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PROJEKTABSCHLUSS TRAINERINSPORTDEUTSCHLAND

Fazit und Learnings

Mit dem Projekt TrainerInSportdeutschland haben sich DOSB und dsj gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen auf den Weg gemacht, sich der Vision Trainer*in 2026 anzunähern. Nach vier Jahren Projektlaufzeit findet das breit angelegte Organisationsentwicklungs-

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1. Das Projekt in Zahlen

Das im Juli 2019 gestartete Projekt TrainerInSportdeutschland findet nach vier Jahren Projektlaufzeit Mitte 2023 seinen Abschluss (siehe Abbildung 1). Knapp 800.000 Euro wurden im Projekt verausgabt, wobei über die Hälfte als direkte Weiterleitung an die DOSB- und dsj-Mitgliedsorganisationen sowie DOSB-nahen Institutionen für die Umsetzung und finanzielle Unterstützung von insgesamt 40 Trainer*in-Projekten ausgezahlt wurden. Durch die zusätzlichen Eigenmittel der Verbände, die für die Trainer*in-Projekte aufgebracht wurden, konnten so über 1,1 Millionen Euro in die Förderung von Trainer*innen investiert werden. Um als lernende Organisation von den Erfahrungen und Learnings dieser Projekte zu profitieren, haben insgesamt 35 Beteiligungs- und Austauschformate stattgefunden. Sowohl die Kick-off- Veranstaltung (Oktober 2019) als auch die Abschlusskonferenz (Mai 2023) haben in Präsenz stattgefunden. Während des Projektverlaufs gab es mit der Anstoß-Veranstaltung zur zweiten Projektrunde (April 2021) und der Halbzeitkonferenz (November 2021) sowie den sechs Spotlights Trainer*in (April-November 2022) noch weitere digitale Austauschformate, die für das gesamte Sportsystem geöffnet waren. Darüber hinaus haben insbesondere Verbände, die ein Trainer*in-Projekt durchgeführt haben, von weiteren digitalen Formaten in Form von Online-Sprechstunden, Fokusmeetings und Projekttreffen profitiert (siehe hierzu auch „Projektbegleitung“). Um den Trainer*innen in Sportdeutschland eine Stimme zu geben, wur- projekt Mitte 2023 seinen Abschluss. Ein Fazit, dass sich bereits ziehen lässt, ist, dass Trainer*innen nach wie vor Schlüsselpersonen sind und ihre Förderung dauerhaft als Kernaufgabe verankert werden muss. Daher werden nun alle Erfahrungen, Good-Practice-Beispiele und

Learnings der vergangenen vier Jahre gebündelt und gehoben, um daraus zu lernen und Ableitungen zu treffen.

Eingegangen: 26.3.2023 de der Podcast TrainerInSportdeutschland konzipiert. Inzwischen hat er sich mit den bislang 35 veröffentlichten Folgen und ca. 10.000 Hörer*innen fest etabliert. Eine noch größere Reichweite konnte mit den beiden Kommunikationsschwerpunkten erzielt werden: Im Februar 2021 konnte über verschiedene Social-Media-Formate aufgezeigt werden, wie facettenreich und vielfältig die Trainer*innen-Tätigkeit ist, was das Faszinierende daran ist und warum es sich lohnt, selbst Trainer*in zu werden. Während dieser erste Schwerpunkt unter dem Motto „Trainer*in werden“ insbesondere alle Interessierten angesprochen hat, gelang es mit dem zweiten Schwerpunkt, rund um den Thanks Coach Day am 25. September (2022) allen bestehenden Trainer*innen für ihren unermüdlichen Einsatz und ihr Engagement zu danken. Hier wurde nicht nur deutlich, welchen Mehrwert Trainer*innen für den Sport, sondern auch für die Gesellschaft leisten. Über 1,5 Millionen Menschen wurden mit den beiden Schwerpunkten erreicht.

