nachhaltige Veränderung der Rahmenbedingungen für Trainerinnen und Trainer möglich. Im Folgenden werden die

weiteren Projekte mit dem Themenschwerpunkt Trainerbildung bzw., damit einhergehend, Trainergewinnung und -bindung vorgestellt. Hier wird bereits deutlich, dass die Schwerpunkte nicht ganz trennscharf sind und durchaus mehrere Schwerpunkte verfolgt werden können.

Eingegangen: 25.9.2020

zierteren Trainern in den Sportvereinen und -verbänden. Schon 2006 hatte dies der DOSB in seinem Steuerungsmodell Leistungssport als „Traineroffensive“ auf der Agenda, wenn auch mit deutlich weniger ausdifferenzierten Zielsetzungen. Umso konsequenter wurde dies in den letzten Jahren immer verstärkter, ge-

meinsam mit den Mitgliedsorganisationen, den Sportverbänden, angesteuert, zuletzt mit seiner Vision Trainer*in 2026 (siehe auch Infokasten 1).

Um mehr Trainer zu gewinnen, ist zunächst ein breit angelegtes Ausbildungsund Qualifizierungsangebot zu schaffen, um so eine breite Zielgruppe zu erreichen. Hierbei haben sich als besondere Erfolgsfaktoren ortsunabhängige und zeitlich flexible Lehrangebote herausgestellt. Dies auch bezogen auf den Inhalt mit vielfältigen, zeitgemäßen Schwerpunktsetzungen und der Berücksichtigung der örtlichen und individuellen Gegebenheiten der Ausbildungsteilnehmer. Dabei gilt es, Ausbildungen zu schaffen, die einen direkten Mehrwert für die Trainer bieten und sie in ihrer Trainertätigkeit voranbringen.

Mit Blick auf die vielfältigen, sehr unterschiedlichen Aufgaben und Rollen eines Trainers (siehe Abbildung 1) wird besonders deutlich, welche Kompetenzen dabei notwendigerweise entwickelt oder gestärkt werden müssen, um erfolgreich mit Sportlern zu arbeiten. Im Sinne der Kompetenzorientierung sind hierbei vor allem die Bereiche Fach-, Methoden-, Prozess-, psychosoziale und personale Kompetenz zu nennen (nach Kießling-Sonntag, 2003; Cochet-Thibol & Ullrich, 2015) und thematisch in Lehrveranstaltungen einzubinden.

20 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Infokasten 1: Durch die vorgestellten Projekte akzentuierte Leitziele der Vision Trainer*in 2026

2. Welche Rolle nehmen die Verbände hier ein?

Die Verbände schaffen vor allem die organisatorischen Rahmenbedingungen und können durch frühzeitige Ansprache von potenziellen Trainern, auch mit Blick auf neue Zielgruppen im Sinne einer Zukunftsinvestition, eine notwendige und nachhaltige Personalentwicklung betreiben. Beispielsweise können schon sehr frühzeitig erste Ansprachen und mögliche Bindungen aufgebaut werden – durch Lehrveranstaltungen für Jugendliche, d. h. ohne Lizenzstufe (u. a. Schülermentorenausbildungen, Übungsleiterhelferschulungen etc.). Verbände können regelrecht im Sinne von Talentsichtungen sogenannte „Trainertalente“ in Aus- und Fortbildungsveranstaltungen frühzeitig ansprechen, durch Lernbegleiter oder Mentoren unterstützen und möglicherweise sogar durch Verbesserung der Arbeitsund Engagementbedingungen langfristig im System halten.

3. Warum wurden die nachfolgenden Projekte im Hinblick auf die Vision Trainer*in 2026 ausgewählt?

Auch bei den nachfolgenden Projekten war von entscheidender Bedeutung, dass sie zur Vision passen und auf ausgewählte Leitziele einzahlen. Mit den Projekten werden Maßnahmen initiiert und erprobt, die die Trainer in den Fokus rücken und einen langfristigen Nutzen für Sportdeutschland haben. Entscheidend sind hierbei die nachhaltige Implementation und die Übertragbarkeit auf andere Sportarten.

Die Lösungsansätze in den Trainer*in-Projekten sind, um der Vision Trainer*in 2026 näher zu kommen, unterschiedlich gesetzt, verfolgen aber ähnliche Ziele. Durch eine direkte, frühzeitige Ansprache von potenziellen Trainern und eine langfristige, direkte Begleitung der Trainerlaufbahn wird dem Trainermangel begegnet. Auch die Ansprache bestimmter (neuer) Zielgruppen wird bei der Rekrutierung der Trainer berücksichtigt. Ein individualisiertes Beratungsangebot trägt insbesondere dazu bei, die Trainer in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihnen langfristige Perspektiven im Sportsystem aufzuzeigen. Durch die Digitalisierung der Angebote im Bereich der Traineraus- undfortbildung können die Angebote flexibler und damit attraktiver gestaltet werden. Durch eine verbesserte, attraktivere Ausbildung können mehr Interessierte für eine Trainertätigkeit gewonnen werden. Im Folgenden werden fünf Projekte im Themenschwerpunkt Trainerbildung undgewinnung vorgestellt.

Beratungsgespräche

tü Unterstüstüützung tütütz üt Unterstützung

Abbildung 1: Systeme, Aufgaben und Rollen eines Trainers (aus CochetThibol & Ullrich, 2015)

K r Konfliktmanager er

Ko Konfliktmanager

Elterncoaching Elterncoaching

Laufbahnberatung La Laufbahnberatung

Koopera

Schuchule Training/Schule

Training/SchKooperation/Koordination

OrganisationdesTrainings OrganisationdesTrainings g

4. Die Projekte

FN-Trainermobil

rat

ration/Koordinatiation ati

Kon Konfliktmanager Konfli Konfliktmanager

Zusammenarbeit t mitVerbandstrainern mitVerbandstrainern

Ausus-undFortbildung ng Aus-undFortbildungTalententwicklung tentwicklung ntentwicklung und-förderung Talententwicklung und-förderung

PSYCHOSOZIALEKOMPETENZ PERSONALEKOMPETENZ

Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), Projektleiterin Eva Lempa-Röller Hintergrund

Das Projekt stellt den Trainer mit seinen individuellen Fähigkeiten in den Mittelpunkt und unterstützt ihn direkt in der praktischen Arbeit mit seinen Sportlern. Die FN setzt mit dem Projekt bewusst auf ein analoges Vorgehen (Besuch vor Ort), um mit den Trainern in einen intensiven und direkten Austausch zu treten. Zudem

ermöglicht das bewusste Sich-zum-Trainer-Hinbewegen direkte Anknüpfungspunkte zu den individuellen Gegebenheiten der Trainer vor Ort. Aufgrund der Besonderheit im Pferdesport, des Zusammenspiels zwischen zwei Lebewesen, Reiter und Pferd, bietet sich dieses Vorgehen besonders an. Durch dieses Projekt zeigt der Verband, wie er gemeinsam mit seinen Landespferdesportverbänden hinter seinen Trainern steht, und stärkt unter anderem deren Rolle im jeweiligen Heimatverein durch die Wertschätzung seitens des Verbandes.

21
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
FACHKOMPETENZ PROZESSKOMPETENZ METHODENKOMPETENZ ATHLET ATHLET VERBAND VERBAND ELTERN ELTERN VEREIN VEREIN TRAINER TRAINER COACH COACH BERATER BERATER PARTNER PARTNER MITARBEITER MITARBEITER SichtenundFördern DiagnosebasiertesSichtenundFördern Fertigkeitstraining g Diagnosebasiertesng Krisenintervention K KriseninterventionGrundlagen P PsychoregulativeG Ps PsychoregulativeeGrGrundlagen Beratungsgespräche
© FN N /H H / ol o ge e r Sc c S hu h pp p p Trainer*innen sind die Expert*innen in ihrer Sportart. Sie vermitteln wesentliche Werte, unterstützen und motivieren jeden Tag aufs Neue. TRAINER WAS ICH SPÄTER WERDEN WILL? Trainer*innen sind die Expert*innen in ihrer Sportart Sie vermitteln IN SPORTDEUTSCHLAND wesentliche Wert trainerinsportdeutschland.dosb.de Postermotiv Deutsche Reiterliche Vereinigung

Ziel

Mit dem Projekt wird sowohl eine Quantitäts- als auch eine Qualitätssteigerung verfolgt. Man möchte bereits tätige Trainer in ihrer Entwicklung begleiten, indem man sie in Bezug auf ihre Laufbahn berät und ihnen passgenaue Weiterbildungsoptionen im Basis- und Leistungssport aufzeigt. Gleichzeitig möchte man Aspiranten für die Ausbildung zum Trainer gewinnen, indem die verschiedenen Ausbildungswege aufgezeigt werden und die Bedeutung der DOSB-Lizenzausbildung thematisiert wird. Zielführend ist hierbei, die Kommunikationswege und den Informationsfluss zwischen dem Dachverband, den Landespferdesportverbänden und den Trainern zu verbessern. Durch den engen Kontakt mit den Trainern vor Ort und ihre intensive Einbindung vor und nach dem Besuch des Trainermobils wird die Beteiligung der Trainer an der Vereins-/ Verbandsarbeit deutlich erhöht.

Darüber hinaus soll das Training vor Ort zielgerichtet verbessert werden. Die Trainer im Pferdesport werden im Rahmen ihrer Ausbildungsarbeit bei ihren individuellen Anforderungen vor Ort unterstützt und bei der praktischen Arbeit mit den Sportlern begleitet, um gemeinsam mit dem Beratungsgremium kompetenzorientiertes Training weiter zu entwickeln. Gleichzeitig findet eine Beratung in Bezug auf bestehende und ggf. neue Ausbildungsangebote in den Vereinen und Betrieben statt. Die FN liefert somit nicht nur das theoretische Informationsmaterial und den Ausbildungsrahmen, sondern zeigt vor Ort, wie eine Umsetzung aussehen kann und der Transfer zwischen Theorie und Praxis gelingt.

Übergeordnetes Ziel des Projekts ist es, den hohen Stellenwert der Trainertätigkeit für einen Pferdesportverein und Pferdebetrieb in den Fokus zu stellen und die Wertschätzung und Anerkennung der Trainer zu erhöhen.

Maßnahme

Das FN-Trainermobil stellt ein mobiles Ausbildungs-/Beratungs- und Informationsangebot dar, welches durch die FN mit Unterstützung ihrer Landesfachverbände betrieben wird. Das Mobil, bestehend aus einem Fahrzeug, einem ausgewählten Beratungsgremium sowie diversen Lehrmaterialien, besucht die Trainer in ihren Pferdesportvereinen bzw. Pferdebetrieben. Im Rahmen des Besuchs führen die Trainer vor Ort zunächst eine Trainingseinheit durch. Diese wird im Anschluss gemeinsam mit dem Beratungsgremium reflektiert und ausgewertet, bevor eine Beratung durch das Expertenteam stattfindet. Der Besuch lebt vom gemeinsamen Austausch auf Augenhöhe. Perspektivisch kann dieser Besuch die Grundlage für ein weiterführendes, digitales Mentoring sein. Die persönliche Kontaktaufnahme gibt eine bessere Grundlage und Bindung, um anschließend nach den Vor-Ort-Besuchen auch online (Trainerportal) in Interaktion zu treten.

Community der Deutschen Tischtennis-Akademie für Trainer*innen –eine innovative Form des Informations- und Wissensmanagements für Trainer*innen

Deutscher Tischtennis-Bund (DTTB), Projektleiter Daniel Ringleb

Hintergrund

Klassische Communities als Austauschplattform sind nicht immer erfolgreich, schwer zu initiieren und haben einen hohen Betreuungsaufwand, damit sie funktionieren. Mit dem Projekt wird beispielhaft eine neue und innovative Form des Informations- und Wissensmanagements ins Leben gerufen und die Kommunikationskultur nachhaltig verändert. Die angestrebte Community richtet sich insbesondere an engagierte Absolventen der STARTTER-Ausbildung (Vorstufenqualifizierung) und möchte möglichst viele von ihnen motivieren, langfristig den Weg zum Trainer einzuschlagen und die Ausbildungen zu absolvieren.

Ziel

In dem Projekt soll eine deutschlandweite Community eingerichtet werden, in der sich die Trainer an zentraler Stelle Informationen zu ihrem Ausbildungsgang abholen und sich über die Ausbildung hinaus in Webinaren und durch Podcast-Folgen weiterbilden können. Vor allem die Teilnehmer der STARTTER-Ausbildung sollen dadurch beim Übergang zur C-LizenzAusbildung begleitet werden und zusätzlich zur Ausbildung Einblicke in die Trainingspraxis erhalten. Dadurch soll die Attraktivität, sich zur C-Ausbildung anzumelden, gesteigert werden. Mit dieser Herangehensweise sind gleichzeitig alle Landesverbände angehalten, die Community zu begleiten, und werden damit Teil eines umfassenden Qualitätsmanagements.

Maßnahmen

Aktuell werden alle Trainer im Sinne einer Bringschuld mit Ausbildungsunterlagen versorgt. Mit der Community wird die Bringschuld in eine Holschuld umgekehrt, indem die Trainer dazu veranlasst werden, sich in der Community zu registrieren und die Ausbildungsunterlagen herunterzuladen. Um die Community aktiv zu halten, ist es wichtig, dem Besucher von Anfang an einen Mehrwert zu bieten. Hierzu sollen neben zentralen Dokumenten der Trainerausbildung zusätzliche „Kurzfortbildungen“ in Form von Podcasts, Webinaren und Best-Practice-Beispielen angeboten werden. Diese Leistungen stehen ausschließlich den Teilnehmern innerhalb der geschlossenen Community zur Verfügung und stellen somit

22
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Besuch eines Pferdesportvereins im Rahmen des Projekts FN-Trainermobil

ein exklusives Angebot dar. Dies erhöht die Motivation, Teil der Community zu werden und sich aktiv zu beteiligen. Gerade Trainer, die an einer Vorstufenqualifizierung teilgenommen haben, können dadurch motiviert werden, ihre Trainerausbildung fortzusetzen. Die Community soll über das Projekt hinaus für die Trainer bestehen bleiben und die Anlaufstelle für Seminarunterlagen, Webinare, PodcastFolgen und Trainingstipps sein.

My Mentor

Landessportbund (LSB)

Niedersachsen in Kooperation mit dem Niedersächsischen Basketballverband (NBV), Projektleiter Johannes Wunder Hintergrund

Ein großes Thema, das Vereine und Verbände gleichermaßen betrifft, ist die Einstiegs- und Perspektivsituation von jungen Trainern im Ehren- und Hauptamt. Junge Menschen sind nicht mehr in dem Maße bereit, Erfahrungen als Trainer weiterzugeben, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war. Allerdings scheint sich auch die Drop-out-Quote im Aktivenbereich zu erhöhen. Bei genauer Analyse der einschlägigen Faktoren wird vor allem eines klar: In vielen Fällen fehlt es an einschlägiger Betreuung und einer Perspektive abseits des sportlichen Erfolgs. Dinge wie eine objektive Begleitung der täglichen Trainingsarbeit, eine systematische Entwicklungsplanung sowie eine intensive Betreuung im Bereich Weiterbildung können in vielen Vereinen, ob Breiten- oder Leistungssport, kaum geleistet werden. Genau hier setzt das Projekt „My Mentor“ an und fördert junge Trainer im Breiten- und Leistungssport.

Ziele

Ziel des Projekts ist es, angehende junge Trainer in ihrer Entwicklung zu begleiten und durch Zielsetzungs- und Coachingprozesse einen geführten Einstieg in das verantwortungsvolle Aufgabengebiet des Trainers zu ermöglichen. So soll zum einen für das Thema Nachwuchssport sensibilisiert werden, zum anderen möchte man durch einen niederschwelligen Einstieg ins Traineramt eine nachhaltige Integration von Jugendlichen in das Vereinsleben schaffen. Im Anschluss an das Projekt sollen die Teilnehmer als Multiplikatoren auftreten und andere Trainer ermutigen, sich persönlich weiterzubilden und eine individuelle Perspektive (Vision) zu kreieren.

Maßnahmen

Über einen Zeitraum von einem Jahr bzw. eine Saison werden 12 ausgewählte junge

Trainer begleitet. Die Mentees werden umfassend betreut und bei Bedarf ins Lizenzsystem eingeführt. Die Betreuung umfasst sowohl eine sportartspezifische Betreuung im Basketball als auch eine sportartenübergreifende Betreuung im Bereich Pädagogik/Psychologie. Hierzu zählen die Teilbereiche Kommunikation, Reflexion, Selbst- und Fremdregulation, emotionale Intelligenz sowie Gruppendynamik. Jeder Mentee legt zu Projektbeginn gemeinsam mit seinem Mentor individuelle Ziele fest, an deren Erreichung gearbeitet werden soll. Ausgehend von diesen Bedarfen finden phasenweise Einzelcoachings und regelmäßige OnlineGruppencoachings statt. In Phasen des Einzelcoachings wird eine intensive Betreuung der Teilnehmer mit mindestens einer Stunde pro Woche sichergestellt. Während des Projektverlaufs sind, sofern es die aktuelle Situation zulässt, mindestens drei Präsenztreffen geplant. Ausschlaggebend für eine langfristige Imple-

mentation des Mentoringprogramms wird die Abschlussevaluation am Ende des Projekts sein.

Coastal Rowing –Trainerentwicklung in einer neuen Sportart

Deutscher Ruderverband

(DRV), Projektleiterin Katharina von Kodolitsch

Hintergrund

Die Trendsportart Coastal Rowing hat große Chancen, 2024 ins Olympische Programm aufgenommen zu werden. Sie gilt als Wildwasser-Variante des Ruderns. Gerudert wird hauptsächlich auf dem offenen Meer sowie auf unruhigen Flüssen und Seen. Diese Spezifikation des Ruderns ist in Deutschland kaum entwickelt. Es mangelt sowohl an Booten, dem spezifischen Wissen für diese Sportart und an Trainern, die diese Sportart schulen können. Gemeinsam mit dem Landessportbund Niedersachen und den norddeut-

23
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Treffen von Mentor und Mentees im Rahmen des Projekts „My Mentor’ vom LSB Niedersachsen und dem Niedersächsischem Basketballverband (NBV) Für die neue Trendsportart Costal Rowing will der DRV im Rahmen seines Projekts neue Trainer qualifizieren

schen Landesruderverbänden hat der DRV das Projekt ins Leben gerufen, um durch einen mobilen Trainer und eine entsprechende Plattform diese Sportart zu entwickeln. Der mobile Trainer nimmt demnach im Rahmen der Sportartenentwicklung eine Schlüsselfunktion ein.

Ziel

Ziel ist es, nachhaltig und flächendeckend Trainer zu qualifizieren und zu fördern, sodass sie im Bereich Coastal Rowing schulen und trainieren können. Dadurch ergibt sich auch für einige Vereine eine große Chance, sich zu entwickeln, neue Schwerpunkte zu setzen, innovative Wege zu finden und langfristig neue Mitglieder zu gewinnen bzw. zu halten.

Maßnahme

Um dieses Ziel zu erreichen, wird im Projekt auf zwei Ebenen und in zwei Schritten vorgegangen – zum einen mit einem mobilen Trainer und zum anderen mithilfe einer digitalen Plattform für den Wissensaustausch unter den Trainern.

Im ersten Schritt soll die Möglichkeit gegeben werden, Erfahrungen in der Trendsportart zu sammeln, Wissen darüber aufzubauen und neue Angebotsformen zu schaffen. Hier fungiert der Trainer als Schlüsselperson: Ein mobiler Trainer besucht mit mehreren Coastal-Booten die Vereine (in Küstennähe) und stellt die Sportart vor. Vor Ort im Verein schult der mobile Trainer ansässige Vereinstrainer und Übungsleiter und gewinnt so neue Multiplikatoren für die Sportart.

Auf der virtuellen Ebene wird ein Angebot zum Wissenstransfer geschaffen, auf dem aktuelle Informationen über die Spezifikationen der Sportart, die Besonderheiten der Regatten und aktuelle Entwicklungen abgerufen werden können. Mit Hilfe der Plattform und den darauf integrierten Videos wird ein Raum zum Austauschen und gegenseitigen Voneinander-Lernen geschaffen.

Ohne Trainer*innen keine Medaillen – Gewinnung von Trainernachwuchs in und für Sachsen-Anhalt

Landessportbund Sachsen-Anhalt (LSB SA), Projektleiterin Judith Pusch Hintergrund

Der Trainerpool des LSB SA umfasst Trainer bestätigter Schwerpunktsportarten sowie des Behindertensports im Bundesland Sachsen-Anhalt. Hinzu kommen weitere Projekt- sowie ausgewählte Trainerstellen für Fördersportarten, die eine Perspektive aufweisen, Teilnehmer zu Olympischen Spielen zu führen. Aktuell zählen über 60 Trainer zum Trainerpool

des LSB SA. In den vergangenen Jahren gestaltete sich die Besetzung vakanter Stellen im Trainerpool, unabhängig für welchen Ausbildungsbereich (Grundlagen-, Aufbau-, Anschluss- oder Hochleistungstraining), zunehmend schwieriger. Auch künftig wird die Trainerrekrutierung eine große Herausforderung darstellen.

Ziele

Das Projekt zielt darauf ab, den künftigen Trainernachwuchs u. a. im Bundesland zu akquirieren sowie angehende Trainer für den Trainerberuf im Leistungssport zu begeistern bzw. langfristig zu binden. Dabei werden gezielt ehemalige Leistungssportler und angehende Sportstudenten in den Fokus gerückt. Ihr Weg in den Trainerberuf soll mit dem vorhandenen Fachwissen der Experten aus den Verbandsstrukturen intensiv begleitet werden. Durch die wechselseitige Anerkennung der erworbenen Kompetenzen, die sowohl aus dem Studium als auch aus der sportartspezifischen Lizenzausbildung resultieren, können bildungspolitische Hürden abgebaut werden.

Maßnahmen

In Zusammenarbeit mit Verantwortlichen der Universität Magdeburg, den Bundesstützpunktleitern der Schwerpunktsportarten Schwimmen, Kanu-Rennsport, Rudern und Leichtathletik, dem Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt sowie dem leitenden Landestrainer Handball wird ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, das Sportstudenten und ehemalige Sportler auf dem Weg zum Trainerberuf begleitet und sie in den Verbandsstrukturen halten bzw. neu integrieren soll. Dazu ist geplant, im Rahmen der Studiengänge Sportwissenschaft/Sport und Technik vorerst an der Universität Magdeburg ein Spezialisierungsmodul mit dem Schwerpunkt „Trainer*in im Leistungssport“ anzubieten.

Es ist angedacht, die sportartspezifischen Lizenzausbildungen der Fachverbände als Teilleistungen im Modul universitär anzuerkennen. Gleichzeitig können bestimmte Theorieinhalte, die bereits im Rahmen des Studiums erfolgreich absolviert wurden, auf die 120 Lerneinheiten (LE) der DOSB Trainer*in C-Lizenzausbildung Leistungssport angerechnet werden. Die Praxisinhalte der Lizenzausbildungen sind über die jeweiligen Sportarten zu realisieren. Hierbei sind die Studierenden in die Bundesstützpunkte/Landesleistungszentren (BSP/LLZ) eingebunden. Es werden ihnen vor Ort praxisnahe und sportartspezifische Leistungssportthemen vermittelt. Die Studierenden können bei erfahrenen Trainern hospitieren

und Einblicke in die Vielfalt des Trainerberufs erhalten.

Das Vernetzen von theoretischem Basiswissen und praktischen Anwendungsfeldern bietet für angehende Trainer im Leistungssport damit optimale Ausbildungsmöglichkeiten. Erste praxisnahe Erfahrungen von Sportstudierenden der Universität Magdeburg konnten bereits im Rahmen forschungsmethodischer Erhebungen sportartspezifisch innerhalb der Leistungsüberprüfungen und Landeskadertests an den Stützpunkten gesammelt werden.

Auf diesem Weg wird die Zielgruppe bereits während des Studiums an den Trainerberuf herangeführt – in einer Phase, in der den Studierenden oftmals noch nicht abschließend klar ist, welche berufliche Laufbahn sie nach dem universitären Abschluss einschlagen wollen. Neben einem geplanten Mentoringprogramm absolvieren die Studierenden ein Praktikum direkt in der Sportart und können nach Möglichkeit gemeinsam mit den Stützpunkttrainern Themen für Abschlussoder Studienarbeiten erarbeiten.

Dieses Vorgehen entspricht den modernen Formen der Personalgewinnung, beispielsweise von Wirtschaftsunternehmen, die erkannt haben, dass erfolgversprechende Akquirierung bereits vor dem Erlangen eines Hochschulabschlusses notwendig ist, um eine Bindungswirkung zum angehenden Absolventen zu erzeugen.

