Ladenbau in der Praxis

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Storytelling

an Spieltagen für Tausende von Menschen wieder funktionieren. Die Innenräume sind anthrazit und dunkel gehalten. Die Beleuchtung setzt den Fokus auf die größtenteils blauen Merchandise-Artikel. Überall finden sich grafische Zitate aus der visuellen Identität der Marke und des Fußballs, es gibt unzählige Kleinigkeiten zu entdecken. Der Laden ist Museum, Treffpunkt und Verkaufsraum zugleich. Die Glasvitrine mit den Pokalen und Erfolgen des Vereins über zwei Etagen wird zum Lieblingsort für Selfies – der Beweis: »Ich war da«. Jetzt erzählt der Store die passende Geschichte zum Verein und ist in sich rund.

ATELIER PATRIK MUFF EINE STIMMIGE GESCHICHTE Storytelling, also die Geschichte von Marke und Produkt zu erzählen, manchmal auch zu erfinden und den Kunden damit einzufangen, zu faszinieren und zu binden, ist eines der wichtigsten Merkmale modernen Ladenbaus geworden. Der Kunde kauft die Story – das Produkt bekommt er dazu. Die Geschichte des Schmuckateliers von Patrik Muff ist nicht erfunden. Muff erzählt in seinem Laden in der Münchner Ledererstraße eine ganz persönliche Erfolgsgeschichte: Schmuck mit dem Stempel des Designers »steht für zeitgenössische Goldschmiedekunst und die unverwechselbare Handschrift eines Designs, das Liebe zum Handwerk und barocke Ornamentik mit einer Prise P(r)unk in das Hier und Jetzt übersetzt« so die Beschreibung von Bele Muff, die die Öffentlichkeitsarbeit ihres Mannes verantwortet. Schon in frühester Kindheit war Muff fasziniert von bildlichen Darstellungen christlicher Kunst. Symbolhaftigkeit und bedeutungsschweren Attributen konnte er auch während seiner Lehrjahre und Studienzeit mehr abgewinnen als dem damaligen Kurs des Minimalismus. So beeinflussen Epochen die Arbeiten genauso wie ausdrucksstarke Trends der Subkulturen. Der ausgefallene Schmuck steht als Protagonist im Mittelpunkt und verbindet die Story über alle Touchpoints hinweg, die der Kunde mit der Marke hat. Dazu gehören bei Muff der Laden mit Einrichtung und Dekoration, die Bildsprache der Werbemittel, der Onlineauftritt und nicht zuletzt der Inhaber selbst. Bemerkenswert beim Atelier des Münchner Goldschmieds mit Kölner Ursprung ist die Tatsache, dass sich durch den stimmigen Auftritt eine eigene Ästhetik entwickelt, der man sich objektiv nicht entziehen kann, unabhängig von der individuellen Begeisterung für seine Stücke. Das Atelier Muff liegt passenderweise hinter den dicken Mauern eines Stadthauses aus dem 16. Jahrhundert in der Ledererstraße, inmitten der Altstadt, einen Katzensprung entfernt vom Marienplatz. Namensgeber für die schmale Straße mit ihren zahlreichen historischen Gebäuden waren die einst dort ansässigen Lederer und Gerber. So entsteht ein gelungener Spannungsbogen, in dem Muff seinen kostbaren und begehrenswerten Stücken in dieser historischen Umgebung der einstmals anrüchigen Gerberzunft begegnet. Die selbst entworfene und zusammengetragene Ausstattung des Showrooms mit Schmuckauslagen und einzelnen antiken Vitrinen zeugen von der Leidenschaft für einzigartige Stücke. Jedes ist gleich einem geheimnisvollen Schatz präsentiert. Fast wie ein Raritätenkabinett muten die wunderkammerartigen Gaubennischen an, die Patrik Muff aufwendig dekoriert. Sie laden den Passanten zum Staunen und Entdecken ein. Die Kassettenfenster einer Flügeltür, Relikt eines herrschaftlichen Hamburger Reederhauses, lassen hinter die Kulissen blicken. Über den Werkbänken thronen Schädel und Geweihe nebst christlichen Vanitas-Darstellungen, Leuchtreklamen und Trouvaillen aus allen Zeiten und Herrenländern – in dieser Zusammenschau liegt der unverwechselbare Genius Loci des Atelier Muff. 34

ENTWURF

Planer: Atelier Muff, München Verkaufsfläche: 35 m2 (Werkstatt: 30 m2) Planungsbeginn: 04 / 2014 Fertigstellung: 05 / 2014 Vertriebstyp: Retail Ladentyp: Stand alone Sortiment: Monobrand


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