dog IN TOWN Ausgabe 06 / Februar - März 2017

Page 16

JOB

Genauso wird beispielsweise beim „Pinkeln auf Kommando“ verfahren. Ein Filmhund sollte diesen Trick beherrschen, denn er ist bei Regisseuren sehr beliebt. Aber ganz so einfach ist es nicht, einem Hund das Kunststück bei zu bringen. Die Schwierigkeit liegt dabei nicht unbedingt im Heben des Hinterbeines, sondern darin, es möglichst natürlich aussehen zu lassen. Es gibt viele Wege, die hier zum Ziel führen. Wichtig ist aber vor allem Geduld. „Ein Trick, den man schnell mal in ein paar Tagen eintrainiert, ist das nicht, vor allem, wenn es glaubhaft aussehen soll“, so Renate Hiltl. Eine Möglichkeit dieses Kunststück einzuüben, ist, den Hund zu kitzeln. Für diese Variante muss der Hund bereits das Kommando „Steh“ beherrschen. Der Trainer platziert sich vor dem Hund und kitzelt ihn mit einem dünnen längeren Stab am Hinterbein. Sobald das Tier mit einer Bewegung reagiert – auch wenn diese noch so klein ist – wird belohnt. Sollte der Hund versuchen auszuweichen, hilft es, ihn auf eine Erhöhung, beispielsweise auf ein Podest zu stellen. Die Belohnung muss präzise erfolgen, denn nur so kann der Vierbeiner verstehen, was genau von ihm verlangt wird. Höheres Heben der Pfote wird mit einem „Jackpot“, einem besonderen Leckerchen verstärkt. Nach und nach wird die Belohnung heraus gezögert, damit der Hund das Hinterbein immer etwas länger oben hält. „Bei diesem Schritt ist viel Feingefühl gefragt. Die Zeitspanne darf nicht zu schnell erhöht werden“, erklärt Renate Hiltl. Da der Vierbeiner später einmal an Gegenstände „pinkeln“ soll, ist es von Vorteil auch immer wieder in der Nähe von Bäumen, Hydranten oder sogar Menschenbeinen zu trainieren. Das wichtigste für Renate Hiltl ist dabei aber, dass der Hund Spaß an der Übung hat und nicht überfordert wird: „Weniger ist manchmal mehr. Das wird leider oft vergessen.“ Neben der Aus- und ständigen Weiterbildung, besteht der Alltag der Hunde auf Renate’s Film-Tier-Ranch zum größten Teil darin, einfach „nur Hund“ zu sein. Es bleibt viel Zeit für ausgiebige Spaziergänge und Kontakt zu Artgenossen. Nur so können die Tiere abschalten und Kraft für bevorstehende Dreharbeiten tanken. Dabei wird ver-

Chewakka übt den Pinkeltrick.

sucht, jeden Tag so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Die ideale Mischung besteht aus kurzen Trainingseinheiten und viel Freizeit. Wenn sich ihre Hunde einmal ein Nickerchen gönnen, studiert Renate Hiltl Drehbücher. So kann die Filmtiertrainerin feststellen, was sie mit ihren Vierbeinern trainieren muss und ob die Rolle für den jeweiligen Hund überhaupt geeignet ist. „Der Trainer kennt seinen Hund am Besten und kann in dieser Phase auch noch eigene Ideen und Vorschläge mit einbringen. Gegebenenfalls werden die Szenen dann entsprechend umgeschrieben oder durch Computeranimationen und Dummys ersetzt“, weiß Renate Hiltl. Sind die Szenen sehr lang oder werden von einem Hund mehrere divergente Charaktereigenschaften verlangt, wird häufig ein Double eingesetzt. So können sich zwei oder mehrere Hunde, die sich sehr ähnlich sehen, die Arbeit teilen. Eine gängige Praxis beim Film, die auch bei „Lassie“ oder „Kommissar Rex“ eingesetzt wurde. Egal, ob ein oder mehrere Hunde einen „Job“ beim Film oder Fernsehen übernehmen, es ist immer wichtig, dass die Tiere Spaß am Set haben. Nur so können sie das auch ausstrahlen und die Zuschauer begeistern. „Uns ist es sehr wichtig, dass es unseren Tieren am Set gut geht. Dies zu gewährleisten, ist in unseren Augen die wichtigste Aufgabe eines professionellen Filmtiertrainers“, sagt Renate Hiltl.

16

6/2017 ∙ dog IN TOWN


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.