Literatur

Cochet-Thibol, C. & Ullrich, D. (2015). Erfolgsfaktor Trainer. Systeme, Aufgaben, Rollen und Kompetenzen. leichtathletiktraining, 26 (2+3), 6-11. Kießling-Sonntag, J. (2003). Handbuch Trainingund Seminarpraxis. Berlin: Cornelsen

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

24
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN – IMPULSE FÜR TRAINERINSPORTDEUTSC HL AND SETZEN

Themenschwerpunkt Personal- und Organisationsentwicklung

Die Trainer*in-Projekte stellen das Kernstück des Projekts TrainerInSportdeutschland dar. Die Sportorganisationen haben hier die Möglichkeit, Trainerinnen und Trainer in den Mittelpunkt zu

1. Vorbemerkungen

Trainerinnen und Trainer nehmen bei der Entwicklung sportlicher Höchstleistungen zweifelsfrei eine Schlüsselrolle ein. Sie sind als wichtigste Partner der Athletinnen und Athleten unmittelbar verantwortlich für die zentralen Elemente der Trainings- und Wettkampfsteuerung. Der Tätigkeitsbereich von Trainern im modernen Spitzen- und Leistungssport geht jedoch weit über diese Kerntätigkeit hinaus. Die komplexen Anforderungen umfassen unterschiedliche Aufgabenbereiche (vgl. Internationale Coaching Framework [ICCE]). Basis für eine erfolgreiche Trainertätigkeit ist die Entwicklung einer Konzeptplanung für den jeweiligen Zuständigkeits- und Einsatzbereich im Gesamtkontext lokaler, regionaler und nationaler Konzepte, wie z.B. Leistungssportkonzepte oder Rahmentrainingspläne. Darüber hinaus müssen Trainer optimale Umfeldbedingungen organisieren und managen, um die praktische Umsetzung der Konzeption zu ermöglichen. Dies betrifft in erster Linie alle relevanten materiellen und personellen Ressourcen, z. B. für die Trainingsgestaltung. Wenn es um die Organisation von wichtigen Rahmenbedingungen wie beispielsweise das Regenerations- und Gesundheitsmanagement, die sportpsychologische Betreuung oder die duale Karriereplanung geht, werden Trainer idealerweise von weiteren Funktionsträgern im Verband bzw. an den Olympiastützpunkten entlastet. Eine äußerst wichtige Anforderung für Trainer ist es in diesem Zusammenhang, Beziehungen und Netzwerke aufzubauen

rücken sowie Ideen und Projekte zu realisieren, die dazu beitragen, sich der Vision Trainer*in 2026 zu nähern. Dabei haben die Projekte unterschiedliche Themenschwerpunkte: von Trainerbildung über

Trainergewinnung und Personalentwicklung, Organisationsentwicklung und Wissensmanagement hin zu Öffentlichkeitsarbeit.

Eingegangen: 13.11.2020

und zu pflegen. Dies betrifft nicht nur die Kommunikation mit Athleten, sondern mit allen am Prozess beteiligten Personen (u.a. Trainerkollegen, Funktionäre, Eltern). Die Kerntätigkeit der Trainer beinhaltet die Planung, Steuerung und praktische Durchführung des Trainings sowie die Wettkampfsteuerung und das Wettkampfcoaching. Darüber hinaus erfordern die dynamischen Entwicklungen insbesondere im Leistungssport von Trainern eine kontinuierliche Weiterentwicklung im Sinne des lebenslangen Lernens. Hier

müssen sie ihr Trainerhandeln analysieren, reflektieren und innovativ ausrichten. Die komplexen und vielschichtigen Aufgaben, die Trainer (immer in Abhängigkeit vom Einsatzbereich) im täglichen Arbeitsprozess bewältigen, haben unmittelbar Einfluss auf den Erfolg des Gesamtsystems im Verein oder Verband. Deshalb ist eine zielgerichtete Trainerbildung als ein entscheidender Teil der Personalentwicklung zu verstehen. Diese sollte nicht nur darauf abzielen, mittel- und langfristig den Einsatz hoch qualifizierter Trainer

25 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Infokasten 1: Durch die vorgestellten Projekte akzentuierte Leitziele der Vision Trainer*in 2026

zu gewährleisten, sondern auch durch zielgerichtete Qualifizierungsmaßnahmen die Personalentwicklung im Gesamtsystem im Blick zu behalten, wenn es darum geht, Leistungssportpersonal zu entwickeln und zu qualifizieren.

Die nachfolgend vorgestellten Projekte widmen sich genau diesen Herausforderungen und rücken die Entwicklung der Trainer innerhalb des Gesamtsystems in den Vordergrund. Übergeordnet geht es auch hier darum, die Vision zu verfolgen, bis zum Jahr 2026 über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainern zu verfügen. Neben der konkreten Erprobung von Personalentwicklungstools, wie beispielsweise dem Mentoring, werden als Lösungsansätze Konzepte erarbeitet, die eine passgenaue Ausbildung und Entwicklung verfolgen. In einem übergreifenden Ansatz werden die Rahmenbedingungen der Organisation in den Blick genommen und optimiert, um die Entwicklung von haupt- und ehrenamtlich engagierten Trainern zu fördern.

2. Die Projekte

Kompetenzprofile zur Entwicklung von Trainerpersonal im Eisschnelllaufen und Short Track

Deutsche Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaf t (DESG), Projektleiterin Jenny Wolf Hintergrund

Im Gegensatz zur Entwicklung von Athleten, bei der man über verschiedene Instrumente der Diagnostik, StärkenSchwächen-Analysen und Trainingspläne verfügt, verläuft die Entwicklung von Trainern meist wenig gezielt oder gesteuert ab.

Eine langfristige, abgestimmte Personalentwicklung für Trainer ist nur selten gegeben, obwohl der Bedarf dafür vorhanden ist. Häufig werden Trainer mit unterschiedlichsten Ausbildungen und Vorwissen rekrutiert, sodass die Kompetenzen dann meist sehr heterogen sind. Abgesehen von den Stellenbeschreibungen für hauptamtliche Trainer, fehlt für Trainer in der DESG häufig ein detailliertes, ihren Einsatzgebieten im langfristigen Leistungsaufbau und den Disziplinen entsprechendes Anforderungsprofil. Darüber hinaus liegt häufig keine objektive Einschätzung des Ist-Zustandes der individuellen Kompetenzen im Verhältnis zum im Anforderungsprofil definierten Soll vor. Dementsprechend kann keine gezielte Intervention (individuelle und übergreifende Fortbildungen, Entwicklungspläne) erfolgen. Diesen Herausforderungen möchte die DESG mit dem Projekt entgegenwirken und zu einer langfristigen TrainerPersonal-Entwicklung beitragen.

Ziel

Das Ziel des Projekts ist es, ähnlich den disziplinspezifischen Anforderungsprofilen für die leistungssportliche Entwicklung der Athleten, einen Soll-Zustand bezüglich der Trainerkompetenzen zu etablieren und für die individuelle Entwicklung der Trainer handhabbar zu machen. Durch die Etablierung eines Werkzeuges zur Darstellung von individuellen Kompetenzen und deren Entwicklung erhalten DESG-Trainer einen Anhaltspunkt für die Einschätzung eigener Stärken und Schwächen. Durch die Objektivierung der Kompetenzausprägungen wird ein auf die Sachebene beschränktes Feedback möglich und es kann eine entwicklungsfördernde Feedbackkultur innerhalb des Verbandes etabliert werden. Darüber hinaus können Defizite, ob individuell oder strukturell begründet, gezielt angegangen und Interventionserfolge messbar gemacht werden (Erfolgskontrolle der DESG-Trainerschule).

Langfristig wird ein professionelles Personalmanagement im Trainerbereich angestrebt, um zukünftig verschiedene Zugangswege zum Trainerberuf zu öffnen, genügend Trainer zu gewinnen und diese dann lebenslang in ihrer Entwicklung zu fördern.

Maßnahme

Innerhalb des Projekts werden drei Phasen unterschieden. In der ersten Phase erarbeitet eine Arbeitsgruppe aus Bundestrainerin Aus- und Fortbildung, Verantwortlichen Personalentwicklung DESG, Vertretern von Bundes-, Landes- und Vereinstrainern gemeinsam mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft spezifische Anforderungsprofile für ausgewählte Trainerpositionen. Grundlage hierfür bilden u.a. das DOSB-Berufsbild Berufstrainer*in im Sport, die in der Ausbildungskonzeption der DESG beschriebenen Kompetenzen und aktuelle Literatur zum Thema.

In der zweiten Phase werden die Anforderungsprofile mit objektiv zu bewertenden Kategorien hinterlegt. Ein System zur Messung der Kompetenzausprägung wird entwickelt und erprobt. Experten aus der Wissenschaft unterstützen diesen Prozess. Das System wird mit ausgewählten Trainern erprobt und optimiert. Die direkte Einbindung in die Personalentwicklung ist anschließend möglich. Die Umsetzung der Bewertung im Rahmen der Personalentwicklung wird in Verbandsdokumenten beschrieben.

In der abschließenden dritten Phase wird ein cloudbasiertes Werkzeug entwickelt, um im Sinne einer zielgerichteten Personalführung individuelle und gruppenspezifische Stärken und Schwächen zu erfassen und Entwicklungen darzustellen. An

diesem Punkt ist auch eine Verknüpfung mit ähnlichen Ansätzen anderer Verbände (IT-Lösung Personalentwicklung) denkbar und angestrebt.

Next Coach Program

Deutscher LeichtathletikVerband (DLV), Projektleiterin Prof. Dr. Kristin Behrens Hintergrund

Die Leichtathletik ist eine elementare Grundsportart, die über die gesamte Lebensspanne hinweg betrieben werden kann. Eine Grundsportart muss den Anspruch verfolgen, flächendeckend Leichtathletikräume, insbesondere für Kinder und Jugendliche, zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die 20 Mitgliedsverbände des DLV können diese flächendeckende Wirkung mit Hilfe ihrer Mitgliedsvereine erzeugen. Die Gewinnung und Bindung von Leichtathletiktalenten, Nachwuchsleistungssport und die daran anknüpfende Entwicklung von Spitzensportlern sind untrennbar miteinander verbunden und gleichzeitig an die elementare Personalressource „Trainer*innen“ gekoppelt. Insbesondere in strukturschwachen Regionen sind Maßnahmen erforderlich, die sich der Entwicklung von ehren- und hauptamtlichen Trainern widmen. Die demografischen Rahmenbedingungen vor allem in ländlichen Räumen erzeugen einen besonderen Handlungsdruck. Daher führt der DLV in Kooperation mit dem Leichtathletik-Verband Mecklenburg-Vorpommern (LVMV) dieses Modellprojekt zur Förderung von Trainern im ländlichen Raum durch, das den Anspruch der Übertragbarkeit auf andere Leichtathletikregionen erhebt.

Ziel

Das prioritäre Ziel des LVMV ist es, die Engagementbedingungen, das Beteiligungsmanagement und die überregionalen Kommunikationsstrukturen für Trainer zu verbessern. So soll sichergestellt werden, langfristig über eine ausreichende Anzahl an gut qualifizierten Trainern zu verfügen und damit die Erreichbarkeit der Leichtathletik im ländlichen Raum langfristig sicherzustellen. Dabei wird auf zwei verschiedenen Ebenen angesetzt.

Maßnahmen

Durch den bildungsorientieren Ansatz soll ein qualitativer und quantitativer Ausbau der Trainerausbildung erfolgen. Trainer werden in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützt, denn die Bindung an vereinsgebundene Sportangebote ist maßgeblich von der Kompetenz der Trainer abhängig. Darüber hinaus moderiert die Qualität der Qualifikation der Trainer die

26
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

Akzeptanz und Nachhaltigkeit von Sportangeboten. Dies ist insbesondere im Erstkontakt mit Kindern und Jugendlichen von besonderer Bedeutung. Deshalb werden Bildungsangebote für Trainer in diesem Bereich ausgebaut (Übungsleiter-CLizenz, Kinderleichtathletik) und eine verstärkte Ausbildung von Basis-Trainern (C-Übungsleiterausbildung) angestrebt. Beim partizipativen Ansatz werden die Trainer in den Mittelpunkt gerückt und erhalten verstärkt die Möglichkeit, sich an der Entwicklung der Sportart zu beteiligen. Dies gelingt u. a. über die sportpolitische Einbindung (Verbandstag inkl. Workshops „Sportpolitik trifft auf Sportpraxis“), Verbandsdialoge, die Einführung des „Forum Leichtathletik“ als Bildungsund Kommunikationsplattform für Trainer, die Weiterentwicklung der Wertschätzungs- und Ehrungskultur sowie die verstärkte Verzahnung zwischen Sportpolitik und -praxis durch Änderung der Satzung und Verwaltungsordnung.

Personalentwicklung in Vereinen und Verbänden für Trainer im Kinder-, Jugendund Wettkampfsport Landessportbund Berlin (LSB Berlin), Projektleiterin Joana Seydel Hintergrund

In fast allen Sportvereinen und -verbänden, unabhängig von der Sportart, fehlt es objektiv und subjektiv gesehen an Trainern, vor allem an so umfangreich qualifizierten, dass diese perspektivisch für Landestrainerstellen zur Verfügung stehen. Dies betrifft auch den LSB Berlin und dessen Mitgliedsorganisationen. Die zu erfüllende Mindestvoraussetzung zur Anstellung als Landestrainer im LSB Berlin ist eine Trainer-A-Lizenz in der jeweiligen Sportart, optimalerweise gepaart mit einem sportwissenschaftlichen Hochschulstudium oder einem Abschluss als Diplom-Trainer der Trainerakademie des DOSB, welcher auch im Verlauf der Anstellung als Landestrainer im LSB Berlin nachgeholt werden kann. Diese Voraussetzungen werden derzeit nur von wenigen Personen erfüllt und es gibt zu wenig Nachwuchs, der zielgerichtet auf diese zentralen Positionen hin ausgebildet wird. Um aber im nationalen sowie internationalen Vergleich mithalten bzw. herausstechen zu können, müssen entsprechende Anstrengungen unternommen werden, dass ein gut ausgebildeter und auf diese Aufgabe vorbereiteter Pool an Nachwuchstrainern zur Verfügung steht.

Ziel

Ziel des Projekts ist es zum einen, die gezielte Ausbildung von (Landes-)Trainern

voranzubringen, sowohl in olympischen als auch in nicht-olympische Sportarten, um die Qualität des Berliner Sports weiter zu steigern und nachhaltig zu sichern. Ein besonderer Fokus liegt hier auch auf der Förderung von Frauen sowie den Parasportarten und der gezielten Ansprache von Schülern der Eliteschulen des Sports und der Freiwilligendienstleistenden. Zum anderen wird die langfristige Planung und Begleitung von Trainerkarrieren aufgebaut.

Maßnahme

Die Umsetzung in der Praxis teilt sich in zwei Säulen, die im Optimalfall gemeinsam genutzt werden. Bei der Umsetzung beider Säulen könnte eine Zertifizierung durch den LSB für die entsprechenden Vereine/Verbände ausgesprochen werden. Die eine Säule umfasst ein Coaching für Vereine/Verbände im Bereich der Personalentwicklung für Trainer. Das Coaching für die Vereine/Verbände findet im Sinne einer Prozessbegleitung und Beratung statt. Inhalte sind hier die Formulierung von Zielen, Visionen und gewünschten Ergebnissen im Rahmen der Entwicklung eines Personalentwicklungskonzeptes. Als Unterstützung steht ein LSB-Expertenpool für spezielle Fragestellungen zur Verfügung. Grundsätzlich ist das Coaching als Hilfe zur Selbsthilfe gedacht und soll zur langfristigen Qualitätsverbesserung dienen.

Die andere Säule richtet sich mit einem Mentoring-Programm direkt an Nachwuchs-Trainer. Im Bereich Mentoring geben erfahrene (Chef-/Landes-)Trainer Fach- und Erfahrungswissen an Nachwuchstrainer weiter. Hier findet ein enger Austausch zwischen den Sportarten im Sinne von Hospitationen statt, sodass die Mentees eine sportartübergreifende Ausbildung genießen.

WeCoach –

DTB Trainer*in 2026

Deutscher Turner-Bund (DTB), Projektleiterin

Dr. Kathrin Staufenbiel

Hintergrund

Der DTB teilt die Vision des DOSB, im Jahr 2026 über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainern zu verfügen. Eine Notwendigkeit, diese Vision zu erreichen, besteht darin, die Bildung und Personalentwicklung der Trainer im DTB entsprechend auszurichten. Der DTB steht somit vor der Herausforderung, die Trainerausund -fortbildung in den olympischen Spitzensportarten (Gerätturnen männlich/ weiblich, Trampolinturnen und Rhythmische Sportgymnastik) weiter zu optimieren, um diese noch besser den Bedarfen der Trainer anzupassen. Die Anforderungen an Trainer haben sich gewandelt und durch die Digitalisierung ergeben sich neue Möglichkeiten. Auch die internationale Ausrichtung der Aus- und Fortbildung gilt es zu hinterfragen. Es soll an den richtigen „Stellschrauben“ gedreht werden, um im Jahr 2026 über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainern zu verfügen.

Eine zweite Herausforderung besteht darin, dass der DTB nach Wegen sucht, die Zusammenarbeit und den Wissensfluss bzw. das Wissensmanagement unter den Trainern weiter zu steigern. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht in der Entwicklung formaler Mentoring Tandems. Zum Mentoring bestehen bereits erste Erfahrungen im DTB (z. B. für ehemalige Kaderathleten). Im Mentoring als strukturiertem Personalentwicklungsinstrument liegt aus Sicht des DTB sehr viel Potenzial, um die Trainer der olympischen Spitzensportarten weiter zu fördern. Durch Mentoring wird zum einen Expertenwissen an zukünftige Trainer weitergegeben und

27
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Meilensteine und Zeitplan des Projektes Meilensteine und Zeitplan des Projekts ‚Next Coach Program‘ des Deutschen Leichtathletik-Verbandes

zum anderen die Zusammenarbeit zwischen Trainern unterschiedlicher Regionen (z.B. unterschiedlicher Bundesstützpunkte) unterstützt. Auch können die Mentoren neue Impulse für ihre Arbeit bekommen. Nach einer Pilotphase soll Mentoring zukünftig als Bestandteil in die Traineraus- und -fortbildung im DTB integriert werden. Darüber hinaus soll auch geprüft werden, wie ein formales Mentoring auch in anderen Bereichen zur Förderung von Trainern eingesetzt werden kann.

Ziel

Mit dem Projekt „WeCoach – DTB Trainer*in 2026“ legt der DTB einen besonderen Fokus auf die Zusammen- und Teamarbeit mit und unter den Trainern. Es werden zwei Projektziele festgelegt, zum einen die Traineraus- und -fortbildung in einem partizipativen Verfahren zu reflektieren und neu auszurichten, zum andern ein Konzept für formale Mentoring Tandems zu entwickeln, in einem animierten Erklärvideo festzuhalten und in einer Pilotphase durchzuführen. Das animierte Erklärvideo soll zu einer positiven und innovativen Wahrnehmung des Themenfeldes Aus- und Fortbildung von Trainern beitragen.

Maßnahmen

Durch eine Online-Befragung aller Trainer mit A- und B-Lizenz in den olympischen Sportarten wurde der aktuelle Stand erfasst und nach Anregungen für den DTB gefragt (z.B. wie viele Trainer gerne in einem größeren Umfang als Trainer arbeiten würden und was dafür notwendig wäre, Anregungen zur Aus- und Fortbildung). Im Laufe des Jahres finden zwei Projekt-

treffen statt, an denen alle Bundestrainer des DTB und weitere Verantwortliche der Traineraus- und -fortbildung (z.B. Referenten für Bildung, Verantwortliche für Aus- und Fortbildung der einzelnen Sportarten) teilnehmen und gemeinsam an einer Weiterentwicklung der Bildung und Personalentwicklung arbeiten. Ein Thema dieser Projekttreffen ist auch Mentoring als Instrument zur Personalentwicklung und die Umsetzung im DTB. Zusätzlich werden das Projekt und die Projektziele „WeCoach – DTB Trainer*in 2026“ in den Kadertrainerseminaren der vier olympischen Sportarten des DTB diskutiert, um so die Kadertrainer in die Neuausrichtung der Traineraus- und -fortbildung einzubinden. Um formale Mentoring-Beziehungen einzuführen, wird ein Verfahren entwickelt und in einer Pilotphase erprobt und ausgewertet. Anschließend wird das Verfahren in Form von animierten Erklärvideos dargestellt. Während der Projektphase sollen zudem erste formale Mentoring Tandems durchgeführt und ausgewertet werden.

BVSA-Bildungsoffensive: E-Learning als Triebkraft professioneller Bildungsarbeit im Landesfachverband

Landessportbund Sachsen-Anhalt (LSB SA) in Kooperation mit dem Basketball-Verband Sachsen-Anhalt (BVSA), Projektleiter Philipp Streit Hintergrund

Der BVSA ist als Landesfachverband für die Ausbildung und Gestaltung der Trainerausbildung der Stufe C in der Fachsportart Basketball und damit für den Grundstein der Trainer-Laufbahnen sowohl im Breiten- als auch im Leistungs-

sport verantwortlich. Die Organisation und Durchführung der jährlichen Trainerausbildungen stellt für einen kleinen Landesfachverband eine Herausforderung dar, zum einen wegen des hohen Ressourcenaufwands, zum anderen in Bezug auf die Sicherstellung der Qualität. Mit Hilfe einer E-Learning-Produktion soll diesen Herausforderungen begegnet werden.

Ziel

Langfristig wird das Ziel verfolgt, ein Drittel der Lehreinheiten der Trainerausbildung zur Erlangung der Lizenzstufe C der Fachsportart Basketball in Form von ELearning-Videos aufzubereiten und zu produzieren, sodass diese alljährlich im Rahmen der Lizensierungslehrgänge zur Trainerausbildung eingesetzt werden können. Somit möchte man die Qualität über die Jahre hinweg sicherstellen und Standards setzen. Gleichzeitig bietet sich eine größere Flexibilität im Rahmen der Ausbildung bei niedrigerem Ressourcenaufwand. Durch das neue Format im Rahmen der Lizenzausbildung sollen Nachwuchstrainer gewonnen werden und es soll die Attraktivität der Ausbildung erhöht werden.

Maßnahmen

Konkret werden durch das Projekt Lernmaterialien in Form von Videos produziert. Dabei handelt es sich um 40 Lerneinheiten der Basisqualifikation, bei denen der Sachinhalt aufbereitet und didaktisch inszeniert wird. Im Produktionsprozess stellen die Trainer einen wichtigen Bestandteil dar. Sie sind nicht nur an der Ausarbeitung und Aufbereitung der Fachinhalte beteiligt, sondern auch an den Beratungsprozessen und Zwischenevaluationen. Diese werden dann auf einer Lernplattform in geeigneten Settings bereitgestellt und können von den Trainern in der Ausbildung abgerufen werden. Langfristig sollen die E-Learning-Videos einen festen Bestandteil der Basisqualifikation bilden und allen Landesfachverbänden sowie dem Dachverband zur Verfügung stehen.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

28
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Chart aus dem Video zum Mentoring durch Trainer für Trainer im Rahmen des Projektes „WeCoach –DTB Trainer*in 2026“ des Deutschen Turner-Bundes

TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN – IMPULSE FÜR TRAINERINSPORTDEUTSC HL AND SETZEN

Themenschwerpunkte Trainerbild, Öffentlichkeitsarbeit, Wissensmanagement

Die Trainer*in-Projekte stellen das Kernstück des Projekts TrainerInSportdeutschland dar. Die Sportorganisationen haben hier die Möglichkeit, Trainerinnen und Trainer in den Mittelpunkt zu

1. Vorbemerkungen

Das Image einer Berufsgruppe hängt immer damit zusammen, in welchen Kontexten ihre Vertreter wahrgenommen werden. Kein Wunder, dass die Feuerwehr einer Forsa-Umfrage von 2019 zur Folge eindeutig die Berufsgruppe darstellt, die in der Öffentlichkeit am positivsten konnotiert ist. Selbstlose Helfer, die Katzen von Bäumen und Kinder aus brennenden Häusern retten, müssten schon sehr viel falsch machen, um sich diesen Rang ablaufen zu lassen. Nun, bei Trainerinnen und Trainern ist dies leider nicht ganz so einfach und nicht immer eindeutig. Denn was der Otto-Normal-Medienkonsument ohne persönliche Erfahrung im Sport wahrnimmt, sind keinesfalls nur positive Aspekte des vielfältigen Berufsbildes der Trainer.

Skandale erschüttern das Image der Trainer leider regelmäßig. Die Netflix-Produktion Athlete A hat einen solchen Skandal beispielhaft der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht – in diesem Fall bezogen auf körperliche, sexualisierte und psychische Gewalt, ausgeübt von Trainern und anderen sportlichen Bezugspersonen junger Sportlerinnen. In anderen Fällen werden Trainer mit Doping in Zusammenhang gebracht oder müssen sich wegen fragwürdiger Trainingsmethoden verantworten. Aber es sind nicht nur strafrechtlich relevante Geschehnisse, die das Image des Berufsbildes negativ prägen. Auch die Berichterstattung über Trainerwechsel im Profifußball ist keinesfalls nur von Wertschätzung geprägt, und wer ein-

rücken sowie Ideen und Projekte zu realisieren, die dazu beitragen, sich der Vision Trainer*in 2026 zu nähern. Dabei haben die Projekte unterschiedliche Themenschwerpunkte: von Trainerbildung über

Trainergewinnung, Personal-/Organisationsentwicklung und Wissensmanagement hin zu Öffentlichkeitsarbeit.

Eingegangen: 27.1.2021

mal einen Tag als Zuschauer eines Junioren-Sportwettkampfes verbracht hat, kann einschätzen, welchen Effekt dieses medial gezeichnete Bild auf Eltern wie Kinder haben kann. Das alles ist mehr als tragisch, wo Trainer doch so viele verantwortungsvolle Aufgaben haben, die sie in Deutschland zu Tausenden auf sehr vorbildliche und äußerst engagierte Weise wahrnehmen.

Wir stellen die Behauptung auf, dass der organisierte Sport den Erschütterungen

durch Skandale und dem damit einhergehenden Vertrauensverlust nur dann etwas entgegensetzen kann, wenn er systematisch in die Imagepflege des Tätigkeitsbereiches Trainer investiert. Es gilt, die wichtigen Rollen als Mentor, Vorbild und Lehrer hervorzuheben und deren Relevanz insbesondere für das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu betonen.

