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Vollbremsung mitten im Leben junge Menschen mit Krebs Pilot-

Vollbremsung mitten im Leben: junge Menschen mit Krebs
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Die Diagnose Krebs ist für alle Menschen erschütternd. Besonders tragisch wird es jedoch, wenn es die trifft, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben. Zukunftspläne, Unbeschwertheit und Autonomie weichen mit einem Mal Ängsten, Sorgen und Krankenhausaufenthalten.

Jedes Jahr erkranken rund 500.000
Menschen in Deutschland an
Krebs, ungefähr 5.500 davon sind sogenannte junge Erwachsene im Alter von 15 bis 29 Jahren. Im Gegensatz zu älteren Krebspatient:innen, die ihre privaten und beruflichen Ziele meist schon erreicht haben, bedeutet eine Erkrankung in jungen Jahren einen tiefen Einschnitt ins Leben. Ausbildung, Studium, Karriere, Kinderwunsch – alles kommt abrupt zum Stillstand. So war es auch bei Anna. Sie ist 26 Jahre alt, lebt in Berlin und studiert, als sie die Diagnose Brustkrebs erhält. Für sie war es wie für viele andere junge Menschen schwer, ihre Unabhängigkeit nach der Krebsdiagnose aufzugeben und wieder auf Hilfe angewiesen zu sein, im Alltag wie auch finanziell. Neben ihrem Studium hat sie bis zu ihrer Diagnose immer als Werkstudentin gearbeitet. Als sie aufgrund der Diagnose nicht mehr arbeiten kann, bekommt sie nur für sechs weitere Wochen Gehalt und danach kein Geld mehr, weil sie keinen Anspruch auf Krankengeld hat. Anna wünscht sich mehr Unterstützung speziell für junge Krebspatient:innen, die noch im Stueine Geschichte von

ANNA & SEVDA
Anna (oben) und Sevda kennen die Herausforderungen, mit denen junge Krebspatient:innen konfrontiert werden
dium oder in der Ausbildung sind: „Häufig ist es so, dass man davon ausgeht, entweder BAföG zu erhalten oder dass die Eltern Unterstützung leisten. Dies kann aber nicht immer gewährleistet werden.“ Diese Herausforderungen kennt auch Sevda aus Ahlen. Die junge Studentin ist mit 23 Jahren an Morbus Hodgkin erkrankt. „Ich wohne bei meinen Eltern, denn ohne deren finanzielle und seelische Unterstützung wäre es wirklich sehr schwer gewesen. Durch die ganzen Krankenhausaufenthalte konnte ich ja nicht arbeiten gehen.“ Eine weitere große Herausforderung für junge Krebspatientinnen ist die Familienplanung. Denn diese muss plötzlich im Schnellverfahren abgeschlossen werden, da Krebstherapien die Fruchtbarkeit einschränken können. Von heute auf morgen zwingt die Krankheit dazu, Entscheidungen zu treffen, für die man doch eigentlich noch ganz viel Zeit hatte, so auch bei Sevda: „Meine Eizellen wurden entnommen. Das war sehr wichtig für mich, denn ich möchte ja gerne später noch Kinder bekommen.“
AUSTAUSCH MIT ANDEREN BETROFFENEN
Sevda und Anna hatten das Glück, dass sie ein starkes Umfeld aus Familie und Freund:innen haben, die sie unterstützen. Krebs kann aber auch Beziehungen und Freundschaften verändern. Viele Gleichaltrige überfordert der Umgang mit der Erkrankung, sie ziehen sich zurück. Um das Gefühl von Einsamkeit und Isolation in dieser Situation zu vermeiden, kann der Kontakt zu anderen jungen Patient:innen helfen. Dabei bietet auch das Internet eine Vielzahl von Möglichkeiten: Der Dialog in speziellen Foren, Netzwerken oder Online-Selbsthilfegruppen trägt dazu bei, sich nicht mehr mit der Krankheit alleine zu fühlen und ohne viele Worte verstanden zu werden. Auch Blogs und soziale Medien wie Instagram, Facebook & Co. werden von jungen Patient:innen genutzt, um über ihr Leben mit der Krankheit zu berichten und ihre Situation zu verarbeiten. Sevda und Anna gehen ganz offen mit ihrer Erkrankung um. Nicht nur als Protagonist:innen der aktuellen DKMS LIFE Spendenkampagne, sondern auch auf Instagram. Indem sie auf ihren Kanälen die Geschichte ihrer Erkrankung teilen, möchten die beiden nicht nur anderen Betroffenen Mut machen, sondern auch die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. „Ich spreche offen über das Thema Krebs und meine Therapie und alles, was dazugehört, weil ich das Ganze so besser verarbeiten kann, aber gleichzeitig auch über das Thema aufklären möchte, gerade weil es leider immer mehr junge Menschen betrifft“, erklärt Anna. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Unterstützungsangeboten speziell für junge Menschen mit Krebs, so auch die look good feel better Beauty-Workshops von DKMS LIFE. Bei den kostenlosen Kosmetikseminaren für Teilnehmerinnen zwischen 10 und 21 Jahren soll den Betroffenen vor allem Wohlbefinden und neue Lebensfreude geschenkt werden. Denn besonders Mädchen und junge Frauen haben nicht nur mit der Krankheit selbst zu kämpfen, sondern auch mit ihrem veränderten Erscheinungsbild. Haarausfall, der Verlust von Wimpern und Augenbrauen oder Hautirritationen mindern das Selbstwertgefühl der Patientinnen. Die look good feel better BeautyWorkshops vermitteln daher nicht nur kosmetische Tipps und Tricks, sondern ermöglichen auch eine kurze Auszeit von der Krankheit und den Austausch mit gleichaltrigen Betroffenen. Seit der CoronaPandemie finden die Workshops ausschließlich online statt.
BeautyWorkshops für junge Krebspatientinnen