4 4 Jahre Projektlaufzeit (Juli 2019 - Juni 2023) 40 40

Trainer*in-Projekte in den Sportverbänden

800.000 800.000

Euro Projektmittel

1.100.000 1.100.000

35 35 Beteiligungs- und Austauschformate

1.500.000 1.500.000

Euro für Trainer*in-Projekte (Eigenmittel und DOSB-Förderung)

10.000 10.000

Hörer*innen des Podcasts

TrainerInSportdeutschland erreichte Menschen über Social Media (Kommunikationsschwerpunkte)

Abbildung 1: TrainerInSportdeutschland – das Projekt in Zahlen

2. Vision Trainer*in 2026 – Status quo

Die Vision Trainer*in 2026 wurde bereits 2016 auf der DOSB-Konferenz Schlüsselfigur Trainer*in in Hannover von DOSB und dsj gemeinsam mit den Mitgliedsorganisationen erarbeitet. Die Vision und die 13 Leitziele waren der Ausgangspunkt für das Projekt TrainerInSportdeutschland und standen als Leitgedanke und Dach über dem gesamten Projekt (wie zu Beginn in der Zeitschrift Leistungssport 5/2019, 12-16, beschrieben). Alle Maßnahmen, Teilprojekte und Strategien wurden an der Vision ausgerichtet. Sie zählt in gewisser Weise als Ideal und Anspruch, dem es sich anzunähern gilt.

Die Vision, die auf aktuellen Herausforderungen im Themenfeld Trainer*innen aufbaut, ist auch heute noch aktuell. Nach wie vor ist es ein großes Anliegen, im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen zu verfügen, um Kinder und Jugendliche in Bewegung zu bringen, den Vereinssport auch in Zukunft zu sichern und Höchstleistungen bei Leistungssportler*innen hervorzubringen. Im Laufe der Zeit haben sich die Herausforderungen verschoben und damit auch die Bedeutung der einzelnen Leitziele. Diese Entwicklungen sind zum einen auf sportverbandliche und gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zurückzuführen, zum anderen – und dazu gab uns die Zwischenevaluation (siehe auch Zeitschrift Leistungssport 2/2022, S. 16-20) erste Anhaltspunkte – auf die Anstrengungen im Projekt TrainerInSportdeutschland Inwiefern das Projekt mit seinen Maßnahmen und Trainer*in-Projekten konkret dazu beigetragen hat, wird ihm Rahmen der Projektevaluation (Mai 2023) abschließend festzustellen sein.

Die 13 Leitziele umfassen das komplexe Feld rund um die Trainer*innen aus verschiedenen Perspektiven und sind in drei Bereiche gegliedert. Ein Bereich beschreibt das deutsche Sportsystem, das die Belange der Trainer*innen als Kernaufgabe definiert und sich für attraktive Rahmenbedingungen einsetzt, um Trainer*innen zu gewinnen und zu fördern. Insbesondere beim Leitziel 2 zur Trainer*innenbildung haben viele Verbände angesetzt und durch ihre Trainer*in-Projekte die Aus- und Fortbildungen digital und kompetenzorientiert weiterentwickelt. Es lässt sich festhalten, dass hier wichtige Entwicklungen stattgefunden haben, wenn auch noch nicht flächendeckend über alle Lizenzstufen und Sportarten hinweg. Auch im Leitziel 5 (Wissensmanagement für Trainer*innen) wurden viele sinnvolle Lösungen erarbeitet, sowohl im sportartspezifischen Ansatz (z.B. das Ausbildernetz der Deut- schen Reiterlichen Vereinigung oder das Kanu-Wissensnetz) als auch übergreifend (z.B. das Wissensnetz des Landessportbundes Niedersachsen). Eine Herausforderung, die immer noch hoch aktuell ist, besteht darin, attraktive Arbeitsbedingungen für Trainer*innen zu schaffen (Leitziel 3) und konkrete Maßnahmen in die Umsetzung zu bringen. Der nächste Bereich stellt das Selbstverständnis der Trainer*innen und ihre Rolle im Training, im Wettkampf, im Sportverein als Berater*in, Lernbegleiter*in, Bezugsperson und Vorbild dar. Neben der Partizipation und den Einflussmöglichkeiten von Trainer*innen kommt es hier sehr stark darauf an, wie Trainer*innen ihre Rolle selbst definieren. Im Projektverlauf wurden einige Beteiligungsformate erprobt und die Trainer*innen durch Mentoring und Coaching in ihrem Selbstverständnis gestärkt. Es wurde deutlich, dass die Verbände hier nur den Rahmen bieten können, z.B. über die Verankerung der Mitbestimmung von Trainer*innen in ihren Satzungen, Ermöglichung von Trainer*innenRäten oder Mentoring-Angeboten. Am Ende sind es auch die Trainer*innen selbst, die sich aktiv einbringen und für ihre Belange einsetzen wollen und müssen. Am besten gelingt das, wenn Räume dafür seitens der Vereine/Verbände geschaffen werden und sich Trainer*innen organisieren und gemeinsam für ihre Interessen eintreten – und das auf allen Ebenen, vom Sportverein an der Basis bis hin zu den Bundestrainer*innen.