Aber nicht nur Erziehungsberechtigte müssen sicher sein können, dass die Trai-

29 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Infokasten 1: Durch die vorgestellten Projekte akzentuierte Leitziele der Vision Trainer*in 2026

ner, in deren Obhut sie ihre Kinder übergeben, qualifizierte und kompetente Personen sind, die sich regelmäßig weiterbilden sowie sich ihrer enormen Verantwortung für die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Schutzbefohlenen – jung wie alt – bewusst sind. Auch Multiplikatoren in Sport und Gesellschaft müssen weiterhin gewonnen werden, um das Image der Trainer unseres Landes wertschätzender zu besetzen.

Die Projekte im Rahmen von TrainerInSportdeutschland, welche sich im Folgenden vorstellen, zahlen auf dieses Vorhaben ein – jedes auf seine eigene kreative Art. Wer inspirierende Trainer kennenlernen möchte, kann dies übrigens ganz pandemiekonform und digital tun: Der kurzweilige Podcast zum Projekt TrainerInSportdeutschland ist überall dort verfügbar, wo es Podcasts gibt (https://trainerinsportdeutschland.podigee.io/).

2. Die Projekte

Selbstbild TrainerIn Sportdeutschland

Trainerakademie Köln des DOSB (TA), Projektleiter

Markus Finck, Dennis Drieschner Hintergrund

Trainer tragen im Kontext Leistungssport eine hohe Verantwortung für ihre Athleten. Sie sind als ihre wichtigsten Partner nicht nur verantwortlich für die Entwicklung und Entfaltung sportlicher Leistungen, sondern ihr Handeln und Verhalten prägt auch das aktuelle Wohlbefinden und die mittel- und langfristige Persönlichkeitsentwicklung der häufig noch minderjährigen Athlet entscheidend mit. Das Handeln von Trainern ist stark von ihren individuellen Selbstbildern geprägt. Dabei haben Werte, Einstellungen und Haltungen, mit denen sich Trainer identifizieren und die für sie bedeutsam sind, großen Einfluss auf den Umgang mit ihren Athleten. Aber nicht nur die Trainer-AthletBeziehung wird dadurch beeinflusst, sondern auch beispielsweise eine positive Trainingsatmosphäre geschaffen. Von den individuellen Selbstbildern von Trainern ausgehend, stellt sich die Frage, ob es nicht verbindende, also für Trainer (im deutschen Leistungssport) typische, die Figur Trainer auszeichnende Werte und Einstellungen gibt, aus welchen sich ein Gruppenselbstbild ableiten lässt. Anknüpfend an die DOSB-Kampagne „Vision Trainer*in 2026“, in welcher 13 Leitziele zu der Sozialfigur Trainer*in formuliert sind, soll das Thema Selbstbild aus der Trainerschaft heraus entwickelt werden. Fragen zum Selbst- und Gruppenselbstbild werden aufgeworfen, z. B.: Wie

wollen wir als Trainer wahrgenommen werden? Was ist uns als Gruppe wichtig? Wie drückt sich für uns Anerkennung aus?

Ziel

Das Ziel des Projekts ist es, sowohl individuelle Selbstbilder zu erarbeiten als auch die Trainerschaft insgesamt in den Blick zu nehmen und ein Gruppenselbstbild zu entwickeln.

Dabei geht es nicht nur um den Umgang mit Athleten, sondern auch um das Selbstverständnis der Trainer als soziale Gruppe, ein Berufsethos. Hierbei spielen auch Fragen zu den Rahmenbedingungen des Trainerberufs im Leistungssystem eine wichtige Rolle.

Methoden und Maßnahmen

Im Rahmen einer partizipativen Workshopreihe mit Experten (Lothar Linz, Sportpsychologe/TA, Holger Hasse/Berufsverband der Trainer/innen im deutschen Sport e.V.) wird das Thema bearbeitet, zunächst in einer Pilotphase mit Trainerstudenten der Trainerakademie. Auf dieser Basis wird ein Workshopkonzept entwickelt, welches anschließend in der Trainerbildung genutzt werden kann. In einer internetbasierten Befragung der Trainer werden empirische Daten zum Themenbereich Selbstbild, Gruppenselbstbild und Berufsethos von Trainern erhoben und ausgewertet.

Langfristig sollen die Workshops im Rahmen der Trainerbildung an der TA auch nach Projektabschluss fortgesetzt werden. Anknüpfung finden diese vor allem im Bereich der Reflexionsmodule im Curriculum des Diplomtrainerstudiums, aber auch in den Ausbildungskonzeptionen weiterer Bildungsangebote der TA (z.B. Nachwuchstrainer) oder Fortbildungen.

Starke Trainer*innen –starker Verband

Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), Projektleiterin Dr. Kerstin Reichert Hintergrund

Insbesondere für ehrenamtliche Trainer sind die Herausforderungen groß. Neben der eigentlichen Trainertätigkeit bleibt häufig wenig Zeit für die eigene Aus- und Fortbildung. Da diese aktuell im VDST nach Fachsparten getrennt verläuft, können Lehrgänge durch die geringen Teilnehmerzahlen gerade in kleinen Landesverbänden oft nicht kostendeckend durchgeführt werden oder müssen ganz ausfallen. Häufig ist die Teilnahme an passenden Bildungsveranstaltungen mit hohem Reise- und damit Zeitaufwand verbunden. Diese Herausforderungen geht der Verband auf verschiedenen Ebenen an.

Ziel

Ziel des Projekts ist es, das Engagement der überwiegend ehrenamtlich tätigen Trainer besser zu unterstützen und sie so zu motivieren, ihrer Tätigkeit langfristig nachzugehen. Dazu zählt auch, das Bildungsangebot attraktiver und vielfältiger zu gestalten und gleichzeitig den Austausch und die Vernetzung der Trainer zu intensivieren sowie die wertvolle Arbeit der Trainer im Verband stärker in den Fokus zu rücken.

Maßnahmen

Konkret umfasst das Projekt drei Säulen. Um die Trainerausbildung zeitlich und räumlich flexibler zu gestalten, sollen die Angebote auf der verbandseigenen ELearning-Plattform weiter ausgebaut werden. Die Inhalte der Trainerausbildung werden breiten- und leistungssportartübergreifend neu und gezielt modular organisiert, sodass gemeinsames Lernen einfacher möglich ist und das Angebotsspektrum der Trainerausbildung erweitert werden kann. Die Koordinierung dieses Prozesses erfolgt durch eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern des Breitenund Leistungssports, die aufbauend auf dem bereits vorhandenen modularen System das Angebot weiterentwickelt und eine Bildungskonzeption inklusive eines Creditpointsystems erarbeitet. Mit Hilfe dieses Creditpointsystems soll eine zeitliche und inhaltliche Vergleichbarkeit von Bildungsmaßnahmen geschaffen werden, sodass die Verzahnung der verschiedenen Trainerlizenzen optimiert wird.

Eine zweite Säule widmet sich der besseren Vernetzung unter den Trainern. Im Rahmen eines Symposiums mit Teilnehmern des Breiten- und Leistungssports werden die bis dahin erarbeiteten Konzepte vorgestellt, diskutiert und weiterentwickelt. Das geplante Symposium baut auf einem erfolgreich durchgeführten Trainerworkshop mit breiten- und leistungssportübergreifendem Austausch auf und soll auch in den kommenden Jahren regelmäßig stattfinden. Ein besonderer Wert kommt einem noch zu erstellenden Trainerforum zu, welches der direkten Vernetzung und dem Austausch der Trainer im Verband untereinander dienen soll.

Um insgesamt die Wertschätzung der Trainer und die Anerkennung ihrer Leistungen zu erhöhen, wird gemeinsam mit den Landesverbänden über Anerkennungs- und Motivationssysteme für Trainer diskutiert. Auf dieser Basis sollen Ehrenamtspreise eingeführt und die Berichterstattung von und über Trainer in den Verbandsmedien deutlich ausgebaut werden.

30
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

Die geplanten Reformen und Strukturveränderungen können nur unter Beteiligung der Trainer sowie der entsprechenden Fachbereiche im VDST, aber auch der verschiedenen Ebenen (Landesverbände, Vereine) erreicht werden. Daher ist die Einbeziehung aller Akteure eine wichtige Grundvoraussetzung für den Projekterfolg.

Stärkung von Image und Zuspruch der Trainertätigkeit Landessportbund Niedersachsen in Kooperation mit dem Niedersächsischen Turner-Bund (NTB), Projektleiter Carsten Röhrbein Hintergrund

Viele Fachverbände beklagen einen Mangel an Trainern vom Breiten- bis in den Spitzensport. Zwar werden einzelne Initiativen umgesetzt, flächendeckend kann diese Herausforderung allerdings nur gemeinsam angegangen werden. Um Synergien zu nutzen, schließen sich mehrere Fachverbände zusammen und bündeln die Angebote über die Sportarten hinweg. Hier gilt es, die heterogenen Strukturen und Anforderungen in den einzelnen Sportarten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und auf dieser Basis ein für alle sinnstiftendes Angebot zu entwickeln.

Ziel

Ziel des Projekts ist in erster Linie die Aufwertung der Trainertätigkeit – ehrenamtlich wie hauptberuflich. Das Trainerbild soll sowohl nach innen als auch nach außen gestärkt werden, um den aktiven Trainern den Rücken zu stärken und den angehenden Trainern Vorfreude auf ihre Tätigkeit zu machen.

Eine Stärkung nach innen erfolgt durch ein strukturiertes Personalmanagement, attraktive Rahmenbedingungen und gelebte Wertschätzung; nach außen durch eine Imagekampagne und mehr mediale Präsenz. Dadurch sollen mehr junge Menschen für eine Trainertätigkeit gewonnen und insbesondere ehemalige Leistungssportler angesprochen werden.

Maßnahmen

In diesem Projekt wird eine stark teilnehmerorientierte und daher ergebnisoffene Herangehensweise gewählt. Mithilfe eines selbst entwickelten Fragebogens erfolgt eine Analyse der IST-Situation. Ferner werden Wünsche und Bedarfe abgefragt.

Aus den Ergebnissen entstehen im weiteren Projektverlauf eine konkrete Zielformulierung und Maßnahmen. Daher werden zunächst bestehende Maßnahmen gesammelt und gesichtet. Eine Evaluation in den beteiligten Fachverbänden

untermauert diese Analyse. In einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der beteiligten Fachverbände, wird dann gemeinsam geprüft, wie sich Maßnahmen bündeln lassen, Synergieeffekte genutzt und gemeinsam kleine, schnell umzusetzende sowie größere, langfristigere Maßnahmen realisiert werden können. Dies können wertschätzende Maßnahmen (z.B. Treffen zum Jahresausklang, nach sportlichen Großereignissen) sein oder aber Fortbildungsangebote im Sinne eines Personalmanagements direkt für die Trainer.

Ein entscheidender Aspekt ist die Beteiligung der hauptberuflichen wie ehrenamtlichen Trainer (in Form von runden Tischen).

Wissen motiviert!

Wissen stärkt! Wissen hebt hervor!

Landessportbund Niedersachsen in Kooperation mit dem Landesschwimmverband Niedersachsen (LSN), Projektleiterin Dorte Ewert Hintergrund

Eine Aufgabe des Landesfachverbandes ist es, den Austausch zwischen den haupt- und nebenberuflichen Trainern zu stärken. Der Austausch stellt nicht nur eine Bereicherung für die alltägliche Arbeit dar, sondern stärkt insbesondere das Bild der nebenberuflichen Trainer. Es hat sich gezeigt, dass die dreimal im Jahr stattfindenden Trainerratssitzungen zwischen haupt- und nebenberuflichen Trainern nicht ausreichen, um einen intensiven inhaltlichen Austausch auf Augenhöhe zu führen, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auszutauschen und eine nachhaltige Vernetzung zu knüpfen. Dies ist insbesondere für die nebenberuflich tätigen Trainer von Nachteil.

Ziele

Hauptziel des Projekts ist es, einen nachhaltigen Wissenspool aufzubauen und den Austausch zwischen haupt- und nebenberuflichen Trainern zu stärken. Mit Hilfe der Wissensplattform sollen alle Trainer den Zugang zu Wissen erhalten und somit die Möglichkeit bekommen, einen einheitlichen Wissenstand zu erlangen. Dafür ist es notwendig, bei allen Trainern des Landesfachverbandes ein Bewusstsein zu schaffen, dass ein Wissensaustausch eine hohe Priorität für den Erfolg hat und das Training erleichtern kann.

Des Weiteren ist es das Ziel, zukünftig einen Koordinator im Arbeitsfeld Wissenschaft und Bildung zu ergänzen, damit für die Trainer in der Fläche ein Ansprechpartner zur Verfügung steht.

Maßnahmen

Zu Beginn des Projekts ist die Meinung der Trainer gefragt. Anhand einer Onlineumfrage (B-Erhebung) werden ihre Bedürfnisse und Anregungen zusammengetragen, die dann maßgeblich in der weiteren Entwicklung berücksichtigt werden. Methodisch soll dies über einen offenen Austausch funktionieren (Videokonferenzen). Darüber hinaus wird ein Koordinator „Wissenschaft und Bildung“ benannt. Seine Aufgabe besteht fortan darin, Informationen zu bündeln, online zu stellen und Trainer zu motivieren, die Informationen aufzurufen (Communitymanager). Als Grundlage soll bestehendes Material (LSN-Ausbildung, Deutscher SchwimmVerband) gesichtet werden. Hierzu soll die bereits in der Ausbildung verwendete ELearning-Plattform (Moodle) überprüft und gegebenenfalls mit anderen Plattformen verglichen werden.

Für die Arbeit mit der Wissensplattform soll über den Koordinator „Wissenschaft und Bildung“ ein Schulungstermin für alle Haupt- und Nebenberuflichen innerhalb des Trainerrats stattfinden, damit sie lernen, systematisch mit dem Werkzeug umzugehen.

Am Ende des Projekts soll es eine funktionierende Online-Wissensplattform geben, die es zum einen ermöglicht, neueste Erkenntnisse einzustellen, und zum anderen, einen strukturierten Austausch zu fördern. Daher fließen immer wieder konkrete Bedürfnisse der Trainer in die Entwicklung ein. Die Praktikabilität des Projekts wird mehrmals überprüft. Langfristig erfolgt eine strukturierte Einbindung des Spitzenverbandes und der weiteren Landesverbände.

Trainer*innen im Fokus –„Die besten Trainer*innen –An den besten Orten“

Landessportbund NordrheinWestfalen (LSB NRW), Projektleiter

Thomas Plhak (Julia Hämel)

Hintergrund

Der LSB NRW hat sich für die kommenden Jahre das Ziel gesetzt, Trainer im Leistungssport gezielt in den Fokus zu stellen und zu fördern. Dazu gehört auch, den Trainern die nötige Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegenzubringen, die ihnen zusteht. Häufig wird die Person hinter dem Sportler nicht oder nur gering wahrgenommen. Im Fokus der Öffentlichkeitsarbeit steht in erster Linie der erfolgreiche Sportler. Eingebettet in weitere zahlreiche Maßnahmen strebt der LSB NRW an, das Berufsbild des Trainers zu stärken, eine positive Darstellung von Trainern und ihren Leistungen gegenüber Politik, Wissenschaft und Gesellschaft so-

31
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

wie auch innerhalb des organisierten Sports zu erreichen und dadurch die Wertschätzung und Anerkennung gegenüber den Trainern zu steigern.

Ziel

Ziel der Initiative ist es, durch die Veröffentlichung der Motive „Die besten Trainer*innen – An den besten Orten“ auf das Berufsbild des Trainers aufmerksam zu machen und Wertschätzung und Anerkennung zum Ausdruck zu bringen.

Maßnahmen

Dafür werden Motive von verschiedenen Trainern aufgenommen. Das Besondere daran ist, dass die Motive an sportuntypischen, aber dennoch außergewöhnlichen Orten entstehen (z.B. im Landtag oder einem Kohlebergwerk) und so verstärkt für Aufmerksamkeit sorgen. Entscheidend bei der Auswahl der Trainer ist, dass sowohl der olympische als auch der paralympische Sport Berücksichtigung findet. Weitere Auswahlkriterien sind u.a. das Geschlecht sowie die Funktion der einzelnen Trainer. Im Rahmen der Initiative haben wir Bundes-, Landes-, aber auch Stützpunkttrainer abgebildet, um nochmals auf die Vielfalt und Bedeutung des Berufsfeldes aufmerksam zu machen. Diese Motive werden im verbandseigenen Magazin des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen „Wir im Sport“ sowie in

dem dazugehörigen E-Magazin abgebildet und veröffentlicht. Die Berichterstattung wird zusätzlich durch die Sozialen Medien (Facebook, Instagram, Twitter) begleitet. Hier werden darüber hinaus Videos der Trainer eingestellt oder auf die ausführlichen Interviews mit Fotomaterial hingewiesen, um eine noch größere Reichweite zu erzielen.

Neben der Berichterstattung besteht die Möglichkeit, die Motive auf hochwertigen Bildtafeln als Wanderausstellung beim Landessportbund NRW zu leihen. Den Auftakt machte die Foto-Ausstellung am 19.11.2020 im Landtag in NRW. Die Ausstellung wurde vom Präsidenten des Landtags, André Kuper, gemeinsam mit LSBPräsident Stefan Klett eröffnet und fand aufgrund der Corona-Maßnahmen digital statt1. Eine noch größere Reichweite der Motive ist das vorrangige Ziel der Ausstellung und der Auftaktveranstaltung im Landtag.

Nach der Ausstellung im Landtag soll die Ausstellung an wechselnden Orten in NRW gezeigt werden. Staatssekretärin Andrea Milz hat angeregt, die Ausstellung nach dem Start im Landtag öffentlichkeitswirksam in den 14 Städten zu platzieren, die als Ausrichter von Olympischen Spielen 2032 in NRW im Gespräch sind. Weitere Institutionen, wie z.B. der DOSB oder das Deutsche Sport- und Olympiamuseum in Köln, sind bereits an-

gefragt worden, um die Ausstellung im Anschluss an die im Landtag dort zu zeigen.

Langfristig betrachtet wird mit dem o.g. Projekt in den kommenden Jahren die Aufmerksamkeit verstärkt auf die Trainer im Leistungssport gelenkt. Mit der geplanten Ausstellung haben wir die Möglichkeit, auch Personenkreise außerhalb des organisierten Sports in NRW bzw. bundesweit zu erreichen. Insbesondere Vertreter der Landes- und Kommunalpolitik sind eine wichtige Zielgruppe, um ggf. in den kommenden Jahren weitere finanzielle Mittel mit Blick auf die Trainerförderung/adäquate Trainerbezahlung zu generieren. Des Weiteren bietet das Projekt Potenzial, ehemalige Athleten/junge Trainer langfristig für den Beruf des Trainers zu gewinnen/zu begeistern und somit den organisierten Sport in NRW zukunftsfähig aufzustellen.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

1 https://www.landtag.nrw.de/home/aktuelles-presse/parlaments-tv/videoportal/veranstaltungenund-ausstellunge/ausstellung-lsb.html

32
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Plakatmotiv im Rahmen der Kampagne des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen „Die besten Trainer*innen - An den besten Orten“

HALBZEIT IM PROJEKT

TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND

Zwischenfazit und Anstoß zur zweiten Runde

Mit dem Start des Projektes TrainerInSportdeutschland im Juli 2019 haben sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Deutsche Sportjugend (dsj) gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen und DOSB-nahen Institutionen auf den Weg gemacht, die Situation der Trainerinnen und Trainer nachhaltig zu verbessern. Die Vision Trainer*in 20261 (vgl. Abbildung 1) und ihre 13 Leitziele (s. Infokasten1) sind dafür handlungsleitend. Dabei werden sämtliche von den ehrenamtlich bis zu den auf Bundesebene tätigen Trainerinnen und Trainer in den Blick genommen. Durch den übergreifenden Organisationsentwicklungsansatz des Projekts werden die verschiedenen Akteure in Sportdeutschland be-

teiligt. Über das Projektvorhaben wurde bereits ausführlich in Leistungssport 5/2019 und 4/2020 bis 2/2021 berichtet. Nun ist gut die Hälfte der Projektlaufzeit vergangen – ein guter Zeitpunkt, eine Zwischenbilanz zu ziehen: Was wurde bereits geschafft? Wo ist das Projekt auf einem guten Weg? Und wo sind wir noch nicht weitergekommen? Daraus ergibt sich auch ein Ausblick auf die weitere Projektlaufzeit und die anstehenden Herausforderungen.

Im Folgenden widmen wir uns zunächst den bereits erreichten Meilensteinen des Gesamtprojekts, dessen Zielsetzung darin besteht, dass sich das gesamte Sportsystem in Richtung der Vision Trainer*in 2026 weiterentwickelt. Kernelemente

sind hier die Trainer*in-Projekte in den Sportorganisationen sowie die Weiterentwicklung des Wissensmanagements und der Öffentlichkeitsarbeit. Anschließend erfolgt eine Zwischenauswertung der Projektevaluation, die der Frage nachgeht, inwieweit man sich der Vision Trainer*in 2026 und den 13 Leitzielen angenähert hat. Hier wird aufgezeigt, in welchen Bereichen bereits positive Trends zu erkennen sind und wo noch Handlungspotenzial besteht. Abschließend erfolgt ein Ausblick auf die verbleibende Projektlaufzeit. Diese wird unter anderem von den Erfahrungen der neuen Trainer*in-Projekte geprägt sein.

Eingegangen: 21.1.2022

1. Projektfortschritt –erreichte Meilensteine Dank der digitalen Strategie konnte das Projektvorhaben trotz Corona-Einschränkungen weitergeführt werden (siehe Heft 4/2020) und so gut wie alle Meilensteine wurden, wie geplant, erreicht. Neben den Trainer*in-Projekten wurde der Fokus auf die Bereiche Wissensmanagement sowie Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit gelegt.

Trainer*in-Projekte

Die Trainer*in-Projekte in den Sportorganisationen bilden das Kernstück des Gesamtprojekts. Hier werden konkrete Maßnahmen und Ideen erprobt und umgesetzt, um die Situation der Trainer zu verbessern. Im Gesamtprojekt gab es zwei Ausschreibungsrunden, bei denen sich die DOSB- und dsj-Mitgliedsorganisationen, die DOSB-Akademien, die DOSB-nahen Institutionen und Olympiastützpunkte bewerben konnten. In der ersten Runde von Februar 2020 bis September 2021 wurden 19 Projekte gefördert und begleitet. Insgesamt wurden hier 530.000 Euro für die Förderung von Trainern ausgegeben, davon 180.000 Euro DOSB-Förde-

rung. Diese Projektrunde ist bereits abgeschlossen. Parallel dazu lief im Sommer 2021 die zweite Ausschreibungsrunde. Hier wurden 24 Projekte ausgewählt, die im November 2021 starteten und mit knapp 230.000 Euro DOSB-Förderung unterstützt werden. Eine Übersicht aller Trainer*in-Projekte ist unter https://trainerin-

sportdeutschland.dosb.de/projekte abrufbar. Zudem wurden die Projekte der ersten Runde inhaltlich hier in der Zeitschrift Leistungssport vorgestellt (5/20202/2021). In einem ähnlichen Format wird in den kommenden Ausgaben auch über die Trainer*in-Projekte der zweiten Runde berichtet.

„Trainerinnen und Trainer sind Schlüsselpersonen im Sport, egal ob sie im Breiten- oder Leistungssport tätig sind. Daher ist die Förderung von Trainerinnen und Trainern ein

Thema, das wir gemeinsam und vernetzt angehen müssen. Mit dem Projekt TrainerInSportdeutschland ist der DOSB schon auf einem sehr guten Weg, dem sich viele Verbände bereits angeschlossen haben. Das müssen wir weiterführen und ausbauen. Eine stärkere monetäre Unterstützung ist die eine Seite. Es gibt aber auch andere Formen, die wir ausschöpfen können. Die Wertschätzung ihrer Arbeit, die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, die Personalentwicklung durch Weiterbildung, Coaching, Beratung.“

(Thomas Weikert, DOSB-Präsident)

33 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK HALBZEITBILANZ
DOSB/Michael Reichel

Allen Trainer*in-Projekten gemeinsam ist, dass sie auf die Vision Trainer*in 2026 mit ihren 13 Leitzielen einzahlen1. Sie alle tragen dazu bei, die Situation der Trainer in Sportdeutschland nachhaltig zu verbes-

sern. Sie können als Modellprojekte angesehen werden, die Impulse für andere Sportorganisationen geben. Ein Großteil der bereits abgeschlossenen Projekte befasste sich mit den Themenfeldern Wis-

sensmanagement und Trainerbildung. In diesem Zusammenhang ging es beispielsweise um den Aufbau und Einsatz von digitalen Wissens- und Austauschplattformen sowie die Umstrukturierung und Digitalisierung von Bildungsmaßnahmen und -formaten. Weitere Projekte erprobten und verstetigten Personalentwicklungsmaßnahmen wie z.B. Mentoring für ihre Trainer. Zudem lag der Fokus bei einigen Projekten auch darauf, das Bild der Trainer nach innen und außen aufzuwerten und darzustellen, welche Schlüsselfunktion Trainer im Sportsystem einnehmen.

