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Initiative gegen digitale Gewalt

In Pakistan sind Journalistinnen immer wieder Provokationen und Bedrohungen in den Online-Medien ausgesetzt. Betroffene haben in einer Petition das Parlament aufgefordert, konkrete Schutzmaßnahmen zu erlassen.

Text Abdul Sattar, DW-Korrespondent Islamabad

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Zum Teil harsche Provokationen im Internet, die sich vor allem an Frauen aus der Medienbranche richten, nehmen in Pakistan zu. Rund 500 Journalistinnen protestierten 2020 mit einer Petition gegen Belästigung in den Sozialen Medien. Die Betroffenen wollten deutlich machen: Wir beugen uns nicht den vielfältigen Formen sozialen Drucks. In dem konservativ geprägten Land mit mehr als 200 Millionen Einwohnern sind insbesondere couragierte Frauen häufig das Ziel von Anfeindungen. Einige von ihnen beschlossen, Täter öffentlich beim Namen zu nennen. Sie fordern die Regierung auf, Maßnahmen gegen diejenigen zu ergreifen, die Frauen im Internet beschimpfen, sie verleumden – und das in einer oft obszönen Sprache. Der Protest ist ein mutiger und aufsehenerregender Schritt in einer patriarchalischen Gesellschaft, in der Konventionen und Bräuche tief in weiten Teilen der Gesellschaft verankert sind.

Eine prominente Journalistin und Unterzeichnerin der Petition, Zabunnisa Burki, sagt zu den wiederholten Angriffen auf Kolleginnen in den Sozialen Medien: „Je mehr wir darüber sprachen, desto deutlicher wurde, dass diese Attacken Teil einer organisierten Belästigungskampagne im Internet waren, die sich gegen Journalistinnen richtete. Sie betraf vor allem Personen, die sich kritisch direkt oder indirekt gegenüber der Regierungspartei äußern oder berichten.“

Pakistan ist eines der gefährlichsten Länder für Frauen. Die jährliche Veranstaltung „Aurat Azadi March“ (Freiheitsmarsch der Frauen) am 8. März ist mittlerweile zu einem Kulturkampf geworden.

Pakistan ist eines der gefährlichsten Länder für Frauen. Die jährliche Veranstaltung „Aurat Azadi March“ (Freiheitsmarsch der Frauen) am 8. März ist mittlerweile zu einem Kulturkampf geworden.

© ARIF ALI/AFP via Getty Images

In Pakistan ist es üblich, dass Medienschaffende ihre Kolumnen, Berichte und Reportagen in den Sozialen Medien teilen, um Reaktionen von Nutzenden zu erhalten. Burki zufolge hätten die Online-Angriffe inzwischen zahlreiche Frauen von diesem Schritt abgehalten. „Solche Attacken haben dazu geführt, dass Journalistinnen davor zurückschrecken, ihre Meinung öffentlich zu äußern.“

Burki ist der Ansicht, dass alle politischen Parteien in ihrem Land auf Trolle im Netz setzen. Das gelte auch für die Partei PTI (Pakistanische Bewegung für Gerechtigkeit) von Premierminister Imran Khan, die bei der Online-Belästigung von Journalistinnen keine Zurückhaltung an den Tag lege. Burki: „Von der PTI erwarten wir einfach eine seriösere und aufrichtige Haltung. Bislang vergeblich.“