Der letzte Bereich umfasst das Umfeld der Trainer*innen außerhalb des organisierten Sports, also die Politik, Gesellschaft und Wissenschaft, die sich den Trainer*innen in ihrer Schlüsselfunktion widmen und entsprechende Maßnahmen zur Wertschätzung, zur Verbesserung ihrer Rahmenbedingungen sowie zur Analyse ihrer Situation beitragen können. Ein großes Anliegen im Projekt war es, Trainer*innen und ihr Handeln sowie ihre Wirkung auf die Entwicklung von Sportler*innen sichtbar zu machen, um die nötige Anerkennung dafür zu erhalten. Dies ist zum Beispiel am Thanks Coach Day gelungen, als aus Politik und Gesellschaft den Trainer*innen öffentlich für ihren Einsatz und ihr Engagement gedankt wurde. Ein weiterer Durchbruch ist sicherlich auch, dass die Politik erkannt hat, dass es ohne qualifizierte Trainer*innen keinen sportlichen ReStart in der Gesellschaft geben kann und diese Zielgruppe beim gleichnamigen Förderprogramm bedacht hat. Trainer*innen haben eine enorme Bedeutung bei der Bewegungsförderung von Kindern und Menschen in der Gesellschaft allgemein. Die bildungspolitische Anerken- nung der Kompetenzen der Trainer*innen hingegen ist immer noch eine große Herausforderung, für die man sich weiter einsetzen muss.

Abschließend lässt sich feststellen, dass innerhalb der Trainer*in-Projekte eine Annäherung an die Vision stattgefunden hat und diese gleichzeitig nicht an Bedeutung verloren hat. Eine Aufgabe für die Zukunft wäre es, die Vision unabhängig vom DOSB/dsj-Projekt TrainerInSportdeutschland weiter in die Strukturen des Sports zu bringen. Die Anstrengungen müssen als Dauerthema verankert werden, um wirklich in allen Sportarten im Sportvereinssystem über eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Trainer*innen zu verfügen.

3. Übergreifender Organisationsentwicklungsansatz als Chance

Von Beginn an wurde im Projekt Trainer InSportdeutschland auf einen breit und übergreifend angelegten Organisationsentwicklungsansatz gesetzt. Ziel war es, mit dem Projekt und allen Aktivitäten und Maßnahmen nachhaltige Veränderungen im System anzustoßen, verschiedene Akteur*innen und verschiedene Ebenen zusammenzubringen und die Förderung von Trainer*innen als Kernaufgabe strategisch zu verankern. Die Grundidee war, dass sich das Sportsystem durch die Vernetzung und das Voneinanderlernen weiterentwickeln kann und so eine langfristige Wirkung erzielt wird. DOSB und dsj haben hier gute Rahmenbedingungen für die Entwicklung in den Sportorganisationen geschaffen, Akteur*innen bei ihren Entwicklungsschritten unterstützt und selbst Impulse gesetzt.