Der DOSB hat die Verbände im Rahmen des Projektes TrainerInSportdeutschland durch ein digitales Mentoring begleitet. In einer Online-Umgebung, dem Edubreak Sportcampus, haben sich die Projektleiter über ihre Inhalte und Ziele ausgetauscht, Wissen und Erfahrungen geteilt und konnten so Synergieeffekte nutzen. Durch Reflexionsaufgaben wurden sie dabei unterstützt, ihre Projektziele trotz der durch die Corona-Pandemie erschwerten Rahmenbedingungen zu erreichen.

Bis zum Jahr 2026 …

1. … verstehen DOSB und die Mitgliedsorganisationen die Förderung von Trainern als Kernaufgabe.

2. … kommt der Trainerbildung im DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen ein hoher Stellenwert zu.

3. … sind die Arbeitsbedingungen für haupt- und nebenberufliche Trainer hoch attraktiv.

4. … sind die Engagementbedingungen für ehrenamtliche Trainer hoch attraktiv.

5. … hat sich im deutschen Sportsystem Wissensmanagement für Trainer etabliert.

6. … gibt es für alle Zielgruppen Zugangsmöglichkeiten zur und Entwicklungsmöglichkeiten in der Trainertätigkeit.

7. … nehmen die Trainer stärkeren Einfluss auf die Entwicklungen im Verein/Verband.

8. … verstehen sich Trainer als lebenslang Lernende.

9. … verstehen sich die Trainer als Lehrende (Lernbegleiter/Mentoren/Ermöglicher/ Berater), die (selbstbestimmte) Sportlerpersönlichkeiten bilden.

10. … erfahren Trainer eine hohe gesellschaftliche Wertschätzung.

11. … sind die Kompetenzen der Trainer bildungspolitisch anerkannt.

12. … hat sich am Arbeitsmarkt ein Berufsbild „Trainer“ etabliert.

13. … sind die Trainer, deren Handeln und die auf sie einwirkenden Faktoren ein etablierter Forschungsgegenstand.

Infokasten 1: Die 13 Leitziele im Überblick

„Es war eine tolle Erfahrung, bei der ich selber für meine weitere Arbeit viel mitnehmen konnte, und die wechselnden kleinen Aufgaben und enge Betreuung hat sehr gut dazu beigetragen, das Projekt immer wieder zu reflektieren und motiviert dabei zu bleiben. Ganz lieben Dank dafür!“ (Dr. Kerstin Reichert, Vizepräsidentin Sportentwicklung, Verband Deutscher Sporttaucher e.V. über die Projektbegleitung)

Ziel der Projektbegleitung war es auch, die Ergebnisse der Projekte festzuhalten und anderen Verbänden zugänglich zu machen. Jeder beteiligte Verband hat ein Poster erstellt, in dem die Projektziele, der Verlauf und die Ergebnisse dokumentiert wurden. So ist es auch für andere Verbände möglich, schnell eine Übersicht über die Trainer*in-Projekte zu erhalten und die Erfahrungen für ihre eigene Arbeit zu nutzen bzw. mit den jeweiligen Projektleitungen in Kontakt zu treten. Alle Poster sind digital abrufbar2

Parallel liefen im DOSB-Innovationsfonds 2019/20 unter dem Schwerpunkt Personalentwicklung zehn weitere spannende Projekte an, die Trainer in den Mittelpunkt gestellt haben. Die Projekte zahlen ebenfalls auf die Vision Trainer*in 2026 ein und wurden im Rahmen von TrainerInSportdeutschland begleitet. Die zentralen Ergebnisse und Learnings wurden in Form von Postern und Videos festgehalten3

Wissensmanagement

Im Projekt TrainerInSportdeutschland wird das gesamte Sportsystem als „ler-

34
LEISTUNGSSPORT
SONDERDRUCK HALBZEITBILANZ
Abbildung 1: Vision Trainer*in 2026

nende Organisation“ verstanden, die sich in Richtung der gemeinsam formulierten Vision Trainer*in 2026 weiterentwickelt. Zentraler Baustein für dieses Lernen sind Erprobungsmöglichkeiten (z. B. durch die Trainer*in-Projekte) und das Teilen der Erkenntnisse und des Wissens aus den Trainer*in-Projekten und den Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit der Vision. Die Aufgabe des DOSB ist es hier, einen Rahmen für das Voneinander- und Miteinander-Lernen zu schaffen.

In diesem Kontext kommt das im Projekt eingesetzte Wissensmanagement-Konzept ins Spiel. Es wird im gesamten Projektverlauf sukzessive entwickelt, erprobt und langfristig verankert. Die Intention liegt dabei nicht allein auf der Erstellung von technischen Plattformen und Portalen, sondern vielmehr in der Lösung didaktischer Herausforderungen, z.B. wie Informationen und Wissen zum Themenfeld Trainer geteilt, angeeignet und zu Handlungswissen in den Organisationen transformiert werden können. So ist Wissensmanagement im Projekt als Lernprozess zu verstehen und trägt im Sinne einer lernenden Organisation zur (Weiter-) Entwicklung des Gesamtsystems bei. Dabei werden zwei Zielstellungen verfolgt. Zum einen sollen die übergreifenden Erkenntnisse und Informationen im Themenfeld Trainer herausgearbeitet und sichtbar gemacht werden. Zum anderen werden die Sportorganisationen dabei unterstützt, das spezifische Wissensmanagement für ihre Trainer in ihrer eigenen Organisation zu verbessern. Die oben bereits angesprochene Projektbegleitung stellt einen wichtigen Aspekt des Wissensmanagements im Themenfeld Trainer dar. Die systematische Vernetzung der unterschiedlichen Akteure und Organisationen trägt dazu bei, Synergieeffekte zwischen den Projekten zu nutzen. So werden Projekte mit ähnlichen Herausforderungen und Interessen an bestimmten Inhalten zusammengeführt und vernetzt sowie gute Lösungen transparent gemacht. Das Wissen, das hierbei entwickelt wird, wird nicht nur unter den Projektleitungen der Trainer*in-Projekte geteilt, sondern wurde auch allen anderen interessierten Verbänden im Rahmen von Austauschformaten, Videoclips4, schriftlichen Veröffentlichungen oder Posterausstellungen5 zur Verfügung gestellt.

Beteiligungsformate

Hervorzuheben sind hier die beiden digitalen Veranstaltungen des Projekts. Hier wurde eine Plattform für den Austausch aller Akteure im Handlungsfeld Trainer –aus dem Leistungssport, der Sportentwicklung sowie aus dem Bereich Kinder-

und Jugendsport – geschaffen, woran bewusst auch aktive Trainer beteiligt wurden. Während es bei der Veranstaltung „Anstoß zweite Runde“ am 29.4.2021 in erster Linie um die konkreten Maßnahmen und Aktivitäten im Rahmen der Trainer*in-Projekte der ersten Ausschreibungsrunde ging, bot die „Halbzeitkonferenz“ am 8.11.2021 die Möglichkeit, intensiv über den Stellenwert und die Bedeutung der Trainer im Gesamtsystem zu diskutieren. Beide Austauschformate wurden nicht nur synchron durchgeführt, sondern es gab darüber hinaus eine asynchrone digitale Vor- bzw. Nachbereitung im DOSB-Wissensnetz. Dadurch haben die beiden Formate einen großen Beitrag zum nachhaltigen Wissensmanagement geleistet.

Auch im internationalen Kontext im Rahmen der Global Coach Conference, die im November 2021 vom International Council for Coaching Excellence (ICCE) in Lissabon organisiert wurde, war das Projekt TrainerInSportdeutschland vertreten. Auf großes Interesse ist hier insbesondere der Organisationsentwicklungsansatz des Projekts gestoßen.

Ein weiteres Anliegen ist es, ein spezifisches Wissensmanagement für Trainer aufzubauen und zu etablieren. Durch Letzteres soll neues Wissen in die Trainingspraxis überführt und vorhandenes (Erfahrungs-)Wissen erhalten, verfügbar gemacht und weitergegeben werden. Der DOSB unterstützt die Mitgliedsorganisationen dabei, den Austausch und das Wissensmanagement mit ihren Trainern zu verbessern, indem er zum einen hinsichtlich der didaktischen Fragestellungen im Wissensmanagement berät. Dies geschieht beispielsweise im Rahmen der Begleitung der Trainer*in-Projekte. Zum anderen stellt der DOSB das DOSB-Wisssensnetz6 als Plattform in seiner Basisversion für Verbände als eigenes Verbandswissensnetz zur Verfügung und berät auch hier bei der Einführung der Plattform. Dieses Angebot wird aktuell bereits vom Landessportbund Niedersachsen, dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) genutzt. Die FN ist Pilotpartner im Projekt TrainerInSportdeutschland und hat ein eigenes FN-Ausbildernetz7 aufgesetzt. Damit verfolgt sie das Ziel, den Austausch mit ihren Trainern und Ausbildern zu intensivieren und das Netzwerken unter den Trainern sowie zwischen den Trainern und den Landesfachverbänden zu stärken. Übergeordnet zahlt die FN dadurch auch auf die Qualitätssicherung bzw. -steigerung der Trainertätigkeit ein, da sie mit dem Ausbildernetz eine weitere Möglichkeit zum le-

benslangen Lernen geschaffen hat. Das FN-Ausbildernetz erprobt, ob und wie das Wissensnetz für den Austausch und das Wissensmanagement unter Trainern genutzt werden kann. Der DOSB berät und unterstützt bei der Einführung. Hier werden wertvolle Erfahrungen gemacht und gesammelt, die wiederum allen anderen Verbänden, die sich zukünftig ebenfalls auf diesen Weg machen wollen, zur Verfügung gestellt werden können.

Kommunikation/Öffentlichkeits-

arbeit

Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit konnten einige Maßnahmen angestoßen und etabliert werden. Der monatliche Podcast8 TrainerInSportdeutschland ist inzwischen fester Bestandteil der Aktivitäten geworden. Hier kommt das breite Spektrum der Trainer in Sportdeutschland zu Wort. Jeder Gast hat seine ganz eigene, spannende Story zu erzählen, geht auf aktuelle Entwicklungen ein und setzt thematisch andere Schwerpunkte für die insgesamt über 3.500 Hörer.

So zum Beispiel Dominic Ullrich, Vizepräsident Jugend im DLV und Mitglied im Projektbeirat TrainerInSportdeutschland: „Corona hat umso mehr gezeigt, dass Trainerinnen und Trainer systemrelevant sind. Das, was wir täglich tun, ist wichtig für die Zukunft unserer Gesellschaft, sonst entwickelt sich eine verlorene Generation.“

Die Facebook-Community9 wächst täglich und ist geprägt von inhaltlichen Diskussionen und sportartübergreifenden Beiträgen. Trainer können hier ihre Fragen rund um ihre Tätigkeit stellen, eigene gute Beispiele vorstellen und sich übergreifende Tipps z.B. aus dem Bereich Sportpsychologie holen. Mithilfe finanzieller Unterstützung durch Olympic Solidarity,

1 https://trainerinsportdeutschland.dosb.de/vison 2 https://cdn.dosb.de/user_upload/TrainerInSportdeutschland/Projekte/Plakate_TrainerIn-Projekte1. pdf

3 https://www.dosb.de/sportentwicklung/innovationsfonds

4 https://consent.youtube.com/ml?continue=https: //www.youtube.com/playlist?list%3DPLuoeaa5a6D OmdQs4kKX4LkWzZ0zOPm_Kp&gl=DE&hl=de&pc= yt&uxe=23983171&src=1

5 https://cdn.dosb.de/user_upload/TrainerInSportdeutschland/Projekte/Plakate_TrainerIn-Projekte1. pdf

6 https://wissensnetz.dosb.de/home

7 https://www.fn-ausbildernetz.de/home

8 https://trainerinsportdeutschland.podigee.io/ 9 https://www.facebook.com/groups/381118235896434

35
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK HALBZEITBILANZ

einer Institution des IOC zur Förderung der Sportentwicklung, konnte die Motivserie „Was ich später werden will – Trainer InSportdeutschland“ umgesetzt werden (vgl. Abbildung 2). Im Vordergrund steht hier, junge, angehende Trainer zu motivieren, sich als Trainer zu engagieren und beispielsweise eine DOSB-Lizenzausbildung zu absolvieren. Die Motive tragen dazu bei, das Image der Trainer zu stärken und auf den Beruf und das Engagement als Trainer aufmerksam zu machen. Sie sind im Downloadbereich des DOSB10 für alle verfügbar und dürfen frei genutzt und geteilt werden. Begleitet wurde die Veröffentlichung der Motive im Februar 2021 über einen Kommunikationsschwerpunkt zu Trainern auf den Social-MediaKanälen des DOSB. Über verschiedene Formate wie Infografiken, Interviews, Quizfragen oder interaktive Möglichkeiten, selbst Fragen zu stellen, wurde die breite Sportcommunity für das Thema begeistert und darüber informiert, wie man selbst Trainer werden kann. Es ist geplant, diese Maßnahmen fortzuführen und weitere Schwerpunkte in der kommenden Projektlaufzeit zu setzen.

Die bisher erreichten Meilensteine können alle für sich stehend bereits als Erfolg gewertet werden. So sind die bereits um-

10 https://www.dosb.de/medien-service/downloads/ anzeigenvorlagen

11 https://link.springer.com/article/10.1007/s43594-02000023-4

gesetzten Trainer*in-Projekte für den jeweiligen Verband von großem Wert und haben einen direkten Einfluss auf die beteiligten Trainer. Noch größere Wirkung kann durch das Zusammenbringen und Vernetzen der verschiedenen Einzelmaßnahmen erreicht werden. Durch das Projekt TrainerInSportdeutschland wird demnach ein Rahmen für positive Entwicklungen in den Verbänden geschaffen. Netzwerke werden aufgebaut und Strukturen etabliert, die dazu beitragen, dass langfristig eine wesentlich größere Wirkung erzielt werden kann und sich die Gesamtorganisation weiterentwickelt.

2. Zwischenauswertung der Projektevaluation

Das grundsätzliche Ziel von TrainerInSportdeutschland ist es, sich der Vision Trainer*in 2026 anzunähern. Um herauszufinden, inwieweit die Trainer*in-Projekte und -Maßnahmen in den Sportorganisationen auf dieses Ziel einzahlen, wird eine interne Evaluation durchgeführt.

An insgesamt vier Befragungszeitpunkten, jeweils zu Beginn und am Ende der Trainer*in-Projekte, werden sowohl die Projektleitungen der Trainer*in-Projekte als auch die beteiligten Trainer befragt. Ziel ist es, am Ende die Daten im Längsschnitt auszuwerten und die Annäherung an die jeweiligen Leitziele im Verlauf der Projektlaufzeit bewerten zu können. Es soll ermittelt werden, ob die Befragten am Ende der Trainer*in-Projekte im Vergleich zum Anfang eine veränderte, an die Vision 2026 angenäherte Perspektive

einnehmen. Auf dieser Grundlage können Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die dazu beitragen, sich der Vision in den verschiedenen Bereichen der Leitziele zu nähern. Gegebenenfalls können daraus auch Zusammenhänge zwischen den einzelnen Leitzielen abgeleitet werden.

Die Befragung der Projektleitungen umfasst 14 Fragen mit 67 Indikatoren. Die Trainer haben jeweils 12 Fragen mit 56 Indikatoren inklusive der Abfrage soziodemografischer Daten erhalten. Die Fragebögen wurden mit einer Likert-Skala zur Messung persönlicher Einstellungen und freien Textfeldern versehen. Die Evaluation ist nicht repräsentativ für alle Trainer in Deutschland, erlaubt allerdings einen tendenziellen Einblick auf deren Selbstund Fremdwahrnehmung und gibt Hinweise für weitere Forschungsfragen. Aktuell liegen die Ergebnisse der ersten Projektrunde vor. In den Befragungszeiträumen 27.2.-14.4.2020 bzw. 15.8.-30.9.2021 haben 18 Projektleitungen/Verbände, davon 12 Spitzenverbände und 6 Landessportbünde, sowie insgesamt 176 Trainer aus 16 Trainer*in-Projekten an der Befragung teilgenommen. Die Stichprobe umfasste vorwiegend Männer (68 %) mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren. 91% der befragten Trainer haben eine gültige DOSB-Lizenz und 43 % sind hauptberuflich tätig, während 43 % dieser Tätigkeit ehrenamtlich bzw. 14 % nebenberuflich nachgehen. Die meisten Trainer (60 %) sind auf Vereinsebene tätig und trainieren vorwiegend Jugendliche (82 %) und Kinder (56 %).

Werden die ersten beiden Befragungszeitpunkte miteinander verglichen, lassen sich bereits positive Entwicklungen im Hinblick auf die einzelnen Leitziele erkennen. Bei fast allen Leitzielen ist die subjektive Zustimmung zu einzelnen Items sowohl der Verbände als auch der Trainer nach Abschluss der Trainer*in-Projekte gestiegen. Bei den Verbänden ist besonders hervorzuheben, dass die Zustimmung zu Leitziel 1 „Wir verstehen die Förderung von Trainern als Kernaufgabe“ um 10 Prozentpunkte zugelegt hat. Ähnlich positive Entwicklungen sind auch bei der Zielgruppe der Trainer zu diesem Leitziel zu beobachten. Sie sehen die größte Entwicklung im Bereich Wissensmanagement (Leitziel 5), auch wenn insgesamt bei diesem Leitziel noch Handlungspotenzial vorhanden ist.

Eine aktuelle Bewertung zu den einzelnen Leitzielen ist Abbildung 3 zu entnehmen. Hier wurden die Ergebnisse der Trainer und der Projektleitungen zusammengefasst, um den aktuellen Ist-Stand nach der ersten Projektrunde zu ermitteln. Dem

36
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK HALBZEITBILANZ
Abbildung 2: Motiv aus der Motivserie „Trainer*in werden“

Leitziel 9 „Wir verstehen Trainer*innen als Lernbegleiter*innen, die selbstbestimmte Sportlerpersönlichkeiten bilden“ stimmen mit über 86 % sowohl die meisten Trainer als auch die meisten Verbände zu. Eine ausführliche Auswertung zu diesem Leitziel ist der Zeitschrift Forum Kinder- und Jugendsport (Heft 1/2020) zu entnehmen11 Auch die Leitziele 8, 13, 1 und 2 erfahren mit knapp (über) 80 % eine hohe Zustimmung.

Mehr Handlungsbedarf ist bei den Leitzielen 3 (Verbesserung der Arbeitsbedingungen) und 12 (Etablierung eines Berufsbildes Trainer*in) bzw. 6 (Zugangsmöglichkeiten zur Trainer*innentätigkeit) und 11 (bildungspolitische Anerkennung der Kompetenzen) zu erkennen. Zum Teil lässt sich das dadurch erklären, dass hier von den Sportorganisationen nur indirekt Einfluss genommen werden kann bzw. diese Bereiche auch über das Sportsystem hinaus wirken. Andererseits zeigt es auch sehr gut auf, wo der Fokus der weiteren Arbeit liegen sollte. Die Zwischenauswertung gibt erste Hinweise darauf, wo die beteiligten Verbände mit Blick auf die Vision Trainer*in 2026 stehen. Am Ende der Projektlaufzeit wird es eine umfassende Auswertung sowie weiterführende Diskussionen und abgeleitete Handlungsempfehlungen geben.

3. Ausblick

Das Projekt läuft aktuell noch bis Juni 2023. Inhaltlich wird der Fokus hier sehr stark auf den Trainer*in-Projekten der zweiten Runde liegen. Auch hier findet wieder eine Projektbegleitung statt, die den Fokus auf Austausch, Reflexion sowie

Von- und Miteinander-Lernen legt. Eine zentrale Aufgabe wird es sein, die gelungenen Maßnahmen zu verstetigen, langfristig zu implementieren und in andere Bereiche bzw. Sportarten zu transferieren. Entscheidend für die nachhaltige Wirkung des Projekts wird es sein, die Erkenntnisse und Erfahrungen aufzubereiten und breit zu streuen. In den kommenden Ausgaben der Zeitschrift Leistungssport werden daher die Projektvorhaben der neuen Trainer*in-Projekte inhaltlich vorgestellt. Darüber hinaus ist geplant, weitere (digitale) Austauschformate als Teil des Wissensmanagements zu implementieren. So sollen noch mehr Organisationen und Akteure motiviert und befähigt werden, sich mit der Vision Trainer*in 2026 auseinanderzusetzen und im Themenfeld Trainer etwas zu bewegen.

Auch im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation sind weitere Maßnahmen geplant, um auf die Schlüsselfunktion von Trainerinnen bzw. Trainern aufmerksam zu machen. Nachdem der Fokus der ersten Projektlaufzeit darauf lag, neue Trainer zu gewinnen und zu motivieren, wird der Schwerpunkt nun darauf liegen, die bestehenden Trainer wertzuschätzen und ihre Arbeit anzuerkennen bzw. zu würdigen. Die Maßnahmen werden so ausgerichtet, dass sie auch über die Projektlaufzeit hinaus verstetigt werden können.

Im Rahmen einer Abschlusskonferenz im Jahr 2023 werden alle Maßnahmen gebündelt. Ziel wird es hier sein, gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen ein Projektfazit zu ziehen. Dazu wird es auch eine umfassende Auswertung der Projekt-

evaluation geben, die es zu diskutieren gilt. Abschließend wird es eine zentrale Aufgabe sein, Handlungsempfehlungen für die weitere Bearbeitung des Themenfeldes Trainer*in zu entwickeln und dieses anzugehen. Denn eines ist jetzt schon klar: Auch wenn im Projekt TrainerInSportdeutschland zahlreiche Maßnahmen und Aktivitäten erfolgreich durchgeführt wurden, muss die Förderung von Trainern in den Verbänden langfristig über das Projekt hinaus als Kernaufgabe verankert werden, um auch in Zukunft über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainern zu verfügen.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

Abbildung 3: Einzelne Leitziele aus der Sicht der Verbände und der beteiligten Trainer. Die Einschätzung wurde anhand von verschiedenen Items nach Ende von Runde 1 der Trainer*in-Projekte vorgenommen.

37
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK HALBZEITBILANZ 85% Zustimmung zu den jeweiligen Leitzielen 50% * Hier nur die Einschätzung der Verbände 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 86% 85% 80% 76% 68% 68% 67% 67% 66% 65% 58% 57% LZ 9: Lernbegleiter LZ 8: Lebenslang Lernende LZ 13: Forschungsgegenstand * LZ 1: Kernaufgabe LZ 2: Trainerbildung LZ 7: Partizipation LZ 4: Engagement- bedingungen LZ 10: Wert- schätzung LZ 5: Wissens- Management LZ 3: Arbeits- bedigungen LZ 12: Berufsbild LZ 6: Zugangsmöglichkeiten * LZ 11: bildungspolit. Anerkennung der Kompetenzen

TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN

Impulse für TrainerInSportdeutschland setzen

„Mit der Steigerung der Qualität von Trainer*innen steigt natürlich auch die Qualität unserer Nachwuchsspieler*innen. Die Bedeutung von Trainer*innen drückt sich also auch dadurch aus, wie viel Zeit und Energie in ihre Ausbildung investiert wird.“

(Jochen Beppler, Chef-Bundestrainer Nachwuchs beim Deutschen Handballbund)

1. Trainerausbildung macht

Trainer motivierter, zufriedener und resilienter

Wiebke Fabinski und Eva Zehnder (Deutscher Olympischer Spor tbund, DOSB)

Bildung und Qualifizierung, insbesondere die DOSB-Lizenzausbildung, sind zentrale Instrumente der Personalentwicklung im Trainerbereich sowohl für Berufstrainer als auch für ehrenamtlich Engagierte. Der Sportentwicklungsbericht 2017/18 unter-

Die Trainer*in-Projekte stellen das Kernstück des Projekts TrainerInSportdeutschland dar. Die Sportorganisationen haben hier die Möglichkeit, Trainerinnen und Trainer als Kernaufgabe zu setzen und Ideen und Projekte zu realisieren, die dazu beitragen, sich der Vision Trainer*in 2026 (Abbildung 1; https:// trainerinsportdeutschland.dosb.de/ vison) zu nähern.

Es ist vorgesehen, die Maßnahmen und Erfahrungen aufzubereiten und allen Sportorganisationen in Sportdeutschland zur Verfügung zu stellen.

Eingegangen: 17.3.2022

mauert das und hat gezeigt, dass ausgebildete Trainer – im Gegensatz zu Trainern ohne Qualifizierung – ihre Tätigkeit länger ausüben und somit dem Sportsystem nachhaltig erhalten bleiben (vgl. Breuer & Feiler, 2019).

Gut ausgebildete Trainer fühlen sich handlungssicher in ihrer Tätigkeit. Handlungssicherheit steigert die Zufriedenheit und Resilienz der Trainer und trägt dazu bei, dass sie ihrer Tätigkeit länger nachgehen

Trainer*innen

mit positivem Selbstbild nehmen / sind:

• Starken Einfluss auf Entwicklungen im Verein/Verband

• Lebenslang Lernende

• Lernbegleiter*innen

Trainer*innen mit positivem Selbstbild nehmen/sind: Sportsystem ein attraktives System sieht die / sorgt für:

• Förderung von Trainer*innen als Kernaufgabe

• Trainer*innenbildung mit hohem Stellenwert

• Attraktive Arbeitsbedingungen

• Gute Engagementbedingungen

• Etablierung von Wissensmanagement

• Entwicklungsmöglichkeiten

Ein Umfeld mit optimalen Rahmenbedingungen schafft:

• Gesellschaftliche Wertschätzung

• Bildungspolitische Anerkennung der Kompetenzen

• Etablierung des Berufsbildes Trainer*in

• Kontinuierliche Erforschung

Vision Trainer*in: Bis 2026 verfügen alle Sportarten im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen.

Projekt TrainerInSportdeutschland

Gleichzeitig erreichen wir immer noch nicht alle Trainer mit den Qualifizierungsangeboten. Nur etwa 60 % haben laut Sportentwicklungsbericht eine Qualifizierung für ihre Tätigkeit im Verein. Wir müssen versuchen, diese Lücke weiter zu schließen. Dazu ist es für die Sportorganisationen unabdingbar, die Bildung und Qualifizierung der Trainer in den Fokus zu nehmen und in Ressourcen zu investieren. Denn gerade durch die Covid-19-Pandemie sind die Bildungsbereiche in den Verbänden zusätzlich unter Druck geraten. Neben den notwendigen technischen und didaktischen Innovationen für eine digitale Lehre, neuen Themen und Inhalten und den damit verbundenen Herausforderungen bei den Ausbildern mussten Lehrgänge verschoben oder abgesagt werden. In den Bildungsbereichen herrscht neben dem Innovations- und Veränderungsdruck ein Ausbildungsstau, der die Bildungsbereiche zusätzlich unter massiven Druck setzt.

Diese Herausforderung haben einige Verbände erkannt und räumen der Trainerbildung einen hohen Stellenwert ein. Dabei greifen sie die aktuellen Diskussionsstränge Kompetenzorientierung und Digitalisierung auf und denken diese idealerweise zusammen. Nicht nur bedingt durch die Corona-Pandemie wurden in den vergangenen Jahren wertvolle Erfahrungen im Bereich des digitalen Lernens gesammelt. Es geht jetzt unter anderem in den Trainer*in-Projekten darum, das analoge und digitale Lernen didaktisch sinnvoll miteinander zu verknüpfen (Blended

38
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Abbildung 1: Vision Trainer*in 2026

Learning) und das Beste aus beiden Formaten zu ziehen, um so die Qualität der Ausbildung zu verbessern. Gleichzeitig bieten sich dadurch flexiblere Möglichkeiten und eine individuellere Gestaltung der Trainerausbildung. So kann durch digitale Möglichkeiten der direkte Bezug zur Lebenswirklichkeit der Trainer in ihren Heimatvereinen hergestellt werden und Anforderungssituationen können sich mehr und mehr am Trainingsalltag orientieren. Neben den fachlichen Kompetenzen rücken die sozialen und pädagogischen Kompetenzen immer mehr in den Vordergrund. Die Herausforderung besteht darin, weitere Lern- und Entwicklungsprozesse für Trainer zu ermöglichen (z. B. durch Coaching, Hospitation, Mentoring) und den Bildungsprozess der Trainer so als lebenslangen Prozess zu verstehen. Im Folgenden werden Projekte vorgestellt, die sich in erster Linie mit der Trainerausbildung im Rahmen der DOSB-Lizenzausbildung befassen. Schwerpunkte sind (a) die Verbesserung der Qualität der Trainerbildung, beispielsweise durch die Implementierung des DOSB-Kompetenzmodells, (b) die Einführung und der Ausbau digitaler Bildungsformate sowie (c) die Etablierung neuer Lizenzstufen oder Schwerpunkte im Ausbildungssystem.

2. DGJ Athletikschule 2.0

Tim Wierling (Bundesverband Deutscher Gewichtheber, BVDG; Deutsche Gewichtheber Jugend, DGJ)

Ziel und Absicht des Verbandes ist es, Strukturen zu installieren, die einerseits eine grundständige Ausbildung in Form einer sportartunspezifischen Athletiktrainergrundausbildung als Einstieg in eine verbandsnahe Trainertätigkeit und -fortbildung ermöglichen, und andererseits das neu gewonnene Personal zu kompetenten Sportartenvermittlern zu entwickeln. Gerade im Nachwuchs des Gewichthebens braucht es Personen, die die Sportart nach außen tragen und als Multiplikatoren ein frühzeitiges Interesse an der Sportart schaffen. Langfristig fördert dieses zeitgemäße und teilnehmerorientierte Image einerseits den Zulauf ausund fortbildungswilliger Trainerpersönlichkeiten, andererseits motiviert es mehr Kinder und Jugendliche, an den Angeboten der Jugendsparte des Verbandes teilzunehmen bzw. den Gewichthebenabteilungen kleinerer Vereine beizutreten. Um diese Ziele zu erreichen, wird das bereits bestehende „Athletikschule I“-Bewegungsangebot, welches im Rahmen des DOSB-Innovationsfonds 2016/17 entwickelt wurde, überarbeitet und in einen einheitlichen verbandseigenen Zertifikatskurs überführt. Durch die Weiterent-

wicklung der Ausbildung soll die Attraktivität gesteigert und sollen neue Athletikund Gewichthebertrainer gewonnen werden. Dieser Prozess wird gemeinsam mit den Landesfachverbänden und der Partizipation von aktiven Trainern vorangebracht, um das Konzept in die Breite zu tragen. Gleichzeitig werden die Multiplikatoren gestärkt, um das Angebot flächendeckend zu ermöglichen. Durch die Athletikschule 2.0 sollen Trainer befähigt werden, für Kinder eine grundathletische Ausbildung zu realisieren. Trainer bekommen dazu verschiedene Module und Übungsreihen an die Hand und werden so bei ihrer Trainertätigkeit unterstützt. Die programmbezogene Ausbildung setzt sich zusammen aus einer verbandsfinanzierten DOSB-Übungsleiter-C-Lizenz Breitensport, dem Profil „Kinder und Jugend“ eines Landessportbundes und einem vom BVDG entwickelten Kompetenzzertifikat.

Julia

Baseball und Softball durch viele gut ausgebildete Trainer populärer machen, den Spiel- und Wettkampfbetrieb ausbauen

sowie langfristig das leistungssportliche Niveau anheben – das sind grundlegende Ziele des DBV. Der Verband schreibt den Trainern dabei eine Schlüsselfunktion in der gesamtverbandlichen Entwicklung zu. Durch eine attraktive und qualitativ hochwertige Ausbildung sollen Trainer zukünftig noch besser unterstützt werden, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Eine Investition in die Trainerausbildung entspricht demnach einer Investition in die Entwicklung des Gesamtverbandes. Das Ziel des Projekts ist folglich eine Qualitäts- und Quantitätssteigerung des Trainerwesens.

Im Rahmen des Projekts findet eine grundlegende Überarbeitung der verschiedenen DBV-Trainer-Lizenz-Ausbildungen statt. Die Ausbildungsstufen sollen dabei noch besser aufeinander abgestimmt werden, sodass ein durchgängiges Ausbildungssystem entsteht. Darüber hinaus wird bundesweit eine neue Vorstufenqualifikation (D-Lizenz) geschaffen und langfristig eine A-Lizenzausbildung erstmals eingeführt. Angepasst an die aktuellen Bedarfe der Teilnehmer werden E- bzw. Blended-Learning-Formate etabliert und entsprechende Lehr-/Lernmaterialen inklusive Lehrvideos, Bildreihen etc.

39
3. DBV-Traineroffensive Wambach und Martin Brunner (Deutscher Baseball und Softball Verband, DBV)
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Deutscher Baseball und Softball Verband

entwickelt. Durch ein attraktives und flexibles Angebot sollen verschiedene Zielgruppen (z. B. Eltern von Spielern, ehemalige Spieler) motiviert werden, eine Trainerausbildung zu absolvieren. Eine zentrale, deutschlandweit nutzbare E-Learning-Plattform soll zum einen die Vernetzung und den Wissensaustausch der Trainer fördern, zum anderen aber auch die Qualität sicherstellen bzw. weiterentwickeln.

4. Trainer*innenoffensive 2026: Gewaltpräventionstrainer*in Tom Ismer (Deutscher Ju-Jutsu Verband, DJJV)

Der DJJV möchte seiner gesellschaftsund sozialpolitischen Rolle, die er aufgrund seiner Grundausrichtung (Selbstverteidigung – Selbstbehauptung – Gewaltprävention) hat, deutlich stärker nachkommen. Zentral sind hierbei die Gewaltpräventionstrainer (B-Lizenz). Ziel des Projekts ist es, diese Trainer zu stärken und mehr Gewaltpräventionstrainer auszubilden. Diese Trainer vermitteln nicht nur sportliche Inhalte, sondern Strategien zu Betroffenenvermeidung, Strategien gegen Gewalt und Mobbing, Strategien zur Stärkung des Selbstwertgefühls und Strategien zur verhältnismäßigen Selbstverteidigung. Daher wird das Konzept, welches bisher nur im Landesfachverband Bayern durchgeführt wurde, über den Spitzensportverband ausgerollt und ein flächendeckendes Angebot geschaffen. So soll den vielschichtigen Anforderungen in den Vereinen und Landesfachverbänden Rechnung getragen werden. Durch eine Weiterentwicklung des bestehenden Konzepts und die Ergänzung durch teils neue digitale Inhalte wird die Ausbildung zum Gewaltpräventionstrainer optimiert. Thematisch ist das Projekt in verschiedenen Ressorts angesiedelt und trägt so zu einer stärkeren Verzahnung der Ressorts Breitensport/Bildung und der Jugend bei. Die Themenkomplexe und Inhalte dieser Ausbildungen werden daher aus dem Kompetenzteam Jugend, dem Kompetenzteam Breitensport und dem bisherigen Referententeam (Ju-Jutsu Verband Bayern e.V.) weiterentwickelt. Die Ausbildung setzt sich aus digitalen Formaten und Präsenzanteilen zusammen und wird in die Bildungsplattform des DJJV eingebettet. Durch ein entsprechendes Social-Media-Konzept wird auf die Ausbildung zum Gewaltpräventionstrainer aufmerksam gemacht und die Ausbildung so in die Breite unserer Mitglieder getragen. Die ausgebildeten Trainer selbst werden gestärkt, indem ihnen Möglichkeiten zur (selbstständigen) Trainertätigkeit aufgezeigt werden.

5. Neukonzeption der Trainerausund -fortbildung mit Aufbau eines Lehrteams

Johannes Schirdewahn (Deutscher Motor Spor t Bund, DMSB)

Um die Struktur der Trainerausbildung zu optimieren, soll für die Zukunft eine verständlichere und besser an die Gegebenheiten angepasste Struktur eingeführt werden. Ziel des Projekts ist die weitestgehende und bestmögliche Standardisierung der Traineraus- und -fortbildung durch die Vereinheitlichung der Schulungsmaterialien und perspektivisch den deutschlandweiten, zentral gesteuerten Einsatz des neu aufgebauten Lehrteams. Die damit einhergehende Qualitätssicherung der Lehre und die Anpassung an moderne Lehr- und Lernformen tragen zur besseren Bildung von hoch qualifizierten Trainern in den Stufen C, B und zukünftig auch A bei. Die Auswertung der anschließenden Evaluation der Ausbildungsgänge wird der weiteren Überarbeitung und Fortentwicklung zugrunde gelegt. Gut ausgebildete Trainer sind entscheidend für die Nachwuchsgewinnung und -förderung sowie die Talentsichtung im Breiten- und Leistungssport, um langfristig mit deutschen Sportlern international wettbewerbsfähig zu sein. Sie sind entscheidende Multiplikatoren mit Präventionsaufgaben bei jungen Sportlern im Bereich Prävention sexualisierter Gewalt und Suchtprävention im digitalen Motorsport.

Für die Standardisierung der Trainerausund -fortbildung im Motorsport wird ein Lehrteam aufgebaut, das einheitliches Schulungsmaterial erstellt und die Qualität in der Lehre sicherstellt. Zunächst wird die bisherige Ausbildungsrichtlinie gesichtet, anschließend aktualisiert und in das neue Konzept zur Ausbildung von ATrainern integriert. Es wird ein Team aus Experten zusammengestellt, die mit ihrer fachlichen Qualifikation die Bereiche der Trainerausbildung abdecken und strukturell sowie inhaltlich eine hochwertige Konzeption aufstellen und Inhalte definieren. Daran anknüpfend, erfolgt die Neuerarbeitung von Schulungsmaterialien inklusive eines Methodenkatalogs für die einzelnen Themengebiete und die Zusammenstellung des Referentenpools mit Experten aus verschiedenen Fachgebieten als Lehrteam auf Empfehlung der Landesmotorsportfachverbände. Darauf folgt die Durchführung eines Train-theTrainer-Moduls zur Vorstellung der Inhalte und Methoden und ein jährlicher Austausch mit Fokusthemen für abwechslungsreiche Inhalte besonders bei Trainerfortbildungen. Abschließend wird eine Evaluation der einzelnen Ausbildungen

durch einen standardisierten Fragebogen durchgeführt.

Bei der Weiterentwicklung der Ausbildung werden auch die aktuellen Umstände der Corona-Pandemie und die Wünsche der Teilnehmenden der letzten Schulungen sowie der Referierenden berücksichtigt. Es ist geplant, während der Projektphase die bereits lizenzierten Trainer durch eine Online-Umfrage in die Entwicklung der Neukonzeption der Ausbildung und bei der Gestaltung der Inhalte im BlendedLearning-Format einzubeziehen.

6. Umgestaltung der Strukturen (Präsenzphasen/unterstützende digitale Module) in der Trainer*inausbildung für die langfristige Stärkung der kompetenzorientierten Lernziel-, Aufgaben- und Prüfungskultur

Thomas Braun, Patricia Finster, Carolin Heuberger und Daniel Mayer (Deutscher Skiverband, DSV)

Ein Hauptanliegen des DSV ist es, seine Trainer auf die stetig steigenden Anforderungen bestmöglich vorzubereiten und sie durch eine kompetenzorientierte Ausbildung zu handlungsfähigen Trainern zu entwickeln. Mit der Philosophie „Bildung high touch“ stellt der DSV die Präsenz, von der der Sport lebt, in den Vordergrund. Gleichzeitig konnten in der Corona-Pandemie vielfältige und positive Erfahrungen im Bereich der digitalen Bildung gemacht werden. Das Ziel des Projekts ist es daher, die Trainerausbildung so zu optimieren, dass langfristig eine kompetenzorientierte Lernziel-, Aufgabenund Prüfungskultur gestärkt wird, die digitale und analoge Formate bestmöglich kombiniert.

Dafür wird im Rahmen des Projekts der Fokus zunächst auf je eine Ausbildung aus dem Breiten- bzw. Leistungssport gelegt und je ein Pilotmodul entwickelt. Hierbei gilt es, Ausbildungsinhalte zu erkennen, die für eine digitale Auslagerung geeignet sind, und die bestmögliche didaktische Vermittlung herauszuarbeiten und umzusetzen.

In der Breitensportausbildung soll in Vorbereitung auf die erste zentrale Ausbildung, den DSV-Skilehrer (DSV-Ski- und Snowboardlehrerschule), ein Vorbereitungsmodul erarbeitet werden. Durch das Modul soll das Vorwissen der Teilnehmer aus den Trainer-B-Ausbildungen der Landesskiverbände homogenisiert und vereinheitlicht werden. Die Ausbildung Trainer-C Nordisch Leistungssport (DSV-Trainerschule) wird von den Disziplinen Skilanglauf, Skisprung und Nordische Kombination gemeinsam besucht. Um eine intensivere Begleitung der Lernenden über den gesamten Ausbildungszeitraum si-

40
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

cherzustellen, sollen ausgewählte Ausbildungsinhalte durch den Einbau digitaler Phasen so aufbereitet werden, dass die praktische Trainerarbeit in den Präsenzphasen stärker in den Fokus rückt. In Workshops werden zunächst Inhalte identifiziert, die für die digitale Aufbereitung geeignet bzw. in Vorbereitung auf die Ausbildung notwendig sind. Mit Unterstützung der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport (DHGS) werden diese Inhalte dann didaktisch aufbereitet und onlinebasierte Module umgesetzt. Nach der Evaluation der onlinebasierten Module werden weiterführende Learnings aus den Piloten herausgearbeitet und auf andere Ausbildungsgänge übertragen.

7. DWV Performance Surfing – Trainerausbildung im Leistungssport Shortboarden

Jannik Dörr und Matthias Thelen (Deutscher Wellenreitverband, DWV) Der strukturierte Aufbau einer Trainerausbildung ist relevant für den langfristigen internationalen Erfolg einer Sportart. Daher hat sich der DWV mit seinem Projekt das Ziel gesetzt, die für Spitzensportverbände üblichen Strukturen der Trainer-

ausbildung im Leistungssport zu etablieren. Dazu werden Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote entwickelt und durchgeführt, um neue qualifizierte DOSBSurftrainer hervorzubringen. Ganz konkret bedeutet das, die Ausbildungsstruktur Leistungssport über alle Lizenzstufen vollständig zu erarbeiten und erstmals eine Leistungssport-Trainer-C-Ausbildung im Surfen anzubieten. Diese Lizenzstufe zielt auf das leistungsorientierte Training von Kindern und Jugendlichen ab. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure soll nachhaltig ein aktives Kompetenznetzwerk aufgebaut werden. Dieses Projekt bietet den organisatorischen Rahmen, das sportfachliche Know-how „Surftraining im Leistungssport“ zu konzeptionieren, im Verbandswesen zu verankern und für bestehende sowie potenzielle Trainer zugänglich zu machen. In einem partizipativen Prozess zwischen dem DWV Fachausschuss Ausbildung, dem aktiven Leistungssport-Trainerstab sowie der Sportlichen Leitung Olympischer Bereich wird zunächst ein „Kernteam-Leistungssport“ gebildet und hinsichtlich Organisationsform/Arbeitsweise definiert. Außerdem soll ein gemeinsames Zielbild

TRAINER

zu den Anforderungen an das Surftraining im Leistungssport und ein zeitgemäßes Rollenverständnis der Surf-Trainer entstehen. Hauptaufgabe des Kernteams ist es, das Lizenzstufensystem (C-B-A) im Leistungssport zu erarbeiten. Dieses beinhaltet neben den Ausbildungsinhalten beispielsweise auch Zulassungs- und Prüfungskriterien. Darüber hinaus werden die Rahmenrichtlinien für die Leistungssportausbildung erstellt sowie erste Modulinhalte verschriftlicht. Konkrete Anwendung finden diese dann in der erstmaligen Durchführung der Ausbildung zum DOSB Trainer C Leistungssport Wellenreiten. Diese Ausbildung wird umfassend evaluiert und die Ergebnisse werden für die weitere Ausbildungsarbeit herangezogen.

Literatur

Breuer, C. & Feiler, S. (2019). TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen in Sportvereinen in Deutschland. Sportentwicklungsbericht für Deutschland 2017/2018 – Teil 2. Bonn: Bundesinstitut für Sportwissenschaft.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

trainerinsportdeutschland.dosb.de

41
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
© DOSB – Photo: Kai Neuner Trainer*innen sind Psycholog*innen. Sie coachen Sportler*innen und begleiten sowohl bei Erfolg als auch bei Niederlagen.
ICH SPÄTER WERDEN WILL? IN SPORTDEUTSCHLAND
WAS

Wiebke Fabinski/Kersten Adler/Kristin Behrens/Jörg Hahn/Hannes Käsbauer/Theresa Manges/Cathleen SaborowskiBaumgarten/Dennis Sandig/Lara ter Veer/Nadja Walter/Bastian Zitscher/Eva Zehnder

TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN

Impulse für TrainerInSportdeutschland setzen – Teil 2

„Verbände müssen sich darüber im Klaren sein, dass man nicht nur im Hier und Jetzt, sondern vor allem in die Zukunft investiert, und dass man hier nachhaltig arbeitet.“

Dominic Ullrich, Vizepräsident Jugend im DLV im Podcast TrainerInSportdeutschland

1. Erproben, Verantwortung übernehmen, voneinander lernen und gemeinsam weiterentwickeln – der Organisationsentwicklungsansatz im Projekt TrainerInSportdeutschland

Eva Zehnder (Deutscher Olympischer Spor tbund, DOSB)

Jedes Trainer*in-Projekt kann für sich allein stehen und im jeweiligen Verband große Wirkung erzielen. Durch den Rahmen von TrainerInSportdeutschland, die Begleitung der Projekte, das Heben der Ergebnisse, Erfahrungen und Learnings können die Projekte auch in der Gesamtorganisation aller Sportorganisationen wirken. Dafür wurde im Projekt bewusst

Die Trainer*in-Projekte stellen das Kernstück des Projekts TrainerInSportdeutschland dar. Die Sportorganisationen haben hier die Möglichkeit, Trainerinnen und Trainer als Kernaufgabe zu setzen und Ideen und Projekte zu realisieren, die dazu beitragen, sich der Vision Trainer*in 20261 zu nähern.

Es ist vorgesehen, die Maßnahmen und Erfahrungen aufzubereiten und allen Sportorganisationen in Sportdeutschland zur Verfügung zu stellen.

Eingegangen: 23.5.2022

1 https://trainerinsportdeutschland.dosb.de/vison

ein Organisationsentwicklungsansatz gewählt. Die Grundhaltung ist, die Sportorganisationen in ihrer Gesamtheit als lernendes System zu sehen und die Entwicklungen über Vernetzung, Austausch und Wissensmanagement breit zu streuen. Im Mittelpunkt steht also das Voneinander- und Miteinander-Lernen. Gleichzeitig bedeutet Organisationsentwicklung auch, dass alle Teile im Gesamtsystem Verantwortung für das Thema übernehmen und an vielen Stellen Maßnahmen ergriffen, Erkenntnisse gewonnen, Diskussionen geführt und diese miteinander vernetzt werden. Ziel ist es, dass sich der Sport dadurch als Gesamtorganisa-

tion weiterentwickeln kann und die Rahmenbedingungen für Trainer langfristig verbessert werden.

Einige gute Beispiele wurden und werden in den Trainer*in-Projekten erprobt und realisiert. Auch wenn die Strukturen und Rahmenbedingungen in den Verbänden ganz individuell sind, von großen Verbänden mit etablierten Strukturen hin zu kleineren Verbänden mit viel Flexibilität, gibt es dennoch zahlreiche quer liegende Potenziale, die für alle Verbände wertvoll sind. Wie kann ich mit einem Projekt möglichst große und nachhaltige Wirkung im Verband erzeugen? Wie kann ich für einen Veränderungsprozess in meinen Strukturen Begeisterung erzeugen und Unterstützer finden? Wie kann ich Trainerbildung so auf- und ausbauen, dass die Trainer wirklich die Kompetenzen entwickeln, die sie benötigen?

Trainer*innen

mit positivem Selbstbild nehmen / sind:

• Starken Einfluss auf Entwicklungen im Verein/Verband

• Lebenslang Lernende

• Lernbegleiter*innen

Trainer*innen mit positivem Selbstbild nehmen/sind: Sportsystem ein attraktives System sieht die / sorgt für: Ein Umfeld mit optimalen Rahmenbedingungen schafft:

• Förderung von Trainer*innen als Kernaufgabe

• Trainer*innenbildung mit hohem Stellenwert

• Attraktive Arbeitsbedingungen

• Gute Engagementbedingungen

• Etablierung von Wissensmanagement

• Entwicklungsmöglichkeiten

• Gesellschaftliche Wertschätzung

• Bildungspolitische Anerkennung der Kompetenzen

• Etablierung des Berufsbildes Trainer*in

• Kontinuierliche Erforschung

Vision Trainer*in: Bis 2026 verfügen alle Sportarten im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen.

Projekt TrainerInSportdeutschland

Abbildung 1: Vision Trainer*in 2026

Die nachfolgenden Projekte zahlen auf die Entwicklung von Trainern ein. Zum einen werden Aus- und Fortbildungen im Rahmen der DOSB-Lizenzausbildung weiterentwickelt, zum anderen werden darüber hinaus Personalentwicklungsmaßnahmen für Trainer konzipiert. Hierbei stehen insbesondere Sozial- und Selbstkompetenzen im Vordergrund. Durch Coachings, Mentoring und weitere Vernetzungsangebote werden Trainer in ihrer Entwicklung unterstützt.

2. B-Wirkende Trainer*innen

miteinander vernetzen

Hannes Käsbauer (Deutscher Badminton-Verband, DBV)

Um die Zukunft in Badmintondeutschland modern, nachhaltig und mit Struktur

42
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

gestalten zu können, sind gut ausgebildete und engagierte Trainer die zentral handelnden Personen, besonders bis und auf die Vereinsebene abzielend. Mit dem Projekt „B-Wirkende Trainer*innen miteinander vernetzen“ sollen die Vertiefung von Wissen und Handeln, der Transfer und die Anwendung in der Praxis sowie eine stetige Kompetenzorientierung gelingen. Im Wesentlichen geht es dabei um drei Ziele. Zum einen sollen bereits ausgebildete Trainer noch mehr und gezielter zusammengebracht, untereinander vernetzt und so der Wissensaustausch unter den Trainern weiterentwickelt werden. Ein weiteres Ziel ist es, über eine ausgezeichnete und reizvolle (Trainerbildungs-) Struktur eine umfassendere Badmintonkultur zu entwickeln. Als Drittes soll die Trainerausbildung über zukunftsorientierte Formate des Kompetenzerwerbs insbesondere hinsichtlich ihrer Zielgruppenspezifik weiterentwickelt werden. Das betrifft sowohl den Einstieg in die Ausbildung als auch die Übergänge zwischen den verschiedenen Ausbildungsstufen (z.B. über Stipendien, Hospitationen und Praktika).

Dazu wird neben der klassischen Lizenzausbildung, den DBV-Stützpunktsystemen und weiteren Maßnahmen im Bereich Bildung und Leistungssport eine individualisierte personalentwickelnde, vernetzende Trainerbildungsstruktur gefördert. Konkret wird hierbei die B-Trainerausbildung in den Blick genommen und die Ausbildung zum Trainer-B/Breitensport ausgebaut. Nach einer Evaluation und Analyse der bestehenden Ausbildungsstrukturen und der Auswertung von verschiedenen Trainerbefragungen wird gemeinsam mit Trainern ein neues Konzept der B-Trainerausbildung erarbeitet. Dieses wird im Projekt pilotiert durchgeführt und ggf. überarbeitet, bevor es langfristig in den Strukturen etabliert wird.