Eine wichtige Voraussetzung, damit Organisationsentwicklungsprozesse gelingen können, ist es, ein gemeinsames Anliegen zu haben und daraus abgeleitet ein positives Zukunftsbild, eine Vision, zu entwickeln. Es muss also allen Beteiligten klar sein, wozu das alles gemacht wird. Dies war mit der Vision Trainer*in 2026 gegeben, auf die man sich verständigt hatte. Auf dieser Grundlage wurden dann stetig Impulse gesetzt, über die Trainer*in-Projekte Entwicklungen ermöglicht, diese dann begleitet und evaluiert, um daraus neue Impulse ableiten zu können. 40 Trainer*in-Projekte wurden in den Verbänden gefördert und umgesetzt. Diese Projekte zahlten in erster Linie im verbandseigenen System auf die Weiterentwicklung im Themenfeld Trainer*innen ein. Zusätzlich zur Wirkung der Projekte in den einzelnen Verbänden, wurden die Erfahrungen immer wieder reflektiert, Erkenntnisse abgeleitet und querliegende Themen in das Gesamtsystem überführt

(Wissenstransfer), sodass alle von den Erfahrungen in den Projekten lernen konnten. Über Vernetzung, Austausch und Wissensmanagement wurden die Entwicklungen im lernenden System breit gestreut und Synergien gebildet. Durch die Entwicklungs- und Reflexionsschleifen konnte im Gesamtverlauf so eine größere Wirkung erzielt werden, als die, die jedes einzelne Teilprojekt für sich erzielt hat. Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt von Organisationsentwicklung besteht darin, das ganze System in den Blick zu nehmen. Von Anfang an wurden Trainer*innen ganzheitlich betrachtet, was sich auch in den 13 Leitzielen der Vision widerspiegelt. Gleichzeitig wurden Trainer*innen auf allen Ebenen, vom Vereinstrainer bis zur Bundestrainerin, in den Blick genommen. Neben den Trainer*in-Projekten wurden vonseiten des DOSB und der dsj selbst Aktivitäten und Maßnahmen angestoßen. Beispiele dafür sind Maßnahmen zur Erhöhung der Wertschätzung und Aufmerksamkeit für Trainer*innen. Der Podcast TrainerInSportdeutschland gibt den Trainer*innen in Sportdeutschland eine Stimme und lässt dabei die verschiedenen Trainer*innen auf allen Ebenen mit ihren vielfältigen Tätigkeitsbereichen zu Wort kommen. Die Motivserien und Öffentlichkeitsmaßnahmen wurden zum einen direkt über den DOSB kommuniziert, zum anderen wurden aber auch Möglichkeiten geschaffen, dass sich andere Verbände und Organisationen ebenfalls daran beteiligen konnten, um eine breite und großflächige Wirkung zu erzielen. Nicht zuletzt bedeutet Organisationsentwicklung, dass alle Verantwortung für das Thema übernehmen müssen. An vielen Stellen sollen Maßnahmen ergriffen, Erkenntnisse gewonnen und Diskussionen geführt und diese miteinander vernetzt werden. Dazu gehört auch, den Mut zu haben, neue Wege zu gehen und Muster aufzubrechen. Im Projekt TrainerInSportdeutschland wurde diese Grundhaltung immer wieder hervorgehoben. Herausfordernd waren sicherlich die heterogenen Voraussetzungen und Strukturen in den jeweiligen Verbänden des Sportsystems. Und auch die Vielfalt der Themen war mit dem vorhandenen Ressourceneinsatz schwer zu bedienen, sodass man hier noch nicht endgültig am Ziel ist. Dennoch konnten durch den Organisationsentwicklungsansatz verschiedene Akteure zusammengebracht werden, die sonst eher weniger in den Austausch gekommen wären. Es konnten Denkmuster aufgebrochen, Hürden verschoben, Verbandsgrenzen überwunden und Dinge gemeinsam bewegt werden.

4. Ausgewählte Highlights im Projektverlauf Abbildung 2 skizziert die ‚Meilensteine‘ im Projektverlauf.

Trainer*in-Projekte

Ein Highlight des Gesamtprojekts sind sicherlich die einzelnen Trainer*in-Projekte, die in den DOSB- und dsj-Mitgliedsorganisationen umgesetzt wurden und sehr vielfältige, facettenreiche Entwicklungen für Trainer*innen angestoßen haben. Jedes einzelne Projekt wurde in früheren Ausgaben der Zeitschrift Leistungssport bereits näher beschrieben. Eine Übersicht findet sich auch hier: https://trainerinsportdeutschland.dosb.de/projekte. Neben den einzelnen Maßnahmen ist über die Begleitung im Rahmen von TrainerInSportdeutschland noch viel mehr entstanden.