3. DKB Trainer-Online – Plattform und Qualifizierung; kurz: „DKB TOP-Q“

Jörg Hahn (Deutscher Kegler- und Bowlingbund, DKB)

Das Projekt zahlt auf die übergeordnete Zielstellung des Deutschen Kegler- und Bowlingbundes ein, die Qualität des Trainer- und Lehrwesens zu steigern, um damit die Wertigkeit der Trainerposition zu erhöhen. Durch attraktive, zeit- und ressourcensparende Qualifikationsmaßnahmen online (in Kombination mit Präsenzveranstaltungen) sollen weitere ausbildungsinteressierte Trainer gewonnen werden. Ziel ist es auch, die Trainer durch eine gemeinsame Online-Plattform bestmöglich zu unterstützen und den Austausch zwischen Trainern aller Lizenzstufen zu ermöglichen. In einem ersten

Schritt wird eine Anforderungsanalyse durchgeführt, um die Bedarfe des Verbandes und der Trainer zu konkretisieren. Anschließend wird ein erster Prototyp der Online-Plattform erstellt, der dann intensiv getestet und evaluiert wird. Da das Projekt nach einem agilen Projektmanagement umgesetzt wird, sind jederzeit bedarfsgerechte Anpassungen möglich. Bevor die Plattform für die Ausbildungsmaßnahme genutzt wird, werden dort erste Ausbildungsmaterialen angelegt. Nach einem Pilotdurchgang und evtl. Anpassungen wird die Plattform für die weitere Ausbildungsarbeit verstetigt.

4. Next Coach II

Dr. Kristin Behrens (Deutscher Leichtathletik-Verband, DLV)

Das Projekt widmet sich der fachlichen und überfachlichen Kompetenzentwicklung von Leichtathletiktrainern, die in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützt werden sollen. Denn die Qualität und die Bindungskraft vereinsgebundener Sportangebote sind maßgeblich von der Kompetenz der Trainer abhängig. Daher werden neben fachspezifischen Bildungsformaten insbesondere überfachliche Coachingangebote unterbreitet. Die zu entwickelnden Coachingangebote werden an den individuellen Bedarfen der Trainer, der Zielgruppenspezifik der Mitglieder (Kinderleichtathletik, Nachwuchsleistungssport, Breitensport) und auch am Bedarf des Verbandes ausgerichtet, um die Basis für systematisches lebenslanges Lernen zu schaffen. Die kompetenzorientierte Personalentwicklungsstrategie orientiert sich dabei am Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR): Fachkompetenzen (Wissen, instrumentale und systemische Fertigkeiten, Beurteilungsfähigkeiten, Analyse) und Personalkompetenzen (Team-/Führungsfähigkeit, Mitgestaltung und Kommunikation, Eigenständigkeit/ Verantwortung, Reflexivität und Lernkompetenz).

Für den Erhalt und Ausbau der vorhandenen Verbands- und Vereinsstruktur sind Trainer von essenzieller Bedeutung. Daher ist es Ziel des Projekts, über einen bildungsorientierten Ansatz Trainer in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen, denn die Bindung an vereinsgebundene Sportangebote ist maßgeblich von der Kompetenz der Trainer abhängig. Gleichzeitig moderiert die Qualität der Qualifikation der Trainer die Akzeptanz und Nachhaltigkeit von Sportangeboten. Dies ist insbesondere im Erstkontakt mit Kindern und Jugendlichen von besonderer Bedeutung. Daher ist ein weiteres Ziel des vorgestellten Projekts, Bildungsangebote für Trainer in diesem Bereich auszu-

bauen, um nicht nur die Trainer-Entwicklung zu fördern, sondern auch den Zugang zu Kindern und Jugendlichen deutlich zu verbessern.

Im Rahmen des Projekts sollen einerseits die Bindungsfaktoren für Kinder und Jugendliche sowie Athleten verbessert werden, andererseits soll die so wichtige Personalressource Trainer an den Verband gebunden werden. Sicherlich sind für die Gewinnung von qualifiziertem Fachpersonal monetäre Anreize als Basisvoraussetzung zu definieren. Allerdings sind nachweislich Faktoren wie Kommunikation, Entwicklungschancen, Arbeitsorganisation und -umfeld von Bedeutung. Trainer, die sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen und Entwicklungsmöglichkeiten haben, sind motivierter und leistungsfähiger. Daher ist es das prioritäre Ziel des Projekts, eine Personalentwicklungsstrategie zu erproben, die neben der fachlichen Qualifikation den Erwerb von überfachlichen Kompetenzen in den Mittelpunkt stellt.

Im ersten Schritt werden alle relevanten Coaching-Materialien erstellt, die für die Online- und Präsenzphasen sowie für das eigenständige Lernen notwendig sind. Zudem werden Feedback- und Evaluationstools zusammengestellt, die den Erfolg des Coachings auf Prozess- und Ergebnisebene erfassen sollen. Die fortlaufende Dokumentation des Coaching-Prozesses ist wichtige Voraussetzung für den anschließenden Prozess des Wissenstransfers und die Überführung der Ergebnisse in ein Modulhandbuch. In das Projekt werden ca. 20 bis 30 ehren- und hauptamtliche Trainer eines ausgewählten Landesverbandes eingebunden. Der Coachingprozess erstreckt sich über einen Zeitraum von circa einem Jahr.

5. Trainer*in-Athlet*in-Beziehung im Fokus – Kommunikation auf Augenhöhe

Dr. Kersten Adler, Theresa Manges, Dr. Cathleen Saborowski-Baumgarten, Dr. Nadja Walter (Landessportbund Sachsen, LSB Sachsen)

In Kooperation mit der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig verfolgen wir eine Qualifizierung der Trainer durch regelmäßige und fachlich angeleitete kollegiale Fallberatung (Supervision) insbesondere in den Bereichen Kommunikation, Pädagogik/Didaktik und Psychologie, womit die Handlungssicherheit der sächsischen Trainer geschult und gestärkt werden soll. Ziel ist die Entwicklung und Implementierung von jährlich verbindlichen Supervisionen sowie optional von ergänzenden Coaching-Angeboten jeweils

43
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

in Kleingruppen (zehn bis zwölf Personen) für das hauptamtliche, mit Landesmitteln geförderte Trainerpersonal in den Fachverbänden, durchgeführt bzw. ausgerichtet durch den Landessportbund Sachsen. Das Projekt verfolgt das übergeordnete Ziel, für Trainer Handlungssicherheit in der Interaktion mit Athleten zu schaffen, das Rollenverständnis zu schärfen, die Mündigkeit der Athleten zu fördern, Konflikten vorzubeugen, physiologische sowie psychologische Belastungssituationen zu reduzieren und damit gleichzeitig einen Beitrag zur psychologischen Gesundheit der Akteure zu leisten. Mithilfe von regelmäßigen Supervisionen soll speziell für im Leistungssport tätiges hauptamtliches Trainerpersonal eine neue Qualität der Fortbildung entwickelt werden, die gezielt und kontinuierlich das eigene Trainerverhalten auf Mikro- und Makroebene reflektiert. Hierzu sollen die Trainer verschiedener Sportarten in Kleingruppen gemeinsam diskutieren können und gegebenenfalls langfristig Ansätze zur eigenen Verhaltensveränderung erkennen.

Im ersten Schritt wird eine schriftliche Kooperation mit der Universität Leipzig, Lehrstuhl Sportpsychologie, geschlossen und ein Projektteam aus Mitarbeitenden im Fachbereich Leistungssport des Landessportbundes und der Universität Leipzig gebildet. Dieses arbeitet an der inhaltlichen Entwicklung der Workshops, basierend auf der thematischen Schwerpunktsetzung. Dabei wird eine geeignete Feedbackmethode zur Evaluierung der Zielerreichung entwickelt. Die Terminplanung und Koordinierung der Teilnahme der hauptamtlichen Trainer erfolgt durch den Fachbereich Leistungssport in Zusammenarbeit mit den sächsischen Landesfachverbänden. Der Landessportbund Sachsen kümmert sich zudem um die Bereitstellung einer geeigneten OnlinePlattform bzw. der notwendigen Räumlichkeiten für die Präsenztermine. Die Durchführung der Maßnahmen verantwortet die Universität Leipzig. Durch Feedbackbesprechungen während und nach den Maßnahmen sowohl im Projektteam als auch mit der Trainervertretung soll die Zielerreichung kontinuierlich überprüft werden.

6. Wir alle: Fit in religiöser Vielfalt! Bastian Zitscher, Lara ter Veer (Deutscher-Jugendkraft-Sportverband, DJK-Sportverband)

Mit dem Projekt will der DJK-Sportverband gemeinsam mit weiteren religiösen Sportverbänden Trainer fit in religiöser Vielfalt machen und ihnen nützliches Handwerkszeug für ihre Trainertätigkeit an die Hand geben. So sollen sie auf die Herausforde-

rungen und Fragestellungen vorbereitet sein, die entstehen können, wenn Sportler unterschiedlicher Religionszugehörigkeit zu ihnen in den Sportverein und ins Training kommen. Durch Kompetenzentwicklung in diesem Bereich soll ein offener Umgang mit diesem Thema entstehen. Chancen und Barrieren sollen sichtbar gemacht werden und dazu beitragen, Konflikte sowohl zwischen den verschiedenen Religionen als auch zwischen religiösen und nicht-religiösen Sportlern gar nicht erst entstehen zu lassen.

Dafür soll auf der bewährten Lernplattform „edubreak” ein neuer Kurs entwickelt werden. Die Lerninhalte werden gemeinsam mit Trainern in einer Arbeitsgruppe aus Vertretern verschiedener religiöser Verbände erarbeitet und in einem Pilotdurchgang im Oktober 2022 erprobt. Um die Fortbildung in die Breite zu tragen, diese stets weiterzuentwickeln und möglichst vielen interessierten Trainer anbieten zu können, sind anschließend Fortbildungen für Multiplikatoren geplant.

7. Erarbeitung eines Lehrkonzepts für Trainer*innen zum Bewegungslernen unter Berücksichtigung methodischdidaktischer Entwicklungen vor dem Hintergrund eines neuen Technikleitbildes

Dennis Sandig (Deutsche TriathlonUnion, DTU)

Für Trainer spielt das methodisch-didaktische Vorgehen beim Vermitteln komplexer motorischer Leistungen eine zentrale Rolle. Der schwimmerischen Ausbildung kommt eine besondere Bedeutung zu, da Athleten sowohl im Becken als auch im Freiwasser schwimmen müssen. Für die Zielbewegung wird derzeit ein neues Technikleitbild erarbeitet. Weder in der Literatur noch innerhalb der Verbände existiert ein aktuelles Lehrkonzept, um Trainer im methodisch-didaktischen Vorgehen (dialogisches Bewegungslernen) auszubilden. Dies ist jedoch notwendig, um Trainer zu befähigen, Bewegungsabweichungen zu erkennen und bei den Trainierenden einen Lernprozess anzustoßen. In diesem Projekt soll mit Unterstützung von Experten aus dem Schwimmen und der Sportpädagogik ein Lehrkonzept erarbeitet werden. In Workshops auf Landesverbandsebene werden Erkenntnisse mit Trainern und Lehrbeauftragten diskutiert und weiterentwickelt.

Ziel des Projekts ist das Erstellen eines Lehrkonzeptes, bezogen auf das „methodisch-didaktische“ Vorgehen bei der Bewegungsoptimierung im Triathlon. Dieses ist sowohl als Grundlage der Arbeit mit Athleten im Nachwuchstraining, im Leistungssport und letztlich auch im Breiten-

sport von großer Bedeutung. Die Bewegungsoptimierung im Sinne des Bewegungslernens ist dabei in diesem Projekt zunächst einmal auf das Schwimmen begrenzt. Allerdings soll das hier angestrebte Konzept auch das Vorgehen in den anderen Teildisziplinen verbessern. Zum Projektstart soll eine Erhebung zum aktuellen Wissensstand der Trainer zu den Kernelementen der Kraultechnik, zum Bewegungslernen und zu situativ angepassten Technikübungen erfolgen. Die Erhebung erfolgt digital und schließt Trainer auf Landesebene und in den Vereinen ein. Um einen Transfer der Erkenntnisse rund um das motorische Lernen in die Breite zu streuen, sind Experten-Workshops in den Landesverbänden mit Trainern geplant. Dabei sollen die Ergebnisse diskutiert und es soll auf dieser Grundlage ein Lehrkonzept erarbeitet werden, das in die Ausbildungen der Landesverbände einfließt. Vor dem Hintergrund des dialogischen Bewegungslernens soll das methodisch-didaktische Konzept in der Ausbildung der Trainer zum Einsatz kommen. Für die Landesverbände und die Lehrreferenten sowie die Landestrainer und die Trainer großer Vereine sollen diese Erkenntnisse in Workshopform transportiert werden. Hierbei sollen die Landesstützpunkte Freiburg (BWTV) und Essen (NRWTV) eingebunden werden, indem die Experten mit den Trainern vor Ort arbeiten. Zudem sollen Ideen für digitale Lerninhalte gesammelt werden, sodass jeder Triathlontrainer in Triathlondeutschland von dem Projekt unmittelbar profitieren kann. Neben dem Lehrkonzept und den Praxisworkshops sollen im Nachgang an das Projekt digitale Lernangebote entstehen, die in der Aus- und Fortbildung zum Einsatz kommen.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

44
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN

Impulse für TrainerInSportdeutschland setzen – Teil 3

„Ich finde es toll, dass mit diesem Projekt die Arbeit der Trainerinnen und Trainer in den Fokus gerückt und gewürdigt werden soll. Wir leisten wirklich viel und werden letztlich nur an unseren Erfolgen gemessen. Mit diesem Projekt werden wir auch als Menschen wahrgenommen und nach unseren Bedürfnissen gefragt.“

Katarina Prokesova, DTB-Cheftrainerin Trampolinturnen und bis Ende 2020 Landestrainerin im Niedersächsischen TurnerBund

1. DGV-Nachwuchspreis –Auszeichnungen für vorbildliches Engagement im Kinder- und Jugendgolf

Frank Pinter, Christine Bitterle (Deutscher Golfverband, DGV)

Engagierte Trainer zu würdigen, Jugendwarte und weitere Ehrenamtliche auszuzeichnen, dies ist das Anliegen des DGV. Gerade im Kinder- und Jugendbereich nehmen Trainer und andere Ehrenamtliche eine wichtige Rolle ein. Mit dem Projekt werden erstmals die Akteure im Kinder- und Jugendgolf geehrt und in den Fokus gerückt, um die Wichtigkeit und den Stellenwert des Ehrenamts im Sport darzustellen. Diese Wertschätzung und Anerkennung in der Öffentlichkeit soll gleichzeitig neue Trainer ansprechen und für die Tätigkeit begeistern. Im Rahmen der Auszeichnung werden Projekte und Maßnahmen von lizenzierten Trainern und Ehrenamtlichen in den Mittelpunkt gestellt. Neben der Ehrung geht es insbesondere darum, die Arbeit und Leistungen der Trainer, Ehrenamtlichen und Vereine öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Die Kandidaten können vorgeschlagen werden oder sich selbst über das DGV-Serviceportal bewerben. Anschließend wählt eine Jury die Finalisten aus. Im Rahmen des Jugendgolf-Kongresses werden alle Finalisten mit ihren Projekten und Maßnahmen in Form von Postern vorgestellt, sodass sich die Teilnehmer darüber informieren können. Die Sieger werden dann per LiveVoting von den Teilnehmern des Jugend-

Die Trainer*in-Projekte stellen das Kernstück des Projekts TrainerInSportdeutschland dar. Die Sportorganisationen haben hier die Möglichkeit, Trainerinnen und Trainer als Kernaufgabe zu setzen und Ideen und Projekte zu realisieren, die dazu beitragen, sich der Vision Trainer*in 20261 zu nähern. Es ist vorgesehen, die Maßnahmen und Erfahrungen aufzubereiten und allen Sportorganisationen in Sportdeutschland zur Verfügung zu stellen. Im vor-

liegenden Beitrag geht es schwerpunktmäßig um das Selbstbild Trainer*in.

golf-Kongresses ermittelt. Um „BestPractice-Beispiele“ für Golfanlagen und Vereine zu geben, werden im Nachgang von den Siegern kurze Videos erstellt. Es ist vorgesehen, die Ehrung alle zwei Jahre durchzuführen. Diese trägt nicht nur dazu bei, die Trainer und Ehrenamtlichen in den Vereinen wertzuschätzen, sondern auch das Bild der Trainer und Vereine nach außen besser zu stärken.

Eingegangen: 29.7.2022

1 https://trainerinsportdeutschland.dosb.de/vison

2. Mentoren-Plattform

Ulrich Forstner (Deutscher Hockey Bund, DHB), Peter Radegast (Deutscher Basketball Bund, DBB), Lothar Linz (Trainerakademie Köln, TA) Austausch, Feedback und persönliche Weiterentwicklung werden immer wichtiger für den Trainerberuf. Es herrscht Einigkeit darüber, dass die (Weiter-)Bildung von

Trainer*innen

mit positivem Selbstbild nehmen / sind:

• Starken Einfluss auf Entwicklungen im Verein/Verband

• Lebenslang Lernende

• Lernbegleiter*innen

Trainer*innen mit positivem Selbstbild nehmen/sind: Sportsystem ein attraktives System sieht die / sorgt für:

• Förderung von Trainer*innen als Kernaufgabe

• Trainer*innenbildung mit hohem Stellenwert

• Attraktive Arbeitsbedingungen

• Gute Engagementbedingungen

• Etablierung von Wissensmanagement

• Entwicklungsmöglichkeiten

Ein Umfeld mit optimalen Rahmenbedingungen schafft:

• Gesellschaftliche Wertschätzung

• Bildungspolitische Anerkennung der Kompetenzen

• Etablierung des Berufsbildes Trainer*in

• Kontinuierliche Erforschung

Vision Trainer*in: Bis 2026 verfügen alle Sportarten im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen.

Projekt TrainerInSportdeutschland

45 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Abbildung 1: Vision Trainer*in 2026

Trainern nicht bei dem Erlangen einer Trainerlizenz oder dem Besuchen von Fortbildungen aufhört, sondern ein lebenslanger Prozess ist. Daher werden vermehrt Mentorenprojekte und -programme in den einzelnen Sportverbänden implementiert, um die persönliche Entwicklung der Trainer bestmöglich zu unterstützen. Mit der Mentoren-Plattform soll eine ausbildungsunabhängige Austausch- und Weiterentwicklungsmöglichkeit für Trainer geschaffen werden, bei der mit Eingabe eigener Suchkriterien ein möglichst passender Trainer-Partner zum Austausch und Feedbackgeben gefunden werden kann. Bei diesem Projekt haben sich der DHB mit dem DBB und der TA Köln zusammengeschlossen, um eine sportartübergreifende Mentoren-Plattform aufzubauen. In den Verbänden sind die Themen Mentoring und Coaching aktuell Bestandteil der A-Trainerausbildung. Darüber hinaus könnte die Mentoren-Plattform bereits beim Hospitieren in den Ausbildungsmaßnahmen der niedrigeren Lizenzstufen die Vernetzung zwischen Trainern anregen. Die TA Köln des DOSB bietet seit zwei Jahren für alle mit Bundesmitteln finanzierten Trainer die Möglichkeit eines individuellen Mentorings an. Im Rahmen dieses Angebots unterstützt sie auch diverse Verbände bei dem Aufbau eines innerverbandlichen Mentoren-Systems, bei dem die Mentoren-Plattform ebenfalls sehr hilfreich sein kann.

Konkret wird eine digitale Plattform programmiert und erstellt, mit der eine sportartübergreifende Vernetzung von Trainern aller Lizenzstufen und Erfahrungs-/Tätigkeitsfelder möglich gemacht werden soll. Die Plattform und das damit verbundene Aufeinandertreffen (Mat-

chen) von zwei Trainern soll einen organisatorischen Rahmen bieten, der einen intensiven Austausch, gegenseitiges Feedbackgeben, das Voneinanderlernen und somit das individuelle Weiterentwickeln miteinander möglich macht. In der kooperativen Planungsgruppe zur Entwicklung der Mentoren-Plattform werden Trainer unterschiedlicher Lizenzstufen und Sportarten sowie Studierende und Absolventen der TA mit ihren Wünschen, Erfahrungen und Vorstellungen eingebunden. Insbesondere bei den Suchkriterien und der Priorisierung sowie den benötigten Materialien wird auf die Expertise der Trainer zurückgegriffen. Mit Hilfe dieser digitalen Plattform finden Trainer zukünftig einen Austauschpartner (Mentor, Coach), welcher ein gleichbedeutendes Interesse an einer persönlichen Entwicklung mit sich bringt und dank der individualisierten Suchfunktion genau zu einem passen kann. Die voraussichtlich neue Perspektive von fachfremden Trainern zeigt neue Wege im Trainingsverhalten oder Trainerhandeln auf. Eine wertschätzende Rückmeldung innerhalb des Tandems über beobachtete oder erzählte Trainings- und Wettkampferlebnisse unterstützt die Trainerpersönlichkeit und fördert deren Entwicklung.

3. Trainer*in Leitbild –Selbstbild und Handlungssicherheit stärken

Eva Reinschmidt, Dr. Kathrin Staufenbiel (Deutscher Turner-Bund, DTB)

Im gesamtverbandlichen Kultur- und Strukturprozess „Leistung mit Respekt” werden Trainer aktiv einbezogen und es soll u. a. ein modernes Leitbild entstehen.

Diese Leitbildentwicklung findet im Rahmen einer partizipativen Workshopreihe unter dem Motto „Von Trainern für Trainer“ statt. Bei der Leitbildentwicklung stehen Werte im Vordergrund, wie sich diese Werte ganz konkret im täglichen Handeln zeigen, was Trainer dafür vom Arbeitgeber benötigen und was sie selbst dazu lernen müssen.

Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, die Wertschätzung der alltäglichen Arbeit von Trainern zu erhöhen sowie die Handlungssicherheit und Professionalisierung weiter zu stärken. Das entwickelte Leitbild kann sowohl jungen als auch erfahrenen Trainern Orientierung bieten und gleichzeitig nach außen darstellen, wofür Trainer in Turndeutschland stehen. Bereits die partizipative Entwicklung des Leitbilds gemeinsam mit den Bundes- und Cheftrainern aller vier olympischen Sportarten und dem Sportdirektor stellt einen Mehrwert dar.

Auf einer Meta-Ebene werden gemeinsam mit einer externen Beraterin und ehemaligen Trainerin Erwartungen und Schwierigkeiten in der Tätigkeit als Trainer im Leistungssport reflektiert.

Neben der Entwicklung und Veröffentlichung des Leitbildes wird ein Ausbildungsblock zur Reflexion der eigenen Rolle und des Trainerleitbilds in der Trainerausbildung im Leistungs- und Breitensport etabliert. Dies wird im Rahmen des Projekts bereits durch mehrere Workshops erprobt. Darüber hinaus soll das Thema Leistung mit Respekt in der Praxis gefördert werden und sollen konkrete Projekte und Maßnahmen aus den Verbänden und Vereinen vorgestellt werden. Dies wird über eine bundesweite Projektausschreibung ermöglicht.

Die sportartübergreifende MentorenPlattform TrainerInKontakt vom Deutschen Hockey Bund, dem Deutschen Basketball Bund und der Trainerakademie Köln des DOSB

46
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

4. Stärkung von Image und Zuspruch der Trainertätigkeit 2.0 Carsten Röhrbein (Niedersächsischer Turner-Bund gemeinsam mit dem Landesspor tbund Niedersachsen)

Mit diesem Projekt baut der Niedersächsische Turner-Bund (NTB) auf das erfolgreich durchgeführte Projekt aus der ersten Runde Trainer*in-Projekte auf und führt den begonnenen Prozess der Werte-Ermittlung in Abstimmung mit dem Deutschen Turner-Bund (DTB) und dessen Trainer*inProjekt fort. Übergeordnetes Ziel ist es, die Rahmenbedingungen und Attraktivität der Trainertätigkeit zu verbessern, um langfristig mehr Trainer für diese Tätigkeit zu begeistern und zu gewinnen. Der Fokus liegt dabei auf den Werten der Trainer, die über eine Imagekampagne nach außen getragen werden. Neben der Wertschätzung der Arbeit der Trainer nach innen möchte man auch nach außen darstellen, was Trainer alles leisten und welche individuellen Stärken sie auszeichnen. Aufbauend auf den bereits ermittelten Selbstbildern der Trainer, werden die ausgearbeiteten Werte weiter geschärft und partizipativ mit allen Beteiligten (Trainern, Sportlern, Eltern) besprochen, sodass ein abgestimmtes und visualisiertes Wertebild entsteht. Die gemeinsamen Werte werden anschließend in eine Imagekampagne „Gold im Herzen“ überführt und nach außen getragen. Die beiden Arbeitsgruppen „Kommunikation“ und „Verbesserung des Arbeitsumfeldes“ werden fortgesetzt und deren Ausarbeitungen in einem Entwicklungskonzept zusammengetragen. Erste Maßnahmen im Bereich Ausund Fortbildung von Trainern werden realisiert, um insbesondere deren überfachliche, pädagogische Kompetenzen zu stärken. So sollen Trainer fit gemacht werden für aktuelle Anforderungen.