Es gab Projekte, die in die Gesamtstrategie des jeweiligen Verbandes eingebettet waren bzw. bei denen das Trainer*in-Projekt als Anstoß diente, um die Gesamtstrategie in den Blick zu nehmen und im Sinne der Trainer*innen weiterzuentwickeln. Einige Projekte haben die Förderung im Rahmen von TrainerInSportdeutschland genutzt, um weitreichende Veränderungen in ihrem Verband anzustoßen. So beispielsweise der Bund Deutscher Radfahrer (BDR), der mit seinem BDR TrainerClub eine Bildungsreform ins Rollen gebracht hat. Insbesondere bei kleineren Verbänden hat die Beteiligung am DOSBProjekt dazu geführt, dass die Förderung von Trainer*innen eine hohe Bedeutung bekommen hat und sehr viel Energie in das Thema geflossen ist, wie beispielsweise beim Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) mit ihrem Projekt „Starke Trainer*innen – starker Verband“ oder dem Projekt Floorball Connected von Floorball Deutschland. Landesfachverbände waren per se nicht antragsberechtigt, konnten aber eine Kooperation mit dem jeweiligen Spitzenverband und dem Landessportbund eingehen, um so ein Trainer*in-Projekt umzusetzen. Dies hat zu einer engeren Verzahnung und Abstimmung geführt, die auch über die Projekte hinaus weiter ausgebaut wurde. Ein sehr gutes Beispiel sind die Projekte des Deutschen Turner-Bundes, des Niedersächsischen Turner-Bundes und des Landessportbundes Niedersachsen, die angeregt durch die Projektbegleitung ihre Projekte gegenseitig ergänzen konnten. Zum Teil wurden Projekte auch in einzelnen Landesfachverbänden erprobt, bevor sie dann über den Spitzenfachverband in der jeweiligen Sportart ausgerollt wurden. So hatte der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) beispielsweise in der ersten Runde ein Projekt mit dem Leichtathletik-Verband Mecklenburg-Vorpommern eingereicht und in der zweiten Runde, aufbauend auf diesen Erfahrungen, die Maßnahmen für weitere Landesfachverbände angeboten. Spannend war generell, zu sehen, wie die Rolle der Landessportbünde in diesem Themenfeld gestärkt wurde und wie vermeintlich kleine Projekte sportartenübergreifend eine enorme Resonanz erzielt haben. Bestes Beispiel hier ist der Podcast Pausenansprache, der vom Niedersächsischen Rugby Verband initiiert wurde und inzwischen in vielen Sportarten in der Trainer*innenaus- und -fortbildung eingesetzt wird und eine echte Bereicherung für den Trainer*innenalltag darstellt. An diesen Beispielen wird deutlich, was durch den oben beschriebenen Organisationsentwicklungsansatz bewirkt wurde. Das Sportsystem als Organisation hat sich weiterentwickelt, indem neue Schwerpunkte gesetzt, übergreifend agiert, Verbindungen und Netzwerke ge- stärkt und breite Ansätze verfolgt wurden. Die Annahme ist groß, dass diese Wirkung nachhaltig ist und auch über die Trainer*in-Projekte hinaus noch Bestand haben wird.

Projektbegleitung und Wissensmanagement: Aufbau einer Community

Hauptanliegen der Projektbegleitung war es, die umsetzenden Verbände bestmöglich zu unterstützen, dass sie ihr Projektmanagement erfolgreich umsetzen und dadurch ihre Ziele erreichen können. Darüber hinaus sollten die Projekte sichtbar werden, ein transparenter Wissenstransfer stattfinden können und das Von- und Miteinanderlernen ermöglicht werden. Der Ansatz dabei war es, eine Art digitales Mentoring bzw. eine kollegiale Beratung zu etablieren. Gleichzeitig konnte die Projektbegleitung als eine Art Qualitätsmanagement begriffen werden, durch die die Entwicklung der Projekte verfolgt und bei Bedarf Einfluss darauf genommen werden konnte. Teil der Projektbegleitung war auch die Definition und regelmäßige Überprüfung von sinnvollen, realistischen und passgenauen Key Performance Indicators (KPIs), anhand derer der Erfolg der Projekte messbar wurde.