Gemeinsam mit dem Deutschen TurnerBund liegt der Fokus aktuell darauf, den Turnsport als ein gewaltfreies und – im wahrsten Sinne des Wortes – wertvolles Bewegungsangebot darzustellen, das Kinder in einem geschützten Raum unter Anleitung fachkundiger und respektvoller Trainer und mit viel Freude ausüben können. Hierbei nehmen die Trainer eine Schlüsselrolle ein, die es zu stärken und zu unterstützen gilt.

5. Frauenpower im Spitzensport Holger Stitz (Niedersächsischer Boxsportverband gemeinsam mit dem Deutschen Boxsport-Verband)

Mehr Trainerinnen für den Boxsport gewinnen – das ist das Ziel des Niedersächsischen Boxportverbandes (NBSV) ge-

meinsam mit dem Deutschen Boxsportverband (DBV). Leider gibt es viel zu wenige qualifizierte Trainerinnen, die für die Sportlerinnen als Ansprechpartnerin fungieren können. Um das Leistungsvermögen von Athletinnen ausschöpfen zu können, bedarf es im eher männerdominierten Boxsport mehr weiblicher Vorbilder, die als Trainerinnen tätig werden. Dafür ist es wichtig, dass Trainerinnen die Akzeptanz erhalten, die sie sich durch zahlreiche Erfolge in den letzten Jahren eigentlich verdient haben. Teilnehmer in den Vereinen entwickeln die erforderliche Breite, um letztlich an das Leistungsvermögen anderer Länder anzuknüpfen. Konkret sollen durch das Projekt neue Trainerinnen angesprochen und in ihrer Entwicklung gefördert werden. Dabei ist es vorgesehen, unter anderem aktive Sportlerinnen über die Möglichkeiten einer Trainerausbildung zu informieren und für eine Trainertätigkeit zu begeistern. Interessierte Frauen werden anschließend bei den Aus- und Weiterbildungen begleitet. Es soll eine gesonderte Ausbildung nur für Trainerinnen geben, sodass sie sich in einem geschlossenen Kreis mit Gleichgesinnten weiterentwickeln können. Ausbildungsbegleitend wird es separate Fortbildungen und Schulungen für Trainerinnen geben, die sich mit den Themen Selbstbild Trainerin, Hauptamtlichkeit und sexualisierte Gewalt befassen.

5. Schlusswort

Eva Zehnder (Deutscher Olympischer Sportbund, DOSB)

Die Vision Trainer*in 20261 beschreibt Entwicklungspotenziale in drei Bereichen. Neben einem attraktiven Sportsystem und optimalen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind es die Trainer selbst, die einen Beitrag zu einem positiven Trainerbild leisten können und so auf die Vision einzahlen.

„Bis zum Jahr 2026 verfügen alle Sportar ten im Spor tvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen (…), denn bis dahin hat sich das Selbstverständnis von Trainerinnen und Trainern positiv verändert.“

Auf die Persönlichkeitsentwicklung von Trainern und deren Entwicklungspotenziale und Spielräume haben die Sportorganisationen nur indirekten Einfluss. Daher muss ein strategischer Schwerpunkt darauf liegen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Entwicklung eines positiven Selbstverständnisses fördern. Konkret heißt das, dass Trainer sich ihrer Wirkung und ihrer Bedeutung bewusst sind, die sie im Sport einnehmen, und da-

durch auch selbstbewusst aktiv Prozesse in Vereinen/Verbänden mitgestalten. Aktuell passiert im Bereich der Trainerentwicklung vieles noch zufällig, ist stark von den individuellen Rahmenbedingungen und Motivlagen der Trainer abhängig. Gezielte (Personal-)Entwicklung ist in vielen Organisationen noch kein Standard. Perspektivisch ist dies ein Bereich, in dem noch viel Potenzial liegt. Wenn wir langfristig qualifizierte Trainer im organisierten Sport einsetzen wollen, müssen wir viel früher damit beginnen, diese in erster Linie zu gewinnen, sie ganzheitlich zu fördern, zu begleiten und an die Trainertätigkeit selbst heranzuführen. Gleichzeitig müssen Bemühungen daran gesetzt werden, die Trainer, die aus ihrer Tätigkeit ausscheiden oder diese temporär nicht mehr wahrnehmen können, weiterhin für ein Engagement im Sportverein oder -verband zu gewinnen, sodass daraus ein sich selbst erhaltender Kreislauf entsteht. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Trainer die Prozesse im organisierten Sport und die Verbands-/Vereinsentwicklung aktiv mitgestalten können und ein Mitbestimmungsrecht erhalten. Also nicht nur im System arbeiten, sondern auch die Möglichkeit haben, an dem System/der Organisation zu arbeiten. Trainer sind Schlüsselpersonen, die Herausforderungen im Training, mit den Kindern, den Eltern, den Angeboten des Vereins/Verbandes und die Potenziale am besten kennen und einschätzen können und damit auch viel stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden sollten.

Gute Ideen und Ansätze für eine gelingende Umsetzung werden in den Trainer*inProjekten erprobt, z. B. indem sie partizipative Workshops anbieten und Trainern Raum geben, sich über ihre Rolle und Werte auszutauschen und ein gemeinsames Leitbild ihrer Arbeit entwickeln zu können. Zudem stärken sie das Image der Trainer, heben ihre wertvolle Arbeit hervor und zeichnen diese aus. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Entwicklung abseits der formalen Ausbildung von Trainern, beispielsweise die Begleitung durch einen erfahrenen Trainer im Sinne eines Mentorings

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

47
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

TRAINER*IN-PROJEKTE REALISIEREN

Impulse für TrainerInSportdeutschland setzen – Teil 4: Wissens- und Community-Management

„Es ist ein Job, bei dem man viel durch Ausprobieren und Erfahrung im Austausch mit den Kollegen und Sportlern lernt.“

Diemow Ruhnow, Deutscher Badminton Verband

Die Trainer*in-Projekte stellen das Kernstück des Projekts TrainerInSportdeutschland dar. Die Sportorganisationen haben hier die Möglichkeit, Trainerinnen und Trainer als Kernaufgabe zu setzen und Ideen und Projekte zu realisieren, die dazu beitragen, sich der Vision Trainer*in 20261 zu nähern. Es ist vorgesehen, die Maßnahmen und Erfahrungen aufzubereiten und allen

Sportorganisationen in Sportdeutschland zur Verfügung zu stellen. Im vorliegenden, diese Serie abschließenden Beitrag geht es schwerpunktmäßig um das Selbstbild Trainer*in.

Eingegangen: 29.7.2022

1 https://trainerinsportdeutschland.dosb.de/vison

1. BDR Trainer Club

Tim Böhme, Nicole Rothenbücher (Bund Deutscher Radfahrer, BDR)

Mit seinem Projekt verfolgt der BDR das Ziel, dem Trainermangel auf allen Ebenen zu begegnen und die Trainerausbildung sowie -tätigkeit attraktiver zu gestalten. Durch kompetente Trainer sollen die Vereine dabei unterstützt werden, ihren Vereinsmitgliedern attraktive Angebote machen zu können.

Konkret fußt das Projekt dabei auf drei Säulen. Erstens, soll die Aus- und Weiterbildung durch eine digitale Plattform moderner, attraktiver und flexibler werden. Diese Plattform soll außerdem nicht nur als Lernplattform, sondern auch als Austauschplattform für alle Trainer zur Verfügung stehen. Die zweite Säule baut also auf Austausch und Vernetzung von Trainern. Dort sollen unter anderem digitale Treffen (z. B. BDR-Trainer-Talk) stattfinden, die vom BDR organisiert werden. In Foren

Trainer*innen

mit positivem Selbstbild nehmen / sind:

• Starken Einfluss auf Entwicklungen im Verein/Verband

• Lebenslang Lernende

• Lernbegleiter*innen

Trainer*innen mit positivem Selbstbild nehmen/sind: Sportsystem ein attraktives System sieht die / sorgt für:

• Förderung von Trainer*innen als Kernaufgabe

• Trainer*innenbildung mit hohem Stellenwert

• Attraktive Arbeitsbedingungen

• Gute Engagementbedingungen

• Etablierung von Wissensmanagement

• Entwicklungsmöglichkeiten

Ein Umfeld mit optimalen Rahmenbedingungen schafft:

• Gesellschaftliche Wertschätzung

• Bildungspolitische Anerkennung der Kompetenzen

• Etablierung des Berufsbildes Trainer in

• Kontinuierliche Erforschung

Vision Trainer*in: Bis 2026 verfügen alle Sportarten im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen.

Projekt TrainerInSportdeutschland

erhalten Trainer darüber hinaus die Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen und Erfahrungen auszutauschen. Der Bereich Wissensmanagement findet sich in der dritten Säule wieder. Es ist vorgesehen, eine Art digitale Wissensbibliothek zu erstellen, die Trainer für ihre Recherche und Wissensauffrischung nutzen können. Ganz nach dem Motto: “train the trainer” stellen Belegarbeiten von Trainern, Podcasts und andere Kommunikationsmittel praktische Hilfsmittel von Trainern für Trainer dar. Mit dem Trainer Club wird also neben formalen Ausbildungsangeboten ein ganzjähriges digitales Fortbildungsangebot für Trainer geschaffen. Jeder Trainer, der sich aus- bzw. fortbilden lässt, erhält Zugang zum Trainer Club und wird Teil dieser Community.

2. Kanu Wissensnetz „DKV Sprungbrett“

Anita Parsche, Kirsten Hüttemann (Deutscher Kanu Verband, DKV)

Trainer stehen im Deutschen Kanu Verband an einer zentralen Stelle und tragen in sehr großem Maße zu einer erfolgreichen Entwicklung der Kanuten bei. Zu wenige Trainer sind in den Vereinen, Verbänden und im Spitzenfachverband in ehrenoder hauptamtlicher Funktion vertreten, und Trainernachwuchs zu rekrutieren und langfristig gut zu entwickeln, ist schwierig. Trotz allem hat der DKV in seinem Lizenzsystem auf der Trainer-A- und -B-Ebene ca. 60 Trainer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren, die in den olympischen Disziplinen tätig sind. Genau diesen Trainernach-

48
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE
Abbildung 1: Vision Trainer*in 2026

wuchs möchte der DKV im „DKV-Sprungbrett” gezielt fördern, vernetzen und entwickeln. Dazu soll unser Trainer*in-Projekt einen wertvollen Beitrag liefern. Das „DKV-Sprungbrett” Wissensnetz soll junge Trainer (mit B- oder A-Lizenz) miteinander vernetzen, mit dem Ziel, dass der DKV und seine Mitgliedsorganisationen viele junge engagierte Trainer in der Sportart halten, entwickeln und ihnen eine attraktive Aufgabe entsprechend ihrer Stärken zuweisen können.

In erster Instanz sollen Informationen der Aus- und Weiterbildung sowie Wissenswertes zum Lizenzwesen auf direktem Weg zur Zielgruppe gelangen. Weiterhin sollen Informationen über Studienangebote für Trainer sowie Stellenangebote im Kanu-Sport kommuniziert werden. Darüber hinaus soll ein Netzwerktreffen bzw. ein Nachwuchssymposium entwickelt werden mit dem Ziel, den Trainernachwuchs nachhaltig für eine Tätigkeit als Trainer im Kanusport zu begeistern und

Das Projekt BDR Trainer Club will mittels einer digitalen Plattform die Trainerschaft stärken und ein attraktives und zeitgemäßes Austausch(siehe unten) und Weiterbildungsformat bieten.

ihn mit den leitenden Personen des Verbandes in Kontakt zu bringen. Das Ziel des Verbandes ist es, junge Trainer mit A- oder B-Lizenz gezielt in einer Struktur zusammenzubringen und entsprechend einer Talentförderung im Personalwesen besonders zu unterstützen, zu informieren und in attraktive Stellen oder Positionen zu verhelfen.

49
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

3. Floorball Connected

Martin Brückner, Jonas Henschler (Floorball Deutschland)

Das Projekt „Floorball Connected“ besteht aus drei Bausteinen: „Floorball Wissen“, „Floorball Trainermeeting“ und „Floorball Trainerkongress“. Im Vordergrund stehen die Vermittlung von Wissen an die Trainer in Form eines Internetblogs, der Aufbau eines Trainernetzwerks und die Einbindung der Trainer in die weitere Entwicklung des Bildungssystems von Floorball Deutschland. Dies geschieht zum einen durch monatlich stattfindende Trainermeetings sowie ein jährliches Treffen der Floorball Trainer im Rahmen eines Trainerkongresses. Das langfristige Ziel besteht darin, eine Coachingkultur aufzubauen, die auf gegenseitigem Austausch und gemeinsamem Fachwissen beruht und in der Trainer mit Problemen nicht allein gelassen werden. Zudem eröffnet das Projekt die Möglichkeit, als Spitzenverband in engen Austausch mit den Trainern zu kommen, ihre Herausforderungen zu kennen und Bedarfe für potenzielle Bildungsangebote frühzeitig zu erkennen.

Zunächst standen die beiden Bausteine „Floorball Wissen“ und „Floorball Trainermeeting“ im Fokus. Es ist geplant, mindestens einen neuen Blogbeitrag pro Monat zu veröffentlichen, nachdem die technische Programmierung abgeschlossen ist. Die Trainermeetings finden ebenfalls einmal monatlich statt. Der Trainerkongress wird gekoppelt an das Floorball Deutschland Pokalevent „Final4“ und fand bzw. findet sowohl im März 2022 als auch 2023 statt. Alle Maßnahmen werden über die Kanäle von Floorball Deutschland und dessen Landesverbände kommuniziert und beworben.

4. Pausenansprache –der Trainerpodcast

Björn Frommann, Manfred Kehm (Niedersächsischer Rugbyverband mit Landessportbund Niedersachsen)

Die „Pausenansprache“ ist ein Podcast von Trainern für Trainer. Er richtet sich an alle, die ihre eigene Rolle reflektieren möchten und sich zum Austausch mit Kollegen dafür eine sportartübergreifende Plattform wünschen. Ein wesentliches Ziel des Podcast ist es, eine große Zielgruppe zu erreichen, für mehrere Sportarten gut zu funktionieren und anhand von Personen und Persönlichem über Methoden, Ansätze, Denkweisen zu beraten.

Zu Beginn wurden die notwendigen Produktionsmittel besorgt, ein Jingle produziert und ein Redaktionsplan bzw. eine Themenliste erstellt. Trainer in unter-

schiedlichen Funktionen und aus unterschiedlichen Sportarten sind Gesprächspartner im Podcast. Mittelfristig sollen die Trainer auch an der Programmgestaltung teilhaben. Ergänzend dazu kommen immer wieder Experten, z. B. aus dem Bereich Sportpsychologie, zu Wort. Neben dem Podcast wird auf den Social-MediaPlattformen eine Community unter den Hörern aufgebaut. Aus der Community heraus werden Themenvorschläge gesammelt und mögliche Podcast-Gäste generiert. Darüber hinaus werden während des Projekts Hörerdaten analysiert, um den Podcast regelmäßig weiterzuentwickeln. Die 14 bereits veröffentlichen Folgen sowie die sieben Sommershorts sind auf allen gängigen Podcast-Portalen, u.a. hier zu finden: https://open.spotify. com/show/4ZG0giq8zFAEztmDSzd46W?a utoplay=true

5. Trainer*in und Übungsleiter*in als agile Lernbegleiter Marco Lutz (Landessportbund Niedersachsen)

Die Anforderungen an Trainer steigen zunehmend (Spieler ausbilden, Persönlichkeiten hervorbringen, Teams entwickeln, erfolgreich spielen). Damit auf der Basis neurowissenschaftlicher Erkenntnisse die Potenzialentfaltung der Sportler gelingen kann, braucht es ein verändertes Mindset – ein Umdenken – bei den Trainern. Der Landessportbund begleitet mit seinem Projekt innovative Trainer in einem Blended-Learning-Format auf diesem Weg zum „agilen Lernbegleiter". Ziele des Projekts sind es daher, die neurowissenschaftlichen Grundlagen zum gelingenden Lernen zu vermitteln, eine TrainerHaltung als „agiler Lernbegleiter“ zu entwickeln, den Ansatz sportartübergreifend zu erproben und durch Coaching in einen Reflexionsprozess mit Trainern zu gehen. Konkret agiert hierbei ein Projektteam, das sich aus verschiedenen niedersächsischen Landesfachverbänden zusammensetzt. Gemeinsam wird ein Curriculum für ein Blended-Learning-Modul im Umfang von 15 bis 30 Lerneinheiten entwickelt und ein Praxiscoaching für die Teilnehmenden organisiert. Bevor das Modul weiter ausgerollt wird, findet eine Evaluation des Curriculums sowie der Transfereffekte in die Trainerpraxis statt.

6. Abschluss Wiebke Fabinski, Eva Zehnder (Deutscher Olympischer Sportbund, DOSB)

Durch gutes Wissensmanagement soll neues Wissen in die Trainingspraxis überführt und vorhandenes (Erfahrungs-)Wissen erhalten, verfügbar gemacht und

weitergegeben werden. Das ist gerade für Trainer, die sich als lebenslang Lernende verstehen, enorm wichtig, da sie dadurch zum einen auf dem aktuellen trainingswissenschaftlichen Stand bleiben und zum anderen im Austausch mit anderen Trainern gemeinsam gute Ansätze und Lösungen entwickeln können. Daher beinhaltet eines der Leitziele der Vision genau das:

Leitziel 5: Bis zum Jahr 2026 … hat sich im deutschen Spor tsystem ein Wissensmanagement für Trainer*innen etabliert.

Der Anspruch an ein Wissensmanagement erschöpft sich dabei nicht allein auf die Erstellung von technischen Plattformen und Portalen. Vielmehr geht es hier um die didaktischen Herausforderungen, wie Informationen und Wissen geteilt, angeeignet und zu Handlungswissen transformiert werden können. Wissensmanagement ist demnach als Lernprozess zu verstehen, der sowohl auf individueller als auch auf organisationaler Ebene wirken kann.

Einige Organisationen und Sportverbände haben sich, unter anderem mit den Trainer*in-Projekten, auf den Weg gemacht und ein Wissensmanagement aufgesetzt, das die Trainer mit ihren Bedarfen in den Mittelpunkt rückt. Im Zentrum steht dabei der Aufbau einer (Wissens-) Community für und mit ihren Trainern, durch die der Austausch von Wissen, das Vernetzen und das Von- und Miteinanderlernen ermöglicht werden sollen. Damit dies gelingen kann, braucht es eine motivierende Umgebung, die leicht zugänglich ist und einen offenen und zielgerichteten Austausch in verschiedene Richtungen erlaubt. Eine solch funktionierende Community ist die Basis für ein gelingendes Wissensmanagement. Entscheidend ist dabei auch, eine entsprechende Kultur zu fördern, in der jeder ohne Bedenken seine Erfahrungen und Fragen einbringen kann, sodass alle vonund miteinander lernen und sich weiterentwickeln können.

Die Rolle der Verbände kann hier die eines Community-Managers sein, der einen solchen Rahmen schafft, die Community in ihrem Lernprozess begleitet, Wissensbedarfe entdeckt und die Community zum Austausch motiviert.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

50
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK TRAINER * IN-PROJEKTE

PROJEKTABSCHLUSS

TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND

Fazit und Learnings

Mit dem Projekt TrainerInSportdeutschland haben sich DOSB und dsj gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen auf den Weg gemacht, sich der Vision Trainer*in 2026 anzunähern. Nach vier Jahren Projektlaufzeit findet das breit angelegte Organisationsentwicklungs-

1. Das Projekt in Zahlen

Das im Juli 2019 gestartete Projekt TrainerInSportdeutschland findet nach vier Jahren Projektlaufzeit Mitte 2023 seinen Abschluss (siehe Abbildung 1). Knapp 800.000 Euro wurden im Projekt verausgabt, wobei über die Hälfte als direkte Weiterleitung an die DOSB- und dsj-Mitgliedsorganisationen sowie DOSB-nahen Institutionen für die Umsetzung und finanzielle Unterstützung von insgesamt 40 Trainer*in-Projekten ausgezahlt wurden. Durch die zusätzlichen Eigenmittel der Verbände, die für die Trainer*in-Projekte aufgebracht wurden, konnten so über 1,1 Millionen Euro in die Förderung von Trainer*innen investiert werden. Um als lernende Organisation von den Erfahrungen und Learnings dieser Projekte zu profitieren, haben insgesamt 35 Beteiligungs- und Austauschformate stattgefunden. Sowohl die Kick-off- Veranstaltung (Oktober 2019) als auch die Abschlusskonferenz (Mai 2023) haben in Präsenz stattgefunden. Während des Projektverlaufs gab es mit der Anstoß-Veranstaltung zur zweiten Projektrunde (April 2021) und der Halbzeitkonferenz (November 2021) sowie den sechs Spotlights Trainer*in (April-November 2022) noch weitere digitale Austauschformate, die für das gesamte Sportsystem geöffnet waren. Darüber hinaus haben insbesondere Verbände, die ein Trainer*in-Projekt durchgeführt haben, von weiteren digitalen Formaten in Form von Online-Sprechstunden, Fokusmeetings und Projekttreffen profitiert (siehe hierzu auch „Projektbegleitung“). Um den Trainer*innen in Sportdeutschland eine Stimme zu geben, wur-

projekt Mitte 2023 seinen Abschluss. Ein Fazit, dass sich bereits ziehen lässt, ist, dass Trainer*innen nach wie vor Schlüsselpersonen sind und ihre Förderung dauerhaft als Kernaufgabe verankert werden muss. Daher werden nun alle Erfahrungen, Good-Practice-Beispiele und

Learnings der vergangenen vier Jahre gebündelt und gehoben, um daraus zu lernen und Ableitungen zu treffen.

Eingegangen: 26.3.2023

de der Podcast TrainerInSportdeutschland konzipiert. Inzwischen hat er sich mit den bislang 35 veröffentlichten Folgen und ca. 10.000 Hörer*innen fest etabliert. Eine noch größere Reichweite konnte mit den beiden Kommunikationsschwerpunkten erzielt werden: Im Februar 2021 konnte über verschiedene Social-Media-Formate aufgezeigt werden, wie facettenreich und vielfältig die Trainer*innen-Tätigkeit ist, was das Faszinierende daran ist und warum es sich lohnt, selbst Trainer*in zu werden. Während dieser erste Schwerpunkt

unter dem Motto „Trainer*in werden“ insbesondere alle Interessierten angesprochen hat, gelang es mit dem zweiten Schwerpunkt, rund um den Thanks Coach Day am 25. September (2022) allen bestehenden Trainer*innen für ihren unermüdlichen Einsatz und ihr Engagement zu danken. Hier wurde nicht nur deutlich, welchen Mehrwert Trainer*innen für den Sport, sondern auch für die Gesellschaft leisten. Über 1,5 Millionen Menschen wurden mit den beiden Schwerpunkten erreicht.

4 4 Jahre Projektlaufzeit (Juli 2019 - Juni 2023) 40 40

Trainer*in-Projekte in den Sportverbänden

800.000 800.000

Euro Projektmittel

1.100.000 1.100.000

35 35 Beteiligungs- und Austauschformate

1.500.000 1.500.000

Euro für Trainer*in-Projekte (Eigenmittel und DOSB-Förderung)

10.000 10.000

Hörer*innen des Podcasts

TrainerInSportdeutschland

erreichte Menschen über Social Media (Kommunikationsschwerpunkte)

Abbildung 1: TrainerInSportdeutschland – das Projekt in Zahlen

51 LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK FAZIT

2. Vision Trainer*in 2026 – Status quo

Die Vision Trainer*in 2026 wurde bereits 2016 auf der DOSB-Konferenz Schlüsselfigur Trainer*in in Hannover von DOSB und dsj gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen erarbeitet. Die Vision und die 13 Leitziele waren der Ausgangspunkt für das Projekt TrainerInSportdeutschland und standen als Leitgedanke und Dach über dem gesamten Projekt (wie zu Beginn in der Zeitschrift Leistungssport 5/2019, 12-16, beschrieben). Alle Maßnahmen, Teilprojekte und Strategien wurden an der Vision ausgerichtet. Sie zählt in gewisser Weise als Ideal und Anspruch, dem es sich anzunähern gilt.

Die Vision, die auf aktuellen Herausforderungen im Themenfeld Trainer*innen aufbaut, ist auch heute noch aktuell. Nach wie vor ist es ein großes Anliegen, im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen zu verfügen, um Kinder und Jugendliche in Bewegung zu bringen, den Vereinssport auch in Zukunft zu sichern und Höchstleistungen bei Leistungssportler*innen hervorzubringen. Im Laufe der Zeit haben sich die Herausforderungen verschoben und damit auch die Bedeutung der einzelnen Leitziele. Diese Entwicklungen sind zum einen auf sportverbandliche und gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zurückzuführen, zum anderen – und dazu gab uns die Zwischenevaluation (siehe auch Zeitschrift Leistungssport 2/2022, S. 16-20) erste Anhaltspunkte – auf die Anstrengungen im Projekt TrainerInSportdeutschland Inwiefern das Projekt mit seinen Maßnahmen und Trainer*in-Projekten konkret dazu beigetragen hat, wird ihm Rahmen der Projektevaluation (Mai 2023) abschließend festzustellen sein.

Die 13 Leitziele umfassen das komplexe Feld rund um die Trainer*innen aus verschiedenen Perspektiven und sind in drei Bereiche gegliedert. Ein Bereich beschreibt das deutsche Sportsystem, das die Belange der Trainer*innen als Kernaufgabe definiert und sich für attraktive Rahmenbedingungen einsetzt, um Trainer*innen zu gewinnen und zu fördern. Insbesondere beim Leitziel 2 zur Trainer*innenbildung haben viele Verbände angesetzt und durch ihre Trainer*in-Projekte die Aus- und Fortbildungen digital und kompetenzorientiert weiterentwickelt. Es lässt sich festhalten, dass hier wichtige Entwicklungen stattgefunden haben, wenn auch noch nicht flächendeckend über alle Lizenzstufen und Sportarten hinweg. Auch im Leitziel 5 (Wissensmanagement für Trainer*innen) wurden viele sinnvolle Lösungen erarbeitet, sowohl im sportartspezifischen Ansatz (z.B. das Ausbildernetz der Deut-

schen Reiterlichen Vereinigung oder das Kanu-Wissensnetz) als auch übergreifend (z.B. das Wissensnetz des Landessportbundes Niedersachsen). Eine Herausforderung, die immer noch hoch aktuell ist, besteht darin, attraktive Arbeitsbedingungen für Trainer*innen zu schaffen (Leitziel 3) und konkrete Maßnahmen in die Umsetzung zu bringen. Der nächste Bereich stellt das Selbstverständnis der Trainer*innen und ihre Rolle im Training, im Wettkampf, im Sportverein als Berater*in, Lernbegleiter*in, Bezugsperson und Vorbild dar. Neben der Partizipation und den Einflussmöglichkeiten von Trainer*innen kommt es hier sehr stark darauf an, wie Trainer*innen ihre Rolle selbst definieren. Im Projektverlauf wurden einige Beteiligungsformate erprobt und die Trainer*innen durch Mentoring und Coaching in ihrem Selbstverständnis gestärkt. Es wurde deutlich, dass die Verbände hier nur den Rahmen bieten können, z.B. über die Verankerung der Mitbestimmung von Trainer*innen in ihren Satzungen, Ermöglichung von Trainer*innenRäten oder Mentoring-Angeboten. Am Ende sind es auch die Trainer*innen selbst, die sich aktiv einbringen und für ihre Belange einsetzen wollen und müssen. Am besten gelingt das, wenn Räume dafür seitens der Vereine/Verbände geschaffen werden und sich Trainer*innen organisieren und gemeinsam für ihre Interessen eintreten – und das auf allen Ebenen, vom Sportverein an der Basis bis hin zu den Bundestrainer*innen.

Der letzte Bereich umfasst das Umfeld der Trainer*innen außerhalb des organisierten Sports, also die Politik, Gesellschaft und Wissenschaft, die sich den Trainer*innen in ihrer Schlüsselfunktion widmen und entsprechende Maßnahmen zur Wertschätzung, zur Verbesserung ihrer Rahmenbedingungen sowie zur Analyse ihrer Situation beitragen können. Ein großes Anliegen im Projekt war es, Trainer*innen und ihr Handeln sowie ihre Wirkung auf die Entwicklung von Sportler*innen sichtbar zu machen, um die nötige Anerkennung dafür zu erhalten. Dies ist zum Beispiel am Thanks Coach Day gelungen, als aus Politik und Gesellschaft den Trainer*innen öffentlich für ihren Einsatz und ihr Engagement gedankt wurde. Ein weiterer Durchbruch ist sicherlich auch, dass die Politik erkannt hat, dass es ohne qualifizierte Trainer*innen keinen sportlichen ReStart in der Gesellschaft geben kann und diese Zielgruppe beim gleichnamigen Förderprogramm bedacht hat. Trainer*innen haben eine enorme Bedeutung bei der Bewegungsförderung von Kindern und Menschen in der Gesellschaft allgemein. Die bildungspolitische Anerken-

nung der Kompetenzen der Trainer*innen hingegen ist immer noch eine große Herausforderung, für die man sich weiter einsetzen muss.

Abschließend lässt sich feststellen, dass innerhalb der Trainer*in-Projekte eine Annäherung an die Vision stattgefunden hat und diese gleichzeitig nicht an Bedeutung verloren hat. Eine Aufgabe für die Zukunft wäre es, die Vision unabhängig vom DOSB/dsj-Projekt TrainerInSportdeutschland weiter in die Strukturen des Sports zu bringen. Die Anstrengungen müssen als Dauerthema verankert werden, um wirklich in allen Sportarten im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen zu verfügen.

3. Übergreifender Organisationsentwicklungsansatz als Chance

Von Beginn an wurde im Projekt Trainer InSportdeutschland auf einen breit und übergreifend angelegten Organisationsentwicklungsansatz gesetzt. Ziel war es, mit dem Projekt und allen Aktivitäten und Maßnahmen nachhaltige Veränderungen im System anzustoßen, verschiedene Akteur*innen und verschiedene Ebenen zusammenzubringen und die Förderung von Trainer*innen als Kernaufgabe strategisch zu verankern. Die Grundidee war, dass sich das Sportsystem durch die Vernetzung und das Voneinanderlernen weiterentwickeln kann und so eine langfristige Wirkung erzielt wird. DOSB und dsj haben hier gute Rahmenbedingungen für die Entwicklung in den Sportorganisationen geschaffen, Akteur*innen bei ihren Entwicklungsschritten unterstützt und selbst Impulse gesetzt.

Eine wichtige Voraussetzung, damit Organisationsentwicklungsprozesse gelingen können, ist es, ein gemeinsames Anliegen zu haben und daraus abgeleitet ein positives Zukunftsbild, eine Vision, zu entwickeln. Es muss also allen Beteiligten klar sein, wozu das alles gemacht wird. Dies war mit der Vision Trainer*in 2026 gegeben, auf die man sich verständigt hatte. Auf dieser Grundlage wurden dann stetig Impulse gesetzt, über die Trainer*in-Projekte Entwicklungen ermöglicht, diese dann begleitet und evaluiert, um daraus neue Impulse ableiten zu können. 40 Trainer*in-Projekte wurden in den Verbänden gefördert und umgesetzt. Diese Projekte zahlten in erster Linie im verbandseigenen System auf die Weiterentwicklung im Themenfeld Trainer*innen ein. Zusätzlich zur Wirkung der Projekte in den einzelnen Verbänden, wurden die Erfahrungen immer wieder reflektiert, Erkenntnisse abgeleitet und querliegende Themen in das Gesamtsystem überführt

52
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK FAZIT

(Wissenstransfer), sodass alle von den Erfahrungen in den Projekten lernen konnten. Über Vernetzung, Austausch und Wissensmanagement wurden die Entwicklungen im lernenden System breit gestreut und Synergien gebildet. Durch die Entwicklungs- und Reflexionsschleifen konnte im Gesamtverlauf so eine größere Wirkung erzielt werden, als die, die jedes einzelne Teilprojekt für sich erzielt hat. Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt von Organisationsentwicklung besteht darin, das ganze System in den Blick zu nehmen. Von Anfang an wurden Trainer*innen ganzheitlich betrachtet, was sich auch in den 13 Leitzielen der Vision widerspiegelt. Gleichzeitig wurden Trainer*innen auf allen Ebenen, vom Vereinstrainer bis zur Bundestrainerin, in den Blick genommen. Neben den Trainer*in-Projekten wurden vonseiten des DOSB und der dsj selbst Aktivitäten und Maßnahmen angestoßen. Beispiele dafür sind Maßnahmen zur Erhöhung der Wertschätzung und Aufmerksamkeit für Trainer*innen. Der Podcast TrainerInSportdeutschland gibt den Trainer*innen in Sportdeutschland eine Stimme und lässt dabei die verschiedenen Trainer*innen auf allen Ebenen mit ihren vielfältigen Tätigkeitsbereichen zu Wort kommen. Die Motivserien und Öffentlichkeitsmaßnahmen wurden zum einen direkt über den DOSB kommuniziert, zum anderen wurden aber auch Möglichkeiten geschaffen, dass sich andere Verbände und Organisationen ebenfalls daran beteiligen konnten, um eine breite und großflächige Wirkung zu erzielen. Nicht zuletzt bedeutet Organisationsentwicklung, dass alle Verantwortung für das Thema übernehmen müssen. An vielen Stellen sollen Maßnahmen ergriffen, Erkenntnisse gewonnen und Diskussionen geführt und diese miteinander vernetzt werden. Dazu gehört auch, den Mut zu haben, neue Wege zu gehen und Muster aufzubrechen. Im Projekt TrainerInSportdeutschland wurde diese Grundhaltung immer wieder hervorgehoben. Herausfordernd waren sicherlich die heterogenen Voraussetzungen und Strukturen in den

jeweiligen Verbänden des Sportsystems. Und auch die Vielfalt der Themen war mit dem vorhandenen Ressourceneinsatz schwer zu bedienen, sodass man hier noch nicht endgültig am Ziel ist. Dennoch konnten durch den Organisationsentwicklungsansatz verschiedene Akteure zusammengebracht werden, die sonst eher weniger in den Austausch gekommen wären. Es konnten Denkmuster aufgebrochen, Hürden verschoben, Verbandsgrenzen überwunden und Dinge gemeinsam bewegt werden.

4. Ausgewählte Highlights im Projektverlauf Abbildung 2 skizziert die ‚Meilensteine‘ im Projektverlauf.

Trainer*in-Projekte

Ein Highlight des Gesamtprojekts sind sicherlich die einzelnen Trainer*in-Projekte, die in den DOSB- und dsj-Mitgliedsorganisationen umgesetzt wurden und sehr vielfältige, facettenreiche Entwicklungen für Trainer*innen angestoßen haben. Jedes einzelne Projekt wurde in früheren Ausgaben der Zeitschrift Leistungssport bereits näher beschrieben. Eine Übersicht findet sich auch hier: https://trainerinsportdeutschland.dosb.de/projekte. Neben den einzelnen Maßnahmen ist über die Begleitung im Rahmen von TrainerInSportdeutschland noch viel mehr entstanden.

Es gab Projekte, die in die Gesamtstrategie des jeweiligen Verbandes eingebettet waren bzw. bei denen das Trainer*in-Projekt als Anstoß diente, um die Gesamtstrategie in den Blick zu nehmen und im Sinne der Trainer*innen weiterzuentwickeln. Einige Projekte haben die Förderung im Rahmen von TrainerInSportdeutschland genutzt, um weitreichende Veränderungen in ihrem Verband anzustoßen. So beispielsweise der Bund Deutscher Radfahrer (BDR), der mit seinem BDR TrainerClub eine Bildungsreform ins Rollen gebracht hat. Insbesondere bei kleineren Verbänden hat die Beteiligung am DOSBProjekt dazu geführt, dass die Förderung von Trainer*innen eine hohe Bedeutung

bekommen hat und sehr viel Energie in das Thema geflossen ist, wie beispielsweise beim Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) mit ihrem Projekt „Starke Trainer*innen – starker Verband“ oder dem Projekt Floorball Connected von Floorball Deutschland. Landesfachverbände waren per se nicht antragsberechtigt, konnten aber eine Kooperation mit dem jeweiligen Spitzenverband und dem Landessportbund eingehen, um so ein Trainer*in-Projekt umzusetzen. Dies hat zu einer engeren Verzahnung und Abstimmung geführt, die auch über die Projekte hinaus weiter ausgebaut wurde. Ein sehr gutes Beispiel sind die Projekte des Deutschen Turner-Bundes, des Niedersächsischen Turner-Bundes und des Landessportbundes Niedersachsen, die angeregt durch die Projektbegleitung ihre Projekte gegenseitig ergänzen konnten. Zum Teil wurden Projekte auch in einzelnen Landesfachverbänden erprobt, bevor sie dann über den Spitzenfachverband in der jeweiligen Sportart ausgerollt wurden. So hatte der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) beispielsweise in der ersten Runde ein Projekt mit dem Leichtathletik-Verband Mecklenburg-Vorpommern eingereicht und in der zweiten Runde, aufbauend auf diesen Erfahrungen, die Maßnahmen für weitere Landesfachverbände angeboten. Spannend war generell, zu sehen, wie die Rolle der Landessportbünde in diesem Themenfeld gestärkt wurde und wie vermeintlich kleine Projekte sportartenübergreifend eine enorme Resonanz erzielt haben. Bestes Beispiel hier ist der Podcast Pausenansprache, der vom Niedersächsischen Rugby Verband initiiert wurde und inzwischen in vielen Sportarten in der Trainer*innenaus- und -fortbildung eingesetzt wird und eine echte Bereicherung für den Trainer*innenalltag darstellt. An diesen Beispielen wird deutlich, was durch den oben beschriebenen Organisationsentwicklungsansatz bewirkt wurde. Das Sportsystem als Organisation hat sich weiterentwickelt, indem neue Schwerpunkte gesetzt, übergreifend agiert, Verbindungen und Netzwerke ge-

53
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK FAZIT 20192020 Evaluation Evaluation Evaluation 2022 Trainer*in-Projekte 2 Trainer*in-Projekte 1 Online-BegleitungOnline-Begleitung 2023 2021 Abb. 2: Zeitschiene

stärkt und breite Ansätze verfolgt wurden. Die Annahme ist groß, dass diese Wirkung nachhaltig ist und auch über die Trainer*in-Projekte hinaus noch Bestand haben wird.

Projektbegleitung und Wissensmanagement: Aufbau einer Community

Hauptanliegen der Projektbegleitung war es, die umsetzenden Verbände bestmöglich zu unterstützen, dass sie ihr Projektmanagement erfolgreich umsetzen und dadurch ihre Ziele erreichen können. Darüber hinaus sollten die Projekte sichtbar werden, ein transparenter Wissenstransfer stattfinden können und das Von- und Miteinanderlernen ermöglicht werden. Der Ansatz dabei war es, eine Art digitales Mentoring bzw. eine kollegiale Beratung zu etablieren. Gleichzeitig konnte die Projektbegleitung als eine Art Qualitätsmanagement begriffen werden, durch die die Entwicklung der Projekte verfolgt und bei Bedarf Einfluss darauf genommen werden konnte. Teil der Projektbegleitung war auch die Definition und regelmäßige Überprüfung von sinnvollen, realistischen und passgenauen Key Performance Indicators (KPIs), anhand derer der Erfolg der Projekte messbar wurde.

Die erste Runde der Trainer*in-Projekte (2020-2021) wurde auf der Lernumgebung Edubreak Sportcampus begleitet. Über didaktisch sinnvolle Aufgabenstellungen wurden die Projektleitungen kontinuierlich und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zur Reflexion ihres Projekts angeregt (näheres dazu auch in der Zeitschrift Leistungssport 2/2022, S. 16-20). Für die zweite Runde (2021-2023) wurden die Rückmeldungen der Projektleitungen berücksichtigt und der Fokus noch stärker auf den Austausch zwischen den Projektleitungen gelegt. Daher wurde hier die Austauschplattform DOSB-Wissensnetz für die Begleitung genutzt. Zeitgleich starteten auch die Projekte des DOSB-Innovationsfonds Sportentwicklung 2021/2022 Da im Themenfeld Wissenstransfer einige Projekte dabei waren, die inhaltlich ähnliche Zielstellungen verfolgten wie die Trainer*in-Projekte, wurden diese Projekte zusammen begleitet, um sich gegenseitig unterstützen zu können. Die insgesamt knapp 40 Projekte wurden anhand ihres thematischen Fokus in vier Gruppen geteilt (Fokusgruppen). Alle zwei Monate kamen die Gruppen in sogenannten Fokusmeetings digital synchron zusammen. Die ersten Fokusmeetings standen im Zeichen des Kennenlernens und des Feststellens der Gemeinsamkeiten. In den weiteren Fokusmeetings ging es um den Austausch zu konkreten Projektherausforde-

rungen, dem gemeinsamen Finden möglicher Lösungen, das Nutzen von Synergieeffekten und das Heben von Learnings. Ergänzt wurden die digitalen Fokusmeetings über asynchronen Austausch (Beiträge, Kommentare, Videos) im DOSB-Wissensnetz. Zu übergeordneten Herausforderungen oder Fragestellungen wurden Online-Sprechstunden mit Expert*innen eingeladen. Beispielsweise konnte mit Unterstützung der Führungsakademie des DOSB zu Beginn eine Sprechstunde zum Thema Projektmanagement durchgeführt und die Fragen der Projektleitungen entsprechend geklärt werden. Durch angeleitete Reflexion, den regelmäßigen Austausch und digitales Zusammenkommen konnte so über die Projektlaufzeit hinweg eine Community aufgebaut werden. Die Projektleitungen bewerteten die Begleitung als lehrreich, unterstützend und richtungweisend. Knapp 80 % gaben in einer abschließenden Evaluation an, dass ihnen die Online-Projektbegleitung für die Zielerreichung und das Projektmanagement des Projektes insgesamt geholfen hat. Insbesondere die übergreifende Sprechstunden, der Austausch und die Diskussion untereinander in den Fokusmeetings und die Reflexion anhand der KPIs waren dabei zielführend, während gleichzeitig der zu leistende Aufwand angemessen war.

Die Projektbegleitung stellte einen wichtigen Aspekt des Wissensmanagements im Themenfeld Trainer*innen dar. Die systematische Vernetzung der unterschiedlichen Akteur*innen und Organisationen trägt dazu bei, Synergieeffekte zwischen den Projekten zu nutzen. So werden Projekte mit ähnlichen Herausforderungen und Interessen an bestimmten Inhalten zusammengeführt und vernetzt sowie gute Lösungen transparent gemacht. Das Wissen, das hierbei entstand, wurde nicht nur unter den Projektleitungen der Trainer*in-Projekte geteilt, sondern wurde auch allen anderen interessierten Verbänden im Rahmen von Austauschformaten (z.B. Spotlight Trainer*in), Videoclips, schriftlichen Veröffentlichungen oder Posterausstellungen zur Verfügung gestellt.

Kommunikationsschwerpunkt und Thanks Coach Day

Mit dem Trainer*innen-Schwerpunkt im September 2022 wurde zum einen aufgezeigt, wie facettenreich und vielfältig die Trainer*innen-Tätigkeit ist. Zum anderen wurde er als Anlass genommen, den Trainer*innen in Sportdeutschland DANKE zu sagen für ihren unermüdlichen Einsatz und ihr Engagement. Eingebettet in den Schwerpunkt war der internationale

#ThanksCoachDay, der jedes Jahr vom International Council for Coaching Excellence (ICCE) am 25. September ausgerufen wird.

Ziel war es, die Wertschätzung in Sportdeutschland und darüber hinaus in der breiten Gesellschaft für Trainerinnen und Trainer zu erhöhen, das Berufsbild zu stärken und die Leistungen der Trainer*innen auf verschiedene Art und Weise sichtbar zu machen und zu würdigen.

Dazu hat der DOSB auf seinen eigenen Kanälen über den gesamten September 2022 einen Fokus auf das Thema in seinen verschiedenen Facetten, vom Vereinstrainer bis zur Bundestrainerin, gelegt. Auf den DOSB-Kanälen, den Sportdeutschland-Kanälen und teilweise auch auf den Team-D-Kanälen (Twitter, LinkedIn, Instagram, Facebook und TikTok) wurden über einen Zeitraum von etwa fünf Wochen entsprechende Inhalte und Motive veröffentlicht. Hauptcontent war die Motivserie „Warum ich TrainerInSportdeutschland bin? – Weil es mich begeistert!“. Hier wurden unterschiedliche Trainer*innen abgebildet und ein für sie passendes Statement, warum sie Trainer*in sind, ergänzt. Darüber hinaus gab es kurze Videos und Reels, in denen Trainer*innen zum Ausdruck bringen konnten, was sie am Trainer-Sein fasziniert. Zitatgrafiken aus dem Podcast TrainerInSportdeutschland wurden ebenso gespielt wie Infografiken zur Motivation, zur Ausbildung und zu Tätigkeitsbereichen von Trainer*innen. Am Thanks Coach Day selbst wurden Athlet*innen, Politiker*innen, Vereine und Verbände dazu aufgerufen, (ihren) Trainer*innen zu danken, sei es via Fotomotiv, Videobotschaft oder TikTokVideo. Dabei wurde den Verbänden eine Vorlage an die Hand gegeben, in die sie lediglich ihr Foto und Logo einfügen mussten. Über 200 Posts wurden an diesem Tag zum Dank der Trainer*innen in den sozialen Medien veröffentlicht und geteilt. Insgesamt konnten in diesem Zeitraum mit über 160 Postings auf den Sportdeutschland-Kanälen über 575.000 Menschen erreicht werden. Inbesondere die Video-Formate wurden sehr gut angenommen und damit über 45 Stunden Watch-Time auf YouTube erreicht. Mit individuellen (Trainer*innen)-Persönlichkeiten und vielfältigen Contentformaten wurde Sportdeutschland auf den sozialen Medien zum Mitmachen animiert.

5. Learning und Verortung in aktuellen Themen

Im Projektverlauf wurde klar, dass Trainer*innen weiterhin im Mittelpunkt der Verbandsarbeit stehen müssen. Dabei kann auf den Erfahrungen und Ansätzen

54
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK FAZIT

des Projektes TrainerInSportdeutschland aufgebaut und diese weiterentwickelt werden. Entscheidend ist aber, dass die Förderung von Trainer*innen auch strukturell auf den Führungsebenen von Verbänden verankert ist (vgl. Leitziel 1). Alle, sowohl innerhalb des Sportsystems als auch außerhalb in Politik und Gesellschaft, sind gefordert, aktiv zu werden und sich für Trainer*innen einzusetzen. Das kann sowohl im Verein beispielsweise über gezielte Nachwuchsförderung im Trainer*innen-Bereich erfolgen als auch im Verband z.B. über die in der Satzung verankerte und gelebte Mitbestimmung der Trainer*innen. So ließe sich durch den Beitrag aller eine positive Weiterentwicklung und Veränderung der Rahmenbedingungen für Trainer*innen erreichen. Es hat sich gezeigt, dass insbesondere auch Trainer*innen dabei eine aktive Rolle spielen müssen, sowohl in Bezug auf die Mitbestimmung als auch bei der Eigeninitiative. Trainer*innen sind aufgefordert, sich auf allen Ebenen für ihre Belange einzusetzen. Die Wirkung wird umso größer, je mehr Trainer*innen sich zusammentun, gemeinsam ihre Interessen vertreten und mit einer starken Stimme sprechen. Die grundlegende Herausforderung besteht immer noch darin, Trainer*innen zu gewinnen und zu binden. Im ehrenamtlichen Bereich wird es immer schwieriger, motivierte Trainer*innen zu finden, die ihrer Tätigkeit langfristig nachgehen. Mit dem Entwicklungsplan Sport, der Bewegung und Sport einfacher zugänglich ma-

chen soll, wird unter anderem auch das Ziel verfolgt, Ehrenamt zu stärken und das Engagement zukunftsfähig aufzustellen. Hiervon können die ehrenamtlich engagierten Trainer*innen profitieren. Zudem haben die Sportentwicklungsberichte gezeigt, dass sich qualifizierte Trainer*innen fast doppelt so lange engagieren als solche ohne Ausbildung. Daher ist es sehr zu begrüßen, dass mit dem aktuellen ReStart-Förderprogramm des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat die große Bedeutung von Ausbildung und Qualifizierung von Trainer*innen erkannt wird und entsprechend die ausbildenden Verbände gefördert werden. Gerade nach der Corona-Pandemie, unter der viele Vereine, aber auch viele Kinder und Jugendliche sehr gelitten haben, ist jetzt die Zeit gekommen, über motivierte und gut ausgebildete Trainer*innen qualifizierte Bewegungs- und Sportangebote zu schaffen.

Lösungen für den Fachkräftemangel im hauptberuflichen Trainer*innen-Bereich zu finden, spielt auch für die Weiterentwicklung des deutschen Leistungssports eine wichtige Rolle, wo den Trainer*innen innerhalb des gesamten Leistungssportpersonals eine besondere Verantwortung und Aufgabe zukommt. Bedarf dafür gibt es auf der Vereins-, der Landes- und der Bundesebene gleichermaßen.

Deshalb nimmt das Grobkonzept „Neue Wege gehen“ vom Bundesministerium des Innern und für Heimat und vom DOSB für den Spitzen- und Leistungssport aus

dem November 2022 den Bereich des Leistungssportpersonals und hier insbesondere der Trainer*innen als eines von neun zentralen Handlungsfeldern in den Blick. Wichtige identifizierte Stellschrauben sind hier zum einen die konsequente Umsetzung des Konzepts „Verbesserung der arbeitsvertraglichen Rahmenbedingungen für Trainer*innen“, zum anderen der Aufbau einer staatlich anerkannten Berufsausbildung sowie einer akademischen Ausbildung von Leistungssportpersonal. Hierfür setzt sich der DOSB mit dem Ziel der Stärkung der Berufsperspektive und der damit verbundenen Steigerung der Attraktivität und Planungssicherheit für Leistungssportpersonal, insbesondere der Trainer*innen, ein. Aus dem Grobkonzept abzuleitende Maßnahmen und Umsetzungsschritte werden im Jahr 2023 gemeinsam vom Bund, den Ländern und dem organisierten Sport herausgearbeitet. Beabsichtigt ist es, auch für die hauptberuflichen Trainer*innen wertvolle Weiterentwicklungen zu realisieren. Obwohl das Projekt TrainerInSportdeutschland im Juni 2023 abgeschlossen sein wird, zeigt sich, dass die Förderung von Trainer*innen noch lange nicht abgeschlossen – eben weil sie eine Kernaufgabe darstellt, die dauerhaft und permanent bearbeitet werden muss.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de

55
LEISTUNGSSPORT SONDERDRUCK FAZIT
Beispielhafte Podcastzitate aus dem Podcast „TrainerInSportdeutschland“

DANKE, TRAINER!

trainerinsportdeutschland.dosb.de © DOSB –Photo: Kai Neunert
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.