Die erste Runde der Trainer*in-Projekte (2020-2021) wurde auf der Lernumgebung Edubreak Sportcampus begleitet. Über didaktisch sinnvolle Aufgabenstellungen wurden die Projektleitungen kontinuierlich und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zur Reflexion ihres Projekts angeregt (näheres dazu auch in der Zeitschrift Leistungssport 2/2022, S. 16-20). Für die zweite Runde (2021-2023) wurden die Rückmeldungen der Projektleitungen berücksichtigt und der Fokus noch stärker auf den Austausch zwischen den Projektleitungen gelegt. Daher wurde hier die Austauschplattform DOSB-Wissensnetz für die Begleitung genutzt. Zeitgleich starteten auch die Projekte des DOSB-Innovationsfonds Sportentwicklung 2021/2022 Da im Themenfeld Wissenstransfer einige Projekte dabei waren, die inhaltlich ähnliche Zielstellungen verfolgten wie die Trainer*in-Projekte, wurden diese Projekte zusammen begleitet, um sich gegenseitig unterstützen zu können. Die insgesamt knapp 40 Projekte wurden anhand ihres thematischen Fokus in vier Gruppen geteilt (Fokusgruppen). Alle zwei Monate kamen die Gruppen in sogenannten Fokusmeetings digital synchron zusammen. Die ersten Fokusmeetings standen im Zeichen des Kennenlernens und des Feststellens der Gemeinsamkeiten. In den weiteren Fokusmeetings ging es um den Austausch zu konkreten Projektherausforde- rungen, dem gemeinsamen Finden möglicher Lösungen, das Nutzen von Synergieeffekten und das Heben von Learnings. Ergänzt wurden die digitalen Fokusmeetings über asynchronen Austausch (Beiträge, Kommentare, Videos) im DOSB-Wissensnetz. Zu übergeordneten Herausforderungen oder Fragestellungen wurden Online-Sprechstunden mit Expert*innen eingeladen. Beispielsweise konnte mit Unterstützung der Führungsakademie des DOSB zu Beginn eine Sprechstunde zum Thema Projektmanagement durchgeführt und die Fragen der Projektleitungen entsprechend geklärt werden. Durch angeleitete Reflexion, den regelmäßigen Austausch und digitales Zusammenkommen konnte so über die Projektlaufzeit hinweg eine Community aufgebaut werden. Die Projektleitungen bewerteten die Begleitung als lehrreich, unterstützend und richtungweisend. Knapp 80 % gaben in einer abschließenden Evaluation an, dass ihnen die Online-Projektbegleitung für die Zielerreichung und das Projektmanagement des Projektes insgesamt geholfen hat. Insbesondere die übergreifende Sprechstunden, der Austausch und die Diskussion untereinander in den Fokusmeetings und die Reflexion anhand der KPIs waren dabei zielführend, während gleichzeitig der zu leistende Aufwand angemessen war.

Die Projektbegleitung stellte einen wichtigen Aspekt des Wissensmanagements im Themenfeld Trainer*innen dar. Die systematische Vernetzung der unterschiedlichen Akteur*innen und Organisationen trägt dazu bei, Synergieeffekte zwischen den Projekten zu nutzen. So werden Projekte mit ähnlichen Herausforderungen und Interessen an bestimmten Inhalten zusammengeführt und vernetzt sowie gute Lösungen transparent gemacht. Das Wissen, das hierbei entstand, wurde nicht nur unter den Projektleitungen der Trainer*in-Projekte geteilt, sondern wurde auch allen anderen interessierten Verbänden im Rahmen von Austauschformaten (z.B. Spotlight Trainer*in), Videoclips, schriftlichen Veröffentlichungen oder Posterausstellungen zur Verfügung gestellt.

Kommunikationsschwerpunkt und Thanks Coach Day

Mit dem Trainer*innen-Schwerpunkt im September 2022 wurde zum einen aufgezeigt, wie facettenreich und vielfältig die Trainer*innen-Tätigkeit ist. Zum anderen wurde er als Anlass genommen, den Trainer*innen in Sportdeutschland DANKE zu sagen für ihren unermüdlichen Einsatz und ihr Engagement. Eingebettet in den Schwerpunkt war der internationale

#ThanksCoachDay, der jedes Jahr vom International Council for Coaching Excellence (ICCE) am 25. September ausgerufen wird.

Ziel war es, die Wertschätzung in Sportdeutschland und darüber hinaus in der breiten Gesellschaft für Trainerinnen und Trainer zu erhöhen, das Berufsbild zu stärken und die Leistungen der Trainer*innen auf verschiedene Art und Weise sichtbar zu machen und zu würdigen.

Dazu hat der DOSB auf seinen eigenen Kanälen über den gesamten September 2022 einen Fokus auf das Thema in seinen verschiedenen Facetten, vom Vereinstrainer bis zur Bundestrainerin, gelegt. Auf den DOSB-Kanälen, den Sportdeutschland-Kanälen und teilweise auch auf den Team-D-Kanälen (Twitter, LinkedIn, Instagram, Facebook und TikTok) wurden über einen Zeitraum von etwa fünf Wochen entsprechende Inhalte und Motive veröffentlicht. Hauptcontent war die Motivserie „Warum ich TrainerInSportdeutschland bin? – Weil es mich begeistert!“. Hier wurden unterschiedliche Trainer*innen abgebildet und ein für sie passendes Statement, warum sie Trainer*in sind, ergänzt. Darüber hinaus gab es kurze Videos und Reels, in denen Trainer*innen zum Ausdruck bringen konnten, was sie am Trainer-Sein fasziniert. Zitatgrafiken aus dem Podcast TrainerInSportdeutschland wurden ebenso gespielt wie Infografiken zur Motivation, zur Ausbildung und zu Tätigkeitsbereichen von Trainer*innen. Am Thanks Coach Day selbst wurden Athlet*innen, Politiker*innen, Vereine und Verbände dazu aufgerufen, (ihren) Trainer*innen zu danken, sei es via Fotomotiv, Videobotschaft oder TikTokVideo. Dabei wurde den Verbänden eine Vorlage an die Hand gegeben, in die sie lediglich ihr Foto und Logo einfügen mussten. Über 200 Posts wurden an diesem Tag zum Dank der Trainer*innen in den sozialen Medien veröffentlicht und geteilt. Insgesamt konnten in diesem Zeitraum mit über 160 Postings auf den Sportdeutschland-Kanälen über 575.000 Menschen erreicht werden. Inbesondere die Video-Formate wurden sehr gut angenommen und damit über 45 Stunden Watch-Time auf YouTube erreicht. Mit individuellen (Trainer*innen)-Persönlichkeiten und vielfältigen Contentformaten wurde Sportdeutschland auf den sozialen Medien zum Mitmachen animiert.

5. Learning und Verortung in aktuellen Themen

Im Projektverlauf wurde klar, dass Trainer*innen weiterhin im Mittelpunkt der Verbandsarbeit stehen müssen. Dabei kann auf den Erfahrungen und Ansätzen des Projektes TrainerInSportdeutschland aufgebaut und diese weiterentwickelt werden. Entscheidend ist aber, dass die Förderung von Trainer*innen auch strukturell auf den Führungsebenen von Verbänden verankert ist (vgl. Leitziel 1). Alle, sowohl innerhalb des Sportsystems als auch außerhalb in Politik und Gesellschaft, sind gefordert, aktiv zu werden und sich für Trainer*innen einzusetzen. Das kann sowohl im Verein beispielsweise über gezielte Nachwuchsförderung im Trainer*innen-Bereich erfolgen als auch im Verband z.B. über die in der Satzung verankerte und gelebte Mitbestimmung der Trainer*innen. So ließe sich durch den Beitrag aller eine positive Weiterentwicklung und Veränderung der Rahmenbedingungen für Trainer*innen erreichen. Es hat sich gezeigt, dass insbesondere auch Trainer*innen dabei eine aktive Rolle spielen müssen, sowohl in Bezug auf die Mitbestimmung als auch bei der Eigeninitiative. Trainer*innen sind aufgefordert, sich auf allen Ebenen für ihre Belange einzusetzen. Die Wirkung wird umso größer, je mehr Trainer*innen sich zusammentun, gemeinsam ihre Interessen vertreten und mit einer starken Stimme sprechen. Die grundlegende Herausforderung besteht immer noch darin, Trainer*innen zu gewinnen und zu binden. Im ehrenamtlichen Bereich wird es immer schwieriger, motivierte Trainer*innen zu finden, die ihrer Tätigkeit langfristig nachgehen. Mit dem Entwicklungsplan Sport, der Bewegung und Sport einfacher zugänglich ma- chen soll, wird unter anderem auch das Ziel verfolgt, Ehrenamt zu stärken und das Engagement zukunftsfähig aufzustellen. Hiervon können die ehrenamtlich engagierten Trainer*innen profitieren. Zudem haben die Sportentwicklungsberichte gezeigt, dass sich qualifizierte Trainer*innen fast doppelt so lange engagieren als solche ohne Ausbildung. Daher ist es sehr zu begrüßen, dass mit dem aktuellen ReStart-Förderprogramm des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat die große Bedeutung von Ausbildung und Qualifizierung von Trainer*innen erkannt wird und entsprechend die ausbildenden Verbände gefördert werden. Gerade nach der Corona-Pandemie, unter der viele Vereine, aber auch viele Kinder und Jugendliche sehr gelitten haben, ist jetzt die Zeit gekommen, über motivierte und gut ausgebildete Trainer*innen qualifizierte Bewegungs- und Sportangebote zu schaffen.

Lösungen für den Fachkräftemangel im hauptberuflichen Trainer*innen-Bereich zu finden, spielt auch für die Weiterentwicklung des deutschen Leistungssports eine wichtige Rolle, wo den Trainer*innen innerhalb des gesamten Leistungssportpersonals eine besondere Verantwortung und Aufgabe zukommt. Bedarf dafür gibt es auf der Vereins-, der Landes- und der Bundesebene gleichermaßen.

Deshalb nimmt das Grobkonzept „Neue Wege gehen“ vom Bundesministerium des Innern und für Heimat und vom DOSB für den Spitzen- und Leistungssport aus dem November 2022 den Bereich des Leistungssportpersonals und hier insbesondere der Trainer*innen als eines von neun zentralen Handlungsfeldern in den Blick. Wichtige identifizierte Stellschrauben sind hier zum einen die konsequente Umsetzung des Konzepts „Verbesserung der arbeitsvertraglichen Rahmenbedingungen für Trainer*innen“, zum anderen der Aufbau einer staatlich anerkannten Berufsausbildung sowie einer akademischen Ausbildung von Leistungssportpersonal. Hierfür setzt sich der DOSB mit dem Ziel der Stärkung der Berufsperspektive und der damit verbundenen Steigerung der Attraktivität und Planungssicherheit für Leistungssportpersonal, insbesondere der Trainer*innen, ein. Aus dem Grobkonzept abzuleitende Maßnahmen und Umsetzungsschritte werden im Jahr 2023 gemeinsam vom Bund, den Ländern und dem organisierten Sport herausgearbeitet. Beabsichtigt ist es, auch für die hauptberuflichen Trainer*innen wertvolle Weiterentwicklungen zu realisieren. Obwohl das Projekt TrainerInSportdeutschland im Juni 2023 abgeschlossen sein wird, zeigt sich, dass die Förderung von Trainer*innen noch lange nicht abgeschlossen – eben weil sie eine Kernaufgabe darstellt, die dauerhaft und permanent bearbeitet werden muss.

Korrespondenzadresse

Eva Zehnder, Projektleiterin TrainerInSportdeutschland, Deutscher Olympischer Sportbund, OttoFleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/Main

E-Mail: zehnder@dosb.de